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Aktuelle Situation der Thermischen Abfallbehandlung in Deutschland vor dem Hintergrund der nationalen und europäischen Entwicklungen

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91 Aktuelle Situation der Thermischen Abfallbehandlung in Deutschland

Aktuelle Situation der Thermischen Abfallbehandlung in Deutschland vor dem Hintergrund

der nationalen und europäischen Entwicklungen

Carsten Spohn

1. Thermische Abfallbehandlung in Deutschland ...91

1.1. Anlagenpark und Behandlungskapazitäten ...91

1.2. Abfallaufkommen in Deutschland und Abfallimporte ...93

1.3. Energie- und Ressourceneffizienz ...97

1.4. Klimarelevanz der thermischen Abfallbehandlung ...98

2. Kapazitäten und Abfallmengen vor dem Hintergrund europäischer Entwicklungen ...99

3. Ausblick ...101

4. Quellen ...102

1. Thermische Abfallbehandlung in Deutschland 1.1. Anlagenpark und Behandlungskapazitäten

Die thermischen Abfallbehandlungsanlagen in Deutschland leisten schon lange einen erheblichen Beitrag hinsichtlich der umweltgerechten Behandlung von Siedlungsab- fällen (Haus- und Sperrmüll) sowie hausmüllähnlichem Gewerbeabfall. Seit der Um- setzung der Anforderungen aus der Technischen Anleitung Siedlungsabfall mit dem hieraus resultierenden Verbot der Ablagerung unvorbehandelter Siedlungsabfälle ist die thermische Abfallbehandlung die vorrangige Behandlungsoption für Siedlungs- und Gewerbeabfälle, die nicht recycelt werden können oder die aufgrund ihres Schadstoff- potenzials aus den Stoffkreisläufen ausgeschleust werden müssen.

Wie Bild 1 zeigt, ist Deutschland flächendeckend mit einem Netz aus thermischen Abfall- behandlungsanlagen überzogen. Die sogenannten thermischen Abfallbehandlungs- anlagen setzen sich hierbei aus den klassischen Abfallverbrennungsanlagen und den Verbrennungsanlagen für Ersatzbrennstoffe zusammen.

Parallel zur ordnungsgemäßen und schadlosen Behandlung der Abfälle kommen in den letzten Jahren und in der Zukunft den Themenbereichen effiziente Energieauskopplung aus den thermischen Abfallbehandlungsanlagen bzw. Klimaschutz, Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit immer größere Bedeutung zu.

Aktuelle Entwicklungen

(2)

Carsten Spohn

92

Aktuelle Entwicklungen

• 66 MVA (D: 89)

• 19,9 Mio. t/2016

• ø Linienalter: 19,5 Jahre

• 35 EBS-Kraftwerke (D: 39)

• 5,4 Mio. t/2016

• ø Linienalter: 8,5 Jahre EBS-KW

MVA

ITAD vertritt 78 Anlagen mit etwa 23,5 Mio. t Wettbewerbssituation?

Mitverbrennung

• ~ 33 Zement- und Kalkwerke (D: 81)

• Input: 3,1 Mio. t/2014

• ~11 Kohlekraftwerke (D: 45)

• Input: ~1,1 Mio. t/2013 D= Daten Destatis 2014

Bild 1: Anlagenpark der Thermischen Abfallbehandlung in Deutschland

Quellen: ITAD/Prognos/Destatis

Bild 2: Behandelte Abfallmengen 2012 bis 2016

Quelle: ITAD – vorläufige Auswertung

2012 2013 2015

25.000.000

20.000.000

15.000.000

10.000.000

5.000.000

behandelte Abfallmenge t

2014

nur 200301 AVV 20er

0 2016

gef. AVV AVV sonstige AVV 191210/12 Klärschlämm

10.440 10.530 10.550

10.440 10.450

Ungewichteter Hu kJ/kg

(3)

93 Aktuelle Situation der Thermischen Abfallbehandlung in Deutschland

Vor diesem Hintergrund hat sich nicht nur in Europa, sondern auch in Deutschland der Begriff Waste-to-Energy-Anlagen (WtE-Anlagen) für thermische Abfallbehand- lungsanlagen (TAB) neben den üblichen Begriffen Abfallverbrennungsanlage (MVA) oder Abfallheizkraftwerk (MHKW) oder EBS-Kraftwerk (EBS-KW) etabliert.

