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Siebmaschinen und SiebbelägeUwe Bruder

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Siebmaschinen und Siebbeläge

Uwe Bruder

1. Besonderheiten der Siebung in Recyclingprozessen ...587

2. Feinsiebung ...590

3. Nass- oder Trockensiebung ...591

4. Recycling – Unterschied zur konventionellen Aufbereitung ...592

5. Feinsiebung in der Recycling- und Sekundärrohstoffwirtschaft ...593

6. Siebbeläge ...596

7. Zusammenfassung ...600

8. Literatur ...601 Das Recycling von Rohstoffen, Sekundärrohstoffen und Abfällen ist keine Erfindung der Neuzeit. Vermutlich wurden schon vor Jahrhunderten Baustoffe aus alten oder zerstörten Gebäuden zum Wiederaufbau neuer Anlagen, Kirchen und Häusern benutzt. Auch die Wiederverwendung von Metallen wie insbesondere Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Blei und ähnlichen dürften bereits sehr früh zur Anwendung gekommen sein. Selbst politisch und historisch stand und steht das Recycling von Rohstoffen im Blickpunkt unserer Gesellschaft. Man denke nur an die Trümmerfrauen, das Umgießen von Glocken zu Kanonen oder die Losung Schwerter zu Pflugscharen.

Im Nachfolgenden soll auf einen wichtigen Grundprozess der mechanischen Verfahrens- technik, der auch in der Recycling- und der Sekundärrohstoffwirtschaft eine wichtige Rolle spielt, eingegangen werden – die Klassierung. Die Siebung als ein wichtiger Prozessschritt der Klassierung wird in diesen Beitrag mit dem Fokus auf die Feinsiebung behandelt.

1. Besonderheiten der Siebung in Recyclingprozessen

Die Siebung als zentraler Bestandteil von Klassierprozessen ist neben der Sortierung ein wichtiger Prozess in Recyclinganlagen jeder Art. Mit der Entwicklung der Abfall- und Recyclingwirtschaft war man auf der Suche nach geeigneten Apparaten und Verfahren, um stoffliche Wertschöpfungsprozesse zu verwirklichen. Naheliegend war hierbei, be- reits in der Vergangenheit bewährte Ausrüstungen und Verfahren zu benutzen, weiter zu entwickeln und anzupassen. Da sich die klassische Aufbereitungstechnik seit langer Zeit mit der Verarbeitung von Rohstoffen und Mineralien beschäftigt war es sinnvoll, die Erfahrungen und Synergien aus dieser Branche zu nutzen.

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Bild 1: Einfluss verschiedener Technologiebranchen auf die Recyclingwirtschaft

Die Komplexität der Recyclingwirtschaft und Unterschiede zur klassischen Aufbe- reitungstechnik machten es jedoch erforderlich, interdisziplinär über die Grenzen der Mineralienaufbereitung hinaus nach neuen Lösungen, auch in Kombination mit bekannten Verfahren, zu suchen. Hier bot es sich an, z.B. Lösungen aus der Bauwirt- schaft oder der Chemie zu nutzen.

Die Recycling- und Sekundärrohstoffwirtschaft ist mittlerweile zu einem eigenständi- gen Zweig der Rohstoffwirtschaft geworden. Eigenentwicklungen von Verfahren und Anlagen zeigen deutlich, dass wir es seit geraumer Zeit mit einem neuen Wirtschafts- zweig zu tun haben. Die Recyclingindustrie ist anders als die klassische Aufbereitung gezwungen, kurzfristig auf Veränderungen ihrer Rohstoffe zu reagieren. Die klassische Verarbeitung von Mineralien hat sich über längere Zeiträume auf sinkende Gehalte und feinere Verwachsungen einzustellen.

