Research Collection
Working Paper
Erdbebenbeanspruchung von Beton- und Leichtbetonbauwerken nach verschiedenen Normen und Berechnungsverfahren
Author(s):
Ziegler, Armin; Bachmann, Hugo; Ammann, Jakob Walter Publication Date:
1980
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000197795
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ETH Library
nach verschiedenen Normen und
Berechnungsverfahren
Armin
Ziegler
Walter Ammann
Hugo
BachmannJuni1980 BerichtNr. 99
BirkhäuserVerlag
Basel ¦Boston ¦Stuttgart
Institut für Baustatik undKonstruktion
ETH ZürichZiegler,
Armin:Erdbebenbeanspruchung
von Beton- und Leichtbeton¬bauwerkennach verschiedenen Normen und
Berechnungs¬
verfahren /vonArmin
Ziegler;
Walter Ammann;Hugo
Bachmann.- Basel:Birkhauser
Verlag,
1980(Bericht/Institut
für Baustatik und Konstruktion ETHZürich;
Nr.99)
ISBN3-7643-1219-X
NE:
Ammann, Walter; Bachmann, Hugo:
Nachdruck verboten.
Alle
Rechte,
insbesondere das derÜbersetzung
infremdeSprachen
undder
Reproduktion
aufphotostatischem Wege
oder durchMikrofilm,
vorbehalten.¦© Birkhauser
Verlag Basel,
1980 ISBN 3-7643-1219-Xvon
Dipl. Ing.
ArminZiegler Dipl. Ing.
Walter AmmannProf.
Dr.Hugo Bachmann
Institut für Baustatik
undKonstruktion Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
Zürich Juni 1980
Seite
1. EINLEITUNG 1
1.1
Problemstellung
11.2
Zielsetzung
21.3 Uebersicht 2
2. BERECHNUNGSBEBEN 4
3. BAUWERKE 6
3.1
Allgemeines
63.2 Bauwerk I: Geschäftshaus in Rahmenbauwei6e 6
3.3 Bauwerk II: Hochhaus mit Kern und Fassadenscheiben 6
3.4 Bauwerk III:
Bürogebäude
mit Kern und Fassadenstützen 7. 3.5 Bauwerk IV: Flussbrücke 7
3.6 Bauwerk V: Talbrücke 7
3.7
Eigenfrequenzen
der Bauwerke B4. NORMEN UND BERECHNUNGSVERFAHREN 9
4.1 Schweizerische Norm SIA
160,
Art. 22[SIA-160]
94.2 Richtlinien des Landes
Baden-Württemberg (RL-BW)
104.3 Entwurf für die amerikanische Erdbebennorm
(ATC-3)
114.4
Antwortspektrenmethode (ASM)
124.5
Vergleich
der maximalenBeschleunigungen
und der horizontalen Ersatzlasten 135. LEICHTBETON ANSTELLE VON BETON 14
6. RISSBILDUNG UND DUKTILITAET 17
6.1
Berücksichtigung
derRissbildung
176.2 Unelastisches Verhalten - Duktilität 17
7. RESULTATE UND VERGLEICHE 19
7.1
Allgemeines
197.2
Vergleich
der Normen mit dem tatsächlichaufgetretenen
Erdbeben 217.3
Beurteilung
der Norm SIA160,
Art. 22 227.4
Vergleich
Ersatzlastverfahren -Antwortspektrenmethode
237.5
Vergleich
Leichtbeton - Beton 237.6 Einfluss der
Rissbildung
247.7 Erforderliche Duktilität 24
B. FOLGERUNGEN 26
ZUSAMMENFASSUNG 2B
RESUME 30
SUMMARY 33
VERDANKUNGEN 35
LITERATURVERZEICHNIS
36BEZEICHNUNGEN 37
1.1 PROBLEMSTELLUNG
Heutzutage
wird derBauingenieur
in zunehmendem Masse mitdynamischen
Problemen konfron¬tiert. Dabei
geht
es oft um dieVoraussage
undBeurteilung
des Erdbebenverhaltens von Bauwerken.Allerdings
lassen sich weder die durch das Erdbebenhervorgerufene
Bodenbe¬wegung noch das zumeist äusserst
komplexe dynamische
Verhalten eines Bauwerks exakt er¬fassen.
Viele Normenvorschriften beruhen auf dem
sogenannten
statischen Ersatzlastverfahren. Bei derBemessung
von Bauwerken wird dem Lastfall Erdbeben dadurchRechnung getragen,
dass ein bestimmterprozentualer
Anteil desEigengewichtes
als statische Horizontallasteinge¬
führt wird. Ein äusserst
komplizierter dynamischer Vorgang
mitständig
wechselnden Bean¬spruchungen
wird damit auf ein statisches Problem reduziert. Die für dasdynamische
Ver¬halten des Bauwerks
wichtigen Eigenschaften
wieSteifigkeit, Eigenfrequenz, Duktilität, System-
undMaterialdämpfung
bleibenunberücksichtigt.
Es stellt sich dieFrage,
ob diegemäss
diesen Normen bemessenen Bauwerke bei einemzukünftigen
Erdbeben trotzdemgenügend
Sicherheit bieten. In dervorliegenden Untersuchung
werden daher für fünftypische
Bau¬werke
(drei Hochbauten,
zweiBrücken)
und für eine Erdbebenintensität vonKMSK)
= VII dieBeanspruchungen gemäss
drei verschiedenen Normen ermittelt und mit denBeanspruchun¬
gen
verglichen,
wie sie sich aus einem tatsächlichaufgetretenen
Erdbeben dergleichen
Intensität
CFriaul 1976,
StationCodroipo) aufgrund
einerdynamischen Berechnung
nachder
Antwortspektrenmethode ergeben.
