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Das Problem

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Academic year: 2022

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(1)

Produktion

Strom Anfangs- Zieltempera- spez. Wärmefluß temperatur (0C) tur(°C) (kW;oC)

HI 150 60 2,0

H2 90 40 10,0

Cl 20 150 2,5

C2 25 100 3,0

Optimierte Wärmeintegration

Hans SCHNITZER, Univ.-DozDr., Jahrgang 1950. 1968 Beginn des Studiums Maschinenbau, später Wechsel auf Velfahrenstechnik an der Technischen Uni- versität Graz. 1974 Diplom und anschließend Dissertation über mathematisches Modelling biotechnischer Systeme. Später Kon:::entration auf Fragen des industriellen Energieeinsatzes und des Umweltschutzes, Ass. Prof am Institut für Vnfahrenstechnik, Abteilung für Grundlagen der Velfahrenstechnik.

Bücher iiber Wärmepumpen (Springer1983, Elsevier1985),Stoff- und Wärme- bilanzen (Vieweg 1990) und Wärmeintegration (dbv 1990).

Der:::eitiger Arbeitsschwerpunkt ist neben der Energienutzung die abfal/arme Produktion (Cleaner Technolog)') und die Umstellung velfahrenstechnischer Prozesse auf eine Kreislaufverträglichkeit.

Die hier vorgestellte Methode - bekannt als »PI eH-Technik« - zur Ermitt- lung des wirtschaftlich optimalen Grades an Wärmerückgewinnung in Pro- duktionsbetrieben ermöglicht es, das wärmetechnische Verhalten der Gesamtanlage in einer Stufe zu analysieren. Hierdurch ist es möglich, die wirtschaftlichsten Varianten zur Wärmerückgewinnung sowie mögliche Einsatzpunkte von Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmepumpe und Kalt- dampfprozeß zu analysieren. Besonders effektiv ist diese Methode, weil die Ermittlung des günstigsten Maßes an Wärmetausch vor der Auslegung der Apparate erfolgen kann. Außerdem erhält man im Zuge der Auswertungen Hinweise auf energetisch sinnvolle Prozeßmodifikationen.

1.

Das Problem

Für den Energietechniker stellt sich ein Produktionsprozeß vereinfacht wie folgt dar:

- Es gibt Stellen mit Wärmebedarf unterschiedlicher Größe auf ver- schiedenen Temperaturniveaus.

Es gibt verfügbare Abwärme unter- schiedlicher Größe auf verschiede- nen Temperaturniveaus.

Zur Beheizung stehen Energieträger (Öl, Gas, ...) und Heizmedien (z.B.

Dampf auf verschiedenen Druck- stufen) zur Verfügung.

Zur Kühlung stehen Kühlmedien (Kühlwasser, Luft) zur Verfügung.

Der Strombedarf ist möglichst wirt- schaftlich zu decken.

Nimmt man vorerst diese Energiemen- gen als gegeben an, stellt sich eine Reihe von Fragen:

Wie groß ist der theoreti ch mini- male Heiz-Energiebedarf für dieses Problem?

Wie groß ist der theoretisch mini- male Kühlmittelbedarf?

Welche Wännemenge kann theore- tisch rückgewonnen werden?

Was ist eine wirtschaftlich sinnvol- le Größe für den Wärmerückge- winn und wie ändern sich dadurch Heiz- und Kühlmittelbedarf?

Wie gestalte ich den Wärmetausch und wieviele Wärmetauscher benötige ich dafür minimal?

Auf welchem Temperaturniveau muß ich beheizen bzw. ist eine Kraft- Wänne- Kopplung sinnvoll?

22

DER WIRTSCHAFTSINGE IEUR 23 (1990) 3

Auf welchem Temperaturniveau muß ich kühlen bzw. läßt sich die Abwärme noch verwerten (Hei- zung, Stromerzeugung)?

Lassen sich Wärmepumpen inte- grieren, und wenn ja, dann wo?

