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(1)TiLO Brandis, Ingo Nöther (Bearbeiter): Handbuch der Handschriftenbestände in der Bundesrepubhk Deutsehland, Teii 1

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TiLO Brandis, Ingo Nöther (Bearbeiter): Handbuch der Handschriftenbestände in der Bundesrepubhk Deutsehland, Teii 1. Beriin: Deutsches Bibliotheksinstitut 1992. Kommissionsverlag: Otto Harrassowitz, Wiesbaden. XVlll u. 653 S. ISBN 3-447-03228-6.

Die Katalogisierung der orientalischen Handschriften in Deutschland ist noch längst nicht abgeschlossen. Darum muß der Orientalist dankbar sein, daß er mit diesem höchst willkommenen Handbuch die Möglichkeit erhält, überhaupt fest¬

zustellen, wo in Deutschland Handschriften aufbewahrt werden, die den ihn in¬

teressierenden Kulturkreisen entstammen. Der vorliegende Teil des Handbuches erfaßt die Bestände an Manuskripten und Nachlässen in der alten Bundesrepublik und erschließt die nach Städten geordneten Angaben durch sehr ausführliche Indizes. Schlägt man z. B. unter dem Stichwort „Arabische Handschriften" nach, erfährt man, daß etwa das Jean-Paul-Gymnasium in Hof oder die Stadtbibliothek in Stade etliche besitzen. Daß viele dieser verborgenen Schätze der Forschung keine neuen Einsichten vermitteln werden, ist zu erwarten - aber man kann ja nie wissen! Auf jeden Fall sollte man einmal nachschauen, und der Benutzer des

Handbuches weiß nun auch, wo. T. N.

Pierre Bordreuil (Hg.) : Une bibliotheque au sud de la ville. Ras Shamra-Ougarit VH. Paris: Editions Recherche sur les Civihsations 1991. 208 S. mit 18 Tafeln, 4°, FF 128,-.

Bereits in der Kampagne von 1973 wurden eher zufällig im Südwesten des

Stadtgebietes von Ugarit 68 Keilschrifttexte und 51 Fragmente gefunden, von denen 11 in ugarit. Alphabetschrift, der Rest akkad. abgefaßt sind. Ein Teil davon war bereits in schwer lesbaren Photos in Ugaritica VII, 399-405 mitgeteilt, andere

Texte in Vorpublikationen bekanntgemacht worden. Davon hat besonders der

große Rephaim-Text Nr90 = KTU 1.161 vielfach Beachtung gefunden. - Es ist

zu begrüßen, daß nun das gesamte „Archiv" in Bearbeitung mit (etwas zu stark verkleinerten) Kopien und z.T. in Photos vorgelegt wird. Die Bearbeitungen durch die 6 franz. Kolleginnen und Kollegen wirken zuverlässig. Einige Inkonsequenzen (so u-ga-ritx p.29 aber ü-ga-rtt p. 67, vgl. schon Akk. Syllabar' Nr. 58) und die fehlenden Kopien der Texte 30, 39-45, 80, 82 und 83 sind wohl auf den langen Entstehungsprozeß des im übrigen sehr interessanten Bandes zurückzuführen.

W. R.

SlLviN KosAK : Konkordanz der Keilschrifttafeln I. Die Texte der Grabung 1931. Mit

einer Einleitung von Heinrich Otten. Wiesbaden: Harrassowitz 1992. XI,

1I6S., 8° (Studien zu den Bogazköy-Texten. 34) DM 24,80.

Der oft bruchstückhafte Erhaltungszustand von Tontafeln erschwert die Arbeit mit größeren Textgruppen besonders literarischer Texte sehr. Das Auffinden und Publizieren von „Joins" ist deshalb Voraussetzung einer sachgemäßen Bearbeitung

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solcher Texte. Die hethitischen und - zu einem nicht geringen Teil - akkadischen Textfragmente, die in Bogazköy/Hattusa bei K. Bittels Ausgrabung 1931 gefun¬

den wurden, schließen oft an die bereits 1912 von H. Winckler ausgegrabenen

Texte an. Die Anschlüsse wurden von Kosak anhand der Originale bzw. von

Photos in den Museen sorgfäldg verifiziert und sind in der vorliegenden Publika¬

tion meist auch in Skizzen kenntlich gemacht. Die Tabellen nennen zu jedem Fragment evtl. Anschlußstücke, Publikationsort, Nummer im „Catalogue" von E. Laroche, Fundort und - falls neueren Datums - in den Anmerkungen Literatur zur Zuordnung zu Textgattungen, Bearbeitung, Schriftduktus (als Alterskriteri¬

um). Damit ist - für diese erste Textgruppe von 342 Stück - bei Benutzung der Indizes ein verläßliches Arbeitsinstrument entstanden, das auch ein Urteil darüber erlaubt, wieviel eines Textes tatsächlich erhalten ist. - Der Titel des Buches läßt leider nicht erkennen, daß es sich um Texte aus Hattusa handelt. Das geht zwar aus dem Serientitel hervor, könnte aber für den ferner stehenden Benutzer Pro¬

bleme machen. W. R.

Odette Renaud, Le Dialogue de Desespere avec sort ame. Une interpretation litte¬

raire, Geneve 1991, 74 S., 8° (Cahiers de la Societe d'Egyptologie, Vol. 1).

Die vorliegende Arbeit von O. Renaud bildet den Auftakt zu einer neuen Serie der Societe d'Egyptologie, Genf, deren Zielsetzung es ist, neue Betrachtungswei¬

sen ägyptologischer Themen anzubieten.

Die Verfasserin dieses ersten Bandes liefert eine Untersuchung eines der pro¬

blematischsten und am häufigsten bearbeiteten bzw. kommentierten ägyptischen Texte, dem Gespräch des Lebensmüden mit seiner Seele, unter dem Gesichtspunkt der modernen Literaturwissenschaft und der Psychoanalyse.

Nach einem Überblick über den literarischen Kontext und die modernen Bear¬

beitungen des Lebensmüden folgt eine Übersetzung, die sich größtenteils an den bereits bekannten Übersetzungen von Lichtheim und Barta orientiert, jedoch ohne eine eigene philologische Neubearbeitung. In den darauffolgenden Betrach¬

tungen untersucht sie die Positionen der beiden Dialogpartner, die Dynamik des Werkes und die psychische Situation des Lebensmüden, z.T. mit provokanten Thesen.

Leider liegen in dieser Vorgehensweise auch die Schwächen dieser Arbeit - Übersetzung und literaturwissenschafdiche Interpretation sind durch die knappe

Bearbeitung (nur 74 S.) oberflächlich ausgefallen. C. Z.

Manfred K.Schretter: Emesal-Studien. Sprach- und literaturgeschichtliche Unter¬

suchungen zur sogenannten Frauensprache des Sumerischen. Innsbruck: Inst, für Sprachwiss. d. Univ. Innsbruck 1990. 297 S., 8° (Innsbrucker Beiträge zur Kul¬

turwissenschaft: Sonderheft 69). ISBN 3-85124-142-8.

Druckfassung einer der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Inns¬

bruck im Jahre 1986 eingereichten Habilitationsschrift. Die beiden Hauptabschnit¬

te geben eine phonologische Beschreibung des Emesal und Abgrenzung gegenüber dem. Emegir, dem „Hauptdialekt" in der Terminologie des Verf., und eine Beleg¬

sammlung der in lexikalischen Listen und literarischen Werken erkennbaren Wör¬

ter mit Emesal-Lautung. Die Versuche, dieser Sondersprache ein Verbreitungsge¬

biet zuzuweisen, verfolgt der Verf nicht weiter Er hält ihre Bestimmung als

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Soziolekt für sicher, die geschlechtsspezifische Beschränkung allerdings für unbe¬

wiesen. Das schwierige Wortpaar /Sumer/ : / Kengir/ bleibt unberücksichdgt. Die Möglichkeit der Existenz weiterer Dialekte wird auch dann nicht erwogen, wenn

von einem Wort drei Formen belegt sind, z.B. /aman/, /*emen/{EC) und

/«/nun/(ES), obwohl die erste Form (dieser Eindruck entsteht) keineswegs auf den Namen des Gottes Enki beschränkt ist. Die Lektüre des Buches macht deut¬

lich, daß ohne Erschließung neuer Quellen über die Ergebnisse von Falkenstein

und Krecher kaum hinauszugelangen ist. J. B.

Marguerite Yon (Hg.): Arts et industries de la pierre. Ras Shamra-Ougarit VL Paris: Edidons Recherche sur les Civilisations 1991. 41 OS., zahlr Abb., 4°

FF 242,-.

Der umfangr Band vereinigt 8 Beiträge mit Materialvorlage der Ugarit-Grabun- gen zwischen 1929 und 1988, hat also den Charakter einer Abschlußpublikation.

So werden systematisch auch oft vernachlässigte Objekte wie Mahlsteine, Reib¬

platten und Dachwalzen (C. Elliott), die Feuersteinwerkzeuge der SB-Zeit

(E. Coqueugniot) behandelt, Steinstelen und -Skulpturen (M.Yon), Steingefäße und Alabasterobjekte (A. Caubet) in möglichst großer Vollzähligkeit katalogisiert u. abgebildet. Ein bes. gelungener Beitrag ist der von H. Frost über die in Ugarit gefundenen Anker, in dem nicht nur die nautischen Probleme kompetent abge¬

handelt werden, sondern auch die „Votivanker" mit ihren Fundorten in unmittel¬

barer Nähe des Baal-Tempels eine Deutung erfahren. - Zu den Steingefäßen ist nachzutragen der wichdge Aufsatz von Fr. W. von Bissing, Ägyptische und ägyp¬

tisierende A labastergefäße aus den Deutschen A usgrabungen in Assur, ZA 46 ( 1940)

149-182 mit interessanten Vergleichsstücken. W. R.

Alessandra Nibbi: Canaan and Canaanite in Ancient Egypl Discussions in Egyp¬

tology. Oxford 1989. 128S., 28 Abb., 16 Tafeln, 8°. ISBN 0-9510704-4-4.

Es ist erfreulich zu konstatieren, daß schwierige wissenschafdiche Fragen immer erneut angegangen werden in der Hoffnung, durch neue methodische Ansätze zu

besseren Lösungen bzw. zur Klärung von problematischen Fragen zu kommen.

Frau Nibbi hat sich vor allem der Frage nach den Beziehungen Ägyptens nach dem Osten, d. h. nach Syrien-Paläsdna angenommen, allerdings mit einer bedenk¬

lichen methodischen und sachlichen Engführung. Mit ihrem Vorverständnis, daß

„Kanaan" sich weit in das Delta-Gebiet des Nils erstreckte, hat sie schon versucht, Byblos dort zu lokalisieren (Ancient Byblos Reconsidered, 1985), und in ihrem neuen Büchlein ist es nun ganz Kanaan, das sie zu verschieben versucht.

