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Amerikanische Archäologen haben vor einiger Zeit in der Gegend des alten Sardes Ausgrabungen begonnen

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459

Chronik

der Eeisen, Ausgrabungen und Erwerbungen').

Herausgeber: H. Pick und W. Schubring.

Kleinasisn. Amerikanische Archäologen haben vor einiger

Zeit in der Gegend des alten Sardes Ausgrabungen begonnen. Man

hat dort einen Tempel der Artemis aus dem vierten vorchristlichen

Jahrhundert gefunden. Das für uns wichtigste Ereignis dieser Aus¬

grabungen ist aber die Entdeckung lydischer Inschriften. Ein s

Teil der gefundenen Inschrifteil ist nämlich nebeneinander in grie¬

chischer und lydischer Sprache abgefaßt, andere haben lydischen

und aramäischen Text, so daß man hoffen kann, allmählich zur Ent¬

rätselung der lydischen Sprache vorzuschreiten. (Nach Scribner's

Magazine.) lo

Palästina. Die vorisraelitiscben Kultstätten und Dolmens

Palästinas hat Evarist Mader aufgesucht und von den letzteren

60 Stück zu verzeichnen gefunden. Ein weiteres Ergebnis seiner

Eeise war die Peststellung von 25 Kirchenruinen aus byzantinischer

Zeit, besonders im Süden des Landes. (OLZ. 1914, S. 90.) ifi

Die Portsetzung der Grabungen Sellin's an der Stätte des alten

Siebems, deren Kosten die Akademie der Wissenschaften in Wien

und der Dispositionsfonds des Deutschen Kaisers je zur Hälfte be¬

streiten , hat bedeutende Resultate gehabt. Vollständig freigelegt

wurde das Nordwest-Tor der Stadt, drei von starken Quadertürmen so

flankierte Eingänge, die noch die Schiebelöcher für die Torbalken

und das alte Steinpflaster aufweisen. 15 Meter südlich fand man

die mächtigen Pundamente der Burg, des sog. Millo (Richter 9),

über denen später israelitische und griechische Bauten sich erhoben.

Ist der Millo seinerzeit der Plünderung unterworfen gewesen, so S6

boten die bisher aufgedeckten Privathäuser aus den verschiedenen

Epochen der Stadt reiche Einzelfunde. Die Arbeiten , bei denen

Sellin durch die Herren Praschniker und Grohmann unter-

1) Unter dieser Überscbrift werden die oben S. 229 angelcündigten , Fand¬

berichte" von nun an am Schlüsse jedes Heftes erscheinen. — Die Herausgeber w i e d erhol en h i er di e am an g eg eb en en Ort e ausgesprochene Bitte, sie möglichst durch Originalmitteilungen zu unterstützen.

80*

(2)

460 //. Pick und W. Schubring.

stützt wird , müssen wegen der Ernte ruhen , sollen aber in den

Universitätsferien weitergeführt werden. (Nach der Vossischen Zeitung.)

Babylonien. Die Ausgrabungen der Deutschen Orient-Gesell¬

schaft in Warka, dem biblischen Erech, unter Jordan (März bis

5 Mai 1913) drehen sich um die Preilegung des sogenannten Wuswas.

Es wurden Grundrisse verschiedener Gebäude aus älterer und jüngerer

Zeit festgestellt. Dabei kamen Kleinfunde unbedeutenderer Art zu¬

tage, aber auch 150 zum Teil sehr gut erhaltene parthische Bronze¬

münzen, die in Tonflaschen verwahrt waren.

10 In Babylon bemühte man sich weiter um die Feststellung des

Grundrisses des Turmes von Babel, des E-temen-an-ki. Von der

Stadtmauer, dem kar-agurri Nabupolassars, sind die vier Ecken und

bisher vier große Tore ausgegraben. Die Grabenmauer Nabupolassars

hat geböschte Wandung und ist mit luschriftziegeln versehen. Die

15 Grabenmauer Nebukadnezars hat lotrechte Wände und trägt etwa

alle 50 m eine starke Bastion.

Die Grabungen bei der Prozessionsstraße und in der Haupt¬

burg, dem Kasr, wurden fortgesetzt. Hier wurden zahlreiche Bruch¬

stücke glasierter Ziegelemaillereliefs gefunden und Stücke eines

20 großen Basaltlöwen. Bei der südlichsten Mauer kamen mehrere

alt- und neubabylonische beschriftete Ziegel zutage.

Im Oktober 1913 begann die Orient-Gesellschaft unter Andrae

und B a c h m a n n an einer neuen Stelle zu graben. Gegenüber

von Assur am andern Ufer des Tigris wurde die Ruinenstätte der

26 Stadt Kar-Tukulti-Ninib entdeckt. Sie trägt den Namen ihres

Gründers Tukulti-Ninib, der um 1300 v. Chr. regierte. Nach dem

Tode dieses Herrschers wurde die Stadt wieder verlassen und auch

später nicht mehr besiedelt. So kommt es , daß man die Ruinen,

die auch ganz besonders reinlich sind, gleich unter der Hügelober-

30 fläche findet. Da die Stadt nur kurze Zeit bewohnt war, hat man

bier den großen Vorteil, alle Funde genau datieren zu können. Der

Palast Tukulti-Ninibs und mehrere Tempel wurden aufgedeckt. Im

Assurtempel fand man die auffallend gut erhaltene Cella. Andrae

nahm auch einen Plan des ganzen Stadtgebietes auf Von der

85 Festungsraauer wurden größere Stücke freigelegt. Unter den Funden

sind zahlreiche Freskomalereien besonders wichtig. An verschiedenen Stellen fand man ungebrannte Tontafeln, allerlei altassyrische Keramik und eine Alabastertablette Tukulti-Ninibs, augenscheinlich eine Bau¬

urkunde. Die Berichte über die Grabungsstätte Assur sollen später

40 folgen. (Mitteilungen der Deutschen Orientgesellschaft, Nr. 53.)

