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Algebraische Geometrie - Ein Einblick

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Academic year: 2022

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Algebraische Geometrie - Ein Einblick

Die algebraische Geometrie ist eine faszinierende mathematische Disziplin. Da sie auf zahlreiche, erst im Hauptstudium gelehrte mathematische Gebiete aufbaut, gilt sie als ¨außerst schwierige und allenfalls nur f¨ur wenige Experten zug¨angliche mathematische Disziplin.

In diesem Artikel soll ein Versuch gemacht werden, einen kleinen m¨oglichst anschaulichen Einblick in diese Materie zu vermitteln. Der Artikel erhebt keinerlei Anspruch auf Vollst¨andigkeit. F¨ur ein weiteres Studium der Inhalte sowie f¨ur die exakten Voraussetzungen der vorgestellten S¨atze verweise ich auf die weitergehende Literatur, einige Standardwerke findet man in den Literaturhinweisen.

Der Name algebraische Geometrie besagt, dass mit algebraischen Methoden Geometrie gemacht wird.

Wir m¨ussen also erst einmal grob kl¨aren, was Algebra und Geometrie bedeuten. Beide Begriffe sind aus der Schulmathematik bekannt.

Die Algebra l¨asst sich recht einfach charakterisieren: Hier werden algebraische Gleichungen (also Po- lynomgleichungen) untersucht. Die Grundaufgabe der Algebra lautet: L¨osen dieser algebraischen Glei- chungen. Nun, das lernt man ja schon in der Schule: Die L¨osungen von linearen bzw. quadratischen Gleichungen sind gerade die Nullstellen der entsprechenden linearen bzw. quadratischen Funktionen.

In Spezialf¨allen findet man mit der Schulmathematik auch die L¨osungen (Nullstellen) von Gleichungen h¨oheren Grades.

In der algebraischen Geometrie werden dagegen algebraische Gleichungen als algebraische R¨aume, also als Kurven, Fl¨achen etc., betrachtet. Damit kommen wir zu dem zweiten Begriff, der Geometrie.

Wir alle haben eine Vorstellung von Geometrie, da Geometrie ja zum Schulstoff geh¨ort. In der Schule wird euklidische Geometrie gelehrt. Hier untersucht man verschiedenste geometrische Figuren und lernt, deren Fl¨achen bzw. Volumina zu berechnen. Aber auch dasxy-Koordinatensystem, in dem Graphen von Funktionen dargestellt werden, ist ein Modell der euklidischen Geometrie. Die euklidische Geometrie wird in der Schule als Modell des uns umgebenden Raumes dargestellt.

Der Alltag lehrt uns aber, dass die euklidische Geometrie nicht ausreicht, unsere Welt zu beschreiben.

Nur ein Beispiel: L¨angen- und Breitengrade sind jedem Sch¨uler z. B. aus dem Erdkundeunterricht oder vom Blick auf das GPS im Auto der Eltern bekannt. Hierbei handelt es sich um ein Koordinatensystem der zweidimensionalensph¨arischen Geometrie. Dass es auf einer Kugeloberfl¨ache Zweiecke, Dreiecke etc.

gibt, und dass es die sph¨arische Trigonometrie gibt, um diese zu berechnen, ist leider ”kein Bestandteil heutiger mathematischer Schul- und Allgemeinbildung mehr” (vgl. [SS] p.253). Dies soll nur ein kleiner Hinweis darauf sein, dass es außer der euklidischen Geometrie noch viele weitere Geometrien gibt.

F¨ur die algebraische Geometrie stellt die projektive Geometrie den zweckm¨aßigen Rahmen dar. Man k¨onnte sie sozusagen die Mutterdisziplin aller klassischen Geometrien nennen (vgl. [SS] p.445).

Der vorliegende Artikel versucht, anhand von ebenen algebraischen Kurven, insbesondere der ellipti- schen Kurven, einige Methoden der algebraischen Geometrie anschaulich zu erkl¨aren. Dazu werden in Abschnitt 1 der reelle projektive Raum, Kegelschnitte und ebene Quadriken erkl¨art. Dieses sollte f¨ur interessierte Sch¨uler der Sekundarstufe II verst¨andlich sein. Abschnitt 2 diskutiert den komplexen pro- jektiven Raum und verschiedene Aspekte der elliptischen Kurven auf anschaulichem Niveau. Der dritte Abschnitt schließlich stellt einige klassische S¨atze der Geometrie algebraischer Kurven und abelsche Variet¨aten f¨ur den tiefer interessierten Leser vor.