Es ist unmöglich, sich mit ihren Thesen wissenschaftlich auseinanderzusetzen, da sie nicht systematisch und sachlich vorgetragen werden, sondern sprunghaft und selekdv. So wird in der Einleitung (Kap. 1) zwar beklagt, daß „we do not yet have a precise understanding for most of the names which the ancient Egyptians used for the foreign areas along its ancient borders ...", aber im folgenden wird kein Versuch gemacht, diese Klärung herbeizuführen.

Statt dessen werden einerseits die Meinungen ganz unterschiedlicher Wissen¬

schafder aus ganz unterschiedlichen Zeiten referiert, andererseits werden Quellen zitiert, die - aus ihrem Kontext gerissen - zur Erhellung des Sachverhaltes nichts beitragen. So ist es keinesfalls seriös, zunächst mit einer Jesaja-Stelle zu argumen-

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tieren (p. 12), dann mit Josua 13,3 (p. 13), weiter mit Zephanjah 2,5 und Deut.

1,7 (p. 15f.) usw., als ob das AT aus einem Guß wäre und gleichsam als einheit¬

liche Quelle neben solche aus dem Ägypten des NR gestellt werden könnte. Das wäre verzeihlich, wäre hier nicht die Verwirrung zur Methode erhoben und folg¬

lich die Hypothese des Buches, daß „the wearers of the sidelock or , Libyans' who are portrayed on the ancient Egyptian reliefs are certainly not people of the desert ...". Vielmehr sollen es die Kanaanäer als Bewohner der nördl. Küstenlinie Ägyp¬

tens sein und „their colouring is reddish-fair with blue eyes". Den Beweis für diese ihre Tliesen bleibt die Autorin uns schuldig, so daß wir wohl nach wie vor berech¬

dgt sind, die Kanaanäer in ihrer angestammten Heimat in Syrien-Palästina zu

suchen. W. R.

Eckhard von Nordheim: Die Selbstbehauptung Israels in der Welt des Alten

Orients. Religionsgeschichtlicher Vergleich anhand von Gen 15/22/28, dem Auf¬

enthalt Israels in Ägypten, 2 Sam 7, 1 Kön 19 und Psalm 104. Freiburg/Schweiz:

Universitätsverlag und Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1992, 220 S., 8°.

(Orbis Biblicus et Orientalis 115.) SF 59,-. ISBN 3-7278-0792-x.

Von den in der Frankfurter Habil.-Sehr, (von 1990) des Hessen-Nassauer OKR vereinigten fünf Aufsätzen sind Erstfassungen der letzten vier in SAK 4 (1976), 255-271 (vgl. mitderweile M.Görg, Exodus, in: N[eues] B[ibel-]L[exikon] I 4 [1990], 631-636), VT 27 (1977), 434-453, Biblica 59 (1978), 153-173 (vgl. jetzt

P.Weimar, NBL I 4 [1990], 517f ; C.Frevel, NBL I 5 [1991], 920), und SAK 7

(1979), 227-251, erschienen. Auch die vorangestellte unveröffendichte Studie zur

„Väterreligion" verläßt den Horizont der 70er Jahre nicht (vgl. inzwischen A. de PURY, Le cycle de Jacob comme legende autonome des origines d'Israel, SVT 43 [1989]; 78-96; Th. Römer, Israels Väter, Freiburg-Göttingen 1990; ders., Les recitspatriarcaux contre la veneration des ancetres, in: M. Detienne ed., Le livre de traverse. De l'exegese biblique ä l'anthropologie, Paris 1992, 213-225). I. Finkel¬

stein hat seine von N. rezipierte Auffassung zu den Ursprüngen Israels von 1986/88 inzwi.schen aufgegeben (SJOT7/2 [1991], 47-59). Das „Israel" dieser ges.

Studien ist ein theol. Konstrukt, keine hist. Größe, die zu verschiedenen Zeiten sehr Verschiedenes bezeichnet und sich ganz unterschiedlich „behauptet" hätte (vgl. jetzt P. R. Davies, In Search of , Ancient Israel', Sheffield 1992).

E. A. K.

Getatchew Haile: The Mariology qf Emperor Zär'a Ya'aqob of Ethiopia. Texts and Translations. Roma: Pontificium Insdtutum Studiorum Orientalium 1992.

(Orientalia Chrisdana Analecta, 242) XII, 210 Seiten, 4 Tafeln. ISBN

88-7210-292-8.

Die besondere Hochschätzung Marias ist unter allen chrisdichen Kirchen in der äthiopischen Kirche am stärksten ausgeprägt, wie man schon an der großen Zahl von Marienfesten erkennen kann. Einen Aufschwung eriebte die Marienverehrung unter dem Herrscher Zar'a Ya'aqob (1434-1468), der ein neues Marienoffizium mit dem Titel Argänona Märyäm, Marienharfe, in Auftrag gab.

Von dem auch selbst schriftstellerisch tädgen Kaiser werden im vorliegenden Werk bisher unveröffendichte mariologische Texte ediert, wenngleich ihm die Verfasserschaft nicht sicher zuzuschreiben ist, sondern nur festgestellt werden

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Icann, daß sie aus der Zeit seiner Regentschaft stammen. Der erste Text ist eine Homilie zum Lobpreis des Erzengels Gabriel (S. 13-60), welche die Maria erwie¬

sene besondere Ehre der Verkündigung der Geburt Jesu zum Thema hat. Die

zweite Schrift, deren Titel Rä'aya Ta'ämmar, Vision der Wunder, nämlich Marias (S.61 -145), auf die apokalyptische Frau im 12. Kapitel der Geheimen Offenba¬

rung des Johannes anspielt, besteht aus vier Traktaten, und zwar über die in zweifacher Hinsicht jungfräuliche Gottesmutter, über die (jbereinstimmung der 81 kanonischen Bücher der Heiligen Schrift, über die Bedeutung des Almosenge¬

bens und über die christliche Taufe.

Die Wunder Marias, Ta'ämmara Märyäm, sind eine in Äthiopien beliebte

Sammlung von Marienlegenden. Obwohl die Fassung, die sich seit dem 17. Jh.

durchsetzte, nur noch 33 Wunderberichte enthält, gibt es Versionen, die bis zu 316 verschiedene Erzählungen umfassen. Zu dieser unerschöpflichen Fülle von sich um die Gestalt der Gottesmutter rankendem Legendengut werden hier neun weitere Wunder Marias (S. 147-203) ediert, die über die Zeit von Kaiser Zar'a Yä'aqob berichten oder an seinem Hof entstanden sind.

Die Äthiopisten und Mariologen schulden dem gelehrten Herausgeber, der

schon zahlreiche äthiopische Schriften aufgespürt und zugänglich gemacht hat, für die Edition und Übersetzung der in diesem Buch enthaltenen und durch Ein¬

leitungen, Indizes und Anmerkungen erschlossenen Texte aufrichtigen Dank.

W. W. M.

Hans J. Polotsky: Ausgewählte Briefe. Introd., ed. and annot. by Edward Ullen¬

dorff. With contributions by A.K. Irvine and Yoram Bronowski. Stuttgart:

Steiner, 1992. (Äthiopistisehe Forschungen; Bd. 34.)

Band 34 der „Äthiopistischen Forschungen" vereint 137 Briefe, die H.J. Po¬

lotsky im Zeitraum von 1949 bis 1990 an Edward Ullendorff geschrieben hat.

Ullendorff war einer der ersten Schüler Polotskys in Jerusalem und stand ihm persönlich sehr nahe. Das Projekt, die Briefe zu veröffendichen, entstand bereits Anfang der achtziger Jahre. Polotsky hatte bei einem gelegentlichen Treffen Ul¬

lendorffs Frage nach einer Autobiographie abschlägig beantwortet, zeigte jedoch an der Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen beiden reges Interesse. Viel¬

leicht halten wir mit dieser Korrespondenz eine der letzten größeren Sammlungen wissenschaftlicher Privatbriefe in den Händen, denn die moderne Telekommuni¬

kation scheint die Kunst des Briefeschreibens immer mehr zu verdrängen.

Die Briefe bieten zahlreiche wissenschaftliche Anregungen und Hinweise, die Polotskys weitreichende Interessengebiete auf dem Gebiet der Orientalistik do¬

kumentieren und von denen manche sicherlich wert sind, aufgegriffen und fort¬

geführt zu werden.

Nicht zuletzt sind die Briefe an sich eine unterhaltsame Lektüre, bei der man seinen „kriminalistischen Spürsinn" aufbieten darf, um die in den Briefen nur mit (teilweise fiktiven) Initialen erwähnten Kollegen zu enträtseln.

Die Briefkollektion wird abgerundet durch den Abdruck dreier Nachrufe für Polotsky sowie einer seiner anregenden Besprechungen, die uns Werk und Per¬

sönlichkeit dieses großen Gelehrten noch einmal vor Augen führen. U. P.

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FATHt Talmoudi : A Morphosemantic Study of Romance Verbs in the Arabic Dialeets of Tunis, Süsa and Sfax. Part I Derived TTiemes II, III, V, VI and X (Orientalia Gothoburgensia 9). Göteborg 1986. 131 S.

Eine willkommene Untersuchung der vollkommen in die tunesische Verbalbil¬

dung integrierten Verben romanischer (italienischer, französischer und spani¬

scher) Herkunft, von starken und schwachen Stämmen (z. B. dawwas „sich du¬

schen", räna „einüben"). Die Behandlung ist syn- und diachronisch. Der Umfang der angeführten Fälle ist wesendich größer als in meiner Grammatik des Tunisi¬

schen, wo ich sie nicht gesondert aufführte - ein Beweis für ihre vollkommene Assimilation. Die versprochenen Teile II und III sind m.W. bisher nicht erschie¬

nen. Die Rückkehr des Verfs in seine Heimat läßt befürchten, daß sie nicht mehr

geschrieben bzw. erscheinen werden. H.-R. S.

Albert J. Borg: A Study of Aspect in Maltese. Ann Arbor 1981. S. 188.

Eine wertvolle Untersuchung, die - nicht überraschend - die grundlegende Differenz der beiden westsemidschen Verbalformen Perfekt und Imperfekt aspek¬

tuell definiert. Daß der Gegensatz nicht „sauber" funktioniert, insofern - zumin¬

dest im Altarabischen - zwar das Imperfekt den imperfektiven Aspekt zum Aus¬

druck bringt, das Perfekt aber nicht vollständig den perfektiven (dazu muß qad vor die Perfektform gesetzt werden), ist bekannt und wird fürs Maltesische, wenn auch terminologisch differenziert, im Grunde bestätigt. Ich finde es trotzdem be¬

dauerlich, daß - J. KuRVZowicz ausgenommen - so gar kein Bezug auf die wert¬

vollen Untersuchungen der Indogermanisten der letzten Jahrzehnte genommen

wird und - bezeichnenderweise - z. B. der Name Koschmieder (Zeitbezug und

Sprache) in der Bibliographie fehlt. H.-R. S.