Ägypten. Prof. Reißner, der die Ausgrabungen der Harvard-

Universität leitet, hat in den letzten Monaten bei den Pyramiden

von Gizeh ein Totenfeld der 4. und 5. Dynastie (2900—2625 v. Chr.)

freigelegt. Auch im südlichen Sudan wurde gegraben, wobei man

45 eine alte ägyptische Ansiedelung fand. Bei Schech Abade hat der

Egypt Exploration Fund graben lassen und besonders nach Papyrus

geforscht. Flinders Petrie hat bei den Grabungen im Auftrage

(3)

Chronik der Reisen, Ausgrabungen und Erwerbung^. 461

der English School of Archaeology am Grabmal Sesostris II. bei

Illahun im Payum sehr wertvolle goldene Schmucksachen gefunden.

Steindorff, der Führer der Ernst v. Sieglin-Expedition, hat bei

Kom-Eschakaf Gräber aus der Zeit des mittleren Reichs (2000—

1580) untersucht. Borchardt, von der Deutschen Orient-Gesell- 5

schaft nach Ägypten entsandt, beaufsichtigt auch die badische

Expedition, die bei dem Dorfe Qarara einen koptischen Friedhof

aus der Zeit des 3.—7. Jahrh. n. Ghr. freilegte. Dieselbe Expedition

deckte bei El-Hibe Ruinen eines Ortes der 21. Dynastie (945—

745 V. Chr.) auf. Auch Papyri fand man dort. Im nächsten Winter lo

sollen die Grabungen wieder aufgenommen werden. (Berliner Tage¬

blatt, 6. 5. 1914.)

Sayce berichtet über die letzten großen Entdeckungen Gar¬

st an g's in MeroS. Hier wurden von der Expedition der Universität

von Liverpool die bereits 1909 begonnenen Grabungen fortgesetzt, is

Er fand doi-t zwei große Stelen , die mit umfangreichen gut er¬

haltenen Inschriften in der demotischen Schrift von Meroö bedeckt

sind, die hier zum ersten Male erscheint. Soweit man aus den

begleitenden figürlichen Darstellungen entnehmen kann, handelt es

sich um die Besiegung verschiedeüer Stämme im Sudan. Man hofft, «o

unterstützt durch die Pülle der geographischen Namen, hier den

Schlüssel zu dem Alphabet und zur Grammatik der Sprache von

MeroS zu finden. Für die älteste Geschichte Äthiopiens darf man

aus diesen Inschriften wichtige Aufschlüsse erwarten. (Antiquary,

März 1914, S. 84.) »5

In den Times berichtet Naville, der die Ausgrabungen des

Egypt Exploration Fund leitet, über ein eigenartiges Bauwerk, das

zu entdecken ihm geglückt ist. Er glaubt darin das Grab des

Osiris gefunden zu haben, was allerdings von andern Gelehrten sehr

angezweifelt wird. Schon Mariette hatte vor vielen Jahren in Abydos so

einen gewaltigen Tempel Seti's I. ausgegraben. Ein Raum von 50 m

Länge, der mit Sand und Schutt bedeckt war, blieb aber unberührt.

Hier setzte die Arbeit Naville's ein. Dabei stieß er auf ein

großes Heiligtum aus der Pyramidenzeit. Das Gebäude ist recht¬

eckig, die Umfassungsmauer fast vier Meter stark, der innere Teil, S5

30 auf 20 m, besteht aus drei Längsschiffen, die durch Pfeiler aus

Assuangranit geschieden sind, welche fast 5 m lange Architrave

tragen. Die ungeheure Säulenhalle wurde wohl schon unter Ramses II.

zerstört und diente viele Jahrhunderte lang als Steinbruch. Aber

trotzdem bietet die jetzt noch stehende Ecke der nördlichen Halle 40

einen gewaltigen Anblick. Alles in allem gehört dieses „Grab des

Osiris" jedenfalls zu den bedeutendsten Entdeckungen des letzten

Jahres auf dem Boden Ägyptens. (Kunstchronik 1914, S. 412.)

Das Berliner Ägyptische Museum verdankt Naville die

sämtlichen Abklatsche der von ihm seinerzeit bei der Ausgrabung 45

des Tempels von Bubastis gefundenen wichtigen Inschriften. (Sitzungs¬

ber. d. Preuß. Akad. d. Wiss. 1914, S. 75.)

3 S ♦

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462 H. I^h und W. Schubring.

Die Sammlung der Photographien, welche die von der Königl.

Preußischen Akademie der Wissenschaften zur Erforschung der Dar¬

stellungen von Premdvölkern auf ägyptischen Denkmälern entsandte

Expedition aufgenommen hat, kann seit dem Prühjahr 1914 an

6 Interessenten in Abzügen geliefert werden. M. Burchardt und

der Photograph Koch haben 756 Aufnahmen gemacht, zu denen

die in Berlin schon vorhandenen Darstellungen hinzugefügt worden

sind. Die Bearbeitung des Materials ist M. Burchardt und

G. Rodenwaldt übertragen worden. (Zeitschr. f. ägypt. Spr. u.

10 Altertumskunde 51, S. 139.)

Über die Ausgrabungen des Metropolitan Museum an der Stätte

des alten Theben während des Jahres 1912/13 berichtet das Bulletin

of the Metropolitan Museum of Art in New York (Januar 1914).

