10
Kombinationen und Permutationen
In den n¨achsten beiden Kapiteln wird die Abz¨ahlungstheorie der klassischen Abbildungstypen mit Nebenbedingungen entwickelt. Sie besch¨aftigt sich kon- kret mit der Frage, auf wie viele Arten es m¨oglich ist,N Kugeln aufRF¨acher so zu verteilen, dass in jedes Fach h¨ochstens eine Kugel, mindestens eine Kugel oder genau eine Kugel kommt oder aber beliebig viele Kugeln kommen. Dabei wird unterschieden, ob die Kugeln oder F¨acher unterscheidbar (gef¨arbt) oder ununterscheidbar (ungef¨arbt) sind. Diese Fragestellung wird im Folgenden auf ein einheitliches Grundmuster zur¨uckgef¨uhrt, das auf W¨ortern basiert.
10.1 Kombinationen
k-Kombinationen und Mengen
Seien k und nnat¨urliche Zahlen. Ein Wort xder L¨ange k ¨uber n wird eine k-Kombination von n genannt, wenn xstreng mononton ist. Ein Wort x = x1x2. . . xk heißt streng monoton, wenn x1 < x2 < . . . < xk. Die Anzahl der k-Kombinationen vonnwird mit nk
bezeichnet, sprich “n¨uberk”, und heißt Binomialzahl vonn ¨uberk.
Beispiel 10.1.Die 2-Kombinationen von 4 lauten 12, 13, 14, 23, 24 und 34.
Jedek-Kombinationx=x1x2. . . xkvonnbeschreibt einek-Teilmengef(x) = {x1, x2, . . . , xk}vonn. Die Zuordnungf :x7→f(x) liefert eine Bijektion von der Menge aller k-Kombinationen von n auf die Menge aller k-Teilmengen vonn. Die Menge allerk-Teilmengen vonnwird mit nk
bezeichnet. Mit dem Gleichheitsprinzip folgt
n k
=
n k
. (10.1)
Satz 10.2.F¨ur alle nat¨urlichen Zahlenk undn gilt
• nk
= 0, falls k > n.
• n0
= 1, nn
= 1 und n1
=n.
• F¨ur 1≤k≤ngilt n
k
= n−1
k−1
+ n−1
k
. (10.2)
• F¨ur 0≤k≤ngilt n
k
=n(n−1)· · ·(n−k+ 1)
k! = n!
k!(n−k)!. (10.3)
• F¨ur 0≤k≤ngilt
n k
= n
n−k
. (10.4)
Beweis. Die ersten beiden Aussagen folgen aus den Definitionen. F¨ur den Beweis der dritten Aussage kann aufgrund der zweiten Aussagen >1 voraus- gesetzt werden. SeiAdie Menge allerk-Kombinationen vonn, dienenthalten, und B die Menge der ¨ubrigen k-Kombinationen von n. Mit dem Additions- prinzip folgt nk
=|A|+|B|. Eine k-Kombination x1x2. . . xk von n liegt in Agenau dann, wennxk=nundx1x2. . . xk−1 eine (k−1)-Kombination von n−1 ist. Also folgt|A|= n−1k−1
.Eine k-Kombinationx=x1x2. . . xk vonn geh¨ort zuB genau dann, wennxeinek-Kombination vonn−1 ist. Folglich ist|B|= n−1k
.Die vierte Aussage wird durch vollst¨andige Induktion nachn mithilfe der dritten Aussage bewiesen. Die letzte Aussage folgt direkt aus der
vierten. ⊓⊔
Satz 10.3.F¨ur jede nat¨urliche Zahlngilt Xn
k=0
n k
= 2n. (10.5)
Beweis. Es gilt Xn
k=0
n k
= Xn
k=0
| n
k
|=| [n
k=0
n k
|=|P(n)|= 2n,
dabei ergibt sich die erste Gleichung aus (10.1), die zweite aus dem Additi-
onsprinzip und die letzte aus dem Satz 3.10. ⊓⊔
Satz 10.4.F¨ur jede nat¨urliche Zahlngilt Xn
k=0
(−1)k n
k
= 0. (10.6)
10.1 Kombinationen 99 Beweis. Die Summe auf der linken Seite hat wegen (10.2) die Gestalt 1−
n−1 0
+
n−1 1
+
n−1 1
+
n−1 2
−
n−1 2
+
n−1 3
±. . .+ (−1)n−1
n−1 n−2
+ n−1
n−1
+ (−1)n. Jede Binomialzahl n−1k
, 1≤k≤n−2, kommt je einmal mit positivem und negativem Vorzeichen vor, weshalb nur folgende Teilsumme ¨ubrig bleibt
1− n−1
0
+ (−1)n−1 n−1
n−1
+ (−1)n= 1−1 + (−1)n−1+ (−1)n= 0.
⊓
⊔ Die Binomialzahl nk
beschreibt die Anzahl der M¨oglichkeiten,kElemente aus einern-elementigen Menge auszuw¨ahlen, wobei jedes Element h¨ochstens einmal ausgew¨ahlt wird und es nicht auf die Reihenfolge der Elemente an- kommt.