In Deutschland wurden im Jahr 2016 in den knapp achtzig Mitgliedsanlagen der ITAD etwa 23,5 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle behan- delt. Insgesamt wurden in Deutschland in den etwa hundert TAB mehr als 25 Millionen Tonnen energetisch verwertet.

Da die Auslastung seit 2015 bundesweit bei nahezu 100 Prozent liegt, können die behan- delten Abfallmengen auch als aktuelle maximale Behandlungskapazität Deutschlands im Bereich der TAB angesetzt werden.

In Bild 2 sind die in den ITAD-Mitgliedsanlagen seit 2012 behandelten Abfallmengen aufgeführt.

1.2. Abfallaufkommen in Deutschland und Abfallimporte

Betrachtet man das Abfallaufkommen in Deutschland zur thermischen Abfallbehand- lung in den letzten Jahren, so ist ein Anstieg dieser Mengen zu erkennen (Tabelle 1).

Als Grund für diese Entwicklung kann z.B. die gute wirtschaftliche Situation in Deutsch- land nach der Finanz- und Wirtschaftskrise der vorangegangenen Jahre gesehen werden.

Auch der zunehmende Zuzug in Städte sowie die Zunahme der Single-Haushalte kann hierzu beitragen. Parallel hat sich die Bevölkerungsentwicklung anders als erwartet mit zunehmender Tendenz ergeben.

Tabelle 1: Abfallaufkommen zur thermischen Behandlung in Deutschland

Abfalleinsatz 2012 Abfalleinsatz 2013 Abfalleinsatz 2014 Input

Anlagenarten Mio. t

Insgesamt davon Insgesamt davon Insgesamt davon Ausland Ausland Ausland Abfallverbrennungsanlagen 20,223 0,654 20,817 0,922 21,540 1,229 Klärschlammverbrennungsanlagen 2,024 0,053 2,079 0,039 1,945 0,047 Sonderabfallverbrennungsanlagen 1,317 0,208 1,246 0,180 1,304 0,182 Sonstige Anlagen zur therm. Abfall-

behandlung (Pyrolyse, usw.) 0,622 0,085 0,665 0,104 0,515 0,105 Summe thermische Abfallbe-

handlungsanlagen 24,186 1,000 24,807 1,245 25,304 1,563 EBS-Kraftwerke 5,351 0,232 4,741 0,197 4,457 0,305 Biomassekraftwerke 8,266 0,507 8,323 0,592 8,428 0,664 Andere Kraftwerke (z.B. Kohlekraftw.) 2,095 0,096 3,053 0,135 3,140 0,158 Heizkraftwerke (Wärmeerzeugung) 1,258 0,027 1,368 0,022 1,447 0,036 Mitverbrennung (Zement-, Kalk-,

Ziegel- oder Stahlwerk) 3,803 0,235 3,812 0,268 4,039 0,308 Summe Feuerungsanlagen 20,773 1,097 21,297 1,214 21,511 1,471 Summe Thermisch 44,959 2,097 46,104 2,459 46,815 3,034 nach DESTATIS

Aktuelle Entwicklungen

(4)

Carsten Spohn

94

Aktuelle Entwicklungen Es wird deutlich, dass die Abfallmengen zur thermischen Behandlung in den Jahren

2012 bis 2014 insgesamt um knapp zwei Millionen Tonnen angestiegen sind. Da zeit- gleich die aus dem Ausland importierten Abfallmengen nur um etwa 0,9 Millionen Tonnen gestiegen sind, ist folglich eine Steigerung der in Deutschland zur thermischen Abfallbehandlung anfallenden Abfallmengen von etwa einer Million Tonnen zu ver- zeichnen, wie Bild 3 verdeutlicht.

