Research Collection
Doctoral Thesis
Zur Kenntnis der Acylphenylhydrazone von Chinonen
Author(s):
Maimeri, Carlo Publication Date:
1911
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000099044
Rights / License:
In Copyright - Non-Commercial Use Permitted
This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection. For more information please consult the Terms of use.
ETH Library
Zur Kenntnis der Acylphenylhydrazone
von Chinonen.
->x<-
Von der
Eidgenössischen polytechnischen Schule
in Zürich
zur Erlangung der
Würde eines Doktors der Naturwissenschaften
genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegt von
Carlo Maimeri, dipl. Chemiker E. P.,
aus Varano(Italien).
Referent: Herr Prof. Dr.R.Willstätten Korreferent: Herr Prof. Dr. M. Cérésole.
Zürich
Druck von J.Leemann, vorm. J. Schabelitz
1911.
Vorliegende Arbeit wurde im chemisch-analytischen
Laboratorium der Eidg. Polytechnischen Schule in Zürich ausgeführt.
Meinem hochverehrten Lehrer
Herrn Prof. Dr. Richard Willstätter
unter dessen Leitung diese Arbeit ausgeführt wurde, spreche
ich für seine liebenswürdige Hülfe und für das mirentgegen¬
gebrachte Wohlwollen meinen tiefsten Dank aus.
meinen fieben Offern
in lyanfborfeif.
I üeber die as-acylierten Phenylhydrazine.
A. Theoretischer Teil.
Im Jahre 1887 gelang es A. Michaelis1) und Fr. Schmidt das erste asymmetrisch acylierte Phenylhydrazin darzustellen.
Ausgehend von dem von Michaelis kurz vorher darge¬
stellten Natriumphenylhydrazin, in welchem das Natrium an
den Imidstickstoff gebunden ist, bekamen sie durch Ein¬
wirkungvon Benzoylchlorid, jenachdenVersuchsbedingungen,
entweder ein Gemisch der Sym- und Di-benzoylverbindung
oder die as-Verbindung. Eiskühlung und sehr vorsichtiges
Arbeiten waren notwendige Bedingungen für den guten Ver¬
lauf der Reaktion in dem gewünschten Sinne. Es gelang
ihnen aber nicht, auf analoge Weise die as-Acetylverbindung darzustellen, sie bekamen stets das diacetylierte Phenyl¬
hydrazin.
Die nicht sehr ergiebige und zufolge der nicht sehr
leichten Bereitung und der unangenehmen Eigenschaften des Natriumphenylhydrazins unbequeme Darstellungsweise von Michaelis, veranlasste O. Widman2) nach neuen besseren
Methoden zu suchen. Sein allgemein anwendbares und ele¬
gantes Verfahren besteht darin, dass man das Phenylhydrazin
zuerst acetyliert und dann auf die so erhaltene symmetrische Acetylverbindung die Halogenverbindung eines beliebigen Acyls einwirken lässt, wobei das neue Radikal in die asym¬
metrische Stelle eintritt. — Kocht man dann die entstandene
Verbindung mit verdünnter Mineralsäure, so wird sie leicht verseift, indem auffallenderweise die zuerst eingetretene sym-
') Ber. 20, 43 und 1713 (1887).
2) Ber. 26, 945 (1893).
— 4 —
metrisch gebundene Gruppe austritt, wenn die andere Gruppe ebenfalls ein Säureradikal ist.
Auf diese Weise bekam er folgende as-acylierte Phenyl¬
hydrazine:
NH2 as-Phenylhydrazidoacet- /
anilid
'
C6H5 • N—CH2 • CO • NH • C6 H5 NH2
as-Phenylglycinylphenyl-
hydrazin C8H5 • N-CO CH2 • NH • C6 H5 NH2
/
/
as-Benzoylphenylhydrazin C6 H5 • N—C O • C6H5 NH2
as-Cuminoylphenyl- /
hydrazin C6 H5 • N-CO • C9 Hn
Er konnte aber die as-Acetylverbindung nicht erhalten.
