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Typologische Aspekte funktionaler Kategorien in der Nominalphrase

Die IB Gil (1987) vorgebrachten Argumente, typologische Unterschiede zwischen engli- schen und japanischen Nominalphrasen auf zwei Parameter (Konfigurationalität und

*Count-Mass*-Unterscheidung) zurückzuführen, werden im Rahmen der DP-Analyse nach Abney (l 987) erörtert. Dabei läßt sich zeigen, daß durch die Einbeziehung der sekun- dären kategorialen Merkmale [± zählbar] und [± determiniert] auch für artikellose Spra- eben und besonders für das Japanische die Existenz funktionaler Kategorien nachgewie- sen werden kann. Eine Konsequenz dieses Ansatzes ist, daß die Rolle des Lexikons für die HjSyntax besonders hervortritt.1

L Typologische Aspekte der Nominalphrase 1.1. Die Typologie von Gil (1987)

[^Ausgangspunkt der folgenden Überlegungen zum Status funktionaler Katego- rien, insbesondere auf der Ebene der Nominalphrase, ist ein Aufsatz von Gil

:(1987). Nach Gü korreliert die Tatsache, daß eine Sprache obligatorische Mar- kierungen fur definite und indefinite Nominalphrasen hat, mit einer ganzen Rei- he anderer Eigenschaften von Nominalphrasen. Seiner Ansicht nach bildet die Variation bezüglich der morphosyntaktischen Strategien, Definitheit bzw. Inde- finitheit auszudrücken, keinen unabhängigen Parameter, sondern ist eine Folge von zwei noch allgemeineren, kovariierenden Parametern, die für die Struktur von Nominalphrasen relevant sind, nämlich (a) Konfigurationalität und (b) die Count-Mass-Unterscheidung. Für Gil ist Konfigurationalität ein ein- deutig auf rein grammatischen Kriterien beruhender Parameter, während die l Dieser Aufsatz entstand im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemein- schaft geforderten Forschungsprojektes zur Syntax der NP und stellt die Endfassung von zwei Vorträgen dar, die ich in der Arbeitsgruppe „Parameter und syntaktische Variation"

auf der 11. Jahrestagung der DGfS in Osnabrück, Februar 1989, und auf dem GGS- Treffen in Regensburg, April 1989, gehalten habe. Dem Leiter des Projektes, Heinz Vater, und meiner Mitarbeiterin Christa Bhatt möchte ich für wertvolle Hinweise danken, ebenso Fumio Fuji und Yoshiko Ono für ihre vielen Anmerkungen nicht nur in bezug auf das Japanische, sowie Priya Bondre und Thilo Tappe für viele anregende Diskussionen. Bei den Gutachtern dieser Zeitschrift möchte ich mich ebenfalls für deren konstruktive Kritik an einer früheren Version dieses Aufsatzes bedanken.

Zeitschrift für Sprachwissenschaft 9, l und 2 (1990), 135-169

© Vandenhoeck & Ruprecht, 1991 ISSN 0721-9067

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136 Elisabeth Lobet

Count-Mass-Unterscheidung zumindest teilweise auf außersprachlichen Krite- rien beruht. Daher schlägt er vor, daß für eine adäquate Beschreibung der Mar- kierung von Definitheit/Indefinitheit nicht nur die Universalgrammatik zu be- rücksichtigen ist» sondern auch auf eine Theorie Bezug genommen werden muß, die sich mit der Struktur bzw. der Interaktion anderer der Sprache zugrundelie- gender kognitiver Fähigkeiten ('mental faculties') befaßt. Im folgenden möchten wir diese Behauptung widerlegen und zeigen, daß auch die Count-Mass-Unter- scheidung auf ein rein sprachliches Kriterium zurückgeführt werden kann.

Betrachten wir zunächst Gils Typologie der Nominalphrase. Danach gehören alle Sprachen einem von zwei grundlegenden Sprachtypen an, die sich gemäß (1) voneinander unterscheiden:

(1) Typ A (Englisch) Typ B (Japanisch) configurational NPs nonconfigurational NPs count nouns vs. mass nouns treat all nouns as mass Ausführlicher formuliert:

„I will argue that the NP typology is a joint product of the two covarying parameters of configurationality and the count-mass distinction. Specifically, Type A languages have configurational NPs and distinguish between count and mass nouns, whereas Type B languages have nonconfigurational NPs and do not distinguish between count and mass nouns, instead treating all nouns as mass."

(Gil 1987: 255 f.)

Im folgenden werden sieben typologische Kriterien genannt, auf denen die in (1) angegebene Zweiteilung beruht und die in der Tabelle (2) zusammengefaßt sind.

Gils Ausführungen zu den einzelnen Korrelaten werden in den folgenden Ab- schnitten kommentiert.

(2) Typologie der Nominalphrase (Gil 1987: 256)

Typological correlate Type A Type B 1. Obligatory marking of (in)definiteness + — 2. Obligatory marking of nominal plurality + — 3. Obligatory marking of numeral classification — + 4. Existence of adnominal distributive numerals — + 5. Free NP-internal constituent order — + 6. Existence of stacked adnominal numeral constructions — + 7. Existence of hierarchic interpretations of stacked ad-

jective constructions * + —

(3)

1.2. Kriterium 1: Markierung der (In-)Definitheit

Beispiel (3) zeigt, daß Nomina im Englischen obligatorisch entweder als definit oder als indefinit markiert werden müssen. Im Japanischen dagegen ist diese morphologische Markierung nicht obligatorisch; hon 'Buch' in (3b) kann so- wohl definit als auch indefinit interpretiert .werden:

(3) (a) Sam read a/the bookpbook

(b) Susumu-ga hon -o yon -da Nom book Ace read Perf

In Sprachen vom Typ A (Englisch) kann der Unterschied zwischen definiten und j» indefiniten Nomina Gil zufolge auf zwei verschiedene Arten ausgedrückt wer-

fien(S.256):

i) als eine Opposition zwischen einem obligatorischen definiten und einem obligatorischen indefiniten Artikel (z.B. für zählbare Nomina im Singular, wie in (3 a) gezeigt),

als eine Opposition zwischen einem obligatorischen Artikel (definit oder indefinit) und

- einem fakultativen Artikel oder

- Null-Artikel („zero marking"); dies gilt beispielsweise für 'zählbare' No- mina im Plural wie engl. books und für Stoffnomina wie engl. water.

1 Wichtig ist nun für Gils Argumentation, daß in Sprachen vom Typ A das Vor- kommen artikelloser Nomina wie book wesentlich restringierter ist als das Vor- kommen von Nomina in Verbindung mit Artikel (a book, the book). Aus diesem

* Grunde werden diese Ausdrücke unterschiedlichen syntaktischen Kategorien zugeordnet. Wenn also ein Nomen bzw. eine Nominalphrase ohne Artikel einer N-Projektion Nn zugeordnet wird, dann wird die Verbindung dieses Nn mit einem Artikel der Kategorie Nn+1 zugeordnet. In Sprachen vom Typ B (Japa- nisch) hingegen kommen Nomina ohne Artikel in denselben Umgebungen vor wie Nomina mit Quantifizierer oder Demonstrativa, Pronomina und Eigenna- men. Sprachen vom Typ B differenzieren also nicht zwischen der Kategorie Nn und der syntaktischen Kategorie Nn* * wie in Typ A, vgl. (4). Gil schließt daraus (S. 257), daß diese Sprachen die Kategorie Nn* * nicht haben und daß das erste typologische Korrelat den Grad der NP-internen Konfigurationalität von Typ A und Typ B widerspiegelt, wobei Konfigurationalität im Sinne von 'struktureller Komplexität' verstanden wird: „the function of the definite and indefinite ar-

(4) Nn N11*1

Englisch book ajthe book

j Japanisch hon

(4)

138 Elisabeth Lobet

tides in Type A languages being to "raise" an expression from category Nn to category N11*1 and thereby increase the amount of NP-internal bar syntactic structure".

Gil kommt zu dieser Analyse, weil nach der bisherigen Version des X-bar- Schemas (z.B. nach Jackendoff 1977) für eine kategoriale Darstellung aus- schlaggebend ist, ob eine bestimmte Form (hier der Artikel) lexikalisch realisiert ist oder nicht. Dies kann man sich an Beispiel (5) nach Jackendoff (1977:117) verdeutlichen. Wenn man aber von der neueren Analyse der Nominalphrase als (5) N'"

Art'" N"

N' N a book

Determiniererphrase nach Abney (1987) ausgeht und diese Analyse in Verbin- dung bringt mit dem Prinzip der Unsichtbaren Kategorie nach Emonds (1987), wonach eine Kategorie X auch leer sein kann, wenn sie in einer Schwesterkonsti- tuente realisiert ist, ist der Unterschied zwischen Typ A und Typ B nicht mehr so gravierend. Im Rahmen des traditionellen X-bar-Schemas (etwa nach Jacken- doff) war es nicht möglich, zwischen der lexikalischen Realisierung, d.h. der Form, und deren syntaktischer Funktion (der Signalisierung von (In-)De- finitheit) zu trennen. Wir werden auf diesen Aspekt weiter unten (Abschnitt 5) ausführlich eingehen.

1.3. Kriterium 2 und 3: Plural und Klassifikatoren

In Sprachen wie Englisch muß ein großer Teil der Nomina, nämlich die 'zählba- ren' Nomina, obligatorisch für Numerus markiert werden. In Sprachen vom Typ B dagegen können Nomina, die nicht bezüglich des Numerus markiert werden, sowohl singularisch als auch pluralisch interpretiert werden. Im Japani- schen gibt es beispielsweise keine Pluralmarkierung, hon 'book' ist sowohl als Singular als auch als Plural interpretierbar:

(6) (a) Sam read the book(s) ~ ~ (b) Susumu-ga hon -o yon *da (=(3b))

Nom book Ace read Perf

(5)

Nach Gü steht dieses Kriterium in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Cöunt-Mass-Parameter. Die Unterscheidung zwischen Singular und Plural setzt Zählbarkeit voraus, und nur Sprachen vom Typ A (d. h. die Sprachen, die 'zähl- bare* Nomina haben) müssen Nomina obligatorisch für Plural markieren. In Sprachen wie Japanisch dagegen verhalten sich alle Nomina wie Stoffnomina.

