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Feldhygiene im Gemüsebau: Bodenbürtige Krankheiten (Auszug aus Gemüsebau-Info Nr. 17/2006, 3. 10. 2006)

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Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement EVD

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Extension

Extension Gemüsebau, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil, ACW 1/3

Feldhygiene im Gemüsebau: Bodenbürtige Krankheiten

(Auszug aus Gemüsebau-Info Nr. 17/2006, 3. 10. 2006)

Werner Heller, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW

Nach den uns zur Verfügung stehenden Daten sind in den intensiv genutzten Gemüsebauflächen bodenbürtige Krankheitserreger weit verbreitet und ge- fährden mittelfristig die Produktion mindestens einzelner Kulturen oder den Anbau ganzer Pflanzenfamilien. Betroffen sind sowohl Freiland-, als auch Ge- wächshauskulturen. Bei bodenbürtigen Krankheiten sind folgende Punkte zu beachten: Der Einsatz von Fungiziden – wenn vorhanden – fällt als Lösungs- ansatz aus Kostengründen und wegen meist ungenügender Wirkung weg. An- dere chemische Bekämpfungsmassnahmen wie etwa Begasung sind nur in Ausnahmefällen möglich, sehr teuer und bewilligungspflichtig. Eine physikali- sche Bekämpfung wie Dämpfen ist nur in Gewächshäusern sinnvoll, wird zu- nehmend teurer und ist sehr zeitaufwendig. Für die meisten Krankheitserreger muss eine indirekte Bekämpfungsmassnahme erst noch entwickelt werden.

Hauptproblem sind die Dauerformen

Alle wirtschaftlich bedeutenden bodenbürtigen Krankheitserreger zeichnen sich durch die Bildung von Dauerformen wie Sclerotien, Dauersporen oder Chlamydospo- ren aus. Diese Dauerformen sind in den Böden meistens mehrere bis viele Jahre ruhend überlebensfähig und warten gewissermassen auf die nächste anfällige Kul- turpflanze oder auch auf das nächste anfällige Unkraut, um wieder aktiv werden zu können und Infektionen zu etablieren. Unter „normalen“, aeroben Verhältnissen ist gegen solche Krankheitserreger somit kaum ein Kraut gewachsen. Ist ein Boden erst einmal verseucht, wird er es mindestens während einiger Jahre bleiben.

Vorbeugen ist besser als heilen

Aus den oben angeführten Gründen wird klar, dass vorbeugen einfacher ist, als be- reits etablierte Krankheitserreger zu bekämpfen. Die so genannt gute landwirtschaft- liche Praxis sollte also darauf ausgerichtet sein, die Böden mit möglichst wenig frem- den Krankheitserregern zu belasten. Im Feldbau wird dem zumindest in einigen Fäl- len nachgelebt: Es gibt zum Beispiel rigorose internationale Grenzwerte bei der Ver- seuchung von Saat-Kartoffeln mit bodenbürtigen Krankheitserregern wie Kartoffel- krebs und Bakterienkrankheiten. Bei den Gemüsekulturen existieren solche Grenz- werte leider nur in sehr wenigen Fällen, so zum Beispiel bei der Bakteriellen Toma- tenwelke (Clavibacter michiganense) an Tomaten.

Flächenkompostierung ist risikoreich

Die Kompostierung von Abfällen aus der Lagerung und Aufbereitung von Gemüsen ist eine billige und deshalb häufig angewandte Entsorgungsmethode (siehe Abb. 1).

Sie schliesst zwar in einem gewissen Rahmen den Nährstoffkreislauf, birgt aber das Risiko der Weiterverbreitung von bodenbürtigen Krankheitserregern in sich. Dies kann wirtschaftliche Folgen haben, denn bodenbürtige Krankheitserreger verursa- chen bedeutende Lagerfäulen. Die Flächenkompostierung von befallenem Gemüse

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und Kartoffelabfällen ist deshalb aus dem Blickwinkel der bodenbürtigen Krankheiten kaum mit guter landwirtschaftlicher Praxis kompatibel.

Abbildung 1: Flächenkompostierung schwarzfauler Karotten und faulender Kartoffeln (Bild: W. Heller, ACW).

Alternativen zur Flächenkompostierung sind Kompostierung oder Vergärung Durch einen fachgerecht, industriell durchgeführten Kompostierungsprozess, bei dem im rottenden Material über längere Zeit Temperaturen von über 50°C herrschen, werden die Schadorganismen zuverlässig abgetötet. Da sämtliche bekannten Krank- heitserreger für ihr Überleben auf Sauerstoff angewiesen sind, können sie auch durch die anaeroben Gärungsprozesse der Biogasanlagen abgetötet werden.