Hinzu kommt, dass das Recycling von Rostoffen rasanten Veränderungen in der Industrie und Gesellschaft unterliegt. Neue Technologien zu Herstellung immer effizienterer Werkstoffe, Materialen und Produkte stellen die Recyclinganlagen vor sich in kurzer Zeit ändernde Anforderungen. Als Beispiel sei hier die Wiedergewinnung von Rohstoffen aus elektrischen Geräten genannt. Die Aufbereitung von alten elektrischen Geräten der Mikroelektronik, Haushalt und Industrie steht schon seit längerer Zeit im Mittelpunkt der Recyclingwirtschaft.

Die Fotografien aus dem Jahr 1982 zeigen relativ grobverwachsene Teile nach einer Zerkleinerung auf einem Laborhammerbrecher (FIA Freiberg). Damals zur Verfügung stehende elektrische und elektronische Geräte unterscheiden sich im Aufbau und Zusammensetzung von heutigen Geräten deutlich. Besonders die Miniaturisierung der elektronischen Geräte, wie zum Beispiel PC und Mobiltelefon, machen den Un- terschied sichtbar.

Nutzung von Verfahrenstechnik und Apparaten in der Sekundärrohstoffwirtschaft

Sekundärrohwirtschaft / Recycling Klassische

Verfahrens- und Aufbereitungstechnik

Chemie Bauindustrie Landwirtschaft Sonstige

Eigenentwicklungen Siebmaschinen

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Bild 3: Zerkleinerte elektronische Sekundärrohstoffe aus aktueller Zeit

Den Ausgangsmaterialien aus beiden Zeiträumen ist gleich, dass sich feine Drähte, Kunststoffe, Ferritkernbruchstücke und ähnliche Materialien in den feinen Fraktionen finden, die damals wie heute die Siebtechnik vor große Herausforderungen stellen.

Bild 2: Aufnahmen von zerkleinertem Elektronikschrott aus dem Jahr 1982

Quelle: Bruder, U., 1982

Bild 4:

Bestandteile eines zerkleinerten iPhone, händisch sortiert ohne Feinstbestandteile

Ein Beispiel für die Komple- xität in der Zusammenset- zung zeigen die Bestandteile eines zerkleinerten iPhones.

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Nicht nur die miniaturisierten Bauteile erschweren eine mechanische stoffliche Tren- nung, sondern auch die Vielzahl der Komponenten und Verbundwerkstoffe. Hier stößt die traditionelle mechanische Verfahrenstechnik an Ihre Grenzen.

2. Feinsiebung

Die für die Siebung allgemein geltenden Regeln verschärfen sich mit zunehmend feiner Absiebung. Da gilt insbesondere für das Verhältnis von Amplitude und Frequenz bei der Siebung.

Die Auswahl der Siebmaschine ist besonders bei der Feinsiebung von entscheidender Bedeutung, da sie gemeinsam mit der richtigen Siebbelagwahl dem zu klassierenden Material und der Aufgabenstellung angepasst werden muss.

Erze, Sand, Kies, Salz, Lebensmittel Recyclingmaterialien

Steckbeläge Spannbeläge Siebrahmen

Längsspanner, Querspanner, Kreisschwinger, Linearschwinger, Taumelsieb Trommelsieb

Entwässerung Klassierung Schutzsiebung

Determinanten für die Wahl der Siebmaschine

Aufgabematerial

Siebtyp Siebbelag

Aufgabenstellung

• Feuchte %

• Grenzkorn %

• Grobanteil %

• Schüttdichte

• Teilchenform

• Schüttwinkel

• Temperatur

• Anstellwinkel der Maschine

• Vibrationstyp (Kreis, linear, …)

• Frequenz

• Amplitude

• Form der Sieböffnung

• Material der Beläge (Draht, PU, …)

Hauptparameter für Material Hauptparameter für Siebmaschine

Bild 5: Determinanten für die Wahl der Siebmaschine

Bild 6:

Hauptparameter von Sieb- maschine und Siebgut

Spielen schon bei der traditionellen Aufbereitung von Erzen und Mineralien die Haupt- parameter für Material und Maschine eine wesentliche Rolle, so verschärfen sich diese Einflüsse in Recyclingprozessen.

