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Aktuelle Forschungsprojekte: CI-Versorgung von hochaltrigen Personen

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Academic year: 2022

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AKTUELLE FORSCHUNGSPROJEKTE

VHN, 90. Jg., S. 150 –151 (2021) DOI 10.2378/vhn2021.art20d

© Ernst Reinhardt Verlag

CI-Versorgung von hochaltrigen Personen

Inken Grabbert

Ludwig-Maximilians-Universität München

Forschungshintergrund

Der Personenkreis, der für eine Cochlea-Implan- tat(CI)-Versorgung infrage kommt, erweitert sich stetig. Aufgrund des technischen Fortschrit- tes und des demografischen Wandels lassen sich in jüngerer Zeit immer mehr hochaltrige Men- schen mit diesem Hörsystem versorgen. Hieraus eröffnete sich ein neues Forschungsgebiet. Die Mehrheit der Studien aus den Bereichen Medizin und Audiologie stellen die gesundheitsbezogene Lebensqualität in Zusammenhang mit audiologi- schen Tests und Komorbiditäten wie Tinnitus und Demenz dar oder befassen sich mit dem Zu- sammenhang von Sprachperzeption und Lebens- qualität. Diese positive Wechselbeziehung ist zumindest in Bezug auf die gesundheitsbezoge- ne Lebensqualität eindeutig belegt.

Die hier vorgestellte Studie ist eine der ersten, die dieses Thema im (rehabilitations-) pädagogi- schen Kontext betrachtet. Die Besonderheiten des Alterns und des Alters sind bei einer CI-Ver- sorgung hochaltriger Personen von essenzieller Bedeutung. Dabei sind gerontologische Aspekte wie die degenerativen Prozesse des Alterns, so- wohl physisch als auch psychisch, die Multimor- bidität und die verschiedenen Lebenswege sowie die Entwicklungsaufgaben im Alter zu beachten.

Letztere beinhalten u. a. die Auseinandersetzung mit dem Tod, den schwindenden körperlichen Kräften, dem geringeren Einkommen und mit dem Annehmen neuer sozialer und gesellschaft- licher Rollen.

Die erfolgreiche Bewältigung der Entwicklungs- aufgaben spiegelt sich in der gesundheitsbezo- genen Lebensqualität als ein auf Erkrankungen fokussierter Begriff nicht wider. Daher soll die Lebensqualität nun als Wahrnehmung und Be- wertung des einzelnen Individuums und dessen subjektiver Ansichten, mehrdimensional auf ver- schiedene Lebensbereiche angewandt, erhoben werden, ohne den Lebensstandard oder den ma- teriellen Wohlstand einzubeziehen. Da es aber

ein internales und individuelles Konstrukt ist, müssen die objektiven Lebensbedingungen sub- jektiv bewertet werden.

Forschungsziel und -fragen

Aus der Abgrenzung zum bisherigen Forschungs- feld ergeben sich neue Perspektiven. Vor allem gerontologische Aspekte, die Beweggründe hochaltriger Menschen, sich mit einem CI versor- gen zu lassen, und der Zusammenhang zwischen Lebensqualität und den subjektiven, im Alltag wahrgenommenen audiologischen Kompeten- zen sollen in den Fokus genommen werden. Ziel der Forschung ist ein besseres Verständnis für die Lebenssituation dieser Personengruppe, ihrer Bedürfnisse und vor allem ihrer Ziele und Wün- sche an das CI, um somit auch zu einem besseren Gelingen und einer besseren (Hör-)Rehabilitation beizutragen.

Daraus ergeben sich drei Forschungsfragen:

1) Besteht ein Zusammenhang zwischen der Le- bensqualität Hochaltriger, der Zufriedenheit mit der CI-Versorgung und dem subjektiv empfundenen Hörvermögen?

2) Wie verändert sich die Lebensqualität hoch- altriger mit CI versorgter Menschen?

3) Welche Beweggründe haben Hochaltrige, sich mit CI versorgen zu lassen?

Forschungsdesign

Methodisches Vorgehen:

Die Lebensqualität und auch die Beweggründe können weder durch eine ausschließlich qualita- tive noch eine rein quantitative Studie erhoben werden. Daher wird das Mixed-Methods Design als Vertiefungsmodell angewandt. Vor allem die erste Fragestellung nach einer Verbesserung der Lebensqualität erfordert eine Untersuchung zu zwei Erhebungszeitpunkten (kurz vor der Im- plantation mit einem CI und ein Jahr danach).