Beispiel 10.5.Beim Zahlenlotto werden 6 aus 49 Zahlen gezogen. Sechs Rich- tige bilden eine 6-Kombination von 49. Die Anzahl der 6-Kombinationen von 49 ist gleich 496
. Die Wahrscheinlichkeit, sechs Richtige zu erhalten, ist 1/ 496
≈7.1·10−8.
k-Kombinationen und charakteristische W¨orter
Jede k-Kombination x = x1x2. . . xk von n beschreibt ein Wort χ(x) = c1c2. . . cn der L¨angenuber dem Alphabet¨ {0,1}, wobei
ci=
1 fallsiin xvorkommt,
0 sonst. (10.7)
Das Wortχ(x) besteht auskEinsen und n−kNullen und wirdcharakteris- tisches Wort oder (n, k)-Wort von xgenannt. Die Zuordnung χ: x7→ χ(x) liefert eine Bijektion von der Menge aller k-Kombinationen von n auf die Menge aller (n, k)-W¨orter. Diese Zuordnung verdeutlicht folgende Tabelle
k k-Kombinationen von 4 (4, k)-W¨orter
0 ǫ 0000
1 1, 2, 3, 4 1000, 0100, 0010, 0001 2 12, 13, 14, 1100, 1010, 1001,
23, 24, 34 0110, 0101, 0011 3 123, 124, 1110, 1101,
134, 234 1011, 0111
4 1234 1111
10.2 Repetitionen
Repetitionen sind Kombinationen mit Wiederholung. Ein Wortx1x2. . . xnder L¨angen¨uberN0 heißt einek-Repetitionvonn, wennx1+x2+. . .+xn=k.
Beispiel 10.6. Die 2-Repetitionen von 4 lauten 2000, 1100, 1010, 1001, 0200, 0110, 0101, 0020, 0011 und 0002.
Jede k-Repetitionx1x2. . . xn von n ist eine endliche Folge f : n →N0 mit f(i) = xi f¨ur 1 ≤ i ≤ n. Folgen mit nat¨urlichzahligem Wertebereich sind Multimengen.
Beispiel 10.7.Die 2-Repetitionen von 4 aus Beispiel 10.6 entsprechen der Reihe nach den Multimengen {1,1}M, {1,2}M, {1,3}M, {1,4}M, {2,2}M, {2,3}M,{2,4}M,{3,3}M,{3,4}M und{4,4}M.
Satz 10.8.Die Anzahl der k-Repetitionen vonnist gleich n+k−k 1 .
Beweis. Jederk-Repetitionx1x2. . . xn vonnwird ein Wort ¨uber{0,1}zuge- ordnet:
x1
z }| { 1. . .1 0
x2
z }| { 1. . .1 0. . .0
xn
z }| { 1. . .1.
Dieses Wort hat x1+x2+. . .+xn = k Einsen und n−1 Nullen und ist somit ein (n+k−1, k)-Wort. Diese Zuordnung liefert eine Bijektion von der Menge aller k-Repetitionen vonnauf die Menge aller (n+k−1, k)-W¨orter.
Die Anzahl der (n+k−1, k)-W¨orter ist nach dem Gleichheitsprinzip identisch mit der Anzahl der k-Kombination von n+k−1, letztere ist n+k−1k
. Also folgt mit dem Gleichheitsprinzip die Behauptung. ⊓⊔ Die folgende Tabelle zeigt vier Darstellungsformen f¨ur Repetitionen
3-Repetitionen von 2 Multimengen (4,3)-W¨orter 3-Kombinationen von 4
30 {1,1,1}M 1110 123
21 {1,1,2}M 1101 124
12 {1,2,2}M 1011 134
03 {2,2,2}M 0111 234
Die Binomialzahl n+k−k 1
beschreibt die Anzahl der M¨oglichkeiten, k Elemente aus einer n-elementigen Menge auszuw¨ahlen, wobei jedes Element mehrfach ausgew¨ahlt werden darf und es nicht auf die Reihenfolge der Ele- mente ankommt.
Beispiel 10.9.Die Anzahl der W¨urfe mit 5 nicht unterscheidbaren W¨urfeln ist identisch mit der Anzahl der 5-Repetitionen von 6, n¨amlich 105
= 252.
10.3 Permutationen 101
10.3 Permutationen
Ein Wortxder L¨angek¨ubernheißt einek-Permutationvonn, wennxkeinen Buchstaben mehrfach enth¨alt. Die Anzahl der k-Permutationen von n wird mit (n)k bezeichnet, sprich “kuntern”.
Beispiel 10.10.Die 2-Permutationen von 4 lauten 12, 21, 13, 31, 14, 41, 23, 32, 24, 42, 34 und 43.
Jede k-Permutationx1x2. . . xk von n entspricht einer injektiven Abbildung f :k→nmitf(i) =xif¨ur 1≤i≤k,und umgekehrt. Also ist die Menge aller k-Permutationen vonnidentisch mit der Menge aller injektiven Abbildungen vonk nachn.
Satz 10.11.F¨ur jede nat¨urliche Zahl ngilt
(n)1=n und (n)n=n!. (10.8)
F¨ur alle nat¨urlichen Zahlen nundk mit1< k < ngilt
(n)k = (n−1)k+k·(n−1)k−1. (10.9) Beweis. Die 1-Permutationen von n sind die Ziffern 1,2, . . . , n. F¨ur eine n- Permutationen von n gibt es n M¨oglichkeiten, den ersten Buchstaben zu w¨ahlen. F¨ur den zweiten Buchstaben verbleiben n−1 M¨oglichkeiten. Auf diese Weise fortfahrend ergeben sich n! M¨oglichkeiten, die n-Permutationen vonnzu erzeugen.
SeiAdie Menge allerk-Permutationen vonn, dienenthalten, undB die Menge der ¨ubrigen k-Permutationen von n. Mit dem Additionsprinzip folgt (n)k =|A|+|B|.Jede (k−1)-Permutation y=y1y2. . . yk−1 von n−1 l¨asst sich zu einer k-Permutation y(i) von n fortsetzen, indem n an der Position i eingef¨ugt wird. Die Zuordnung (i, y) 7→ y(i) definiert eine Bijektion des kartesischen Produkts vonkund der Menge aller (k−1)-Permutationen von n−1 auf die MengeA. Mit dem Multiplikations- und Gleichheitsprinzip folgt
|A| =k·(n−1)k−1. Die Elemente von B entsprechen den k-Permutationen vonn−1. Mit dem Gleichheitprinzip folgt|B|= (n−1)k. ⊓⊔
Durch vollst¨andige Induktion erhalten wir das folgende
Korollar 10.12.F¨ur alle nat¨urlichen Zahlenn undk mit1≤k≤n gilt (n)k=n·(n−1)· · ·(n−k+ 1). (10.10) Die Zahl (n)k beschreibt die Anzahl der M¨oglichkeiten,kElemente aus ei- nern-elementigen Menge auszuw¨ahlen, wobei jedes Element h¨ochstens einmal ausgew¨ahlt wird und es auf die Reihenfolge der Elemente ankommt.
