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Academic year: 2022

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Liebe Leserinnen und Leser,

der dritte Kinder- und Jugendbericht der Landesregierung, den Sie in den Händen halten, gibt einen Überblick über die Leistungen der Landesregierung und die fachliche Arbeit in den verschiedenen Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendpolitik.

Wir alle wissen: Junge Menschen haben ganz komplexe Leistungen zur Aneignung der Welt zu erbringen und in ihr ihren Platz zu entdecken. Das ist nicht immer leicht und das fällt auch nicht immer leicht. Dennoch können wir insgesamt stolz sein auf unsere selbstbewusste und verantwortungsvolle Jugend. In diesem Frühjahr haben wir sie in unserem Land außerordentlich engagiert erlebt. An vielen Orten haben sie sich zu Friedensdemos, Friedensgebeten und Friedensaktionen versammelt und damit ihren Friedenswillen bekundet. Diese Aktionen widerlegen diejenigen, die seit Jah- ren behaupten, die „Jugend von heute“ sei unpolitisch, eigen- süchtig oder nur den banalen Dingen des Lebens zugewandt. Demonstrationen junger Menschen sind ein erfreuliches Signal des Aufstehens für Werte wie Gerechtigkeit und für den Frieden. Die Schüler zeigten mit ihren fantasievollen Aktionen ihre geradezu bewundernswerte Unbekümmertheit, die uns alle zum Nachdenken gebracht hat.

Das Bild von Jugendlichen wird durch die mediale Darstellung von jugendlichen Extrempositionen oft verzerrt. So war es nicht verwunderlich, dass viele Zeitschriften nach der Veröffentlichung der Ergeb- nisse der 14. Shell-Jugendstudie despektierlich titelten: „Generation der Egotaktiker“, während zeit- gleich die enorme Hilfsbereitschaft sehr vieler junger Menschen entlang der Elbe beim Einsatz gegen die bedrohliche Flut zu erleben war. Sie haben nicht als Egotaktiker agiert, sondern aus dem sponta- nen Gefühl heraus, dass Hilfe dringend nötig ist und dabei ein bewundernswertes Engagement ge- zeigt. Die Jugend ist besser als ihr Ruf.

Die Kinder- und Jugendpolitik knüpft an viele positive Einstellungen und Sichtweisen von jungen Men- schen an; an ihren Zukunftsoptimismus, ihren Leistungswillen und ihre Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Diese Einstellungen stehen in engem Zusammenhang mit hohem Selbstbewusstsein, einem deutlichen „Ja“ zur Familie und zum bürgerschaftlichen Engagement in ihrem Lebensumfeld.

Europa ist für viele Jugendliche eine Realität und wird mit großer Offenheit als persönliche Chance betrachtet. Diese positiven Haltungen sind für die Kinder- und Jugendpolitik eine gute Voraussetzung.

Sind es doch gerade diese Eigenschaften und Einstellungen, die benötigt werden, um auf die erhöh- ten Leistungsanforderungen und Risiken unserer Gesellschaft positiv zu reagieren.

Die Kinder- und Jugendpolitik ist ein Schwerpunkt der Landesregierung. Ich selbst bin dafür angetre- ten, mich für eine solide und zukunftsorientierte Basis für die nachwachsende Generation einzusetzen.

Deshalb lag mir daran, dass in diesem Bericht auch die Rahmenbedingungen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen im Land Brandenburg näher beschrieben wurden. Er spiegelt auch die viel- fältigen Bemühungen der Landesregierung zu ihrer Verbesserung wider. In ihrem Mittelpunkt standen im Berichtszeitraum die weitere Stabilisierung der Strukturen der Jugendhilfe und die fachliche Wei- terentwicklung und Qualifizierung der Angebote und Leistungen in den einzelnen Handlungsfeldern.

In der Kinder- und Jugendpolitik spielt die Kinder- und Jugendhilfe eine große Rolle, die man nicht auf die eines Reparaturbetriebs reduzieren kann. Sie ist neben Familie und Schule eine wichtige Soziali- sationsinstanz und erfüllt einen eigenen Bildungsauftrag. Sie ist Wegbereiter und Wegbegleiter für bessere Lebenschancen und Perspektiven von Kindern und Jugendlichen.