50 40 30 20 10

0 insg. davon

Ausland

Input Mio. t

insg. davon

Ausland

Input Mio. t

insg. davon

Ausland

Input Mio. t Summe Therm. Abfallbehandlungsanlagen

EBS-Kraftwerke

Summe Feuerungsanlagen Summe Thermisch

2012 2013 2014

anfallende Abfallmenge

1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0

Import in ITAD-Anlagen t

2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

Bild 4: Abfallimporte, ITAD-Mitglieder 2010 bis 2016

Bild 3: Entwicklung der Abfallströme zur thermischen Behandlung in Deutschland

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97 Aktuelle Situation der Thermischen Abfallbehandlung in Deutschland

Um den Einfluss der Abfallimporte auf die Behandlungskapazitäten der ITAD-Mitglie- der genauer zu untersuchen, wurden die entsprechenden Stoffströme im Rahmen von Mitgliedsumfragen ermittelt. Wie Bild 4 zeigt, stiegen die importierten Abfallmengen zwar bis 2014 deutlich an, aufgrund der guten bis sehr guten Auslastungssituation der ITAD-Mitglieder durch steigende deutsche Abfallmengen waren die Importmengen in 2015 rückläufig. In 2016 ist die Importmenge entgegen der Prognose wieder leicht gestiegen.

1.3. Energie- und Ressourceneffizienz

Die bundesweit von den Mitgliedsanlagen der ITAD exportierte Strommenge stieg in den vergangenen Jahren von 6,6 Milliarden kWh in 2010 auf knapp 8 Milliarden kWh in 2015 und 2016. Im gleichen Zeitraum stiegen die exportierten Wärmemengen (Fern- und Nahwärme) und Prozessdampf von etwa 16,5 Milliarden kWh auf über 21 Milliarden kWh. Die Entwicklung der ITAD-Mitgliederzahlen ist hierbei allerdings zu berücksichtigen (75 in 2010, 80 in 2014, 78 in 2016).

Der exportierte Strom würde ausreichen, um etwa 6,2 Millionen Einwohner mit Elektrizität zu versorgen (Vergleich: Berlin ~ 3,4 Millionen Einwohner).

Würde man rechnerisch die Summe der Wärmemengen aus Fern- und Nahwärme- sowie Prozessdampf-Export komplett zur Gebäudeheizung nutzen, so könnte man etwa 150 Millionen Quadratmeter Wohnfläche beheizen. Mit dieser Wärmemenge kann man

• die Wärmeversorgung von knapp 5 Millionen Einwohnern sicherstellen oder

• den Heizbedarf von mehr als 1,6 Millionen Durchschnittswohnungen mit 91,4 Quadratmeter Wohnfläche gemäß Statistischem Bundesamt decken. Dies entspricht etwa 4 Prozent der Gesamtwohnfläche Deutschlands.

Die Entwicklung der produzierten und exportierten Energiemengen (Strom, Wärme und Prozessdampf) ist in Bild 5 auch grafisch dargestellt.

Die aktuelle Studie von Energy Brainpool [1] zeigt, welche Bedeutung die zusätzlichen Systemdienstleistungen haben, die für die Energiewende durch TAB erbracht werden.

Darüber hinaus werden aus etwa 5,5 Millionen Tonnen Verbrennungsschlacken aktuell mehr als 80 Prozent der enthaltenen Eisenmetalle und knapp 60 Prozent der enthaltenen Nichteisenmetalle zurückgewonnen. Dabei ist die Werthaltigkeit der gewonnenen Metalle aus der Schlackenaufbereitung oft höher, als die aus der mechanischen Sortierung von Siedlungs- und Gewerbeabfällen [2].

