Nietzsche und Gesundheit? Gesund war der große Philosoph sicher nicht. Zahlreich sind seine Leiden – starke Kurzsichtigkeit, chronische Gastritis, heftige Anfälle von Kopf- schmerz und eine erhebliche Wet- terfühligkeit. Mit gerade 30 Jahren erleidet er seinen ersten Zusam- menbruch, wenige Jahre später legt er seine Basler Professur nieder.
Doch Vorsicht: Bei näherem Hinse- hen findet man viel Bedenkenswer- tes. Zeitlebens wendet Nietzsche sich gegen einen statischen Begriff von Gesundheit, denkt sie vielmehr als Prozess oder Weg. Der Mensch ist für ihn das „nicht-festgestellte Thier“, das sich selbst erprobt, da- bei Erkenntnisse und Ordnungen immer wieder neuen Gegebenhei- ten anpasst und verändert. Damit ist Nietzsche einer der Vorläufer eines Salutogenesekonzepts, das nicht mit Begriffen von „Gesundheit an sich“ und „Normal-Gesundheit“
arbeitet.
Aaron Antonovsky etwa sieht Gesundheit und Krankheit als Pole eines Kontinuums, zwischen denen sich unser „relatives Gesundsein oder Kranksein“ bewegt. So wird die Erhaltung des labilen Zustands Gesundheit zur täglichen Aufgabe, die wesentlich der Verantwortung des Einzelnen unterliegt. In einer PHILOSOPHIE
Seine eigene Gesundheit finden
Sentenz begreift Nietzsche Krank- heit als „mächtiges Stimulans“.
Man müsse aber „gesund genug für das Stimulans sein“. Ihm zufolge kann nur jeder seine eigene Ge- sundheit finden.
Das Buch versammelt in 13 Ka- piteln Textstellen aus dem Werk Nietzsches. Da geht es etwa um die Chancen des Unterwegsseins, den eigenen Rhythmus, die Kunst der Muße in schnelllebiger Zeit, die Entdeckung des Leibes und den Mut zur Verwandlung. Die Heraus- geber waren 15 Jahre lang Kurato- ren des Nietzsche-Hauses in Sils- Maria und arbeiten heute als dessen wissenschaftliche Mitarbeiter.
Christof Goddemeier Friedrich Nietzsche: Die Kunst der Gesundheit.
Herausgegeben von Mirella Carbone und Joachim Jung. Alber, Freiburg 2012, 158 Seiten, kartoniert, 15 Euro
Ratgeber
Claudia Paul: Ernährung vor und nach bari- atrischen Operationen. Deutscher Ärzte- Verlag, Köln 2012, 100 Seiten, kartoniert, 4,95 Euro
Kommission Mamma der Arbeitsgemein- schaft Gynäkologische Onkologie e.V.
(AGO): Patientenratgeber zu den AGO-Emp- fehlungen. Zuckschwerdt, Germering/Mün- chen 2012, 85 Seiten, kartoniert, 4,50 Euro
Robert Kipping: Operation Hüfte. Fragen an den Spezialisten. Infothek Springer Medizin, Urban & Vogel, München 2012, 88 Seiten, kar- toniert, 16,95 Euro
Felizita Söbbeke: Mein persönlicher Vor- sorgekoffer. Checklisten, Vollmachten und
Testamente – einfach und umfassend. Ellert &
Richter, Hamburg 2012, 224 Seiten, karto- niert, 14,95 Euro
Agnes Flöel (Hrsg.): Alzheimer – unab- wendbares Schicksal? Moderne Wege zu mentaler Gesundheit. Schattauer, Stuttgart 2012, 142 Seiten, kartoniert, 19,95 Euro
Monika Müller, David Pfister (Hrsg.): Wie viel Tod verträgt das Team? Belastungs- und Schutzfaktoren in der Hospizarbeit und Pallia- tivmedizin. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttin- gen 2012, 318 Seiten, kartoniert, 29,95 Euro
Karl-Friedrich Hamann, Katrin Hamann:
Schwerhörigkeit und Hörgeräte. 125 Fra- gen und Antworten. 2. Auflage, Zuckschwerdt, Germering/München 2012, 98 Seiten, karto- niert, 14,90 Euro
NEUEINGÄNGE
Deutsches Ärzteblatt