Beispiel 10.13.Wie viele dreistellige Dezimalzahlen lassen sich mit den Zif- fern 2, 3, 4, 5 und 6 bilden, so dass keine Ziffer mehrfach auftritt? Diese Dezimalzahlen entsprechen den 3-Permutationen von 5. Die Antwort lautet (5)3= 60.
Korollar 10.14.Die Anzahl der Permutationen vom Gradnist gleich n!.
Beweis. Die injektiven Abbildungen f : n →n sind nach Satz 6.8 bijektiv.
Also entsprechen die n-Permutationen von ngenau den Permutationen vom
Gradn. Mit dem Satz 10.11 folgt die Behauptung. ⊓⊔
10.4 Permutationen und Zykeltypen
Jede Permutation vom Grad n ist als Produkt von disjunkten Zykeln dar- stellbar (Abs. 6.4). In diesem Abschnitt werden Permutationen vom Gradn hinsichtlich ihrer Zykelstruktur klassifiziert.
Stirling-Zahlen erster Art
Die absolute Stirling-Zahl erster Art (James Stirling, 1692-1770) beschreibt die Anzahl der Permutationen vom Grad n, die auskdisjunkten Zykeln be- stehen. Sie wird mit s0(n, k) bezeichnet. Da eine Permutation vom Grad n h¨ochstensndisjunkten Zykeln besitzt, ergibt sichs0(n, k) = 0, fallsk > n.
Satz 10.15.F¨ur jede nat¨urliche Zahl ngilt
s0(n,1) = (n−1)!, s0(n, n−1) = n
2
und s0(n, n) = 1. (10.11) F¨ur alle nat¨urlichen Zahlen nundk mit1< k < ngilt
s0(n, k) =s0(n−1, k−1) + (n−1)·s0(n−1, k). (10.12) Beweis. In einem Zykel der L¨angenkann die Eins als Anfangselement festge- halten und die restlichenn−1 Zahlen beliebig permutiert werden. Die letzten n−1 Zahlen bilden eine Permutation vom Gradn−1. Mit dem Korollar 10.14 folgts0(n,1) = (n−1)!. Eine Permutation vom Gradnmit n−1 disjunkten Zykeln besteht aus einer Transposition und n−2 Fixpunkten. Die Transpo- sitionen entsprechen den 2-Kombinationen von n. Also gibt es n2
derartige Transpositionen. Schließlich gibt es eine Permutation mit nFixpunkten, die identische Abbildung (1)(2). . .(n).
Die Menge aller Permutationen vom Gradnmitkdisjunkten Zykeln wird in zwei Teilmengen zerlegt. SeiAdie Menge aller Permutationen vom Gradn mit kdisjunkten Zykeln, dien als Fixpunkt enthalten, und seiB die Menge der ¨ubrigen Permutationen vom Grad n mit k disjunkten Zykeln. Mit dem Additionsprinzip folgts0(n, k) =|A|+|B|.
Jeder Permutation inA wird durch Fortlassen des Fixpunkts n zu einer Permutation vom Gradn−1 mitk−1 disjunkten Zykeln. Dadurch ergibt sich eine Bijektion vonAauf die Menge aller Permutationen vom Gradn−1 mit k−1 disjunkten Zykeln. Mit dem Gleichheitsprinzip folgt|A|=s0(n−1, k−1).
10.4 Permutationen und Zykeltypen 103 Jeder Permutation π = . . .(. . . , i, n, j, . . .). . . ∈ B wird ein Paar zuge- wiesen, bestehend aus dem Urbild i von n unter π und einer Permutation . . .(. . . , i, j, . . .). . . vom Grad n−1, die aus π durch Entfernen von n ent- steht. Dadurch erhellt sich eine Bijektion von B auf das kartesischen Pro- dukt von n−1 und der Menge aller Permutationen vom Grad n−1 mit k disjunkten Zykeln. Mit dem Multiplikations- und Gleichheitsprinzip folgt
|B|= (n−1)·s0(n−1, k). ⊓⊔
DieStirling-Zahlen erster Art sind gegeben durch
s(n, k) = (−1)n−ks0(n, k). (10.13) F¨ur die Stirling-Zahlen erster Art gilt
s(n, k) =
n−kX
l=0
(−1)l
n−1−l n−k+l
2n−k n−k−l
S(n−k+l, l), (10.14) wobei die S(n, k) Stirling-Zahlen zweiter Art bezeichnen (Abs. 11.2).
Zykeltypen
Eine Permutation π vom Grad n hat den Zykeltyp 1k12k2. . . nkn, wenn die Zykeldarstellung von π aus ki Zykeln der L¨ange i besteht. Der Zykeltyp ist als symbolischer Ausdruck zu verstehen. Eine Permutation vom Zykeltyp 1k12k2. . . nkn hat den Grad
n= 1·k1+ 2·k2+. . .+n·kn (10.15) und die Anzahl ihrer Zykeln ist
k=k1+k2+. . .+kn. (10.16) Beispiel 10.16.Die Permutationen vom Zykeltyp 112130lauten (1)(23), (2)(13) und (3)(12).