Tabelle 2: Energieauskopplung der ITAD-Mitglieder (vorläufige Auswertung)

Einheit 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Prozessdampf exp. MWh 8.810.000 10.310.000 11.450.000 12.280.000 12.670.000 13.040.000 12.020.000 Wärme exp. MWh 7.780.000 7.590.000 8.300.000 8.450.000 7.970.000 8.440.000 9.200.000 Strom prod. MWh 8.650.000 9.060.000 9.340.000 9.330.000 10.060.000 9.960.000 10.310.000 Strom exp. MWh 6.670.000 7.010.000 7.240.000 7.230.000 7.840.000 7.710.000 8.050.000

Aktuelle Entwicklungen

(8)

Carsten Spohn

98

Aktuelle Entwicklungen

Insgesamt werden aus den Schlacken somit jährlich mittlerweile etwa 500.000 Tonnen Eisenmetalle und etwa 80.000 Tonnen Nichteisenmetalle zurück in den Wertstoffkreislauf geführt. Weiterhin können bis zu 5 Millionen Tonnen Ersatzbaustoffe in technischen Bau- werken (z.B. Damm- oder Straßenbau) eingesetzt werden.

14.000.000 12.000.000 10.000.000 8.000.000 6.000.000 4.000.000 2.000.000

0 2012 2013 2014 2015 2016

Prozessdampf exp.

Energienutzung MWh

Wärme exp.

Strom prod.

Strom exp.

Installierte Generatorleistung etwa 1.980 MW

Bild 5: Energienutzung ITAD-Mitglieder

1.4. Klimarelevanz der thermischen Abfallbehandlung

Zur Beurteilung der Klimarelevanz von TAB sind im Wesentlichen die fossilen Kohlenstoffe (Abfall und fossile Zusatzenergie) von Relevanz. Der biologisch abbaubare Anteil im Abfall wird bekanntermaßen per Definition als klimaneutral gewertet.

Die AG Klimaschutz und Abfallwirtschaft der Verbände ITAD und VKS im VKU verwendet zur Beurteilung der Klimarelevanz ein modifiziertes Verfahren, das u.a. auf Bestandteile der UBA Studie von Prof. Bilitewski zurückgreift. Die Daten aus Deutschland ergeben somit folgendes Bild:

Tabelle 3: Klimarelevanz der ITAD-Mitglieder in Deutschland

Klimarelevante Belastung durch TAB (ITAD) in Deutschland 2016

Abfallfraktion Menge Emmissionsfaktor Emissionen

t t CO2eq/t Abfall Bemerkung t CO2eq Hausmüll (AVV 200301) 12.340.000 0,315 3.887.100 AVV 191210 u. 191212 7.340.000 0,468 Quelle: Bilitewski 3.435.120 Sonstige Abfälle 3.960.000 0,446 (2011), eigen 1.766.160

Summe/Durchschnitt 23.640.000 0,384 9.088.000

Fremdenergie (Abschätzung) Quelle: eigen 200.000

(9)

99 Aktuelle Situation der Thermischen Abfallbehandlung in Deutschland

100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0

Recycling und Kompostierung Anteil

%

Waste-to-Energy Deponierung Deutschlan

d Schweden DänemarkBelgie

n

NiederlandeÖsterreich Finnlan d

FrankreichItalie n Luxemburg

Großbritannien

Spanien Portugal

* Estlan

d

Irland*

*

Slowenien Litauen Zypern

Polen

Griechenlan d Rumänien Slow

akei Tschechien

Malt a

Ungarn Lettlan

d Bulgarie

n

EU 28 Kroatien Schweiz

Norwegen Island

* Daten von 2014

** Daten von 2012 26

1 1 1 1 3 9 121823 24 2630

42 4449 53 5455 55

67 687381 82 82 84 93

3 66 27

32

514453 4739

59 48 3432 18

3521 18 13

21 18 14 12 12 3

11 3

47 53

3 46

68 485546

5258 3341

48 45 58

404940 4230 30 32 34 33 30 32

16 19 18 15 15 7 5343

31

Bild 6: Behandlung von Siedlungsabfällen in Europa 2015

Quelle: Eurostat 2017, graphische Aufbereitung CEWEP

Da es sich bei der Abfall-Energie um Sowieso-Energie handelt, können die Emissionen durch den fossilen Abfallanteil auch als klimafreundlich analog der Methode zur Bestim- mung des Product Carbon Footprint bezeichnet werden, so die Aussage aus der Energy Brainpool Studie.