Abderrahim Benzian : Kontrastive Phonetik Deutsch/Französisch/Modernes Hoeh- arabisch/Tlemcen-Arabisch (Algerien). Frankfurt/Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien, 1992, 256 S. (Europäische Hochschulsehriften: Reihe 21, Linguistik, Bd. 113). DM 74,-.

Diss, des Verfs, Dozent für Französisch und Deutsch als Fremdsprache; die Wahl des Themas war wohl auch durch seine Tätigkeit als Deutschlehrer an der Universität Oran bedingt. Ausgehend vom Deutschen werden Segmentalphoneme und -allophone dieser vier Sprachen genau beschrieben und eine geregelte enge allophonische Schreibung vorgeschlagen. Die Mundart der Stadt TIemsen ist Mut¬

tersprache des Verfs. Seine Feststellungen scheinen mir korrekt. Die Bibliographie ist nahezu erschöpfend; da er aber auch pertinente Arbeiten fürs Tunesische an¬

führt, finde ich es etwas seltsam, daß er zwar z. B. Maamouris (unveröffentlichte ?) Diss, von 1967 (Cornell Univ.) anführt, aber weder Stummes noch meine Gram¬

matik. Die - behauptete - uvulare Artikulation von /g/ in bestimmten - nicht eindeutig definierten - Positionen (z. B. vor a/u, I, m, aber warum postvelar in ngir, jedoch uvular in glid'!) sollte nachgeprüft werden. Im übrigen eine nützliche

Ergänzung zur Laudehre der MARq:Aisschen Grammatik. H.-R. S.

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Yishai Peled: Conditional Structures in Classical Arabic. Wiesbaden: Harrassowitz 1992, xi, 170S. (Studies in Arabic Language and Literature. 2.). DM 88,-. ISBN 3-447-03314-2.

Bei der zu besprechenden Arbeit handelt es sich um die unter A. F. L. Beeston angefertigte Dissertadon des Verfassers in Oxford 1983, die dieser nun in erwei¬

terter und aktualisierter Form veröffentlicht hat. In der Einleitung skizziert P. den heudgen Forschungsstand, referiert kurz die Angaben Sibawaihs und anderer ara¬

bischer Nationalgrammadker, erklärt, wie ein Konditionalsatzgefüge im klassi¬

schen Arabisch überhaupt strukturiert sein kann und gibt einen Überblick über den Aufbau seiner Studie und seine literarischen Quellen. Im Hauptteil beschreibt P. die wichtigsten Konditionalsatztypen (mit in, idä und la'in/lau eingeleitete reale/irreale Kond.-Sätze, Bedingungssätze ,mit Verschiebung', Konzessivsätze, disjunktive Kond.-Sätze und dergl.), deren Funktion er anhand einer subtilen Analyse seiner aus der Literatur selbst gesammelten zahlreichen Belege präzise darzustellen versteht. Das Nachwort, in dem der Verf die gewonnenen Erkennt¬

nisse zur Thematik zusammenfaßt und der Forschung neue Aspekte und Perspek- dven aufzeigt, beschließt eine nützliche und lehrreiche Monographie, deren Lek¬

türe jedem, der an der Syntax des Arabischen interessiert ist, wärmstens

empfohlen werden kann. R. W.

M. Piamenta: The Muslim Conception of God and Human Welfare as Reflected in Everyday Arabic Speech. Leiden, Brill, 1983, 226 S.

Ein „companion volume" zu des Verfs Islam in Everyday Arabic Speech (Lei¬

den, 1979), nach denselben Richtlinien und Vorgaben wie sein Vorgänger (cf meine Besprechung in OLZ 80/1985, Sp. 372f), gegliedert in 2 Teile „Veneradon ofGod" (pp. 15-39) und „God and Human Weifare" (pp. 43-166), mit Verzeichnis der benützten Quellen (pp. 167-174), Addenda zum Vorgänger (pp. 175-186), vor allem aus dem muslimischen Westen. Der Index, gegliedert in Sach- (pp. 187-204) und (arab.) Wortindex (S. 204-226) beschließen das nützliche und gehaltvolle

Werk. H.-R. S.

Ian Richard Netton : A Popular Dietionary of Islam. London : Curzon Press 1992.

279 S., 8°. ISBN 0-7007-0233-4.

Netton versteht sein Lexikon und Glossar als eine Informadonsquelle sowohl für Laien als auch für Wissenschafder, für Muslime wie für Nichtmuslime.

Das Nachschlagewerk beinhaltet aktuelle Stichwörter wie „Islamic Banking",

„Ayatullah", „Satanic Verses". Im Hinblick auf den Leser mit wissenschaftlichem Interesse erscheinen zahlreiche Spezialtermini etwa aus dem Bereich der Sari'a oder der islamischen Geistesströmungen. Im Vergleich zu ähnlichen Lexika ist das vorliegende ein Kuriosum: Offenbar mit Rücksicht auf den muslimischen Leser enthält es inhaltliche Beschreibungen sämtlicher Koransuren sowie zahlreiche Er¬

klärungen zu koranischen Namen und Begriffen, zu Verwandten und Zeitgenos¬

sen des Propheten. Interessant ist, daß unter diesem Gesichtspunkt auch Kurzbio¬

graphien vieler Frauengestalten auftauchen.

Abstriche wurden im Bereich der Literatur und der Gelehrtenbiographien ge¬

macht, vor allem was Stichwörter mit Bezug auf frühen Islam und Mittelalter angeht.

Am Ende befinden sich ausführliche Hinweise auf weiterführende Literatur.

B. K. (G.)

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Eva Baer: Ayyubid Metalwork with Christian Images. Leiden: Brill 1989. xiii, 55 S., 128 Abb. auf 61 Taf., 4° (Studies in Islamic Art and Architeeture, Sup¬

plement to Muqarnas, vol. IV). hfl. 65,-. ISBN 90-04-08962-4.

Eine im 13. Jh. in der Levante entstandene Gruppe von 18 Bronzegeräten mit Silbereinlage trägt partiell oder ausschließlich bildliche Darstellungen chrisd. In¬

halts. Beschreibung u. Analyse der Objekte vor dem Hintergrund christl.-oriental.

Bildtraditionen klären den anschaulichen u. den Sinnzusammenhang ihres De¬

kors. Islam, u. abendländ. Nachrichten über die materielle Kultur der Kreuzfah¬

rerzeit erlauben den Schluß, daß diese Objekte für den Markt hergestellt wurden

(Ausnahme: zwei Stücke mit dem Namen des Sultans al-Malik as-sälih Nagm

ad-DIn Ayyüb), und zwar für drei Käufergruppen: Mitglieder der islam. Ober¬

schicht, seßhaft gewordene europ. Adlige und oriental. Christen. Die Überlegun¬

gen überzeugen. Ein Einwand : die Annahme, ein muslim. Künsder hätte versucht,

„the idea of a Christian liturgical act" (kursiv vom Rez.) zu vermitteln (S.33), scheint - nicht zuletzt angesichts seiner bescheidenen Leistung - zu hoch gegriffen.

H. C. B.

Erdmute Heller: Arabesken und Talismane. Geschichle und Geschichten des Mor¬

genlandes in der Kultur des Abendlandes. München: C. H. Beck 1992, 157 S., 8°.

ISBN 3-406-34066-0. DM 19,80.

Auf der Grundlage der Sprache vollzieht Erdmute Heller die während des

Mittelalters erfolgte Wanderung von Kulturgütern aus dem Orient in den Okzident nach. An den Beginn stellt sie einige einführende Kapitel, in denen allgemeine

Grundlagen des Islams und der Entstehung der mit ihm verbundenen Kultur

vermittelt werden. Dann beschreibt sie, jeweils von einer der geographischen Schnittstellen beider Kulturen wie z. B. Spanien und Sizilien ausgehend, die zahl¬

reichen Einflüsse aus dem Orient. Dabei weist sie anhand der immer noch in

Europa gebräuchlichen arabischen Lehnworte Übernahmen nach, die in den Be¬

reichen Technik, Wissenschaft und Literatur sowie bei der Einführung von Lu¬

xusgütern erfolgt sind.

Das populärwissenschafdich gehaltene Buch wurde durch zahlreiche Auszüge aus der orientalischen und europäischen Literatur angereichert. Zusätzlich zu den oben beschriebenen Inhalten vermittelt die Autorin dadurch ein farbiges Bild des

Wesens der orientalischen Kultur und ihrer Rezepdon im Westen. B. K. (G.)

Maria Luisa Avila, La Sociedad Hispanomusulmana al Final del Califato (Apro- ximacion a un estudio demogräfico), Madrid 1985. 224p.

Überarbeitete Diss, der Autorin, bestehend aus einer Auflistung von 1144 Per¬

sönlichkeiten (mit Sterbejahren zwischen 350 und 400 d. H./961-1058), aus deren Daten demographische Schlüsse gezogen wurden, z. B. daß das mittlere Lebens¬

alter der Herangezogenen (Männer) zwischen 71,5 und 75,2 Jahren lag. Über die Lebensdauer insgesamt lassen sich mangels Angaben in bezug auf Kinder- und Jugendsterblichkeit keine Aussagen machen. Natürlich edauben die Ergebnisse dieser auf eine kulturelle Elite beschränkten Aussagen keine Schlußfolgerungen auf andere Bevölkerungsgruppen (Handwerker, Tagelöhner, Bauern, Frauen etc.).

Die computergestützte Analyse ergab ferner, daß der Bürgerkrieg am Ende des Kalifats die Auswanderung aus Cordoba deudich verstärkte, dieser aber abgese-

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hen davon geringe Auswirkungen auf die Binnenwanderung hatte. Insgesamt ein

vielversprechender Ansatz. H.-R. S.

Thomas Philipp (Hrsg.) : The Syrian Land in the 18th and 19th Century. The Com¬

mon and the Specific in the Historical Experience. Stuttgart: Steiner 1992, XI, 353 S., 8° (Berliner Islamstudien. 5.) ISBN 3-515-05685-8.

Der vorliegende Band ist aus einer im Sommer 1989 in Erlangen abgehaltenen Konferenz über Syrien entstanden. Er enthält, in vier Unterabteilungen gruppiert, Studien, die sich mit der spezifischen syrischen Idendtät des angesprochenen Gebietes beschäftigen. Ein Aspekt sind die Herausbildung der Eliten Syriens und Palästinas sowie deren auf die Politik der osmanischen Zentralregierung und die Integration des syrischen Raumes in den Weltmarkt gerichteten Strategien. Ande¬

rerseits werden in einzelnen Fallstudien die sozio-ökonomischen Verhältnisse im städtischen wie ländlichen Syrien dargestellt. Hierbei werden besonders verschie¬

dene Typen von Gerichts- und Steuerregistern aus dem 18. bzw. 19. Jahrhundert ausführlich als Quellen herangezogen, die aber notwendigerweise der Ergänzung durch andere Quellengattungen bedürfen - so Pascual S. 176. Ingesamt bietet der Band einen guten Einblick in aktuelle Fragestellungen, die sich für den syrischen Raum im genannten Zeitraum ergeben haben. Insbesondere wird der große Wert

von Gerichts- und Steuerregistern deudich demonstriert. R. L.