Auf all diese Fragen gibt die PINCH-

Tab. 1: Stromdaten für das Teslbeispiel

Technik eine rasche Antwort, zusätz- lich gibt sie Hilfestellung bei der Erstellung des günstigsten Wärmetau- schernetzwerkes und bei der Analyse der Reaktion des Systems auf Ände- rungen bei einzelnen Parametern.

Die Grundlagen der Methoden werden im folgenden an den Daten eines Test- beispieles erläutert. In diesem Falle bestehen zwei Wänneabnehmer (kalte Ströme, Wännesenken) und zwei Abwärmeströme (heiße Ströme, Wär- mequellen).

Generell werden alle Ströme, die gekühlt werden müssen, unabhängig von ihrer Temperatur als »heiß«

bezeichnet und umgekehrt. Die Größe des Bedarfes wird durch den spezifi-

schen Wärmefluß [kW/grd] des betrachteten Stromes dargestellt.

2. Die Methode

Für die weiteren Berechnungen wer- den nun alle »heißen« bzw. »kalten«

Ströme zu den jeweiligen »Superströ- men« zusammengefaßt, indem in jedem Temperaturintervall die spezifi- schen Wärmeflüsse addiert werden (vgl. [1]). Diese Superströme werden dann in einem Temperatur-Wänne- fluß-Diagramm aufgetragen (Abb. 1).

1500.

ENTHAlPIESTROM (kW) Abb. 1: Temperatur/Wännefluß-Diagramm

(2)

Produktion

Abb.2: Betriebsmittelbedarf bei variierter Tern- peraturdifferenz

4. Retrofit und eu planung

In den seltensten Fällen wird es mög- lich sein, eine Anlage wärmetechnisch völlig neu zu konzipieren. In einer bestehenden Produktion ist man dage- gen interessiert, die vorliegende Situa- tion zu bewerten und Verbesserungs- möolichkeiten zu finden. Zu diesem

Zw~ck

kann die PINCH-Technik mit einigen zusätzlichen Konzepten eben- falls angewandt werden (vgl. z.B.[2]).

Die Strategie, mit der man das Pro- blem angeht, besteht aus zwei Stufen:

Man berechnet mit den Prozeßdaten der Altanlage die Auslegungsziele für eine neue Anlage und ver- gleicht, wie weit man mit dem bestehenden Betriebsmittelver- brauch bei der bekannten installier- ten Wärmetauscherfläche von den Zielvorgaben abweicht und setzt dann die Auslegungsziele für die Verbesserungen fe t.

Man analysiert das bestehende Wännetauschernetzwerk, stellt die Schwachstellen fest und versucht diese, unter weitgehender Ausnüt- zung der bestehenden Struktur, durch neue oder vergrößerte Wär- metauscher zu beseitigen.

Die Auslegungsziele werden ermittelt, wie dies im vorgehenden Abschnitt erklärt wurde. Diese Ergebnisse trägt man sodann in ein Energiebedarfs- Flächen-Diagramm (Abb. 4), in wei- ches zusätzlich die Daten (Energiebe- darf, installierte Wärmetauscherfläche;

einem für ihn typ i chen Wert für den Wärmeübergang gekennzeichnet. Die Kostenkurven in Abb. 3 sind im allge- meinen keine glatten Funktionen, son- dern wei en SprungsteIlen an den Stei- len auf, wo sich die Anzahl der Wär- metauscher im etzwerk ändert.

3. Die Optimierung

Aus der rein thermodynamischen Ana- lyse des Problems erhielt man den maximalen Grad an Wärmerückge- winn bzw. entsprechend den minima- len Heiz- und Kühlbedarf. Da in die- sem Falle mindestens ein Wärmetau- scher die örtlich minimale Tempera- turdifferenz T

=

OCC aufweist, wären diese Verhältnisse nur mit unendlich großen Wärmetauschern - und somit unendlich hohen Ko ten - zu errei- chen. Im anderen Extrem, kein Wär- metausch, bestehen zwar keine Kosten für Wärmetauscher, aber maximale Kosten für die Betriebsmittel Heizung und Kühlung.