(5)

Oft ist es nicht möglich, nur eine Siebmaschine für sich ändernde Bedingungen einzu- setzen. Die Lösung führt entweder zu höheren Investitionen durch parallele Installation geeigneter Siebmaschinen oder zu Kompromissen in der Qualität der Absiebung.

Groblinine

Aufgabe grob

Produkte Feinlinie

Bypass fein

Rückführung Produkte Apparat 1

Apparat 2 Apparat 3 Apparat 4 Apparat 5

Apparat 6 Apparat 7 Apparat 8 Apparat 9

Bild 7: Beispiel für ein stilisiertes Fließbild der traditionellen Aufbereitung oder in Recycling- anlagen

Bild 8: Beispiel für eine Recyclinganlage mit parallel geschalteten Apparaten (z.B. Siebmaschinen) zur Anpassung an sich verändernde Ausgangsmaterialien

3. Nass- oder Trockensiebung

Nass- und Trockensiebung unterscheiden sich grundlegend. Bei der Trockensiebung gibt es kein Fluid, das die Partikel durch den Belag transportiert. Daher sollten Nass- maschinen möglichst breit und kurz sein. Dieser Aspekt hat Einfluss auf die Sieb- und Belagkonstruktionen.

Groblinine

Aufgabe Feinlinie

Apparat 3

Apparat 1

Apparat 2 Apparat 5

Apparat 5 Apparat 4

Apparat 6

Apparat 3

Apparat 3 Apparat 3

Apparat 3 Apparat 3

Apparat 3

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Bild 9: Trockenfeinsiebung (links) und Nassfeinsiebung (rechts)

Im Unterschied zur Trockensiebung ist es bei der Nasssiebung wünschenswert, möglichst breite und kurze Siebmaschinen zu benutzen. Nur solange eine Suspen- sion auf dem Siebbelag vorherrscht wird nass abgesiebt. Entwässerte Körnungen werden nicht mehr klassiert. Das nutzt man bei den Entwässerungssiebmaschinen gezielt aus. Trockensiebe dagegen können in schlanker Bauform gute Siebergeb- nisse erzielen [4].

In der Feinsiebung werden Nasssiebmaschinen bevorzugt dort eingesetzt, wo das Verfahren im Allgemeinen die nasse Verarbeitung erfordert. Das ist besonders dort der Fall, wo klassier- und sortierschwierige Güter vorliegen. Anhaftende, tonartige Feinstpartikel erfordern oft zwingend nassmechanische Verfahren mit allen Konsequenzen der Abwasserproblematik. Das ist oft nicht zu unterschätzen, besonders wenn Anlagen in stadtnahen Industriegebieten betrieben werden.

Trockene Klassierung und Sortierung bietet sich dort an, wo Wassermangel herrscht oder die Abwasseraufbereitung zu kompliziert und/oder aus gesetzlichen Gründen eingeschränkt ist. Voraussetzung dafür ist, dass das gesamte Verfahren trocken funktioniert.

4. Recycling – Unterschied zur konventionellen Aufbereitung

Die Verarbeitung von Sekundärrohstoffen unterscheidet sich in wesentlichen Punkten von der traditionellen Aufbereitung. Das hat Auswirkungen auf die Ma- schinentechnik – Siebmaschinen eingeschlossen.

Recycling kann nur eine große Überschrift auf dem Gebiet der Sekundärrohstoff- wirtschaft sein. Dem Recycling ist es zu verdanken, dass die verschiedensten Stoffe aus den Rohstoffkreisläufen unserer Gesellschaft verarbeitet werden. Daraus er- geben sich die unterschiedlichsten Anforderungen an die Technik und Verfahren.

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Bild 11: Materialquellen für Recyclingprozesse

5. Feinsiebung in der Recycling- und Sekundärrohstoffwirtschaft

Die Feinsiebung in Recyclingprozessen unterliegt genau wie in der traditionellen Aufbereitungstechnik einem starken Aufschwung. Sowohl in der Nass- als auch in der Trockensiebung hat es in den letzten Jahren rasante Entwicklungen gegeben. Das betrifft sowohl die Siebmaschinen selbst als auch die Siebbeläge für die Feinstsiebung.

