• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Lymphozyten in der Krebs-Immuntherapie" (28.01.1988)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Lymphozyten in der Krebs-Immuntherapie" (28.01.1988)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

peutischen Wirksamkeit. Auch die frühzeitige, hochdosierte Gabe von Methylprednisolon war nicht in der Lage, die Entwicklung des septi- schen Schocks zu verhindern. Eine Senkung der Letalität im Vergleich zu Placebogruppen ergab sich nicht, bei Patienten mit gleichzeitiger Nie- reninsuffizienz war die Sterblichkeit sogar erhöht.

Noch kein

Durchbruch in Sicht

Trotz der Fortschritte im Ver- ständnis der Pathogenese des septi- schen Syndroms ist bis jetzt ein ent- scheidender Durchbruch bei der Be- handlung dieses Krankheitsbildes nicht erfolgt. Sicher gelingt es mit den heutigen, vorwiegend sympto- matischen, organunterstützenden oder -überbrückenden intensivmedi- zinischen Maßnahmen, Patienten zu helfen, die noch vor Jahren an der Folge einer Sepsis verstorben wären.

Der Anteil zunehmend älterer und aufgrund von Vorerkrankungen oft zusätzlich abwehrgeschwächter Pa- tienten am operativen Krankengut erhöht jedoch gleichzeitig das Sep- sisrisiko. Trauma ebenso wie ein Pri- märinfekt verschlechtern den Im- munstatus des Patienten wesentlich und potenzieren die Gefahr einer generalisierten Infektion (Meakins, Quebec).

Um so wichtiger sind vorbeu- gende Maßnahmen zur Verhinde- rung von Kreuzinfektionen und die Reduzierung aller die Integrität der körpereigenen Abwehrsysteme des Organismus beeinträchtigenden Maßnahmen auf ein Mindestmaß (F.

Daschner, Freiburg). Nur durch ei- ne interdisziplinäre Zusammenar- beit zwischen vorbehandelnden Ärz- ten, Intensivmedizinern, Chirurgen, Mikrobiologen und Hygienikern kann es gelingen, die Inzidenz der Sepsis zu verringern und die Be- handlungsergebnisse zu verbessern.

Privatdozent Dr. med.

Konrad Reinhart

Universitätsklinikum Steglitz Klinik für Anaesthesiologie und operative Intensivmedizin Hindenburgdamm 30 1000 Berlin 45

Die Bemühungen um eine im- munologische Behandlung bösarti- ger Erkrankungen haben bereits ei- ne lange Tradition. Bei aller Skepsis durch die bisherigen enttäuschenden Erfahrungen bieten neuere Metho- den und Entwicklungen der jüngsten Zeit neue erfolgversprechende Per- spektiven. Drei parallel entwickelte Konzepte der Immuntherapie bieten möglicherweise Ansatzpunkte für ei- ne zukünftige klinische Anwendung.

Es sind dies die Stimulation oder Modulation des Immunsystems on- kologischer Patienten mittels neu- erer, teilweise durch Gentechnolo- gie entwickelter Substanzen, die Verwendung monoklonaler Anti- körper gegen Tumor-assoziierte An- tigene, die Anreicherung autologer stimulierter Lymphozyten.

Unter der Schirmherrschaft des Tumorzentrums der Universität Düsseldorf wurde von der Frauen- klinik und der Hals-Nasen-Ohren- klinik der Universität Düsseldorf (Direktoren Prof. Dr. L. Beck und Prof. Dr. K. Vosteen) ein interna- tionales Symposion veranstaltet, das sich mit der Lymphozyten-Stimula- tion befaßte.

Ein wichtiger Schritt für die po- sitiven Ansätze bei der Stimulierung der Lymphozyten und deren Einsatz war die Entdeckung von Wachs- tumsfaktoren für T-Zellen, von de- nen das Interleukin-2 (IL-2) beson- dere praktische Bedeutung hat. Dies ergibt sich dadurch, daß das IL-2 in vitro und in vivo Lymphozyten zu erhöhter Reaktivität mit Tumorzel- len stimulieren kann.

Zwei Fragen standen im Mittel- punkt der Kongreßvorträge und Dis- kussionen: Welche Kenntnisse gibt es über den Ursprung und die Ent- wicklung dieser Zellen, und wie können diese Kenntnisse für die Ge-

winnung aktivierter Lymphozyten genutzt werden? Können Tumor- spezifische autologe Lymphozyten in vitro für einen In-vivo-Einsatz präpariert werden?

