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Warum Europa eine andere Politik braucht

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Ausgabe 05. 2014 | Welt der Fertigung

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im Vordergrund stehen. War es nicht die rot-grüne Bundesregierung, die „ohne Not“, will sagen ohne Rekurs auf eine Na- turkatastrophe und ohne eine weltweite Finanzkrise die von Deutschen durchge- setzte Maastricht-Neuverschuldungs- grenze von drei Prozent durchbrach? Was das für Europa bedeutet, lässt sich leicht ausmalen: Der Kontinent, einst Lokomo- tive und Ideenlieferant der ganzen Welt, wird hoffnungslos hinter die anderen gro- ßen Regionalblöcke zurückfallen.

Ich glaube an Europa, aber nicht an die fixe Idee der Technokraten, die alles über einen Leisten schlagen möchten und jede nationale Abweichung als Bedrohung empfinden, ich glaube an das Europa der Vielfalt. Wir brauchen die Nationalstaa- ten, die sich durch Wettbewerb unter- einander profilieren, aber auch gegen- seitig zu Höchstleistungen anstacheln.

Nur wenn die europäischen Staaten ihre marktwirtschaftliche Wettbewerbskul- tur weiterentwickeln, können sie in der globalen Konkurrenz mit den anderen Weltteilen mithalten. Europa hat seinen Glanz dem Wettbewerb der Nationen zu verdanken – eine Transfergemeinschaft wird dagegen für schnelle Abstumpfung sorgen: Man strebt nicht nach oben, son- dern orientiert sich nach unten.

Die Gemeinschaftswährung hat unbe- merkt diesen Verfall noch beschleunigt.

Denn das Privileg, an der Währungssta- bilität der Starken teilhaben und diese als geldwerten Vorteil einstreichen zu dürfen, ist vielen schwachen Ländern nicht bekommen. Und weil die EU der Er- haltung des Gemeinschaftsgefühls mehr Gewicht beimaß als der Erhaltung ihrer Geldwertstabilität, ist der Euro auch den starken Ländern nicht bekommen.

Weil ich keine Chance mehr für den Einheitseuro sehe, es sei denn zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit des gesam- ten Kontinents, habe ich mir die Devise

„Abkehr vom Schuldenstaat! Abschied vom Einheitseuro!“ zu eigen gemacht.

Will Europa von einem zentral geregelten Transferverbund zu einer kreativen Wett- bewerbsgemeinschaft zurückkehren, weil es seine Stabilität und zugleich sei- ne globale Konkurrenzfähigkeit behalten will, so braucht es ein Währungssystem, welches den in Europa vorherrschenden kulturellen und wirtschaftlichen Unter- schieden Rechnung trägt.

Mit unserem Einzug ins Europäische Parlament wollen wir nun im Interes- se Europas daran arbeiten.

www.alternativefuer.de

Gastkommentar

Warum Europa eine

andere Politik braucht

Die von der Politik getroffenen Entschei- dungen zur „Stabilisierung des Euro“ ha- ben Europa entscheidend verändert: Aus einer Wettbewerbsgemeinschaft ist eine Transfergemeinschaft geworden. Für derartige Einrichtungen besitzen wir in Deutschland mit dem sogenannten Län- derfinanzausgleich das beste negative Beispiel: Gegenwärtig gibt es bei uns von insgesamt 16 Bundesländern nur noch drei Geberländer. Wenn etwa Berlin einen Euro ausgibt, bekommt es von den Geber- ländern 97 Cent zurück. Wenn dagegen Bayern einen Euro spart, muss es davon 97 Cent anderen abgeben. Seltsamerwei- se hat das für Bremen und für Bayern die gleiche Konsequenz: Sparen lohnt sich nicht.

Schon bevor Europa auf den Weg in eine Transfergemeinschaft gebracht wurde, hat Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit die Absurdität einer solchen Regelung vor Augen geführt. Er hat näm- lich entschieden, dass den Berlinern freie Kindergartenplätze angeboten werden sollen, was die Eltern freuen und umso geneigter stimmen wird, ihn und seine Partei zu wählen. Nicht freuen wird es jene, die für die Millionen aufkommen müssen, nämlich Bayern und die anderen Geberländer, die sich im Würgegriff des Finanzausgleichs befinden.

Die absurde Konsequenz: Da die So- zialpolitiker in Bayern, Hessen und Ba- den-Württemberg feststellen, dass Herr Wowereit sich auf ihre Kosten einen wäh- lerfreundlichen Luxus leistet, beschließen sie desgleichen zu tun, weil auch sie an ihre Wähler denken müssen. Nun kann man sich leicht vorstellen, wie dieser Mechanismus, den man auch als System organisierter Verantwortungslosigkeit bezeichnen könnte, bei unseren europä- ischen Nachbarn wirken wird. Aus dem System dieser Ausgabeasymmetrien wird bald eine Leistungs- und Kostenspirale, an der jeder mit der Gewissheit teilnehmen kann, dass nur die letzten die Hunde bei- ßen.

Die letzten, das werden diejenigen sein, die die anderen an Fleiß, Sparsamkeit und haushälterischer Disziplin übertref- fen. Und keiner wird den Mut haben, die Wahrheit auszusprechen, dass eine solche

„Gemeinschaft“ aus Teilnehmern besteht, deren jeder sich, so gut er eben kann, auf

Kosten der anderen zu bereichern sucht.

War die EU einst als eine Wettbewerbs- gemeinschaft konzipiert, in der jeder den anderen an Produktivität und Lebensqua- lität zu übertreffen suchte, wird sie nun zur Umverteilungsgemeinschaft, bei der es eine neue Wettbewerbsdisziplin ge- ben wird – nämlich, wer den anderen das meiste abknöpft.

Daran wird weder die Wettbewerbs- rhetorik der Bundeskanzlerin noch die diversen „Pakte für Wettbewerbsfähig- keit“, für den „Euro“ oder für den „Euro plus“ etwas ändern. Kurz gesagt: Die Fra- ge ist nicht mehr, wer leistet am meisten, sondern wer leistet sich am meisten. Man kann sich denken, dass der Tugendhafte, auf dessen Kosten sich die anderen etwas leisten, die längste Zeit tugendhaft gewe- sen ist.

Für Deutschland wird dies auf Dauer die Konsequenz zeitigen, dass es sich immer weniger von den anderen unterscheiden wird, statt, zusammen mit Holland, Ös- terreich, Finnland, Luxemburg die Felsen in der Brandung abzugeben, die Stabi- litätskultur über Bord werfen und den Abwärtstrend verstärken wird. Mit ihrer Zustimmung zu einer „Europäischen Wirt- schaftsregierung“ wird nun endgültig die Angleichung innerhalb Europas statt der Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents gegenüber anderen außerhalb Europas

Hans-Olaf Henkel

Ehem. BDI-Präsident und Buchautor,

seit 2014 für die AfD im EU-Parlament

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