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Berichtigungen und Bemerkungen
zum hebräischen Teile von
E. Tisserant's Speeimina Codicum Orientalium.
Von Ludwig Blau.
Die Rcböne und billige Publikation .Speeimina Codicum Orien¬
talium conlegit Eugenius Tisserant. Bonn - Oxford - Rom 1914 =
Tabulae in usum scholarum editae sub cura lohannis Lietzmann 8)"
bietet auf 19 Tafeln insgesamt 27 Faksimiles von hebräischen Hand¬
schriften in Originalgröße (ausgenommen Nr. 5 und 6), welche aus 6
einem Zeiträume von rund 700 .Jahren (850—1550) stammen und
bis auf 5 der vatikanischen Bibliothek angehören. Der Zweck der
Publikation ist, die akademische Jugend iu das Lesen der hebräischen
Kodices einzuführen , was durch Vorführung von Schriftarten ver¬
schiedener Länder, in denen Juden wohnten, im großen und ganzen lo
erreicht wird. Dies gilt aber nur von der zweiten Gruppe, von
der rabbinischen Schrift , nicht von der ersten , der Quadratschrift,
welche nach dem heutigen Stande der hebräischen Paläographie bis
auf die Änderung des Buchstabens keine chronologisch bestimm¬
baren iMerkm-ile zeigt. Die Kodices , denen die einzelnen Stücke i5
entnommen wurden, werden in der Einleitung der Reihe nach kurz
beschrieben (S. XIV — XXI), wobei den publizierten Stücken, nament¬
lich den biblischen, Erläuterungen mitgegeben werden. In der Be¬
schreibung der Handschriften wie in der Erläuterung der masore¬
tischen Notizen hat sich der Herausgeber leider schwere Mißgriffe lo
zu schulden kommen lassen, gleichsam durch die eigenen Lesefehler
die Notwendigkeit seines Unternehmens, eines Hilfsmittels zum Ein¬
lesen in die Schriftarten des Hebräischen, beweisend.
Nr. 3 bietet Fol. 42 des bekannten Pentateuchkodex Br. Ms. or.
4445, dessen Entstehungszeit nach D. Ginsburg zwischen 820—850 25
angesetzt wird, als gäbe es in der hebräischen Paläographie irgend¬
welche Hilfsmittel zur Bestimmung einer so kurzen Zeitspanne. Das
faksimilierte Blatt enthält Gen. 50, 23 - Ex. 1, 14. Die masoretische
Schlußbemerkuncr zu Gen. lautet: ib "^^ -EO B'^piDDH 0130. Dies
liest T. trotz der ganz deutlichen Schrift mit nicht weniger als so
drei Fehlern, indem er i'i ison bo O'^piOs aiDO druckt, was
12*
180 Blau, Berichtigungen und Bemerkungen zu Spec. Cod. Or.
schon grammatisch nnmOglich ist. Am unteren Rande befinden sich
drei masoretische Notizen, Ton denen T., wie aus seiner Umschreibung
(a. a. 0.) hervorgeht, keine einzige verstanden hat. Die erste Be¬
merkung bezieht sich auf in^m in Ex. 1 , 1 und lautet wie folgt :
5 iü3t< nn-'m aa'^i Ti5N vusrNi mwüJ nbsT i -irr^ai
.BTibNn üTi nniB nwm '
Der Sinn ist: Das Wort in^nt kommt in der Bibel sechsmal vor:
1. Ex. 1,1; 2. 2 Sam. 2, 3; 5. 1 Sam. 27, 3 ; 4.1 Kön. 7, 8 ; 5. Micha
2, 2; 6. 2 Chr. 24, 16. Die Stelle von 2 Sam. ist sicherlich darum
10 vor der Stelle in 1 Sam. angegeben , um das Zusammentreffen der
beiden "ibn zu vermeiden. T. setzt nach dem ersten ton einen
Punkt, der im Original natürlich nicht vorhanden ist, druckt "m
statt und n-inbsn statt 'n.