Beides erfolgt durch jeweils einen auf die Situa- tion angepassten Fragebogen. Um auch die Be- weggründe für das CI und die Zufriedenheit mit der Versorgung ergründen zu können, wird zu- sätzlich eine weitere Stichprobe befragt. Es han- delt sich hierbei um Personen, die bereits mit

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AKTUELLE

FORSCHUNGSPROJEKTE

einem CI versorgt sind. Sie erhalten den gleichen Fragebogen wie die erste Gruppe zum postope- rativen Zeitpunkt. Da das Hauptaugenmerk der Studie auf diesem Personenkreis liegt, wird zu- sätzlich ein leitfadengestütztes narratives Inter- view geführt. Dieses thematisiert die Beweg- gründe und den Entscheidungsprozess.

Durch die Corona-Pandemie wurde inzwischen ein alternatives Forschungsdesign entwickelt, um die Studie fortführen zu können. Dabei wur- den das ursprüngliche Design und die Fragestel- lungen so weit wie möglich beibehalten. Statt des face-to-face-Interviews wurde eine offene Frage nach den Beweggründen in den Fragebo- gen integriert.

Die erarbeiteten Fragebögen bestehen aus meh- reren bereits validierten Fragebögen, die im Fol- genden kurz vorgestellt werden.

Der World Health Organization Quality of Life (WHOQOL)-OLD ist in der von der WHO vorge- schlagenen Kombination mit dem WHOQOL- BREF (Kurzform des WHOQOL-100-Fragebogens) aufgrund seiner spezifischen Fragen zu vielen Facetten des Alterns ein geeignetes Instrument zur Erhebung der Lebensqualität. Um einen Zu- sammenhang zwischen der Lebensqualität und der CI-Versorgung erkennen zu können, wird zu- dem das Göteborger Profil, modifiziert nach dem Tinnitustherapie- und Hörzentrum (TTHZ), ver- wendet. Dieses untersucht die subjektive Erfah- rung mit der eigenen Hörschädigung. Bei der präoperativen Befragung der Probanden sind die Erwartungen an das CI von Interesse, um diese später mit der Zufriedenheit zu vergleichen.

Hierfür bietet sich der Expected Consequences of Hearing Aid Ownership (ECHO) an. Dieser ur- sprünglich für künftige Hörgeräteträger entwi- ckelte Fragebogen wurde auf die Situation einer CI-Versorgung adaptiert. Ein weiterer Vorteil des ECHO ist die inhaltliche Übereinstimmung der Domänen mit dem Satisfaction with Amplifica- tion in Daily Live (SADL), der die Zufriedenheit mit einer Hörgeräteversorgung thematisiert.

Angepasst auf hochaltrige mit einem CI versorg- te Menschen wird der SADL in der postoperati- ven Befragung verwendet sowie für die bereits zu Beginn der Datenerhebung mit einem CI ver- sorgten Probanden. Eine weitere Komponente dieser beiden Fragebögen ist die Erhebung der

subjektiv empfundenen Qualität des Hörens in Ruhe und in Störschall sowie die des Richtungs- hörens mithilfe des Oldenburger Inventars zwei- reihig. Eine Modifizierung war hier notwendig, sodass die Personen ihre Hörkompetenzen mit Hörgeräten und mit CI vergleichen. Zusätzlich wurden Fragen zur Musikwahrnehmung und zum Führen von Telefonaten eingefügt.

Ergänzt werden diese Fragebögen durch demo- grafische Angaben wie das Alter sowie die Hör- systeme- und CI-Versorgung.

Stichprobe:

Durch das Mixed-Methods-Forschungsdesign er- geben sich zwei Stichproben. Zum einen jene Hochaltrigen, die kurz vor der Implantation eines CIs stehen, und zum anderen jene, die bereits mit dem Implantat versorgt sind. Es besteht weder eine Einschränkung hinsichtlich einer bilateralen, bimodalen oder unilateralen Versorgung. Auch die vorherige Versorgung, die Dauer einer mög- lichen Ertaubung o. Ä. sind nicht vorgegeben.

Einziges Kriterium ist, dass sich die Studienteil- nehmer * innen erst im hohen Alter mit einem CI versorgen ließen. Da gemäß der gängigen Defi- nition der Hochaltrigkeit (ab 80 Jahren) jedoch die Gefahr einer zu geringen Stichprobengröße besteht, wird die Altersgrenze auf 75 Jahre ab- gesenkt.

Ausblick

Im nächsten Schritt erfolgt nun die Datenerhe- bung. Begonnen wird mit der Probandensuche über Selbsthilfegruppen, Vereine und Verbände.

Ab Januar 2021 und sofern die Kliniken aufgrund der aktuellen Situation personell dazu in der Lage sind, beginnt die Probandenakquise an CI-Klini- ken. Sollte eine Durchführung von Interviews wieder möglich sein, ist beabsichtigt, zum ur- sprünglichen Forschungsdesign zurückzukehren, um über eine größere Datenmenge zu neuen Erkenntnissen in der CI-Versorgung hochaltriger Menschen beitragen zu können.

Weitere Informationen und Literaturangaben können eingeholt werden bei

i.grabbert@edu.lmu.de

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