Man stieß auf Bauwerke aus der 11. Dynastie, über denen sich

15 Gräber aus der ptolemäischen Zeit (etwa 200 v. Chr.) befanden.

Die Steinmetzzeichen des älteren Bauwerkes weisen auf Mentuhotep.

In den Felsen waren 10 Meter tief Löcher gebohrt worden, in denen,

wie die darin sich vorfindenden Wurzeln und Baumstümpfe zeigen.

Bäume gepflanzt gewesen sind. Auch ein großes Grab aus der

20 12. Dynastie wurde gefunden, nebst verschiedenen anderen Gräbern,

die etwa um 1580—1540 zu datieren sind. Eine sehr wichtige

Entdeckung aber machte diese Expedition , indem sie einen ge¬

waltigen, unvollendet gebliebenen Totentempel auffand, dessen

Grundriß rekonstruiert werden kann. Für den Urheber des Baues

25 hat einer von den drei Ramses zu gelten, die zwischen 1142 und

1069 V. Chr. regierten.

Die Deutsche Orient-Gesellschaft hat ihre Grabungen in Teil

el-Amarna unter Borchardt's Leitung im November 1913 wieder

begonnen. Auf den Fund der Häuser eines Oberpriesters, eines

30 Baumeisters, eines Ober-Bildhauers und eines Vorstehers der Rinder¬

herden des Tempels ist neuerdings der der Wohnung des Kriegs¬

mannes Ramose gefolgt. Bis zur Regierung und der Religions-

Umwälzung Amenophis' IV. führte er den Namen Ptahmose. Seine

unvollendete Grabanlage bei Teil el-Amarna ist schon länger be-

35 kannt. (DLZ. 1914, S. 225.)

Die Ausgrabungen des französischen Archäologischen Instituts

in Abu-Roasch haben gute Erfolge zu verzeichnen. Man hat große

Räume, angefüllt mit Töpferwaren der 4. Dynastie (2900—2750)

gefunden. Zum erstenmal ist hier auch die sog. phönizische Lampe

40 zum Vorschein gekommen. Auch Grabstellen aus der Zeit der

3. und 4. Dynastie wurden aufgedeckt. Besonders gut erhalten

und reich ausgestattet war ein Grab aus der 2. Dynastie. (Revue

de l'hist. des religions 1914, S. 130.)

Nordafrika. Eine Reise in der Zyrenaika, besonders auf

46 der Halbinsel Barka, hat Otto Art bau er ausgeführt. Seine

Kenntnis der Sitten und Sprachen der dortigen Nomadenstämme

hat ihm in ethnographischer Hinsicht reichen Ertrag ermöglicht.

3 5 *

(5)

Chronik der Reisen, Ausgrabungen und Erwerbungen. 463

Die anthropologischen Ergebnisse werden von Löritz in München

bearbeitet. Artbauer's Begleiter, der k. k. Oberleutnant Franz Mühl- hofer, hat sich besonders mit den hydrographischen Verhältnissen

beschäftigt und die Routenkarte geführt, die sich über 2500 km

erstreckt. (Vgl. Voss. Zeitung, 28. 4. 1914.) 5

Ewald Banse's im Januar angetretene Expedition in die

Libysche Wüste (vgl. OLZ. 1914, S. 138) ist leider über die ersten

Anfönge nicht hinausgekommen, da den Reisenden von der ägyptischen

Regierung das Vordringen verwehrt wurde.

N. Slouschz berichtet in der Sitzung der Academic des lo

inscriptions et belles-lettres am 13. 3. 1914 über historische und

epigraphische Ergebnisse einer Reise im Atlas-Gebiet, die er im

August und September 1913 ausgeführt hat. Er hat die als Zu¬

flucht dienenden Höhlen, die angeblich römischen und die berberischen

Denkmäler besucht und eine Sammlung hebräischer und judäo- i5

arabischer Handschriften zur frühen Geschichte Marokkos erworben.

Gleichzeitig bespricht er hebräische Inschriften des 15.—17. Jahr¬

hunderts aus Marrakesch und vom Atlas, die nicht spanischen,

sondern einheimischen (Mellah-)Typus zeigen. (Revue crit. 1914,

S. 260.) 20

Arabien und Syrien. Das Hamburgische Kolonialinstitut hat

auf Anregung von C. H. Becker eine Sammlung von Zeitschriften

und Zeitungen in arabischer Sprache erworben, die 694 Nummern

umfaßt , wovon 455 auf Tagesschriften entfallen , und in der alle

Arten vertreten sind, auch die christliche Literatur. Der Urheber 25

der Sammlung ist Graf Terrazzi. Den Verkauf vermittelte das

deutsche Konsulat in Beirut. (Berliner Tageblatt, 24. 2. 1914.)

Die Ausgrabung eines syrischen Heiligtums auf dem Janiculus

in Rom durch Gaston Darier, Nicole und Gauckler hat unter

anderem die Bronzefigur einer männlichen, von einer Schlange um- so

gebenen Gottheit ans Licht gebracht. Die Bestimmung ist noch

nicht gelungen ; daß es sich um den phönizischen Gott Hadad

handelte, wie Pasqui vorschlägt, ist nach Pettier (Acad. des

inscr., 6. 2. 1914) nicht erwiesen.

Islam. In der Märzsitzung der Berliner Kunstgeschichtlichen 35

Gesellschaft sprach P. Sarre über das islamische Kunstgewerbe

des 9. Jahrhunderts auf Grund der Ausgrabungen in Samarra. Man

hat dort aus China exportiertes Porzellan und Steingut gefunden,

was für die Frage der Datierung dieser Erfindung wichtig ist.