Die Schweiz ist zwar in letzter Zeit von schweren Erdbeben verschont
geblieben,
doch habengerade
die beidenjüngsten
Beben in unserer unmittelbaren Nachbarschaft - Friaul 1976 und Schwäbische Alb 197B - wiedergezeigt,
dass auch in unserem Land mit stärkeren Erdbebenzu rechnen ist. Eine
Ueberprüfung
undBeurteilung
der in der Schweizgültigen
Erdbeben¬vorschriften
(Norm
SIA 160, Art. 22[1]),
die auf dem Ersatzlastverfahrenberuhen,
ist daher von besonderem Interesse.Bei der
Beurteilung
von Normenvorschriftengeht
es einerseitsdarum,abzuklären,
ob die beim Ersatzlastverfahren verwendeten horizontalen Lasten in ihrer Grösse etwarichtig gewählt
sind. Andererseits stellt sich dieFrage,
ob die Methode an sich dem doch sehrkomplexen
Problem derErdbebenbeanspruchung gerecht
wird. Hiefür ist eswesentlich,
zuwissen,
welche Parameter mit dem Ersatzlastverfahren nicht oder nur annähernd berück¬sichtigt
werden können, und wie gross allenfalls deren Einfluss auf dieErmittlung
derBeanspruchungen
bei verschiedenenBauwerkstypen
ist.Mit dem Bestreben,
möglichst
erdbebensichere Bauweisen zuentwickeln,
ist in letzter Zeit auch Leichtbeton zur Diskussiongestellt
und zumBeispiel
inerdbebengefährdeten
Gebieten derSowjetunion entsprechend angewendet
worden. Leichtbeton weistgegenüber
normalemBeton bei
gleicher Festigkeit
ein etwa um einen Drittelgeringeres spezifisches
Gewicht auf. Hiermitergeben
sichaufgrund
des Ersatzlastverfahrens stark verminderteBeanspru¬
chungen.
Der bedeutend kleinere E-Modul des Leichtbetons und derentsprechende
Einflussauf die
Eigenfrequenz
kann dabeiallerdings
nichtberücksichtigt
werden. Es interessiert daher ein realistischerVergleich
zwischenanalogen
Leichtbeton- undBetontragwerken
auf¬grund dynamischer Berechnungen.
Bei der
dynamischen Berechnung
von sowohl armierten Beton- als auch Leichtbetonkonstruk- tionen stellen sich zwei besondere Probleme: Erstens reduziert sich durch dieRissbildung
dieSteifigkeit
und zwarje
nach Grösse und Art derBeanspruchung;
dadurch verändert sich dieEigenfrequenz
des Bauwerks und damit dieSchwingungsanregung
durch das Erdbeben. Underlaubt es einer
Stahlbetonkonstruktion,
einen grossen Teil der vom Erdbeben auf das Bau¬werk
übertragenen Energie
durch unelastischeVerformungen
zu absorbieren. Daher können Stahlbetonbauwerke wesentlich höhereErdbebenbeanspruchungen
aufnehmen als eine reinelastische
dynamische Berechnung ergibt.
Diese beidenAspekte,
der Einfluss der Riss¬bildung
undderjenige
des unelastischenVerhaltens,
bzw. derDuktilität,
werden in dieser Arbeitaufgrund
vereinfachender Annahmen ebenfalls noch kurz behandelt.1.2 ZIELSETZUNG
Die
vorliegende Untersuchung
soll zurKlärung
derfolgenden Fragen beitragen:
a)
Wie stimmen beitypischen
Bauwerken und für eine bestimmte Erdbebenintensität dieBeanspruchungen gemäss
verschiedenen Normen mit denBeanspruchungen aufgrund
eines tatsächlichaufgetretenen
Erdbebens überein?b) Genügt
die schweizerische Norm SIA160,
Art. 22, denAnforderungen
an eine moderne Erdbebenvorschrift?c)
Welche Parameter werden bei der Ersatzlastmethodevernachlässigt,
und wie wirkt sich dies bei den verschiedenenBauwerkstypen
aus?d) Ergibt
sich eine Reduktion derBauwerksbeanspruchungen,
wenn für dieTragstruktur
Leichtbeton anstelle von Beton verwendet wird?e)
Welchen Einfluss hat dieRissbildung
auf dieBauwerksbeanspruchungen?
f)
Wie ist die aus einerBemessung gemäss
den Normen erforderliche Duktilität zu beur¬teilen?
1.3 ÜBERSICHT
Um die vorstehenden
Fragen
beantworten zu können, wurden für die in Tabelle 1aufgezählten
BauwerkeBerechnungen gemäss
den Normen bzw.Berechnungsverfahren gemäss
Tabelle2,
durch¬geführt,
und zwar für Beton- und Leichtbetonbauweise. SämtlichenBerechnungen
wurde ein Erdbeben der IntensitätKMSK]
= VIIzugrundegelegt.
Bauwerke
I Geschäftshaus in Rahmenbauweise (4 Stockwerke)
II Hochhaus mit Kern und Fassadenscheiben (26 Stockwerke) III Geschäftshaus mit Kern und Fassadenstützen (7 Stockwerke) IV Flussbrücke
(max.
Pfeilerhöhe 15m)
V Talbrücke
(max.
Pfeilerhöhe 62 m)Tabelle 1: Untersuchte Bauwerke
(vgl.
Bild1)
RL-BW Richtlinien des Landes
Baden-Württemberg (1972) [2]
ATC-3 Entwurf für die amerikanische Erdbebennorm
(1978) [3]
ASM
Antwortspektrenmethode [4]
Tabelle 2: Verwendete Normen und
Berechnungsverfahren
Damit die Resultate aus den verschiedenen
Berechnungen
miteinanderverglichen
werdenkönnen,
solltenmöglichst
dieselbenBelastungen
bzw. dieselbe Bebenstärkezugrundegelegt
werden.Die
Belastungen
resultieren aus- den von einem Erdbeben verursachten horizontalen und vertikalenBodenbewegungen.
Diewichtigsten
Parameter zu derenBeschreibung
sind[4]:
-
Bodenverschiebung
-
Bodengeschwindigkeit
-
Bodenbeschleunigung
-
Frequenzgehalt
- Bebendauer
Als Mass für die Stärke eines Bebens werden verschiedene Parameter verwendet. Gebräuch¬
lich sind die auf dem Schadenbild beruhenden
Intensitätsskalen,
z.B. nach Rossi-Forel(RF)
oder nachMedvedev-Spohheuer-Karnik (MSK) (vgl.
Tabelle3).
Auch die maximale Bodenbe¬schleunigung
oderBodengeschwindigkeit
ist ein Mass für die Stärke einesBebens,
doch wird dabei nur derenSpitzenwert,
der in einem kleinen Zeitintervall derErschütterung auftritt, berücksichtigt,
was nichtunbedingt repräsentativ
für das ganze Beben sein muss. Ein anderermöglicher
Parameter ist dasIntegral
desGeschwindigkeits-Antwortspek-
trums über den interessierenden
Frequenzbereich.
In der schweizerischen Norm SIA160,
Art.22,
wird als Mass für die Stärke eines Bebens die IntensitätI(RF)
und in der Richtlinie des LandesBaden-Württemberg
die IntensitätKMSK) verwendet,
im Entwurf fürdie amerikanische Erdbebennorm
hingegen
die maximaleBodenbeschleunigung
undBodenge¬
schwindigkeit.