Ab Abschnitt 2.5 werden vermehrt Begriffe aus der komplexen Analysis und der algebraischen Geometrie verwendet, die nicht alle an dieser Stelle erkl¨art werden sollen oder k¨onnen. Die Definition oder Erkl¨arung vieler dieser Begriffe ist aber f¨ur ein Verst¨andnis des gesamten Textes nicht immer n¨otig. Begriffe oder Abschnitte, die in diesem Sinne einfach ¨uberlesen werden k¨onnen, werden mit (zwVnn) ( = zum weiteren Verst¨andnis nicht n¨otig) gekennzeichnet.

(2)

1. Kegelschnitte

1.1 Der reelle projektive Raum

Aus der Schule sind der ein-, zwei- und dreidimensionale euklidische Raum bekannt: die reelle Zahlenge- rade, auch mitRbezeichnet, diexy-KoordinatenebeneR2und das dreidimensionalexyz-Koordinatensystem als Modell f¨urR3:

x x

y

z

x y

R R2 R3

Die Elemente dieser R¨aume sind im eindimensionalen Fall Zahlen x ∈ R, Zahlenpaare oder Punkte (x|y) ∈ R2 bzw. Zahlentripel oder Punkte (x|y|z) ∈ R3. Im Folgenden werden wir statt (x|y) bzw.

(x|y|z) die Notation (x, y) bzw. (x, y, z) verwenden.

Die Idee des projektiven Raumes ist eng verbunden mit der Idee der Perspektive und Zentralprojek- tion. Die Perspektive wurde erst in der Renaissance entwickelt - erstaunlich sp¨at, wenn man bedenkt, dass unsere optische Wahrnehmung vielmehr der Zentralperspektive als der Euklidischen Geometrie entspricht.

Jeder Punkt, den wir sehen, entspricht einem Sehstrahl. Da wir nicht nach hinten schauen k¨onnen, repr¨asentiert dieser Sehstrahl (bzw. Punkt) eine Gerade durch unser Auge. Um dieses mathematisch zu beschreiben, stellen wir uns ein xyz- Koordinatensystem, dessen Ursprung in unserem Auge liegt, vor. Nun sind die Punkte dieses neuen Raumes die Geraden durch den Ursprung (Auge).

Bekanntlich sieht man mit einem Auge nur zweidimensional.

Der oben beschriebene Raum ist dementsprechend ebenfalls zweidimensional: der zweidimensionale projektive Raum, auch projektive Ebene genannt. Sie wird mit P2 abgek¨urzt, das Mengen-P steht f¨ur projektiv und der Exponent gibt die Di- mension an. Es gilt also:

z

x y

P2=

Geraden durch 0 inR3 .

Projektive R¨aume gibt es in jeder Dimension, allgemein definiert man denn-dimensionalen projektiven Raum als:

Pn=

Geraden durch 0 inRn+1 .

Die Elemente eines projektiven Raumes sind Geraden durch den Nullpunkt, kurz Ursprungsgeraden.

Das ist nat¨urlich gew¨ohnungsbed¨urftig. Wir sind es gewohnt, dass Elemente von geometrischen R¨aumen Punkte sind. Deswegen spricht man auch bei Elementen projektiver R¨aume von Punkten (obwohl sie ja eigentlich Geraden sind).

Um dieses besser zu verstehen, betrachten wir zun¨achst den eindimensionalen projektiven Raum, auch projektive Gerade genannt.P1ist nach Definition die Menge aller Ursprungsgera- den der euklidischen EbeneR2. Was lehrt die Schulmathematik

¨

uber Geraden durch (0,0) inR2? Jede solche Gerade (ausge- nommen dery-Achse) hat eine Gleichung der Formy=mxmit der Steigung m= xy2−y1

2−x1 = ∆x∆y. Umgekehrt, jede Zahlm∈R legt eine Ursprungsgerade, n¨amlich die Gerade y =mx, fest.

Aus der Zahl m ∈ R wird somit ein Punkt (genauer die Ge- rade y=mx) auf der projektiven GeradeP1. Auf diese Weise kann man sich die reelle Zahlengerade R als Teilmenge der projektiven GeradeP1 vorstellen.