Die importierten Waren haben, wie die Funde es ausweisen, den ein- 40

heimischen Keramikern als Vorlage gedient , die aber auch eigene

Muster hergestellt haben. Vor allem besassen sie auch Kenntnis

der Lüsterglasur. Die in Samarra hergestellten Waren sind ihrer¬

seits wieder exportiert worden : man hat sie in Fostat, Algier, sogar

in Cördoba gefunden. (Kunstchronik 1914, S. 407.) *5

Anfang dieses Jahres ist es Eberhard Grafen von Mülinen

(6)

464 H. Pick und W. Schubring.

geglückt, aus Damaskus eine Sammlung hervorragend schöner Kalli¬

graphien (d. h. hauptsächlich von Wandtafeln — alwäk, Sing. lauka

— in arabischer, persischer und türkischer Sprache) zu erwerben.

Die schönsten Stücke der etwa 70 Nummern umfassenden Sammlung

5 sind in der Abteilung „Islam" der Anfang Mai zu Leipzig eröffneten

„Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik" be¬

schaubar. Die Meister, welche jene Kunstwerke schufen, leben zum

Teil noch (einer lebt 96jährig in Damaskus) oder verteilen sich

auf die Zeit bis zum Jahre 1596.

10 „Im Auftrage der französischen Regierung hat der Archäologe

Henri Viollet 1912—1914 Persien durchforscht, wesentlich zum

Zweck von Untersuchungen über die Anfänge der islamischen Kunst.

Begleitet war er von den Grafen J. de Moustier und zum Teil

auch von seiner Gattin. Die unruhigen Zustände in Persien zwangen

16 ihn oft zu Änderungen des Reiscplanes, im ganzen aber vermochte

er doch seinen Zweck zu erreichen. Viollet gelangte über Suitanabad

nach Isfahan , vermied aber Kaschan und dessen Herrn , den be¬

rüchtigten Räuber Najeb Hussein , der später Gouverneur dieser

Provinz wurde. Dann erreichte er über Jesd und Schiras Buschehr

20 am persischen Golf. In der Provinz Pars wimmelte es von Räuber¬

banden, und bei Kaserun, westlich von Schiras, wurden die Reisenden angegriffen, gefangen und erst gegen ein hohes Lösegeld freigegeben.

Nachdem sich Viollet vorübergehend in Bagdad aufgehalten

und dort auf Veranlassung der türkischen Regierung einen Plan

25 zur Verschönerung dieser Stadt entworfen hatte, kehrte er durch

das Tal des Karun und die Gebirge der Bachtiaren nach Isfahan

zurück, worauf er sich über Teheran im September 1913 den

Provinzen Masanderan, Turkmenien und Chorassan zuwendete. Sie

lieferten ihm eine reiche Ausbeute: Türme, Minaretts, datierte In-

80 Schriften und schöne Mihrabs (Gebetsnischen) aus dem 11. und

12. Jahrhundert mit Arabesken, die mit bemerkenswerter Kühnheit

aus dem Stuck herausgearbeitet waren; und aus jüngerer Zeit

Denkmäler mit emaillierten Payencen, die die ersten Einflüsse der

Seldschucken und dann die der mongolischen Invasion mit ihrem

S5 ostasiatischen Charakter zeigten. Diese erklärt Viollet als für die

Kenntnis der islamischen Kunst besonders wichtig". (Berliner

Tageblatt, 10. 5. 1914.)

Über figürliche persische Stuckplastik im Berliner Kaiser

Friedrich - Museum berichtet F. Sarre im Anschluß an Funde,

40 die H. Kevorkyan bei seinen Ausgrabungen in der Nähe von

Raghes gemacht hat. Es wird immer klarer, daß die Annahme, man

habe figürliche Darstellungen auf Grund des religiösen Gesetzes in

islamischen Ländern gänzlich vermieden , sehr einzuschränken ist.

Schon jetzt kann man aus allen Epochen bildliche, ja auch plastische 45 Darstellungen von Menschen nachweisen. Besonders im schiitischen

Persien hat man es mit dem religiösen Verbot nie recht genau

genommen. Eine im ganzen gut erhaltene Figur stellt einen hart-

(7)

Chronik der Reisen, Ausgrabungen und Ervserbungen. 465

losen Jüngling dar. "Aus verschiedenen Kriterien kann man auf

das 12.—^13. Jahrhundert schließen. Auch die andern abgebildeten

Köpfe und Teile von Stuckreliefs sind nicht erheblich später anzu¬

setzen. Meistens stammen sie aus dem 13. Jahrhundert. (Amtliche

Berichte der Kgl. Kunstsammlungen, März 1914.) s

Persien. Der Tätigkeit Ernst Herzfeld's wird die genauere

Kenntnis und die Grundlage zur Entzifferung eines zwar seit langer

Zeit bekannten, aber nie wissenschaftlich untersuchten Denkmals

verdankt: des sasanidischen Turmes von Paiküli. Er berichtet übor

seine Reise, zu der die Kaiser Wilhelm-Gesellschaft die Mittel hergab, lo

in den Abhandlungen der Preuß. Akad. d. Wiss. 1914, Nr. 1. Vor¬

bereitet war sie durch eine Erkundungs-Expedition im Juni 1911.

