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und das ominöse „zu spät“ vom Schauplatze verschwindet.

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Ökonomischer Teil

der Stadtvertretungen sein wird, alle Verkehrsmittel in ihre Hand zu

bekommen.

Dies vorausgesetzt, ist an einen Schnellverkehr in dem Sinne zu denken, daß ein konstanter Zonenverkehr und ein konstanter Radialstraßen- Pendelverkehr stattfindet, also jeder beliebige Punkt mit einmaligem

Umsteigen erreicht werden kann. Die Möglichkeit des Umsteigens in

Hoch-, Straßen- und Tiefbahnen vermitteln Aufzüge.

Wird das hier Vorgeschlagene durchgeführt, so ist mit Sicherheit zu be-

haupten, daß jeder Großstadt durch die Systemisierung der Regulierung

die freie Entwicklung für immerwährende Zeiten gesichert erscheint

und das ominöse „zu spät“ vom Schauplatze verschwindet.

Eines aber wird unbedingt bei jeder Großstadtregulierung zur Haupt- sache werden müssen: Kunst und Künstler zu Worte kommen zu lassen, den die Schönheit vernichtenden Einfluß des Ingenieurs für immer zu bre-

chen und die Macht des Vampyrs „Spekulation“, der heute die Autonomie

der Großstädte nahezu illusorisch macht, auf das Engste einzudämmen.

Die Mittel zur Durchführung und die Art, wie dies bewerkstelligt werden soll, mag die folgende Erörterung der Vorschläge zeigen.

oll die angedeutete Systemisierung und die sicher gewünschte Ame- S liorierung einer Großstadt in der vorgeschlagenen Weise zur Aus- führung kommen, so beanspruchen diese auch große Mittel. Von Ökonomie bei einer solchen Durchführung darf eigentlich nicht die Rede sein, denn das Besteist in diesem Falle kaum genügend. Es sollte deshalb heute schon von einer Art Wettstreit der Verwaltungen in bezug auf Regu- lierung und Ameliorierung der Großstädte gesprochen werden können.

Den deutlichsten Fingerzeig zum richtigen Ziele hat der verstorbene 1%

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große Bürgermeister Wiens Dr. Karl Lueger dadurch gegeben, daß er eine Anzahl von Einrichtungen, wie Gas- und Elektrizitätswerke, Hoch- quellenleitungen, Straßenbahnen, das Leichenbestattungswesen etc. in den Besitz und in die Verwaltung der Gemeinde übernahm, wodurch der Gemeindeverwaltung ziemlich reichliche Mittel zufließen.

Ein weiteres Mittel liegt in Folgendem:

Das Anwachsen einer Großstadt hat den beständigen Wertzuwachs der Bauterrains zur Folge. Es ist deshalb naturgemäß, diesen Wertzuwachs

dem allgemeinen Wohle, also der Stadtverwaltung zuzuwenden. Die

Bestrebungen hiefür haben die Frage einer Wertzuwachssteuer gereift, und ist eine solche für Deutschland bereits zum Gesetze geworden, es bleibt aber zweifelhaft, ob diese Frage derart überhaupt gelöst werden kann, da es schwer ist die richtige Stelle zu finden, an welcher der Hebel erfolgreich anzusetzen sein wird, soll nicht, wie gerade in Wien die schon ungeheuerliche Steuerquote noch erhöht werden.

Ein einfaches Mittel, den Zweck, der Stadtverwaltung wieder reichlichen pekuniären Zufluß zu schaffen, gibt jede Stadtvergrößerung selbst und zwar dadurch, daß die Gemeindeverwaltung die künftigen Zonen, also die nicht oder wenig verbauten, die Großstadt umgebenden Terrains käuflich erwirbt und so lange in ihren Besitz hält, bis dieselben zur Verbauung reif sind. Es ist selbstverständlich, daß diese Terrains durch Verpachtung oder Vermietung sofort nach dem Ankaufe einen genügenden Ertrag für ihre Verzinsung liefern können, während der

künftige Wertzuwachs der Gemeinde zugute kommt.

Sicher ist zu erwarten, daß der Wert der gekauften Terrains, wenn sich auch anfangs eine kaum genügende Verzinsung ergeben dürfte, in ganz kurzer Zeit eine Höhe erstiegen haben wird, welche die Zinsen,

Zinseszinsen und das Kapital der ursprünglichen Investierung weit über-

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steigt, ja daß daraus ein Gewinn resultiert, der die Höhe von Hunderten

von Millionen erreicht.

