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Broggi, M. F. (1998). Synthese und Ausblick auf die zukünftige Forschungsausrichtung der WSL. In Forum für Wissen: Vol. 1998. Optimierung der Produktionskette "Holz" (pp. 79-83). Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

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Academic year: 2022

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FQRUM Synthese und Ausblick auf die zukünftige F Ü R Wj S S E N Forschungsausrichtung der WSL

Mario F. Broggi 1 9 9 8 WSL, Birmensdorf

Die Beiträge zum Thema Optimierung der Produktionskette «Holz›› lassen sich in drei Kernaussagen zu- sammenfassen:

1. Zur Zeit erleben wir markante globale Veränderungen, die auch vor der Waldwirtschaft nicht Halt ma- chen. Die Waldwirtschaft steckt heute in einer ernsten Krise.

2. Es gibt verschiedene endogene Verbesserungsmöglichkeíten, die in den Beiträgen erörtert und exempla- risch dargestellt worden sind. Das Verbesserungspotential wird als beträchtlich eingeschätzt.

3. Sowohl die Waldwirtschaft als auch die Forschung müssen sich den veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Was die WSL anbelangt, möchte ich unmissverständlich festhalten, dass sie sich den neuen Herausforderungen stellt, die Probleme anpacken, ihre Strukturen optimieren und den Forstdienst ent- sprechend ihren Möglichkeiten unterstützen will.

Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen der Referenten

In den Referaten kam deutlich zum Ausdruck, dass heute alle Wirtschaftszweige mit markanten Verän- derungen konfrontiert sind. Nur zwei Schlagworte hiezu: Globalisierung und Öffnung der Märkte. Die Hoffnung, dass damit neue Absatz- und Beschäfti- gungsmärkte geschaffen werden, erfüllte sich nur für wenige. Eine Vielzahl von Betrieben in der Schweiz kämpft heute ums Überleben. Dies trifft auch für die Forstwirtschaft zu. Die Basler Zeitung hat am 29.

September 1997 aufgrund von 760 Betriebsabrech- nungen berichtet, dass im Vorjahr ein durchschnitt- licher Verlust von 203 Franken pro Hektar Waldflä- che «erwirtschaftet›› wurde. Resultat: Viele Waldbe- sitzer verzichten auf die Holzernte und warten mit der Nutzung auf bessere Zeiten. Die finanziellen Erträge der Forstbetriebe werden immer schlechter, der Anteil der defizitären Betriebe nimmt zu; es drohen Betriebsschliessungen und Entlassungen.

Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass die Zwangsnutzungen anteilsmässig zunehmen. Ich er- innere an die vergangenen Sturmschadenereignisse oder an die Borkenkäferkalamitäten.

Des weiteren stellen wir fest, dass die Bedeu- tung der Holzproduktion zugunsten anderer Funk- tionen wie z.B. Schutz, Erholung, Natur- und Land- schaftsschutz abgenommen hat. Diese Leistungen werden aber nur in den seltensten Fällen abgegolten, so dass nach wie vor die Holzproduktion die wich- tigste Einnahmequelle der Forstbetriebe darstellt.

Aber nicht nur aus ökonomischer, sondern auch aus ökologischer Sicht ist es sinnvoll, den ein- heimischen, nachwachsenden Rohstoff und Energie- träger Holz nachhaltig zu nutzen, wie BACH-

MANN* in seinem Referat betont. Mit der Holznut- zung und -verarbeitung wird zudem die Wertschöp- fung im Inland ermöglicht, werden Arbeitsplätze erhalten und Deckungsbeiträge zur Walderhaltung erwirtschaftet. Nach BACHMANN ist der überwie- gende Teil des Waldes multifunktional zu nutzen, wobei er zeigte, dass die Holznutzung sich mit an- deren Ansprüchen an den Wald durchaus verträgt.

Auch Forderungen aus Naturschutzkreisen wie etwa 10% der Waldfläche als Naturwaldreservate und weitere 8% als bewirtschaftete Naturvorrangflächen zu schaffen, lassen sich mit einer intensiven Holz- nutzung vereinbaren, sofern diese Flächen aufgrund klarer Ziele festgelegt und in einem partizipativen Aushandlungsprozess bestimmt und nicht einfach systematisch erzwungen werden.

