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Kleine Teilchen, großer Ärger

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114 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2017 | www.diepta.de

M

ikroplastik er-

regt die Gemü- ter, sorgt für heftige Diskus- sionen und erzeugt bei umwelt- bewussten Verbrauchern den Wunsch nach Körperpflegepro- dukten, die ohne die in Misskre- dit geratenen Kunststoffpartikel

auskommen. „Mikroplastik, das in Peelings oder Duschgels ein- gesetzt wird, leistet einen men- genmäßig vergleichsweise ge- ringen, gleichwohl aber unnöti- gen Beitrag zur Umweltver- schmutzung“, so das Umwelt- bundesamt in einer Pressemitt- teilung.

Fest steht, dass Kunststoffe zu- nehmend das Meeresökosystem bedrohen. Mit durchschnittlich 75 Prozent dominiert Kunststoff auch an Europas Stränden die Müllfunde und gefährdet unzäh- lige Meeresbewohner. Sie neh- men die Kunststoffabfälle auf oder verfangen sich in ihnen.

Nicht nur größere Plastikteile, sondern auch Mikropartikel können bei aquatischen Lebewe- sen zu Verletzungen des Ver- dauungstraktes führen, die Ver- dauung behindern sowie die Nahrungsaufnahme blockieren.

Und nicht zur das: Mikropar- tikel aus Kunststoff ziehen Schadstoffe wie Magnete an. Ans Plastik gebunden gelangen die schädlichen Substanzen dann in Muscheln und andere Meeres- tiere.

Peeling mit Nebenwirkung Doch was hat das alles mit un- seren Kosmetika zu tun? Eine ganze Menge, wissen Experten:

Vielen kosmetischen Produkten werden die winzigen Kunst- stoffpartikel nämlich zugesetzt, unter anderem steckt Mikro- plastik in Peelings und Reini- gungsprodukten. Ein Grund dafür ist die schmirgelnde Wirkung der kleinen Plastik-

teile. Laut einer Studie für das Umweltbundesamt werden in Deutschland pro Jahr vermut- lich rund 500 Tonnen solcher primären Mikropartikel aus Po- lyethylen – dem weltweit am häufigsten verwendeten Kunst- stoff – in kosmetischen Mitteln eingesetzt. Werden die Präpa- rate von der Haut abgewaschen, gelangt das Mikroplastik au- tomatisch ins Abwasser. Viele Kläranlagen sind mit den Mini- Teilchen überfordert und kön- nen sie nicht filtern. Und so set- zen die kleinen Plastikpartikel ihre Reise fort: In unsere Flüsse und Meere und zu deren Be- wohnern, bei denen sie dann in Magen und Darm landen kön- nen.Ohne Zweifel ist primäres Mik- roplastik, das übrigens nicht nur in kosmetischen Mitteln, sondern zum Beispiel auch in industriellen Sandstrahlern und Reinigungspasten steckt, ein umweltrelevantes Problem. Je- doch weist das Umweltbundes- amt auch darauf hin, dass die mengenmäßig bedeutsamste Quelle für Mikroplastik im Meer die Zersetzung größerer Plastikteile ist. In diesem Zu- sammenhang sprechen Exper- ten von sekundärem Mikro-

Kleine Teilchen, großer Ärger

Mikroplastik in Kosmetik: Das Thema birgt Zündstoff. Denn die Kunststoffwinzlinge aus Tuben und Tiegeln gelangen ins Abwasser und verschmutzen die Meere.

Auf freiwilligen Verzicht setzen die Hersteller, ein Verbot fordern Umweltschützer.

© prill / iStock / Thinkstock

PRAXIS MIKROPLASTIK

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plastik. Es entsteht, wenn grö- ßere Kunststoffprodukte – zum Beispiel weggeworfene Verpa- ckungen oder Plastiktüten – im Verwitterungsprozess, etwa un- ter dem Einfluss von UV-Strah- len oder durch Wellenbewe- gungen, zerfallen. Auch Fasern, die sich beim Tragen und Wa- schen von synthetischen Texti- lien ablösen, gehören zu sekundärem Mikroplastik.