2. Kapazitäten und Abfallmengen vor dem Hintergrund europäischer Entwicklungen

Europaweit werden aktuell immer noch mehr als 70 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle de- poniert. Hinzu kommt, dass es in Europa kaum verlässliche Statistiken über das Aufkommen von siedlungsabfallähnlichen Gewerbeabfällen und vergleichbaren Industrieabfällen gibt.

Zudem ist die Kreislaufwirtschaft in den unterschiedlichen Mitgliedstaaten auf sehr unter- schiedlichem Niveau, wie Bild 6 zeigt.

Tabelle 3: Klimarelevanz der ITAD-Mitglieder in Deutschland – Fortsetzung Entlastung durch Substitution

Energie Menge Substitutionsfaktor Emissionen

MWh t CO2eq/MWh Bemerkung t CO2eq

Strom (prod.) 10.310.000 0,806 8.309.860

Prozessdampf (exp.) 12.020.000 0,360 Quelle: UBA (2014), 4.327.200 Fernwärme (exp.) 9.200.000 0,296 eigen 2.723.200

Summe/Durchschnitt 30.530.000 0,503 15.360.000

Metallverwertung aus Schlacke (~ 20 kg/t Abfall) Quelle: EdDE, eigen 1.170.000 Saldo Entlastung etwa 7,25 Mio. t bzw. etwa 0,307 t CO2eq/t Abfall Stand: 01.08.2017

Aktuelle Entwicklungen

(10)

Carsten Spohn

100

Aktuelle Entwicklungen Im Rahmen der Trilogverhandlungen zum Kreislaufwirtschaftspakets der EU-Kom-

mission wurde aktuell (im Dezember 2017) eine Begrenzung der Deponierung von Siedlungsabfällen auf zehn Prozent des Siedlungsabfallaufkommens im Jahr 2035 als Kompromiss festgelegt. Mitgliedstaaten, die weniger weit abfallwirtschaftlich entwi- ckelt sind, erhalten weitere fünf Jahre Aufschub zur Umsetzung der Vorgaben zum Deponieausstieg.

Unabhängig von der Tatsache, dass derart lange Übergangsfristen vor dem Hintergrund der Zielsetzung Entwicklung der europäischen Abfallwirtschaft zu einer nachhaltigen Ressourcenwirtschaft einem Armutszeugnis gleichkommen, bleibt die Hoffnung, dass der Deponieausstieg mit ambitionierten Zwischenzielen versehen wird, um über- haupt als wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zu wirken, und dass insbesondere ein Abwandern von Abfallmengen in die Scheinverwertung in Mitgliedstaaten, die noch die Billiglösung Deponie im Hintergrund haben, vermieden werden kann. Gelingt dies, ergibt sich für die Siedlungsabfallmengen in Europa auf Basis aktueller Zahlen das folgende Bild 7.

17,1 Mio. t

Deponie

3,1 Mio. t

Recycling und Kompostierung 156,6 Mio. t

12,5 Mio. t

67,2 Mio. t

Waste-to-Energy (TAB) Siedlungsabfall

240 Mio. t

7 %

65 %

28 %

2 % Sortierreste

8 % Sortierreste

Bild 7: Mengenentwicklung EU bei Umsetzung des Deponieverbots für Siedlungsabfälle Der Siedlungsabfallstrom zur Deponierung ergibt sich in Bild 7 im Übrigen aus der Annahme, dass die Mitgliedstaaten, die bereits heute aus der Deponierung von unbehandelten Siedlungsabfällen ausgestiegen sind (Belgien, Dänemark, Deutsch- land, Niederlande und Schweden – Bild 6), weiterhin an dieser Strategie festhal- ten und insofern das von der EU-Kommission vorgeschlagene Deponieziel von zehn Prozent der Siedlungsabfallmenge mit sieben Prozent unterschritten wird.