Wir lassen die Einzelheiten und Zwischenfälle der auch in vielfach anderer Hinsicht ertragreichen Reise des Juni 1913 in der notorisch

unsicheren Gegend bei Seite und geben nur die Beobachtungen 15

Herzfeld's an dem Denkmal selbst wieder. Es ist ein massiver

Turm von quadratischer Grundfläche und etwa 8,40 m Seitenlänge,

aus Bruchsteinen aufgeführt und mit Quadern verblendet, diB an

der Ansichtsfläche bearbeitet waren. Diese Quadern tragen an der

Ost- und Westseite eine wichtige historische Inschrift, und zwar die 20

arsakidische Version im Osten, die sasanidische im Westen. Da ein

Bindemittel fehlte, sind die Quadern sämtlich herabgefallen und

liegen am Fuß des Bauwerks verstreut und verschleppt. Es ist

aber nach den Abklatschen und Aufnahmen sämtlicher beschriebener

Steine, die sich jetzt in den Händen von P. C. Andreas befinden, 25

zu hoffen , daß die vollständige Lesung beider Versionen gelingen

wird. Als Erbauer der Denkmals hat Narseh (293—303) zu gelten,

dessen Kolossalbüste an jeder Seite angebracht war.

In der Sitzung der Archäologischen Gesellschaft am 6. Januar

1914 besprach A. Deissmann mehrere neuentdeckte vorchristliche so

griechische Pergament-Urkunden aus dem Arsakidenreich. An dieser

Stelle verdient der Pund Erwähnung, weil zwei der drei Urkunden

auch Pehlevitext aufweisen. Es handelt sich wahrscheinlich um

Erbpachtverträge über einen Weinberg. Die beteiligten Personen

sind den Namen nach keine Griechen, sondern wohl Parther. Die 35

iranische Namenforschung gewinnt durch den Pund , der jedoch

besonders durch seine genaue Datierung nach arsakidischen Herrschern

und ihren Gemahlinnen wichtig ist. (Jahrb. d. kaiserl. deutschen

archäol. Instituts 1914, S. 46.)

Indien. Von dem Annual Report of the Director-General of 40

Archseology [J. H. Marshall] für 1911—12 ist der 1. Teil erst

kürzlich erschienen (Calcutta 1914, 54, VI S. 4"), weswegen trotz

der zurückliegenden Jahre ein Hinweis gegeben werde möge. Die

genaueren Daten findet man in den schon veröffentlichten Berichten

der archäologischen Provinzen. Aus dem der Auffindung neuer 45

Denkmäler gewidmeten Abschnitt werden zunächst Hargreave's

und Stein's Ausgrabungen von Kaniska's Stüpa in Shah-ji-ki-Dheri

(8)

466 H. PieJc und W. Schubring.

bei Peshawar und der durch vorzügliche Skulpturen ausgezeichneten

Stüpa's von Takht-i-Bahi und Sahri-Bahlol behandelt. Es folgt die

Entdeckung der Bildnisse Kaniska's und zweier Kusana - Herrscher

bei Muttra durch Vogel. Die Portsetzung der von Vogel be-

5 gonnenen Porschungen bei Kasia durch Hiränanda scheinen die

Identität dieser Örtlichkeit mit Kusinara, den Sterbeort des Buddha,

zu erweisen durch den Fund von Tonsiegeln aus der Gupta-Zeit

und einer Kupfertafel mit anfänglich eingeritzter, dann aufgemalter Inschrift. S p o o n e r fand in Basarh , dem alten Vaiääli , gegen 10 250 private und amtliche Siegel, eine große Anzahl von Ton-Gegen¬

ständen und einige Terracotta - Figuren, die in vieler Hinsicht von

Interesse sind, sämtlich wohl aus dem 3. oder 2. Jahrh. v. Chr.

Taw Sein Ko setzte die Ausgrabungen in Hmawza und Pagan

in Birma mit Erfolg fort. Besonders bemerkenswert sind zwei

15 Aschenurnen aus der Payagyi - Pagoda in Hmawza mit Inschriften

in der sog. Pyu-Sprache, die im ganzen noch nicht gelesen werden

kann , aber doch mit Alt - Telugu Verwandtschaft zeigt. Auf die

Abschnitte des Berichts .Conservation', „Museums' und .Epigraphy' begnügen wir uns hinzuweisen.

20 Auf höhere Anordnung erscheinen Teil 1 und 2 künftig in

veränderter Gestalt. Teil 1 bringt außer der administrativen Über¬

sicht eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse, die an die

Stelle des bisher im JRAS. erschienenen vorläufigen Berichts tritt,

nachdem einige einheimische Gelehrte bedauert hatten , daß die

25 englische Zeitschrift der indischen hiermit zuvorkam. Teil 2 wird

in seinem Umfang beschränkt werden und nur solche Aufsätze

enthalten , die in Teil 1 wegen der mehr ins einzelne gehenden

Darstellung nicht Platz finden können. —

üm unsere Überschau mehr auf die Gegenwart zu bringen,

30 lassen wir das Wichtigste aus den — vielleicht nicht allgemein

zugänglichen — Provincial Reports des Archseological Survey, die

dem Gesamtbericht vorauseilen, hier folgen, soweit sie uns vorliegen.

Die Arbeiten im Frontier Circle (Report 1912/13) sind wichtig

durch die Ausgrabungen in Taxila unter Marshall's eigener

35 Leitung, über die er vor der Panjab Historical Society am 4. 9. 1913 berichtet hat. Es wurden drei zeitlich aufeinander folgende Städte

aus der Maurya-Zeit, der der griechischen Herrschaft und der

Kusana-Zeit freigelegt. Sie bestätigen die Annahme, daß Kaniska,

der im 1. Jahrh. v. Chr. nicht regiert haben kann, den beiden

40 Kadphises in der Herrschaft nicht voranging, sondem folgte. (Vgl.

JA. 1913, S. 701.) — Aus dem Northern Circle hat die Abteilung

für muhammedanische und britische Denkmäler nichts wesentliches

an Ausgrabungen zu verzeichnen (Report 1912/13). — Der Southern

Circle hat im Berichtsjahr 1912/13 überhaupt keine Ausgrabungen 45 vorgenommen, plant aber die Öffnung mehrerer prähistorischer Hügel.