Es gibt zwar das eine Mehrheit von Personen bezeichnende Suffix -ftzf / für Nomi- na mit dem Merkmal [-l· human], z.B. kodomo-tati 'Kinder', gakusei-tati 'Stu- denten*. Die Funktion dieses Suffixes ist jedoch nicht mit dem englischen Plural- morphem -5- vergleichbar, weil es nur in wenigen Fällen anwendbar ist. Die Bedeutung von -tati ist eher 'and others, and the likes* (Kuno 1973: 26).

In Sprachen wie Englisch gibt es keine Numeralklassifikatoren für zählbare .Nomina. In Sprachen vom Typ B (Japanisch) dagegen ist die Verwendung von

^Numeralklassifikatoren wie -satu in (7b) obligatorisch für alle Nomina, die dis- jitrete und konkrete Entitäten bezeichnen; Numeralia können in Verbindung mit iesen Nomina einfach nicht ohne einen solchen Klassifikator verwendet wer- en.

0 (a) Sam read three books

(b) Susumu-ga son- satu no hon -o yon -da Nom 3 Cl Cop book Ace read Perf

npieses Kriterium ist nach Gil eine direkte Folge des Count-Mass-Parameters:

£

| (8) „Since count nouns come with a "natural" unit for enumeration, Type A languages, possessing count nouns, do not require a numeral classifier specifying such a unit. Mass nouns, however, have no such natural units;

hence, Type B languages, possessing only mass nouns, must make use of a numeral classifier in order to establish appropriate units for enumera- tion," (1987: 258)

Interessant in diesem Zusammenhang ist der Begriff'natural unit' für 'zählbare*

Nomina und die Annahme, daß Stoffnomina keine derartige 'natürliche Einheit*

besitzen. Gil weist selbst daraufhin, daß es auch im Englischen für Stoffnomina klassifizierende Begriffe gibt, um eben geeignete Einheiten zu schaffen, die dann gezählt werden können:

(9) Just as English offers a choice of classifying expressions for its mass nouns - for instance, three drops/cups/gallons of water - so Japanese offers a choice of classifiers for all its nouns - for instance, sansatu no hon 'three volumes of book* (three books), sanmai no hon 'three pages of book* (one or more three-paged books), sansyoku no hon 'three colors of i book* (one or more three-colored books)." (ib.)

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140 Elisabeth Lobet

Auf die in diesem Zitat genannten Beispiele kommen wir weiter unten zurück, möchten aber zunächst auf folgende Diskrepanz hinweisen: In bezug auf Stoff- nomina werden von Gil zwei Kriterien gleichgesetzt, die nicht gleichgesetzt wer- den können. Er geht für das Englische von Stoffnomina aus, und zwar Stoffno- mina im Sinne von 'mass-denoting nouns', d.h. Nomina, die tatsächlich Stoffe bzw. ungegliederte Substanzen bezeichnen, und setzt diese mit Nomina im Japa- nischen gleich, die sich syntaktisch ähnlich wie Stoffnomina im Englischen ver- halten („Type B languages, possessing only mass nouns")· Auch im Japani- schen kann man unterscheiden zwischen Nomina, die Stoffe bezeichnen, und Nomina, die diskrete Entitäten bezeichnen. Der Unterschied zeigt sich beispiels- weise darin, daß für beide Arten von Nomina unterschiedliche Fragewörter verwendet werden: ikutu (no) 'wieviele* vs. do no gurai (no) 'welche Menge/

Grad/Ausmaß', wobei letztere Konstruktion wiederum für beide Arten von Nomina verwendet werden kann. Das ist in etwa vergleichbar mit dt. wieviele Äpfel vs. wieviel Äpfel. Ferner besteht der Unterschied zwischen stoffbezeich- nenden Nomina und diskrete Entitäten bezeichnenden Nomina gerade darin, daß auch im Japanischen analog zu Gils eigenem Beispiel three cupslgallons of water Stoffnomina mit unterschiedlichen Zähl- bzw. Maßeinheiten verbunden werden können:

(10) (a) san-rittoru no wain 'drei Liter Wein' 3 Liter Kop Wein

(b) san-bon no wain 'drei Flaschen Wein' 3 Flasche Kop Wein

Diese Variation ist bei Nomina, die diskrete Entitäten bezeichnen, nicht mög- lich. Zwar können diese Nomina ebenfalls mit Maßwörtern verbunden bzw. in Maßkonstruktionen verwendet werden (z. B. san-kilo no hon 'drei Kilo Bücher'), aber bei reinen Zählkonstruktionen ist das Vorkommen des Klassifikators mit dem jeweiligen Nomen eindeutig festgelegt, d.h. grammatikalisiert. Hon 'Buch' ist, wenn es mit Zahlwörtern kombiniert wird, lediglich mit dem für dieses No- men geltenden Klassifikator -satu 'Band* verbindbar. Hon könnte sogar, da dieses Nomen eine diskrete Entität bezeichnet, mit einem Klassifikator und ei- nem Maßwort verbunden werden, etwa san-satu no san-kilo no hon 'drei Dreiki- lobücher', wobei die Partikel no in Verbindung mit -satu kopulativ zu interpre- tieren ist, in Verbindung mit -kilo dagegen attributiv. Die verschiedenen Kombi- nationsmöglichkeiten, die Gil in dem Zitat (9) im Zusammenhang mit hon nennt, sind unzutreffend und sind wie folgt zu kommentieren. Sanmai no hon 'three pages of book (one or more three-paged books)' ist ungrammatisch, und -syoku in dem Beispiel sonsyoku no hon 'three colors of book* (one or more three- colored books)''hat nicht den Status eines Klassifikators, sondern den Status eines Nomens. Wörtlich könnte man dieses Beispiel mit 'Dreifarbenbuch bzw.

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-bücher* wiedergeben.2 Klassifikatorkonstruktionen unterscheiden sich gerade dadurch von ähnlichen Konstruktionen, daß das Vorkommen von Nomina mit einem Klassifikator grammatikalisiert ist, d. h. keine Variation möglich ist. Dies ist in etwa vergleichbar mit Stück in ein Stück Vieh (keine Variation möglich) vs.

Stück in ein Stück/Bogen/Blatt Papier.

Für den folgenden Zusammenhang ist vor allem wichtig, daß der sog. Count- Mass-Parameter eben keine Größe ist, die teilweise außersprachlich bedingt ist, sondern sich auf ein rein syntaktisches Kriterium reduzieren läßt. Der Begriff 'Count-Mass-Parameter' ist selbst schon irreführend, da er nämlich einen syn-

^aktischen Aspekt ('Zählbarkeif, d, h. Verbindbarkeit mit einem Numerale) mit pinem nicht-syntaktischen Aspekt (ungegliederte Substanz vs. diskrete Entha- lten) verbindet. Der Parameter müßte also korrekterweise entweder 'Count/

Non-Count-Parameter' oder eben 'Entity/Mass-Parameter' heißen. Der rele- vante Unterschied für Englisch vs. Japanisch ist, genau wie Konfigurationalität, rein syntaktischer Art: Ausschlaggebend ist das syntaktische Kriterium der Zählbarkeit' von Nomina. Ob das, was diese Nomina bezeichnen, auch außer- sprachlich gesehen zählbar ist, ist u. E. für den hier zur Diskussion stehenden Zusammenhang einfach irrelevant. Im Japanischen sind (fast) alle Nomina- ob de nun eine Substanz oder eine Entität bezeichnen - nicht zählbar, d.h. nicht inmittelbar mit Zahlwörtern verbindbar; vgl. Anm. 2. Sie können nur mittelbar,

2 Man könnte hier einwenden, daß -syoku 'Farbigkeit' als Nomen unmittelbar, d.h.

t ohne Klassifikator, mit einem Numeral verbunden ist. Die Verwendung von -syoku ist

ö allerdings auf bestimmte Nomina beschränkt (Bezeichnungen von textilen Stoffen, Bil- dern, Büchern, etc.); -syoku selbst ist nur als 'Farbe von x* zu interpreueren und daher nur

^ls Attribut verwendbar. 'Farbe' als Gegenstand heißt dagegen iro. Werden Farben ge- zählt, muß eine Klassifikatorkonstruktion verwendet werden, wobei nach Auskunft von

v Informanten der allgemeine Klassifikator -tu für Gegenstände verwendet wird:

mit-tu no iro 'drei Farben' 3 KlfKop Farbe

Statt des aus dem Chinesischen entlehnten Zahlwortes son '3' wird in diesem Beispiel das japanische Zahlwort mit *3* verwendet. Hierzu Martin (1975): „There are two underlying systems of numerals, one native and the other borrowed from Chinese; counters of native origin will typically prefer the numerals of the native system'* (S. 767).

Nach Martin (1975:774 f.) gibt es nur wenige Ausnahmen im Bereich der Nomina, die diskrete und konkrete Entitäten bezeichnen, „in which the noun being counted serves as the counter", z. B. ni-zi 'zwei Schriftzeichen', go-kakoku 'fünf Länder*, wobei er in diesem Zusammenhang auch das Beispiel huta-iro 'zwei Farben' anfuhrt, was nach Auskunft von Informanten nicht akzeptabel bzw. ungebräuchlich ist. Ferner ist go-kakoku 'fünf Länder' kein Beispiel für eine Konstruktion ohne Klassifikator, da dieser Ausdruck korrekterweise als go-ka-koku *5-Klf-Land' zu analysieren ist. Für andere Typen von Nomina gilt dage- gen, daß sie zwar quantitativ näher bestimmt, aber nicht gezahlt werden können: „Action nouns (turi 'fishing' [...]) are said to be quantifiable yet neither countable nor measurable as such", und „Abstract nouns (seigi 'justice9, [...]) can be quantified, as in sukosi no seigi 'a little justice', but not counted or measured" (S. 178).