Die zweite Bemerkung bezieht sich aüf bST bsi in Ex. 1, 6
16 und lautet wie folgt:
bsT C]OT' nwi pn-'r-'a nb« nm bsi bm iina rrs pico n
-iMN-'T rTi73iaw mpEi -jDawn ■'bs bab -flb^b w-ic opin i^nN
Bn-'bN n-THNi Ti-naa bai n-'p-ini "bTon swia-'i ihn bs ^'wn
.min-i ■'Dbw mn-' -lan lyn©
10 Die Notiz sagt: Es gibt acht Verse, in welchen ban bsi so
vorkommt, daß zwischen beiden noch ein Wort steht. Die Stellen
sind 1. Ex. 1, 6; 2. Ex. 12, 13- 3. Ex. 27, 19; 4. Num. 27, 19;
5. 2 Sam. 15, 22; 6. Jer. 26, 21; 7. Jer. 17, 20. Wie man sieht,
sind nur sieben Stellen verzeichnet. Die achte Stelle, die sicherlich
86 nur ausgefallen ist , vermag ich nicht anzugeben , da diese Masora
sonst nicht bekannt ist; ich habe sie weder in der Masora finalis
(Buchstabe d), noch im nbDNi nbDN (Frensdorff, S. 156) gefunden.
Nach Ausweis von II, Fol. 801 dürfte sie auch in Ginsburg's The
Massorah nicht vorhanden sein. Ein Fehler steckt auch in iMN'^i
so "jbwn, das 2 Sam. 15, 19 vorkommt, für welches aber nm
zu lesen ist (ebenda V. 22), denn im ersteren Verse findet sich
bsT bST nicht. T. druckt piOD n statt piOD n und statt TIN.
Die dritte Bemerkung bezieht sich auf flan'; in Ex. 1, 10 und
lautet wie folgt:
86 n-'yisn maia ia 'a ^npai ins iryi iisndt nwannj h na-ii
d. h. na-i-i kommt fünfmal vor: Ex. 1, 10. 12; Deut. 8, 13 {bis);
Spr. 29, 16 (fehlt bei Buxtorf und Baer unter dem fraglichen Wort).
Die vierte Bemerkung ist eine Ergänzung der dritten , indem
sie angibt, daß dieses Wort, wo es mit ■'D und verbunden ist,
40 stets nam lautet (Deut. 14, 24; 19, 6; Job 33, 12; Ps. 49, 17),
bloß einmal nai;;, nämlich Jes. 55, 7. Die fragliche Bemerkung
muß also wie folgt gelesen werden :
na-i"i •'3 irnbs bsi l'a na -pHman •'Di -ab ■j-wwn bai T. druckt "yfn cn bai und D-nb« bsi, indem er die durch Ligatur
45 verbundenen zwei Buchstaben i: für ein c las.
L. Blau,, Berichtigungen und Bemerkungen xu Spec. Cod. Or. 181
Die fünfte Bemerkung bezieht sich auf lüJNDl in Ex. 1, 12
und lautet:
•^"bü ii-ani 1351 [pi]oB [ü)]8i h imsi
d. h. 1115ND1 findet sich zweimal am Versanfang: Ex. 1, 12 und
Ez. 37, 18. T. druckt (i2j)Nia und i3yi , wodurch die Notiz un- 6
verständlich wird.
Nr. 5 ist ebenfalls ein bekannter Kodex (Br. Ms. or. 2363), der
den Pentateuch (hebräisch und aramäisch) mit babylonischer Punk¬
tation enthält. Das publizierte Blatt bietet Num. 21, 2—16. Die
erste masoretische Notiz wird von T. (S. XV) wie folgt wieder- lo
gegeben :
„Massorae magnae nota prima de verbo lillN quod defective
octies scribitur in Pentateucho abrupte incipit in margine
summo: ytz "O «bio (-))nitt (01)21:131 (a-')Nio: bsi lon nsji
UJMUJ mtw p-iin 110 lon (2 Reg. 10, 33).« 15
Zunächst sei bemerkt, daß das in diesem Zusammenhange un¬
sinnige (-i)nitt ein Lesefehler ist für (ni)mD. Wenn dies Wort
eingesetzt wird, wird die Notiz verständlich. Sie will sagen: In
den Propheten und Hagiographen ist -[Min ebenso, wie in Num.
