Die Romantik
1795-1835
Welches Bild passt nicht?
romantisc h
romantisc
h
Was meint Goethe?
„Das Klassische nenne ich das Gesunde und das Romantische
das Kranke.“
romantisch = krank?
… oder meint Goethe
etwas Anderes?
Begriffsklärung
„lingua romana“ = romanische Sprache
„lingua latina“ = Latein
lingua romana: Sprache der Schriften, die in der Volkssprache der romanischen Länder verfasst waren
romantisch = nicht nach festen Regeln konzipiert
romantisch = romanhaft
romantisch = das Klassische überwindend
Romantik Klassik
Natürlichkeit
Mittelalter
Gefühl
Wunderglaube
Nacht
Künstlichkeit
Antike
Verstand
Rationalismus
Tag
Heute:
Verengung auf den Gefühlszustand (sentimental, kitschig)
Heute:
Verengung auf den Gefühlszustand
(sentimental, kitschig)
Romantik in der Malerei
„Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so
unterlasse er
auch zu malen.“
(Caspar David Friedrich)
Bild des Malers Caspar David Friedrich einsetzen (z.B. Altersbild von Johann
Karl Ulrich Bähr:
https://de.wikipedia.org/wi
ki/Caspar_David_Friedrich
Caspar David Friedrich: Abtei im Eichwald (1810) Kontrast: dunkel -
hell Verbindung
Diesseits - Jenseits
Lichtmotivik
https://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_im_Eichwald
Abtei im Eichwald - Deutung
Kontrast: dunkle Erde, heller Himmel
Totenlandschaft, aber mit einer gewissen Feierlichkeit
Lichtmotivik: durch den Tod zum ewigen Leben
Abtei und Bäume recken sich ins
Licht: Verbindung von Diesseits und Jenseits
Glaube und Natur als Brücken zum
Jenseits
Romantik in der Malerei
„Jetzt arbeite ich an einem großen Bilde, worin ich das
Geheimnis des Grabes und der Zukunft
darzustellen gedenke.
Was nur im Glauben gesehen und erkannt werden kann und dem endlichen Wissen des Menschen ewig ein Rätsel bleiben wird:
[…]“ (C. D. Friedrich)
Bild des Malers Caspar David
Friedrich
einsetzen (z.B.
Altersbild von
Johann Karl
Ulrich Bähr)
Romantik in der Malerei
romantische Bilder keine rein naturalistischen Kunstwerke,
sondern Widerspiegelung einer kosmischen Ordnung
häufig religiöser Bezug
Bilder weisen immer auf
Übersinnliches hin
Die allumfassende Poesie
Romantische Literaturtheorie
F. Schlegel: 116. „Athenäum“- Fragment
„Die romantische Poesie ist eine progressive
Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu
vereinigen und die Poesie mit der Philosophie und
Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz
poetisieren und die Formen der Kunst mit gediegnem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen und
durch die Schwingungen des Humors beseelen. […]
F. Schlegel: 116. „Athenäum“- Fragment
Die romantische Poesie ist unter den Künsten, was der Witz der Philosophie, und die Gesellschaft, Umgang, Freundschaft und Liebe im Leben ist. Andre Dichtarten sind fertig und können nun vollständig zergliedert
werden. Die romantische Dichtart ist noch im Werden;
ja, das ist ihr eigentliches Wesen, dass sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann. Sie kann durch keine Theorie erschöpft werden und nur eine divinatorische (= seherische, visionäre) Kritik dürfte es wagen, ihr Ideal charakterisieren zu wollen. Sie allein ist unendlich, wie sie allein frei ist und das als ihr erstes Gesetz anerkennt, dass die Willkür des Dichters kein Gesetz über sich leide.