Pechmann undRunge1)haben zuerst das as-Acetylphenyl- hydrazin dargestellt, und zwar durch Reduktion des von ihnen
dargestelltenAcetylformazylwasserstoffes. DieneueVerbindung
erwies sich aber als Trägerin von in mancher Beziehung andern Eigenschaften als man erwarten konnte, nämlich sie
zeigte eine bedeutende Beständigkeit gegen Säuren und einen hohen Schmelzpunkt, der sehr nahe dem der symmetrischen
isomeren Verbindung liegt: darin ist offenbar der Grund zu
suchen, weshalb es Widman nicht gelungen war, nach seiner Methode diese Verbindung zu isolieren. Später2) unterzog er seine erste Arbeit einer Revision und wiederholte die Ver¬
suche, um nach seiner Methode das as-Acetylphenylhydrazin darzustellen, diesmal mit gutem Erfolge. — Er verfuhr dabei in derWeise, dass er das noch stark saure Verseifungsgemisch
mitChloroformdurchschüttelte; dienochunveränderteDiacetyl- verbindung und das daneben entstandene sym-Derivatwerden
dadurch leicht entfernt und die as-Verbindung bleibt dann ') Ber. 27, 1695 (1894).
2) 0. Widman, Ber. 27, 2964 (1894).
5 —
als mineralsaures Salz in der wässerigen Mutterlauge nur
noch mit etwas Phenylhydrazin verunreinigt.
Rupe und Labhardt1) haben auf dieselbe Weise den as-
Phenylhydrazidoameisensäureester hergestellt durch Einwir¬
kungvonChlorkohlensäureester aufsym-Acetylphenylhydrazin
und darauffolgende Abspaltung der Acetylgruppe.
Die Methode von Widman ist von allgemeiner Verwend¬
barkeit, wenn die as-gebundene Gruppe auch ein Säureradikal ist, und zwar nur, wenn sie schwerer ist als die symmetrisch gebundene, denn, wie im folgenden gezeigt wird, bei der Verseifung von Acetylformylphenylhydrazin, in welchem die Formylgruppe as-gebunden ist, wird nur diese letztere abge¬
spalten.
G. Lockemann2) übersieht die Arbeiten von Widmann, indem er eine neue Methode beschreibt, um das as-Benzoyl- phenylhydrazin darzustellen; er benzoyliert das Acetaldehyd- phenylhydrazon mit Benzoylchlorid und spaltet aus dem Reaktionsprodukt durch Verseifung mit verdünnten Mineral¬
säuren die Aethylidengruppe ab.
Die Reduktion von Nitrosamiden zu unsymmetrisch acy- lierten Phenylhydrazinen ist oft mit negativem Resultate von
verschiedenen Forschern3) angestrebt worden und nur in
einem einzigen Falle günstig ausgefallen, als es Harries4) gelang, durch Reduktion von Nitrosophenylglycinsäureester
C6H5N.NO
!
CH2COOR
mit Zinkstaub und Essigsäure die as-Phenylhydrazidoessig-
säure darzustellen. Indessen handelt es sich hier nicht um eine eigentliche Acylverbindung.
') Ber. 29, 828 (1896); Ber. 32, 10 (1899).
2) Ber. 43, 2223 (1910).
3) O. Fisdier, Ber. 9, 463 (1876); 10, 959 (1877). — A.Wohl, Ber.
25, 3631 (1892). H.v.Pedimann und L.Frobenius, Ber. 27, 651 (1894);
A. Hantsdi und E. Wechsler, Ann. 325, 238 (1903). R. Willstätter und A. Stoll, Ber. 42, 4872 (1909).
') Ber. 28, 1223 (1895).
- 6 —
Sehr interessant ist die von Rupe1) gemachte Beobach¬
tung, dass, wenn man eine mit einem basischen Reste ver¬
bundene Chloressigsäure auf Phenylhydrazin einwirken lässt,
die Reaktion in der Weise vor sich geht, dass das Phenyl¬
hydrazin direkt am Imidstickstoff zu einem as-Acylphenyl- hydrazin substituiert wird, im Gegensatz zu den mit der Chloressigsäure selbst und ihren Estern gemachten Er¬
fahrungen. 2)
Er gelangte so vom Phenylhydrazin und Chloracetanilid
zu dem vorher schon von Widman dargestellten as-Phenyl- hydrazidoacetanilid; aus Chloracetamid und Phenylhydrazin
zum as-Phenylhydrazidoacetamid: NH2
/
C6HB-N—CH2-CONH2
und aus Chloracetdimethyl-p-phenylendiamid und Phenyl¬
hydrazin zum as-Phenylhydrazidoacetdimethyl-p-phenylen-
diamin.