21, 13 bis und 14 plene, während es sonst im Pentateuch defektiv 20
ist, wie auch 2 Kön. 10, 13. Im Pentateuch kommt ,Arnon" elfmal
vor, dreimal plene und achtmal defektiv. Demnach bedeutet liuji
(== n INOi) die andern acht. Zuvor dürfte stehen NniiliNS n"^
DitJb73 'a, d. h. ii;ii< kommt im Pentateuch elfmal vor, von denen
drei plene und die übrigen acht defektiv sind. Gewöhnlich lautet »6
die fragliche Notiz iDn NPiinN inuji 'i QiNbw 'a, doch ist in
unserer Handschrift deutlich tiuji und nicht t*"iai geschrieben.
Mandelkern verzeichnet in der kleinen Konkordanz S. 880 fälsch¬
lich zwölf Stellen, indem er auch Deut. 4, 26 als Fundstelle angibt.
— In der darauffolgenden Notiz ist statt (c)npn vielleicht (0)1-13 so
(Num. 34, 11) zu lesen und am Ende der Notiz ist Jes. 16, 20 zu
ergänzen.
Nr. 6. S. XVI, Z. 10 streiche ti in UJiaiS, Z. 11 lies ity'bs,
Z. 16 lies (t3i)sM3. Das nachfolgende m3:ib findet sich in unseren
Raschi-Ausgaben nicht. ss
Nr. 10 ist ein äußerst interessantes Blatt aus dem Sifra, dem
ältesten Midrasch zum III. Buche Moses, mit superlinearer Vokali¬
sation, welche zur rezipierten Lesung nicht unwichtige Varianten
bietet, worauf aber hier nicht eingegangen werden kann.
Nr. 12b (S. XVII). Z. 7 von unten lies statt David: Eliezer. 40
S. XVIII, Z. 1 lies riNcn ipi hni. Z. 2 statt iiiwsi lies irmsi;
das über die Zeile gesetzte ti gehört nicht an das Ende des Wortes,
denn niMNl hat hier keinen Sinn.
Nr. 13 (S. XVIII). In der Nachschrift lies statt irnsiiTS:
irinyma. Das Schreibjahr wird mit -1l3"'13 n:ö angegeben. Was 45
bedeutet liüilD? Jedenfalls ist der Zahlenwert der Buchstaben:
182 L. Blau, Berichtigungen und Bemerkungen zu Spec. Cod. Or.
40-1-10-1-9+6+20 nicht 95, wie T. irrtümlich addiert, sondern 85.
Der Kodex ist demnach nicht 1335, sondern 1325 geschrieben.
Nr. 17 (XVIII). Ein Gebetbuch, das am Sabbat geschrieben
sein soll (,die quo legitur aiaii [Gen. 37, 1] an. 5159 ... exaratus").
5 Gemeint ist natürlich die Woche der Sabbatlektion. Da diese
Sabbatlektion die neunte des beiläufig im September beginnenden
jüdischen Jahres ist, ist das Schreibjahr 5159 nicht 1399, sondern
noch 1398. Sonderbarerweise verbessert T. den Text dieses Pracht¬
kodex, indem er -jiüjyG bD <b3'>i"'' "jibbrii zitiert. Wenn er die
10 Fortsetzung iffliy "jiTiom gelesen hätte, wäre es ihm nicht
entgangen, daß hier -;i\ayi3 .deine Werke" Menschen bedeutet und
Subjekt ist. Das Kolophon ist in T.'s Lesung zum Teil unver¬
ständlich. Es lautet:
1 [i3]-in lai-iTO -iis-ip isinw -iiBN iDTTnn MT inü-iD
Ifi mi asiaffliibiün nauwn . . (3 aut 4 litt, eras.) bsTa©
:("i)üp (t:i)Bb'iip n:ir) nann nN raNT (nu5)iD Nin nvn
.nnbr bNTOUJ na (n)ittn2 Zunächst stelle ich fest, daß die Handschrift den „kleinen Mordechai"
enthält, ein bekanntes (aber nicht gedrucktes) Werk, das Samuel
80 ben .4.aron Schlettstadt aus dem „Mordechai" des Mordechai ben
Hillel kompendiert hat. Da Samuel Schlettstadt 1376 noch am
Leben war und sein Todesjahr nicht bekannt ist, mag der vor¬
liegende Kodex noch zu seinen Lebzeiten angefertigt worden sein.
