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Archiv "Genossenschaftsauto: Eine Idee findet neue Anhänger" (20.08.1999)

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ls sich aus Umwelt- schützerkreisen erste Genossenschaften um gemeinsam genutzte Autos zusammenfanden, mutete die Idee des Autoteilens manchen noch recht marxistisch an. In- zwischen sind in Deutschland rund 20 000, in Europa etwa doppelt so viele Personen am Car-sharing beteiligt. Daß ge- rade in Deutschland zuneh- mend Autofahrer ihren Pri- vatbesitz am fahrbaren Un- tersatz aufgeben, läßt auf überzeugende Argumente für das Car-sharing schließen.

Mit seinen derzeit knapp 90 Fahrzeugen ist „Stattauto Köln“ eines der größten Car- sharing-Unternehmen in der Bundesrepublik. Auf 19 Sta- tionen im Stadtgebiet verteilt werden die Stattautos von den rund 1 700 Mitgliedern genutzt. Der Einstieg ist recht günstig: Mit 150 DM Aufnah- me-, 12 DM Monatsgebühr und eine Art Kaution von 1 200 DM ist man in Köln dabei und kann sich von der Kfz-Steuer, Benzin- und Werkstattkosten, selbst von der Wagenpflege verabschie- den. Über einen Zeit- (bis maximal 5,50 DM pro Stun- de) und Kilometertarif (je nach Fahrzeugtyp 27 bis 57 Pfennig) werden alle anfal- lenden Kosten abgerechnet.

Dafür steht vom kleinen Smart bis zum Transporter für jeden Bedarf das passen- de Auto zur Verfügung.

Mit dem Tarifsystem wer- den die tatsächlichen Kosten einer Autofahrt sehr viel bes- ser widergespiegelt als beim privaten Pkw. Denn steht erst einmal das eigene Auto vor der Tür, rechnet niemand mit der Abnutzung der Reifen, den Checkheft-Inspektionen oder dem Wertverlust pro ge- fahrenem Kilometer. Viel-

mehr neigen die Autobe- sitzer dazu, nur die reinen Benzinkosten zugrunde zu legen. Weil die Fahrten zu- dem vorzeitig gebucht wer- den müssen, eignet sich das Genossenschaftsauto nicht für Fahrten zu Briefkasten oder Zigarettenautomat. So verwundert es nicht, daß nach Ansicht der Umwelt- schutzorganisation Green- peace Car-sharer im Schnitt 75 Prozent weniger Autoki- lometer zurücklegen als Pkw- Besitzer.

Der Verzicht aufs eigene Auto muß nicht zwangsläufig mit einem Verlust an Mobi- lität einhergehen. Die entfal- lenen fixen Kosten, pro Jahr immerhin zwischen 6 000 und 10 000 DM, stehen den Ge- nossenschaftlern für die Be- nutzung öffentlicher Ver- kehrsmittel zur Verfügung.

Und angesichts von Staus und Parkplatzmangel erweisen sich Busse und Bahnen nicht nur als die umweltfreundli- chere, sondern oft auch kom- fortablere Alternative.

Car-sharing in der ambulanten Pflege Mittlerweile nutzen zehn Ämter der Stadt Köln die Ge- nossenschaftsautos. Auch die Johanniter-Unfallhilfe nimmt seit mehr als einem Jahr am Car-sharing teil: für den Spit- zenbedarf bei der ambulan- ten Pflege. Eine Vergleichs- rechnung hatte ergeben, daß ein „Stattauto“ für die Hälfte der Kosten eines neu anzu- schaffenden Dienstfahrzeu- ges zu haben ist.

Aus ökologischer Sicht spricht ebenfalls vieles für das Car-sharing. So entfällt auf die Herstellung eines Mittel- klassewagens der Jahresener- gieverbrauch von elf Einfami-

lienhaushalten; rund 12 000 Liter Benzin verbraucht das Auto danach, ehe es zur Ver- schrottung die Umwelt noch einmal mit gut einer Tonne Metall- und Plastikschrott be- lastet. Diese Daten hat das Katalyse-Institut im „Auto- Knigge“ zusammengetragen.

Jedes Genossenschaftsau- to erspart den Straßen vier Privat-Pkw und durchschnitt- lich 28 000 Autokilometer pro Jahr. Das Institut für Ver- kehrswissenschaft der Uni- versität Köln glaubt, daß durch Car-sharing in der Bundesrepublik 1,2 Millionen Fahrzeuge eingespart werden könnten.

Als Abnehmer größerer Stückzahlen vermögen Car- sharing-Unternehmen nicht nur finanzielle Rabatte bei den Automobilherstellern auszuhandeln. Die erhöhte Nachfrage nach besonders

umweltfreundlichen Model- len könnte zudem ökologi- schen Gesichtspunkten in der Autoindustrie wieder mehr Gewicht verleihen.

Der Befürchtung, daß das Genossenschaftsauto gerade dann nicht zur Verfügung ste- he, wenn man es einmal brau- che, halten die Befürworter entgegen, daß die Car-sha- ring-Organisationen eine Bu- chungs-Garantie von etwa 90 Prozent ausweisen – bei rechtzeitiger Voranmeldung und Einplanen einer gewissen Pufferzeit.

In Bremen wird derzeit ein weiterer Schritt unter- nommen, umweltfreundliche Mobilitätsangebote zu ver- netzen. Mit einer Monatskar- te der Verkehrsbetriebe kön- nen dort auch die Angebote des örtlichen Car-sharing- Unternehmens genutzt wer- den. Dr. med. Ralf Groß

A-2099 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 33, 20. August 1999 (51)

V A R I A AUTO UND VERKEHR

Genossenschaftsauto

Eine Idee findet neue Anhänger

Car-sharing als Alternative zum eigenen Auto

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