NH2 /
C,HB• N—CH,• C O N H• C, H4 N (C H„)8
Vergebens versuchten Rapeund Labhardt3) das2-Phenyl- /NH2
semicarbazid C6H5 • N/
^CO • NH2, aus dem von ihnen zu¬
erst erhaltenen as-Phenylhydrazidoameisensäureester durch
Substitution des Alkoholrestes mit NH2 darzustellen; der ganze Carboxäthylrest wurde bei jedemVersuche abgespalten.
Auch der Versuch,4) das Amid nach der Methode von Wid¬
man durch Einwirkung von Harnstoffchlorid auf sym-Acetyl- phenylhydrazin herzustellen, versagte, denn das Reduktions- ') H. Rupe und G. Heberlein, Ber. 28, 1717 (1895); H. Rupe und Vsetedta, Ber. 30, 1101 (1897).
2) A. Reissert, Ber. 28, 1230 (1895); 29, 622 (1896).
3) Ber. 33, 233 (1900).
4) Ber. 33, 246 (1900).
— 7 —
produkt spaltete sogleich Wasser ab unter Bildung von
1-Phenyî-5-oxytriazolonverbindungen:
NH-COR N=CR
| \n + H20.
C6 H6—N—CO NH2 CeH5—N-C—OH
Sie untersuchten dann weiter, wie sich nicht Harnstoff¬
chlorid selbst, sondern disubstituierte Carbaminsäurechloride gegen Acylphenylhydrazin verhalten. MitDiphenylcarbamin-
säurechlorid bekamen sie das Acetyldiphenyl-2-semicarbazid
und daraus durch Verseifung mit Säuren das as-Diphenyl- /NH2
phenylsemicarbazid = C6 H5 • N<~
\CO-N (C6H5)2.
BuschundWalther*) gelangen zum 2-Phenylsemicarbazid
durch Abspaltung (mittels verdünnter Mineralsäure)derBenz¬
aldehydgruppe aus dem Benzaldehydphenylsemicarbazon CeH5-N.N=CH-C6H5.
i
CONH2
Das Benzaldehydphenylsemicarbazon konnten sie aber nicht ausBenzaldehydphenylhydrazon undCyansäure erhalten,
sondern aus demselben durch Einwirkung von Phosgen, und nachherigen Austausch im erhaltenen Carbonsäurechloridvon
Cl gegen NH2. Diese Methode ist sehr zeitraubend und
von geringer Ergiebigkeit, beim sorgfältigenArbeiten beträgt
die Ausbeute höchstens 10°/° der theoretischen; im allge¬
meinen fällt sie aber niedriger aus.
Dasas-CarbondimethylamidophenylhydrazinhaXPogäny2)
auf analogem Wege darzustellen versucht, durch Austausch
von Chlor gegen die Dimethylamidogruppe im Benzaldehyd- phenylhydrazoncarbonsäurechlorid, doch gelang esihm nicht, das Dimethylamid rein zu bekommen.
i) Ber. 36, 1357 (1903).
2) L.Pogdny. Diss. 37 und 51. Zürich 1909.
— 8 —
Eine von mir ausgearbeitete, etwas bequemere und
bessere Ausbeute erzielende Darstellungsweise des 2-Phenyl- semicarbazids besteht darin, dass man das von Arnoldl aus Acetonphenylhydrazon dargestellteAcetonphenylsemicarbazid,
mit verd. Mineralsäure verseift, wobei der Acetonrest unter Bildung von as-Carbonamidophenylhydrazin abgespaltenwird.
Beim sorgfältigen Arbeiten beträgt die Ausbeute etwa 70°/»
der theoretischen.
Auch versuchte ich auf analogem Wege das as-Dimethyl- carbonamidophenylhydrazin darzustellen durch Einwirkung
von Dimethylamin auf Acetonphenylhydrazoncarbonsäure-
chlorid einerseits und von Dimethylcarbaminsäurechlorid auf Acetonphenylhydrazon andererseits und nachträglicheAceton- abspaltung; beide Versuche scheiterten, denn immer bei der Kondensation von Acetonphenylhydrazon mit Phosgen zum gewünschten Chlorid und mit dem obengenannten Chlorid
wurde neben viel Harz nur das Chlorid von Acetonphenyl¬
hydrazon erhalten; sei es, dass man in der Kälte oder in der Wärme, mit oder ohne säurebindenden Mitteln, wie Pyridin, arbeitete.