(Siehe über den Autor Grätz, Geschichte der Juden, 8. Band,
85 2. Hälfte, 4. Aufl., S. 12f.; Weiss, Dor (hebr.) V, 178f.; Jewish
Encyclopedia XI, 103 f. (auch IX, 12) und die daselbst verzeichnete
Literatur.) Im Kolophon wird das erste i3i"TiM zu streichen und
der Name zu innN p zu ergänzen sein, welches in der Rasur nebst
dem sinnlosen nrüHn stecken dürfte. Statt [■'ajin lies [a]in und
30 statt Nin Dvn mi lies N"n nr nm, d. i. „heute am fünften Tage
der Woche". In der Umschreibung der halachischen Notiz ist statt
nNii:iiM3 zu lesen N-aii'o (der Verfasser hat das zur Ausfüllung
des Zeilenendes aus dem nächsten Zeilenanfang herübergenommene
B für ein zum Text gehörendes n genommen), statt niJtiiffi (i*)Tip :
35 NiJITia (o)iip, statt V«: 11^3, statt T-iilDNI: immn.
Nr. löa (S. XVIII). Der Schreiber hat diese Handschrift für
sich selbst abgeschrieben und dies auf S. 2 mit folgenden Worten
vermerkt: (ma)a (i)a luji bNini (ia)n (i:in)r3 (na)D (i)a inao ib-a
'^-sb mbp nrca 'irbiD ina iinana-a bxT Nmin nusw (ia)-i, d. h.
40 dies Buch gehört mir Sabbatai, Sohn des Rabbi Jechiel i\ai,
Sohn des Arztes Moses, der ich es abschrieb in Monte Pulcino(?)
im Jahre 1384—85. Diese einfache Notiz umschreibt T. in geradezu
erheiternd wirkender Weise wie folgt : (T)2ipi:)3 (ma)D iraia ib"a n-c-:: I (ia)i (Tmpii)a (ma)3 (Na)i (Nrb)o (Nn)i bNir.i (ia)l (n:i)T3
45 (Polotsk ?) 'irbiD ma | no iinara-:: (n3ia)b (pii)2 (i3)t Nonn
uicb nrp nraa. T. hat also statt iraa: i7:a3, statt iaa: iää
£j Blau, Berichtigungen und Bemerkungen zu Spec. Cod. Or. 183
gelesen und diese Abkürzungen mit Hilfe eines Abbreviaturen-
Lexikons in die bier unsinnigen Sätze 131 nzm TOi-wn mns bzw.
13-1 Tmp733 -11133 (d. h. „seine Ehre bleibe unberührt") aufgelöst.
Perner hat T. [ni3]i [d-:]b [n-nji = -i-£i richtig für eine Ab¬
kürzung angenommen, aber daraus N3n NTobir NHi, d. h. es sei großer 5
Friede (Wohlergehen) gemacht. Was hat er sich bei alledem ge¬
dacht? Daß er in ina die Übersetzung von Monte nicht erkannt
hat und dadurch den Stadtnamen nicht zu identifizieren vermochte,
soll ihm, obgleich diese Art von Hebraisierungen romanischer geo¬
graphischer Angaben gang und gäbe war, nicht schwer angerechnet 10
werden.
