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Großbritannien, England/Wales

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Academic year: 2022

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Thomas Deißinger

Großbritannien, England I Wales

1 Einfohrung

Großbritannien besteht aus den Landesteilen England, Schottland und Wales und bildet zusammen mit Nordirland das Vereinigte Königreich (United Kingdom). Mit rund 59 Mio. Einwohnern

(1997)

ist das Vereinigte Königreich eines der größten Länder der Europäischen UniolL Während auf die Region Scho ttland rund

10%

der Gesamtbevölkerung des UK entfallen, leben in Wales 2 9 Mio. und in Nordirland 1.7 Mio. Menschen. Wales wurde bereits !536 (Act of Union) an die englischen Ter- ritorien angegliedert, Schottland im Jahre

1707

(Union of Parliaments)

in

das damit entstehende Vereinigte Königreich :inkorporiert. Seit

1999

gibt e in Schottland ein eigenes Parlament und eine , Landesregierung" mit relativ breiten Zuständigkeitsbe- reichen.

Mit den damit, eher noch offenkundiger werdenden, historisch bedingten Beson- derheiten der beiden großen Landesteile verbinden sich eigenständige Bildungs- und Ausbildungsstrukturen. Vor aJJem Schottland zeichnet sich dadw·ch aus, dass es sich als nationale Einheit innerhalb des Vereinigten Königreichs definiert und nicht nur über ein eigenes Bildungswesen, sondern auch über ein eigenes Rechtssystem und eine eigene Staatskirche verfligt. Demgegenüber kann im Falle von Wales insgesamt von einem doch_ pü.rbareo Verlust der politisch-administrativen, weniger der kultu- rell-historischen Identität gesprochen werden.

2 Überblick zur Berufsbildung im Rahmen des Bildungssystems In England und Wales dauert die allgemeine Schulpflicht von fünf bis

l

6 Jahren. Ei- ne Schulpflicht während ®r

.B_yrufsa~usbildung_gfbt

es .Webt.

ln maneben Regionen gliede1t sich der Primarbereich in eine zweijährige

11?/(mt Sc:hool fUr Kinder bis zwn Ende

de icbten Lebensjahres und in eine vierjährige Ju-

nior Sthool

die bis zum Alter von elf Jahren dauert.

Nach Abschluß des Primarbereichs, also im Alter von elfbis

13

Jahren. wechseln die Schüler in den Sekundarbereich über. Die meisten, etwa

90%,

besuchen eine omprehen ive School (Gesamtschule) die restlichen

10% gehen z.B. aufGrammar

Schools (vergleichbar mit den bundesdeutschen Gymnasien) oder andere Schultypen des Schulsystems das vor der landesweiten Ei11filhrung der Gesamtschulen im Janre 1976 bestand. Die am

häufigsten auftretende Form i t

die dLLrchgchende Gesamt- schul fur Schüler von elf bis

16

Jahren

in

manchen wird eine daran an eilließende zweijährige Kollegstufe (Sixth Fonn) angeboten. Andere Gesamtschulen sind auf- geteilt in eine Unterstufe (drei Jahre) und eine Oberstufe (vier Jahre).

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Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) URL: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-0-342169

Erschienen in: Innovationen nationaler Berufsbildungssysteme von Argentinien bis Zypern : Berufsbildungsprofile im Blickfeld des Internationalen Fachkräfteaustausches (IFKA) / Hellwig, Wolfgang et al. (Hrsg.). - 1. Aufl.. - Baden-Baden : Nomos, 2001. -

(Internationale Weiterbildung, Austausch, Entwicklung ; 11). - S. 99-102. - ISBN 3-7890-7556-6

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Mit 16 Jahren haben die Schüler ihre Schulpflicht erfiillt und haben anschließend die Möglichkeit, zwei weitere Jahre auf die Schule (Sekundarbereich IJ ) zu gehen, um eine Hochschulzugangsberechtigung zu bekommen. Die zweijährige Kollegstufe (Sixth Form) mancher Gesamtschulen ist eine Möglichkeit, eine andere sind die so- genannten Sixth Form Colleges. Viele Local Education Authoritics haben sich ent- schlossen, die Oberstufen von verschiedenen Gesamtschulen des Bezirks zu diesen Colleges zusarrunenzuschließen. Das geschah, als die Schülerzahlen in der Oberstufe der Gesamtschulen sanken. Die strikte Trennung zwischen Sekundarbereich und Further Education LWeiterbildung) verwischt zunehmend.