Bei derBerechnung
derBeanspruchungen
aus einem tatsächlichaufgetretenen
Erdbeben können sowohl die Schadenintensität(z.B.
KMSK)) als auch die zeitlichen Verläufevon
Bodenbeschleunigung, Bodengeschwindigkeit
undBodenverschiebung
sowie das daraus re¬sultierende
Antwortspektrum zugrundegelegt
werden.In diesem Bericht wurde als Mass für die Erdbebenstärke die Intensität
KMSK)
verwendet.Sämtlichen
Berechnungen
wurde die IntensitätsklasseKMSK)
= VIIzugrundegelegt,
wasI(RF)
= VIIIentspricht (vgl.
Tabelle 3). Ein Erdbeben dieser Intensität istgemäss [5]
z.B. in der
Region
Basel mit einer statistischenWiederkehrpBriode
von etwa 500 Jahren und im Wallis mit einer solchen von etwa 50 Jahren zu erwarten.Gekürzte
Fassung:
I Nur von
Seismographen registriert.
II Nur vereinzelt von in Ruhe befindlichen Personen
gespürt.
III Nur von
wenigen
Personengespürt.
IV Von vielen Personen
gsfühlt.
Geschirr und Fenster klirren.V Viele Schlafende
erwachen, hängende Gegenstände pendeln.
VI Leichte
Verputzschäden.
VII Risse in
Verputz,
WändBn und an Schornsteinen.VIII Grosse Risse im Mauerwerk, Giebelteile und Dachsimse stürzen ein.
IX An
einigen
Gebäuden stürzen Wände und Dächer ein. Er werden Erdrutsche beobachtet.X Einsturz vieler Gebäude,
Spalten
im Boden.XI Zahlreiche
Spalten
im Boden, Erdrutsche in denBergen.
.XII
StarkeVeränderungen
an der Erdoberfläche.VERGLEICH
der
wichtigsten
Intensitäts-SkalenIntensitätsskala Grad der Intensität
MSK 1964 II lll IV V VI VII VIII IX X XI XII MM 1931 1 1 1 lll IV V VI VII VIII IX X XI XII RF 1883 II lll IV V VI VI VIII IX X
Tabelle 3: Intensitäts-Skalen
(vgl.
z.B.[4])
3,1 ALLGEMEINES
Bild 1
gibt
eine Uebersicht über die untersuchten Bauwerke. Diese wurden soausgewählt,
dass
möglichst
unterschiedlicheTragsysteme
erfasst werden konnten. Die Grundrissformen der Hochbauten sindeinfach,
womit durch dieModellbildung
keine zu grossenAbweichungen
vom wirklichen
Tragsystem
entstehen sollten. Alle fünfObjekte
sind bereitsausgeführt
oder zur Zeit inAusführung begriffen.
DieModellbildung
undBerechnung erfolgte
bei den Hochbautenjeweils
nur für horizontaleBodenbewegung
in derungünstigeren Richtung,
bei den Brücken in derRichtung
quer zurTrägeraxe.
Die Massen wurden bei den Hochbauten in den Geschossdecken, bei den Brücken in der Trä¬
geraxe
konzentriert;
dabei wurden dasBauwerkseigengewicht (Decken, Bodenbeläge,
Fassaden,Zwischenwände,
usw.) und die Hälfte derzulässigen
Nutzlasteneinbezogen.
Sämtliche
Berechnungen
wurden unter der Annahme ideal elastischen Materialverhaltensdurchgeführt.
DieSteifigkeiten
wurden amungerissenen Betonquerschnitt
bestimmt. Um den Einfluss derRissbildung abzuschätzen,
wurde bei den Hochbauten auch eine Variante mit reduziertenSteifigkeiten
untersucht(vgl.
Abschnitt 6.1).3.2
BAUWERK I:GESCHÄFTSHAUS
IN RAHMENBAUWEISEDas Bauwerk I ist ein
4-stöckiges
Stahlbeton-Gebäude mit einemrechteckigen
Grundrissvon 30.40 m x 46.64 m und einer Gesamthöhe von 17.36 m
(Bild
2). DasTragsystem
bestehtaus in
regelmässigem
Rasterangeordneten
Stützen und den vier Geschossdecken(Flach¬
decken). Ausser den Stützen sind keine aussteifenden Elemente vorhanden. Die horizontalen Lasten werden allein durch
Rahmenwirkung
desStützen-Decken-Systems abgetragen.
Modellbildung:
Für die
Berechnung genügt
es, einen inGebäude-Querrichtung
verlaufenden Streifen von 6.08 m Breite(Stützenabstand)
zu betrachten(Bild
3). DieAuswirkungen
von Torsions¬schwingungen
können mit diesem Modell nicht erfasst werden. Damitergibt
sich ein vier¬stöckiger
Rahmen, bei dem die Geschossdecken alsRiegel
wirken.Wegen
der Unsicherheit in der mitwirkenden Breite der Geschossdecken wurden ein Modell la mit grosser mitwirken¬der Breite
(b
= 6.OB m) und ein Modell Ib mit kleiner mitwirkender Breite (b = 2.00 m)durchgerechnet.
3.3
BAUWERK II! HOCHHAUS MIT KERN UNDFASSADENSCHEIBEN
Das Bauwerk II ist ein
28-stöckiges
Hochhaus mit einemrechteckigen
Grundriss von 16.20 mx 24.00 m und einer Gesamthöhe von 79.35 m (Bild
4).
DasTragsystem
besteht aus zwei zentralangeordneten
Kernen, vier Fassadenscheiben und sechs Stützen. Diese vertikalen Elemente sind durch die Geschossdecken(Flachdecken)
untereinander verbunden. Die Fassa¬den der
Längsseiten
bestehen teils aus Glas, teils ausvorgehängten
Betonelementen. Die horizontalen Lasten werden durch die beiden Kerne, die Scheiben und ingeringem
Massdurch die Stützen
abgetragen.