— Im Eastern Circle (Report 1912/13) fand zum ersten Mal archäo¬

logische Arbeit auf Gr'Jnd von privaten Mitteln statt, und zwar

(9)

Chronik der Reisen, Ausgrabungen und Erwerbungen. 467

wurde die Stätte des alten Pätaliputra gewählt. Bei Kumrahar,

wo schon früher gegraben worden war , kam eine Säulenhalle aus

der Maurya-Zeit (3. Jahrh. v. Chr.) ans Licht, außer Stüpa's und

der eben vorher von Marshall bei Sanchi aufgedeckten Halle

das älteste bisher gefundene Bauwerk Indiens. Bis zum Datum 5

von Spooner's Bericht waren 8 Reihen von je 10 Säulen, deren

jede von der nächsten einen Abstand von 15 Fuß hat, zum Vor¬

schein gekommen oder vielmehr aus den Resten zu erschließen.

Diese Säulen standen auf einem Holzboden und waren sockellose

Sandstein-Monolithe von z. T. 31/2 Fuß Durchmesser und mindestens 10

20 Fuß Höhe. Ihr Unterteil wurde später von einer Schlammflut

bedeckt, die es konservierte, indem sie den Boden um 8 oder 9 Fuß

erhöhte. Die endgültige Zerstörung erfolgte im 5. Jahrh. durch

Feuer, welches das hölzerne Dach in eine dicke Aschenschicht ver¬

wandelte , über die nur die durch die glühenden Kupferbolzen der 15

Dachbefestigung zersprengten Säulenköpfe hinausragten. Diese

Stümpfe dienten sehr bald nach der Katastrophe, noch zur Gupta-

Zeit im 5. oder 6. Jahrb., zur Herstellung einer rohen Pflasterung über einem Teil der Anlage, während der Rest mit Ziegelbauwerken

besetzt wurde. Mit der Vermoderung der hölzernen Unterlage der 20

alten Säulen sanken diese jedoch immer tiefer hinab, und die Gupta-

Pflasterung und was auf ihr stand stürzte in die entstandenen

Löcher nach. Auf die interessanten Kleinfunde kann hier nicht

eingegangen werden. Über den Zweck der ganzen Anlage, die den

Finder auch in untergeordneten Einzelheiten an das ähnlich monu- 25

mentale Denkmal von Persepolis erinnert, herrscht noch keine Klar¬

heit. — Vier weitere Inschriften in Pyu , über die Duroiselle

(Report 1912/13) berichtet, sind wohl das interessanteste Ergebnis der

archäologischen Forschung in Birma. Sie befinden sich auf drei

Aschenurnen aus dem sog. Pyu Thingyaing in der Nähe der oben so

genannten Payagyi-Pagoda von Hmawza. Pür eine Diskussion dieser

Funde verweisen wir auf JA. 1913, S. 701—703.

Zentralasien. Mit der im März erfolgten Rückkehr von

Prof. A. V. Le Coq und seinem Begleiter, dem Techniker Th. Bart us,

hat die Vierte Deutsche Turfan-Expedition nach einjähriger Dauer 85

ihren Abschluß gefunden. Den Mitteilungen , die Prof v. Le Coq

uns zu senden die Güte hatte , entnehmen wir folgendes. Die

Expedition hatte sich die archäologische Untersuchung des Westens

und Südens von Chinesisch-Turkistan zum Ziele gesetzt und wählte

daher als Ausgangspunkt Kaschgar. Erst dort gelang es ihr, durch 4o

die Hilfe des britischen Generalkonsuls Sir George Macartney

den von der Regierung zu Peking (im Hinblick auf die , wie die

Ereignisse zeigten, in der Tat unsichere Lage) verweigerten Paß zu

erwirken. Der Sommer und Herbst war Arbeiten in Kutschä

(Lj^^i') gewidmet, zunächst den Ming-Öi ei^-U.«), einer alten 45

Klosteranlage bei Qyzil (Joias). Die Ausbeute bestand in der

(10)

468 H. Pich und W. Schubring.

Bergung einer großen Zahl von sehr interessanten Wandgemälden,

darunter dem Wandschmuck und der Kuppelbemalung vieler der

von Grünvredel (Altbuddhistische Kultstätten im Chinesischen

Turkistan) und eines der von May bon (L'Art bouddbique du

6 Turkestan oriental) beschriebenen Höhlentempel. In geringer Menge

fand man auch, außer Kleinfunden, tocharische und indische (San¬

skrit-) Manuskripte. Gegraben wurde ferner in dem großen Komplex

von Sü-baschl längär ( yCü ^) nördlich von Kutscha und

ein Tempel freigelegt , in dem sich eine Kharostbl - Inschrift , die

10 herausgeschnitten wurde , und auf dem Boden einige Münzen aus

der Han - Zeit fanden. Im übrigen hatten , soweit sich die aus¬

gedehnten Grabungen erstreckten. Regen und Schnee bereits ihr

Zerstörungswerk getan. In der Siedelung von Atschigh-Iläk ( j^Ä-l

ui^!) bei Kirisch (^^io^^xJ') im Nordosten von Kutscha förderten

18 gleichfalls umfangreiche und schwierige Arbeiten einige wertvolle

Wandgemälde , Holzschnitzereien und anderes zutage. Auch hier

wurde nur sehr wenig Schriftliches gefunden, das aber — es sind

indische Handschriftenfragmente — immerhin in der Oase von

Kirisch bisher überhaupt noch nicht entdeckt worden war. Groß

20 war dagegen der Fund von Wandmalereien in den Ming - üi von

Sim-Sim f*^) im Nordwesten von Kirisch und von Qum-Tura

(t^jj im Westen.