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142 Elisabeth Label

und zwar 'mittels' Klassifikatoren (für diskrete Entitäten bezeichnende Nomi- na) bzw. Zähl- oder Maßeinheiten (bei Substanzen) an Zahlwörter angeschlos- sen werden, wobei letzterer Aspekt mit den Verhältnissen im Englischen und Deutschen vergleichbar ist. Im Deutschen und Englischen wiederum kann die Klasse der Nomina eingeteilt werden in solche, die zählbar, d.h. direkt mit Zahlwörtern verbindbar sind, und solche, die nicht zählbar sind, d.h. nicht unmittelbar mit Zahlwörtern verbunden werden können. Diese Unterscheidung ist, weil sie sich gerade bezüglich der Pluralisierbarkeit auswirkt, syntaktisch relevant und hat daher auch den Status eines 'minor categorial feature' im Sinne von Chomsky (1965:82): N [ + zählbar]. Damit ergibt sich auch ein Unterschied zu eher semantischen Merkmalen wie [± belebt], einem Merkmal, das zumin- dest im Deutschen und Englischen nicht in demselben Maß syntaktisch relevant ist wie das Merkmal [± zählbar]. Bei beiden Merkmalen handelt es sich um lexikalische Merkmale, da sie jeweils Bestandteil des Lexikoneintrags sind.

Während aber das Merkmal [+ belebt] für ein Nomen vorwiegend nur dann vorliegt, wenn das betreffende Nomen außersprachlich eine belebte Entität be- zeichnet, gilt dies nicht in demselben Maße für das Merkmal [+ zählbar]: Auch Nomina, die diskrete und damit zählbare Entitäten bezeichnen (z. B. Vieh., Obst, etc.), können das Merkmal [— zählbar] enthalten, was deutlich an der Ungram- matikalität von *zwei Obst (vs. zwei Stück Obst) zu erkennen ist. Auf dieses sekundäre kategoriale Merkmal werden wir weiter unten im Zusammenhang mit dem Prinzip der Unsichtbaren Kategorie nach Emonds (1987) zurückkom- men.

Wie aus der Tabelle (2) ersichtlich ist, sind die Kriterien 2 (Pluralmarkierung) und 3 (Numeralklassifikation) komplementär zueinander. Dies ist ein Indiz da- für, daß beide Kriterien in unmittelbarem Zusammenhang miteinander stehen können, und der gemeinsame Nenner für beide Kriterien ist eben (Nicht-) Zählbarkeit. Zählbare Nomina sind direkt mit Zahlwörtern verbindbar und pluralisierbar, nicht-zählbare Nomina wiederum können nur über eine Maß- bzw. Zähl- oder Klassifikatoreinheit mit Zahlwörtern verbunden werden.

l A Zu den Kriterien 4-7

Auf die Kriterien 4 bis 7 wollen wir nur kurz der Vollständigkeit halber eingehen, da wir uns im folgenden auf die Aspekte der Zählbarkeit (Gils Kriterien 2 und 3) und der (In-)Definitheit (Kriterium 1) beschränken wollen und die anderen Kri- terien vor allem den Parameter der Konfigurationalität betreffen.

Kriterium 4 betrifft die Existenz adnominaler distributiver Zahlwörter in Sprachen wie Japanisch (lib), während in Sprachen wie Englisch Konstruktio- nen wie in (l l a} verwendet werden müssen, um den gleichen Sachverhalt zu bezeichnen:

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(11) three books each

(a) Sam and Cyril carried \ the books three at a time \ I the books in threes J

(b) Susumu to Siro-ga san-satu-zutu no hon -o hakon-da ' and Nom 3 Cl Distr Cop book Ace carry Perf

Was also im Englischen adverbal ausgedrückt werden muß, soll im Japanischen adnominal durch das distributive Zahlwort sansatuzutu ausgedrückt werden.

Ijlach Auskunft von Informanten ist der Satz (l l b) jedoch ungrammatisch. Der Satz wäre grammatisch, wenn die hier als 'Cop' (für 'Kopula') ausgewiesene

t Form no nicht vorhanden wäre. No wiederum ist ein nominaler Attributor, der

*4 vergleichbar mit engl. ofbzw. frz. de - die Funktion hat, zwei nominale Konsti- tuenten miteinander zu verbinden. Ist der Satz jedoch nur dann grammatisch,

renn no fehlt, deutet dies darauf hin, daß sansatuzutu hier nicht adnominal, ändern adverbal verwendet wird, wir also im Vergleich zum Englischen syntak- sch gesehen gar keinen Unterschied vorliegen haben. Aus diesem Grunde ge- en wir auf das von Gil im Zusammenhang mit (11) genannte Kriterium nicht

reiter ein.

Kriterium 5 betrifft die relativ freie Wortstellung, die im Japanischen möglich t. Während in der NP in (l 2 a) im Englischen die einzelnen Bestandteile nicht

^mutiert werden können, die Reihenfolge also fest ist, sind im Japanischen '(fast) alle Reihenfolgen möglich.

4 e;

*(12) (a) Sam's three blue books that Cyril read

(b) Susumu-no san-satu no aoi Siro-ga yon -da hon '* Gen 3 Cl Cop blue Nom read Perf book

Kriterium 6 betrifft die Tatsache, daß im Japanischen Zahlwörter 'aufeinander gestapelt* („stacked") werden können wie in (13b), während dies im Englischen nicht möglich ist (Gil 1987: 261):

(13) (a) *three two books

(b) san-satu no ni-syoku no hon 3 Cl Cop 2 Cl Cop book (c) three two-coloured books

(13 b) hat in etwa die gleiche Interpretation wie (c). Während im Englischen two in Verbindung mit einem Adjektiv (coloured) verwendet wird, behauptet Gil für das Japanische, daß hier zwei durch no verbundene Zahlwörter nebeneinander vorkommen. Der Fehler bei der Analyse des japanischen Beispiels in (13 b) liegt jedoch darin, daß die als Klassifikator ausgewiesene Form -syoku kein Klassifi- kator ist, sondern ein 'nominales9 Morphem mit der Grundbedeutung '-färbe',

(10)

144 Elisabeth Label

das auch nur als Bestandteil eines Kompositums verwendet werden kann; vgl.

Anm.2. Interessanterweise ist Farbe kein Klassifikationskriterium; lediglich Form, Große und Konsistenz sind die primären Klassifikationskriterien, was sich auch in den Bedeutungen, die den einzelnen Numeralklassifikatoren teilwei- se noch zugeordnet werden können, widerspiegelt. Das zweite no ist dementspre- chend nicht kopulativ zu interpretieren, sondern attributiv. Wörtlich heißt (l 3 b) in etwa 'drei Bücher der Zweifarbigkeit', und die Gemeinsamkeit zu (13c) 'drei zweifarbige Bücher' ist offensichtlich. Hier liegt also ein weiteres Kriterium vor, das nicht stichhaltig ist.

Das letzte typologische Korrelat, Kriterium 7, betrifft die mögliche hierarchi- sche Interpretation von 'gehäuften' Adjektivkonstruktionen im Englischen.

Während die beiden NPen in (l 4 a) nicht synonym sind, da eine unterschiedliche hierarchische Klammerung möglich ist, das zweite Adjektiv also jeweils von der Bedeutung her in einem engeren Zusammenhang zum Nomen steht als das erste Adjektiv, soll dies in (14b) nicht möglich sein, d.h., im Japanischen sollen die beiden angegebenen NPen völlig synonym sein (Gil 1987: 261):

(14) (a) small powerful engine - powerful small engine (b) tiisai tayoi enzin - tayoi tiisai enzin

small powerful engine powerful small engine

Abgesehen davon, daß es tuyoi statt tayoi heißen muß, sind nach Auskunft meiner Informanten die Verhältnisse analog zum Englischen, d. h., auch im Ja- panischen sind beide NPen nicht synonym, und man kann sehr wohl zwischen einer leistungsstarken Maschine, die klein ist, und einer kleinen Maschine, die leistungsstark ist, unterscheiden.

Für den Parameter der Konfigurationalität ist daher lediglich Kriterium l (obligatorische Markierung von (In-)Definitheit) relevant. Geht man jedoch von der Analyse der Nominalphrase als Determiniererphrase (DP) nach Abney (1987) aus, läßt sich zeigen, daß Konfigurationalität kein Parameter für den Unterschied zwischen Sprachen vom Typ A (Englisch) und Sprachen vom Typ B (Japanisch) ist. Die DP-Analyse wird in Abschnitt 5 beschrieben. Der 'Count- Mass'-Parameter bzw. die Kriterien, die für diesen Parameter konstitutiv sind (Pluralmarkierung und Numeralklassifikation), werden im folgenden Abschnitt behandelt. Festzuhalten bleibt, daß der 'Count-Mass'-Parameter genauso sprachimmanent zu begründen ist wie der Parameter der Konfigurationalität, und daß man somit zumindest für diesen Aspekt auf außersprachliche Kriterien verzichten kann.

Plurahnarkierung und Numeralklassifikation sind zwei Phänomene, die Gil zufolge in allen Sprachen, wenn auch in komplementärer Verteilung, vorliegen.

Dies bedeutet, daß in allen Sprachen das Kriterium der Zählbarkeit von Nomina relevant ist, sei es in seiner positiven Spezifizierung (gewisse Nomina sind [+ zählbar] und daher auch pluralisierbar) oder in seiner negativen Spezifizie-

(11)

rung (Nomina sind [— zählbar] und können nur mittelbar (durch Klassifikation etc.) mit Zahlangaben verbunden werden). Dieser Aspekt kann daher in Form eines Parameters formuliert werden, denn für die Nomina aller Sprachen liegt folgende Option vor:

(15) Parameter 1:

Nomina enthalten entweder das Merkmal [ + zählbar] oder das Merk- mal [— zählbar], d. h., sie können/können nicht unmittelbar mit Zahl- wörtern verbunden werden.