LEY fasste die Probleme und die Bedürfnisse aus der Sicht der Praxis treffend zusammen. Seiner Meinung nach liegen die grossen Probleme der schweizerischen Forstbetriebe allerdings ausserhalb ihres Wirkungs- und Einflussbereiches und lassen sich auf einen Ziel/Mittel-Konflikt zurückführen, wie z.B. das Nachhaltigkeits-Handicap, die Nicht- Abgeltung der positiven externen Effekte der Holz- produktion oder das Mittragen von negativen exter- nen Effekten anderer Wirtschaftszweige, insbeson- dere durch Immissionsschäden.

Aber auch LEY sieht in der betrieblichen Pro- duktion noch wesentliche Verbesserungsmöglichkei- ten. Die von ihm aufgelisteten Fragen konnten im Rahmen dieser Veranstaltung nur zum Teil beant- wortet werden. Zum Teil sind die aufgeworfenen Themen Stoff für weitere Forschungsprojekte.

* Literaturzitate ohne Jahreszahl beziehen sich auf Beiträge in diesem Band.

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Es ist hoffentlich deutlich geworden, dass die WSL die Probleme der Praxis ernst nimmt, dass wir sowohl in der Vergangenheit wie auch in der Zu- kunft den Forschungsfragen nachgehen und nach Möglichkeit die Praxis mit Rat und Tat unterstützen wollen.

Lösungsansätze - Synthese aus den Referaten

In allen Referaten kam zum Ausdruck, dass die Produktionskette «Holz›› verbessert werden kann:

Am Beispiel des Forstbetriebes Bremgarten, der seit 1971 durch einen Mitarbeiter der WSL geleitet wird, kann dies treffend gezeigt werden. Kürzlich gelang es BÜRGI, die Forstbetriebe Bremgarten, Wohlen und Waltenschwil zusammenzuschliessen. Damit ist der Grundstein für eine rationellere Bewirtschaftung gelegt. In seinem Referat zeigte er, dass durch ge- zielte Massnahmen der Waldpflege die Qualität und damit der Preis des produzierten Holzes deutlich gesteigert werden kann. Wir ernten und vermarkten heute allerdings Hölzer, die mit den Zielsetzungen und waldbaulichen Verfahren vor 100-150 Jahren gepflanzt und gepflegt wurden. Dies, zusammen mit der Natur und ihren langen Produktionszeiträumen, setzt der kundengerechten Holzproduktion Gren- zen. Mit geeigneten technischen und biologischen Massnahmen muss sich der Aufwand für die nicht kostendeckenden Eingriffe soweit reduzieren lassen, dass der Überschuss aus der Holzernte die Pflegeko- sten deckt.

Welche Pflegemassnahmen optimal geeignet sind, die gewünschten Sortimente bei tragbaren Ko- sten wachsen zu lassen, blieb allerdings offen.

Die Holzernte ist nicht nur die Haupteinnahme- quelle der meisten Forstbetriebe, sondern verursacht auch die grössten Kosten. Dementsprechend kommt dem Holzernteprozess eine zentrale Bedeutung zu.

THEES zeigte, dass sowohl die Organisationsstruk- tur als auch die Abläufe in der Holzernte beträcht- lich verbessert werden können. Um stärker auf die Wünsche der Kunden eingehen zu können und die Leistungsfähigkeit der Holzbereitstellung zu verbes- sern und gleichzeitig die ökologischen und waldbau- lichen Gesichtspunkte zu berücksichtigen, muss bei der Logistik und der Holzerntetechnik angesetzt werden. Die ausgewählten Beispiele und die kon- kreten Verbesserungsvorschläge zeigen dies ein- drücklich. Zudem ist nach THEES die moderne Kommunikationstechnik besser zu nutzen.

In Ergänzung hiezu schlägt BACHMANN, der 20 Jahre lang einen Forstkreis geführt hat, die Erarbei- tung von regionalen Holzerntekonzepten vor. Er empfiehlt, vermehrt überbetrieblich zusammenzu-

arbeiten und nicht zuletzt zu prüfen, wo der Einsatz von spezialisierten Unternehmen, verbunden mit strengen Qualitätskontrollen, besser sei.