Nr. 15 b (S. XIX). Im Kolophon heißt es: Diese heilige Arbeit
wurde beendet durch bt rrcr: ij^Nsa iwbwn N-ibs. Die Abbreviatur,
welche 13-1 ■'HW 1133 p zu lesen ist, wird von T. umschrieben
zu: (13)1 (?)» (in)N (-113)3 (1)3. In der Fortsetzung gibt dens
Schreiber an: ,er habe dieses Werk (Josippon) hier in Pano für
Johann Manetti von Florenz geschrieben, der hierher kam Ii3y
••niitt-iJ aus Florenz". Ob die Lesung der zwei hebräischen Worte
richtig ist, weiß ich nicht, sicher scheint mir aber, daß in -1111B«
ambassadore steckt. Nachher heißt es: „Ich habe meinen Lohn 20
voll bekommen von -i3-':bibi iN-riiarNi riNlurs* (^3)1 (■in).x. So
T., was aber unmöglich richtig sein kann, da doch der Schreiber
einen Nichtjuden unmöglich 131 (== Rabbi) tituliert haben wird.
Wahrscheinlich ist statt IN : {}-)-\tit (= Signer) oder i-:; (== nobile)
zu lesen. Außerdem befinden sich in der Nachschrift noch drei 25
Druckfehler (lies: n-n-i-a, -iS-'TB, -rSTi). Das Schreibjahr (28. Kislev
5204) ist nicht 1444, sondern Ende 1443. Über den Namen, in
welchem gleichfalls eine falsche Lesung stecken dürfte, will ich
mich in keine Vermutung einlassen.
Nr. 16 a (S. XIX). In „David filii loseph filii Qimhi" streiche ao das zweite fHii, lies IEO und '-di (statt ^ci).
Nr. 16 b (S. XIX). Statt --in lies -rs, statt n . . 1 q-n lies
mi-' wjin (Meeresküste von Lissabon), statt (11)7351 lies (-i«)'iii (=
usw.), statt 1494 lies 1495. Bis auf die erste Berichtigung handelt
es sich nicht um Druckfehler, sondern um arge Schnitzer. 35
Nr. 17 a. Im Kolophon ist zu lesen (nicht -inN) iin •,3in3
liip n:o, dieser Kodex ist demnach Adar 1358 geschrieben, nicht
wie T. infolge der falschen Lesung des Monatsnamens angibt: ,1357
— 1358 (hebr. <5> 118)". Der Schluß lautet (S. XX, Z. 1) nach
T. wie folgt: n?33 ni73b-j:n b« ii73-'j-i Nin a-'-'pn --Tsnrn bi3in 40
(-,'c)N a^ianb bi3- ama. Statt der von mir gesperrten Worte
ist zu lesen niNB — i:N"'3-', d. h. Gott bringe ihn zu jener Voll¬
kommenheit, die der Mensch überhaupt zu erreichen vermag.
Nr. 17 (S. XX). In Z. 2 der Nachschrift ist statt ■^n-'-i^ni und
in-i-iJini zu lesen 'nn^m und inn^ni, d. h. „ich habe korrigiert" 45
und „seine Korrigierung". .. y ist der bekannte Segensspruch
JSN IT'by n::iDi, an die Stelle der Punkte ist also n zu setzen.
184 I^- Blau, Berichtigungen und Bemerkungen zu Spec. Cod. Or.
D'^TISSN "1313 "nDr; biN"0 bedeutet nicht „sacerdos Askenazim",
sondern ein Sproß der Pamilie Tedesco, oder vielleicht nur ,von
deutscher Herkunft". Statt nnTO lies "inTC; statt i^Nisonn lies
"''N iNann. Ebenda Z. 6 des umgeschriebenen Textes liest man
bei T. : Tn(3) r!T3 "an (suprascr. '^Aioa), was nicht nur sinn¬
los, sondern auch falsch ist. In der Handschrift steht über nra:
'"'iioa ':, was besagen will: „mit mn ist gemeint CJIO', während
über arrr-'M noch zu handeln ist, was dann auch geschieht.
Nr. 18 a (S. XXI). Lies Z. 1 D'aDiDn nDsb?;, Z. 2 pn- sb,
Z. 3 Z. 4 BMN, durchgehends falsche Lesungen. Z. 4 v. u.
lies m-i:ib.