Modellbildung:
Die Kerne wirken wie im Fundament
eingespannte Kragarme
und die Fassadenscheiben wie ge¬koppelte
Schubwände, da sie durch die Geschossdecken verbunden sind (Bild 5). Für dietalverschiebungen
erfahren müssen.Wie beim Bauwerk I wurden auch hier ein Modell IIa mit grosser mitwirkender Breite
£b
= 6.0 m) und ein Modell IIb mitgeringer
mitwirkender Breite(b
= 2.0m)
untersucht.3.4
BAUWERK III!BÜROGEBÄUDE
MIT KERN UNDFASSADENSTÜTZEN
Das Bauwerk III ist ein
7-stöckiges Bürogebäude
mit einemquadratischen
Grundriss von25.75 m x 25.75 m und .einer Höhe von 25.10 m
(Bild 6).
DasTragsystem
besteht aus einemzentralen aussteifenden Kern
(Treppenhaus
und Liftschacht) sowieStützen,
die den Fassa¬den
entlang
inregelmässigem
Abstand von 3.50 mangeordnet
sind. Ausser imKellergeschoss
sind keine aussteifenden Zwischenwände vorhanden. Dergrösste
Teil der horizontalen La¬sten wird durch den Kern
aufgenommen.
Modellbildung:
Eine
Idealisierung
des Bauwerks alsKragarm (Kern)
würde bereitsgute
Resultateergeben.
Um
jedoch
den Einfluss der Stützenmitzuberücksichtigen,
wird dasTragsystem
in dreiparallele
Rahmenaufgeteilt:
einen mittleren Rahmen mit einer Innenstützeentsprechend
dem Kern und zwei Aussenstützenentsprechend je
sechs Fassadenstützen sowie zwei Endrah¬men, die
je
durch acht Fassadenstützengebildet
werden(Bild
7). Die drei Rahmen sind wie beim Bauwerk II über die Geschossdecken miteinander festverbunden,
d.h. sie müssen dieselbenHorizontalverschiebungen
erfahren.3.5
BAUWERK IV:FLUSSBRÜCKE
Das Bauwerk IV ist eine Flussbrücke mit einer
Gesamtlänge
von 333.10 m und einer Fahr¬bahnbreite von 10 m
(Bild 8).
DieSpannweiten
variieren zwischen 22 m und 42 m. Die maxi¬male Pfeilerhöhe
beträgt
15.65 m.Modellbildung:
Die Brücke wird hier nur für ein Beben mit einer
Bodenbewegung
quer zurTrägeraxe
unter¬sucht.
Bewegungen
inBrückenlängsrichtung
werden nicht betrachtet. Bei den imVergleich
zur
Spannweite
recht kurzen Pfeilern kann man sichnäherungsweise
auf dieBerechnung
aneinem einzelnen Pfeiler mit
zugehörigem Brückenträgerabschnitt
beschränken. Das Berech¬nungsmodell entspricht
damit einemKragarm
mit konzentrierter Masse am Stabende, d.h.einem
Einmassenschwinger.
3.6
BAUWERK V!TALBRÜCKE
Das Bauwerk V ist eine Talbrücke mit einer
Gesamtlänge
von 512 m und einer Fahrbahnbreitevon 20.70 m
(Bild
9). Sie weist imGegensatz
zum Bauwerk IV sehr grosseSpannweiten
und Pfeilerhöhen auf. DerHauptträger,
einKastenquerschnitt
mit variablerHöhe,
hat eine maximaleSpannweite
von 106.75 m. Die Pfeilerhöhebeträgt
bis zu 62.0 m.Modellbildung:
Für
Bodenbewegungen
quer zurTrägeraxe
wird derBrückenträger
alsDurchlaufträger
teilsmit elastischer
Lagerung (lange
Stützen) und teils mit festerLagerung (kurze Stützen, Widerlager)
idealisiert (Bild 10).Schwingungen
inBrückenlängsrichtung
werden hier eben¬falls nicht untersucht.
In der Tabelle 4 sind die
Grundschwingzeit
und die ersten vierEigenfrequenzen
der fünf Bauwerke bzw. derentsprechenden
Modellezusammengestellt.
Sie wurden imZuge
derdynami¬
schen
Berechnungen
mit demComputerprogramm
ETABS[6]
ermittelt.Bei den Modellen Ib bzw. IIb ist im
Vergleich
zu den Modellen la bzw. IIa der Einfluss dergeringeren
mitwirkenden Breite auf dieEigenfrequenz erkennbar,
der Unterschied istallerdings
nicht sehr gross. Mehr ins Gewicht fällt dieVeränderung
derEigenfrequenzen
durch
Rissbildung (vgl.
z.B. Iaungerissen
undgerissen).
DieEigenfrequenzen
der Leicht¬betonkonstruktionen
(LB) liegen jeweils
14 bis 19% tiefer alsdiejenigen
deranalogen
Betonkonstruktionen(B).
Bauwerk
Grund¬
schwing¬
zeit
Tis] Eigenfrequenzen [s-1]
1 2 3 4
I: Geschäftshaus
h = 17.36 m Ia : -ungerissen b 1)= 6.08 m R 2) LB 2)'
0.67 0.81
1.49 1.23
4.95 4.15
8.20 6.85
10.75 8.93 b' = 30.40 m Ia : gerissen ¦*) b = 6.08 m B 0.96 1 .04 3.61 6.25 ¦ 8.62
LB 1.16 0.86 3.01 5.24 7.19
1 = 48.68 m Ib :
ungerissen
b = 2.00 m B 0.82 1.22 4.20 7.41 10.64LB 0.98 1.02 3.51 6.21 B.77
II: Hochhaus
h = 79.35 m IIa : ungerissen b = 6.00 m B 2.70 0.37 1.88 4.78 8.85
LB 3.33 0.30 1.53 3.89 7.25
b' = 18.20 m IIa : gerissena b
m
= 6.00 m B 3.70 0.27 1.49 3.B6 7.19
1 = 24.00 m IIb : ungerissen b = 2.00 m B 3.13 0.32 1.81 4.72 8.85
LB 3.B5 0.26 ~ "" ~
III:
Bürogebäude
h « 25.20 m III : ungerissen B 0.23 4.39 16.95 32.26 44.05
b' = 25.75 m LB 0.27 3.71 14.71 27.86 37.74
1 = 25.75 m
III : gerissen B 0.28 3.55 14.08 27.03 37.04
IV : Flussbrücke Spannweite = 42.00 m B 0.68 1.46 - - -
Pfeilerhöhe = 15.65 m LB 0.79 1.26 - - -
V : Talbrücke Spannweite = 106.75 m B 2.00 0.50 1 .07 1 .12 2.01 Pfeilerhöhe = 62.00 m LB 2.38 0.42 0.89 0.93 1.67
1) b = mitwirkende Breite m
2) B = Beton; LB = Leichtbeton
3) Annahmen für reduzierte Steifigkeiten siehe Abschnitt 6.1
Tabelle 4:
Grundschwingzeit
undEigenfrequenzen
der Bauwerke bzw. ModelleFür die in
Kapitel
3 beschriebenen Bauwerke wurden die Schnittkräfte für ein Erdbeben der IntensitätKMSK)
= VII nach den bereits in Tabelle 2 erwähnten Normen[1], [2], [3]
berechnet. Zudem wurden die
Beanspruchungen
aus einem tatsächlichaufgetretenen
Erdbebengleicher
Intensität mit Hilfe derAntwortspektrenmethode
ermittelt.4.1 SCHWEIZERISCHE NORM SIA 160, ART.