• Historisch gewachsene Technologien

• Wenige Zielkomponenten

• Weitestgehend einheitliche Zusammensetzung

• Schwankungen in den Wertstoffgehalten langfristig

• Anlagen erzspezifisch ausgelegt

• Große Durchsätze

• Recyclingwirtschaft etwa 100 Jahre alt

• Polywertstoffliche Zusammensetzung

• Schwankende, kurzzeitige Zusammensetzung

• Anforderung an flexible Anlagen

• Trend- und Modeeinfluss auf die Zusammensetzung

• Geringe Durchsätze

Aufbereitung von Erzen und Mineralien Aufbereitung von Sekundärrohstoffen und Recyclingmaterialien

Bild 10: Stoffliche und technologische Unterschiede zwischen Recyclingwirtschaft und tradi- tioneller Aufbereitung

RECYCLING

SCHLACKEN KUNST- STOFFE

SCHROTT

BAU- WIRTSCHAFT

GLAS ORGA-

NISCHES

SONSTIGES

Schlacken, z.B.:

• Metallschlacken

• Hochofenschlacken

• aus Haushaltsabfall- verbrennung

Organisches, z.B.:

• Pharmazie

• Kompostierung

• Futtermittel

Sonstige Stoffe, z.B.:

• Straßenkehricht

• Gewässersedimente

• Sandfangmaterial

Glas, z.B.:

• Weiß- Buntglas

• Fenterglas

• Produktionsabfälle

Bauwirtschaft, z.B.:

• Baustoffrecycling

• Bodensanierung

• Altholzverarbeitung

Schrott, z.B.:

• Neuschrotte (sortenrein)

• Stahlschrotte (sortenrein, gemischt)

• Bunt- und Edelmetalle

• Mischschrotte und Verbindungen

• Elektronikschrott

• Haushaltsgeräte

Kunststoffe, z.B.:

• Industrieabfälle

• Produktionsabfälle (sortenrein)

• Haushaltsabfällte (z.B. Wertstoffhöfe)

• Grüner Punkt (teilweise)

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Bild 12:

Trommelsiebmaschine für die versuchsweise Siebung von Elektronikschrott bei etwa 5 mm im Jahr 1982 an der Bergakademie Freiberg

Quelle: Bruder, U.: Aufbereitung des unmagnetischen Produktes der Shredderanlage Wöhlsdorf. Ing.-Arbeit an der BA Freiberg, 1982

Bild 13: Anlagenfließbild aus dem Jahre 1985 unter Nutzung von Trommelsieben für die Aufbereitung von Elektronikschrott

Quelle: Klotz, N., Zeitschrift Jugend & Technik, (1), 1985

Verfahrenstechnologie

vorrangig Elektronikschrott, Sorte 8, großstückiger edelmetallarmer Elektronikschrott, max. Abmessung (500 x 1.000 x 1.500) mm3

Aufgabematerial

Zerkleinerung NE-Hammerbrecher

2-stufige Magnetscheidung Trommelmagnetscheider

unmagnetisches Produkt

Klassierung Trommelsieb

Produkt 10 bis 40 mm Entstaubung

Staubprodukt (Halde)

magnetisches Produkt

Handklaubung

Stahlprodukt kupferhaltiges Stahlprodukt

Produkt

< 10 mm

Produkt

> 40 mm

Aufstromsortierung Dichtesortierung Handklaubung

Zick-Zack- Sichter

Schwimm-Sink-

Scheidung Aluminium

Kupfer Messing

Blei edelmetallhaltige

Stücke Nichtmetalle Sinkgut Steiggut

(Halde)

Schwermetall- Konzentrat

AI-NM- Gemisch

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Damals stellte der Einsatz von Trommelsieben die technisch günstigste Möglichkeit dar, siebschwierige Güter bei relativ geringen Trennschnitten abzusieben. Trommel- siebe haben auch heute noch ihre Existenzberechtigung, z.B. in der Verarbeitung von Bauschutt und bei der Kompostierung.