Dann wurde die Kondensation von Phosgen mit sym-
Acetyiphenylhydrazin versucht, in der Hoffnung, ein as-Car- bonsäurechlorid zu erhalten, um später Dimethylamin darauf
einwirken zu lassen, doch konnte bei verschiedenartig ange¬
stellten Kondensationsversuchen immer nur ein chlorfreies Produkt vom Schmelzpunkt 89°—90° isoliert werden: wahr-
• scheinlich ein Harnstoffderivat von der Formel:
C6H5-N-NH • COCH3
\ CO /
C0HS—N-NH -CO CH3
Bei meinen Untersuchungen über die Acylphenylhydra-
zone der Chinone wäre es von hohem Interesse gewesen, die Eigenschaften und das allgemeine Verhalten der Formyl-
') Ber. 30, 1016 (1897).
— 9 -
phenylhydrazone, als den einfachsten Repräsentanten dieser Körperklasse kennen zu lernen.
Ich habe daher verschiedene Versuche angestellt, um zu dem as-Formylphenylhydrazin zu gelangen; leider blieben alle meine Bemühungen fruchtlos.
Ebenso wie bei der Verseifung mit Mineralsäure aus
Diacetylphenylhydrazin das as-Acetylderivat entsteht, sollte
man erwarten, dass die Verseifung von Diformylphenylhy-
drazin oder von Formylacetylphenylhydrazin mit der Formyl-
gruppe am Imid- die Acetylgruppe am Amid-Stickstoff, zu der as-Formylverbindung führte. Diese Annahme erwies sich aber als unrichtig; bei der Verseifung von Diformylphenyl- hydrazin entsteht lediglich sym-Formylphenylhydrazin und
aus dem obengenannten Formylacetylphenylhydrazin nur die sym-Acetylverbindung.
Die Formylgruppe erwies sich als viel labiler gebunden
als die Acetylgruppe, unabhängig von der Stellung, denn
auch das isomere Acetylformylphenylhydrazin C6 H5 N • (CO CH8) NH • CO H liefert bei der Verseifung as-Acetyl- phenylhydrazin.
FreundundHorst1) haben gefunden, dass das Diformyl- phenylhydrazin durch kurzes Kochen mit einem Ueberschuss
von Essigsäureanhydrid in ein Formylacetylphenylhydrazin C6H6 • N(COH) • NH • COC H3 übergeführt wird, welches
mit Wasser kristallisiert und durch Einwirkung von Alkalien
zum sym-Acetylphenylhydrazin verseift wird; damit war die
Stellung der Formyl- und Acetylgruppe bewiesen. Die Ent¬
stehung einer solchen Verbindung schien mir anfangs nicht
wahrscheinlich zu sein, es war nämlich schwer zu verstehen, wie die so leichtabspaltbare asymmetrisch gebundene Formyl¬
gruppe ungestört an ihrem Platze bliebe, wenn die schwerer abtrennbaresymmetrischgebundene Gruppe durcheineAcetyl¬
gruppe verdrängt wird.
') Ber. 28, 944 (1895).
— 10 —
DaherwiederholteichdieVersuchevonFreundundHorst, fand sie als richtig und muss sie vollkommen bestätigen.
Daran habe ich dann die Untersuchung der isomeren
Acetylformylphenylhydrazin C6H5 • N(COCH3)N H • COH geknüpft.
Um dasas-Formylphenylhydrazin darzustellen, wollte ich denselben Weg einschlagen, welcher Pechmann und Runge
zum as-Acetylphenylhydrazin führte: es sollte der Formyl- formazylWasserstoff reduktiv gespalten werden. Die Durch¬
führungdieses Versuches scheiterte daran, dass die Formazyl-
carbonsäure sich als nicht formylierbar erwies, weder mit wasserfreier Ameisensäure noch mit dem gemischtenAnhydrid
von Essigsäure und Ameisensäure.