(x ,y )

1 1

(x ,y )

2 2

x y

Δ Δ x

y

(3)

Mathematiker sagen dazu, die Zuordnung R3mnach{y=mx} ∈P1 definiert eineEinbettung

R,→P1, m=∆x∆y 7→ Geradey=mx. (1)

Bemerkung 1. Eine Einbettung ist eine injektive Abbildung, d. h. zu jedem Wert geh¨ort genau ein Urbild. Einbettungen werden durch den Zuordnungspfeil ,→gekennzeichnet.

Was ist nun mit der y-Achse? Hier gibt es keine Steigung der Form m= xy2−y1

2−x1 =∆y∆x, denn ∆xw¨are gleich 0 und man darf ja nicht durch 0 teilen. N¨ahern sich die Geraden aber der y- Achse an, werden also immer steiler wie in der nebenstehenden Graphik, so wird ihre Steigung immer gr¨oßer und im Grenz- wert (auch das kennen wir aus der Schule) wird die Steigung unendlich:

my-Achse = lim

∆x→0

∆y

∆x =∞

x

y

Wenden wir uns wieder der Einbettung R,→P1 zu, so sehen wir, dass das Bild von R inP1 (also die Wertemenge) alle Punkte des P1 erfasst bis auf den einen Punkt, der der y-Achse mit der Steigung∞ entspricht. Damit gilt mengentheoretisch, dass

R∪ {∞}=P1.

Das l¨asst sich nun wieder sehr gut anschaulich vorstellen: Gleich einem Maßband, das die reelle Zahlen- gerade darstellt, ist so die projektive Gerade das an beiden Enden zusammengeklebte Maßband und∞ ist der Klebepunkt:

m=-1

m=0 m=1

m=-1 m=0 m=1

8

R ⇒ {∞} ∪R=P1

In diesem Bild ist P1 eine geschlossene Kurve, hat also keinen Anfang und kein Ende. Mathematiker sagen dazu:

”Die projektive GeradeP1ist kompakt.“ Analoges gilt ¨ubrigens f¨ur alle projektiven R¨aume.

Wenden wir uns nun dem zweidimensionalen Fall zu: Die pro- jektive Ebene P2 ist als Menge der Geraden durch den Ur- sprung im Raum R3 definiert. Das ist am Anfang schwer be- greiflich. Stellen wir uns dazu eine beliebig aufgestellte Lein- wand in R3 vor, d. h. die Leinwand darf nicht den Ursprung enthalten. Stellen wir uns diese Leinwand als die reelle Ebe- ne R2, also unendlich ausgedehnt, vor. So schneiden, wie ne- benstehend dargestellt, fast alle Urprungsgeraden diese Ebe- ne R2 in genau einem Punkt. In der zweiten nebenstehenden Graphik ist zus¨atzlich die zur ersten Leinwand parallele Ebe- ne durch Null eingezeichnet. Die Ursprungsgeraden in dieser Ebene schneiden die erste Leinwand nicht. Die Gesamtheit der Ursprungsgeraden in der zweiten Ebene ist wie zuvor als ein eindimensionaler projektiver Raum P1 zu interpretieren. So- mit kann man sich den zweidimensionalen projektiven Raum P2(also die Menge der Ursprungsgeraden inR3) als reelle Ebe- ne R2 (n¨amlich die Schnittpunkte der Ursprungsgeraden mit der ersten Leinwand) zusammen mit einer projektiven Gerade P1vorstellen. Diese projektive Gerade wird in diesem Zusam- menhang die∞-ferne Gerade genannt.

P1∪R2=P2

R2

P1

P2

(4)

1.2 Homogene Koordinaten

Wie rechnet man mit Punkten in projektiven R¨aumen? Dazu braucht man homogene Koordinaten, die in diesem Abschnitt erkl¨art werden sollen.