22(siA-160)
Die
Berechnung
nach der Norm SIA160,
Art. 22,[1],
beruht auf dem Ersatzlastverfahren.Anstelle der durch die
Bodenbeschleunigung
verursachtenTrägheitskräfte
wird eine hori¬zontale Ersatzlast
eingeführt,
für die das Bauwerk zu bemessen ist. Die Grösse dieser Ersatzlast H berechnet man aus:-
Eigengewicht
resp. Masse M(plus 1/2
Nutzlast resp. derenMassen)
*)- Horizontale
Beschleunigung
b als Teil derErdbeschleunigung
g inAbhängigkeit
von der Intensität nach Rossi-Forel:KRF)
= VII : b =g/50 KRF)
= VIII: b =g/20
-
Erhöhung
der horizontalenBeschleunigung
um 40% für Bauten mitgrösseren
Menschenan¬sammlungen
- Reduktion der horizontalen
Beschleunigung
b für schlanke Bauwerke wieSilos,
Wasser¬türme, Hochkamine,
Kirchtürme undBrückenpfeiler
inAbhängigkeit
von derGrundschwing¬
zeit T:
KRF)
= VIII: b =P-05'g
mit T . = 0.5 s3 min
/T
Für die in diesem Bericht
zugrundegelegte
Intensität desBerechnungsbebens KMSK)
= VIIentsprechend KRF)
= VIII -folgt
für die Grösse der horizontalen Ersatzlast HH = b-M =
-^-M
=0.05-g-M
mit g = 9.81m/s2 (1)
bei den Bauwerken I, II und III (Hochbauten), bzw.
H =
°^l£.n
3
bei den Bauwerken IV und V
(Brücken).
Die resultierende Ersatzlast H wird wie
folgt
über die Gebäudehöhe verteilt:m. h.
P. =
H—i—-— (2)
1 l
ir^-h.
mit P. = horizontale
Stockwerks-Ersatzlast
m. = Stockwerksmasse
h. = Höhe über Fundamentsohle i = i-tes Geschoss
*) Nur bei
Lagerhäusern gefordert.
In denvorliegenden Untersuchungen
wurde bei allendrei Hochbauten die halbe Nutzlast
miteinbezogen.
Bei einer konstanten
Massenverteilung
über die Bauwerkshöheergibt
sich mit Gl. (2) einedreiecksförmige Verteilung
der Ersatzlasten P. mit dem höchsten Wert auf der Höhe der obersten Geschossdecke. DieBeschleunigung
erreicht dort den Wert 2 b.In der Tabelle 5 sind die
aufgrund
der Gl. (2) ausP./m.
auf der Höhe der obersten Ge¬schossdecke,
bzw. auf der Höhe desBrückenträgers,
errechnete maximaleBeschleunigung
b und die resultierende Ersatzlast H für alle fünf Bauwerke zusammengestellt,
max °
Bauwerk b [m/s2]
max ' H
[kN]
I : Geschäftshaus 1 .0 410
II : Hochhaus 1 .0 6800
III:
Bürogebäude
1 .0 2640IV : Flussbrücke 0.5 350
V : Talbrücke 0.37 1050
Tabelle 5: Maximale
Beschleunigung
und resultierende horizontale Ersatzlastgemäss
SIA-1604,2
RICHTLINIEN DES LANDESBADEN-WÜRTTEMBERG (RL-BW)
Vom Land
Baden-Württemberg
sind 1972 Vorschriften für dieErdbebenbemessung
von Bauwerken in Form vonvorläufigen
Richtlinien[2] herausgegeben
worden. Diese Norm befasst sich ausführlich mit Entwurfs- undKonstruktionsregeln
undgibt
ein vereinfachtesBerechnungs¬
verfahren an. Es beruht wie die Norm SIA 160, Art. 22, auf dem Ersatzlastverfahren
und soll u.a. bei üblichen Hochbauten
angewendet
werden. In dervorliegenden Untersuchung
wurde die RL-BWsinngemäss
auch zurBerechnung
der beidenBrücken,
Bauwerke IV und V, verwendet. Dabei muss eine maximaleBeschleunigung
bmflx auf der Höhe der obersten Ge-schossdecke,
bzw. bei Brücken auf der Höhe des Ueberbaus, wiefolgt
berechnet werden:b = b
'Q'S'X
max o
(3)
wobei: b = Grundwert für horizontale
Beschleunigung, abhängig
von der Intensität KMSK)
8 =
dynamischer
Faktor,abhängig
von derGrundschwingzeit
T•T < 0.45 s: ß = 1.5
T > 0.45 s: ß =
0.792-T"0,8
6 =
Baugrundfaktor (konstant eingenommen)
X = Faktor zur
Berücksichtigung
der BauwerksklasseDie
Horizontalbeschleunigung
b nimmt von diesem Maximalwertbmgx
bis zum Fundament linearauf null ab.
Die horizontalen Teilkräfte pro Stockwerk
betragen
somit b _•h.tti. = b«m.
ii i
(4)
und die
gesamte
HorizontalkraftH = E P.
l
In der Tabelle 6 sind die verwendeten
Normenfaktoren,
die maximaleBeschleungigung
b auf der Höhe der obersten Geschossdecke, bzw. auf der Höhe des Brückenträgers,
max °
die daraus resultierende Ersatzlast H für alle fünf Bauwerke
aufgeführt.
