Übungsblatt 6 Relativitätstheorie II
Sommersemester 2018
Fakultät für Physik, Universität Stuttgart Prof. Dr. R. Hilfer
Vorbemerkung: AlleTeilaufgaben der einzigen Aufgabe dieses Übungsblatts können unter Ver- wendung der angegebenen Zwischenergebnisse unabhängig voneinander bearbeitet werden.
Aufgabe 8 × 2 Punkte
Betrachten Sie einen Lichtstrahl der von der Erde zur Venus gesendet und zurückreflektiert wird. Bei einer nicht-relativistischen Betrachtung kann die Zeit die zwischen Aussendung und Rückkehr des Lichtstrahls durch
tkla = 2 c
q
r2E−r20+ q
r2V−r02
(1) ausgedrückt werden. Hier istrEder Abstand zwischen Sonne und Erde,rVder Abstand zwischen Sonne und Venus, undr0 ist der Abstand des Lichtstrahls von der Sonne (stets bezogen auf die Schwerpunkte).
In dieser Aufgabe wird der relativistische Fall betrachtet, wobei das Gravitationsfeld der Sonne durch die Schwarzschildmetrik
ds2 = 1− rs
r
c2dt2− 1− rs
r −1
dr2−r2 dθ2 + sin2θdφ2
(2) modelliert wird (t ∈ R, r > 0, θ ∈ (0, π), φ ∈ (0,2π)). Es soll gezeigt werden, dass sich für kleine Schwarzschildradien rs in erster Ordnung die Rückkehrzeit
trel = 2 c
q
rE2 −r20+ q
r2V−r20
(3a) + 2rs
c log
"
(rE+p
r2E−r20)(rV+p
r2V−r02) r02
#
(3b) + rs
c
rrE−r0 rE+r0 +
rrV−r0 rV+r0
(3c) ergibt (Stichwort: “Shapiro-Verzögerung”). Hier sind die Größen rE, rV und r0 als Radienr im Sinne der Schwarzschildkoordinaten(t, r, θ, φ) zu interpretieren. Die Gravitation von Erde und Venus und deren Bewegung werden vernachlässigt.
1. Zeigen Sie Gleichung (1).
2. Folgern Sie aus (2), dass die Trajektorie eines Lichtstrahls der in der Ebene θ = π/2 verläuft die Differentialgleichung
1− rs
r
c2t˙2− r˙2
1− rrs −r2φ˙2 = 0 (4) erfüllt, wobei der Punkt die Ableitung nach dem Parameter der Trajektorie notiert. (In dieser Gleichung und im Folgenden sindt, r, φ Funktionen dieses Parameters.)
Nehmen Sie an, dass die Parametrisierung so gewählt ist, dass A:= ˙t
1− rs
r
, B :=r2φ˙ (5)
Erhaltungsgrößen sind, also Konstanten. (Dass dies möglich ist, folgt aus einer Variante des Noetherschen Theorems.)
3. Zeigen Sie, dass man aus (4), (5) und der Definition von r0 folgendes erhält:
B2
A2 = r02c2
1−rs/r0. (6)
4. Leiten Sie aus (4), (5) und (6) die folgende Formel her
˙ r t˙ =c
1− rs r
s
1− 1−rs/r 1−rs/r0
r0 r
2
. (7)
5. Erklären Sie, warum aus (7) folgt, dass die Zeit bis zur Rückkehr des Lichtstrahls durch den Ausdruck
trel = 2
c[F(rE) +F(rV)] (8a)
gegeben ist, wobei F(r1) für r1 > r0 durch den folgenden Integralausdruck definiert ist F(r1) :=
Z r1
r0
dr (1−rs/r)q
1− 1−r1−rs/r
s/r0(r0/r)2
. (8b)
6. Berechnen Sie, dass d
dx
1 q
1− 1−x/a1−x/b ab2
x=0
= b
2(a+b)√
a2−b2 für a > b >0, (9a) Z x
a
dy (y+a)p
y2−a2 = 1 a
rx−a
x+a für x > a > 0. (9b)
7. Zeigen Sie, dass man die Formel (3) aus (8) erhält, wenn man den Integranden in (8b) bis zur ersten Ordnung in rs1 entwickelt. Sie dürfen die Gleichungen (9) verwenden.
8. Diskutieren Sie, inwiefern die Größen die in den Formeln (1) und (3) auftauchen experi- mentell zugänglich sind.