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Warum die Europäische Union eine neue Globale Strategie braucht

Von Dirk Messner & Imme Scholz, Deutsches Institut für

Entwicklungspolitik (DIE)

vom 20.05.2015

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Warum die Europäische Union eine neue Globale Strategie braucht

Bonn, 20.05.2015. Am Montag trafen sich die Au- ßen- und Verteidigungsminister der EU-Mitglied- staaten in Brüssel. Auf ihrer vollen Agenda stand auch eine Diskussion über die Veränderungen im Sicherheitsumfeld und welche Chancen und Risiken sich dadurch für die EU ergeben. Auf ihrem nächsten Gipfeltreffen im Juni werden die EU Staats- und Re- gierungschefs dann vermutlich Federica Mogherini, die Hohe Vertreterin und Vizepräsidentin der Kom- mission, mit dem Entwurf einer EU-Außenstrategie beauftragen.

Zwei Szenarien sind denkbar: Die EU beschließt, die Europäische Sicherheitsstrategie von 2003 zu über- arbeiten. Sie galt als Meilenstein einer klaren Aus- richtung und Zielformulierung der EU-Außenpolitik.

Allerdings haben sich seit 2003 die EU und ihr Sicherheitsumfeld erheblich verändert. Die Strategie muss daher grundlegend überarbeitet werden.

Alternativ könnte eine breit angelegte ‚globale Stra- tegie‘ entwickelt werden, die den globalen Heraus- forderungen Rechnung trägt. Diese Strategie würde gemeinsame Grundsätze und Ziele festlegen. Sie würde außerdem definieren wie verschiedene Berei- che des auswärtigen Handelns der EU, etwa die Au- ßen- und Sicherheits-, die Handels-, Klima- und Ent- wicklungspolitik, zur Lösung globaler Probleme bei- tragen können und sollten. In einem zweiten Schritt könnte die EU dann speziell für einzelne Politikfelder Strategien formulieren, und etwa die Sicherheits- strategie von 2003 sowie den Europäischen Ent- wicklungskonsens von 2005 überarbeiten.

Diese zweite Option ist, was die EU und die Welt unserer Meinung nach am dringendsten brauchen.

Warum sollte die EU eine globale Strategie ent- werfen?

Zunehmende Multipolarität, globale Interdependen- zen und Unsicherheiten stellen die EU vor andere Herausforderungen als noch vor 15 Jahren. Der Ver- trag von Lissabon hat institutionelle Reformen an- gestoßen, die das Außenhandeln der EU effektiver und kohärenter machen sollen. Im November 2014 beauftragte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Mogherini, den Vorsitz der „Gruppe von Kommissaren für Außenhandeln“ zu übernehmen.

Damit ist die EU institutionell gut aufgestellt, um ein kohärenterer und einflussreicherer globaler Akteur zu werden. Eine neue globale Strategie sollte nun festlegen, wie die EU ihre Werte und Interessen weltweit vertreten und durchsetzen und welche In- strumente sie dafür verwenden will.

Kohärentes, aktives Außenhandeln liegt im Eigenin- teresse der EU: Mehr Wohlstand und Gleichheit au-

ßerhalb Europas trägt zu inklusivem und nachhalti- gem Wachstum auch in Europa bei. Europas Stabilität und Sicherheit sind nur gewährleistet, wenn auch in anderen Teilen der Welt inklusives Wachstum Frieden schafft und bewahrt. Die EU kann Ziele in der Migrati- ons-, Asyl- und Sicherheitspolitik nur erreichen, wenn sie jenseits von Populismus das übergeordnete Ziel ver- folgt, menschliche Mobilität zu fördern. Ökologische Nachhaltigkeit in Europa verlangt eine glaubwürdige Klimaaußenpolitik, die einen globalen Konsens fördert.

Folglich müssen die EU und ihre Mitgliedstaaten eine strategische Zukunftsvision entwerfen, die die Interes- sen Europas, seine globale Rolle und Verantwortung im 21. Jahrhundert neu definiert, den Einfluss Europas in der Welt sichert und seinen Beitrag zu globalen öffent- lichen Gütern verbessert. Eine neue globale EU-Stra- tegie muss daher über eine eng definierte Sicherheits- strategie hinausgehen und diejenigen Außen- und In- nenpolitikfelder der EU einbeziehen, die zur Bewälti- gung komplexer und zusammenhängender globaler Entwicklungsherausforderungen beitragen können.

Eckpunkte für eine globale EU-Strategie

Im Vertrag von Lissabon bekennt sich die EU zum Schutz der eigenen Bürger wie auch zu nachhaltiger Entwicklung, Armutsbekämpfung, freiem und fairem Handel, Demokratie und Menschenrechten. Diesen Verpflichtungen muss die neue EU-Strategie Rechnung tragen.

Ihr internationaler Rahmen ergibt sich aus den aktuel- len Verhandlungen über eine neue globale Entwick- lungsagenda mit universellen Zielen für alle Länder der Erde. Daher verlangt die Umsetzung der Agenda in der EU neben einer globalen Außenstrategie eine entspre- chend abgestimmte Binnenstrategie. Letztere könnte auf der bestehenden EU-Strategie für nachhaltige Ent- wicklung oder einem substanziell überarbeiteten und erweiterten Katalog mit Zielen und Indikatoren der Strategie Europa 2020 aufbauen. Zu den wichtigsten Implikationen der neuen Agenda gehört, dass die EU- Entwicklungspolitik ein strategisches Politikfeld der EU-Außenbeziehungen wird. Das erfordert ihre opti- male Integration und Förderung durch die EU-Aus- senpolitik.

Die Erarbeitung einer globalen Strategie fördert Diskus- sionen und eine engere Zusammenarbeit der EU- Institutionen und -Mitgliedstaaten sowie aller Akteure der Innen- und Außenpolitik (einschließlich Sicherheit, Entwicklung, Klima und Handel). Eine globale EU- Strategie könnte auch künftig den Rahmen für institu- tionelle Reformen und eine Überarbeitung der EU- Instrumente für auswärtiges Handeln bilden, vor allem mit Blick auf die Verhandlungen über den nächsten mehrjährigen EU-Finanzrahmen und das Auslaufen des Cotonou-Abkommens im Jahr 2020.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 20.05.2015 www.die-gdi.de | www.facebook.com/DIE.Bonn | www.youtube.com/DIEnewsflash

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