Bauwerk
bo
[m/s2]
ß
6 X bmax
[m/s2]
H
[kN]
I : Geschäftshaus 0.40 1 .5 1.2 0.6 0.43 210
II : Hochhaus 0.40 1.5 1.2 0.7 0.50 3530
III:
Bürogebäude
0.40 1 .5 1.2 0.6 0.43 1270IV : Flussbrücke 0.40 1.05 1.2 0.6 0.30 210
V : Talbrücke 0.40 0.45 1.2 0.6 0.13 350
Tabelle 6:
Normenfaktoren,
maximaleBeschleunigung
und resultierende horizontale Ersatzlastgemäss
RL-BW4.3
ENTWURFFÜR
DIEAMERIKANISCHE ERDBEBENNORM (ATC-3)
Der kürzlich
publizierte
Entwurf für eineNeufassung
der amerikanischen Erdbebennorm[3]
ist ein
umfangreiches
und stark ins Detailgehendes
Normenwerk. Nebst ausführlichen An¬gaben
für die konstruktiveDurchbildung
der Bauwerke werdenje
nachGefährdungspotential
verschiedeneBerechnungsverfahren vorgeschrieben.
Da die ATC-3 für
Bruckentragwerke
nicht direkt anwendbar ist, wurden mit dieser Norm nurdie Bauwerke
I,
II und III untersucht. Diese können - wie bei SIA-160 und RL-BW - mit dem Ersatzlastverfahren berechnet werden. Als Unterschied zu SIA-160 und RL-BW werden in ATC-3 auch die Art desTragsystems
und die Duktilität des Baumaterialsberücksichtigt.
Als Mass für die Stärke eines Bebens werden anstelle der Intensität die maximale Boden¬
geschwindigkeit
und dieBodenbeschleunigung
verwendet. Diese Werte sind in der Norm inForm von seismischen Zonenkarten
festgelegt.
Für die hierdurchgeführten Berechnungen
wurde der
Bodenbeschleunigungskoeffizient aufgrund
der maximalenBodengeschwindigkeit
uoS tatsächlich
aufgetretenen
Erdbebens(siehe
Abschnitt 4.4b))
ermittelt. Die horizon¬tale Ersatzkraft H wird wie
folgt
berechnet:1.2'A -S
H = - W
3, °
R« /T*"
mit: W =
ständige
LastA =
Bodengeschwindigkeitsfaktor
S =
Baugrundfaktor
R = Faktor zur
Berücksichtigung
vonTragsystem
und Baumaterial T =Grundschwingzeit
(5)
Die
Verteilung
der horizontalen Ersatzlast über die Höhe istgemäss
derfolgenden
Formel für Bauwerke mit kurzerGrundschwingzeit dreiecksförmig,
und für Bauwerke mitlanger Grundschwingzeit parabolisch
anzunehmen.mit:
m.-h.
i i l
rv
h.= 1 für T < 0.5 s
= 2 für T > 2.5 s
(6)
Für die hier untersuchten Bauwerke sind in der Tabelle 7 die verwendeten
Normenfaktoren,
diemaximaleBeschleunigungbaufderHöheder
obe
punkt)
und die resultierende Ersatzlast Haufgeführt.
diemaximaleBeschleunigungbaufderHöheder
obersten Gesohossdecke
(bzw.
MassenBauwerk A
V S R k b
max
[m/sM
H
[kN]
I : Geschäftshaus 0.1 1 .5 2 1 .0 2.5 1020
II : Hochhaus 0.1 1.5 5 1.5 0.97 3720
III:
Bürogebäude
0.1 1 .5 5 1 .0 0.98 2530Tabelle 7:
Normenfaktoren,
maximaleBeschleunigung
und resultierende horizontale Ersatzlastgemäss
ATC-3Die grossen Unterschiede bei b resultieren einerseits aus den verschiedenen Grund-
i
6 max
Schwingzeiten
und andererseits aus den unterschiedlichenTragsystemen (Faktor R).
Für reineRahmentragwerke
(BauwerkI)
werden in dieser Norm wesentlich höhere Horizontal¬lasten
vorgeschrieben
als fürBauwerke,
die durch Schubwändeausgesteift
sind (BauwerkeII und III).
4.4
ANTWORTSPEKTRENMETHODE(ASM)
a)
Allgemeines
Zur
Berechnung
derBeanspruchungen
aus einem tatsächlichaufgetretenen
Erdbeben wurde dieAntwortspektrenmethode
verwendet (siehe z.B.[4], [6]).
Damit können die maximalen Schnitt¬kräfte und die Deformationen eines ideal elastischen
Tragsystems
für eine durch ein Ant¬wortspektrum
charakterisierteBodenbewegung
bestimmt werden.b) Auswahl eines tatsächlich
aufgetretenen_Erdbebens
Als tatsächlich
aufgetretenes
Erdbeben wurde das Beben im Friaul vom 6. Mai 1976gewählt [7].
Das verwendeteAntwortspektrum
stammt aus denAufzeichnungen
der StationCodroipo.
Codroipo
ist ca. 40 km vomEpizentrum
entfernt undliegt
auf der Isoseistenkarte in einem Gebiet mit der Intensität I(MSK) = VI. EinVergleich
deraufgezeichneten
maximalen Boden¬beschleunigung
mit der für dieses Gebiet erstelltenBeschleunigungs-Intensitäts-Beziehung [5] ergab jedoch,
dass diesesAntwortspektrum
eher der Intensität I(MSK) = VII zuzuord¬nen ist, so dass es hier verwendet werden konnte. Im Bild 11 ist dieses
Antwortspektrum
für die für Stahlbetonbauten üblicherweise angenommeneDämpfung
von 5%dargestellt.
Es wurde für die mit demProgramm
ETABS[8] durchgeführten Computerberechnungen
durch diegestrichelt eingetragene
Linie idealisiert.Es sei hier ausdrücklich auf die Problematik der Wahl und Definition eines "tatsächlichen"
Erdbebens anhand von beobachteten
Intensitäten,
gemessenenBeschleunigungen
und ent¬sprechenden Antwortspektren hingewiesen.
Da es sich bei einem Erdbeben und dessen Auswir¬kungen
um äusserstkomplexe Vorgänge
handelt, müssen zahlreiche Annahmen und Vereinfachun¬gen
getroffen
werden, die in dervorliegenden
Studie nicht ohne Einfluss auf die Ver¬gleiche
undFolgerungen
sind. Es wurde indessen versucht, dieentsprechenden
Entscheide stets untersorgfältiger Abwägung
der verschiedenenGesichtspunkte
zu treffen.4.5 VERGLEICH DER MAXIMALEN BESCHLEUNIGUNGEN
UNDDER HORIZONTALEN ERSATZLASTEN
Die nach den drei Normen berechneten maximalen
Beschleunigungen
bmax auf der Höhe der obersten Geschossdecke derHochbauten,
bzw. auf der Höhe derBrückenträger,
und die re¬sultierenden horizontalen Ersatzlasten H sind in der Tabelle B
zusammengestellt.