B. Experimenteller Teil.
1. As-carbonamidophenylhydrazin.
Dasfür dieVerseifungnötigeAceton-2-phenylsemicarbazid QH5 • N(CONHs)N : C(CH8)2 wurde zuerst"von Arnold1)
durch Einwirkung von Cyansäure auf Acetonphenylhydrazon dargestellt.
Nach diesem Autor lässt man auf 1 Mol. Acetonphenyl¬
hydrazon, gelöst in 1 Mol.Salzsäure in verdünnter titrierter
Lösung, 1 Mol. Kaliumcyanat einwirken. Diese Darstellungs¬
weise liefert aber sehr schlechte Resultate. Quantitativ verlief hingegen die Reaktion, als ich die Salzsäure durch eine
70 °/oige Essigsäure ersetzte.
Aus mehreren Versuchen haben sich folgende Bedin¬
gungen für die Darstellung von 2-Phenylsemicarbazid als die günstigsten ergeben.
Aceton-2-phenylsemicarbazon.
145 g reines Acetonphenylhydrazon werden in 600 g 70 °/°ige Essigsäure gelöst und mit 99 g fein pulverisiertem Kaliumcyanat versetzt, indem man dasselbe in kleinen Por¬
tionen und unter beständigem Umrühren einträgt; die Re¬
aktion erfolgt momentan und unter starker Wärmeentwick¬
lung: das Acetonphenylhydrazonsemicarbazon scheidet sich
alsdann in kleinen weissen Kristallen ab. Nachdem es einige
Zeit gestanden und sich abgekühlt hat, verdünnt man mit
!) Ber. 30, 1016 (1897).
12 —
Wasser, saugt ab und wäscht die Kristalle mit Wasser. Aus¬
beute 170,7 g statt 177,6 g. Das so erhaltene Produkt ist ziemlich rein und kann ohne weitere Reinigung verarbeitet werden.
Verseifung der Acetongruppe. Die Verseifung muss
in kleinen Portionen vonhöchstens 2 g vorgenommenwerden, die beste Ausbeute wurde erzielt durch Verwendung einer
5 °/oigen Schwefelsäure.
20 g Acetonphenylhydrazonsemicarbazon werden in
kleinen Portionen von 2 g in je 20 ccm 5 °'oige Schwefel¬
säure und 5 ccm Alkohol gelöst und während 25—30Minuten auf dem Wasserbade ohne Rückfluss erwärmt; die Lösung beginnt bald zu kochen und es destilliert hierbei reichlich Aceton, welches man leicht am Gerüche erkennen kann.
Mehrere solche Portionen werden dann vereinigt, mit Na-
triumbicarbonat neutralisiert, mitAmmoniak alkalisch gemacht
und mit Ammoniumsulfat gesättigt, wodurch derHauptanteil
an Carbonamidophenylhydrazin ausgesalzen wird. Ein kleiner Teil bleibt in Lösung und kann durch wiederholtes Aus¬
schütteln mit Chloroform extrahiert werden. Ausbeute 10,6 g, etwa 70 °/° der Theorie.
2. Versuche zur Darstellung von as-Dimethylcarbonamidophenylhydrazin.
Bei der Kondensation von Acetonphenylhydrazon mit Phosgen zu dem entsprechenden Carbonsäurechlorid C6 H5 • N(COCl) • N : C(CH3)2 wurde neben viel Harz nur Aceton-
phenylhydrazonchlorhydrat erhalten. Es wurde weiter ver¬
sucht, dasAcetonphenylhydrazon mit Dimethylcarbaminsäure-
chlorid zu kondensieren, es entstand aber auch in diesem Falle nur das Chlorhydrat von Acetonphenylhydrazon neben
viel Harz, aus dem man kein reines Produkt zu isolieren vermochte.
— 13 —
Versuche zur Kondensation von sym-Acetylphenyl- hydrazin mit Phosgen zum Chlorid:
QHg -N-NH-COCH3.
I COC1
In die Lösung von 20 g sym-Acetylphenylhydrazin in
trockenem Benzol wurde die berechnete Menge 30 °/°ige
benzolische Phosgenlösung zutropfen gelassen. Nach dem Abdampfen des Benzols blieb ein Gemisch von Phenyl- hydrazinchlorhydrat und einem chlorfreien Produkt vom
Schmp. 89°—90° zurück (7 g). Bei einem zweiten Versuche wurde in die 6 fache Menge derTheorie von 30 °/oiger ben¬
zolischer Phosgenlösung unterKochen die Lösung von 20 g
sym-Acetylphenylhydrazin in kleinen Portionen hinzugefügt.
