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Archiv "Aus dem Dornröschenschlaf erwacht" (16.04.1986)

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Aus dem

Dornröschenschlaf erwacht

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Paul Sacher FEUILLETON

ihre Originalhandschriften, die Eingang in die Stiftung gefun- den haben. Dazu kamen gele- gentliche Ankäufe von Musikau- tographen vergangener Jahr- hunderte, mit deren Werk sich Paul Sacher besonders verbun- den fühlte: Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn, Georg Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven. Der umfangreichste Nachlaß der Moderne, der von der Stiftung erworben wurde, ist derjenige von Igor Strawinsky.

Innerhalb weniger Jahre folgten die Nachlässe von Bruno Mader- na und Frank Martin, Sammlun- gen von Anton Webern, Luciano Berio, Pierre Boulez und Conrad Beck sowie zahlreiche Einzel- werke, zum Beispiel von Arnold Schönberg, Böla Bartok und Zol- tän Kodäly.

Anläßlich seines 85. Geburtstags wird Paul Sacher nun einer brei- ten Öffentlichkeit die zeitgenös- sischen musikalischen Doku- mente im Kunstmuseum Basel zugänglich machen. Zugleich kann auch die internationale Mu- sikforschung mit Hilfe der Paul- Sacher-Stiftung den Zeitgeist, der sich in der Musik des 20.

Jahrhunderts widerspiegelt, wis- senschaftlich erfassen — und da- mit, um Hanns Eisler zu zitieren, einen Beitrag zur „Liquidierung des Musikanalphabetismus" lei- sten. Barbara Lemke Vom 25. April bis zum 20. Juli 1986 zeigt das Kunstmuseum Basel, St.- Alban-Graben 16, Telefon 061/

22 08 28, die Ausstellung „Die Musik des 20. Jahrhunderts in der Paul-Sa- cher-Stiftung — Eine Ausstellung von Musik-Autographen und Dokumen- ten in Schrift, Bild und Klang". Der begleitende Katalog ist für 35 Schweizer Franken erhältlich.

Anschrift der Stiftung: Paul-Sacher- Stiftung, Auf Burg, Münsterplatz 4, CH-4010 Basel, Telefon 0 61/

25 66 44 (Besuch nur nach Voran- meldung)

Die Titelzeile zu diesem Beitrag zitiert Bruno Walter aus: „Von der Musik und vom Musizieren", S. Fischer Verlag, 1986

Barockes Kleinod des Kurfürsten Clemens August im Emsland

Zugegeben: Museen und histori- sche Gemäuer — jahrzehntelang verschmäht — stehen heute wie- der hoch im Kurs. Doch ein Jagdschlößchen mit Ausstellun- gen in der Provinz? Das kann doch nicht viel sein. Das klingt nach wackerem Mühen und mancher Peinlichkeit, riecht nach Tuschkastenfarben einer Werkschau von Volkshochschü- lern oder kleinkariertem rühri- gem Dorfchronismus. Weit ge- fehlt! Auch in der Provinz kann der Kunstfreund überraschend fündig werden: Viele Jahre ver- gessen und von den Kriegen ver- schont, findet sich abseits der großen Verkehrsadern, im ems- ländischen Örtchen Sögel das prachtvolle Jagdschloß „Cle- menswerth" des Kurfürsten Cle- mens August, umgeben von acht barocken Pavillons, in denen heute das Emslandmuseum Wer-

ke namhafter zeitgenössischer Künstler sowie zahlreiche Relik- te emsländischer Wohnkultur präsentiert.

Wer die liebliche Landschaft zwischen Ems, Hase und Soeste durchstreift, wird vielleicht nach- vollziehen können, was den 1700 geborenen Kölner Kurfürst und Erzbischof bewog, seine Jagd- gründe in den Hümmling zu le- gen. Das wald- und wildreiche Gebiet lädt heute noch immer zu ausgedehnten Jagden ein.

Fürsten, Grafen, hohe geistliche Herren, Minister und Diplomaten aus dem Deutschen Reich sollen zu Gast gewesen sein, wenn der knapp 30jährige Clemens Au- gust, der neben seinen kurkölni- schen Würden auch Fürstbi- schof von Münster, Paderborn, Hildesheim, Osnabrück und Hochmeister des Deutschen Rit- terordens war, mit rund 200 Jagdpferden und Hundemeuten zu ausgedehnten Parforcejag- den aufbrach. Wie es sich für ei- nen hochwohlgeborenen Wit- telsbacher geziemte, wurde an- schließend die „Retour de chas- se" in weinseligen Gelagen ge- feiert.

1144 (92) Heft 16 vom 16. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Jagdschloß „Clemenswerth" TERMINE

Das Beste vom Besten war für seine Gäste gerade recht. Und als die Gastfreundschaft des Kurfürsten Tradition bekam, be- auftragte der 29jährige den be- kannten Münsteraner Architek- ten Johann Conrad Schlaun, ihm ein fürstliches Jagdlager zu ent- werfen. Zwölf Jahre (1737 bis 1749) dauerte es, bis der 62 Hek- tar große Waldpark mit dem höchst originellen Architektur- ensemble fertig war.