Die romantische Dichtart ist die einzige, die mehr als Art
und gleichsam die Dichtkunst selbst ist: denn in einem
gewissen Sinn ist oder soll alle Poesie romantisch sein.“
„Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie.“
progressiv: fortschreitend, sich entwickelnd
universal: alle Lebensbereiche umfassend
Poesie bezeichnet den universalen Zusammenhang aller Dinge; (Kunst und Gesellschaft, Religion und
Wissenschaft): Metapher des Nicht- Abbildbaren, Grenzenlosen
ALLES IST POESIE
„Die romantische Dichtart ist noch im Werden; ja, das ist ihr eigentliches
Wesen, dass sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann.“
Poesie als ständiger Prozess
Unmöglichkeit des „fertigen Kunstwerkes“
Fragment als geeignete Form
„Sie allein ist unendlich, wie sie allein frei ist und das als ihr erstes Gesetz anerkennt, dass die Willkür des Dichters kein Gesetz über sich leide.“
„anarchischer Charakter“
romantischer Literatur (keine festen Regeln)
Vermischung der Gattungen
dunkle, rätselhafte Sprache
beliebte Stilmittel: Oxymoron,
Paradoxon
Forderung der Romantiker:
„Die Welt muss romantisiert
werden“
Joseph von Eichendorff:
Mondnacht
Es war, als hätt der Himmel Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt.
Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
Joseph von Eichendorff:
Mondnacht
Es war, als hätt der Himmel Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt.
Verschmelzung von Himmel und
Erde
Neologism us
Natur:
Abenddämmerung
Religion:
Vereinigung von Göttlichem und
Irdischem
Joseph von Eichendorff:
Mondnacht
Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht.
Beschreibung der abendlichen Natur:
Lufthauch, der die Natur sanft bewegt
Religiöse Komponente:
Gott als Lufthauch Bezug
?
Und meine Seele spannte
Joseph von Eichendorff:
Mondnacht
Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus.
eindeutig religiöser Bezug:
Flug der Seele zu Gott (Ewiges Leben)
Enjambement
ABER: Kein Flug in den
Himmel
Joseph von Eichendorff:
Mondnacht
Es war, als hätt der Himmel Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müßt.
Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder, So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus.
Konjunktiv!!!
Zentrale Thematiken
Natur als Vermittlerin religiösen Erlebens (metaphorischer
Bedeutung)
Sehnsucht nach Geborgenheit in Gott
Nacht, Traumwelt → klar irreale Bezüge
dunkle, rätselhafte Sprache:
Blütenschimmer
Themen der Romantik
Natur
Sehnsucht
Entgrenzungen: Nacht, Traum, Schlaf, Tod
Kindlichkeit als Ideal
Heimatliebe / Fernweh
Mittelalter
Welt ohne soziale Spannungen
Künstler / Künstlerproblematik
J. v. Eichendorff,
Aus dem Leben eines Taugenichts
Erstes Kapitel
Das Rad an meines Vaters Mühle brauste und rauschte schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitscherten und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Türschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen; mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenscheine. Da trat der Vater aus dem Hause; er hatte schon seit
Tagesanbruch in der Mühle rumort und die Schlafmütze schief auf dem Kopfe, der sagte zu mir: «Du Taugenichts! da sonnst du dich schon wieder und dehnst und reckst dir die Knochen müde und läßt mich alle Arbeit allein tun. Ich kann dich hier nicht länger füttern. Der Frühling ist vor der Tür, geh auch einmal hinaus in die Welt und erwirb dir selber dein Brot.» – «Nun», sagte ich, «wenn ich ein Taugenichts bin, so ists gut, so will ich in die Welt gehen und mein Glück machen.» Und eigentlich war mir das recht lieb, denn es war mir kurz vorher selber eingefallen, auf Reisen zu gehen, da ich die Goldammer, welche im Herbst und Winter immer betrübt an unserm Fenster sang: «Bauer, miet mich, Bauer, miet mich!» nun in der schönen Frühlingszeit wieder ganz stolz und lustig vom Baume rufen hörte: «Bauer, behalt deinen Dienst!»
Ich ging also in das Haus hinein und holte meine Geige, die ich recht artig spielte, von der Wand, mein Vater gab mir noch einige Groschen Geld mit auf den Weg, und so schlenderte ich durch das lange Dorf hinaus. Ich hatte recht meine heimliche Freude, als ich da alle meine alten Bekannten und Kameraden rechts und links, wie gestern und vorgestern und immerdar, zur Arbeit hinausziehen, graben und pflügen sah, während ich so in die freie Welt
hinausstrich. Ich rief den armen Leuten nach allen Seiten stolz und zufrieden Adjes zu, aber es kümmerte sich eben keiner sehr darum. Mir war es wie ein ewiger Sonntag im Gemüte. …