Die großen Probleme beim Übergang vom Bildungs- in das Beschäftigungssys- tem waren ein wichtiger Grund flir den seit den achtziger Jahren in Großbritannien eingefiihtien New Vocationa/ism (Neue Bcrut1ichkeit) - soll heißen, daß die Regie- rung versucht, die Berufsbildung zu verbessern. Seitdem gibt es verschiedene Initia- tiven, um die berufliche Bildung in allgemeinbildende Schulen zu integrieren:

Prinzipiell lassen sich in Großbritannien fiinf Einstiegspfade in das Beschäfti- gungssystem identifizieren, von denen jcdocli nicht alle an formalisietie Ausbil- dungswege wie im deutschen dualen System gekoppelt sind:

- die College-Ausbildung;

- die betriebsgebundene Ausbildung mit Abschlussmöglichkcit;

- die einzelbetriebliche Anlernung ohne Abschluss;

- das Durchlaufen einer betrieblichen Ausbildung im Rahmen staatlich finanzierter Programme;

- sowie die berufliche Lehre.

Im wesentlichen bestimmen Institutionen, die von der Wirtschaft dominicti werden, nach wie vor die Kontextbcdingungcn, unter denen in Großbritannien berufliche Bil- dung statttindet. Daran vermochten auch die Reformmaßnahmen der achtziger Jahre nichts zu ändern, die vorrangig auf das Finanzierungsproblem und kurzfristig avi- sietic Versuche ausgerichtet waren, die Allokationsfunktion bcrut1icher Qualifizie- rung zu verbessern. Nach den Erfassungsdaten der EU-Kommission besuchen jedoch immerhin in der Vollzeitvariante 35,7% und in der Teilzeitvariante 13,6% aller Ers- tausbildungsteilnehmer im UK die Colleges. Hinzu kommt mit 4,6% die schulische Berufsbildung, die in den Schulen des allgemeinbildenden Schülsystcms in Form des Nationalen hen{/.Veldbe::ugenen Qua I ifi ko tions-/Konyy_eten::stwulol'd\' und Ahsclzlus- ses [General National Vocational Qualification(s), _GNVQs] _vermittelt wird. Dem- nach entfallen auf die betrieblichen Ausbildungssegmente rund 4 7% der Erstausbil- dungsteilnehmer. Sie verteilen sich ungefähr gleichmäßig auf das staatliche Jugend- ausbildungsprogramm (in England und Wales: Nationol Troineeslzips) sowie den heterogenen Bereich des employei'-SIIppol'ted training.

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Da es sich beim britischen System um ein vergleichsweise "ottenes''_Konzept der beruflichen Bildung handelt, ein besonderes Augenmerk dem Problem des lite-long learning gewidmet wird, und die Übergänge zwischen Erstausbildung und Weiter- bildung sowie die Grenzen zwischen Sekundarbildung und Berufsbildung f1ießend sind, gibt es anders als in Deutschland eine Vielzahl heterogener Qualifizierung:;- und Re-Qualifizierungsoptionen, im Rahmen derer jedermann die Möglichkeit er- halten soll, eine Nationale berufliche Quuli(ikution [National Yocational Qualifica- tion(s), NVQ] zu erwerben. Die "Philosophie" der Ende der achtziger Jahre in Eng- land wie auch in Schottland_eingeflihrten Zcrtifizierungssysteme basiert auf der Idee der ·"Kompetenzorientierung",, Des weiteren zeichnen sich die hier zugrunde gelegten

"Berufsbilder" durch eine modulare Struktur aus. Dies gilt sowohl für die schotti- schen Scottish Vocational Qualifications, das dort ebenfalls eingeführte Parallelsys- tem der National Catijicate Modules wie auch tlir die englischen National Vocutio- nal Qualifications, Die Feststellung des Kompetenzerwerbs soll i.d.R. am Arbeits- platz erroigen, ohnuJass eine formalisierte Prüfung vorausgesetzt wird. Ein damit korrespondierendes Ziel verweist auf den Aspekt der Flexibilisierung bcrut1ichcn Lcrnens und besteht darin, dem einzelnen den Erwerb von "Teilqualifikationen'' zu ermöglichen.

3 Besonderheiten des S,vstems und

lnnovationstran~fer

Bei der Liberalität und Offenheit der Organisation der beruflichen Bildung in Groß- britannien muss überraschen, dass die britische Beruf.~ausbildung institutionell be- trachtet alles andere als "unterreglementiert" erscheint. So gibt es in England und Wales sowohl branchenspezifische als auch lokale bzw. regionale Zuständigkeiten (Training and Enterprise tounclls, lndustnul Training Orgaoi ations . Erstere tnd zuständig fi\.r die Sübventionienmg der Jugendausbildung programme, letztere fur die Pestlegung von Ausbildungsrichtlinien innerhalb der jilngst wieder stärker wer- denden Lehrlingsausbildung ( ~odern Apprenticeship. 1