Bild 14: Beispiele für aktuelle Trockenfeinsiebmaschinen verschiedener Hersteller

Quellen: RHEWUM GmbH; Cuccolini S.r.l.; , HAVER & BOECKER OHG; Rotex Siebmaschinen; Derrick Corporation

Beispiele für Nasssiebmaschinen zur Feinsiebung finden sich bei Thomé-Kozmiensky

& Goldmann [4]. Auch in der Gegenwart sind siebschwierige Materialien, wie z.B. feine Drähte eine anspruchsvolle Herausforderung an die Siebung. In Recyclingprozessen können sowohl einfache als auch siebschwierige Güter auftreten.

!

Direkt erregt

(Hersteller Rhewum) Hochfrequentes Schwingsieb

(Hersteller Haver & Boecker) Taumelsiebmaschine

(Hersteller Cuccolini)

Mehrdecksiebmaschine (Hersteller Rotex)

Mehrdecksiebmaschine (Hersteller Rhewum) Feinsiebmaschine

(Hersteller Derrick)

Bild 15: Leicht abzusiebende, kugelförmige Schlacketeilchen (links) und problematisch zu klas- sierende Feinkornfraktion aus einer Elektronikschottzerkleinerung (rechts)

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6. Siebbeläge

Die Entwicklung moderner Siebbeläge hat wesentlich dazu, beigetragen der Feinsiebung im Nass-und Trockenbereich neue Impulse zu geben. Die gestiegenen Anforderungen der Betreiber führten zu innovativen Entwicklungen. Nur das Zusammenspiel von Siebbelag und Siebmaschine garantiert eine erfolgreiche Feinsiebung.

ANFORDERUNGEN

• Höhere spezifische Leistung in t/m3 umbauter Raum

• Höhere Verfügbarkeit, geringe Störanfälligkeit, besseres Handling

• Höhere Effektivität und geringer Energieverbrauch

• Besseres Preis-Leistungsverhältnis

Am Ende ist es die Kunst , die richtige Maschine und Belag für die Lösung der Aufgabenstellung zu finden.

SIEBBELÄGE

• Offene Siebfläche

• Lebensdauer

• Montierbarkeit

• Reinigung/ Kontrollierbarkeit

• Kosten/t Durchsatz

SIEBMASCHINE

• Konstruktion

• Frequenz/ Amplitude

• Reinigung/ Kontrollierbarkeit

• Kosten/t Durchsatz

• Energieverbrauch

Bild 16: Anforderungen an Siebbeläge

Form/ Bauart

Aufgabenstellung Befestigung

Drahtsiebbeläge, PU-Siebbeläge Nylonbeläge ,

Gummi

Verschiedene Kunststoffe

Steckbeläge Spannbeläge Siebrahmen

Lochung, gestanzt, gewebt, gegossen, Flachsiebbeläge, Pyramidenbeläge, Spaltsiebbeläge

Entwässerung Klassierung Schutzsiebung

Determinanten für die Wahl des Siebbelags

Material

Bild 17: Determinanten für die Wahl des Siebbelags

Die Hersteller von Siebmaschinen und Belägen unternehmen große Anstrengungen, um der Neigung von Siebbelägen zur Zusetzung und Verblindung entgegen zu wirken.

Dabei werden verschiedene Arten der Verblindung unterscheiden.

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Folgende Arten der Verblindung von Siebbelägen werden unterschieden:

• Zusetzen durch Steckkorn oder Grenzkorn

• Brückenbildung

• Krustenbildung

• Verblindung durch Fasern oder feine Drähte, Teppichbildung

Dem Zusetzen durch Steckkorn treten die meisten Hersteller durch mechanische Abrei- nigung gegenüber, wobei der Siebbelag direkt oder indirekt mechanisch gereinigt wird.

