EDITORIAL
ARS MEDICI 7 | 2020 193
In unserer von Bewegungsmangel geprägten Gesell- schaft kommt der gesundheitlich relevanten Dosis an Bewegung, Training und Sport unter präventiven und therapeutischen Gesichtspunkten auch bei psychi- schen Erkrankungen eine grosse Bedeutung zu. Die- sem Tätigkeitsfeld der Sportpsychiatrie und -psycho- therapie ist in dieser Ausgabe von ARS MEDICI der Beitrag «Sport als Prävention und Therapie psychi- scher Erkrankungen» ab Seite 224 gewidmet.
Das zweite Tätigkeitsfeld der Sportpsychiatrie be- schäftigt sich mit der psychischen Gesundheit im Leis- tungssport. Psychische und körperliche Gesundheit können im Sport nicht unabhängig voneinander be- trachtet werden, und psychisches Wohlbefinden und (sportliche) Leistungsfähigkeit bedingen sich gegen- seitig. Psychische Belastungen und Erkrankungen im Sport können Einfluss auf die Leistung haben, das Risiko für körperliche Verletzungen erhöhen und die Rehabilitation verlängern. Verletzungen wiederum haben einen Einfluss auf die Leistung und sind Belas- tungen und Risiken für die psychische Gesundheit.
Basisanforderungen an eine qualifizierte medizinische Fachdisziplin in diesen beiden Tätigkeitsfeldern von Sportpsychiatern und -psychotherapeuten ergeben
sich aus den jeweiligen Gegebenheiten und Not- wendigkeiten in der Allgemeinbevölkerung und im Leistungssport. Nach dem Studium der Medizin be- inhalten diese Anforderungen eine mehrjährige Wei- terbildung in einem der beiden psychiatrisch-psycho- therapeutischen Fachgebiete, optimalerweise mit zusätzlicher und vertiefender psychosomatischer und neurologischer Weiterbildung. Auf diesen grund- legenden Anforderungen müssen dann die notwendi- gen weiteren spezifischen Kenntnisse und Fertigkeiten in der Sportpsychiatrie erworben werden.
Ein Curriculum Sportpsychiatrie und -psychotherapie wird derzeit durch die Schweizerische Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie (SGSPP) ausge- arbeitet und soll auf freiwilliger Basis eine entspre- chende Weiter- und Fortbildung ermöglichen. Die SGSPP wurde am 29. März 2019 in Münchenbuchsee, Kanton Bern, gegründet. Der Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Sportpsychiatrie und -psycho- therapie in allen Altersgruppen in der Schweiz, im Leistungssport und in der Allgemeinbevölkerung.
Weitere Informationen und Nachrichten zur SGSPP, zu Sport und Bewegung, zum Leistungssport, zu Weiter- und Fortbildungen, zur Forschung und zu Angeboten der Sportpsychiatrie und -psychotherapie in Kliniken und Praxen finden sich auf der Homepage der SGSPP:
www.sgspp.ch. Eine aktive Teilnahme am Aufbau der Gesellschaft ist sehr willkommen!
Malte Christian Claussen
Präsident Schweizerische Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie, SGSPP, Leiter Sportpsychiatrie und -psychotherapie, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich und Privatklinik Wyss AG; E-Mail: malte.claussen@puk.zh.ch