Satz 10.17.Die Anzahl der Permutationen vom Zykeltyp 1k12k2. . . nkn ist gleich
n!
k1!k2!. . . kn!1k12k2. . . nkn. (10.17) Beweis. Die Permutationen vom Zykeltyp 1k12k2. . . nkn resultieren durch F¨ullen des untenstehenden Ger¨usts mit den n-Permutationen vonn
k1
z }| { (·)(·). . .(·)
k2
z }| { (··)(··). . .(··)
k3
z }| { (· · ·)(· · ·). . .(· · ·). . .
Nach Korollar 10.14 ist die Anzahl der n-Permutationen von n gleich n!.
Dieselbe Permutation wird auf zwei Arten erhalten: Erstens, wenn Zykeln gleicher L¨ange vertauscht werden, wof¨ur esk1!k2!. . . kn! M¨oglichkeiten gibt.
Zweitens, wenn die Elemente eines Zykels zyklisch verschoben werden, wof¨ur 1k12k2. . . nkn M¨oglichkeiten existieren. ⊓⊔
Satz 10.18.Die Anzahl der fixpunktfreien Permutationen vom Grad n ist gleich
Xn
i=0
(−1)i n
i
(n−i)!. (10.18)
Beweis. SeiAdie Menge aller Permutationen vom Gradn. SeiAi die Menge derjeniger Permutationen vom Gradn, diei∈nals Fixpunkt enthalten. Die Menge aller fixpunktfreien Permutationen vom Gradnist dann
A\( [n
i=1
Ai).
SeiI eine Teilmenge vonn. Die Menge aller Permutationen vom Gradn, die alle Elemente aus Iinvariant lassen, ist
\
j∈I
Aj.
Diese Menge entspricht der Menge aller Permutationen von n\I, die nach Satz 10.14 die M¨achigkeit (n− |I|)! besitzt. Diese Zahl h¨angt nur von der M¨achtigkeit von I ab. Deshalb die vereinfachte Siebformel 9.12 anwendbar ist, so dass f¨ur die Anzahl der fixpunktfreien Permutationen von Gradngilt
|A\( [n
i=1
Ai)|=n! + Xn
i=1
(−1)i n
i
(n−i)! = Xn
i=0
(−1)i n
i
(n−i)!.
⊓
⊔
10.5 Variationen
Variationen sind Permutationen mit Wiederholung. Ein Wort der L¨ange k
¨uber nwird einek-Variation vonngenannt.
Beispiel 10.19.Die 2-Variationen von 4 lauten 11, 12, 21, 13, 31, 14, 41, 22, 23, 32, 24, 42, 33, 34, 43 und 44.
Eine k-Variationx1x2. . . xk vonn entspricht einer Abbildungf :k→nmit f(i) =xi f¨ur 1≤i≤k, und umgekehrt. Die Menge allerk-Variationen vonn ist also identisch mit der Menge aller Abbildungen vonknach n.
Satz 10.20.Die Anzahl der Abbildungen vonk nach nist gleich nk. Beweis. Es gilt
|nk|=|nk|=|n|k =nk, (10.19) wobei die erste Identit¨at aus Satz 6.10 und dem Gleichheitsprinzip folgt, w¨ahrend sich die zweite Gleichung aus Multiplikationsprinzip ergibt. ⊓⊔
10.5 Variationen 105 Die Zahlnkbeschreibt die Anzahl der M¨oglichkeiten,kElemente aus einer n-elementigen Menge auszuw¨ahlen, wobei jedes Element mehrfach ausgew¨ahlt werden darf und es auf die Reihenfolge der Elemente ankommt.
Einek-Variation vonnheißt vomTyp 1k12k2. . . nkn,wenn sieki Buchsta- benienth¨alt. Der Typ einer Variation ist ebenfalls als symbolisches Produkt zu verstehen. F¨ur jedek-Variation vom Typ 1k12k2. . . nkn gilt
k=k1+. . .+kn. (10.20)
Die Anzahl der k-Variationen vom Typ 1k12k2. . . nkn wird Multinomialzahl vonk ¨uberk1, . . . , kn genannt, kurz
k k1, k2, . . . , kn
. (10.21)
Satz 10.21.F¨ur nat¨urliche Zahlenk,k1, . . . , kn mit k=k1+. . .+kn gilt k
k1, k2, . . . , kn
= k!
k1!k2!. . . kn!. (10.22) Beweis. In einem Wort der L¨ange k k¨onnen k1 Buchstaben 1 auf kk1
Ar- ten platziert werden. In den verbliebenen k−k1 freien Stellen lassen sich k2
Buchstaben 2 auf k−kk21
Arten platzieren. Auf diese Weise fortfahrend ergibt sich
k k1, k2, . . . , kn
= k
k1
k−k1
k2
· · ·
k−k1−. . .−kn−1
kn
.
Daraus folgt mit Hilfe von (10.3) die Behauptung. ⊓⊔ Im Fallen= 2 werden aus Multinomialzahlen Binomialzahlen
k k1, k2
= k
k1
= k
k2
. (10.23)
Die Multinomialzahl k1,...,kk n
beschreibt die Anzahl der M¨oglichkeiten, k Objekte, von denen jeweils k1, . . . , kn Objekte gleich sind, in beliebiger Reihenfolge anzuordnen.
Beispiel 10.22.Das Wort MISSISSIPPI entspricht dem Wort 12332332442, einer 11-Variation vom Typ 11243442. Die Anzahl der W¨orter, die sich mit den Buchstaben des Wortes MISSISSIPPI bilden lassen, korrespondiert zur Anzahl der 11-Variationen vom Typ 11243442
11 1,4,4,2
= 34 650.