LAK-Zellen

im klinischen Einsatz

E. Grimm (Houston), die Erst- beschreiberin der sogenannten LAK-Zellen (lymphokine activated killer cells), bei denen es sich um durch In-vitro-Stimulation mit IL-2 aktivierte Lymphozyten handelt, be- schrieb den heutigen Kenntnisstand über diese Zellspezies und berichte- te über die bisherigen Erfahrungen im klinischen Einsatz. LAK-Zellen sind dadurch charakterisiert, daß sie gegenüber Tumorzellen, die gegen NK (natural killer)-Zellen resistent sind, zytotoxisch sind, und daß sie auch Zellen von Primärtumoren in vitro abtöten. Ihre biologische Funktion ist offenbar sehr umfas- send, da sie auch gegen Virus-infi- zierte, autologe wie auch gegenüber chemisch veränderten Zellen in vitro wirken. Darüber hinaus sind sie für kultivierte Fibroblasten und em- bryonale Zellen des I. Trimenon zy- totoxisch. Nach ihren Untersuchun- gen können Lymphozyten mit den Oberflächenantigenen CD3, CD4, CD8 und CD16 als Vorläufer für LAK-Zellen dienen.

In ihren Experimenten stellte Grimm fest, daß viele LAK-Vorläu- fer nicht den schon bekannten TAG- Rezeptor für IL-2 besitzen. Viel- mehr entdeckte sie einen anderen Rezeptor (P 75), der zur weiteren Zelldifferenzierung und in dem Zu- sammenhang zur Ausbildung von Rezeptoren für IL-2 führt.

Lymphozyten in der Krebs-Immuntherapie

Symposion in der Düsseldorfer Universität

A-158 (50) Dt. Ärztebl. 85, Heft 4, 28. Januar 1988

(2)

Wegen der verschiedenen Kreuzreaktionen kann der Einsatz menschlicher AB-Seren für die LAK-Zellzüchtung problematisch sein. Diesem Problem hilft die Ent- wicklung serumfreier Media und die Substitution mit Serumalbumin weitgehend ab. Die Länge der Kulti- vationszeit bestimmt den Typ der entstehenden Zellen: Nach einem bis zwei Inkubationstagen entwik- keln sich LAK-Zellen mit NK-Mar- kern, nach sechs bis siebentägiger Inkubation solche mit dem T-Zell- Phänotyp und nach 14tägiger Kulti- vation hauptsächlich Zellen mit CD4-Markern.

Von praktischer Relevanz für die Qualität der LAK-Zellen sind Frau Grimms Beobachtungen, daß die in der Präparation vorhandenen Thrombozyten ebenso wie TGF (transforming growth factor) und Tumorzellen selbst die Zytotoxizi- täts-Fähigkeit der LAK-Zellen hem- men können. Diese Inhibition kann durch höhere Dosen von IL-2 aufge- hoben werden. Abschließend be- richtete Grimm über den klinischen Einsatz der LAK-Zellen bei Patien- ten mit einem Gliom. Da die LAK- Zellen bei intravenöser Applikation sich nicht spezifisch im Tumor kon- zentrieren, verabreichte sie sie in das Bett des operativ entfernten Tu- mors. Von elf Patienten mit einmali- ger Applikation von LAK-Zellen le- ben vier nach mehr als zwei Jahren.

Andere Gruppen, die dieses Kon- zept übernommen haben, bevorzu- gen eine wiederholte Gabe und ge- ben bessere Ergebnisse an.

Die Dosis-Bestimmung

Ausgehend von einem allgemei- nen Überblick über die immunologi- schen Therapiemöglichkeiten in der Onkologie und der Anwendungs- möglichkeiten für aktivierte Lym- phozyten definierte Herberman (Pittsburgh) zwei Phasen für die Austestung eines Therapeutikums:

Bei dem ersten Einsatz am Patienten mit fortgeschrittenen Tumoren wird die maximal tolerable Dosis be- stimmt. In der zweiten Phase wird die therapeutisch optimale Dosis festgelegt.

Dieser Hinweis ist deswegen be- sonders wichtig, weil IL-2 starke to- xische Effekte zeigt, die sich in er- ster Linie durch die Induktion einer Produktion von TNF (Tumornekro- se-Faktor) erklären lassen. Da die Applikation von LAK-Zellen häufig mit der Gabe von IL-2 kombiniert wird, hat die Kenntnis dieses Zu- sammenhangs besondere praktische Relevanz. Toxische Nebenwirkun- gen wurden von allen Referenten berichtet, die IL-2 in der Therapie einsetzten.

Die Arbeitsgruppe um Herber- man konnte zeigen, daß LAK-Zel- len viele Eigenschaften der NK-Zel- len besitzen und in Plastik-adhären- te und -nichtadhärente Zellen ge- trennt werden können. Die höchste zytotoxische Aktivität besitzen die Plastik-adhärenten Zellen. Dieser Nachweis wurde nicht nur durch In- vitro-Experimente erbracht, son- dern auch durch Modell-Untersu- chungen am Tier bestätigt. Die Gruppe konnte durch weitere Un- tersuchungen feststellen, daß LAK- Zellen durch die Co-Kultivation mit Zellen eines experimentellen Tu- mors spezifisch stimulierbar sind.