Von allen, die Großstädte umgebenden, unverbauten Terrains kann mit

Recht behauptet werden, daß sie derzeit um einen verhältnismäßig ge-

ringen Betrag zu erwerben sind. Die Bevölkerungszunahme weist aber darauf hin, daß ein Teil dieser Terrains in BO Jahren sicher zur Ver- bauung gelangt, also dann aus dem Besitze der Gemeinde (es wird an-

gommen, daß die Gemeinde die Gelände durch Expropriation erworben

hat), in Privatbesitz übergegangen sein wird. Dieser Vorgang erneuert sich naturgemäß, immer wieder und wieder. Der Gemeinde ist es möglich, durch Regelung der Grundpreise, Verpachtung etc. den Ausbau der Stadt in gewisse Bahnen zu lenken, den erforderlichen öffentlichen Grund für die einzelnen Bezirke zu reservieren, die heute florierende Grundspekulation einzudämmen und mit dem resultierenden Gewinn die großartigsten Institutionen und Stadtameliorierungen durchzuführen.

Laut mitfolgender Skizze, Plan 1, hat beispielsweise der künftige XXll. Wiener Bezirk 5,100.000 Quadratmeter; wird für öffentlichen

Grund 50° in Abzug gebracht, so verbleiben 2,550.000 Quadratmeter, welche bei einer künftigen Grundwerterhöhung von nur 20 Kronen

pro m? einen Mehrwert von 50 Millionen repräsentieren.

Die Gesamitziffer läßt sich mit Leichtigkeit noch höher schrauben; sind

doch die Großstadtverwaltungen durch Halten der Grundpreise in der

Lage, den Ausbau der Bezirke in der Weise zu regeln, daß un- mittelbar vielgeschoßige Wohnhäuser entstehen, wodurch selbstredend der Grundwert erhöht wird.

Es eröffnet sich durch Zuwendung solcher Mittel für die Gemeinde | die Perspektive, Wohnhäuser, lukrative Einrichtungen, beispielsweise die Fabrikation der Ziegel in Eigenregie etc. durchzuführen, welche den

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Großstadtverwaltungen wieder Geldquellen zuzuführen geeignet sind.

Zwei Dinge sind zur Durchführung einer solchen Annahme für die

Großstadtverwaltungen Bedingung:

Erstens ein Expropriationsgesetz, das umso leichter zu erreichen ist,

als jeder Staat das Aufblühen seiner Großstadt sicher aufs wärmste

unterstützen wird; ist sie doch sein größter und zuverlässigster Steuer- träger und

Zweitens die Beschaffung eines Stadtwertzuwachsfonds, der wieder

schon vom Hause aus alle Bedingungen seiner Deckung, Verzinsung und Sicherheit in sich birgt.

Was das Expropriationsgesetz der Gemeinden anlangt, so würde dies in zwei Teile zerfallen, in den

l. Teil zur Vergrößerung der Stadt und in den

Il. Teil zur Ameliorierung des bestehenden Teiles der Stadt. In der

vorgeschlagenen Weise fundiert, kann jede Großstadtverwaltung an Dinge denken, welche dem Aufblühen ihrer Stadt entsprechen und die eilende Kultur gebieterisch erheischt.

Die reichlich fließenden Mittel werden die Großstadtvertretungen in den

Stand setzen, Volkshäuser, Volkswohnhäuser, Volkssanatorien, Bau-

werke für Warenmessen und Musterlager, Wandelbahnen, Monumente, Fontainen, Aussichtstürme, Museen, Theater, Wasserschlösser, Wal- hallen etc. zu errichten, durchwegs Dinge, an welche heute kaum

gedacht werden kann, die aber im künftigen Großstadtbilde nicht ver- mißt werden können.

Ist der Maßstab, der an diese Studie gelegt werden kann, nur ein

solcher, wie er der flüchtigen Skizze zukommt, so kann doch mit vollem Recht behauptet werden, daß durch diesen Vorschlag die Mittel angegeben sind, welche es den Großstädten ermöglichen, die enormen

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Anforderungen der Verwaltung, des Verkehres, der Hygiene und der Kunst voll zu befriedigen.