Die Multinomialzahl k1,...,kk n
beschreibt die Anzahl der Abbildungen von knach n, in denen jeweilski Elemente auskaufiabgebildet werden.
Beispiel 10.23.Die 4-Variationen vom Typ 122131 lauten 1123, 1132, 1213, 1231, 1312, 1321, 2113, 2131, 2311, 3112, 3121 und 3211. Diese W¨orter ent- sprechen den Abbildungenf : 4→3, in denen jeweils zwei Elemente auf 1 und je ein Element auf 2 und 3 abgebildet werden. Die Anzahl dieser Abbildungen ist gleich
4 2,1,1
= 12.
Selbsttestaufgaben
10.1.Ein Bauer kauft drei K¨uhe, zwei Schweine und vier Hennen von einem H¨andler, der sechs K¨uhe, f¨unf Schweine und acht Hennen anbietet. Wie viele M¨oglichkeiten der Auswahl hat der Bauer?
10.2.In einem Beh¨alter befinden sich f¨unf weiße und sechs rote Kugeln. Wie viele M¨oglichkeiten gibt es, vier Kugeln zu ziehen, so dass zwei Kugeln weiß und zwei Kugeln rot sind?
10.3.Eine Studentin hat in einer Pr¨ufung sechs von acht Fragen richtig zu beant- worten. Wie viele M¨oglichkeiten gibt es, sechs dieser Fragen auszuw¨ahlen? Wie viele M¨oglichkeiten gibt es, wenn die Studentin die ersten drei Fragen richtig beantwor- ten muss. Wie viele M¨oglichkeiten gibt es, wenn die Studentin mindestens vier der ersten f¨unf Fragen korrekt beanworten soll.
10.4.Zeige, dass f¨ur alle nat¨urlichen Zahlenn≥0 undm≥1 gilt Xn
i=0
m+i m
=
m+n+ 1 m+ 1
.
10.5.In einer Diskussionsrunde mit drei Jungen und zwei M¨adchen sollen alle Jun- gen und M¨adchen in einer Reihe sitzen. Wie viele Anordnungen gibt es, wenn beide M¨adchen nebeneinander sitzen?
10.6.Bestimme die Anzahl der W¨orter der L¨ange vier, die aus den Buchstaben des Wortes NUMERICAL gebildet werden k¨onnen.
10.7.Wie viele W¨orter k¨onnen in der vorigen Aufgabe gebildet werden, wenn jedes Wort mit einem Konsonanten beginnen und enden soll?
10.8.Bestimme die Anzahl der M¨oglichkeiten, f¨unf große B¨ucher, vier mittelgroße B¨ucher und drei kleine B¨ucher auf einem Regal so anzuordnen, dass alle B¨ucher gleicher Gr¨oße nebeneinander stehen.
10.9.Beweise die Gleichung (10.14).
10.10.Aus einern-elementigen Menge sindkElemente auszuw¨ahlen mit bzw. ohne Ber¨ucksichtigung der Reihenfolge und mit bzw. ohne Wiederholung der Elemente.
Gib die Anzahl in jedem der vier F¨alle an.
10.5 Variationen 107
10.11.Berechne die Anzahl der W¨orter der L¨ange sechs, die aus den Buchstaben A, C, D, H, I und U ohne Wiederholung gebildet werden k¨onnen, wobei die W¨orter ICH und DU nicht als Teilw¨orter enthalten sein d¨urfen.
10.12.Wie viele W¨orter k¨onnen mit dem Wort HUGENOTTEN gebildet werden?
Wie viele W¨orter gibt es, die das Bigramm TT enthalten?
11
Partitionen
In diesem Kapitel wird die im letzten Kapitel begonnene Abz¨ahlungstheorie der klassischen Abbildungstypen mit Nebenbedingungen fortgesetzt.
11.1 Mengenpartitionen
Wachstumsbeschr¨ankte W¨orter
Ein Wortx=x1. . . xn der L¨angen¨uberNheißt wachstumsbeschr¨ankt, wenn x1= 1 und xi≤max{x1, . . . , xi−1}+ 1 f¨ur 2≤i≤n. (11.1) Beispiel 11.1.Die wachstumsbeschr¨ankten W¨orter der L¨ange 3 lauten 111, 112, 121, 122 und 123.
Eine Partition der Mengen, die ausk Bl¨ocken besteht, wirdk-Partition von ngenannt.
Beispiel 11.2.Die 2-Partitionen von 3 lauten {{1},{2,3}},{{2},{1,3}}und {{3},{1,2}}.
Satz 11.3.Seienkundnnat¨urliche Zahlen mit1≤k≤n. Diek-Partitionen von n entsprechen den wachstumsbeschr¨ankten W¨ortern x = x1, . . . , xn der L¨angenmit der Eigenschaft
k= max{x1, . . . , xn}. (11.2) Beweis. Sei P = {P1, . . . , Pk} eine k-Partition von n. O.B.d.A. seien die Bl¨ocke von P so nummeriert, dass 1 ∈P1 und Pj die kleinste Zahl enth¨alt, die inP1, . . . , Pj−1 nicht vorkommt. Einer solchen PartitionP wird ein Wort x=x1. . . xn wie folgt zugeordnet
xi =j :⇐⇒ i∈Pj. (11.3)
Das so definierte Wortxist nach Definition vonP wachstumsbeschr¨ankt und erf¨ullt die Bedingung (11.2). Diese Zuordnung liefert eine bijektive Abbildung von der Menge aller k-Partitionen von n auf die Menge aller wachstumsbe- schr¨ankten W¨orter der L¨angenmit der Eigenschaft (11.2). ⊓⊔ Beispiel 11.4.Die Beziehung zwischen den Partitionen von 3 und den wachs- tumsbeschr¨ankten W¨ortern der L¨ange 3 zeigt folgende Tabelle
Partitionen W¨orter {{1,2,3}} 111 {{1},{2,3}} 122 {{1,2},{3}} 112 {{1,3},{2}} 121 {{1},{2},{3}} 123 Blockstruktur von Partitionen
Wir klassifizieren Partitionen hinsichtlich ihrer Blockstruktur. Einek-Partition vonnhat denTyp1k12k2. . . nkn,wenn siekiBl¨ocke der M¨achtigkeitienth¨alt.