(11)

101 Aktuelle Situation der Thermischen Abfallbehandlung in Deutschland

Auch wird hier noch beim Stoffstrom zum Recycling bzw. Kompostierung bzw. biolo- gischen Abfallbehandlung der ambitionierte Kommissionsvorschlag von 65 Prozent aus dem Kreislaufwirtschaftspaket genutzt.

Mit der Annahme, dass aus dem Recycling und der biologischen Abfallbehandlung insgesamt (nur) 10 Prozent1 des Inputs als Sortierreste oder Störstoffe ausgeschleust werden müssen, ergibt sich bei konservativer Betrachtung ein Stoffstrom zur thermi- schen Behandlung nur aus Siedlungsabfällen von knapp 80 Millionen Tonnen.

Unbeachtet sind bei dieser Betrachtung die ebenfalls nicht recycelbaren, thermisch zu behandelnden Gewerbe- und Industrieabfälle, deren Aufkommen in industriell geprägten EU-Mitgliedstaaten in vergleichbarer Größenordnung wie das Siedlungs- abfallaufkommen anzusetzen ist.

Dem gegenüber standen 2013 in der EU thermische Behandlungs- und Mitverbren- nungskapazitäten von 83 Millionen Tonnen.

3. Ausblick

Bei mehr als 60 Millionen Tonnen deponierter Siedlungsabfälle in der EU verbietet sich eine Diskussion sowohl um die Stilllegung als auch um eine Mengenbeschränkung ökologisch effizienter energetischer Verwertungskapazitäten, wie sie immer wieder im Rahmen der zum Teil sehr emotional geführten Diskussionen um Recyclingquoten und angebliche Überkapazitäten gefordert wird.

In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder gerne das Argument ins Feld geführt, dass die thermische Abfallbehandlung das Recycling behindere. Mit Blick auf Bild 6 sieht man jedoch, dass diese Aussage so grundsätzlich nicht richtig ist. Gerade die Mitgliedstaaten, die sehr hohe Recyclingquoten im Bereich der Siedlungsabfälle aufweisen, haben sich praktisch von der Deponierung verabschiedet und nutzen zwi- schen 35 und 48 Prozent ihrer Siedlungsabfälle in der thermischen Abfallbehandlung.

Mit Blick auf die mögliche Entwicklung des gesamteuropäischen Abfallaufkommens wird darüber hinaus deutlich, dass eine sinnvolle Nutzung der Ressource Abfall nur im Zusammenspiel mit Nutzung vorhandener Behandlungskapazitäten aller Mitglied- staaten (sowohl im Bereich der stofflichen als auch der energetischen Verwertung) erfolgen sollte.

Hierbei ist die sinnvolle und bezahlbare Schaffung neuer Vorbehandlungskapazitäten nach Einführung einer sachgerechten Abfalltrennung und -sammlung in Mitglied- staaten, die siedlungs-abfallwirtschaftlich überwiegend von der Deponie abhängig sind, zu priorisieren.

Der Aufbau zusätzlicher thermischer Abfallbehandlungskapazitäten ist in vielen dieser Mitgliedstaaten kurz- und mittelfristig nicht zu erwarten, so dass auch analog zu den aktuellen Abfallimporten aus Großbritannien mit weiteren Abfallströmen aus dem europäischen Ausland gerechnet werden muss, die auf den europäischen und somit

1 gemäß Eurostat fallen bereits heute in der EU28 60 Millionen Tonnen Sortierreste an.

Aktuelle Entwicklungen

(12)

Carsten Spohn

102

Aktuelle Entwicklungen auch auf den deutschen Verbrennungsmarkt gelangen könnten. Außerdem ist zu be-

rücksichtigen, dass auch von Deutschland nennenswerte siedlungsabfallstämmige Abfallmengen ins Ausland exportiert werden (z.B. aus Süddeutschland in die Schweiz und von NRW in die Niederlande).

