Mukaukis im Gemälde von Kusair 'Amra
Von Enno Littmann, Tübingen
Auf Wunsch von Prof. Altheim fragte seine Assistentin Df.Ruth Stiehl
bei mir an, ob ich auf dem Gemälde von Kusair 'Amra, das die von den
Arabern besiegten Herrscher darstellt, außer den bilinguen Inschriften
über den Figuren noch kufisch geschriebene Zeilen erklären könne; sie
sandte mir auch freundlicherweise zwei Abzüge von Photographien
dieses Gemäldes (nach dem Werke von Musil) und weiter einen deut¬
lichen Abzug der Photographie des mittleren Teiles des Gemäldes. Die
kufischen Zeichen befinden sich auf dem Rock des von links zuerst dar¬
gestellten [KAIJCAP [j]^. Beim ersten Anschauen hielt ich, wie bisher
wohl allgemein angenommen wurde, diese Zeichen für Ornamente, da ja
auch auf den Gewändern der anderen Gestalten Ornamente dargesteht
sind. Aber bald erkannte ich, daß auf dem ersten Rock wirklich kufische
Buchstaben in sechs Zeilen abgebüdet sind. In der fünften Zeile sind
deutlich die kufischen Buchstaben für ^.-Jy* (= er».?") zu lesen. Das
Wort ist, soweit auf den Photographien zu sehen ist, im ganzen elfmal
geschrieben, und zwar in Z. 1 einmal, in Z. 2 und 3 je zweimal, in Z. 4
einmal, in Z. 5 zweimal, in Z. 6 dreimal. Diese Wörter sind gewisser¬
maßen als Ornamente verwendet. Die Ornamente auf der dritten Figur
könnten schematisch umgebildete Nachahmungen des Wortes ^_yw sein;
aber das ist nicht sicher. Auf dem Gewände der fünften Figur sind deut¬
lich Ornamente beabsichtigt, die aus Rechtecken mit kreisförmigen
Ecken und aus Punkten bestehen.
Jedenfalls haben wir auf dem ersten Gewände den berühmten Mu¬
kaukis, den im Jahre 640/641 besiegten ägyptischen Statthalter des by¬
zantinischen Herrschers; über ihn ist sehr viel geschrieben worden, auf
das hier nicht näher eingegangen zu werden braucht. Schon C.H.Beckee
{Islam-Studien I, S. 298) hatte sich gefragt, ob in einer der zwei letzten
Figuren am rechten Ende, die nicht bezeichnet sind, der Mukaukis dar¬
gestellt sein könnte. Wir haben nun durch die Zeichnung auf dem ersten
Gewände die Sicherheit, daß bei der Herstehung des Gemäldes an den
Mukaukis gedacht ist, und für ihn haben wir hier die erste ,, inschriftliche"
Bezeugung.
Außer den monumentalen Beschriftungen in kufischer Schrift finden
sich mehrere Graffiti in späterer arabischer Schrift auf dem Gemälde, die
wahrscheinlich von Besuchern des Schlosses hinzugefügt sind, wie ja oft
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Besucher mancher Stätten in ahen Ländern ihre Namen einkritzeln.
Diese Kritzeleien hier haben kein besonderes Interesse, es sei denn, daß
auf dem Gewände des Perserkönigs (dritte Figur von links) in der unteren
Zeüe j'Sj' (= iJi.jjj') beabsichtigt ist von einem Besucher, der über der
zweiten Figur von links den Namen des Gotehkönigs Roderich gelesen
hatte. Von den anderen Graffiti läßt sich nur wenig mit einiger Wahr¬
scheinlichkeit lesen, da sie sehr fiüchtig geschrieben sind. Die linke untere
Ecke könnte drei Eigennamen enthalten: (Ibn Doreid, S. 298,
Z. 7/8, wobei das j fälschhch mit dem ^j' verbimden wäre), und jf-.
In dem Halstuch des Nagäll (vierte Figur) scheint ^ -uc (Name eines
Schiiten) zu stehen. Unter dem Kopfe der sechsten Figur scheint ein
Monogramm zu stehen, dasalS|^l aufgelöst werden könnte. Ganz rechts
oben scheinen die Worte der 112. Sure y_ ^) jJ geschrieben zu sein,
darunter -usJ, weiter a. unten in der Ecke J. Bei den
anderen Graffiti habe ich an aherlei Lesungen gedacht ; aber ich bin zu
keinem einigermaßen sicheren Resultat gekommen.
Es ist mir eine gewisse Genugtuung, daß ich nun nach der Lesung des
Namens ,, Roderich" vor fast fünfzig Jahren (vgl. Begebe a. a. 0., S.297)
auch die Lesung u-ühabe beitragen können.
iiir^-
Ein Immunitätsdiplom Schah Muhammad
Hudäbandäs vom Jahre 989/1581
Von Hebibebt Hoest, Teheran
Herrn Professor Dr. H. Scheel zum
19. Mai 1955 ergebenst zugeeignet.
Mit der Bedeutung von Originalurkunden zur islamischen Geschichte
Persiens und den Schwierigkeiten bei der Auffindung und Verwertung
solcher Dokumente hat sich Hans Robbet Roemee zulezt in einem Vortrag
über Vorschläge für die Sammlung von Urkunden zur islamischen Oe¬
schichte Persiens^ befaßt. Auf diese Anregung hin wird hier ein Immu¬
nitätsdiplom des Safawidenschahs Muhammad Hudäbandä b. Tahmäsp
(985/1578 bis 995/1587) vorgelegt, das das Datum Rabi' II 989/Mai 1581
trägt.
Die vorliegende Urkunde wurde uns durch freundhche Vermittlung von
Herrn Soheili ^önsaei zur Aufnahme überlassen. Sie befindet sich jetzt
unter Nummer 8433 im Archäologischen Museum in Teheran. Sie umfaßt
20 Zeilen in schöner, gegen Ende flüchtiger werdender Ta'liq-Schrift in
weißen Wolken auf goldenem Grund. Die Basmala ist in goldener Farbe
gehalten, der Namenszug gold, rot und blau, die arabischen Zitate sind
teils rot, tehs blau, der übrige Text und das Siegel schwarz.
Der Ferman bestand ursprünglich, wie üblich und auch aus der Tat¬
sache ersichtlich, daß das Siegel und die Anfänge und Enden der Zeüen
angeschnitten sind, aus einem Stück. Nachträghch wurde er in sechs ver¬
schieden große Teüe zerlegt, die einzelnen Stücke außer dem ersten in der
linken oberen Ecke numeriert und bedauerhcherweise auf Karton auf¬
geklebt, so daß uns wichtige Angaben auf der Rückseite, auf die im Text
hingewiesen wird, verborgen geblieben sind. Die Maße der einzehien
Teile sind folgende (ohne Rahmen): Blatt I: 15x14 cm; Blatt II:
17,6X14,7 cm; Blatt III: 17,2x15,5 cm; Blatt IV: 16,7x16,2 cm;
Blatt V: 16,9 X 13,6 cm; Blatt VI: 16,6 X 12,2 cm. Daraus läßt sich für
das ursprünghche Format der Urkunde eine Mindestgröße von 18 X
90 cm errechnen.
Das Siegel enthält in der Spitze die Worte Alläh, Muhammad und 'All,
im äußeren Kreisring die Namen und Beinamen des Propheten und der
^ Gehalten auf dem 23. Internationalen Orientalistenkongreß in Cam¬
bridge, veröffentlicht m ZDMG 104 [1954], S. 362 ff.
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