Nr. 19 a. Dieser Kodex (Vat. 92) ist naoh T. „Anonymi in
Proverhia commentarius" (S. XXI). Von den ersten Worten des
Faksimile sieht man aber gleich , daß man den Midrasch zu Pro¬
verbien vor sich hat. Da T. dies nicht erkannt hat, hat er in
21/., Zeilen, die er umschreibt, vier Fehler gelesen. Statt ,[?] (n-^):' lies (-173)131 = usw.; statt niryna lies ni:i'n3, statt --la lies -id
und vor das zweite ib der zweiten Zeile füge ein 173N. In T.'s
Umschrift hat der Text keinen Sinn.
Nr. 19 b (S. XXI) ist -in: -npn (nicht -nm). Die Subskription
lautet nach T. : (nm)733 NB:n napab -icon -t -nana lEiori -:n
ib-\ai-i ap;-- | (7 litt, eras.) ^ . . . 73aa -Dn-i73 (-a)-i (i:a)n (aby:)-
nn-E nc, was ganz sinnlos ist. Die falsch aufgelöste Abkürzung
ist i-im3D, d. h. -ai a-in i:-n73 maa, eine bekannte Titulatur.
Statt -an-n3 lies -a--i73. In der Umschrift Z. 2 ist statt n-b -na
sicherlich n-bs -:;a zu lesen.
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Zur Grammatik des Osmanisch-Türkischen.
Von C. Brockelmann.
.Eine auf wissenschaftlicher Grundlage aufgebaute Grammatik
des osmanischen Türkisch existiert nicht" (G. Jacob, Hilfsbuch ^ 3),
weil diese wissenschaftliche Grundlage selbst erst noch zu schaifen
ist. Die Kenntnis der älteren Sprachstufen des Osmanischen und
die seiner Verwandten hat zwar in den letzten Jahren erfreuliche 5
Fortschritte gemacht, deren wichtigste wir nächst Thomsen's Ent¬
rätselung der köktürkischen Inschriften den Funden von A. v. Le Coq's
Berliner Turfanexpedition und ihrer Entzifferung durch F. W. K.
Müller verdanken. Auch die sprachwissenschaftliche Verarbeitung
des so gewonnenen Materials ist schon mit Erfolg begonnen worden, 10
doch ist dabei das Osmanische meist nicht um seiner selbst willen,
sondern nur als Vergleichsobjekt für die anderen Dialekte berück¬
sichtigt worden. Seit G. Lang's Aufsatz über die Wortstellung des
Türkischen (WZKM. XI, 25 ff.), G. Jacob's dankenswerten Studien
zur Grammatik des Vulgär-Türkischen (diese Zeitschr. 52, 695 ff.) 15
und den ergebnisreichen Forschungen des der Wissenschaft zu
früh entrissenen K. Foy ist das Osmanische für sich wohl nicht
mehr Gegenstand sprachwissenschaftlicher Untersuchung gewesen.
Die folgenden kleinen Beiträge gehen von Anomalien der Formen¬
lehre aus und suchen diese mit Hilfe der Sprachgeschichte auf- 20
zuhellen, wobei natürlich manche Probleme der Lautlehre mit er¬
örtert werden müssen.
I. Zum Verbum.
1. Das Kennzeichen des negativen Aorists maz verliert be¬
kanntlich sein z in der 1. Pers. Sg. und PI. sewmem und sewmejiz. 26
Dieser Verlust gehört erst der neueren Entwickelung der Sprache
an. Die ursprünglichen Formen wie sewmezim (noch altertümlicher,
s. u. , wie jazamazyn .ich kann nicht schreiben" in Bonelli's
Chronik, s. Foy, MSOS. 6, 157, ^^^äjI .ich tue nicht" Kan.
Muh. cod. Lips. sen. B. or. 123, fol. 70^^, 12) sewmeziz finden sich so
nicht nur in den fälschlich so genannten Seldschukischen Versen 126,