Es schied sich viel Phenylhydrazinchlorhydrat ab und aus der Lösung werden nach dem Verdampfen des Benzols 9,5 g desselben chlorfreien Produktes vom Schmp. 89°—90°, wie beim ersten Versuche, erhalten. Dieser letzte Versuch wurde noch einmal wiederholt, es wurde hingegen in der Kälte gearbeitet, das Resultat blieb aber dasselbe.
In einem vierten Versuche wurden 20 g sym-Acetyl¬
phenylhydrazin in Pyridin gelöst, mit der 6-fachen Menge Phosgen in benzolischer Lösung gemischt und über Nacht
in der Kälte stehen gelassen. Das Resultat blieb dasselbe, denn aus dem Reaktionsgemische konnte nur Phenylhydra¬
zinchlorhydrat und dasselbe chlorfreie Produkt isoliert werden.
Es scheint also, dass Phosgen in diesem Falle mit bei¬
den Chloratomen reagiert und sich wahrscheinlich zu einem Harnstoffderivat von der Formel:
C6H5 • N—NH • COCH3
C6H5N—NH • COCH3 kondensiert.
— 14
3. Versuche zur Darstellung von as-Formylphenylhydrazin.
Verseifung von Diformylphenylhydrazin. — Das Di- formylphenylhydrazin wurde von Freund und Horst1) dar¬
gestellt durch 6-stündiges Kochen von sym-Formylphenylhy¬
drazin mit dem 3-fachen Gewicht reiner wasserfreier Ameisen¬
säure. Die Anwendung von wasserfreier Ameisensäure ist nicht notwendig, denn dieselbe Verbindung gewann ich in nahezu theoretischer Ausbeute, als ich statt dessen eine ge¬
wöhnliche 95°/oige wässerige Ameisensäure auf sym-Formyl¬
phenylhydrazin einwirken liess. Die so erhaltene Verbindung
ist ziemlich rein und nach einmaligem Umkristallisieren aus
siedendem Wasser zeigt sie den richtigen Schmelzpunkt von
126°.
Bei den verschiedenen Verseifungsversuchen, welche zu
der gewünschten as-Verbindung führen sollten, konnte nur sym-Formylphenylhydrazin neben Phenylhydrazin isoliert
werden; manchmal blieb etwas Ausgangsmaterial unverändert,
aber niemals konnte die as-Verbindung erhalten werden. Es seien im folgenden die verschiedenen Versuche geschildert.
1. lg Diformylphenylhydrazin wurde in drei gleichen
Portionen in je 15 ccm 2 n Schwefelsäure gelöst und drei
Minuten lang auf dem Wasserbade erwärmt. Durch Sättigen
mit Ammoniumsulfat fiel viel Phenylhydrazinsulfat aus und
keine Spur von sym-Formylverbindung. Aus der alkalisch gemachten Mutterlauge konnte nur noch ein wenig Phenyl¬
hydrazin extrahiert werden. Phenylhydrazin wurde mittels
des Benzaldehydphenylhydrazons vom Schmp. 152° iden¬
tifiziert.
1 g Diformylphenylhydrazin wurde in drei gleichen
Portionen mit je 30 ccm 2 n Schwefelsäure 15" lang zum
Sieden erhitzt und dann schnell abgekühlt; durch Sättigen
mit Ammoniumsulfat wurde sym-Formylphenylhydrazin aus-
') Ber. 28, 944 (1895).
- 15 —
gefällt, das durch den Schmp. 141° und durch die Bülow- sche Reaktion identifiziert wurde; daneben entstand etwas
Phenylhydrazin, welches als Benzaldehydphenylhydrazon er¬
kannt wurde. Die Ausbeute am sym-Formylphenylhydrazin betrug 0,65 g, etwa 73°/o der Theorie.