BECKER wies in seinem Referat auf die zuneh- mende Bedeutung der forstbetrieblichen Marketing- Strategien hin, insbesondere auf die kundenorien- tierte Absatzgestaltung. Dies setzt sowohl umfas- sende Kenntnisse der potentiellen Kunden und ihrer individuellen Ansprüche und Wünsche als auch betriebswirtschaftliche Überlegungen und ein kon- sequentes Handeln voraus.

Nach BACHMANN ist das verstärkte Eingehen auf die Kunden nicht nur ein Informationsproblem, sondern in erster Linie ein Problem der Einstellung.

Die rasante Entwicklung im Informationsbereich sowie in der Übermittlungs- und Verarbeitungstech- nik eröffnet neue Chancen zur Verbesserung der dezentralen Abläufe und Strukturen. Wie ERNI darlegte, kann durch ein gezieltes Informations- management die Wertschöpfung der Produktions- kette «Holz›› wesentlich verbessert werden. Hiezu bedarf es geeigneter Instrumente, die z.T. bereits existieren, z.T. für unsere Bedürfnisse adaptiert werden müssen; in den meisten Fällen sind sie erst noch zu schaffen. Die Entwicklung und der Aufbau von betriebs- und problemlösungsspezifischen In- formationssystemen sowie deren gewinnbringende Nutzung sind nur möglich, wenn Forschung und Praxis sich entsprechend engagieren und intensiv zusammenarbeiten (ERNI und LEMM).

Ein wichtiges Hilfsmittel zur Verbesserung der Pro- duktionskette «Holz›› sind Modelle. Wie LEMM gezeigt hat, können mit Hilfe von Modellen die Ri- siken von Fehlentscheidungen minimiert werden.

Dies führt zu einer Steigerung der Effizienz und/oder Effektivität und damit zu einer grösseren Wertschöpfung und nicht zuletzt zu einer besseren Finanzlage des Betriebes (LEMM und ERNI).

Im abschliessenden visionären Referat geht HEINI- MANN der zentralen Frage nach, wie Betriebs- und Produktionsprozesse gestaltet werden müssen, damit die Forstwirtschaft in einer zunehmend turbulenter werdenden Umwelt überleben kann. Seine Ant- worten lassen sich in drei Kernsätzen zusammen- fassen:

- Die Bedürfnisse des Marktes und somit der Kunden werden bestimmen, welche Leistungen zu welchem Preis, zu welcher Zeit und in wel- cher Qualität zu produzieren sind. («Der Kunde ist oberster Chef››.)

- Eine wettbewerbsfähige Produktion optimiert die technischen, administrativen und ökologischen Prozesse entlang der gesamten Wertschöpfungs- kette und passt sie laufend an die sich verändern- den Bedingungen an («Lebenszyklusdenken››).

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- Die Welt wird durch Entscheide bewegt, nicht durch Pläne. Die Optimierung der Entschei- dungsprobleme entlang der Wertschöpfungskette ist ein Schlüssel, der die Wettbewerbsfähigkeit bestimmt (<<Flexibles Handeln anstelle von Plan- wirtschaft››).

Abschliessen möchte ich die Zusammenfassung der Referate mit drei weiteren wichtigen Aussagen von HEINIMANN:

- Eine wichtige Voraussetzung, um in Gebieten mit kleinflächigen Waldbesitzerstrukturen die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern, ist die Bil- dung besitzübergreifender Produktions- oder Handlungseinheiten.

- Es ist klar zu hinterfragen, ob die Forstdienst- Kultur, die zweifelsohne in der Walderhaltung grosse Erfolge hervorgebracht hat, in der Lage ist, mit der Holzproduktion in einem globalen Wettbewerb zu überleben. Privatwirtschaftlich arbeitende Unternehmen scheinen besser geeig- net zu sein, konkurrenzfähige Holzernte- und Distributions-Kompetenzen anzubieten und wei- ter zu entwickeln.

- Die zu entwickelnden Produktionskonzepte müssen zwingend mit Qualitäts- und Umweltma- nagementsystemen zusammengeführt werden, da Qualität und Ökologie ebenso wettbewerbsbe- stimmend sein werden wie die reine Produk- tionswirtschaft.

Was die Konsequenzen aus all diesen Erkenntnissen für jeden Einzelnen bedeuten, möchte ich Ihnen zur Entscheidung überlassen. Ich möchte mich im fol- genden auf die Neuausrichtung der WSL konzen- trieren, zumindest soweit ich das heute kann.