Verzichten ist angesagt Ob primär oder sekundär: Um die weltweite Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik zu reduzieren, besteht Handlungs- bedarf. Das wissen auch die Hersteller von Kosmetikpro- dukten, die bei uns auf einen freiwilligen Verzicht auf die umstrittenen Inhaltsstoffe set- zen. Laut einer Umfrage unter europäischen Kosmetikherstel- lern durch Cosmetics Europe (CE), dem europäischen Dach- verband der Kosmetikindustrie, hat sich die Menge an festen Kunststoffpartikeln in abzuspü- lenden Kosmetika (sogenann- ten Rinse-off-Produkten) zwi- schen den Jahren 2012 und 2015 bereits um 70 Prozent re- duziert. CE hatte seinen Mit- gliedern im Herbst 2015 empfohlen, bis 2020 feste, nicht abbaubare Kunststoffpartikel durch alternative Stoffe zu er- setzen. Der Industrieverband Körperpflege und Waschmittel e. V. (IKW) geht davon aus, dass der Verzicht der Industrie auf diese festen, nicht abbauba- ren Kunststoffpartikel in Reini- gungs- und Peelingprodukten bereits vor 2020 vollzogen sein wird. Erfreulich: Aus Zahn- cremes sind die festen Kunst- stoffteilchen bereits vollständig verschwunden!

Umweltschützer schlagen Alarm Das hört sich prima an, doch längst nicht zufrieden mit den bisherigen Anstrengungen

der Hersteller sind Umwelt- schützer, die nach wie vor er- hebliche Missstände anpran- gern. Für Aufsehen sorgte eine im letzten Oktober vorgestellte Untersuchung des privaten Verbraucherportals Codecheck in Kooperation mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): Für die

„Mikroplastikstudie 2016“ hatte Codecheck in über 100 000 Kos- metikprodukten aus unter- schiedlichsten Kategorien nach besonders häufig vertretenen Plastik- und Mikroplastikbe- standteilen gefahndet und die Funde aus den Jahren 2014 und 2016 miteinander verglichen.

„Für die acht untersuchten Mi- kroplastikarten ist in den 19 un- tersuchten Kategorien insge- samt keine Abnahme in der Verwendung ersichtlich“, so ein zentrales Studienergebnis. Und das bedeutet: Nach Einschät- zung der Studienautoren steckt umweltschädliches Mikroplas- tik nach wie vor in erheblichem Umfang in kosmetischen Pro- dukten – in Peelings und Duschgels, aber zum Beispiel auch in Make-ups, Sonnen- schutzmitteln und Gesichts- cremes. Nicht nur in Form von Polyethylen (PE) wird es ver- wendet, sondern verbirgt sich auch hinter Bezeichnungen wie zum Beispiel Acrylates Copoly- mer (AC) oder Nylon-12.

Für den IKW sind die Studie- nergebnisse nicht nachvollzieh- bar. Ein Grund: Viele der in der Untersuchung genannten In- haltsstoffe lägen in kosmeti- schen Produkten als gelöste Polymere, sprich in flüssiger Form, vor. Diese seien von fes- ten Kunststoffpartikeln zu un- terscheiden und daher separat zu betrachten. Die wissen- schaftliche Kritik an Mikroplas- tik bezöge sich vorranging auf feste Kunststoffpartikel.

Eine Frage der Definition Für Verwirrung rund ums Mik- roplastik sorgt sicher auch die Tatsache, dass es bislang keine allgemeingültige Definition für die winzigen Kunststoffteilchen gibt und die Größenangaben in der Literatur schwanken. So heißt es im Internationalen Meeresschutz beispielsweise:

„Mikroplastik sind Plastikparti- kel, die fünf Millimeter und kleiner sind“. Und in der Ver- gabegrundlage des Umwelt- zeichens „Blauer Engel“ für Rinse-off-Kosmetikprodukte werden „Partikel aus Kunststoff in einer Größe von 100 Nano- meter bis fünf Millimeter“ als Mikroplastik definiert – somit ist hier eine Untergrenze festge- legt. Partikel die winziger als 100 Nanometer (0,0001 mm) sind, werden nicht erfasst. Rei-

nigungsmittel, die sich mit dem Blauen Engel schmücken möchten, dürfen mittlerweile kein Mikroplastik mehr enthal- ten. Flüssige Kunststoffe in Kosmetikprodukten, die in Duschgelen beispielsweise als Filmbildner eingesetzt werden, fallen nicht unter die gängigen Definitionen von Mikroplastik.

„Ungeachtet dieser Unterschei- dung in der Definition, sollten kosmetische Mittel aus Um- weltsicht keine schwer abbau- baren synthetischen Polymere wie zum Beispiel Styrene/

Acrylates Copolymer enthal- ten“, so das Umweltbundesamt.

Verbraucher sollten bevorzugt zu Produkten greifen, die sol- che Stoffe nicht enthalten. ■

Nina Leonard, Journalistin

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