Zusätzlich muss auch zukünftig auf nationaler Ebene immer wieder mit neuen und unerwarteten Stoffströmen gerechnet werden, die aus den Wirtschaftskreisläufen ausgeschleust werden müssen, z.B. durch stringentere Grenzwerte in der Chemikalien- gesetzgebung oder anderer Rechtsbereiche (z.B. POP-Verordnung).

Die Problematik der Entsorgung HBCD-haltiger EPS-Abfälle (Styropor-Bauplatten) des vergangenen Jahres macht deutlich, dass (auch) für solche Fälle ausreichend ther- mische Behandlungskapazitäten nötig sein werden.

Im Rahmen der aktuellen Gesetzgebung auf europäischer und nationaler Ebene ist somit darauf zu achten, dass die angestrebten Regelungen im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft eine effiziente Ausnutzung sowohl der stofflichen, als auch der energetischen Potenziale unter Berücksichtigung des europäischen Marktes forcieren.

Die Festlegung realistischer und praxisgerechter Recyclingquoten unter Berücksichti- gung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Gesichtspunkten mit dem Ziel, ein möglichst hochwertiges Recycling zu fördern, statt ausschließlich auf die Erfüllung möglichst hoher Recyclingquoten zu setzen (Qualität statt Quantität), sollte darüber hinaus auf der Basis von validen und aussagekräftigen statistischen Daten erfolgen.

Es wird aber bei Betrachtung des Gesamtsystems Kreislaufwirtschaft deutlich, dass die thermische Abfallbehandlung ein Grundpfeiler der deutschen und europäischen Kreis- laufwirtschaft ist und als integraler und nachhaltiger Bestandteil des Systems fungiert.

Ihre Funktion als Schadstoffsenke zur Absicherung eines hochwertigen Recyclings, die Gewährleistung einer langfristigen und bezahlbaren Entsorgungssicherheit sowie der nachhaltige Beitrag zum Ressourcenschutz durch die Kombination von energetischer und stofflicher Verwertung (Energierückgewinnung aus der thermischen Behandlung sowie Metallabtrennung aus Schlacken und Bereitstellung von hochwertigen minera- lischen Ersatzbaustoffen) ist hierbei hervorzuheben.

4. Quellen

[1] Energy Brainpool: Beitrag Thermischer Abfallbehandlungsanlagen zur Energiewende, Februar 2017

[2] Kuchta, K.; Enzner, V.: Metallrückgewinnung aus Rostaschen aus Abfallverbrennungsanlagen.

Bewertung der Ressourceneffizienz. EdDE-Dokumentation Nr. 17, 2015

(13)

Vorwort

4

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar

Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, Peter Quicker, Alexander Gosten (Hrsg.):

Energie aus Abfall, Band 15

ISBN 978-3-944310-39-8 Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH

Copyright: Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Stephanie Thiel Alle Rechte vorbehalten

Verlag: Thomé-Kozmiensky Verlag GmbH • Neuruppin 2018

Redaktion und Lektorat: Dr.-Ing. Stephanie Thiel, Elisabeth Thomé-Kozmiensky, M.Sc., Dr.-Ing. Olaf Holm

Erfassung und Layout: Ginette Teske, Sandra Peters, Janin Burbott-Seidel,

Claudia Naumann-Deppe, Cordula Müller, Anne Kuhlo, Gabi Spiegel Druck: Universal Medien GmbH, München

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funk- sendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig.

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Abbildung

Tabelle 1:   Abfallaufkommen zur thermischen Behandlung in Deutschland
Tabelle 2:   Energieauskopplung der ITAD-Mitglieder (vorläufige Auswertung)
Tabelle 3:  Klimarelevanz der ITAD-Mitglieder in Deutschland
Tabelle 3:  Klimarelevanz der ITAD-Mitglieder in Deutschland – Fortsetzung Entlastung durch Substitution

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