Blickt man auf die beigegebenen Pläne und das Bild (es soll damit

nicht angedeutet werden, daß sie mustergiltig sind) so wird auch der Nichtfachmann überzeugt werden, daß die in den Großstadtbezirken in

der projektierten Weise durchgeführten Wohnhäuser gute, billige, sanitär einwandfreie Wohnungen bringen und die weiteren Bedürfnisse und

Wünsche der Großstädter voll befriedigt werden können. Auch wird

zugegeben werden müssen, daß unsere künftige allgemeine Wohn- weise nur dieserart zu lösen ist. Das ersehnte Einzelwohnhaus in der noch ersehnteren Gartenstadt kann nie die allgemeine Befriedigung hervorrufen, weil durch den Zwang der Lebensökonomie, durch Ver- mehrung und Verminderung der Familienmitglieder, durch die Anderung

des Berufes und der Lebensstellung etc. ein beständiger Wechsel

des Erwünschten der Millionenbevölkerung eintritt. Die Wünsche, die aus diesen Tatsachen entspringen, können nur durch das Miethaus und nie durch das Einzelwohnhaus erfüllt werden.

Es muß endlich klipp und klar ausgesprochen werden, daß Wohnungen

in Häusern, auf Baublöcken in 4 bis 6 Parzellen geteilt, von denen jeder

mit einer Front an einem Garten, Platz oder Park liegt und auf 3 Seiten

mit 23 Meter breiten Straßen umgrenzt ist, welche Wohnungen

alle kulturellen Errungenschaften aufweisen, also gesund, schön, be- quem und billig sind, sicher besser zu unserem Tun und Lassen passen, als solche, deren Entstehen auf ganz unrichtigen Voraussetzungen basiert sind. Der Hinweis auf Tradition, Gemüt, malerische Erscheinung etc.

als Grundlage von Wohnungen moderner Menschen ist unserem heutigen Empfinden nach einfach abgeschmackt. Die Anzahl der Großstadt- bewohner, welche vorziehen, inder Menge als „Nummer“ zu verschwinden,

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ist bedeutend größer als die Anzahl jener, welche täglich einen „guten

Morgen“ oder „wie haben Sie geschlafen“ von ihren sie bekrittelnden

Nachbarn im Einzelwohnhause hören will.

Daß trotzdem das Einzelwohnhaus nicht aus dem Stadtbilde verschwinden

wird, ist selbstverständlich; es wird aber sein Entstehen den Wünschen der oberen Zehntausend verdanken.

Die Art zu leben, wie es unsere Zeit erheischt, wird noch viele Dinge zeitigen, von denen wir heute kaum eine Vorstellung besitzen, so bei- spielsweise das fahrbare Haus, das zusammenstellbare Haus auf von der Stadtverwaltung gemietetem Gelände und vieles andere.

Wird erwogen, daß, beispielsweise Wien seit 60 Jahren trotz des Vor- handenseins der günstigsten Prämissen, kein auf hoher künstlerischer

Stufe stehendes großstädtisches Bild hervorbrachte als Sempers äußeren Burgplatz (nach Wegfall des Burgtores und dem Ausbaue der Burg) und den nicht einwandfreien Schwarzenbergplatz, (Rathaus- und

Votivkirchenplatz sind als verfehlt zu bezeichnen) während die Ring-

straße ihr Entstehen einem glücklichen Zufalle dankt, und wird diesem

entgegengestellt eine künftige künstlerische, zielbewußte Disposition

und Durchführung der einzelnen, durch das System festgelegten Bezirke,

so muß auch im kunstunempfindlichsten Laien der Gedanke reifen, daß ohne der, in dieser Schrift angedeuteten Großzügigkeit, ohne dem verlangten Weitblick und ohne daß die Kunst immer und immer allem Entstehenden die Weihe verleiht, eine schöne Großstadt nie entstehen kann.

Es geht eben nicht an, den Ausbau einer Großstadt wie bis-

her dem blinden Zufall und der völligen künstlerischen Im-

potenzzu überlassen und künstlerische Bestrebungen als

etwas Überflüssiges hinzustellen, oder endlich die Entwick-

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lung der Großstadt dem erbärmlichsten Grundwucher aus-

zuliefern. Der Schade, der den Bewohnern und der Stadtvertretung

dadurch erwächst, ist in volkswirtschaftlicher Beziehung als ungeheuer-

lich zu bezeichnen. Er wird stets ungeheuerlicher, weil die fort-

schreitende Zeit ihn immer irreparabler macht.

Mögen die Vertreter der Großstädte sich ganz besonders vor Augen halten, daß eine Großstadt ihren Zweck, der befriedigende Aufenthalt einer

Millionenbevölkerung zu sein, nur dann ganz erfüllen kann, wenn die Groß-

stadt auch schön ist, dies aber ist nur zu erreichen durch die Kunst.

Wien, im März 1911.

Otto Wagner.

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