Als St<mdards Setting Bodics werden jene I:nstitutionen bezeichnet, die über die Struktur und die T <"mziclc emer NVQ zu entscheiden haben, als A "'"rding Bodies schließlich die in England und WalesoperierenJen Prüfungsinstanzcn, die vor allem im Rahmen der 'ollegc-Ausbildung eine wichtige Roll spielen. Nahezu alle Aus- bildungsangebotesind heute, unabhängig von ihrem iew ilj~n formalisierung~grad LLnd ihrer Lernortbindung attf VQ · bzw. GNVQs ausgerichtet. _Dies gilt auch uod insbesondere türdie moaemc Lehrlingsausbildung [Modern Apprenliceslüp], die ei- ne fast er! schene Truclition wied~r beleben soll. Zuständig für die Verwaltung und Akk.reditierung alt dieser Qualifikationsangebote ist die Qualifications and Curricu- lum Authority.

Als zentraler Vorzug wird in der berufspädagogis hen und beruf~bildungspoliti­

schen Diskus ion der im britisch n Ausbildw1gskonzept verankerte Flexibilitätsas- pekt gesehen. Hierbei wird u.a. von der EU-Konunission im Zu ·ammenl1ang mit dem

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Themenkreis "lebenslanges Lernen" auf das Innovationspotential modularer Struktu- ren im Bildungsbereich hingewiesen.

Allerdings sollte hier zum einen beachtet werden, dass es sich verbietet, nationale Modelle unreflektiert als transferfähige Konzepte herauszustellen, ohne hierbei die unterschiedlichen Ausbildungstraditionen und -mentalitäten zu berücksichtigen.

Hierzu gehören auch die unterschiedlichen Vorstellungen über den Sinn einer Sepa- ricrung allgemeiner und beruflicher Bildung. Zum zweiten wird das britische Mo- dulkonzept in der britischen Bildungsdiskussion kritisch hinterfragt und durchaus als defizitär und verbesserungsbedürftig angesehen. Seme entscheidenden Schwächen liegen sicherlich in der noch unzureichend ausgeprägten Markttransparenz der Ab- schlüsse sowie in der vor allem in England stark ausgeprägten Unübersichtlichkeit des gesamten Ausbildungswesens, in dem "vertrauenswürdige, zuverlässige" Struk- turformcn, wie die Lehre, nm eine untergeordnete Rolle spielen.

4 Ergänzende Literatur und Internet-links

Buckes-Gellner, Uschi (1996) Betriebliche Bildungs- und Wettbewerbsstrategien im deutsch- britischen Vergleich. Ein Beitrag der Personalökonomie zur internationalen Betriebswirt- schaftslehre. München u. a.: HJmpp 1996. 353 S. (lntcrnational-wrglcichende Schriften zur Personalökonomie und Arbeitspolitik. 5) (Zug!.: Tricr, Univ., Habii.-Schr.)

Brilish Quuli(icaliuns (199&) A Complete Guide to Educational, Technical, Professional and Acadcmic Qualifications in Britain. 29th cd. London: Kogan Page 19n. I 072 S.

Deißinger, Thonws (200 l) Modularisierung und Berutlichk.;it- Überlegungen zur Differen- ziemng eines vermeintlichen Gegensatzes: In: Reinisclz, Holger I Bader. Reinhard I Stm- ka, Gerlzarcl A. (Hrsg.) (2001) Modernisicnmg der Bcmfsbildnng in Europa. Opladcn, S. 195-204.

Glowka, Delle(( 1996) England. In: Anweilcr, Oskar u. a.: Bildungssysteme in Europa. 4., völl. überarb. u. erw. Antl., Weinheim u. a.: Beltz 1996, S. 57-81.

Lau/erhach, Uwe I va11 S!ij!l'iuan. Fmuke ( 1995) Länderstudie England und Wales und Reu- ling. Jochen (2000) Berufliches Bildungswesen 1999. In: Lalllerhach. Uwe (200 I a) (Hrsg.) u.a. Internationales Handbuch der Bemfsbildung (IHBB). S. GB-·1-126.

http://\\'WW.dfee.gov.uk/ (Dcpartmcnt for Education and Employment -DfEE) http://www.opengov.ulJqca/ (Qualifications and Cmriculum Authority) http://www.ioc.ac.uk (Institute of Edm:ation, Univcrsity of London)

http://www.niss.ac.uk/cducation/indcx.html (Information Service on Education and Research - NISS)

http://www.britcoun.org./education/ukped.htm (Education and Training in the UK) http://www.ons.gov.uJJ (Ofticc for National Statistics)

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Referenzen

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