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Archiv "Armenarzt und Pionier der Arbeiterbewegung" (14.07.2003)

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Biografie

Demokratischer Pionier

Klaus Schmidt: Andreas Gott- schalk. Armenarzt und Pionier der Arbeiterbewegung. Jude und Protestant. Greven Verlag, Köln, 2002, 168 Seiten, 39 SW-Abbil- dungen, gebunden, 14,90 A

„Wie nah sind uns manche To- te!“ Unter dieser Überschrift fand im September 2002 in Köln eine Gedenkveranstal- tung statt für Dr.Andreas Gott- schalk (1815 bis 1849), Arzt in Köln, jüdischer Protestant aus dem Rheinland, Gründer und Präsident des „Kölner Arbei- tervereins“ im Jahr 1848.

Nunmehr liegt eine Biogra- fie über Gottschalk vor, eine herausragende Person in jener Zeit des 19. Jahrhunderts, als

die Deutschen den ersten de- mokratischen Aufbruch prob- ten. 1815 als Sohn eines Köl- ner Juden in Düsseldorf gebo- ren, konvertierte er 1844 zum Protestantismus. Nach dem Medizinstudium in Bonn eröffnet Andreas Gottschalk 1842 in Köln eine ärztliche Praxis. Er ist befreundet mit Moses Hess, dem Ehepaar Mathilde und Fritz Anneke, hat Kontakt zu engagierten Ärzten und vielen Menschen, die im Rheinland versuchen, gegen ein ständestaatliches System Grundrechts- und Menschenrechtsforderungen durchzusetzen. Sein Engage- ment für die entstehende Be- wegung, seine ungeschminkte Kritik an der politischen und militärischen Obrigkeit, an den Lebensverhältnissen der Armen – wie er sie tagtäglich

in seiner Praxis wahrnimmt – bringen ihn 1848 für drei Mo- nate ins Gefängnis.

Als im Frühjahr und Som- mer 1849 die Aufstände in der Rheinprovinz und in Süd- deutschland scheitern, widmet sich Andreas Gottschalk wie- der verstärkt seiner ärztlichen Tätigkeit. Im Juli 1849 bricht in Köln die Cholera aus. Bis zum November 1849 gibt es in Köln 13 000 Todesopfer. Die Kölner Ärzte sind rund um die Uhr im Einsatz. Im September 1849 wird Andreas Gottschalk selbst Opfer der Epidemie.

Wie angesehen dieser Arzt war, zeigen die mehr als 5 000 Trauernden auf dem Friedhof Melaten. Es ist das Verdienst von Klaus Schmidt, Theologe, Historiker und Publizist in Köln, an diesen Arzt zu erin- nern. Ralf Sartoris-Daubenbüchel

Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 28–2914. Juli 2003 AA1931

B Ü C H E R

Psychologie der Macht

Neue Denkwege

Hans-Jürgen Wirth: Narzissmus und Macht. Zur Psychoanalyse seelischer Störungen in der Poli- tik. Psychosozial-Verlag, Gießen, 2002, 439 Seiten, 24,90 A Geht die soziologische Sicht- weise davon aus, dass es die Machtpositionen in Institu- tionen und in der Politik sind, die den einzelnen Mächtigen formen und schließlich auch deformieren, setzt diese Un- tersuchung an den persönli- chen Voraussetzungen der Mächtigen an. Die zentrale These lautet, „dass gesell- schaftliche Macht gesucht wird, um innere Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Minderwertigkeit zu kom- pensieren. Macht übt deshalb gerade auf solche Personen eine unwiderstehliche Anzie- hungskraft aus, die an einer narzisstischen Persönlich- keitsstörung leiden.“ Über- zeugend belegt wird dies am Beispiel von Slobodan Milo- sevic (einer von Kindheit an schwer traumatisierten Per- sönlichkeit), der in einer „pa- ranoiden Festungs-Ehe“ ge- meinsam mit seiner Frau Mi- ra unbewusste Erwartungen

und Ängste der serbischen Bevölkerung über nationale Mythen bediente.

Brennend aktuell werden die Analysen dann, wenn an Denktabus gerüttelt und die Methode auf bundesdeutsche Politiker angewandt wird.Der psychoanalytisch geschulte Blick richtet sich auf die Bar- schel-Affäre, Helmut Kohl wird porträtiert, die Bezie- hung Kohl–Schäuble unter die Lupe genommen und die Paardynamik des Ehepaars Kohl reflektiert. Zahlreiche Vignetten zeigen, dass der psy- choanalytische Ansatz auch auf diesem Feld einen wert- vollen Zugang zu öffnen ver-

mag. Ein schönes Beispiel für den Beitrag, den die psycho- analytische Interpretation lei- sten kann, ist die Untersu- chung des Nervenkriegs, den Barschel im Wahlkampf 1987 gegen seinen Konkurrenten Björn Engholm führte und dessen psychologische Hin- tergründe in Barschels tief verwurzelten Selbstzweifeln gefunden werden.

Natürlich erreichen die Er- gebnisse dieser Untersuchun- gen nicht die Überzeugungs- kraft, wie sie das psychoana- lytische Setting mit seiner Möglichkeit zur intersubjek- tiven Überprüfung der psy- choanalytischen Erklärungen bietet.Wirth begegnet diesem unvermeidbaren Manko da- mit, dass er den Leser an seinen inneren Dialogen mit namhaften psychoanalyti- schenAutoren teilhaben lässt, die ihn schließlich zu sei- nen Erklärungen führen. Es kommt dabei nicht in erster Linie auf die „Beweiskraft“

der psychoanalytischen Inter- pretationen an, vielmehr liegt die Bedeutung dieses Buches darin, dass es neue Denkwege aufzeigt, wie das Handeln

„Mächtiger“ verstanden wer- den kann. Christian Maier

Kunstobjekte

Ausdrucksstark

Rita Kollmar-Masuch (Hrsg.):

„Ich male meine Gitter bunt“.

Bilder, Objekte, Gedichte und Ge- schichten von Kindern und Ju- gendlichen aus der Rheinischen Schule für Kranke der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Kiepen- heuer & Witsch, Köln, 2003, 111 Seiten, 19,90 A

„Die Trostlosigkeit zieht wie ein Sturm durch meinen Kör- per. Sturm entwurzelt Wille und Ziel in meiner Seele.“ Die 15-jährige Jenny versucht, ihren Gefühlen mit Worten

Ausdruck zu verleihen. Ande- re Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 17 Jahren, al- lesamt über Wochen oder Mo- nate als Patienten in den Klini- ken für Kinder- und Jugend- psychiatrie in Viersen und Bedburg-Hau, schufen Male- reien, Zeichnungen oder Pla- stiken als Ausdrucksformen für ihre psychische Not. Dro- genmissbrauch, Selbstmord- versuche oder lebensgefährli- che Störungen, wie zum Bei- spiel Magersucht, sind die Gründe für den Aufenthalt in der Klinik.

Die Bilder und Objekte, ursprünglich Gegenstand ei- ner Ausstellung im „Kölner Treffpunkt für Kunst“ im Thebäerforum, begeisterten den Fotografen Wim Cox derart, dass daraus ein Buchprojekt entstand. Bilder und Texte vermitteln ein- dringlich das Lebensgefühl der Heranwachsenden, die in dieser schwierigen Lebens- phase aus der Bahn geworfen wurden. Thomas Gerst

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