Bulletin Critiques des Annales Islamologiques 9. Le Caire: Institut fran9ais d'Ar¬

cheologie Orientale 1992. 239 [gez.] S., 8°. (Supplement aux Annales Islamolo¬

giques, Bd. 9, IF734.)

In bewährter Manier von Institut Frangais d'Archeologie Orientale du Caire betreut, liegt Band 9 des Bulletin Critique des Annales Islamologiques zu über hundert vorwiegend französischen Neuerscheinungen vornehmlich der Jahre 1988 bis 1992 vor Aus der Fülle der Buchbesprechungen, die auf sechs Sektionen verteilt sind, mögen einige gesonderte Hinweise auf ausführlichere und inhalts¬

schwangere Besprechungen genügen. Beachtenswert sind die lehrreichen Anmer¬

kungen von Abdallah Cheikh-Moussa zu den Gedichten Hälid b. Yazid al-

Kätibs (S. 14-24), erwägenswert die Überlegungen von Daniel Gimaret zu Josef Van Ess' erstem Band seiner Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert Hidschra (S. 57-61) und instruktiv die Bemerkungen von Christian Robin zu drei,

auf den Jemen bezüglichen Werken (S.121-124, 203f., und 205-213). Den Be¬

schluß macht eine Mitteilung zu den Vorträgen des 18. Kongresses der U. E. A. 1.

in Venedig nebst einer näheren Vorstellung fünf ausgewählter Artikel. Abgerundet wird der Band mit einem zuverlässigen einseitigen Verzeichnis zu den Autoren, Herausgebern und einigen wenigen, anonym geführten Werktiteln.

F.-C. M.

Stephan Guth : Zeugen einer Endzeit. Fünf Schriftsteller zum Umbruch in der ägyp¬

tischen Gesellschaft nach 1970. Berlin: Schwarz 1992. XI, 324S., 8°. (Islamkund¬

liche Untersuchungen. 160.) ISBN 3-87997-203-6.

Diese in Bonn entstandene Dissertation beschreibt an einem Schlüsselbegriff für das zeitgenössische Ägypten - Infitäh - signifikante Merkmale einer Identitätskri-

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se der nationalen Kultur und deren Äußerungen in der ägypt. Lit. der 70er Jahre.

Teil I (S. 1-22) skizziert die komplizierten Rahmenbedingungen schriftstellerischer Betätigung in der „Infitäh-Ära", einer Zeit der „Öffnung nach Westen" unter Sadat, deren Wurzeln bereits in Nassers Nachkriegspolitik liegen. In Teil II (S.23- 200) arbeitet G. an sechs „Fallbeispielen" von fünf Schriftstellern - FathT Gänim,

Nagib Mahfüz, 'Abduh Gubayr, Sun'alläh Ibrähim und Gamäl al-Gitäni - in

sorgfältigen werkimmanenten Interpretationen zunächst allg. sozialhist. Aspekte heraus, um danach in Teil III (S. 201-294) eine systematische Gesamtschau der Themen und Formen vor dem Hintergrund lit. Strömungen seit Anfang/Mitte der 60er Jahre vorzunehmen. Der Anhang enthält Kurzbiographien der behandelten Autoren und ein Lit. Verzeichnis einschl. Interviews, die G. mit Schriftst. und Lit.kritikern in Kairo führte. Die anschauliche Darstellung einer „Epoche" am lit.

Detail ist zugleich als ein nützlicher Beitrag zur Geschichtsschreibung der moder¬

nen arab. Lit. und als anregender Vorstoß zu neuen lit.-wiss. und komparatist.

Methoden in der Arabistik (Teil IV, S. 295-308: Komponenten-Analyse) zu be¬

grüßen. R. K.

Prineeton Papers in Near Eastern Studies, hrsg. v. Charles Issawi und Bernard Lewis. Nr. 1. 1992. Prineeton, N.J.: Darwin Press. ISSN 1065-9382.

Die Prineeton Papers sollen der Veröffentlichung von Artikeln dienen, die sich

mit dem Nahen Osten im weiteren Sinne befassen. Der zeitliche Rahmen der

Themen soll von vorislamischer Zeit bis in die Gegenwart reichen. Auch eine Beschränkung auf bestimmte Disziplinen ist nicht angestrebt.

In der ersten Nummer der Zeitschrift befaßt sich Ross Brann mit der Darstel¬

lung von Juden bzw. Arabern in hebräischen Maqamensammlungen des 12. /13.

Jahrhunderts aus al-Andalus, Michael Cook testet anhand eschatologischer Überlieferungen die Schachtsche Methode der Datierung von Traditionen (mit für die Schachtsche Methode unvorteilhaften Ergebnissen), Halil Inalcik beschäftigt

sich mit Max Webers Begriff des Sultanismus und dessen Anwendung auf das

Osmanische Reich, Charles Issawi gibt einiges Material zur wirtschaftlichen Ent¬

wicklung des Irak in den letzten zwei Jahrhunderten und Jonathan Katz demon¬

striert an Material aus Schriften von sechs nordafrikanischen Sufis die Bedeutung,

die die Begegnung mit dem Propheten im Traum für die Legitimation und das

Selbstverständnis dieser Autoren hatte. R. L.

Martina Müller-Wiener: Eine Stadlgeschichte Alexandrias von 564/1169 bis in die Mitte des 9./15. Jahrhunderts. Verwaltung und innerstädtische Organisations¬

formen. Berlin: Klaus Schwarz Verlag 1992 (Islamkundliche Untersuchungen 159). 333 S., ISBN 3-87997-202-8.

Auf einen Überblick über die wichtigsten Begebenheiten der Geschichte Alex¬

andriens zwischen 1169 und 1437 folgt eine sehr materialreiche Analyse der Ent¬

wicklung von Verwaltung und Wirtschaft in dem genannten Zeitraum. Deren

wichtigstes Ergebnis ist darin zu sehen, daß nach der Ausplünderung durch Pe¬

ter I. von Lusignan im Jahre 1365 die autoehthonen Notablen mehr und mehr an Macht verlieren und durch Funktionsträger der Militärkaste ersetzt werden. So wurden seit dem Ende des 8./14. Jahrhunderts die Aufgaben des Marktvogts nicht mehr von einem Mitglied der einheimischen 'ulamä', sondern durch den mamlu-

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kisciien Stattliaiter waFirgenommen, ein eindrucksvoller Beleg für die gesellschaft¬

lichen Verwerfungen, die mit dem Beginn des tscherkessischen Sultanats verbun¬

den waren und die dazu beitrugen, Alexandrien, und nicht nur dieses, zu ruinie¬

ren. Anfang des 16. Jahrhunderts gab es nach dem Zeugnis des Ibn Ijäs in

Alexandrien keine Großkaufleute mehr (89). - Der Autorin ist eine fesselnde und zu vielen weiteren Fragen anregende Studie zum mamlukischen Ägypten gelun¬

gen, deren Ergebnisse auch ein Schlaglicht auf die Geschichte des Mittelmeerrau¬

mes im späten Mittelalter werfen. T. N.

Mohamed Mostafa (Hrsg.): Die Chronik des Ibn Ijäs. Indices. Vierter Teil. Glos¬

sar Erster Abschnitt/Zweiter Abschnitt (Bibliotheca Islamica, Sil, 5i2), Bei¬

rut/Stuttgart 1412/1992, 989 S., DM 320,-.

Mit dem Erscheinen der hier angezeigten gewichtigen beiden Indexbände ist die Ausgabe der historisch und auch literarisch (man vgl. die Forschungen

G. Schregles) so bedeutsamen Mamlukenchronik des Ibn lyäs aus dem frühen

16. Jh. endlich abgeschlossen. Es liegen nunmehr vor: Sechs Textbände (Ia, Ib, II-V) und sage und schreibe sechs Registerbände, wobei man sich natürlich fragt, ob ein Index, der praktisch den Umfang des Grundwerks erreicht, bei aller be¬

eindruckenden Fülle der in ihm enthaltenen Information nicht zum Absurdum werden kann. Wer schlägt - um nur drei Beispiele herauszugreifen - noch die Belege für qal'a/qal'at abgabal, al-Qähira oder ahla'a nach, wenn 12 bzw. zwei¬

mal 15 volle, allerdings befremdlich wenig dicht bedruckte Seiten mit ihnen gefüllt sind?

Die sechs Indexbände verteilen sich wie folgt: I/l und 1/2 Personennamen (1984 bzw. 86), II Beamte, Ämter und Berufe (1984), III Orte, Länder und bau¬

liche Details (1984), IV/1 und 2 Glossar (sc. der Termini technici) (1992). Der

unermüdliche Herausgeber Mohamed Mostafa bzw. - nach seinem Tod am

14.12.1987 - die Bearbeiter seines Nachlasses haben hervorragende Arbeit gelei¬

stet. Dieses Verdienst wird auch dadurch nicht geschmälert, daß im philologischen Bereich nicht immer die gebotene Sorgfalt gewaltet hat: so wird im Index der Termini bei den mit Alif wasla beginnenden Begriffen ab und zu fälschlich ein Hamzat al-qaf gesetzt (vgl. i'tanaqa, i'taqala u.ä.). Es wäre im übrigen besser gewesen, diese Begriffe konventionell nach den Radikalen und nicht nach der 3 P. sg. m. zu lemmatisieren.

Die Forschung zum Text der Chronik des Ibn Iyäs ist mit dem Erscheinen der Edition keineswegs abgeschlossen. Der von der Edition Mostafa abweichende Text der Bulager Ausgabe aus dem letzten Jahrhundert fordert zu weiteren Hand¬

schriftenuntersuchungen heraus; David Wasserstein hat in einem rezenten, in dem Journal Asiatique 280 (1992), 81-113 erschienenen Artikel mit dieser Aufgabe

begonnen. U. H.

Bernhard Lewin and Oscar Löfgren : Catalogue qf the Arabic Manuscripts in the Hellmut Ritter Microfilm Collection of the Uppsala University Library. Edi ted by

MiKAEL Persenius. Preface by Tryggve Kronholm. Stockholm: Almqvist &

Wiksell International 1992. 332 S., kartoniert. SEK 228,-. ISBN 91-544-2958-0.

Dieses Verzeichnis erschließt den Bestand der umfangreichen Sammlung von Mikrofilmen, die Hellmut Ritter zu Forschungszwecken zusammengetragen hat-

(12)

te. Besonders zahlreich sind Filme von Handschriften zur islamischen Mystik vertreten. Ungefähr 1300 Titel sind in diesem Katalog knapp beschrieben; Hin¬

weise auf weiterführende Literatur sind jedem Titel beigefügt. T. N.