Bauwerk Max.
Beschleunigung
bma x[m/s2]
Ersatzlast H
[kN]
SIA-160 RL-BW ATC-3 SIA-160 RL-BW ATC-3
I : Geschäftshaus II : Hochhaus III:
Bürogebäude
IV : Flussbrücke V : Talbrücke
1 .0 1 .0 1 .0 0.5 0.37
0.43 0.50 0.43 0.30 0.13
2.5 0.97 0.98
410 6B00 2640 350 1050
210 3530 1270 210 350
1020 3720 2530
Tabelle 8: Maximale
Beschleunigung
auf der Höhe der oberstenGeschossdecke,
bzw. auf der Höhe desBrückenträgers,
und resultierende horizontale ErsatzlastDie maximale
Beschleunigung
nach RL-BW ist bei allen Bauwerken etwa halb so gross wie nach SIA-160. ATC-3gibt
für die Bauwerke II und III (mit Kern bzw. mit Scheiben ausge¬steifte
Tragwerke) praktisch
dieselben Werte an wieSIA-160,
für das Bauwerk I(Rahmen¬
tragwerk) hingegen
einen wesentlich höheren Wert.Interessant ist ferner der zusätzlich
durchgeführte Vergleich
der maximalen Beschleuni¬gung in der obersten Geschossdecke eines reinen
Rahmentragwerks (analog
BauwerkI, je¬
doch mit
gleichmässiger Massenverteilung
über dieHöhe)
in Funktion derGrundschwingzeitT (Bild 13).
Die durchbrochenen Linienzeigen
die Werte nach den dreiNormen,
die ausge¬zogene Linie
zeigt diejenigen aufgrund
des tatsächlichaufgetretenen
Bebens(ASM)
. Hie¬für wurde das
Rahmentragwerk
alsSchubträger
idealisiert. Für Bauwerke mitGrundschwing¬
zeiten zwischen 0.2 bis 1.5 s
ergeben
sichaufgrund
des tatsächlichaufgetretenen
Bebens(ASM)
zum Teil wesentlich höhere Werte als nach den Normen SIA-160 und ATC-3. Beilänge¬
ren
Grundschwingzeiten
(T > >\. 1.5s) hingegen
sind dieBeschleunigungswerte
nach diesenNormen etwas
grösser
alsaufgrund
des tatsächlichaufgetretenen
Erdbebens. Nach RL-BW resultieren im ganzen Bereich ausserordentlichniedrige Beschleunigungswerte.
5. LEICHTBETON ANSTELLE VON BETON
Die
Berechnungen analoger
Leichtbetonbauwerke(LB)
und Betonbauwerke(B)
wurden auf derGrundlage gleicher Festigkeit
und derEigenschaften gemäss
Tabelle 9durchgeführt.
DieBauwerksabmessungen
wurden nichtverändert,
obwohl bei derVerwendung
von Leichtbeton durch dasgeringere Eigengewicht
derTragstruktur
auchgeringere Abmessungen
bei den ein¬zelnen
Tragelementen möglich
wären.Leichtbeton Leca hade
[9]
Beton
Dichte p
(inkl. Armierung)
Elastizitätsmodul E1800
kg/m3
16
kN/mm2
2500
kg/m3
30
kN/mm2
Tabelle 9:
Eigenschaften
von Leichtbeton und BetonBei allen fünf Bauwerken wurde die
Veränderung
der Schnittkräfteinfolge
derVerwendung
von Leichtbeton anstelle von Beton für die
Tragstruktur
mit derAntwortspektrenmethode
berechnet. Die Resultate sind im Abschnitt 7.5dargestellt.
Hier sollen der Einfluss einer
Aenderung
von Masse bzw. Dichte und Elastizitätsmodul auf vereinfachte Weise an einemEinmassenschwinger
betrachtet undeinige allgemeine
Schlüssegezogen werden
(vgl. [10]).
Dabei wird für die numerischen Werte angenommen, dass die ge¬samte
schwingende
Masse aus Beton bzw. Leichtbeton besteht, d.h. die in Bauwerken stets vorhandene "tote" Masse(nichttragende
Teile undNutzlasten)
wird nichtberücksichtigt.
Mit dem Verhältnis der Massen bzw. Dichten
M 'M
=
M LB B
JLB
0.72und dem Verhältnis der Elastizitätsmoduli
-LB
"B
0.53
ergibt
sich dieEigenfrequenz
desLeichtbetonschwingers
zu"LB
und das Verhältnis der
Eigenfrequenzen
zu^LB
'Cr JB
(7)
(8)
mit
KR
und K, R alsFedersteifigkeiten
des Beton- und desLeichtbetonschwingers.
Dabei wurde angenommen, dass die
Steifigkeit
K nur vom Elastizitätsmodul Eabhängt (unge¬
rissene
Steifigkeit)
.Die
Eigenfrequenz
verändert sich somit nicht sehrwesentlich,
da die Einflüsse einerAenderung
von Masse undSteifigkeit
sich teilweisekompensieren.
Für den
Vergleich
der auftretendenTrägheitskraft
H kann eine einfacheBeziehung
benützt werden[6].
Mit denAbkürzungen
S .
= Relative
Verschiebung
S =Pseudo-Geschwindigkeit
S = Absolute
Beschleunigung
und mit
S
=
-El
= S -u
pv
resultiert M'S = M«wS ,,
=
M>co2-S
.a pv d
(9)
Wird ein idealisiertes
Antwortspektrum gemäss [11]
angenommen(Bild 14),
bei dem die drei charakteristischen BereicheI II III
pv
konstant für T < 0.3 s
konstant für 0.3 s < T<3.0 s konstant für T > 3.0 s
unterschieden werden, so berechnet sich das Verhältnis
H.g/Hg
für die drei Bereiche derGrundschwingzeit
wiefolgt:
Bereich I: T < 0.3 s
(S
=konst.)
a
ii
.^B ja
S_
LM
u-/zM
(10a)
B a
Bereich II: 0.3 s < T < 3.0 s
(S
=konst.)
pvÜB \B-"LB-Spv
rHB
~
VUB -SP
v=
^
"
V CE-Cn
= 0.62(10b)
Bereich III: T > 3.0 s (S , =
konst.)