Künftige Forschungsausrichtung der WSL

In den letzten Monaten habe ich eine Vielzahl von Gesprächen geführt und die WSL als Institution in ihrem Arbeiten, Wirken und Umsetzen kennenge- lernt. Ich habe ihr Selbstverständnis, ihre Kultur, ihre Stärken und Schwächen wie Potentiale für die Zukunft erfahren. Aufgrund all der internen, aber auch der externen Gespräche kristallisiert sich für mich folgende Vision heraus:

Ich sehe die WSL als Teil einer «grünen Denk- fabrik›› im Bereich der Land- und Forstwirtschaft, des Tourismus und des Natur- und Landschafts- schutzes, wo Fragen der nachhaltigen Landnutzung und die Erhaltung des ländlichen Raumes und der Biodiversität im Vordergrund der Betrachtung ste- hen.

Die WSL muss gesellschaftsrelevante Fragen aufgreifen. Sie muss rechtzeitig zukunftsgerichtete

Lösungen für das Management der Landschaft an- bieten, wozu als Gerüst der Wald gehört.

Ich will, dass sich die WSL in die laufende De- batte um Zukunftsthemen im Bereich der Biodiver- sität, der Klimaänderung, der Nachhaltigkeitsdebatte einklinkt, dass sie rechtzeitig neue Themen zum voraus als solche erkennt.

Wir müssen den Mut haben, nicht nur Ideen zu entwickeln, sondern auch konkrete Handlungsanlei- tungen für Umsetzungen und Durchsetzungen an- zubieten. Nachhaltigkeit ist in aller Mund, sie ist aber gleichzeitig Blackbox. Die Nachhaltigkeitsde- batte bewegt sich derzeit fatalerweise eher um die Devise «Global denken, banal reden und fatal han- deln››, wie ich es unlängst an der Basler Konferenz

«Natur für Ost und West» von einem Referenten hörte.

Was kann die WSL hier Konstruktives einbringen, um diesen nicht erwünschten Regelkreislauf aufzu- brechen?

Die WSL muss sich hier ein Stück weit neu ori- entieren. Da Nachhaltigkeit neben dem Bereich der Ökologie auch die Ökonomie und die Soziologie umfasst, müssen wir uns hier - im Sinne einer ganz- heitlichen Sicht -fachlich verstärken bzw. entspre- chende Experten an wichtigen Schnittstellen bei uns plazieren. Dies hilft uns auch, mit Dritten kompe- tent kooperieren zu können.

Nicht nur die Praxis kämpft mit Finanzproblemen.

Auch das WSL-Budget wird in Zukunft vermutlich gekürzt. Die Zeiten des Wachstums sind vorbei.

Weniger Mittel bedeutet Prioritäten setzen. Falls ein Fachgebiet verstärkt wird, muss an einem anderen Ort entsprechend gekürzt werden, d.h. im Klartext:

es werden Leistungen reduziert werden müssen.

Die WSL kann zudem nicht alle Forschungsfra- gen selber lösen. Wir müssen mehr mit anderen Institutionen zusammenarbeiten, in Forschungsko- operationen wirken und zwar in Kooperationen, die diesen Namen verdienen. Die gegenwärtig zwischen WSL und ETH stattfindenden Gespräche um eine Neuausrichtung sind Chancen für eine Neugewich- tung der Forschungsaufgaben. Sie zeigt sich in der Festlegung von Forschungsschwerpunkten, aber auch in der klaren Abgrenzung der Aufgaben und nicht zuletzt der konkreten Zusammenarbeit in Form von Forschungsprojekten oder in der Unter- stützung der Lehre.

Die WSL will auch in Zukunft Dienstleistungen anbieten. Allerdings müssen wir im Zeichen der sich anbahnenden Globalbudgets vermehrt privat- wirtschaftliche Komponenten übernehmen und uns auch für die zu erbringenden Leistungen bezahlen lassen. Ebenso wie Aufträge sind Forschungsbeteili- gungen möglich, in dem wir uns mit einem For- schungsbeitrag einbringen. Dies bedingt eine klare

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Kostentransparenz, aber auch Vertragstreue bezüg- lich der Abwicklung in Zeit und Kosten.

