einen DIN-A4-Bogen (Abbildung) (14) veröffentlicht, dessen Anwen- dung den Augenärzten empfohlen wird. Der Hausarzt kann auch selbst dem Patienten diesen Bogen mit zum Augenarzt geben und darauf seine In- formation zur aktuellen Diabetesein- stellung (HbA1c-Wert) schreiben.
Der Hausarzt sollte vom Augenarzt mindestens jährlich und zwischen- durch bei Befundänderung einen aus- gefüllten Bogen oder Bericht erhal- ten.
Hausärzte können von den Au- genärzten verlangen:
c gründliche augenärztliche Un- tersuchung aller Diabetiker,
c schriftliche Information, mög- lichst auf dem standardisierten Doku- mentationsbogen.
Bei der unerläßlichen psycholo- gischen Führung des Diabetikers sind beide Fachgruppen gefordert und müssen sich gegenseitig unterstützen.
Die Kenntnis des Erblindungsrisikos wird die meisten Diabetiker zu einer besseren Einstellung anspornen, bei anderen aber auch unerwünschte Ängste hervorrufen. Die Angst vor der Diagnose einer Retinopathie kann dazu führen, daß der Diabetiker seine Funduskontrolle versäumt. Ei- ne Verschlechterung des Netzhautbe- fundes kann den Diabetiker zu einer zu straffen Diabeteseinstellung mit häufigen Unterzuckerungen verlei- ten. Nur ein gutes Zusammenspiel der beiden Fachrichtungen kann die Motivation des Patienten in die richti- gen Bahnen lenken. Der Augenarzt wird den Patienten zu häufigeren Kontrollen und zu einer Verbesse- rung seiner Diabeteseinstellung er- muntern. Der Hausarzt wird den Pa- tienten in der Entscheidung zur La- serkoagulation bestärken. Die panre- tinale Laserkoagulation schmerzt et- was, und es sind für jedes Auge meh- rere Termine erforderlich. Der Visus wird meist nicht besser, wie vom Pati- enten trotz Aufklärung oft doch er- hofft, sondern sogar passager schlechter. Da hilft manchmal ein mo- tivierendes Wort des Hausarztes wei- ter.
Zusammenfassend ist zu sagen, daß heutzutage eine Erblindung durch gute Diabeteseinstellung und Laserbehandlung zum richtigen Zeit- punkt auch bei Langzeitdiabetikern
meist vermieden werden kann. Dazu bedarf es ständiger Bemühungen aller drei Beteiligten: Patient, Hausarzt und Augenarzt.
Zitierweise dieses Beitrags:
Dt Ärztebl 1999; 96: A-3043–3047 [Heft 47]
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Anschrift des Verfassers
Prof. Dr. med. Bernd Bertram Augenarzt
Löhergraben 30 52064 Aachen
A-3047
M E D I Z I N KURZBERICHT/FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 47, 26. November 1999 (47)
In einer Fortsetzung der italieni- schen Multicenterstudie GISSI wurde der Einfluß von Vitamin E und mehr- fach ungesättigten Fettsäuren (n-3- PUFA) bei Patienten untersucht, die einen Myokardinfarkt erlitten hatten.
In die randomisierte, kontrollierte Stu- die wurden 11 324 Patienten von 1990 bis 1995 eingeschlossen, die Vitamin E 300 mg/die (n = 2 830), n-3PUFA 1 g/die (n = 2 836), beides (n = 2 830) oder keines dieser Präparate (n = 2 828) er- hielten. Nur die Behandlung mit n-3- PUFA konnte die Rate an tödlichen und nichttödlichen Myokardinfarkten und Schlaganfällen signifikant reduzie- ren. Vitamin E alleine oder in Kombi- nation war wirkungslos. acc GISSI-Prevenzione Investigators: Dietary supplementation with n-3polyunsaturated fatty acids and vitamin E after myocardial infarction: results of the GISSI-Prevenzio- ne trial. Lancet 1999; 354: 447–455.
Dr. Roberto Marchioli, GISSI-Preven- zione Coordinating Centre, Consorzio Mario Negri Sud, Via Nazionale, 66030 Santa Maria Imbaro, Italien.
Ungesättigte Fettsäuren nach Myokardinfarkt
Amerikanische Wissenschaftler konnten nachweisen, daß der Erreger Ehrlichia ewingii, der bislang nur bei Hunden als Verursacher der granulozy- tären Ehrlichiose bekannt ist, auch menschenpathogen ist. Neben E. chaf- feensis, E. sennetsu, E. canis und dem Erreger der humanen granulozytären Ehrlichiose konnte mittels PCR und Gen-Sequenzierung von 16-S-riboso- maler RNA E. ewingii nachgewiesen werden. Das Krankheitsbild, daß durch den neu entdeckten Erreger verursacht wird, ähnelt dem der bekannten, durch Zecken übertragenen Ehrlichiose mit Fieber, Kopfschmerzen, Thrombope- nie und Leukopenie. acc Buller RS et al.: Ehrlichia ewingii, a newly recognized agent of human ehrli- chiosis. N Eng J Med 1999; 341: 148–155.
Dr. Storch, Department of Pediatrics, Di- vision of Infectious Diseases, St. Louis Children’s Hospital, 1 Children’s Pl., St.
Louis, MO 63110, USA.