Bn folgenden Abschnitt wollen wir das Phänomen der Numeralklassifikation und die in diesem Zusammenhang wichtigen Aspekte kurz beschreiben, um dann zu zeigen, daß Numeralklassifikatoren und das damit im Zusammenhang stehende Merkmal [± zählbar] die Annahme einer weiteren funktionalen Kate- gorie notwendig machen.

2. Numeralklassifikatoren

aß Gils Kriterien 2 und 3 in unmittelbarem Zusammenhang miteinander ste- en, zeigt auch das von Greenberg (1972:28) aufgestellte implikative Universa- , daß „numeral classifiers imply the absence of compulsory plurals". Numerak

*|lassifikatoren kommen vor allem in Sprachen des zirkumpazifischen Raumes

* f pr, und sie erscheinen in typologisch völlig unterschiedlichen Sprachen. Einen

*guten Überblick über dieses Phänomen bieten Kölver (1982), Serzisko (1982)

*und Craig (1986). Der Terminus „Numeralklassifikator" selbst ist schon recht illustrativ, denn er steht einerseits für den syntaktischen Aspekt, daß diese nur in einer Numeralphrase vorkommen, andererseits für den semantischen Aspekt, daß mit der Verwendung eines Numeralklassifikators gleichzeitig eine semanti- sche Klassifizierung der gewählten Entitäten involviert ist. Semantisch gesehen können die Klassifikatorkonstruktionen entsprechend (16) von anderen ver- wandten Konstruktionen (Zähl- und Maßkonstruktionen) abgegrenzt werden.

(16) semantische Aspekte: Numeral + (Quantifizierung + quantifizierte bezeichnendes Entitäten) Nomen

(a) Klassifikator- konstruktionen:

(b) Zähl-

konstruktionen:

(c) Maß-

konstruktionen:

inhärente Merkmale (Klassifikator) Form-

merkmale Maßeinheiten (Maßwörter)

N[+struktu- riert]

N[- struktu- riert]

N[± struktu- riert]

(12)

146 Elisabeth Löbel

Zu (l6 a): Klassifikatorkonstruktionen. Die Verbindung zwischen einem Nomen und einem Klassifikator ist grammalikalisiert, d.h. nicht frei wählbar. Kon- struktionen, die diesem Typ im Englischen und Deutschen am besten entspre- chen, sind etwa a head of cattle bzw. ein Stück Vieh. Die Klassifikationskriterien selbst lassen sich in einer Skala derart anordnen, daß, wenn eine Sprache Klassi- fikatoren hat, zunächst die Unterscheidung in [ + human] und [— human] rele- vant ist, danach das Kriterium der Belebtheit, und dann die Kriterien Form, Größe, Konsistenz und Verwendungszweck. Farbe und Geruch haben in keiner Sprache den Status eines Klassifikationskriteriums (vgl, auch die Diskussion von Beispiel (13) oben). Das mit einem Numeral zu verbindende Nomen hat ferner die Eigenschaft, eine diskrete Entität zu bezeichnen, was Greenberg mit dem Merkmal [+ strukturiert] erfaßt:

„If I cut a piece of meat in two, I have two pieces of meat, but if I cut a dog in two, I still have only one dog, a dead one. The property that distinguishes dogs and automobiles in these cases is evidently internal organization into an integrated and organic whole, whether natural in the case of the dog or artificial in the case of the automobile. We might call this feature [± structured]." (1972: 23)

Der Klassifikator selbst bezeichnet ein Merkmal, das dem Nomen begrifflich inhaliert, wie folgende Beispiele aus Kölver (1982: 161) zeigen, wobei in dem birmanischen Beispiel in (l 7 a) der Aspekt der Form und in dem vietnamesischen Beispiel in (17 b) das Kriterium der Belebtheit vorliegt:

(17) (a) hpya hna hca? "zwei Matten' Matte 2 [flache Obj]

(b) ba con trau 'drei Büffel' 3 [Lebewesen] Büffel

Zu (16b): Zählkonstruktionen. Dieser Konstruktionstyp kommt in allen Spra- chen vor und unterscheidet sich von den Klassifikatorkonstruktionen dadurch, daß das zu zählende Nomen lediglich eine Substanz bzw. Masse und eben nicht eine im Sinne von Greenberg 'strukturierte', diskrete Entität bezeichnet und daß das die Quantifizierung bezeichnende Nomen wiederum den Aspekt der Form involviert, denn erst die Kombination von Substanz und Form konstituiert eine (diskrete) Entität, die dann gezählt und nicht, wie das bei Maßkonstruktionen der Fall ist, lediglich gemessen wird. Während also ein Nomen wie Apfel gleich- zeitig eine bestimmte Form und eine bestimmte Substanz involviert, ist das z. B.

bei einen Stoffnomen wie Milch nicht der Fall; mit Milch wird lediglich eine Substanz bezeichnet, die dann in Verbindung mit einem eine Quantifizierung bezeichnenden Nomen wie Tropfen, das wiederum eine Form bezeichnet, zähl- bar gemacht wijrd (z.B. in zwei Tropfen Milch, s. Löbel (1986)).

Zu (16c): Maßkonstruktionen. Diese ebenfalls in allen Sprachen vorkom- menden Konstruktionen unterliegen bezüglich der Eigenschaften, die das mit '

(13)

dem Maßwort zu verbindende Nomen besitzen muß, keinen Restriktionen, aus dem einfachen Gründe, weil alles, was mit einem Nomen bezeichnet werden kann, in irgendeiner Weise gemessen werden kann (zwei Pf und Äpfel, aber auch 30 km Rhein, ein Quentchen Glück).

Neben diesen semantischen Unterschieden haben alle drei Konstruktionsty- pen syntaktisch gesehen dieselbe Struktur, wobei wir uns aber im folgenden auf die Numeralklassifikatoren beschränken möchten (für Einzelheiten vgL Löbel (1986)):

(18) [Numeral + Klassifikator] + Nomen

Zahlwort und Klassifikator bilden syntaktisch gesehen eine Konstituente, was

£ich auch darin zeigt, daß die Reihenfolge von Numeral, Klassifikator und No- .pien nicht beliebig ist, sondern nach Greenberg (1972: 31) den Beschränkungen

on (19) unterliegt:

19) Reihenfolgebeschränkungen

(a) Num-Klf - N (b) N - Num - Klf (c) Klf - Num - N (d) N - Klf - Num (e) *Klf - N - Num (f) *Num - N - Klf

|ius dieser Aufstellung wird ersichtlich, daß Numeral und Klassifikator nicht getrennt vorkommen können. Im Japanischen bilden sie sogar ein einziges Wort (vgl. sansatu (no hon) *drei-Band (Bücher)'), das syntaktisch gesehen den Status eines Nomens hat. Generell kann man davon ausgehen, daß Klassifikatoren aus Nomina entstanden sind, d.h., Klassifikatoren sind „nouns which have under- gone both semantic and categorial bleaching" (Craig 1986: 6). Diese Nomina haben also einen reduzierten syntaktischen und semantischen Status, was wie- derum an einem Beispiel aus dem Deutschen verdeutlicht werden kann: In zwei Blatt Papier hat das die Quantifizierung bezeichnende Nomen Blatt syntaktisch reduzierten Status, weil es nicht, wie bei Zahlen größer als l sonst üblich, im Plural stehen muß (es gibt natürlich auch die Variante zwei Blätter Papier).

Für unsere Argumentation ist nun folgende Beobachtung von Greenberg (1972: 31) besonders relevant:

(20) „In languages with substantival inflection for number [...] the numeral governs the classifier in respect to such categories as number and case, while the enumerated noun is in apposition to or stands in an adnomi- nal construction (essentially partitive) to this combination".

Dies bedeutet, daß in Sprachen, die Numerusflexion haben, der Quantifizierer- phrase (QP) der von der syntaktischen Umgebung geforderte Kasus und der Numerus zugewiesen wird und nicht dem Nomen, das den zu zählenden Begriff

(14)

148 Elisabeth Label

bezeichnet. Für das Japanische, das keine Numerusunterscheidung aufweist, gilt das Zitat von Greenberg nicht, aber für analoge Konstruktionen im Deutschen und Englischen, wie folgende Beispiele aus Löbel (1986: 97) zeigen:

(21) (a) Drei Körbe Obst wurden/*wurde heute morgen geliefert.

(b) Zwei Gläschen Kaviar habenj*hat ihren/4''seinen Preis.

Interessant ist nun, daß bei einfachen Konstruktionen mit Zahlwort, z.B. die ßinf gelben Blumen, das Zahlwort genau wie das Adjektiv als Adjunkt innerhalb der NP angesehen werden kann. Das ist aber nicht mehr möglich, wenn zusätz- lich zum Zahlwort noch ein eine Quantifizierung bezeichnendes Nomen (Maß- wort, Klassifikator etc.) vorliegt. Ein Vergleich der beiden-Sätze/im/ge/oe Blu- men kosten zwei Mark und ein Straußgelbe(r) Blumen ^kosten/kostet ßinf Mark zeigt dies deutlich. Die (komplexe) Quantifiziererphrase hat also, da sich nach ihr die Kongruenz richtet, den Status eines syntaktischen Kopfes und nicht eines Adjunktes. Den lexikalischen Kopf dieser Phrasen bilden wiederum die eine Quantifizierung bezeichnenden Nomina. Die genannten Aspekte gelten für das Englische uftd Deutsche, da in beiden Sprachen Kongruenz vorliegt, aber nicht für das Japanische, eine Sprache ohne Kongruenz; wir werden auf diesen wichti- gen Gesichtspunkt weiter unten (Abschnitte 4 und 6) zurückkommen. Wenn man nun untersucht, wann diese Konstruktionen auch im Deutschen und Engli- schen obligatorisch sind, kann man feststellen, daß dies genau bei den Nomina der Fall ist, die nicht zählbar sind (Stoffhomina).3 Aus diesem Grunde gehen wir davon aus, daß Quantifizierung bzw. Zählbarkeit in dem hier angedeuteten Sin- ne eine eigenständige funktionale Kategorie im Sinne von Abney (1987) ist, was im nächsten Abschnitt erläutert werden soll.