Nach diesen eher generellen Ausblicken möchte ich einige Bemerkungen zur Neuausrichtung im Be- reich «Wald›› machen:

Im Bereich der Waldwirtschaft sind wir beson- ders herausgefordert. Wir stehen vor der schwierigen Situation, dass wir mit weniger Mitteln ein Mehr an Innovation und Lösungsansätzen bieten müssen.

Die WSL will sich den Herausforderung stellen, will an Lösungsansätzen konstruktiv mithelfen und will Fragen beantworten, wie:

- Mit welchen methodischen, technischen und organisatorischen Mitteln und allenfalls mit wel- chen Strukturen können die Aufgaben der Walderhaltung und der Waldnutzung auf Dauer am besten sichergestellt werden?

- Wie können wir mehr Transdisziplinarität in die Forstwirtschaft hineinbringen?

~ Wie können wir dem Rohstoff Holz im ländli- chen Raum wieder vermehrt Geltung verschaf- fen?

Zur Förderung einer zukunftsfähigen Waldnutzung in der Forschung an der WSL sehe ich folgende Massnahmen vor:

1. Organisatorische Massnahmen: Im Zuge der WSL-Reorganisation werden die Bereiche «Wald- ökologie» und «Waldbeobachtung›› in einen Be- reich «Wald›› zusammengezogen. Dies ist der Moment, die Koordination innerhalb und aus- serhalb des Forschungsbereiches neu als Platt- form zu sehen, welche die aktuellen Projekte überprüft und die Neuausrichtung mit neuen Schwerpunkten definiert.

2. Forschungspolitische Massnahmen: Bereits heute zeichnet sich für mich der Aufbau und die Er- schliessung von Know-how für folgende Fachbe- reiche ab:

- Betriebs- und Produktionswissenschaft. Wir müs- sen deutlich mehr ökonomische Kompetenz er- halten (vgl. Referate Heinimann, Becker, Erni).

- Sozioökonomie: wir brauchen vermehrt Unter- stützung durch Geisteswissenschaftler auch im Hause, um die künftige Schnittstellenbetreuung nach aussen zu erleichtern.

- Modellierung: das Modellieren wird an Bedeu- tung gewinnen (vgl. Referate Lemm und Erni).

~ Partner für die Forschung zur Gestaltung des ländlichen Raumes: die Schnittstelle zur nachhal- tigen Regionalwirtschaft ist zu verstärken. Die Bedeutung von regionalen Kreislaufwirtschaften und das Labeling von Produkten, Dienstleistun- gen und Landschaften gewinnen an Bedeutung.

Der Rohstoff «Holz›› ist hier markant zu plazie- ren.

- Im Hinblick auf die Erhaltung traditioneller Kul- turlandschaften gewinnen grossflächige, extensive Bewirtschaftungsformen an Bedeutung. Dabei stellt sich die Frage des minimalen Mitteleinsatzes für die Waldpflege bzw. die Walderhaltung.

~ Wald/Wild-Fragen: Wir haben uns wohl allzu- lange auf die Verbissproblematik konzentriert und uns zu wenig um Raum-Zeit-Beziehungen des Schalenwildes im Wald und in der Land- schaft gekümmert. Die WSL ist Willens, hier neue Impulse zu geben.

Schlussgedanken

Was bedeutet «Optimierung der Produktionskette Holz>› für uns alle?

Mit den folgenden sieben Kernaussagen möchte ich die Grundfrage des diesjährigen Forums für Wissen beantworten und schliessen:

0 Vermehrtes Rückbesinnen auf unseren ländlichen Raum

Wir müssen unseren Produkten wieder einen inne- ren Wert geben. Unser Verhalten, wie ein Entwick- lungsland unseren Rohstoff Holz in einem Ausmass von einem Viertel der Nutzung zu exportieren, d.h.

nicht bei uns zu veredeln (Labeling), muss geändert werden. Rund 90 000 Arbeitsplätze hängen in der Schweiz vom Wald und vom Holz ab. Dies scheint insgesamt nicht viel, ist aber dezentral für den länd- lichen Raum betrachtet von beachtlicher wirtschaft- licher Bedeutung. Wir müssen uns (wie auch bei der Energiedebatte) daran gewöhnen, nicht Quanten- sprünge erreichen zu wollen, sondern Erfolge auch in Prozent- und Promillebereichen zu schätzen («viel Kleinvieh gibt auch Mist››, sagt der Landwirt).