Lymphozyten- Stimulation

Die Frage nach den Möglich- keiten der spezifischen antitumora- len In-vitro-Stimulation von Lym- phozyten gegen menschliche Tumo- ren beschäftigt seit vielen Jahren die Arbeitsgruppe von E. Klein (Stock- holm). Sie faßte ihre eigenen Erfah- rungen auf diesem Gebiet zusam- men. Histologisch unterschiedliche Tumoren wurden in ihrem Labor in der Weise bearbeitet, daß Lympho- zyten des peripheren Blutes gemein- sam mit bestrahlten autologen Tu- morzellen in vitro kultiviert wurden.

Dabei entwickeln die Lymphozyten die Fähigkeit, stärker zu proliferie- ren und auf die Tumorzellen ausge- prägt zytotoxisch zu reagieren. Die Ergebnisse dieser Experimente spre- chen dafür, daß auch im peripheren Blut antitumorale Zellen zirkulie- ren, die als „Memory-cells" eine spezifisch antitumorale Funktion be- sitzen. Die allgemeinen Erfahrun-

gen sprechend dafür, daß Tumorzel- len an sich im allogenen System schlechte Stimulatoren der Lympho- zyten-Proliferation sind. Deswegen stellen die von Klein im autologen System erarbeiteten Ergebnisse eine wichtige Information dar.

Eine Mitteilung großer Aktuali- tät steuerte auch Reisfeld (San Die- go) in der Diskussion bei. Er wies darauf hin, daß die Effektivität von LAK-Zellen mit Hilfe monoklonaler antitumoraler Antikörper wesent- lich erhöht werden kann. In der ab- schließenden Rundtisch-Diskussion ergab sich der allgemeine Konsens, daß die dargestellten Ergebnisse der In-vivo- und In-vitro-Anwendung von Lymphozyten in der onkologi- schen Immuntherapie nicht mehr als erste Erkenntnisse für eine „Tumor- therapie mit Immunozyten" darstel- len. In gut kontrollierten klinischen Untersuchungen an Zentren, die mit entsprechender Kompetenz ausge- stattet sind, sollten Einsatzmöglich- keiten und Effektivität einer Thera- pie mit spezifisch gegen den Tumor gerichteten Immunozyten überprüft werden.

Prof. Dr. med. Hans-Georg Bender Priv.-Doz. Dr. rer. nat.

Ursula Koldovsky

Dr. med. Paul Koldovsky Universitätskliniken Moorenstraße 5 4000 Düsseldorf 1

BERICHTIGUNG

Wachstumshormon- Mangel

Zu dem Beitrag in Heft 43 vom 21. Oktober 1987

In dem Fortbildungsaufsatz über den Wachstumshormon-Man- gel von Michael B Ranke und Jür- gen R. Bierich ist eine fehlerhafte Dosierungsangabe enthalten: der unter Ziffer 4.3 genannte Clonidin- Test wird ausgeführt mit 0,15 mg/m 2

KOF (Quadratmeter Körperoberflä- che), nicht aber 0,15 mg/kg Körper- gewicht. MWR A-160 (52) Dt. Ärztebl. 85, Heft 4, 28. Januar 1988

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Dabei ist es inzwischen klar, daß Lymphokine auch auf andere Zellen als die des Immunsystems wirken und daß es auch Produkte anderer Zellen gibt, die ähnliche Wirkungen

Kreisvertreter: Dietrich von Lenski-Kattenau, Telefon (04292) 21 09. Am Schützen platz. Wieder hat die Kreisge- meinschaft den Verlust eines treuen Heimatfreun- des zu beklagen. Mai

Es wurden auch unterschiedliche Applikationsrou- ten gewählt: Subkutan oder intrakutan gespritzte dendritische Zellen müssen für eine Interaktion mit T-Zellen in der Lage sein,

In der aktuellen kli- nischen Forschung zum fortgeschritte- nen Nierenzellkarzinom werden daher alle Qualitätsanforderungen berück- sichtigt, die formal und inhaltlich für

Multiple studies published over the last three decades demonstrate that both murine and human NK cells exhibit antifungal activ- ity in vitro against various fungal pathogens, such

Füllt die Übersicht mit dem Laufzettel bei jeder Stationenarbeit so aus, dass ihr einen Überblick über die bereits bearbeiteten Stationen und die dafür benötigte Zeit

Die Kaolin ACT-Werte der APOC Kontrolllösungen sind dem selektiven Referenzmessverfahren von APOC entnommen, bei dem mit Celite aktivierte Glasröhrchen, ein automatischer Timer

Durch Stimulation mit Zytokinen wie Interleukin-2 (IL-2) werden NK-Zellen und zytotoxische T-Zellen zu Lymphokin-aktivierten Killerzellen (LAK), die sich durch eine