3. Q als funktionale Kategorie

Im folgenden gehen wir für die Beschreibung der Nominalphrase von der von Abney vorgeschlagenen Analyse der NP als DP (d.h. als Determiniererphrase) aus, wonach nicht nur auf Satzebene (22 a), sondern auch auf der Ebene der NP funktionale und lexikalische Kategorien vorliegen (22 b) (Abney 1987:19). Hier- nach bildet die Nominalphrase (im traditionellen Sinne) eine komplexe Phrase, wobei die funktionale Kategorie D eine nichtfonktionale, nach Abneys Termi- 3 Ein Gutachter weist darauf hin, daß ein Strauß gelbe (r) Blumen kosten 5 Mark für viele akzeptabel ist. Da beide Konstruktionen (mit dem Prädikat im Singular und im Plural) möglich sind, können wir hier von semantischer Kongruenz sprechen. Noch deutli- cher wird der hier angesprochene Aspekt durch Beispiele wie zwei Sträuße Heidekraut, kosten/*kostet 5 Mark oder zwei Sträußchen Petersilie liegen/*liegt auf dem Tisch.

(15)

(22) a. IP b. DP

X\ X\

Subj I' Poss D'

/\ X\

I VP D NP '·· Tense AGR

AGR

i

nologie 'thematische' (d.h. lexikalische) Kategorie, nämlich NP, als Komple-

^ment selegiert D wird als Sitz der grammatischen Merkmale, u.a. auch der 4 Kongruenzmerkmale, angesehen und bildet daher den syntaktischen Kopf die- ,, Phrase. Der Vorteil dieser Analyse besteht zum einen darin, eine strukturelle arallelität zwischen Satz und Nominalphrase (im herkömmlichen Sinne) nach- reisen zu können, zum anderen aber auch darin, mehr strukturelle Positionen merhalb der NP zu schaffen.

Hinzu kommt, daß I und D auch semantische Ähnlichkeiten aufweisen:

The function of the determiner is to specify the reference of a noun phrase. The aoun provides a predicate, and the determiner picks out a particular number of hat predicate's extension. The same function is performed in the verbal system Hpy tense, or inflection. The VP provides a predicate, that is, a class of events, and

\ tense locates a particular event in time" (Abney 1987: 77).

Funktionale Kategorien werden von Abney (1987: 64f.) wie folgt charakteri- siert:

1. Funktionale Kategorien bilden geschlossene lexikalische Klassen.

2. Funktionale Elemente sind im allgemeinen morphologisch und phonologisch abhängig („dependent"), tragen daher auch keinen Akzent, sind oft Klitika oder Affixe, und manchmal können sie sogar phonologisch leer („phonologi- cally null") sein.

3. Funktionale Elemente erlauben nur ein Komplement, das im allgemeinen kein Argument ist. Argumente sind nach Abneys Terminologie CP, PP and DR Funktionale Elemente selegieren dagegen IP, VP oder NP.

4. Funktionale Elemente können normalerweise nicht von ihrem Komplement getrennt werden.4

5. Funktionale Elemente haben keinen „deskriptiven Gehalt". Ihr semantischer Beitrag ist zweitrangig und dient vor allem dazu, zur Interpretation ihres Komplements beizutragen. Sie markieren grammatische oder relationale Merkmale „rather than picking out a class of objects".

4 Ein Gutachter weist zu Recht auf Gegenbeispiele zu diesem Punkt hin, z.B. VP- Preposidg (unter Zurücklassung eines Auxiliars) und eventuell NP-Aufspaltung (unter Zurücklassung eines D-Elementes).

(16)

150 Elisabeth Löhel

Gerade der letztgenannte Punkt ist Abney zufolge die wesentliche Eigenschaft funktionaler Kategorien, und wir werden im Zusammenhang mit den Numeral- klassifikatoren darauf zurückkommen.

Bei der Diskussion von Gils Kriterien haben wir schon daraufhingewiesen, daß dessen zweites und drittes Kriterium, die obligatorische Pluralmarkierung und die Verwendung von Numeralklassifikatoren, in komplementärer Vertei- lung stehen und zu einem Kriterium zusammengefaßt werden können. M. a. W.:

Pluralmarkierung (bei Nomina mit dem Merkmal [+ zählbar]) und Numeral- klassifikatoren bzw. Maßwörter (bei Nomina mit dem Merkmal [—zählbar]) sind die Alternativen, mit denen ein Nomen mit einem Zahlwort verbunden werden kann. Genau dieser Aspekt entspricht dem, was Emonds (1987: 615) unter dem Prinzip der Unsichtbaren Kategorie versteht:

(23) Invisible Category Principle

A closed category B with positively specified features Cf may remain empty throughout a syntactic derivation if the features Q (save possibly B itself) are all alternatively realized in a phrasal sister of B.

Beispielsweise kann man im Englischen folgende Alternation beobachten (nach Olsen 1988: 12):

(24) (a) John t e] eats fish (b) John |j can] eat fish

Die geschlossene Kategorie I kann phonologisch leer sein (e, für empty\ wenn der Merkmalsgehalt, für den diese Kategorie steht, in einer phrasalen Schwester (hier: am Kopf der Scliwesterkonstituente) realisiert ist (-s in eats vs. can in can eat).

Ähnliches läßt sich beim Adjektiv zeigen, denn der Komparativ kann entwe- der am Adjektiv in Form eines Suffixes oder durch eine eigene Komparativform ausgedrückt werden:

(25) (a) [PEG e] brighter 0>) [DEG more] bright

„Die Gesetzmäßigkeit, die wir hier beobachten, kann so gesehen werden, daß der Inhalt des funktionalen Kopfes entweder in situ lexikalisiert wird (z. B. durch ein Modalverb oder ein DEG-Wort) oder - als alternative Möglichkeit - als Flexionsendung am lexikalischen Kopf des Komplements/4 (Olsen 1988: 13).

Analog dazu liegt im Deutschen in bezug auf die Kombinierbarkeit von No- mina mit Zahlwprtern folgende Alternative vor: Der Plural wird morphologisch durch ein Suffix realisiert, wenn das Nomen das Merkmal [+ zählbar] enthält;

aus diesem Grunde ist die Kategorie Q (für Quantifizierbarkeit bzw. Zählbar-

(17)

keit) phonologisch leer (26 a). Bei Wild hingegen, einem Nomen, das nicht zähl- bar ist bzw. das Merkmal [— zählbar] enthält, muß Q lexikalisch realisiert sein, wie in (26 b) dargestellt:

(26) (a) drei [Q e] Blumen (b) drei [Q Stück] Wild (27)

a. die drei e großen b. die drei Stück frisches c. die drei Liter kalte(r) d. ba con

3 Lebewesen

Blumen Obst Milch

trau (= (17b)) Büffel

Die entsprechende syntaktische Struktur ist in (27) wiedergegeben, wobei sich das vietnamesische Beispiel, wie man in (27 d) sieht, problemlos in diese Struktur integrieren läßt (s. Löbel 1990a und 1990 b). Die eine Quantifizierung bezeich- nenden Nomina erfüllen wie folgt die von Abney für funktionale Kategorien genannten Kriterien:

1. Die Relation zwischen Stück und Obst bzw. Liter und Milch ist f-Selektion und keine thematische Relation; die NPen frisches Obst und kalte (r) Milch tragen keine eigene Theta-Rolle.

2. Gerade die Numeralklassifikatoren bilden eine geschlossene lexikalische Klasse (im Japanischen gibt es etwa 10 Klassifikatoren).

3. Eine funktionale Kategorie kann auch phonologisch null sein (Beispiel 4. Funktionale Kategorien tragen keinen (eigenen) Akzent (in drei Liter Milch

trägt Liter den schwächsten Akzent).

(18)

152 Elisabeth Label

Während Numeralklassifikatoren eindeutig eine geschlossene Klasse bilden, gilt dieses Kriterium nicht für Maß- und Zählangaben wie Liter, Tasse etc. Wir sind aber dennoch der Ansicht, daß diese Nomina zu der lexikalischen Instantiierung der funktionalen Kategorie Q gezählt werden können, zumal da sich auch in Klassifikatorsprachen die Verwendung von Numeralklassifikatoren und Maß- bzw. Zählangaben gegenseitig ausschließen (jap. san-kilo no hon 4drei Kilo Bü- cher', aber nicht *$an-satu kilo no hon 'drei Band Kilo Bücher'; vgl. dt. drei Stück Obst mit *drei Stück Kilo Obst). Darauf, daß es generell schwierig ist, geschlosse- ne (funktionale) und offene (lexikalische) Klassen abzugrenzen, verweist auch Abney (1987: 64):

„There are a number of properties that characterize functional elements, in contradistinction to thematic elements. Like all major grammatical distinctions, there is a substantial gray area between thematic and functional elements; there are thematic elements with some properties of functional elements, and vice versa, and some items that are very difficult to categorize at all. This does not nullify the distinction, however."

Maß- und Zählangaben gehören u.E. in den Bereich der „substantial gray area", da sie zumindest in bezug auf ihre grammatische Funktion (die Verbin- dung nicht-zählbarer Nomina mit Zahlwörtern) mit der geschlossenen Klasse der Numeralklassifikatoren vergleichbar sind. Ein zweiter Aspekt, der unsere These noch unterstützt, besteht darin, daß das in (23) zitierte Prinzip der Un- sichtbaren Kategorie von Emonds sich zwar auf eine geschlossene Kategorie bezieht, diese Annahme aber, wie Emonds (1987:623) selbst zugibt, stipuliert ist.