Bild 18:

Arten der Verblindung von Siebbelägen

Quelle: Derrick Corporation

Bild 19:

Mechanische Abreinigung der Beläge durch Bürsten, Luft- strahlen oder Kugeln

Quelle: MINOX Siebtechnik GmbH

Die Bilder 19 und 20 zeigen konstruktive Möglichkeiten die Neigung der Siebbeläge zur Verblindung zu vermindern. Klopfbälle schlage das sich festgesetzte Steckkorn aus den Belägen. Durch bewegte Siebmatten werden die Steckkörner aus den Belag entfernt. Die- se Methode eignet sich besonders bei der Trockensiebung von leicht feuchtem Siebgut.

In der trockenen Feinsiebung kommen ultraschallerregte Drahtsiebbeläge zu Einsatz.

Allen diesen Methoden ist gemeinsam, dass die Siebbeläge direkt mechanisch durch Fremdkräfte beansprucht werden. Dadurch verringert sich gegebenenfalls die Standzeit der Beläge.

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Eine verbesserte Methode, Siebbeläge vor Verblindung durch Steckkorn zu schützen sind selbstreinigende Belagkonstruktionen.

Bild 20: Verschiedene Methoden der Vermeidung von Steckkorn

Quellen: HEIN, LEHMANN GmbH, HAVER & BOECKER OHG; Ludwig Krieger GmbH

Bild 21: Sandwichbelag mit drei Einzelbelägen

Beim sogenannten Sandwichbelag werden mindesten zwei Feinsiebbeläge direkt überein- ander angeordnet. Ein darunter liegender grober Stützbelag sorgt für die mechanische Stabilität. Durch die geringe Relativbewegung zwischen den Feinsiebbelägen wird die Neigung zum Feststecken von Klemmkorn vermindert.

Die Entwicklung von sehr weichen Polyurethan (PU)-Siebmaterialien gestattet es, Klemmkorn durch ein leichtes Flatterbewegen der Schlitze zu verringern.

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Bild 22:

Weicher PU-Belag zur Verrin- gerung von Verblindung durch Steckkorn

Quelle: Steinhaus GmbH

Drahtsiebbeläge mit runden Drähten neigen durch die konischen Einzugswinkel eher zur Verstopfung. PU-Beläge mit nach unten konischen Öffnungen wirken dem entgegen.

Bild 23: Vergleich von Drahtsiebbelag mit PU-Siebbelag

Quelle: Derrick Corporation

Neuste Entwicklungen in der nassen und trockenen Siebung gehen in Richtung immer feinerer Siebbeläge aus Polyurethan (PU). Bei hohen offenen Siebflächen von 28 bis 35 Prozent sind in der Nasssiebung spannbare PU-Beläge bis hinunter zu 45 µm verfüg- bar. In der Trockensiebung setzt sich diese Entwicklung fort. Heut ist es möglich auf PU-Siebbelägen mit 106µm Maschenweite industriell interessante Durchsätze zu errei- chen. Ein positiver Nebeneffekt dieser verstopfungsfreien PU-beläge sind die fünf bis acht mal höheren Standzeiten gegenüber Drahtsiebbelägen. Gespannte PU-Siebbeläge haben außer dem Selbstreinigungseffekt auch den Vorteil der gleichmäßigen Siebgut- verteilung auch bei gewölbter Oberfläche.

Der Trend in der Trockensiebung geht auch bei den feinen PU-Belägen zum Übergang von Schlitzbelägen auf Quadratlochung. Auch hier sind bei 0,5 mm Maschenweite noch etwa 35 Prozent offene Siebfläche möglich.

Konische Öffnungen = weniger Verstopfung großer Keilwinkel

steiler Keilwinkel

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Die Konstruktion des Belages ist so ausgebildet, dass durch die nach unten konischen Maschen Klemmkorn vermieden wird. Die genannten Maßnahmen und Konstruktio- nen zur Vermeidung von Klemmkorn gelten sinngemäß auch für die Verblindung durch Brückenbildung. Brückenbildung in der Trockensiebung kann auch durch Siebung von zu feuchtem Siebgut hervorgerufen werden. In diesem Fall kann eine Reduzierung der Restfeuchte oft schon Abhilfe schaffen. Krustenbildung ist meist nur durch Änderung des Chemismus des Siebgutes oder der Restfeuchte zu vermeiden. Lösliche Krusten können durch Spülung beseitigt werden.