Im November wurde Kutschä verlassen und die Expedition

begann die üntersuchung der Ruinen von Tumschuq (oj,i.y«jj')

ti bei Maralbaschi in der Absicht, von dort alsbald nach Chotän und

dem Südrande der Wüste, wo Sir Aurel Stein einige Monate

vorher gearbeitet hatte, weiterzugehen. Indessen versprach Tumschuq so wichtige und zahlreiche Funde, daß v. Le Coq seinen Aufenthalt

dort ausdehnen mußte und sich entschloß w die Reise nach dem

30 Süden aufzugeben. Die wichtigsten Fundstücke dieser sehr aus¬

gedehnten Grabungen sind außer den auch hier geborgenen Malereien sasanidische Skulpturen, in Formen hergestellte Friese und Figuren¬

teile, die beim Brande der Tempel zu hartem Ton gebrannt worden

sind, ferner Figuren von einem sehr großen Sockel in reinem

35 Gandhära-Stil ; auch sie waren in Gipsformen hergestellt und zeigen

noch Spuren reicher Bemalung und Vergoldung. Mehrfach fanden

sich die Formen selbst vor. Eine hier gefundene Münze weist auf

die Han-Zeit. Von großer Bedeutung sind die Handschriften. Sie

sind meist buddhistischen Inhalts und in indischer Schrift auf Birken- 40 rinde geschrieben ; in der jetzt neu entdeckten Südanlage am alten

Wege nach Tschähär-bägh (^L wurde aber ein ausgehöhlter

Baumast mit Deckel gefunden, der eine Anzahl vortrefflich erhaltener profaner Schriftstücke barg. Sie sind in kursiver Brähml geschrieben

(11)

Chronik der Reisen, Ausgrabungen und Erwerbungen. 469

und in einer iranischen Sprache verfaßt. Unter den kleineren

Objekten sind Schnitzereien, Münzen, Bronzegefäße und bemaltes

Glas zu nennen.

Die Ausbeute der Expedition füllt im ganzen 152 große Kisten

(die erste Keise brachte 46, die zweite 103, die dritte 135). Steht 5

sie in Betreff der Handschriften auch hinter den Ergebnissen der

früheren Expeditionen zurück, so übertrifft sie diese alle, wie auch

die Zahlen zeigen, an archäologischem Material. Dabei vollzog

sich die Reise selbst unter ungünstigen Umständen. Beide Teil¬

nehmer hatten von Krankheit zu leiden , täglicher Regen beein- lo

trächtigte die Arbeitszeit, Mord und Meuterei flackerten beständig

bier und da im Lande auf, die Beamten waren zum Teil mi߬

trauisch und bewiesen nicht immer das frühere Wohlwollen, und

über allem hing der Schatten drohenden Krieges zwischen China

und Rußland. — 15

Eine Geschichte der Turfan-Forschung — das möge hier an¬

schließend bemerkt sein — bietet in knapper Form L ü d e r s'Dar¬

stellung der literarischen Punde in Ostturkestan in den Sitzungs¬

berichten der Preuß. Akad. d. Wiss. 1914, S. 85—105. ,Die

christlich-literarischen Turfan-Punde' behandelt Baumstark im so

Oriens cbristianus 3, S. 328—332. —

Auch der japanische Reisende Tachibana hat seine archäo¬

logische Expedition nach Zentralasien, die er im November 1910

in Urumtschi begann, zu Ende geführt. Das Hauptziel der Unter¬

nehmung war Turfan. Von dort, wo er seinen englischen Begleiter 25

Hobbs zurückließ, wandte Tachibana sich nach der Lop-Wüste

zur Erforschung der Ruinenstätte Lo-lan., weiter über Abdal am

Tarim nach Tscharchliq, von da genau westlich nach Tschertschen.

Nun durchzog er die Wüste Takla-makan und erreichte nach

26 Tagen Kakto an einem südlichen Nebenfluß des Tarim. Hobbs, so

den er in Kutscha zu treffen gedachte, war inzwischen gestorben

und wurde in Kaschgar beerdigt , von wo aus Tachibana über

Chotän, Keriya, Tschertschen, Tscharchliq nach Tun-huang in Kan-su

reiste. Die Rückkehr erfolgte wieder über Turfan und Urumtschi.

Die Ausbeute der Expedition an Handschriften besteht in buddhi- 35

stischen (Mahäyäna-) Texten aus Qara-Chodscha und einem Manuskript auf Birkenrinde in einer „dem Sanskrit nahestehenden" Sprache aus

einer Ruine hinter Abdal, ferner wurde in der „Höhle der tausend

Buddhas" von Tun-huang eine Nachlese nach buddhistischen Hand¬

schriften abgehalten. In Yar-Choto, dem alten Chiao-ho, wurden 40

interessante Ruinen entdeckt. (Brief Tachibana's an das Geographical

Journal, 1914, S. 80 f) —

Über Sir Aurel Stein's Expedition liegen die ersten Nach¬

richten durch ihn selbst im Geographical Journal vor. Eine Be¬

schreibung ihres ersten Stadiums, der Reise von Kaschmir nach 43

Kaschgar, gibt er dort 1913, S. 540—545. Die von ihm ein¬

geschlagene Route durch die bisher unbesuchten Täler von Darel

(12)