F¨ur jedek-Partition vom Typ 1k12k2. . . nkn gilt
k1+k2+. . .+kn =k und 1·k1+ 2·k2+. . . n·kn=n. (11.4) Beispiel 11.5.Die Partitionen vom Typ 112130sind{{1},{2,3}},{{2},{1,3}}
und{{3},{1,2}}.
Satz 11.6.Die Anzahl der k-Partitionen vom Typ1k12k2. . . nkn ist gleich n!
k1!k2!. . . kn(1!)k1(2!)k2. . .(n!)kn. (11.5) Beweis. Die k-Partitionen vom Typ 1k12k2. . . nkn werden erhalten durch F¨ullen des untenstehenden Ger¨usts mit den n-Permutationen vonn
k1
z }| {
| · | · |. . .| · |
k2
z }| {
| · ·| · ·|. . .| · ·|
k3
z }| {
| · · · | · · · |. . .| · · · |. . .
Nach Korollar 10.14 ist die Anzahl dieser Permutationen gleich n!. Dieselbe Partition entsteht auf zwei Arten. Erstens, wenn Bl¨ocke gleicher Kardinalit¨at vertauscht werden, wof¨ur esk1!k2!. . . kn! M¨oglichkeiten gibt. Zweitens, wenn die Elemente eines Blockes vertauscht werden, wof¨ur (1!)k1(2!)k2. . .(n!)kn
M¨oglichkeiten existieren. ⊓⊔
Die Anzahl der Partitionen vom Typ 1k12k2. . . nkn beschreibt die An- zahl der M¨oglichkeiten, n unterscheidbare Kugeln auf k ununterscheidbare Beh¨alter so zu verteilen, dasski Beh¨alter jeweilsiKugeln enthalten.
11.2 Stirling-Zahlen 111
11.2 Stirling-Zahlen
Stirling-Zahlen zweiter Art
Die Anzahl der k-Partitionen vonnheißt Stirling-Zahl zweiter Art und wird mitS(n, k) bezeichnet. Eine Partition vonnkann h¨ochstensnBl¨ocke enthal- ten. Also ist S(n, k) = 0, fallsk > n.
Satz 11.7.F¨ur jede nat¨urliche Zahlngilt
S(n,1) = 1 und S(n, n) = 1. (11.6) F¨ur alle nat¨urlichen Zahlen nundk mit1< k < ngilt
S(n, k) =S(n−1, k−1) +k·S(n−1, k). (11.7) Beweis. Die einzige 1-Partition vonnist{n}und eine einzigen-Partition von nist{{1}, . . . ,{n}}.
Die Menge allerk-Partitionen vonnwird in zwei Teilmengen zerlegt. Sei Adie Menge allerk-Partitionen vonn, die{n}enthalten, und seiBdie Menge der ¨ubrigen k-Partitionen von n. Mit dem Additionsprinzip folgt S(n, k) =
|A|+|B|.
Jedes Element{P1, . . . , Pk−1,{n}} ∈Awird durch Fortlassen von{n}zu einer (k−1)-Partition{P1, . . . , Pk−1}vonn−1. Diese Zuordnung liefert eine bijektive Abbildung vonAauf die Menge aller (k−1)-Partitionen vonn−1.
Mit dem Gleichheitsprinzip folgt|A|=S(n−1, k−1).
Jede k-Partition P ={P1, . . . , Pk} von n−1 ist fortsetzbar zu n Parti- tionen P(1), . . . , P(n) von B, so dass in P(i) der Block Pi um das Element i erweitert wird. Die Zuordnung (i, P) 7→ P(i) liefert eine bijektive Abbil- dung des kartesischen Produkts vonkund der Menge allerk-Partitionen von n−1 auf die MengeB. Mit dem Multiplikations- und Gleichheitsprinzip folgt
|B|=k·S(n−1, k). ⊓⊔
Die Stirling-Zahl S(n, k) beschreibt die Anzahl der M¨oglichkeiten, n unter- scheidbare Kugeln aufkununterscheidbare Beh¨alter zu verteilen.
Bell-Zahlen
Die Anzahl der Partitionen einer n-elementigen Menge wird n-te Bell-Zahl genannt und mitB(n) bezeichnet. F¨ur jede nat¨urliche Zahlngilt
B(n) = Xn
k=1
S(n, k). (11.8)
Die ersten f¨unf Bell-Zahlen lauten B(1) = 1,B(2) = 2,B(3) = 5,B(4) = 15 und B(5) = 52. Ferner wird B(0) = 1 gesetzt. Die Bell-Zahl B(n) be- schreibt nach den S¨atzen 5.5 und 5.6 die Anzahl der ¨Aquivalenzen auf einer n-elementigen Menge.
Satz 11.8.F¨ur jede nat¨urliche Zahln≥1 gilt B(n) =
Xn
k=1
n−1 k−1
B(n−k). (11.9)
Beweis. Sei k eine nat¨urliche Zahl mit 1≤k ≤n. Sei T ={i1, . . . , ik−1, n}
einek-Teilmenge vonn. Die Partitionen vonn, dieT als Element enthalten, entsprechen den Partitionen von n−k. Die Anzahl solcher Partitionen ist definitionsgem¨aß B(n−k). Die Anzahl aller k-Teilmengen von n, die n als Element besitzen, ist per definitionem n−1k−1
. Mit dem Multiplikationsprinzip folgt, dass n−k−11
·B(n−k) die Anzahl der Partitionen vonnbeschreibt, die eine k-Teilmenge von nder Form{i1, . . . , ik−1, n} als Element enthalten. Daraus
folgt die Behauptung. ⊓⊔
Stirling-Zahlen erster und zweiter Art
Die Stirling-Zahlen erster und zweiter Art sind eng verkn¨upft.