Fritz Meier: Bausleine I-III. Hrsg. von Erika Glassen und Gudrun Schubert.

I-II: Ausgewählle Aufsätze zur Islamwissenschaft. XXVI u. 1195S. III: Indices.

Zusammengestellt von Gudrun Schubert und Renate Würsch. 166 S. Istanbul : Steiner in Kommission 1992 (Beiruter Texte und Studien. 53 a-c.) DM 280.-.

Zum achtzigsten Geburtstag von Fritz Meier sind seine wichtigsten Aufsätze in zwei umfangreichen Bänden zusammengestellt und veröffendicht worden. Ent¬

standen ist damit ein (jberblick über ein beeindruckendes Werk, das auf ganz unterschiedliche Weise wertvoll und anregend für die Islamwissenschaft gewesen ist. Den Auftakt der Sammlung bildet ein vollständiges Verzeichnis der Schriften Fritz Meiers. Darauf folgen in fünf großen Abschnitten {A. Nachrufe, B. Sufik;

C. Volkskunde; D. Religiöse Fragen und Parteien; E. Literatur und Sprache) die Aufsätze, die häufig durch Nachträge und Verbesserungen des Verfassers ergänzt worden sind. Der dritte Band dient dann der Erschließung des umfangreichen Materials. Er enthält minutiös erstellte Indices und schließt somit in angemessener

Form eine Publikadon ab, für deren Präsentation man den Herausgebern und

Mitarbeitern nur danken kann. U. R.

Sabine Schmittke: The Theology of al-'Alläma al-Hilli (d. 726/1325). Berlin: Klaus

Schwarz Verlag 1991 (Islamkundliche Untersuchungen 152). 292S., ISBN

3-922968-93-7.

Hat sich zwischen zwölferschiidscher und mu'tazilidscher Theologie bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts eine enge Verbindung herausgebildet? Die Verfasserin nimmt dies auf Grund einiger vorliegender Untersuchungen an und setzt sich das Ziel, die Theologie al-Hillis nachzuzeichnen, die sich von den vorausgesetzten zwölferschiidsch-mu'tazilidschen Lehren des 11. Jahrhunderts dadurch unter¬

scheide, daß sie die von Avicenna ausstrahlende philosophische Durchdringung des Gegenstandes aufweisen müsse, so wie dies bei dem Asch'ariten Fahr ad-Din ar-RäzT der Fall sei. Nach einem ins einzelne gehenden (jberblick über die Werke al-HillTs stellt die Verfasserin dessen theologische Ansichten unter den Überschrif¬

ten „Jusdce", „Prophecy", „Divine Attributes", „Passing away and Restoradon",

„Promise and Threat" dar. Dies geschieht sehr sorgfältig und unter ständigem Rückgriff auf die einschlägigen mu'tazilidschen und asch'aritischen Quellen. Sie gelangt zu dem Ergebnis, daß sich al-Hilli, anders als sein Glaubensgenosse Nasir ad-Din at-Tüsi, dem Gedankengut der Philosophie gegenüber eher spröde verhält Nicht zuletzt deshalb konnte Ibn Taimija eines von al-Hillis Werken wählen, um in einer Art refutatio die Grundzüge des Sunnitentums darzulegen: das Denken al-Hillis war mit dem seinen kompatibel. Die Verfasserin geht auf diesen Aspekt des Schaffens al-HillTs nicht ein, was bei ihrer Zielsetzung verständlich ist. Sie hat über einen wahrlich nicht einfachen Gegenstand eine ertragreiche Dissertation

geschrieben, eine Leistung, die allen Respekt verdient T. N.

(13)

Klaus Kreiser und Rotraud Wielandt (Hrsg.): Lexikon der islamischen Welt.

Völlig überarbeitete Neuausgabe. Stuttgart, Berlin, Köln: Kohlhammer 1992, 289 S., 8°, DM 34,-.

Die Herausgeber dieser Neufassung des 1974 erschienenen Lexikons (hg. von

Klaus Kreiser, Werner Diem und Hans Georg Majer) haben sich zum Ziel

gesetzt, „in dichter, zuverlässiger und lesbarer Form über die Grundtatsachen des Islams (zu) informieren" und damit „Laien wie angehenden Fachleuten präzise Informadonen zu bieten". Die Vorteile gegenüber der Erstausgabe liegen auf der Hand: Statt drei Taschenbüchern erhält man hier einen einzigen, stabilen Band, der zudem durch ein vorangestelltes Verzeichnis der - leider recht dezimierten - Stichwörter ergänzt wurde. Die Auswahl der Stichwörter erscheint allerdings nicht immer einsichtig; so werden z. B. die Omajaden und die Abbasiden nur noch unter dem Begriff „Kalifat" behandelt, wohingegen den Ismailiten und Fatimiden je¬

weils ein eigener Abschnitt gewidmet ist. Die jedem der in ihrer Qualität recht unterschiedlichen Artikel beigefügten Literaturangaben wurden aktualisiert, wo¬

bei dankenswerterweise die Hinweise auf ältere Standardwerke beibehalten wur¬

den. Insgesamt kann - und will - das Lexikon der Islamischen Welt die umfang¬

reicheren Nachschlagewerke natürlich nicht annähernd ersetzen, aber es hilft doch, sich im Schnellverfahren über zahlreiche Sachverhalte zu informieren, und erleichtert dem interessierten Laien den Zugang zur islamischen Welt, mit der er

heute mehr denn je konfrontiert wird. A. A.-M.

A.J. Wensinck: Concordance et Indices de la Tradition Musulmane, Bde 1/2-7/8, Leiden: Brill 1991.

Seit dem Erscheinen der von Wensinck und seinen Nachfolgern herausgegebe¬

nen Concordance (der siebte Band erschien 1969, der achte, die Indizes enthal¬

tende, folgte 1988 nach) ist dieses Werk zum unverzichtbaren Hilfsmittel und Nachschlagewerk der Islamwissenschaft geworden. Nicht nur die sechs kanoni¬

schen hadit-Werke sind bekanntlich darin verarbeitet, sondern daneben auch die wichtigen Traditionswerke DärimTs, Mäliks und Ahmad b. Hanbals. Für alle Stu¬

dien zur Theologie und zum Recht ist damit eine ganz erhebliche Erleichterung geschaffen - aber auch andere Bereiche, etwa die Literaturwissenschaften, können aus der Concordance reiches Material schöpfen. Bisher lag dieses Werk jedoch nur in acht großen und unhandlichen, noch dazu übermäßig teuren Bänden vor.

Nun, nachdem dieselben vergriffen sind, hat es sich der Brill-Verlag dankenswer¬

terweise angelegen sein lassen, eine ungekürzte Taschenbuchausgabe herauszu¬

bringen. Sie wurde von J. J. Witkam besorgt. Die insgesamt acht großen Bände sind nun in vier recht umfangreichen Taschenbüchern zusammengefaßt.

Eine solche Taschenbuchausgabe anstatt der gebundenen Ausgabe ist überaus begrüßenswert. Denn sie ist einerseits handlicher und kleiner, andererseits liegt sie aber auch preislich weit unter dem Niveau der gebundenen Ausgabe. Damit wird die Anschaffung dieses Standardwerkes auch Privatbibliotheken ermöglicht.

Allerdings bleibt abzuwarten, ob sich der flexible Plastikeinband einer Dauerbe¬

nutzung, der ein solches Nachschlagewerk ausgesetzt ist, gewachsen zeigt. Ein gewisser Nachteil besteht vielleicht darin, daß durch die Verkleinerung des For¬

mats die Lesbarkeit vor allem der Kapitelnummem der entsprechenden Referenz¬

werke gelitten hat. Insgesamt jedoch ist diese Taschenbuchausgabe sehr zweck¬

mäßig und wird sicher zahlreiche Anhänger finden. I. S.

(14)

Joseph G. Jabra, Nancy W.Jabra: Women and Development in the Middle East and North Africa. Leiden u.a.: E.J. Brill 1992. (Intemadonal Studies in Socio¬

logy and Social Anthropology, Vol. 59.) 148 S., 8°. ISBN 90-04-0952-92.

Der Band enthält 10 Artikel von Soziolog/Innen/Anthropolog/Innen größeren¬

teils arabischer oder halbarabischer Herkunft, die ihre Ausbildung zumeist an nordamerikanischen Universitäten genommen haben und heute dort tätig sind.

Die Beiträge sind größtenteils hochaktuell, und ihre Verfasser/Innen bringen über das Zusammentragen von Fakten theoretische Erörtemngen und Erwägungen ein, die sie beachtenswert machen. Der größere Teil der Verfasser/Innen ist bereits mit Monographien oder doch Beiträgen auf dem Gebiet der Gender Studies her¬

vorgetreten. Neue Ergebnisse enthalten vor allem folgende Beiträge: Nancy Hatch Dupree: Afghanistan: Women, Society and Development, S. 30-42 (überdie Situation der afghanischen Flüchdingsfrauen in Pakistan); Enz Sanasarian : The Pohtics of Gender and Development in the Islamic Republic of Iran, S. 56-68 (über entwicklungsbedingte Ändemngen in der Frauenpolitik der Islamischen Republik Iran, teilweise von Frauen miterkämpft); Soraya Altorki: Women Development and Employment in Saudi Arabia: The Case of 'Unayzah, S. 96-110 (Beteiligung von Frauen am Familieneinkommen durch Berufstätigkeit führt in der MitteLstadt 'Unaiza, da ungewohnt, zu familiären Spannungen); Susan Schaefer Davis: Im¬

pediments to Empowerment : Moroccan Women and the Agencies, S. 111-121 (ver¬

sucht, westliche und männlich orientierte Stereotype hinsichtiich der angeblichen Inaktivität selbst traditionell orientierter Frauen in Marokko abzubauen); Mona L. Russell: The Female Brain Drain, the State and Development in Egypt, S. 122- 143 (über Emigration wissenschaftlich und/oder technisch hochqualifizierter

Ägypterinnen, ihre Situation vor und nach der Emigration). W. W.

Saad, A. Sowayan: The Arabian Oral Historical Narrative. An Ethnographie and Linguistic Analysis. Wiesbaden 1992 (Semitica Viva 6). XII, 323p.

Auch in der arabischen Welt existieren gleichberechtigt neben den kunstvollen Erzählungen von Eingriffen übernatürlicher Mächte in das menschliche Leben eher an der realen Existenz orientierte Erzählungen, die aber nichtsdestoweniger ebenso kunstvoll gestaltet sind. Sowayan stellt eine dieser suwälif (sing, sälfih) vor, die er bei Feldforschungen 1983-84 von Informanten in Saudiarabien aufge¬

nommen hat. Die Erzählung behandelt die etwa 150 Jahre zurückliegenden histo¬

rischen Kämpfe zwischen den Stämmen der Sammar und 'Anazah, besonders die

Raubzüge des Sammari-Helden Hidlül as-Swehri, seine Ermordung durch 'Gab

al-'Wäji und seine Rächung durch Häyis al-G'et.