Am hartnäckigsten sind Fasern oder feine Drähte, die sich in die Siebmaschen setzen und sogenannte Teppiche bilden. Hier hilft nur der Wechsel der Beläge oder die Nut- zung eines anderen Klassierverfahrens. Diese Tatsache ist besonders bei der Klassierung von feinen Fraktionen aus der Aufbereitung von Elektronikschrott von Bedeutung.

7. Zusammenfassung

Die Verarbeitung von Sekundärrohstoffen und das Recycling ist keine neue Erfindung.

Mit steigenden Anforderungen an den Umweltschutz und zunehmender Ressourcen- knappheit kommt den Verfahren zu Gewinnung von Rohstoffen aus zweiter Hand immer größere Bedeutung zu. Klassier- und Sortierverfahren sind Hauptprozesse der Rohstoffverarbeitung und des Recycling.

Während die klassische Aufbereitung von Erzen und Mineralien weltweit eine lange Entwicklungsphase hinter sich hat, ist das Recycling ein relativ junger Wirtschaftszeig, der sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen wirtschaftlichen Faktor entwickelt hat.

Seit den 1980er Jahren beschäftigen sich Publikationen ausführlich mit Technologien und Apparaten für die Verarbeitung von Sekundärrohstoffen. Stellvertretend sei hier das Lehrbuch Aufbereitung metallischer Sekundärrohstoffe genannt [3]. Die Siebtechnik als wichtiger Teil des Grundprozesses Klassierung hat hierbei wichtige Impulse aus der klassischen Aufbereitung auf die Verarbeitung von Sekundärrohstoffen übertragen.

Bild 24: Trockene Siebung auf PU-Belag mit

gleichmäßiger Gutverteilung Bild 25: 1 mm Quadratmaschen PU-Siebbelag

Quelle: Derrick Corporation

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Mit der Entwicklung der industriell interessanten Feinsiebtechnik eröffnen sich auch für die Recyclingindustrie interessante Möglichkeiten der mechanischen Verarbeitung.

Es sei an dieser Stelle auch an den Beitrag von Thomé-Kozmiensky & Goldmann [4]

dieser Veranstaltungsreihe verwiesen, in dem Beispiele für den Einsatz von Feinsieb- maschinen aufgezeigt werden.

Neue Siebkonstruktionen und neuartige Siebbeläge tragen dazu bei, die Verfahrens- technik in der Sekundärrohstoffverarbeitung zu intensivieren.

8. Literatur

[1] Bruder, U.: Aufbereitung des unmagnetischen Produktes der Shredderanlage Wöhlsdorf. Ing.- Arbeit an der BA Freiberg, 1982

[2] Klotz, N., Zeitschrift Jugend & Technik, (1), 1985

[3] Schubert, G.: Aufbereitung metallischer Sekundärrohstoffe. 1. Auflage. Leipzig: VEB Dt. Verlag für Grundstoffindustrie, 1983

[4] Thomé-Kozmiensky, K. J.; Goldmann, D. (Hrsg.): Recycling und Rohstoffe, Band 2, 2009, S. 353 ff

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Inserat

ARA

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar

Karl J. Thomé-Kozmiensky, Daniel Goldmann (Hrsg.):

Recycling und Rohstoffe – Band 8

ISBN 978-3-944310-20-6 TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky

Copyright: Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky Alle Rechte vorbehalten

Verlag: TK Verlag Karl Thomé-Kozmiensky • Neuruppin 2015

Redaktion und Lektorat: Professor Dr.-Ing. habil. Dr. h. c. Karl J. Thomé-Kozmiensky, Dr.-Ing. Stephanie Thiel, M.Sc. Elisabeth Thomé-Kozmiensky

Erfassung und Layout: Ginette Teske, Sandra Peters, Carolin Bienert, Janin Burbott, Max Müller, Cordula Müller

Druck: Mediengruppe Universal Grafische Betriebe München GmbH, München

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