— d
\B \B-"LB-Sd HB
"
V"! -sd CM-C2
=C£
= 0.53(10c)
Analog
lassen sich für die drei Bereiche unterEinbezug
derGleichungen (10a)
bis(10c)
dieBeziehungen
für das Verhältnis der DeformationenD.R/DR
aufstellen.Für die Deformation D
gilt allgemein
D = H
K
(11)
und somit
folgt
für die drei Bereiche:Bereich I: T < 0.3 s (S =
konst.):
— a
Bereich II:
DLB HLB'KB HLB KB DB
=
VKLB
"
HB VKB
'M 0.72
0.3 < T < 3.0 s (S„
pv
°E
konst.)
0.53= 1 .36
(12a)
HLB KB DLB
=HLB*KB
DB HB*KLB HB CE'KB
Vce'cm (12b)
Bereich III: T > 3.0 s (S, =
konst.);
— d
DLB
.HLB KB
„\B KB
.h
DB HB KLB HB CE KB 7^ CE
= 1.0(12c)
Aufgrund obiger Betrachtung
ist fürSchwinger
mit kurzerGrundschwingzeit
(T < 'v 0.3 s) das Verhältnis derTrägheitskräfte proportional
zum Verhältnis der Massen. Die Reduktion derTrägheitskräfte
durch dieVerwendung
von Leichtbeton anstelle von Betonbeträgt
imIdealfall,
d.h. wenn die ganze wirksame Masse aus Beton bzw. Leichtbeton besteht, mit denobigen
Zahlenwerten 28%. Die Deformationen werden in diesem Fall um maximal 36%vergros¬
sert, sie sind aber von den Verhältnissen der Massen und
Steifigkeiten abhängig.
Berück¬sichtigt
man auch die Masse dernichttragenden
Teile undNutzlasten,
soergibt
sich einegeringere
Reduktion derTrägheitskräfte.
Sie dürfte in der Praxis meist bei rund 20% lie¬gen. Bei den Deformationen hat dies im
ungerissenen
Zustand eineVergrosserung
bis zurund 50% zur
Folge.
Für
Schwinger
mit sehrlanger Grundschwingzeit
(T > 3 s) ist das Verhältnis derTrägheits¬
kräfte
proportional
zum Verhältnis derSteifigkeiten,
d.h. unterVoraussetzung
des unge¬rissenen Zustandes
proportional
zum Verhältnis der E-Moduli. BeiVerwendung
von Leicht¬beton anstelle von Beton reduzieren sich die
Trägheitskräfte demzufolge unabhängig
vom Nutzlastanteil mit denobigen
Zahlenwerten um maximal 47%. Die Deformationen bleiben ge¬mäss Gl.
(12c) hingegen
unverändert.Im
Uebergangsbereich
II(0.3
s < T < 3.0 s) ist sowohl das Verhältnis derTrägheitskräfte
als auch das Verhältnis der Deformationenabhängig
von den Verhältnissen der Massen undSteifigkeiten.
Beigerissenen
Leichtbeton- und Betonbauwerken ist der Unterschied in derSteifigkeit jedoch geringer
als er sich allein durch dieAenderung
des E-Modulsergeben
würde (siehe z.B.[12]).
Damit ist im Bereich III auch die Reduktion derTrägheitskräfte
kleiner.
Diese
Feststellungen gelten
exakt nur für denEinmassenschwinger.
Deshalb wurde für diefünf Bauwerke eine genauere
Berechnung
anhand desAnwortspektrums
des tatsächlichaufge¬
tretenen Erdbebens
durchgeführt
unterBerücksichtigung
höhererEigenfrequenzen,
der Masseder
nichttragenden
Teile und der Nutzlasten, usw. Die Erkenntnisse aus den"^Betrachtungen
am
Einmassenschwinger
wurdenjedoch
im wesentlichenbestätigt.
6. RISSBILDUNG UND DUKTILITAET
6.1 BERÜCKSICHTIGUNG DER RISSBILDUNG
Die
Tragelemente
in Stahlbetonbauwerken sindhäufig gerissen.
DieseRissbildung
bewirkteine
Verminderung
derSteifigkeit
und somit eineVerkleinerung
derEigenfrequenzen,
d.h.eine
Vergrosserung
derEigenschwingzeiten.
ImSpektrum (Bilder
13 und 14)ergibt
sich eineVerschiebung
nach rechts. Je nachursprünglicher Eigenschwingzeit
resultiert da¬durch eine
Vergrosserung
oder eineVerkleinerung
derBeanspruchung.
Für die an den Bauwerken
I,
II und IIIdurchgeführten Berechnungen
wurde hiernäherungs¬
weise angenommen, dass sich die
Steifigkeit
der horizontalenTragelemente (Träger, Decken)
auf einen Drittel und
diejenige
der vertikalenTragelemente (Stützen, Wände)
auf zwei Drittel derursprünglichen ungerissenen Steifigkeit
reduzieren.6,2 UNELASTISCHES
VERHALTEN -DUKTILITÄT
Die
Schnittkräfte,
welche sichaufgrund
des tatsächlichaufgetretenen
Erdbebens(ASM)
be¬rechnen
lassen,
sind zum Teil wesentlichgrösser
als dieSchnittkräfte,
für die ein Bau¬werk nach den Normen bemessen werden muss
(vgl.
Abschnitt 7.2 und Bild20).
Der Berech¬nung nach der
Antwortspektrenmethode (ASM)
wird bei derErmittlung
der Schnittkräfte ein rein elastisches Verhalten des Bauwerkszugrundegelegt.
EinBauwerk,
dessenTragelemente jedoch
einengeringeren
Fliesswiderstand haben als die nach der ASM berechneten Schnitt¬kräfte,
wird sichplastisch
verformen. Beigenügender
Duktilität derTragelemente
kannein Bauwerk das Erdbeben ohne Einsturz überstehen. Die
Abschätzung
der hiefür erforder¬lichen Duktilität kann über einen
Vergleich
der nach den Normen und nach der Antwort¬spektrenmethode
berechnetenBeanspruchungen erfolgen' (vgl.
Bild 12).Aufgrund
derGleichung
, R
d = — i-uj
mit: R = horizontale
Trägheitskraft
beiFliessbeginn
= Fliesswiderstand(aus
derBemessung
nach Ersatzlastverfahrengemäss
Norm) H = maximale elastischeTrägheitskraft
(aus der
Berechnung
nach ASM)ergibt
sich der erforderliche Duktilitätsfaktoryu
mit: yJu = maximale unelastische
Auslenkung
/„ =Auslenkung
beiFliessbeginn
zu y = ~ nach Bild 12a '
(14a)
bzw. u = 1