470 H. Pick und W. Schubring.

und Tangir wurde in dem Wunsch gewählt, den alten Weg der

von China kommenden buddhistischen Wallfahrer daselbst aufzu¬

suchen. Sowohl in Darel wie schon vorher im Tal von Hondur,

das Stein von Chilas am Indus aus erreichte, stieß er auf Ruinen

6 aus vorbuddhistischer Zeit, teilweise, wie in Mankial, von be¬

festigten Werken. In Schnitzereien an Häusern, islamischen Heilig¬

tümern und Gräbern fanden sich in Darel Motive erhalten , die

direkte Abkömmlinge des gräco-buddhistischen Stiles sind. Jenseit

des Sheobat - Passes und eines anderen , noch höheren Überganges

10 wurde in Yasin die alte vom Oxus zum Indus führende Route

betreten, auch sie mit Altertümern der genannten Art, und am

Gletscher von Darkot eine tibetische Inschrift entdeckt, die aus der

Zeit des erfolgreichen Widerstandes stammen muß, den China gegen

das Vordringen Tibets in der Richtung nach dem Oxus in der

16 Mitte des 8. Jahrhunderts aufbot. Über Hunza, den Mintaka-Paß,

Tasch-kurgan und das Tal des Kara- tasch war nach Tj^ Wochen

(2. Aug. bis 21. Sept.) Kaschgar erreicht.

Eine zweite Mitteilung (ebd. 1914, S. 440 f.) ist vom 19. Jan.

aus dem Lager Miran datiert, das in der Nähe des anzunehmenden

so alten Hauptortes des Lop-Gebietes liegt, dessen Reste Stein zum

Teil aufgedeckt hat. Die vergangenen Monate hat er mit Porschungen

in der Wüste auf bekannten und auf neuen Wegen zugebracht. Sein

Plan war, in nordöstlicher Richtung, vielleicht mit einem Abstecher

nach Kan-su, weiterzugehen. Die politischen Verhältnisse haben auf

«6 seine bisherigen Arbeiten keinen störenden Einfluß ausgeübt.

(13)

471

Verzeichnis der im letzten Vierteljahr bei der Redaktion

zur Besprechung eingegangenen Druckschriften.

( Mit Ausschluß der bereits in diesem Hefte angezeigten Werlte*). Die Redaktion behält sich die Besprechung der eingegangenen Schriften vor; Rücksendungen können nicht erfolgen; im Allgemeinen sollen — vgl. diese Zeitschr. Bd. 64, S. LII, Z. 4 ff. — nur dann Rezensionen von Büchern etc. aufgenommen werden, wenn ein Exemplar des betr. Buches etc. auch an die Bibliothek der Ge¬

gellschaft eingeliefert wird. Anerbieten der Herren Fachgenossen, das ein oder andre wichtigere Werk eingehend besprechen zu wollen, werden mit Pank angenommen; jedoch sollen einem und demselben Herm Fachgenossen im Höchstfal 1 e jeweilig stef^ nur drei Werke zur Rezension in unserer Zeitschrift zugeteilt sein. Die mit * bezeichneten Werke sind bereits vergeben.

G, Conteneau. — La deesse nue babylonienne. Etude d'iconographie comparie par Le Dr. G. Conteneau. Avec 127 figures dans le texte. Paris, Paul Geuthner, 1914. 131 S. Frcs. 8.—.

Harri Holma. — Die assyrisch-babylonischen Personennamen der Form guttulu mit besonderer Berücksichtigung der Wörter für Körperfehler. Eine lexikalische Untersuchung von Harri Holma, Privatdozent in Helsingfors. Helsinki 1914 (= Annales Academiae Scientiarum Fennicae. Ser. B. Tom XIII.

No. 2.) 97 S.

Hermann Guthe. - Geschichte des Volkes Israel. Von Hermann Guthe. Dritte, vielfach verbesserte Auflage. Mit 5 Abb. im Text u. 4 Karten. (= Grund¬

riß der Theologischen Wissenschaften , Vierzehnte Abteilung.) Tübingen, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1914. XVI + 373 S. M. 9.—; geb. M. 10.—.

W. Caspari. - Die israelitischen Propheten. Von Professor Dr. Lic. Wilhelm Caspari. (= Wissenschaft und Bildung 122.) Leipzig, Quelle & Meyer 1914.

156 S. M. 1.—; geb. M. 1.25.

H. H. Connolly. - Corpus scriptorum Christianorum orientalium editum consiiio Universitatis Cathoiicae Americae et Universitatis Catholicae Lovaniensis curantibus I.-B. Chabot, I. Forget, I. Guidi, H. Hyvernat. Scriptores Syri.

Textus. Series Secunda. Tomus XCII : Anonymi auctoris Expositio Offi¬

ciorum Ecclesiae Georgio Arbelensi vulgo adscripta edidit R. H. Conolly O.S.B. II. Parisiis: J. Gabalda; Lipsiae: O. Harrassowitz. 1913. 180 S.

R. H. Connolly. - Corpus Versio. Series Secunda. Tomus XCI:

Anonymi adscripta interpretatus est R. H. Connolly. O. S. B. I.

... 198 S.

1) Sowie im allgemeinen aller nicht selbständig erschienenen Schriften, also aller bloßen Abdrucke von Aufsätzen, Vorträgen, Anzeigen, Artikeln in Sammel¬

werken etc. Diese gehen als ungeeignet zu einer Besprechung in der ZDMG.

direkt in den Besitz unserer Gesellschaftsbibliothek über, werden dann aber in den Verzeichnissen der Bibliotbekseingänge in dieser Zeitschr. mit aufgefiihrt.

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