Der aus elf Teilstücken interpolierte Text wird auf gegenüberiiegenden Seiten in Umschrift und englischer Übersetzung angeführt, danach separat in arabischer Schrift (gegen die praktizierte Seitenzählung). Der Band wird eingeleitet durch eine ausführliche Analyse des Textes in inhaldicher, stilistischer und syntaktischer Hinsicht; abschließend stehen Glossar, diverse Indices (handelnde Personen, ge¬

nealogische Tafeln etc.), Anmerkungen und ein kurzes Literaturverzeichnis. Nach seinem Buch Nabati Poetry: The Oral Poetry of Arabia (Berkeley 1985) legt So¬

wayan ein weiteres wichtiges Werk zur Performanz mündlicher Literatur vor, das nicht nur für Sprachwissenschafder und Dialektologen, sondern auch für Histori¬

ker und - angesichts einer Vielfalt ethnologisch relevanter Daten - für Ethnologen

des Vorderen Orients von Interesse ist. U. M.

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Muhammad A. Dandamayev: Iranians in Achaemenid Babylonia. Costa Me- sa/New Yorlc: Mazda Publishers 1992. xi. 241 S. (Columbia Lectures on Iranian Studies. 6.) ISBN 0-939214-99-7. $ 35,-.

Der Band entstand als überarbeitete Fassung einer Reihe von 1987 an der Co¬

lumbia University gehaltenen Vorträgen. Eine Liste von ca. 350 iranischen Perso¬

nennamen, die in babylonischen Dokumenten erwähnt werden, bildet den läng¬

sten Abschnitt des Buches sowie die Grundlage aller weiteren Ausführungen.

Dennoch liegt sein Wert weniger in neuen Erträgen linguistischer Forschung, sondern beruht auf dem lebendigen Bild iranischen Lebens im achäemenidischen Mesopotamien, das D. mit Hilfe der dokumentierten iranischen Namen, Titel, legalen und technischen Termini entstehen läßt. Neben der Liste der Namen gilt ein längerer Abschnitt der materiellen Kultur, Verwaltungs- und Rechtsangelegen¬

heiten, ein weiterer Abschnitt den verschiedenen iranischen und zentralasiati¬

schen Ethnien in Babylonien und deren sozialen und religiösen Verhältnissen.

Damit ist D.s Buch mit einem anderen dieser Reihe zu vergleichen: H. W. Bailey's The Culture of the Sakas in Ancient Iranian Khotan. Wie Bailey setzt D. durchaus persönliche Akzente: Er betont die in der grundsätzlichen Akzeptanz jeder Gott¬

heit begründete große religiöse und weltanschauliche Freiheit jener Zeit. Die ira¬

nischen Eigennamen sind alphabetisch aufgelistet, das Buch schließt mit mehre¬

ren nützlichen Indizes. A. D.

The Avesta Codex Fl (Niyäyisns and Yasts) , Facsimile Edition with an introduc¬

tion by Kaikhusroo M. Jamaspasa. Wiesbaden: Otto Harrassowitz 1991, XX, 277 S.

In seiner monumentalen Awesta-Edition von 1895 hat Karl F. Geldner nach Durchsicht der verfügbaren indischen Handschriften dieses hier erstmalig als Fac¬

simile zugänglich gemachte Manuskript besonders hervorgehoben (Prolegomena III). Die Handschrift Fl enthält nicht nur als älteste alle Yasts, sondern ist zudem die Stammhandschrift, von der die meisten Yast-Kopien entstanden sind, und somit von unermeßlichem Wert. Um so schmerzlicher wurde der Verlust dieses Manuskriptes nach der Veröffentlichung von Geldners Awesta-Edition empfun¬

den. Weitere Yast-Bearbeitungen waren auf die Angaben in der Edition angewie¬

sen, ohne daß die Möglichkeit der Überprüfung anhand des Originals bestanden hätte. Ein seltener Glücksfall führte zur Wiederentdeckung der endgültig als ver¬

loren geglaubten Handschrift: sie gelangte in den Besitz von K.M. JamaspAsa, dem letzten Erben dieser großzügigen, unermüdlich im Dienste der Iranistik täti¬

gen Familie, und wurde von Frau Almut Hintze (jetzt an der Freien Universität Berlin) bei einem Aufenthalt in Bombay als die lange vermißte Fl identifiziert.

Ihren gemeinsamen Bemühungen ist es zu verdanken, daß das Manuskript nun

in einer einwandfreien Facsimile-Ausgabe vorliegt und für kritische Editionen der Yasts verwendet werden kann. Außer der Handschrift, die einschließlich des Ko¬

lophons 277 Folien umfaßt, enthält die Ausgabe eine Einleitung von JamaspAsa, in der er die Umstände der Wiederentdeckung beschreibt, auf den Inhalt der

Handschrift eingeht und aus den Angaben im Kolophon Rückschlüsse zieht in

bezug auf den Schreiber sowie das Datum der Entstehung der Handschrift. Auf die Schreibgewohnheiten in Fl geht A. Hintze in einem gesonderten Beitrag ein.

M. M.

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Mary Boyce: A Persian Stronghold of Zoroastrianism, based on the Ratanbai Ka¬

trak Lectures, 1975. Lanham, University Press of America, 1989. 284 S. (Biblio¬

theca Persica. Persian Studies Series, No. 12.) ISBN 0-8191-7529-3.

Der islamisehe Druck auf die zarathustrischen Gemeinden im Raum von Yazd hat in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten ganz erheblich zugenommen, und es ist abzusehen, daß auch die letzten halbwegs geschlossenen Bollwerke der alten iranischen Nationalreligion eines Tages fallen werden. Um so wertvoller ist diese Beschreibung der Verhältnisse in Sharifabad, am Nordrand der Ebene von Yazd, die auf den Erfahrungen eines einjährigen Aufenthalts im Jahr 1963/4 beruht. Der vorliegende Titel ist ein Reprint der ersten Auflage (Oxford 1977). Damit wurde

nicht die Gelegenheit wahrgenommen, die Vermischung von Hypothesen und

Tatsachen, auf die ich schon in OLZ 79, 1984, 172 hingewiesen hatte, zu bereini¬

gen. Nur wenige Benutzer des Werks werden dazu aus eigener Kraft in der Lage

sein. H. H.

Manfred Schneider: Beiträge zur Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsentwicklung Persiens 1850-1900. Stuttgart 1990 (Erdkundliches Wissen, Band 103).

Die vorliegende Studie ist als Dissertation am Institut für Geographie der Uni¬

versität Erlangen entstanden. Es ist eine umfangreiche und äußerst detailreiche Arbeit, als deren Materialgrundlage sich der Autor vor allem das Public Record Office und das India Office in London nutzbar gemacht und die dortigen Konsu¬

larberichte sowie diverse kommerzielle und Geheimkorrespondenz ausgewertet hat. Das erschlossene Material gliedert er in drei große Abschnitte: Er beginnt mit einem Kapitel über „Handelswege, Nachrichtenwesen und Informationsaus¬

tausch" (S. 9-120); es folgen eine Beschreibung des sozialen Hintergrunds in „All¬

gemeiner Überblick über die Lage der Bauern, der Handwerker und Gewerbetrei¬

benden sowie die Anfänge einer Industrialisierung" (S. 120-141) und eine umfangreiche Darstellung von Entwicklungen und Veränderungen im Bereich der

„Exportwaren" (S. 141-343, nach Erzeugnis.sen gegliedert) im untersuchten Zeit¬

raum. In allen Teilen der Arbeit liegt die Betonung neben der Bestandsaufnahme auf der Dynamik in den ökonomischen Vorgängen, quantitative und qualitadve Veränderungen werden im Detail belegt und in größerem Zusammenhang ausge¬

wertet. Die Aufstellung einer Handelsbilanz Persiens um 1900 und die nachfol¬

gende Schlußbetrachtung beenden den Textteil, dem zahlreiche Tabellen und Ab¬

bildungen zu den ausgewerteten Daten beigegeben sind. Die Erschließung des umfangreichen Materials ist dem Autor zu danken. Leider wurde auf die Erstel¬

lung von Indices verzichtet, die auch durch die sehr übersichdiche Gliederung im

Inhaltsverzeichnis nicht ganz ersetzt werden können. R- H.-H.

Etan Kohlberg: A Medieval Muslim Scholar at Work Ibn Täwüs and his Library.

Leiden (Brill) 1992. IX, 470S. (Islamic Philosophy, Theology and Science: XII.) Ibn Täwüs war ein bedeutender, bislang zu wenig beachteter schiidscher (imä¬

mitischer) Gelehrter (gest. in Bagdad 1266). Verf., ein Spezialist für Geschichte schiidscher Lehre, hat sein Leben und Wirken sowie insbesondere seine Biblio¬

thek untersucht. Das ist möglich, weil b. Täwüs in seinen Schriften oft erwähnt, das eine oder andere von ihm zitierte Werk befinde sich in seinem Besitz; auch

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erwäiint er manclimal, wenn er ein besonderes Exemplar sein eigen nennt, eine alte Handschrift etwa oder ein Autograph.

Das Ergebnis ist ein Nachschlagewerk. In akribischer Kleinarbeit hat Verf 669 Titel aufgeführt, die b. Täwüs in seinen Werken zitiert (viele davon besaß er selbst, eine durchaus beeindruckende Sammlung). Oft sind die Auszüge, die b. Täwüs aus diesen Werken bringt, das einzige, was von ihnen auf uns gekommen ist; denn er gehörte der letzten Generadon an, der die Bagdader Bibliotheken noch so zur Verfügung standen, wie sie vor der mongolischen Eroberung berühmt waren. Wer also über vormongolische Gelehrte, besonders, aber nicht nur, Schiiten, arbeitet, tut gut, einmal bei Kohlberg nachzuschlagen.

Die erwähnte Liste von Werken macht den Hauptteil des Buches aus; eine

Zusammenstellung biographischer Informationen über b. Täwüs und Bemerkun¬

gen zu seiner Arbeitsweise sind vorangestellt.

Neben qur'änischen Wissenschaften, hadil und Theologie, besonders den Bitt¬

gebeten (du'ä'), weniger dem Recht, interessierte b. Täwüs sich besonders für das Leben der Imame, aber auch für Astrologie.

Die Indices umfassen: Autoren, Sachgebiete (sehr kurz), chronologischen Index der Werke und einen „general index", in dem Namen (außer Autoren) und einige

Sachbegriffe aufgeführt sind, sowie eine umfangreiche Bibliographie. J. P.