Die Lage des Optimums für den Ent- wurf ist dann gegeben, wenn die Sum- me aus jährlichen Betriebskosten und annualisierten Investitionskosten ein Minimum ergeben (Abb. 3). Hierfür ist es notwendig, sowohl die Kosten der Betriebsmittel als auch spezifische Flächenkosten der Wärmetauscher zu kennen. Zur Grobauslegung der Flächen wird jeder der Ströme mit Aus dieser Tatsache heraus können die drei Grundsätze der Wärmeintegration formuliert werden:

Kein Wärmetausch vom heißen auf das kalte Teilsy tem,

keine Kühlung im heißen System und

keine Heizung im kalten System.

Aus der konsequenten Anwendung dieser Grundsätze erhält man auch die Bedingungen, daß Wärmepumpen nur quer über die Pinchtemperatur geschaltet werden dürfen und daß auch die Wärme aus Kraft-Wärme- Kopplungen nur über der Pinchtempe- ratur eingespeist werden darf.

10. 20. 30.

ITMPERATURDIFFERENZ (grdcl

o.

Da die Enthalpien nur Differenzwerte darstellen, die Temperaturen aber absolute Größe sind, lassen sich die beiden Linienzüge so gegeneinander verschieben, daß die »kalte Superkur- ve« überall unter der »heißen Super- kurve« zu liegen kommt. Die Stelle, an der sich die beiden Kurven am stärksten annähern, nennt man den

»PI CH«. Verschickt man nun die beiden Kurvenzüge in horizontaler Richtung, ändert sich sowohl die Tem- peraturdifferenz und eventuell d~e

Lage des Pinchpoint als auch die Größe des Heiz- und Kühlbedarfes (Abb.2).

Für eine weitere Betrachtung kann das Problem am Pinchpoint geteilt wer- den. Die heiße und die kalte Seite kön- nen als selbständige Teilsysteme betrachtet werden, wobei

das heiße System Wärmebedarf und das kalte System Wärmeüberschuß aufweist.

-;:-.c c

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<->] X

A nicht

B sinnvoll

X._bestehendes Design

o. 10. :MI. 30.

TEI.lPERATURDIFFERENZ (grdcl

Ex

Energiebedarf Energiebedarf

Abb. 3: Betriebs-, Invest- und Gesamtkosten bei variierter TemperalUrdifferenz

Abb. 4: Bewertung eines beslehenden Entwur- fes mittels der Optimum kurve [ 1]

Abb. 5: Lösungsweg für Verbesserungen [11

DER WIRTSCHAFrSI GE IEUR 23 (1990) 3

23

(3)

Produktion

Plnch 159"

rn~

~

'I

13:695 80·

169" C2~-+---

I 1.815

I

90'

~'"

, I

Abb. 6: Ginernetzschema

Pkt. X) der bestehenden Anlage einge- tragen werden. Man ersieht nun, u~

welche Größe der Energiebedarf bel optimaler Anordnung der bestehenden Fläche verringert werden könnte (Strecke AX) bzw. wieviel Fläche bei bestehendem Energieverbrauch nutz- 10 installiert wurde (Strecke XC).

Änderungen durch neue Wärmetau- scher und eventuell durch umgeordne- te Flächen erbringen Ergebnisse ent- sprechend der Retrofit-Kurv~ .in Abb. 5. Der Optimal punkt A wird Im allgemeinen wegen der existierenden Vorgaben aus der bestehenden Anlage nicht erreicht werden.

Zur Aussage darüber, welche Wärme- tauscher im existierenden Entwurf schlecht integriert sind, ist es vorteil- haft, ein Gitternetzschema zu zeichnen (Abb. 6). Hierzu zeichnet man. alle beteiligten Ströme entsprechend Ihre~

Temperaturen in ein Diagramm, wobei die heißen Ströme um das gefundene, optimale T erniedrigt werden .. Verbin- det man nun die Ströme, die durch Wärmetausch in Verbindung stehen,

T

mit Linien, erhält man das Gitternetz- schema. Linien, die stark von den Ver- tikalen abweichen oder sogar die Pinchtemperatur schneiden, kenn- zeichnen schlecht lokalisierte Wärme- tauscher.