Satz 11.9.F¨ur alle nat¨urlichen Zahlenn undk mitn≥kgilt Xn
l=k
S(n, l)s(l, k) = Xn
l=k
s(n, l)S(l, k) =δn,k, (11.10) wobei δn,k das Kronecker-Symbol bezeichnet
δn,k =
1falls n=k,
0sonst. (11.11)
Der Beweis wird durch vollst¨andige Induktion nachnmithilfe der bewiesenen Formeln f¨ur die Stirling-Zahlen gef¨uhrt. Um den Satz in der Sprache der Linea- ren Algebra zu formulieren, betrachten wir einen×n-MatrixAmit den Ein- tr¨agenS(i, j) und einen×n-MatrixBmit den Eintr¨agens(i, j). Beide Matri- zen sind untere Dreiecksmatrizen, denn im Fallei < jgiltS(i, j) =s(i, j) = 0.
Korollar 11.10.F¨ur die Stirling-Matrizen Aund B gilt A=B−1. Surjektive Abbildungen
Satz 11.11.Die Anzahl der surjektiven Abbildungen von n auf k ist gleich k!·S(n, k).
Beweis. Jede k-Partition P = {P1, . . . , Pk} von n definiert eine surjektive Abbildung fP :n→k mit
fP(x) =i :⇐⇒ x∈Pi.
11.3 Zahlpartitionen 113 Die Komposition von fP mit einer Permutation π vom Grad k liefert nach Satz 6.6 eine surjektive AbbildungπfP :n→k. SeienP undQ k-Partitionen vonnundπundσPermutationen vom Gradk. AusπfP =σfQ folgtP =Q undπ=σ. Also gibt es nach dem Multiplikationsprinzipk!·S(n, k) surjektive Abbildungen der Form πfP von n auf k. Sei f : n → k eine surjektive Ab- bildung. Die Menge ihrer Urbilder,P ={f−1(i)|i∈k}, ist einek-Partition
vonnmit f =fP. ⊓⊔
Satz 11.12.Die Anzahl der surjektiven Abbildungen vonn aufk ist gegeben durch
Xk
i=0
(−1)i k
i
(k−i)n. (11.12)
Beweis. Sei A die Menge aller Abbildungen von n nach k. Sei Ai die Men- ge derjeniger Abbildungen vonnnachk, in deren Wertebereich das Element i∈nnicht enthalten ist. Die Menge aller surjektiven Abbildungen vonnauf k ist dann gleichA\(Sk
i=1Ai). Sei I eine Teilmenge vonk. Die Menge aller Abbildungen f von nnachkmitf(n)∩I=∅ istT
j∈IAj. Diese Menge ent- spricht der Menge aller Abbildungen vonnin eine (k− |I|)-elementige Menge.
Letztere Menge hat nach Satz 10.20 die M¨achigkeit (k−|I|)n. Diese Zahl h¨angt nur von der M¨achtigkeit von I ab. Also ist die spezialisierte Siebformel 9.12 anwendbar, so dass f¨ur die Anzahl der surjektiven Abbildungen vonnauf k gilt
|A\( [k
i=1
Ai)|=kn+ Xk
i=1
(−1)i k
i
(k−i)n= Xk
i=0
(−1)i k
i
(k−i)n.
⊓
⊔ Die Stirling-Zahlen zweiter Art sind verm¨oge der S¨atze 11.11 und 11.12 direkt berechenbar.
Korollar 11.13.F¨ur alle nat¨urlichen Zahlenn undk mit1≤k≤n gilt S(n, k) = 1
k!
Xk
i=0
(−1)i k
i
(k−i)n. (11.13)
11.3 Zahlpartitionen
Geordnete Zahlpartitionen
Ein Wortx1x2. . . xk der L¨angek¨uberNheißt einegeordnetek-Zahlpartition vonn, wennx1+x2+. . .+xk =n. Die Anzahl der geordnetenk-Zahlpartitionen vonnwird mitp(n, k) bezeichnet. Es giltp(n, k) = 0, fallsk > n.
Beispiel 11.14.Die geordnetenk-Zahlpartitionen von 5 lauten kgeord.k-Zahlpartitionen von 5 1 5
2 14, 41, 23, 32
3 113, 131, 311, 122, 212, 221 4 1112, 1121, 1211, 2111 5 11111
Satz 11.15.F¨ur jede nat¨urliche Zahl ngilt
p(n,1) = 1 und p(n, n) = 1. (11.14) F¨ur alle nat¨urlichen Zahlen nundk mit1< k < ngilt
p(n, k) = n−1
k−1
. (11.15)
Beweis. Die einzige geordnete 1-Zahlpartition von n ist n und die einzige geordneten-Zahlpartition vonnist 11. . .1.
Sei x =x1x2. . . xk eine geordnete k-Zahlpartition von n. Wir ordnen x ein Worty=y1y2. . . yk−1 zu, wobei
yi=x1+. . .+xi, 1≤i≤k−1.
Das Worty ist eine (k−1)-Kombination vonn−1, denn
1≤x1< x1+x2< . . . < x1+x2+. . .+xk−1=n−xk≤n−1.