Mohammad Ebn-e Monavvar, TTie Secrets of God's Mystical Oneness or The Spi¬

ritual Stations of Shaikh Abu Sa'id [Asrär al-Towhid fi Maqämät al-Saik Abi Sa'id]. Translated with Notes and Introduction by John O'Kane. (Persian He¬

ritage Series, ed. Ehsan Yarshater: No. 38.) Costa Mesa, California and New York: Mazda Publishers in association with Bibliotheca Persica.

Die Biographie des berühmten persischen Mystikers Abü Sa'id Fadlalläh b.

Abi'l-Hair aus Horasan (A. D. 967-1049), verfaßt von dem Ururenkel des Genann¬

ten, Mohammad Ebn-e Munavvar in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, wird hier in einer Übersetzung vorgelegt, an der es schlechterdings nichts auszu¬

setzen gibt. Verschiedene glückliche Umstände kamen zusammen, nachdem der

Übersetzer Mitte der siebziger Jahre seine Arbeit aufgenommen hatte: Zunächst erschien aus der Feder von Fritz Meier, einem hervorragenden Kenner des Su¬

fitums, das Werk Abü Sald-i Abü'l-Hayr: Wirklichkeit und Legende (Acta Iranica 11, 1976), dann (1987) eine erweiterte Neuauflage des Asrär al-Towhid, besorgt von Safi'i-Kadakani nach einer als besonders authentisch anzusehenden Hand¬

schrift von 701/1301. Von Meier und anderen Gelehrten auch in Einzelfragen beraten, konnte John O'Kane schließlich eine Übersetzung vorlegen, die in jeder Hinsicht dem neuesten Stand der Forschung entspricht. Das den Fachleuten aus anderen Handschriften bereits bekannte Werk ist natürlich keine Biographie im strengen Sinne, sondern eine Hagiographie des bekannten Typs, die aber, ohne daß Authentizität besonders bemüht werden müßte, doch ein lebendiges Bild des großen Mystikers entwirft. Was als zentraler Gedanke in dessen Lehre sichtbar wird, unterscheidet sich nicht substantiell von dem, was andere große Vertreter

des Sufismus gelehrt haben: Indem nacheinander verschiedene Stationen

(maqämät) erreicht werden, führt der Weg des Heilssuchenden über die Unter¬

drückung, ja Vernichtung des (niederen) Ichs bzw. alles Individuellen, von den Sufis als Auslöschung des Selbst (nafs) begriffen, zum Ziel des tauhid - notabene der Mystiker, nicht der Scholastiker -, der mystischen Vereinigung mit Gott. Wi-

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derspruch und Kritik erfuiir Abü SaTd jedocli von konservadv-orthodoxer Seite wegen seiner unorthodoxen Lehrweise. Obwohl er selber eine sehr harte asketische Schule durchlaufen hatte, bevor er in den Rang eines Heiligen (wafi) erhoben wurde, hielt er anscheinend seine Schüler nicht zu besonderer Askese an, vielmehr versuchte er, ihnen seine Wahrheiten in einer entspannten, künsderisch geprägten Atmosphäre mit Tanz, Musik und Poesie - man kennt ja auch seinen Einfluß auf die persische Lyrik - zu vermitteln. Dabei war sein Wirkungsfeld nicht sein Hei¬

matort Meyhana, sondern die Stadt Nishapur, wo er seine größten Erfolge hatte und, wie der Übersetzer pointiert sagt, die ganze Stadtbevölkerung „bekehrte". In zahlreichen Anekdoten der Biographie obsiegt er auch über alle kritischen Theo¬

logen ('ulamä'). Über diese und viele andere Aspekte gibt die ausführliche Ein¬

leitung des Übersetzers kompetent Auskunft, während die diesem Klassiker der Sufi-Literatur angemessene Sprache der Übersetzung zusammen mit dem sorgfäl¬

tigen und hilfreichen Anmerkungsapparat die Lektüre nicht nur für Fachwissen¬

schaftler zu einem Vergnügen macht. K.-H. P.

Saidi-Sirjani, Ali Akbar (SaTdT-SirgänT,'AlI Akbar): Afsäneh-hä [The Fahles].

Costa Mesa (Ca.), 1992 (Mazda Special Persian Language Publications: 6).

106 S.

Das Bändchen enthält zwei Verserzählungen des zeitgenössischen Autors, von denen die erste, saih-i riyä, den größten Raum einnimmt (S. 27-93). Die Geschich¬

te handelt von einem Hirten, der sich in die Königstochter verliebt und durch die List des Wesirs ein für mächtig gehaltener und daher mächtiger „heiliger" Mulla wird. In dem Moment aber, wo die Hochzeit gefeiert wird und er der Braut - der Prinzessin - den Schleier heben soll, zieht er sich zurück und flüchtet sich in das einfache, reine Leben der Steppe. Die Geschichte mischt also satirische und mär¬

chenhafte Elemente. Es geht um die Stellung der Religion und ihrer berufsmäßi¬

gen Diener in der Gesellschaft, um Leichtgläubigkeit und Macht: Ein Mulla, gar ein „Heiliger", entsteht durch Blick und Bedürfnis des Publikums. Das Vorwort, in dem dargetan wird, die Erzählungen seien in der Jugend des Autors (1340 = 1962) entstanden, macht klar, daß die Satire sich sowohl auf das Schah- als auch auf das Mulla-Regime bezieht.

Die zweite Geschichte: Yak sab wa dö manzara (S. 100-106) ist poetischer, deskriptiver; Elend, Reichtum, Gleichmut sind die Motive.

Die Texte lesen sich flüssig, Aufmachung und Druck sind hervorragend. Eine

schöne Reiselektüre für Freunde persischer Literatur J- P-

Anja Pistor-Hatam: Iran und die Reformbewegung im Osmanischen Reich. Persi¬

sche Staatsmänner, Reisende und Oppositionelle unter dem Einßuß der Tanzimät.

Berlin: Schwarz 1992. III, 260S. 8°. (Islamkundliche Untersuchungen. 158.) ISBN 3-87997-200-1.

Monographie über die Einwirkung der osmanischen Tanzimät-Bewegung

(1839-76) auf das qägärische Persien. Untersucht wird der Einfluß auf Staatsmän¬

ner und Diplomaten (u.a. auf Mirzä Taqi Hän Amir Kabir, Mirzä Malkom Hän, Mirzä Husain Hän, Mirzä 'Ah Hän) sowie die Rolle, die Berichte persischer Reisender und die in Istanbul veröffendichte persische Zeitung Ahtar als Vermitt¬

ler der Reformideen spielten. Die Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Erfor-

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schung der Modernisierung Irans im 19. Jahrhundert, doch würde die Zustim¬

mung des Rez. noch lebhafter ausfallen, wenn die Verf nur das berücksichtigt hätte, was wirklich zu ihrem Gegenstand gehört. Keinen Bezug aufdie Tanzimät- Bewegung haben u.a. große Teile des Kapitels „Persische Reisende im Osmani¬

schen Reich" sowie die Abschnitte über Yüsof Hän, Hasan 'Ali Hän Garüsi und

Mahmüd Hän. Schade ist auch, daß die Verf im Umrechnen islamischer Daten

nicht firm ist.

G. H.

Mostafa Edjtehadi: Zerfall der Staatsmaeht Persiens unter Näsir ad-Din Schah Qägär (1848-1896). Einblicke in die Machtverhältnisse am Teheraner Hof nach den Tagebüchern I'timäd as-Saltanas. Berlin: Schwarz 1992. 194S. 8°. (Islam¬

kundliche Untersuchungen. 16l!) ISBN 3-87997-204-4.

Das aus einer Dissertation hervorgegangene Buch beruht auf den Tagebuchauf¬

zeichnungen, die der bekannte persische Staatsmann und Historiograph Muham¬

mad Hasan Hän Maräga'i I'timäd as-Saltana (1840-96) über seine persönlichen Erlebnisse sowie über das Hofleben und das politische Geschehen in der Spätzeit Näsir ad-DTn §ähs hinterlassen hat. Der Verf bezeichnet es zwar als sein Haupt¬

anliegen, an Hand dieser Quelle die Machtverhältnisse innerhalb der damaligen Herrschaftselite zu untersuchen (141), beschränkt sich aber im wesendichen auf die Person des Schahs sowie auf dessen Verhältnis zu anderen Machtträgern.

Wenn das Thema Macht damit auch zu kurz kommt, vermittelt die Arbeit doch wichtige Informationen über das Leben am Hofe sowie über Näsir ad-DTn ääh als

Mensch und Herrscher. G. H.

C.A. Storey: Persian Literature. A Bio-Bibliographical Survey. Volume III, Part 2, D: Rhetoric, Riddles and Chronograms ; E: Ornate Prose. Oxford 1990, S.207- 407.

Mithin liegt ein weiteres Bändchen aus dem großen Referenzwerk von Storey vor, in diesem Falle eines, das Literaturwissenschaftler und Kulturhistoriker be¬

sonders interessieren wird. Sicherlich hat die Fachwelt den Herausgebern - der Royal Asiadc Society of Great Britain and Ireland - für die fortgesetzte Veröffent¬

lichung des von Storey konzipierten Nachschlagewerks zu danken. Allerdings darf von den heutzutage erscheinenden Faszikeln nicht mehr erwartet werden, den derzeit aktuellen Stand potentieller bibliographischer Kenntnisse persischen Schrifttums im „Storey" anzutreffen. Angesichts der übermäßigen Repräsentanz von aus dem Subkontinent stammenden Titeln weht einem beim Durchblättern des vorliegenden Bandes ein seltsam nostalgischer Hauch aus alten britischen Kolonialzeiten an. Demgegenüber sind Iran, Mittelasien oder Afghanistan nicht nur als Standorte, sondern auch als Herkunftsländer der einzelnen Stichwortträger ausdrücklich unterrepräsentiert. Seit der ihrerseits schon wieder zwanzigjährigen Bearbeitung der Teile über „Koranische Literatur" und „Historiographie" von Jurij E. Bregel können wir mit großer Berechtigung ahnen, was alles nicht in den „Storey" aufgenommen worden ist.

Nun mögen die Herausgeber bei der Stillung hier anklingender Bedürfnisse überfordert sein. Die Verfügbarmachung des SroREYschen Materials ist zweifellos ein Verdienst! Nichtsdestoweniger wäre es an der Zeit, das spartanische und vor

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allem benutzerunfreundliche Layout endlich einmal zu revidieren! Im folgenden zwei dezente Reformvorschläge:

1) Vielleicht könnte auf dem Umfangdeckel jeweils das Schema des gesamten Werkes so abgedruckt werden, daß daraus zum einen die Stellung des vorlie¬

genden Bandes im Gesamtwerk, zum anderen aber auch das bisher schon

Erschienene deutlich erkennbar werden, ohne jeweils erst auf die schon er¬

schienenen Bände zurückgreifen zu müssen!

2) Die laufende Nummer des auf zwei einander gegenüberliegenden Seiten je¬

weils links oben und rechts unten stehenden Eintrags könnte als Kolumnendtel erscheinen. Die Orientierung wäre dadurch sehr erleichtert!