2. 1 gDiformylphenylhydrazin wurden in fünf Portionen
von 0,2 g in je 4 ccm 2 n Schwefelsäure 15" lang zum
Sieden erhitzt, dann rasch in einer Kältemischung abgekühlt,
wobei 0,35 g sym-Formylphenylhydrazin (F. P. 141°, Bülow- sche Reaktion) ausfallen. Aus der Mutterlauge werden noch 0,1 g derselben sym-Verbindung ausgesalzen durch Sättigen
mit Ammoniumsulfat und weitere 0,1 g fallen aus durch
vollständiges Neutralisieren mit Natriumbicarbonat. Die Lö¬
sung wird mit Ammoniak alkalisch gemacht und mit Aether extrahiert. Die über Pottasche scharf getrocknete ätherische Lösung hinterlässt beim Eindampfen 0,25 g eines Gemisches
von sym-Formylphenylhydrazin und Phenylhydrazin, letzteres
wird mit Aether weggelöst und es bleiben zurück 0,15 g
sym-Formylphenylhydrazin. Phenylhydrazin wurde mittels
des Benzaldehydphenylhydrazons identifiziert. Im ganzen also 0,70 g sym-Formylverbindung, etwa 83,5°/o der Theorie.
3. 1 g Diformylphenylhydrazin wurde auf einmal mit 25 ccm 2 n Schwefelsäure 10" lang zum Sieden erhitzt,
dann rasch m einer Kältemischung abgekühlt. Es fallen
dabei 0,6 g unverändertes Ausgangsmaterial aus. Etwas Phenylhydrazin ist durch das Benzaldehydphenylhydrazon nachweisbar.
1 g Diformylphenylhydrazin wurde in vier Portionen in je 10 ccm 2 n Schwefelsäure 5" lang zum Sieden erhitzt
und rasch in einer Kältemischung abgekühlt. Es fallen so 0,6 g unveränderte Diformylverbindung aus. In der Mutter¬
lauge ist etwas Phenylhydrazin, das man mit Benzaldehyd
als Phenylhydrazon ausfällen kann und wahrscheinlich auch etwas Formylverbindung.
4. 1 g Diformylphenylhydrazin wurde auf einmal in 100
ccm normale Schwefelsäure 15" lang zum Sieden erhitzt und
— 16 —
rasch abgekühlt. Durch Sättigen mit Ammonsulfat wurden 0,80 g sym-Formylphenylhydrazin erhalten, etwa 96,5°/o der
Theorie. Etwas von derselben Verbindung ist noch in der
Mutterlauge enthalten, was man mit der Bülowschen Eisen¬
chloridreaktion erkennen kann.
Die leichte Abspaltbarkeit jener Formylgruppe, welche
sich am Imidstickstoff befinden soll, gab Anlass, die Mög¬
lichkeit in Betracht zu ziehen, dass beide Formylgruppen die Aminogruppe substituiert haben.
Um hierin eine Entscheidung zu treffen, sollte der Körper
durch reduktive Abspaltung entweder in Anilin und Difor- mamid oder aber in Formanilid und Formamid übergeführt werden.
Wegen der leichten Verseifbarkeit der einen Formyl¬
gruppe kamen nur solche Reduktionsmittel in Betracht, deren Einwirkung sich in neutraler Lösung vollzieht. Als solches wurde Aluminiumamalgan gewählt, das durch kurze Ein¬
wirkung einer absoluten ätherischen Merkurichloridlösung
auf trockene entfettete Aluminiumspäne bereitet wurde.
1 g Diformylphenylhydrazin wurde in 150 ccm absolutem Aether suspendiert, mit einem Ueberschuss von Al-amalgam versetzt, welches durch Zusatz von wenig Wasser nach und
nach zersetzt wurde. Nach beendeter Zersetzung des Amal¬
gams wurde derAether abfiltriert von der gebildeten Tonerde
und diese 4 mal mit Aether ausgewaschen. Beim Eindampfen
der ätherischen Lösung hinterblieben 0,7 g symmetrisches Formylphenylhydrazin.
Die zu leichte Abspaltbarkeit einer Formylgruppe, die
auch bei Anwendung sehr gelinder Mittel stattfindet, ver¬
hinderte eine Entscheidung über die Stellung derselben.
Um die Reaktion des Aluminiumamalgams nachzuprüfen,
Hess ich es auf Diacetylphenylhydrazin einwirken. Die Re¬
duktion wurde auch in diesem Falle in ätherischer Lösung
vorgenommen, allein in diesem Fall wurde nur immer das unveränderte Ausgangsmaterial quantitativ wiedergewonnen.