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Archiv "Pflegebranche: Jobmotor mit schlechtem Image" (20.08.2010)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 33

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20. August 2010 A 1553

D

ie Pflegebranche wächst ra- sant. Nach einer Studie des WifOR-Instituts der Technischen Universität Darmstadt entstehen in kaum einem anderen Wirtschafts- sektor in Deutschland so viele neue Arbeitsplätze. Zwischen 1996 und 2008 ist die Zahl der Beschäftigten um circa 50 Prozent gestiegen.

„Die Pflegebranche ist der Wachs- tums- und Beschäftigungstreiber in Deutschland“, sagt Studienautor Dennis Ostwald. Für die Berech- nungen wurden die Bereiche Alten- und Krankenpflege herangezogen sowie Einrichtungen für werdende Mütter und Behinderte. Speziell in der Alten- und Krankenpflege rech- nen die Wissenschaftler künftig mit vielen neuen Stellen. Das deckt sich mit der Einschätzung des Insti- tuts der Deutschen Wirtschaft: Al- lein in der Altenpflege werde sich die Zahl der Arbeitsplätze bis 2050 verdreifachen.

Der Bedarf steigt. Doch Pflege- fachkraft zählt nicht gerade zu den Traumberufen von Schulabgängern.

Daran haben auch unzählige Image- kampagnen nichts geändert. Ein

wichtiger Schritt, um den Pflege - bereich aufzuwerten, ist aus Sicht von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) der neue ge- setzliche Mindestlohn. Man brau- che motiviertes Fachpersonal, be- tont von der Leyen. „Das geht nicht ohne angemessene Entlohnung.“

Mindestlohn seit 1. August Die Lohnuntergrenze für Mitarbei- ter von Pflegeheimen und ambulan- ten Diensten beträgt im Westen 8,50 Euro, im Osten 7,50 Euro. Sie gilt seit Anfang August, und zwar für Beschäftigte, die die Grundpfle- ge übernehmen. Eine wesentliches Motiv für die Einführung des Min- destlohns: Ab Mai 2011 gilt in der Europäischen Union (EU) die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit. Die Pfle- geanbieter hatten befürchtet, aus- ländische Firmen könnten hierzu- lande Pflege zum Billigtarif anbie- ten. Die nun vereinbarte Lohnunter- grenze gilt auch für Unternehmen aus dem Ausland.

Aber führt der Mindestlohn wirk- lich zu einer Aufwertung der Pfle- ge? Zum Vergleich: Bei Dachde-

ckern einigte man sich auf 10,60 Euro. Für Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR), handelt es sich zunächst einmal um eine Entscheidung, die wegen der EU-Rahmenbedingun- gen notwendig war. Grundsätzlich sei der Mindestlohn zu begrüßen.

Er betreffe aber Hilfskräfte – nicht die Pflegefachkräfte. Deren Tarif- gehalt sei deutlich höher. „Das wird in der Öffentlichkeit aber nicht diffe- renziert dargestellt“, kritisiert Wes- terfellhaus. Er befürchtet deshalb, dass die Diskussion um den Min- destlohn junge Menschen, die sich für eine Ausbildung in der Pflege in- teressieren, eher abschreckt.

Damit der Pflegeberuf attraktiver wird, ist nach Meinung des DPR- Präsidenten ein Bündel von Maß- nahmen erforderlich. Dazu zählen neben der angemessenen Bezah- lung und einem Bürokratieabbau auch gesundheitsfördernde Maß- nahmen für die Mitarbeiter. Über- fällig sei außerdem eine Ausbil- dungsreform. Der DPR plädiert für eine gemeinsame Grundausbildung von Kranken-, Alten-, und Kinder- krankenpflegern mit anschließen- der Schwerpunktbildung.

Auf eine Reform der Pflegeaus- bildung hatten sich Union und FDP bereits im Koalitionsvertrag ver- ständigt. Eckpunkte für ein neues Berufsgesetz sollen im März 2011 vorliegen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Klei- ne Anfrage der SPD-Faktion her- vor. Nach Ansicht des DPR geht es aber nicht nur um eine Reform der Ausbildung. Um die Arbeit in der Pflege aufzuwerten, müssten auch die Aufgabenfelder neu bestimmt werden. „Es geht um die Frage:

Wer darf in diesem System mit wel- cher Qualifikation was machen?“, sagt Westerfellhaus. ■

Dr. med. Birgit Hibbeler

Foto: ddp

Für die meisten jungen Menschen ist der Pflegeberuf nicht gerade ein Traumjob.

PFLEGEBRANCHE

Jobmotor mit schlechtem Image

In kaum einem anderen Wirtschaftssektor entstehen so viele neue Arbeitsplätze wie in der Pflege. Trotzdem gilt der Bereich unter Schulabgängern als unattraktiv.

P O L I T I K

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