Dies gilt ganz besonders für den Bereich der erneu- erbaren Energie (z.B. Hackschnitzelheizungen) im ländlichen Raum (Anstreben einer Kreislaufwirt- schaft mit kurzen Wegen).

0 Beitrag zur Nachhaltigkeits-Umsetzung

Wir sind für das Erfüllen nachhaltiger Kriterien bes- ser gerüstet als viele andere Staaten auf dieser Welt, weil wir bei der Nutzung der Holz-Ressourcen um- weltschonend wirken. Dies wird sich langfristig bei uns «auszahlen››.

° Öffnen nach aussen - agieren statt reagieren Das gute Zusammengehörígkeitgefühl (Corpsgeist) des Forstdienstes birgt die Gefahr des Verschliessens vor äusseren Einflüssen in sich. Dogmen, die sich lange gut für den Waldaufbau nach den Jahrhunder-

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ten des Raubbaues bewährt haben, sind vermehrt auf ihre Gültigkeit zu hinterfragen und zwar sowohl vom Wissenschaftler als auch vom Forstdienst.

° Lernen vom Naturwald

Viele ökosystemare Zusammenhänge sind uns noch wenig bekannt. Voraussetzung für diese Forschung sind einerseits Dauerbeobachtungsflächen, die ziel- gerichtet bewirtschaftet werden und andererseits Flächen, die einer weitgehend natürlichen Entwick- lung überlassen und genau beobachtet werden. Be- sonders bedeutsam sind hier auch hochproduktive Standorte. Von den Naturwäldern lässt sich für die Behandlung der Wälder vieles lernen. Es gibt in diesem Zusammenhang keinen einheitlichen multi- funktionellen Wald mit überall gleich notwendiger Behandlung. Der Wald muss nicht überall genutzt werden, nicht überall ist die Schutzfunktion gleich wichtig und allfällige Instabilität ist nicht überall gefährlich. Wir können und sollen andererseits auch wieder ganz bewusst - wo immer sinnvoll ~ mehr nutzen und den Wald als Wirtschaftsraum für die Nutzung des erneuerbaren Rohstoffes «Holz›› sehen.

0 Strukturveränderungen

Die Strukturveränderungen begleiten uns alle und wir müssen auch in der Waldwirtschaft bereit sein, diesen Entwicklungen zu folgen. Dies bedingt, dass wir unsere bisherigen Organisationsformen überprü- fen und uns die Frage stellen: ist der Forstdienst heutiger Prägung noch zeitgemäss?

Schon ein Vergleich mit Betrieben in Öster- reich setzt hinsichtlich Ökonomie deutliche Frage- zeichen.

Wie können wir unsere betrieblichen Nachteile (z.B. kleinflächige Waldbesitzerstrukturen) über- brücken helfen (Stichwort: überbetriebliche Zu- sammenarbeit, virtuelle Einheiten)?

Die WSL würde sich gerne an einem Grossver- such beteiligen, der hierzu Klarheit verschafft. Wie wäre es beispielsweise, wenn rund hundert Forstbe- triebe, einige Sägereien und Weiterverarbeiter sich in einem virtuellen Betrieb zusammenschliessen würden, um nach hochproduktiven Formen in den Prozessketten zu suchen?

0 Erweiterung der Produktepalette

Die Produktepalette des Waldes muss erweitert wer- den, und zwar von der traditionellen Holzproduk- tion zum diversifizierten Dienstleistungsbetrieb, sei dies durch Vermarktung bisher schwierig oder überhaupt nicht vermarktbarer Waldprodukte. Mar- keting-Überlegungen müssen generell mehr Platz greifen.

0 Beitrag der WSL

Es bleibt viel zu tun. Wir haben viele Ziele der Forstwirtschaft des vergangenen Jahrhunderts er- reicht; neue Anforderungen verlangen nun nach neuen Lösungen. Wir als WSL helfen bei der Suche nach Lösungsansätzen mit. Die Beschäftigung mit Fragen der Holznutzung bleibt auch in Zukunft eine zentrale Frage für eine primär ökologisch ausgerich- tete Forschungsinstitution.

Referenzen

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