Ausgangspunkt für unsere Überlegungen, Q als funktionale Kategorie anzu- sehen, bildete vor allem die Tatsache, daß die Quantifiziererphrase den syntakti- schen Kopf dieser Konstruktion bildet, weil sie ausschlaggebend für die Kon- gruenz ist. Dies läßt sich auch an folgendem Beispiel zeigen, wobei es irrelevant ist, ob wie in (28 a) die Rede von Zucker ist, sugar also den semantischen Kopf bildet, oder aber wie in (28 b) von zwei Tassen die Rede ist (Löbel 1986: 97):

(28) (a) Two cups of sugar were/*was strewn on the floor.

(b) Two cups of sugar were/*was smashed on the floor.

Sowohl die Quantifiziererphrase in (28 a) als auch die Nominalphrase in (28 b) bilden jeweils den syntaktischen Kopf. Das in (20) angeführte Zitat von Green- berg trifft also auch auf das Deutsche und Englische zu. Das 'enumerated noun' sugar steht in appositiver oder, wie im Englischen durch die Präposition 0/ange- deutet, in einer partitiven bzw. 'pseudo-partitiven' Beziehung zur Quantifizierer- phrase (vgl. hierzu Selkirk (1977) und Löbel (1990a)).

Betrachten wir nun die Klassifikatorkonstruktionen im Japanischen. Diese haben die Struktur von (29):

(19)

(29) [[san- satu no] hon ] -o 'drei Bücher' 3 Klf KopBuch Akk

Hier ist die Quantifiziererphrase die syntaktisch untergeordnete Phrase, was an der Partikel no, die die attributive Variante zur Kopula da bilden soll, ersichtlich ist. Allerdings könnte man auch argumentieren, daß hier nicht die attributive Variante einer Kopula vorliegt, sondern die 'kopulative* Variante des nominalen Attributors no, was dann vergleichbar wäre mit dem 'appositiven' of bzw. de im Englischen und Französischen. Das japanische Beispiel entspricht aber in jedem Falle eher dem semantischen Aspekt, daß eben Bücher durch das Zahlwort bzw.

die QP näher bestimmt wird. Dies gilt im Deutschen und Englischen zwar auch f für Konstruktionen wie drei Bücher bzw. three books, da jeweils das Nomen

* Bücher bzw. books den syntaktischen und semantischen Kopf bildet. Sowie die Quantitätsangabe selbst jedoch ein eine Quantifizierung bezeichnendes Nomen

nthält, bildet diese Quantifiziererphrase den syntaktischen Kopf, da die QP in em von der Umgebung verlangten Kasus, Numerus, etc. steht und nicht die NP, ie den zu zählenden Begriff enthält (vgl. das in (20) angeführte Zitat von Green- erg in bezug auf Sprachen mit „substantival inflection for number"). Daraus ssultiert also eine Diskrepanz zwischen syntaktischem und semantischem Kopf üerzu ausführlich Löbel 1986: 88 ff.). Diese Diskrepanz liegt im Japanischen icht vor. Das Japanische gehört zu den Sprachen, die keine Kongruenz aufwei- sn, und damit ist dieses Kriterium, das wir für das Deutsche als Ausgangsbasis

|ur die funktionale Kategorie Q herangezogen haben, nicht anwendbar.

\ Noch aus einem anderen Grunde ist die Annahme einer funktionalen Katego- rie Q im Japanischen problematisch, wie folgendes Beispiel aus Fukiti (1986:

205) zeigt:

(30) (a) ko-no hon 'this book'

(b) John-no ko -no hon 'this book of John's' Gen dies Gen Buch

(c) akai John-no ko -no hon *this red book of John's' rot Gen dies Gen Buch

Nach Fukiü haben nur funktionale Kategorien Spezifizierer, die wiederum die Eigenschaft haben, eine Projektion abzuschließen („to close off a projection").

In unserem Beispiel wäre der pränominale Genitiv John's als Spezifizierer der funktionalen Kategorie D anzusehen. Während im Englischen und im Deut- schen vor dem pränominalen Genitiv nichts mehr stehen kann, d. h. der präno- minale Genitiv hier wirklich die Eigenschaft hat, eine Projektion abzuschließen, ist dies im Japanischen (Beispiel (30c)) nicht der Fall. Da Spezifizierer wiederum Fukui zufolge durch die jeweiligen funktionalen Kategorien über AGR lizen- siert sind und es im Japanischen keine Spezifizierer zu geben scheint, es aber auch keine Kongruenz gibt, schließt er daraus, daß es im Japanischen gar keine funk-

(20)

154 Elisabeth Lobet

tionalcn Kategorien gibt, also weder I noch D (und dann natürlich auch nicht Q). Ihm zufolge ist die An- bzw. Abwesenheit von Kongruenz(merkmaien) eine fundamentale parametrisierte Eigenschaft der Sprachen, woraus andere Eigen- schaften, z. B. die rein strukturelle Zuweisung des Kasus Nominativ, folgen.

Bedeutet dies, daß wir einen weiteren Parameter aufstellen können etwa der- gestalt, daß die An- bzw. Abwesenheit von Kongruenz mit der An- bzw. Abwe- senheit funktionaler Kategorien korreliert? M. a. W., bedeutet dies, daß die Exi- stenz funktionaler Kategorien von der Kongruenz abhängig ist, bzw. auf diese zurückfuhrbar ist? Im folgenden Kapitel möchten wir daher auf die Argumenta- tion von Fukui näher eingehen.

4. Japanisch ohne funktionale Kategorien

Fukui geht davon aus, daß funktionale Kategorien sich bezüglich ihrer Projek- tionseigenschaften anders verhalten als lexikalische Kategorien:

„Functional categories have a unique specifier, but lexical categories may iterate

"specifiers", as long as all "specifiers" are fully licensed [...] at LF. I maintain that only the specifiers of Functional categories "close off' their projections, which I take to be a characteristic property of specifiers, and the projection of a Functional category moves up to an XP level, a "closed" category level, due to the existence of a specifier, a "closing" element." (1986: 34f.)

Der Begriff des 'Spezifizierers' wird dann auf den Spezifizierer funktionaler Kategorien eingeschränkt. Diese projizieren bis zu zwei Stufen (X" = XP) und haben nur eine Spezifiziererposition und eine einzige Komplementposition. Le- xikalische Kategorien dagegen projizieren nur bis zur ersten Stufe (X') und kön- nen auf dieser Stufe rekursiv sein. Nach Fukui wird auch das externe Argument zunächst unter der Projektion der lexikalischen Kategorien generiert und wird dann (zumindest im Englischen) durch Move- in eine Spezifiziererposition von IP/DP bewegt, um dort Kasus zu erhalten (1986: 53). Die entsprechenden Struk- turen für den Satz (IP) und die Nominalphrase (DP) im Englischen haben dem- nach die in (31) angegebene Form (vgl. S. 51). I enthält das Merkmalbündel Tense/AGR, das der SpecI-Position Kasus (Nominativ) zuweist. D enthält den Kasuszuweiser 'S, der der SpecD-Position (also dem pränominalen Genitiv) Kasus zuweist. Im Japanischen haben die entsprechenden Strukturen dagegen die in (32) angegebene Form (vgl. S. 245 f.).

Für den Satz nimmt Fukui noch ein allerdings sehr „defektives" I an, daher auch die Notation in Klammern; I ist insofern defektiv, als es keine funktionalen Merkmale, insbesondere keine Kongruenzmerkmale enthält, es „functions just as a place holder for the 'tense morphemes' such as -ta (Past) and ~ru (Present/Non-past)" (S. 209). Für die NP hingegen wird keine Kategorie P an- genommen. Das Japanische hat keine Artikel, und Demonstratiya wie ko-no

(21)

(31) a. IP b. DP / \ / \ Specl SpecD D'

/ \ /\

I V D N'

/\ / \

V N' / \ / \ : V N ,|(32) a. , (T) b. N'

/ \ / \ V (I) N' / \ / \

/ \ \

V N'

\ / \ V N

*' V/ \

t

(vgl. Beispiel (30 a)) verhalten sich im Japanischen wie Adjektive; weiterhin gibt es nach Fukui auch in der NP keine Spezifizierer, die die Projektion von N abschließen könnten. Die japanische NP ist also prinzipiell offen, d. h-, sie kann ständig erweitert werden, während im Englischen Erweiterungen vor einem prä- nominalen Genitiv nicht mehr möglich sind.

Betrachten wir in diesem Zusammenhang die Charakterisierung funktionaler Kategorien nach Fukui (S. 31), die als Ergänzung zu der Charakterisierung von Abney gedacht ist:

(33) (a) Functional heads have one and only one (i.e. non-iterable) specifier, while the specifiers of Lexical heads may be iterable ones.

(b) The specifiers of Functional heads are often [...] moved from within their complement.

(c) All Functional heads can have specifier positions; it is not at all clear that all Lexical heads have specifier positions.

(d) Languages which lack Functional heads also lack specifier positions.

r Wichtig sind die Kriterien (c) und (d), wonach kein funktionaler Kopf vorhan- den sein muß, wenn keine Spezifiziererposition vorliegt. M. a. W., es wird ein

(22)

156 Elisabeth Label

enger Zusammenhang zwischen der (potentiellen) Anwesenheit einer Spezifcde- rerposition und der (potentiellen) Existenz eines funktionalen Kopfes herge- stellt. Da es im Japanischen keine Spezifiziererposition gibt, liegt der Schluß nahe, daß es auch keinen funktionalen Kopf gibt. Dies trifft u. E. aber nicht zu.

Die Annahme eines „defektiven I" für das Japanische ist schon ein erster Hin- weis darauf, daß auch im Japanischen funktionale Kategorien vorliegen. Kom- men wir zunächst aber auf die NP bzw. DP zu sprechen und betrachten in diesem Zusammenhang den von Fukui neu eingeführten Begriff 'Käse*, der wie in (34) definiert ist:

(34) Käse = Gase u F-Features

Er versteht darunter (S. 54) „both Case in the standard sense (i. e., Case assigned by Lexical Categories, in particular Objective Case assigned by V) and F- Features assigned by Functional Categories". Die durch die funktionalen Kate- gorien zugewiesenen funktionalen Merkmale sind etwa der Nominativ, der durch Tense/AGR zugewiesen wird, und der pränominale Genitiv, der seinen Kasus von 'S erhält.