Acht Alleen, die von majestäti- schen Baumreihen eingefaßt werden, führen sternförmig durch den Wald auf ein baumlo- ses Rondell, in dessen Mitte hochaufragend der kurfürstliche Pavillon steht. Ein zweigeschos- siges Backsteingebäude mit hel- len Sandsteingliederungen und steinernen Jagdtrophäen über dem Grundriß eines griechi- schen Kreuzes.

So schlicht das Äußere, so er- staunlich die innere Ausstat- tung: Reich verzierte Decken, angefertigt von den besten Stuk- kateuren ihrer Zeit, Castelli, Geit- ner, Morsegno. Der Fußboden des lichtdurchfluteten Kamin- zimmers, sternförmig ausgelegt mit italienischem Marmor in den schwarz-weiß-roten Farben des Wittelsbacher Wappens. Durch das üppig in hellen Farben ge- haltene Treppenhaus mit vier großen Gemälden (Jagdszenen von den Malern Holzer, Rott- mann, Kopers und Bigori) ge- langte Clemens August in die Ankleide- und Schlafzimmer, in denen heute, wie auch in den Spielsalons des Erdgeschosses, Vitrinen mit barocken Porzella- nen, Fayancen und edlen Glas- pokalen etwas von den Festes- f reuden, der Gaumen- und Au- genlust vergangener Tage erah- nen lassen. Da sind Teller und Terrinen aus dem Meißener Ser- vice ebenso zu bewundern wie das seit Jahrzehnten vielge- rühmte „Clemenswerther Jagd- service" aus der Straßburger Manufaktur des P. A. Hannog.

Seinen Jagdgästen bot Clemens

August die sternförmig angeleg- ten Pavillons als fürstliche Jagd- lager. In ihnen sind heute die kulturgeschichtlichen Abteilun- gen des Emslandmuseums un- tergebracht: Emsländisches Steinzeug der Jungsteinzeit bis zu nostalgischer Wohnkultur.

Der modernen Keramik ist eine eigene Präsentation gewidmet, ergänzt durch wechselnde Aus- stellungen in den Sommermona- ten.

Ein Pavillon, durch einen Glok- kenturm herausgehoben, beher- bergt die Schloßkapelle. Reich mit Stuck und Jagdmotiven des Heiligen Hubertus und Georg verziert, gilt sie mit den sanften Rosatönen als die „nördlichste Rokokokapelle Bayerns". 1741 wurde die Kapelle und der an- schließende Klosterbau in dem heute noch ein Mönch lebt, dem Kapuzinerorden übergeben.

Auch der anliegende Klostergar- ten verdient Beachtung: Um den Ort der Stille zu schaffen, schlug Architekt Schlaun als Begren- zung der Obst- und Gemüsegär- ten eine „lebende oder tote Mau- er" vor. Der emsländische Gärt- ner nahm es wörtlich: Die 250jährige Taxushecke hat recht merkwürdige Formen. Mit etwas Fantasie lassen sich Zinnen, Tür- me und Mauern erkennen.

Als der 61jährige Clemens Au- gust 1761 starb, geriet das Jagd- schloß in Vergessenheit. Erst 1968 erwarb der ehemalige Landkreis Aschendorf-Hümm- ling vom Herzog Arensberg das unbewohnte Schlößchen für 500 000 Mark und ließ es für eine Million Mark renovieren. Seit 1972 sind die Gebäude nun vom 1. April bis 1. November (außer montags) von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr der Öffent- lichkeit zugänglich. 56 000 Besu- cher bewunderten allein im ver- gangenen Jahr das barocke Kleinod des Emslandes, das — da sind sich die Kunsthistoriker ei- nig — in Europa einmalig ist.

Utz Lederbogen

Aktuelle Kulturnotizen

Hafiskopf in Gold für Reiner Gödtel — Dr. med. Reiner Gödtel, Chefarzt der Frauenklinik des Ev. Krankenhauses in Kusel, der 1985 für sein Buch „Leih mir Dein Ohr, großer Häuptling" mit dem Literaturpreis der Bundes- ärztekammer ausgezeichnet wurde, ist ein weiterer Literatur- preis verliehen worden: Für sei- nen Essay „Das Psychotische in Büchners Lenz" erhielt Reiner Gödtel den Hafiskopf in Gold des Persischen Literaturclubs. DÄ Koreanischer Industriedesi- gner im Uniklinikum Köln — Pa- tienten und interessierte Besu- cher des Bettenhauses der Uni- versitätsklinik Köln-Lindenthal

Farbgraphik

„Das Wesen der Zeit" des koreanischen Künstlers Park, Soon Bho

können noch bis Ende April die kraftvollen Farbgraphiken und die Plastiken des jungen ko- reanischen Industriedesigners Park, Soon Bho ansehen. Der Künstler ist seit 1983 in Deutschland und arbeitet zur Zeit bei Professor Bazon Brock in Wuppertal als Doktorand im Fach Kommunikationsdesign. EH Nicola de Maria in Bonn — Bis zum 27. April sind im Städtischen Kunstmuseum Bonn, Rathaus- gasse 7, Aquarelle und Ölbilder des Italieners Nicola de Maria zu sehen, der heute zu den Großen der jungen italienischen Kunst- szene zählt. Angeregt durch ein Buch über chinesische Malerei hat der Künstler seine neuesten, sehr poetischen Werke „Paroli chinesi" betitelt. KB Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 16 vom 16. April 1986 (95) 1145

Referenzen

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