Der 3. Kinder- und Jugendbericht belegt aber nicht nur die erreichten Erfolge der Jugendpolitik der vergangenen Jahre, er beschreibt ebenfalls die Herausforderungen der kommenden Jahre. So wird zum Beispiel auch weiterhin die demografische Entwicklung im engeren Verflechtungsraum einerseits und im äußeren Entwicklungsraum andererseits sehr unterschiedlich verlaufen. Trotz knapper wer- dender Haushaltsmittel müssen überall im Land Brandenburg am Bedarf orientierte Angebote bereit- gestellt und finanziert werden. Dies stellt hohe fachliche Anforderungen an die Entwicklung von Kon- zepten und Strategien. Qualitätsentwicklung ist daher unverzichtbar.

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Ein wesentlicher Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe ist die Kindertagesbetreuung. Es bleibt eine schwierige, aber notwendige Aufgabe, das System der Kindertagesbetreuung weiter zu entwickeln, um es bedarfsgerecht und bezahlbar zu erhalten. Es ist richtig und war unumgänglich, dass auch Ein- schnitte vorgenommen wurden; gleichzeitig aber ist eine Entwicklung hin zu einer größeren Vielfalt eingeleitet worden. Die Bedarfslagen sind bereits heute sehr unterschiedlich und sie werden in Zu- kunft noch weiter differieren. Ihnen kann man nicht allein durch das Angebot von Kita-Plätzen ent- sprechen.

Es muss uns in hohem Maße nachdenklich stimmen, wenn heute nur noch 40% aller Akademikerin- nen Kinder bekommen. Dies liegt sicherlich an der strukturellen Unterversorgung mit Krippen-, Hort- und Ganztagsplätzen im Westen Deutschlands. Aber auch unser gut ausgebautes System im Land Brandenburg kann die Erwartungen offenbar nur unzureichend erfüllen: Erwartungen an die Flexibilität der Angebote, an die Berücksichtigung veränderter Arbeitszeiten und Erwartungen an die Qualität. Wir werden es uns nicht leisten können, MEHR zu machen – so müssen wir vieles ANDERS machen.

Ansatzpunkte und erste Schritte gibt es bereits; sie müssen weiterentwickelt werden.

Es gibt aber auch Entwicklungsnotwendigkeiten hinsichtlich der Förderung früher Bildungsprozesse.

Nach der Wende ist der Bildungs- und Erziehungsplan als Grundlage der Arbeit weggefallen; das war politisch und pädagogisch richtig und notwendig, weil er nicht mehr zeitgemäß war. Aber leider ist er ersatzlos weggefallen, und ich habe daher die feste Absicht, einen neuen verbindlichen Bildungsplan entwickeln und umsetzen zu lassen. Brandenburg ist auch hier bundesweit Vorreiter; obwohl ich mir wünschte, wir wären nicht so einsam an der Spitze, sondern würden bundeseinheitliche Bildungsstan- dards bekommen. Die Vereinbarung zu Grundsätzen der Bildungsarbeit, die ich mit den Trägerver- bänden abschließen will, soll hierzu ein wesentliches Moment sein und der Praxis hilfreiche Orientie- rungen für die Arbeit geben.

In der Jugendarbeit hat in den letzten Jahren das Schwergewicht der fachlichen Entwicklung auf der Verankerung von Instrumenten der Qualitätsentwicklung gelegen. Die als 610-Stellen-Programm be- kannte Förderung der Personalkosten von sozialpädagogischen Fachkräften in der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit hat dabei die personelle Basis dieser Arbeitsfelder sichern können. Ein weiteres wichtiges Moment ist die Entwicklung neuer Kooperationsansätze von Schule und Jugendarbeit in der außerschulischen Jugendbildung gewesen. In den nächsten Jahren werden Jugendarbeit und Ju- gendsozialarbeit vor der fachlichen Herausforderung stehen, konzeptionell auf die demografischen Veränderungen zu reagieren. Die Tatsache, dass die Za hl der Jugendlichen in der Hauptzielgruppe bis zum Jahr 2010 auf die Hälfte sinken wird, macht einen tief greifenden Umbau der Angebotsstruktur nötig. Ich gehe davon aus, dass es gelingen kann, diesen Umbau jugendhilfeplanerisch zu bewältigen und neue Angebotsformen, etwa in der Kooperation von Jugendarbeit und Schule im Rahmen von Ganztagsbetreuung, zu entwickeln. Auf diese Weise hoffe ich, dass es zukünftig möglich sein kann, allen interessierten Jugendlichen auch Angebote der Jugendarbeit oder der außerschulischen Ju- gendbildung machen zu können.

Ich wünsche dieser Veröffentlichung viele Leser und hoffe sehr, dass sie die fachliche und fachpoliti- sche Debatte um eine zukunftsfähige Kinder- und Jugendpolitik auf Landes- und Kommunalebene bereichert.

Steffen Reiche Minister

für Bildung, Jugend und Sport

Referenzen

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