Wie steht es aber ganz allgemein mit den Kasus im traditionellen Sinne, d.h.

denjenigen, die durch die lexikalischen Kategorien zugewiesen werden? Wo ist in der in (32 b) angegebenen Struktur der „Platzhalter" für Kasus? Fukui weist selbst in einer Anmerkung (S. 273 Anm. 11) darauf hin, daß auch im Japani- schen die Kategorie D für Kasuspartikeln angesetzt werden könnte, geht aber nicht näher darauf ein. Man kann wohl davon ausgehen, daß dieses eine Argu*

ment für die Existenz einer funktionalen Kategorie für ihn nicht ausreicht. Es gibt aber noch ein zweites Argument, das für D bzw. I als funktionale Katego- rien auch im Japanischen spricht, nämlich die Eigenschaft, die Projektion einer Kategorie abzuschließen. Während dies im Englischen durch die jeweiligen Spe- zifizierer geschieht, geschieht dies im Japanischen, wo es aufgrund der fehlenden Kongruenz eben keine Spezifizierer gibt, durch die funktionalen Kategorien bzw. durch die Partikeln, mit dene» diese besetzt sind, selbst. Im Japanischen herrscht eine sehr freie Wortstellung, die aber eindeutig eine Ausnahme hat: Die mit einer Tempuspartikel versehene Verbform steht immer am Satzende.5 Ferner gilt für die NP, daß die Kasuspartikel eindeutig signalisiert, daß hier eine Konsti- 5 Hierzu Kuno (1973: 3): „Except for the very rigid constraint that verbs must appear in the sentence-final position, Japanese has a relatively free word order", und „Japanese is an SOV language with the strict constraint that verbs must appear at the end of the sentence" (S. 4). Ebenso Martin (1975:35): „Japanese is usually said to have a 'free' word order with respect to the adjuncts. This means that so long as you put the predicate [...] at the end, where it belongs in a well-planned sentence, you are free to present each of the build-up phrases early or late as you see fit." Nach Auskunft von Informanten sind jedoch unter bestimmten Bedingungen in der Umgangssprache Ausnahmen zu dieser obligatori- schen Verbendstellung möglich.

(23)

tuentengrenze vorliegt. Dies bedeutet, daß im Japanischen die funktionalen Ka- tegorien selbst die Eigenschaft haben, die Projektion einer Kategorie „abzu- schließen", und zwar nicht durch einen Spezifizierer, sondern aufgrund ihrer Position (mit Tempuspartikel versehene Verbform am Satzende, mit Kasusparti- kel versehenes Nomen als Konstituentengrenze). Im folgenden wollen wir zei- gen, wie sich diese Überlegungen für das Japanische in die Beschreibung funk- tionaler Kategorien allgemein integrieren lassen.

5. Funktionale Kategonen

*> '

*ijiach Olsen (1988:4 und 8) enthalten die funktionalen Kategorien I und D für ,das Deutsche die in (35) gezeigten Merkmale. Die Kategorie D bildet den Sitz er grammatischen Merkmale, die jedoch jeweils unterschiedlichen Status ha- en. Da wir uns nur mit Determinantien befassen und die Pronomina, die als transitive Realisierung von D angesehen werden, außer acht lassen, gehen wir if das Merkmal „Person" nicht näher ein, sondern beschränken uns auf Ge- us, Numerus, Kasus und (In-)Definitheit.

5) a. IP b. DP

DP \

r \

D'

VP D \

N'

P] L* *]

_Sg"Te2Fmp~| \'s "3 E>s " I MaskSg

Nom_

"3!

^

>s SgMask _Nom_

du -st lüg- d-er Wald

Das Kongruenzmerkmal »Genus« ist ein Merkmal, das schon im Lexikonein- trag eines Nomens angegeben bzw. enthalten ist. Man kann daher »Genus« als ein „N-internes" Merkmal ansehen. Für »Numerus« läßt sich dies nicht so ein- deutig sagen. Die Opposition zwischen Singular und Plural setzt in jedem Fall Zählbarkeit des Nomens voraus. Ansonsten ist der Singular zumindest im Deut- schen die unmarkierte Realisierung des Kongruenzmerkmals »Numerus«, da auch Nomina mit dem Merkmal [— zählbar] sich syntaktisch wie Nomina im

(24)

158 Elisabeth Löbel

Singular verhalten bzw. mit dem Singular konstruiert werden. Dies bedeutet, daß der Singular als eine der Realisierungen des Numerus nur bei Nomina mit dem Merkmal [—zählbar] schon inhärent im Lexikoneintrag enthalten sein kann. Für das Kongruenzmerkmal »Numerus« ist daher - im Unterschied zum Merkmal »Genus« - nicht nur der Bereich des Lexikons relevant, sondern auch der außerlexikalische bzw. syntaktische Bereich.

»Kasus« ist dagegen ein Merkmal, das eindeutig nicht vom Lexikoneintrag eines Nomens abhängig ist. Kasus wird einer DP von außen zugewiesen, d. h., dieses Merkmal ist nicht intern, sondern „extern" bedingt und muß in jedem Fall realisiert sein, da es bekanntlich eine DP ohne Kasus nicht geben darf.

In dem Ansatz von Olsen, der speziell für das Deutsche gilt, hat (In-) Definitheit nicht den Status eines Merkmals, sondern ist durch den Artikel ver- treten. In Felix (1989) hingegen, der eine universale Charakterisierung der funk- tionalen Kategorien I und D gibt, ist »(In-)Defixiitheit« Bestandteil des Merk- malbündels von D, da er davon ausgeht, daß Artikel nicht die einzige bzw.

prototypische Realisierung von D sind, denn es gibt mindestens so viele Spra- chen mit wie ohne Artikel: „Consequently, if DET and its maximal projection DP are taken to be universal, then DP cannot be the determiner phrase in the strict sense of the word. Determiners are then a very specific, i.e., language- particular morphological realization of one out of many DET-features, namely * the one referred to as definiteness" (1989: 42). Felix zufolge enthalten D und I l mindestens die Merkmale von (36):

(36) (a) I = [tense, aspect, modality, person, number, ...]

(b) D = [definiteness, case, number, gender, ...]

Während also nach Olsen Definitheit notwendig mit einem Artikel in Verbin- dung steht, ist nach Felix die Am-/Abwesenheit eines Artikels nur eine Möglich- keit, (In-)Definitheit auszudrücken. Wir schließen uns dieser Ansicht an, möch- ten aber vorschlagen, statt von (In-)Definitheit von Determiniertheit (in Analo- gie zu 'Detenninierer' im Sinne von 'Artikel') allgemein zu sprechen und sie durch das Merkmal [± definit] darzustellen, dessen mögliche Realisierungen wiederum in den einzelnen Sprachen unterschiedlich sein können. Wir möchten, wie schon in Löbel (1990b) dargestellt, diesen terminologischen Unterschied machen, weil der syntaktisch relevante Unterschied zunächst jedenfalls nicht darin Kegt, ob eine NP als definit oder indefinit realisiert ist, sondern darin, ob sie überhaupt (als definit oder indefinit) „determiniert" ist oder ob sie eben nicht determiniert ist, wobei letzteres damit korrelieren würde, daß das entsprechende Nomen ohne Artikel nicht als referentielle NP verwendet werden kann.

Ein Oberbegriff, der einerseits NPen mit (in)definitem Artikel und anderer- seits NPen ohna Artikel umfaßt, ist insbesondere für den Sprachvergleich rele- vant, um sowohl Sprachen, die (In-)Definitheit unterscheiden, als auch solche, in denen (In-)Definitheit kein syntaktisch relevanter Unterschied ist (z.B. Japa-

(25)

nisch, Latein, etc.), in die Analyse miteinbeziehen zu können. Die Relevanz des Kriteriums der Determiniertheit läßt sich an dem lateinischen Beispiel (37 b) zeigen:

(37) (a) dem Hund (b) e cani

Dieses Beispiel wird in Olsen (1988: 13) zur Illustrierung des Prinzips der Un- sichtbaren Kategorie (23) angeführt. Für (37 a) bedeutet dies, daß der Merkmal- komplex [3. Person, Singular, Maskulin, Dativ] nicht am Nomen, sondern nur innerhalb von D ausgedrückt wird. In (37 b) wird dieser Merkmalkomplex dage- direkt am Nomen ausgedrückt, d.h., ein Artikel kann.fehlen.6 Betrachtet ian dieses Beispielpaar jedoch genauer, zeigt sich deutlich, daß zwischen den ongruenzmerkmalen einerseits und der Determiniertheit einer Nominalphrase s 'definif oder 'nicht definit' unterschieden werden muß. Während der Form mi nicht angesehen werden kann, ob cani als 'einem Hund' oder 'dem Hund' zu lerpretieren ist und die jeweilige Interpretation vom Kontext abhängt, ist diese ternative Lesart im Deutschen nicht möglich; die Art der Determiniertheit (ob ifinit oder nicht definit) muß ausgedrückt werden,

l Wir sind nun der Ansicht, daß die obligatorische vs. fakultative Verwendung

|pes Artikels ganz analog zu dem Merkmal [ + zählbar] den Status eines 'minor

^ätegorial feature' im Sinne von Chomsky (1965: 82) hat, was wir im folgenden Begründen möchten.

* , Betrachten wir zunächst die Klassifizierung der Nomina, wie sie - stellvertre- tend für viele - u.a. in Radford (1988: 338) angegeben ist:

(38) „One important distinction is that between Proper and Common Nouns.