Umgekehrt sei y = y1y2. . . yk−1 eine (k−1)-Kombination von n−1. Wir weiseny ein Wortx=x1x2. . . xk zu, wobei
x1=y1, xi=yi−yi−1, f¨ur 2≤i≤k−1, und xk =n−yk−1. Dieses Wortxist per definitionem eine geordnetek-Zahlpartition vonn. Diese Zuordnungen sind invers zueinander. Sie liefern eine Bijektion zwischen der Menge aller geordneten k-Zahlpartition von n auf die Menge aller (k−1)- Kombination vonn−1. Mit dem Gleichheitsprinzip ergibt sich die Behaup-
tung. ⊓⊔
Beispiel 11.16.Die im Beweis des Satzes definierte Bijektion verdeutlicht die folgende Tabelle
geord. 3-Zahlpartition von 5 2-Kombination von 4
113 12
131 14
311 34
122 13
212 23
221 24
Die Zahlp(n, k) beschreibt die Anzahl der M¨oglichkeiten,nununterscheidbare Kugeln auf k unterscheidbare Beh¨alter so zu verteilen, dass jeder Beh¨alter mindestens eine Kugel enth¨alt.
11.3 Zahlpartitionen 115
Ungeordnete Zahlpartitionen
Ein Wortx1x2. . . xkder L¨angek¨uberNheißt eineungeordnetek-Zahlpartition von n, wennx1≤x2≤. . .≤xk undx1+x2+. . .+xk =n. Die Anzahl der ungeordneten k-Zahlpartitionen von n wird mit P(n, k) bezeichnet. Es gilt P(n, k) = 0, fallsk > n.
Beispiel 11.17.Die ungeordnetenk-Zahlpartitionen von 5 lauten kungeord.k-Zahlpartitionen von 5
1 5 2 14, 23 3 113, 122 4 1112 5 11111
Satz 11.18.F¨ur jede nat¨urliche Zahl ngilt
P(n,1) = 1 und P(n, n) = 1. (11.16) F¨ur alle nat¨urlichen Zahlen nundk mit1< k < ngilt
P(n, k) =P(n−k, k) +P(n−1, k−1). (11.17) Beweis. Die einzige ungeordnete n-Zahlpartition von n ist 11. . .1 und die einzige ungeordnete 1-Zahlpartition vonnistn.
Die Menge aller ungeordnetenk-Zahlpartitionen vonn wird in zwei Teil- mengen zerlegt. SeiAdie Menge aller ungeordnetenk-Zahlpartitionen vonn, die nur Zahlen≥2 enthalten, und seiB die Menge der ¨ubrigen ungeordneten k-Zahlpartitionen vonn. Mit dem Additionsprinzip folgtP(n, k) =|A|+|B|.
Ein Wort x1x2. . . xk ∈ A wird zu einer ungeordneten k-Zahlpartition y1y2. . . ykvonn−k, wenn von jedemxiEins subtrahiert wird, alsoyi=xi−1.
Diese Zuordnung liefert eine Bijektion von A auf die Menge aller ungeord- neten k-Zahlpartitionen von n−k. Mit dem Gleichheitsprinzip ergibt sich
|A|=P(n−k, k).
Ein Wortx1x2. . . xk ∈B beginnt definitionsgem¨aß mit x1 = 1 und wird zu einer ungeordneten (k−1)-Zahlpartition x2. . . xk von n−1, wenn x1
weggelassen wird. Diese Zuordnung definiert eine bijektive Abbildung vonB auf die Menge aller ungeordneten (k−1)-Zahlpartitionen vonn−1. Mit dem Gleichheitsprinzip folgt|B|=P(n−1, k−1). ⊓⊔ Die ZahlP(n, k) spezifiziert die Anzahl der M¨oglichkeiten,nununterscheidba- re Kugeln aufkununterscheidbare Beh¨alter so zu verteilen, dass jeder Beh¨alter wenigstens eine Kugel aufnimmt. Ferner l¨aßt sichP(n, k) als die Anzahl aller M¨oglichkeiten interpretieren, die Zahl n als Summe von k positiven ganzen Zahlen darzustellen.
Beispiel 11.19.Die Zahl 10 kann aufP(10,3) = 8 Arten als Summe von drei positiven ganzen Zahlen geschrieben werden
10 = 1 + 1 + 8 = 1 + 2 + 7 = 1 + 3 + 6 = 1 + 4 + 5
= 2 + 2 + 6 = 2 + 3 + 5 = 2 + 4 + 4 = 3 + 3 + 4.
Die Z¨ahlkoeffizientenP(n, k) sind unter den behandelten Z¨ahlkoeffizienten die einzigen, f¨ur die keine explizite Berechnungsvorschrift bekannt ist.
Selbsttestaufgaben
11.1.Beweise den Satz 11.9.
11.2.Gegeben seiennKugeln undrF¨acher. Die Kugeln werden in die F¨acher an- hand einer Abbildungf:n→rplatziert. Einerseits kann nach den Abbildungstypen klassifiziert werden, je nachdem, obfinjektiv, surjektiv oder bijektiv ist oder keine dieser Eigenschaften hat. Die Injektivit¨at besagt, dass in jedes Fach h¨ochstens eine Kugel kommt, die Surjektivit¨at, dass mindestens eine Kugel in jedes Fach gelegt wird, und die Bijektivit¨at, dass jedes Fach genau eine Kugel aufnimmt. Zum an- deren kann danach klassifiziert werden, ob die Kugeln oder F¨acher unterscheidbar oder ununterscheidbar sind. Diese Fragestellung f¨uhrt auf insgesamt sechzehn F¨alle, die in folgender Tabelle zusammengefasst sind:
f beliebigf injektivf surjektivf bijektiv Kugeln gef¨arbt
F¨acher gef¨arbt Kugeln gef¨arbt F¨acher einfarbig Kugeln einfarbig F¨acher gef¨arbt Kugeln einfarbig F¨acher einfarbig
Trage die entsprechenden Anzahlen ein.