Woran erkennt man den Krankheitsbefall?

Erste äusserlichen Symptome von bodenbürtigen Krankheiten sind Kümmerwuchs, Welke oder unspezifische Nährstoffmangel-Erscheinungen. Je nach Krankheitserre- ger ist später ein Absterben der Pflanzen möglich. Bodenbürtige Krankheiten werden oft erst erkannt, wenn die Inokulum-Dichte, das heisst die Anzahl Sporen, Sclerotien oder anderer Dauerformen pro Einheit Bodenvolumen bereits eine problematische Höhe erreicht hat. Meist sind, wie erwähnt, keine direkten Bekämpfungsmassnah- men möglich. Die indirekte Bekämpfung ist teuer und langwierig und muss für die meisten Krankheitserreger erst noch entwickelt werden.

Im Gemüsebau sind folgende bodenbürtigen Krankheitserreger von Bedeu- tung:

Chalara elegans, C. thielavioides: Schwarzfäulepilze der Karotten

Wirtspflanzen: Karotten, Leguminosen, Solanaceen, Nüssler, Salate, Johannis- und Strauchbeeren u.v.a.

Bedeutung: wirtschaftlich wichtige Krankheiten, werden durch hohen Boden-pH ge- fördert.

Verbreitung: ganze Schweiz.

Fusarium spp.: Wurzelfäulen und Welkekrankheiten

Wirtspflanzen: Zwiebeln, Lauch, Karotten, Randen, Tomaten, Spargeln, Zuckermais.

Bedeutung: wirtschaftlich wichtige Krankheiten.

Verbreitung: ganze Schweiz.

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Pythium spp.: Wurzelfäulen, Umfallkrankheit

Wirtspflanzen: „Generalistische“ Keimlingskrankheit. Radies, Salate, Kohlarten u.v.a.

Bedeutung: wirtschaftlich wichtige Krankheiten, werden durch vernässte und verdich- tete Böden gefördert.

Verbreitung: ganze Schweiz.

Phytophthora spp.: Wurzelfäulen

Wirtspflanzen: Spargel, Erdbeeren, Himbeeren, Chicorée, Kernobst, u.v.a.

Bedeutung: wirtschaftlich wichtige Krankheiten, werden durch vernässte und verdich- tete Böden gefördert.

Verbreitung: je nach Kulturen ganze Schweiz.

Pyrenochaeta lycopersici: Korkwurzelkrankheit

Wirtspflanzen: Tomaten, Auberginen, Peperoni, Gurken, Salate.

Bedeutung: wirtschaftlich wichtigste bodenbürtige Krankheit in Gewächshäusern, wird gefördert durch notgedrungen enge Fruchtfolgen. Die verwendeten Unterlagen sind oft nicht genügend resistent, um das Problem einzugrenzen. Dies zeigen Einsendungen deutlich.

Verbreitung: ganze Schweiz.

Rhizoctonia spp.: Wurzelfäulen

Wirtspflanzen: Tomaten, Auberginen, Peperoni, Gurken, Salate, Kohlarten, Kartof- feln, Rhabarber, Chicorée, Nüssler, Erdbeeren u.v.a.

Bedeutung: wirtschaftlich wichtige bodenbürtige Krankheiten in Gewächshäusern und Freiland, werden gefördert durch kalte, verdichtete Böden.

Verbreitung: ganze Schweiz.

Sclerotinia spp.: Wurzel- und Stängelfäulen

Wirtspflanzen: Bohnen, Karotten, Tomaten, Auber-ginen, Peperoni, Gurken, Salate, Kartoffeln u.v.a.

Bedeutung: wirtschaftlich wichtige bodenbürtige Krankheiten in Gewächshäusern und Freiland.

Verbreitung: ganze Schweiz.

Verticillium spp.: Wurzelfäulen und Welkekrankheiten

Wirtspflanzen: Bohnen, Karotten, Tomaten, Auberginen, Peperoni, Gurken, Salate, Kartoffeln, Erdbeeren, Strauchbeeren u.v.a.

Bedeutung: wirtschaftlich wichtige bodenbürtige Krankheiten in Gewächshäusern und Freiland unter warmen Bedingungen.

Verbreitung: ganze Schweiz.

Dr. Werner E. Heller

Extension Gemüsebau, Pathologie

Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW Schloss, Postfach 185

8820 Wädenswil

werner.heller@acw.admin.ch Tel. +41 (0)44 783 63 68 Fax. +41 (0)44 783 63 05

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