Im übrigen erweist sich der Abschnitt „Zierprosa" als eine Fundgrube für Diplo- matiker: hier ist eine phantastische Fülle von /nia'-Literatur zusammengetragen, aus der viele Quellentexte zur indomuslimischen Verwaltungs- und Kulturge¬

schichte zu erschließen sind. Für alle, die sich hierfür, aberauch für den literari¬

schen Grenzfall von Verrätselungen, Zahlenrätseln und Wortkunststückchen in¬

teressieren, wird sich der Griff zu diesem Band des „Storey" lohnen! B. G. F.

Festgabe an Josef Matuz. Osmanistik - Turkologie - Diplomatik Berlin: Klaus Schwarz Verlag 1992 (Islamkundliche Untersuchungen. 150), 364 S.

Freunde und Kollegen ehren mit diesem Sammelband den bekannten Freibur¬

ger Turkologen, der i. J. 1990 in den Ruhestand trat. Die Themen ihrer Aufsätze korrespondieren weitgehend mit dem Tätigkeitsbereich des Jubilars und betreffen allem voran das Osmanische Reich: Rechtslage im Agrarbereich, Reformgedan¬

ken im 17.-18. Jh., Kanzleiwesen, eine Urkunde zum Feldzug gegen Wien 1683, eine Sultansverordnung von 1826, türkische Geschäftsfrauen im 19. Jh., die Stadt Ersekujvar, zwei Insä'-Handschriften, osmanische Inschriften im Ägäis-Raum, ein Pfortendolmetscher des 16. Jh.s, der Sandschak Naxos, deutsch-osmanische Wirt¬

schaftsbeziehungen, Juden in Damaskus. Hinzu kommen philologische Beiträge über die krimtatarische Schriftsprache, türkische Gebete in einer polnischen Ko¬

ranübersetzung, den Volksnamen Savarti Asfali, das türkische Wort pusat und Alternativübersetzungen in altuigurischen Texten. Ein Rückblick auf den Lebens¬

weg des Turkologen Vambery und die Edidon zweier fachübergreifender Hand¬

schriften (osmanische Beschreibung der deutschen Länder, persischer Erlaß aus

Indien) runden den interessanten Sammelband ab. M. A.

Thomas D.Goodrich: The Ottoman Turks and the New World. A Study o/Tarih-i Hind-i Garbi and Sixteenth-Century Ottoman Americana. Wiesbaden: Harrasso¬

witz 1990. XVIII, 457 S. 1 farb. Frondspiz, 103 Abb. (Near and Middle East Monographs. N.S. 3) - DM 148,-.

Neben der berühmten Kopie der Kolumbus-Karte durch PTr? Re'Ts von 1513

bildet die Tärih-i Hind-i garbi Aas wichtigste Zeugnis von der Kenntnis des „Fer¬

nen Westens" im Osmanischen Reich. Diese „Neue Zeitung über die Historie West-Indiens" wurde schon von IbrähTm Müteferrika 1730 als vierte seiner „In¬

kunabeln" in osmanischer Sprache sorgfäldg herausgegeben. Th. D. Goodrich hat

das um 1580 entstandene Werk zum ersten Mal nach einem Ms. der Newberry

Library (Chicago) aus dem Jahr 1583/4 übersetzt und mit opulenten Erläuterun-

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gen verseilen. Auch wenn der Text kein neues Tatsachenmaterial über seinen Gegenstand enthält, hat er als wohl ältestes Buch über die Neue Welt östlich der von Braudel gezeichneten Grenze des Mittelmeerraums seinen besonderen Wert:

„It represents a major effort by an Ottoman Muslim scholar, almost unique in the sixteenth century, firsdy to transmit through transladon information from one culture (European Christendom) to another (Ottoman Islam), and, secondly, to correct and expand Islamic geography and cartography."

Neben einer Reihe moderner Auswahlübersetzungen in europäischen Sprachen ist die Existenz einer frühen, in Indien angefertigten (1. Hälfte des Jh.s) persi¬

schen Version hervorzuheben.

Der Tärih schöpft v.a. aus vier, in Form italienischer Übersetzungen benutzter spanischer Werke. Der Kompilator und (oder) Übersetzer ist ein politischer Kopf, der sich eine Gewinnung Westindiens für den Islam wünscht, aber auch über das schon 1568 im Osmanischen Diwan erörterte Suez-Kanal-Projekt nachdenkt.

Mindestens so bemerkenswert wie das Amerika-Interesse im 16. Jh. ist die aus¬

bleibende Rezeption dieser Texte: „The Ottoman intelligentsia does not seem to have been recepdve to informadon from outside the Dar ul-Islam or from outside the Empire itself The historian today should be aware not only ofthe efforts made by a few to learn the new information but also to the general resistance to incor¬

porate this into the accepted knowledge" (S. 15f). K. K.

Thomas Scheben : VerwaUungsreformen der friihen Tanzimalzeil. Gesetze, Maßnah¬

men, Auswirkungen. (Europäische Hochschulsehriften, Reihe 111, Band 454) Frankfurt/M., Bern, New York, Paris: Peter Lange 1991. XIII und 434S., bro¬

schiert DM 100,-. ISBN 3-631-43302-6.

Über die unter dem Namen Tanzimat zusammengefaßten Reformbestrebungen des Osmanischen Reiches gibt es .schon eine ausgedehnte Literatur. Dennoch be¬

tritt der Autor der vorliegenden Dissertation Neuland. Er betrachtet seinen Ge¬

genstand nämlich nicht von der Warte der innerosmanischen oder internationalen Politik aus, sondern als Erforscher der Verwaltungsgeschichte. Er beschreibt Ter¬

ritorialverwaltung und verschiedene Typen von Staatsbediensteten (Beamten, Gendarmerie) im Hinblick aufdie durch die Reformen eingeleiteten Veränderun¬

gen. Ein Dokumententeil, Gouverneurslisten und Kurzbiographien der in ihnen erscheinenden Gouverneure machen das Werk Schebens zu einem unentbehrli¬

chen Handbuch für alle weitere Erforschung der inneren Entwicklung des Osma¬

nischen Reiches im 19. Jahrhundert. T. N.

Shiro Ando: Timuridische Emire nach dem Mu'izz al-ansäb. Untersuehungen zur Stammesaristokratie Zentralasiens im 14. und 15. Jahrhundert. Berlin: Klaus

Schwarz Verlag 1992 (Islamkundliche Untersuchungen 153). 337 S., ISBN

3-922968-95-3.

Diese Dissertadon erschließt das in mehreren Handschriften erhaltene Werk Mu'izz al-ansäb, eine wichtige prosopographische Quelle zu den Dschinggisiden bis ins späte 15. Jahrhundert. In einer sehr sorgfältigen quellenkritischen Einlei¬

tung zeigt Ando die unterschiedliche Herkunft des Materials, aus dem das Werk in seiner überlieferten Form um 1474 zusammengestellt wurde. Danach behandelt Ando, die Angaben seiner Hauptquelle aus der dmuridischen Historiographie

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ergänzend, nach Stämmen geordnet die Emire unter Timur, Sähruh, Abü SaTd und Husain Baiqara. Ein ideinerer Teil der Studie beschäftigt sich mit den Ämtern der Emire in der Verwaltung und im Militärwesen. Jedem, der sich mit der timu¬

ridischen Geschichte befaßt, wird dieses äußerst nützliche, an Informationen rei¬

che Werk sehr willkommen sein. T. N.

Ruth Haerkötter: Mahäsin. Ein Beispiel ßr die osmanische Frauenpresse der

Zweiten konstitutionellen Periode. Wiesbaden: Harrassowitz 1992. VII, 172S.

Diese Monographie, eine Hamburger Dissertation, will das in der türkischen Zeitschrift Mahäsin, einer der relativ zahlreichen türkischen Frauenzeitschriften der Zeit zwischen 1908 und 1918, gezeichnete Frauenbild untersuchen. Vfn legt zunächst „die soziale Lage der osmanischen Frauen nach 1908", S. 1-42, dar und wendet sich dann der „Entwicklung der Frauenpresse", S. 43-54, zu. Die beiden Hauptteile der Arbeit, S. 55-82, analysieren die Zeitschrift allgemein auf ihren Inhalt hin und konzentrieren sich dann, S. 91-154, auf den Abdruck und die Übersetzung einzelner Artikel, die dadurch interessierten Lesern zugänglich ge¬

macht werden. Eingeschoben ist ein Exkurs „Zur Familienideologie des Bürger¬

tums in Europa : ein neues Frauenbild entsteht", S. 83-90. Denn es ist ein durchaus konservatives Frauenideal, das die Zeitschrift Mahäsin propagierte, sozusagen eine Mischung aus konservativ-muslimischen und europäisch-bürgerlichen Rol¬

lenklischees über die Frau als Mutter und Hausbesorgerin, für die der Mann zu sorgen hat. Ein Klischee, das von europäischen Mode- und Schönheitsidealen der Zeit äußerlich geprägt war, wie sich schon dem beigegebenen Bildmaterial ent¬

nehmen läßt. W. W.

Ahmet TemIr: Türkoloji Tarihinde Wilhelm Radloff Devri. Ankara: Türk Dil Ku¬

rumu 1991 (TDK Yayinlan. 552.), 191 S.

Die Monographie ist dem Leben und Wirken des Petersburger Turkologen Wil¬

helm Radloff (1837-1918) gewidmet, der zu seinen Lebzeiten auf fast allen Ge¬

bieten seines Faches tätig war und nicht nur von dem Autor für den Gründer der allgemeinen und vergleichenden Turkologie gehalten wird. Der Autor rekonstru¬

iert die wichtigsten Stationen von Radloffs Tätigkeit (Sibirien, Kazan, St.-Peters- burger Akademie der Wissenschaften) und bespricht kurz seine bekanntesten Wer¬

ke mit besonderer Beachtung derjenigen, die ihren wissenschafdichen Wert bis heute bewahren konnten ( Vergleichende Phonetik der Turksprachen, Vergleichendes

Wörterbuch, Proben der VolksUteratur usw.), um das Buch mit einer vollständigen Bibliographie des Gelehrten in chronologischer und alphabetischer Anordnung, mehreren Photos, Indices und zwei Karten abzuschließen. Die Monographie geht auf einen längeren Aufsatz zurück, den der Autor in Oriens 8 (1955), 51-93 auf

deutsch veröffentlicht hat. M. A.

A Thousand Teachings. The Upadesasähasri of Sahkara. Translated and edited by

Sengaku Mayeda, foreword by John M. Koller. Albany (State University of

New York Press) 1992. ISBN 0-7914-0943-0, 0-7914-0944-9.

Diese Übersetzung der Upadesasähasri '\sl der unveränderte Neudruck der Uni¬

versity of Tokyo Press Ausgabe von 1979, erfreulicherweise in Paperback und

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