5. Prozeßmodifikation

Eine Analyse der Superkurven ergibt auch Hinweise für wärmetechnisch erwünschte Prozeßmodiftkationen.

Dieses Prinzip der Stromverschiebun- gen ist in Abb. 7 dargestellt. Gru~d­

sätzlich sollte versucht werden, heiße Ströme durch Veränderung der Pro- zeßparameter (z.B. den Betriebsdru~k)

über den Pinch nach oben zu verschie- ben und umgekehrt. Bei der Verschie- bung von Strömen kann als ebenef- fekt auftreten, daß die PI eH-Tempe- ratur eben fall verschoben oder gänz- lich eliminiert wird.

Mit den neuen Prozeßgrößen muß natürlich die gesamte Ermittlung von Eneroiebedarf und Kosten neu durch- geführt werden, da ich die optimale Temperaturdifferenz für das etzwerk geändert haben kann.

6. Erfahrungen und Beispiele

Mit der PINCH-Technik liegt eine Reihe von Erfahrungen verschieden- ster Forschungs- und Ingenieurbüros vor, die zum Teil auch publiziert sind.

Ausgehend von Problemen in der che- mischen und petrochemischen Indu- strie, wo hauptsächlich kontinuierliche Prozesse mit großen Energieumsätzen bearbeitet wurden, gibt es immer mehr Erfahrungen mit Anlagen kleinerer Betriebe. Ein spezielles Problem, das aber auch behandelbar ist, sind Batch- prozesse.

Vom Autor wurden in den letzten Jah- ren mit seinen Mitarbeitern Analysen in Raffinerien, in der chemischen Industrie, in der Lebensmittel- und Baustoffindustrie sowie in einigen

anderen Produktionen durchgeführt.

Während diese Arbeiten durchwegs die Bewertung und mögliche Verb -, serungen von bestehenden Anlag~n

behandelten, war eine Studie über die Wärmeintegration bei Ethanolanlagen auf einen optimierten Neuentwurf au - gelegt [3].

7. Danksagung

Die theoretischen Arbeiten auf dem Gebiet der Wärmeintegration an unse- rem Institut wurden durch einen For- schungsauftrag des Bundesministe- riums für Wissenschaft und Forschung ermöglicht. Im Rahmen dieses Proje~­

tes wurde hauptsächlich die für die Analysen erforderljche umfangreiche Software erstellt und getestet. Eine Förderung des Steirischen Landes- energievereines gab uns die Möglic?- keit, Methoden und Programme In

fünf steirischen Industriebetrieben zu erproben.

Eine umfangreiche Darstellung der Methode sowie die Beschreibung der Programme und Berichte über die Fallstudien erschien als Bd. 3 der Gra- zer Schriftenreihe Verfahrenstechnik.

Der Autor möchte an dieser Stelle allen fördernden Institutionen danken.

Literatur:

[11 Ferner H., Schnitzer H.; Die ,,PINCH"-!ech.

nik - Grundlagen, Potential, Grenzen. OIAZ 134 (1989) 2, 83-94.

[2J TjoeT. N., Linnhoff B.; Using Pinch Tech- nology for Process Retrofit. Chem. Engng., April28 (1986),47-60.

[3J Schnitzer H.; Heat Pump Inlegration.10

Ethanol Separation. ewslener of the IEA Heat Pump Center,7 (1989) I, 24.

[41 Ferner H., Schnitzer H.; Optimierte Wär- meintegration in Industriebetrieben. Grazer Schriftenreihe Verfahrenstechnik, Bd. 3, Im Druck.

kalte Seite heile Seite verschiebe

heiße Ströme über den Pinch

HCC ccc

verschiebe kalte Ströme unterdenPinch

H

WERBIi4GENTUR

A-8041 GRAZ, RAlFFElSENSTRASSE 118-120 TELEFON (0316) 46 55 19, TELEFAX 46 55 19- 17

TELEX 31-2662

Abb. 7: Das Stromverschiebungsdiagramm

24

DER WIRTSCHAFfSINGE IEUR 23 (1990) 3

Referenzen

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