Proper Nouns [...] differ from Common Nouns in that they are not usually premodified by Determiners like a and the [...], whereas Com- mon Nouns are not so restricted [...]. The class of Common Nouns can in turn be subdivided into two distinct sets - Count and Noncount Nouns. Nouns which can be used with a singular Determiner like a/one, or a plural determiner like two/three are known as Count Nouns [...];

but Nouns which cannot be so used are known as Noncount (or Mass) Nouns [...]. Likewise, a singular Mass Noun can be used without a Determiner, whereas singular Count Nouns cannot [...]."

6 Ein Gutachter weist daraufhin, daß es im Deutschen neben dem Hund auch Formen vie dem Hunde und des Hundes gibt; diese zweifache Markierung des Kasus widerspricht iber nicht dem Prinzip der Unsichtbaren Kategorie von Emonds, denn dieses schließt licht aus, daß eine geschlossene Kategorie auch zweifach markiert sein kann.

(26)

160 Elisabeth Lobel

Dieses Zitat macht deutlich, daß die Klassifizierung der Nomina (a) auf semanti- schen Kriterien beruht (Eigennamen, Gattungsbegriffe, Stoffnomina), die dann (b) syntaktisch begründet werden, und zwar vornehmlich durch zwei Kriterien:

(i) die potentielle Kombinierbarkeit mit Zahlwörtern, und (ii) die obligatori- sche (vs. fakultative) Verwendung des Artikels. Der unter (i) genannte Aspekt entspricht dem sekundären kategorialen Merkmal [± zählbar]. Wir haben im Zusammenhang mit dem 'Count-Mass'-Parameter schon darauf hingewiesen, daß das Merkmal [± count] zwar semantisch motiviert ist, aber dennoch rein syntaktisch zu interpretieren ist, da es sich lediglich auf die Kombinierbarkeit mit Zahlwörtern bezieht und nicht darauf, ob die nut einem Nomen bezeichnete Entität tatsächlich „zählbar" ist. Im Gegensatz dazu bezeichnet das Merkmal [± common] keinen syntaktischen, sondern einen semantischen Aspekt Der folgende Lexikoneintrag aus Radford (ib.) enthält daher das semantische Merk- mal [+ common] und das syntaktische Merkmal [+ count]:

(39) cat [+ N, - V, + Common, + Count,...]

Die (fakultative) Kombinierbarkeit mit Zahlwörtern hat nun den Status eine kategorialen Merkmals; warum sollte dann die oben unter (ü) genannte obligat torische (vs. fakultative) Kombination mit Artikel nicht auch einen solchen Sta-|

tus haben? Aus diesem Grunde schlagen wir vor, die beiden in (39) genanntem!

Merkmale durch ein weiteres syntaktisches Merkmal, nämlich die (obligatori- ^ sehe vs. fakultative) Kombinierbarkeit mit Artikel, zu ergänzen. Diese Eigen- * •ri- schaft wollen wir mit dem Merkmal [± determiniert] bezeichnen. Bezogen auf, ^ Beispiel (39) bedeutet das, daß engl. cat bzw. dt. Katze ohne Artikel im Singular ! r* nicht als referentielle NP verwendet werden kann, es ist nicht 'determiniert': j ;?*

(40) Katze [+ N, - V, + zählbar, - determiniert, ...] ' o Wie sprachspezifisch und daher zweitrangig die auch in dem o.a. Zitat vonj - Radford vorgenommene semantische Einteilung in Gattungsnamen, Eigenna- men etc. ist, zeigt sich deutlich im Sprachvergleich. Im Englischen dürfen Eigen- namen nicht mit zusätzlichem Artikel verwendet werden; im Deutschen können dagegen Eigennamen mit oder ohne Artikel als referentielle NP verwendet wer- den. Diese beiden Möglichkeiten gelten beispielsweise nicht für Neugriechisch:

Neugr. Maria kann ohne Artikel nur nicht-referentiell verwendet werden (i. S. v.

"Maria heißen'), während ansonsten der Artikel obligatorisch ist (i Maria *Ma- j;

ria', vgl. Löbel 1990 b: 239):

(41) (a) dt. Maria [+N, + zählbar, + determiniert, ,..]

(b) neugr. Maria [+N, + zählbar, -determiniert, ..J :

(27)

Derartige Unterschiede zeigen sich auch bei Stoffnomina. Im Deutschen sind diese determiniert', im Französischen dagegen nicht, auch Stoffnomina müssen dort grundsätzlich mit Artikel verwendet werden:

[(42) (a) Milch [+N, -zählbar, + determiniert, ...]

.! (b) /öft[+N, —zählbar, —determiniert,...]

EHe in diesem Zusammenhang in Löbel (1990 a: 149) und (1990 b: 238) vertretene Auffassung, daß Eigennamen als definit und Stoffnomina als nicht-definit inter- p retiert werden können, muß insofern revidiert werden, als (In-)Definitheit nicht E estandteil eines Lexikoneintrags sein kann. Der Eigenname als Lexikoneintrag fyi t lediglich als Name zu betrachten und sagt über Definitheit nichts aus. Analog dkzu bezeichnen Stoffnomina als Lexikoneinträge lediglich Substanzen.

(In-)Definitheit ist daher ein Kriterium, das erst auf der Ebene der Syntax im Zusammenhang mit NPen bzw. DPen eine Rolle spielt.

"l Die Lexikoneinträge für lat. canis 'Hund' und dt. Hund unterscheiden sich faher aufgrund der beiden kategorialen Merkmale [+ determiniert] und

t zählbar] wie folgt:

3) (a) canis [+ N, + zählbar, + determiniert,...]

(b) Hund[+N9 + zählbar, — determiniert, ...]

?t!

Mit dem Merkmal [± determiniert] kann nun auch der Unterschied zwischen . hon '(ein/das) Buch' und dt. *Buch vs. ein/das Buch beschrieben werden. Im Japanischen - stellvertretend für artikellose Sprachen - sind alle Nomina deter*

miniert; Buch dagegen ist unvollständig, es ist nicht determiniert, weder als defi- -nit noch als indefinit. Determinierung wird im Deutschen durch den entspre- chenden Artikel geleistet, und erst mit diesem (definiten oder indefiniten) Artikel kann Buch als ein Term bzw. als referentieller Ausdruck verwendet werden.

(In-)Determiniertheit ist also eine Eigenschaft, die die Nomina aller Sprachen betrifft und die genauso wie Zählbarkeit parametrisiert ist:

1 (44) Parameter 2:

Nomina sind inhärent determiniert/nicht determiniert.

Wie läßt sich nun diese Unterscheidung der Nomina in das o.a. Prinzip der Unsichtbaren Kategorie nach Emonds integrieren, da es sich ja hierbei um ein Merkmal und nicht um ein Flexiv wie die Pluralendung oder um eine lexikalische Installierung einer funktionalen Kategorie wie etwa den Artikel bzw. die Nu- raeraUdassifikatoren handelt? Emonds selbst (1987: 619 ff.) bietet eine entspre- chende Lösung an. Er dehnt den Geltungsbereich seines Prinzips auch auf Merk- i male aus, um damit sog- „bare-NP adverbs" im Englischen wie in (45 a) und

(46a) beschreiben zu können:

(28)

162 Elisabeth Label (45) (a) / saw John that day.

(b) */ saw John that period of his life.

(46) (a) John arrived the previous April.

(b) *John arrived that occasion.

Einige Nomina wie way, place, time, day, week können, wie die Beispiele zeigen, in Adverbpositionen ohne einleitende Präposition verwendet werden. Emonds schlägt daher vor, diese Nomina mit dem lexikalischen Merkmal [± Location]

zu versehen:

„The lexical feature F borne by adverbial nouns should be drawn from an independently justified set of universal syntactic features. The most plausible candidate for F is what F serves to replace elsewhere in the string. [...]! therefore assign the following lexical representation to the nouns which tolerate an empty introductory P: [...]

way, N, + Location,.., day, N, + Location,...

place, N, + Location,..."

(Emonds 1987: 620)

Diese Merkmalspezifizierung korreliert Emonds mit der „alternativen Reali- sierung" in seinem oben unter (23) zitierten Prinzip der Unsichtbaren Kategorie, das die Distribution von Flexiven erklärt. Nach Emonds kann 'alternative Rea- lisierung' auch „lexikalisch lizensiert" sein:

„Let us say that alternative realization is "lexically licensed" if alternative reali- zation [...] is satisfied at deep structure after lexical insertion. Now, once nouns such as [way, etc.] are inserted into deep structures, it suffices to take P as the B in [(23)] and Location as the C; [...] That is, [P, + Location] can be empty if its complement's head noun is + Location." (ib. S.621).

Unserer Meinung nach läßt sich diese auf ein lexikalisches Merkmal ange- wandte Argumentation, die für eine geschlossene Klasse von Nomina gilt - wobei diese Annahme nach Emonds stipuliert ist -, auch auf die sekundären ('minor') kategorialen Merkmale [+ zählbar] und [± determiniert] anwenden.

Im Rahmen der DP-Analyse bedeutet dies, daß die funktionale Kategorie D leer sein kann, wenn der lexikalische Kopf N des funktional selegierten Komple- ments N' die Merkmalspezifizierung [+ determiniert] enthält. Der Unterschied zwischen dem determinierten Nomen Maria und dem nicht determinierten No- men Buch kann daher wie in (47) dargestellt werden. Die funktionale Kategorie D in (47 b) muß lexikalisch instantiiert sein, weil Buch nicht determiniert ist, was dagegen bei Maria der Fall ist. Maria kann daher im Gegensatz zu Buch auch ohne Artikel als Term bzw. referentieller Ausdruck verwendet werden.

Auf diese Weise läßt sich zeigen, daß das kategoriale Merkmal [± determi- niert] und die funktionale Kategorie D in enger Korrelation zueinander stehen.

Diese Korrelation gilt auch für das kategoriale Merkmal [± zählbar] und die funktionale Kategorie Q. Aus dieser Aufteilung ergibt sich, daß der sogenannte

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