Beginnen wir mit den homogenen Koordinaten des P1. Die allgemeine Geradengleichung in R2 lautet Ax+By=C, mitA, B, C ∈R. Bei einer Ursprungsgeraden, also einer Geraden durch den Nullpunkt, mussC= 0 gelten. Durch Umstellen und Umbenennen der Koeffizienten (a=B, b=−A) erhalten wir die Gleichung

ay=bx, (2)

wobei entweder a6= 0 oder b6= 0. Jede Ursprungsgerade, also jeder Punkt desP1, kann so beschrieben werden. Dabei sind die beiden Koeffizientena undb aber nicht eindeutig, sie k¨onnen mit jeder reellen Zahl α6= 0 multipliziert werden, denn die Gleichung αay = αbx beschreibt die gleiche Gerade. Eine Kurzschreibweise f¨ur diesen Sachverhalt bieten die homogenen Koordinaten, mit einem Doppelpunkt getrennte Zahlenpaare:

ay=bx ↔ (a:b)∈P1 (3)

Der Doppelpunkt bedeutet, dass mit einer beliebigen Zahlα6= 0 multipliziert werden darf:

(a:b) = (α a:α b) (4)

In dieser Terminologie l¨asst sich auch die Einbettung (1) beschreiben. Die Gerade ay =bx hat, falls a6= 0, die Steigungmay=bx=ab und somit gilt:

R ,→ P1

may=bx=ab 7→ (a:b) = (1 : ba) = (1 :may=bx)

Jetzt k¨onnen wir die Geradengleichung (2) und die Koeffizientenaundbzur Seite legen und, wenn wir nur mit den folgenden Gr¨oßen arbeiten, wird es ¨ubersichtlicher: Eine Zahl m∈Rwird auf den Punkt (1 :m)∈P1abbgebildet, umgekehrt entspricht der Punkt (X0:X1)∈P1der Zahl XX1

0 ∈R, fallsX06= 0.

Ist aber X0 = 0, so gilt nach der Regel (4), dass (0 : X1) = (0 : 1) und dieser Punkt entspricht dem Punkt ∞:

R∪ {∞} ' P1

R3m ↔ (1 :m)∈P1

X1

X0 ← (X0:X1)

∞ ↔ (0 : 1)

Die homogenen Koordinaten desP2werden analog definiert. Ein beliebiger Punkt vonP2wird dargestellt durch:

(x0:x1:x2) = (α x0:α x1:α x2)∈P2,

wobei wieder x0, x1 und x2 nicht gleichzeitig null sein d¨urfen, das Tripel (x0 :x1: x2) aber mit jeder reellen Zahl α6= 0 multipliziert werden darf. Wir verwenden f¨ur die homogenen Koordinaten den P2 Kleinbuchstaben, um sie nicht mit den homogenen Koordinaten desP1 zu verwechseln.

Den Sachverhalt P1∪R2 ' P2 kann man folgenderma- ßen wiedererkennen: Die TeilmengenR2 und die∞-ferne Gerade P1 sind die Bilder (also Wertemengen) der Ein- bettungen

R2,→P2, (x, y)7→(1 :x:y), und P1,→P2, (X0:X1)7→(0 :X0:X1).

Ublicherweise wird die projektive Ebene durch die neben-¨ stehende Graphik skizziert. Die horizontale Achse ent- spricht der x-Achse des R2 ⊂ P2 und wird durch die Gleichung{x2= 0}beschrieben, die vertikale Achse ent- spricht dery-Achse und hat die Gleichung{x1= 0}. Die- se beiden Achsen schneiden sich im Punkt (1 : 0 : 0), dem Bild des Ursprungs (0,0) vonR2. Die∞-ferne Gerade hat

8- ferne Gerade

( x : x : 0 )0 1 ( 0 : x : x )

1

( x : 0 : x )02 2

(1:0:0) (0:0:1)

(0:1:0)

♖ ♞

♔ ♚

(5)

hier die Gleichung {x0 = 0}. Als Geraden inP2 sind die x- bzw. diey-Achse selbst wieder projektive Geraden und sind je durch einen ∞-fernen Punkt geschlossen. Der∞-ferne Punkt derx-Achse ist der Punkt (0 : 1 : 0), derjenige der y-Achse ist (0 : 0 : 1). Als Punkte im Unendlichen m¨ussen diese beiden Punkte auf der ∞-fernen Geraden liegen, diese ist deswegen in der Graphik als die Gerade durch diese beiden Punkte skizziert. Leider spiegelt die Graphik nicht die Tatsache wider, dass die drei Koordinatenachsen jeweils geschlossen sind. Deswegen wurden hier die beiden Enden jeder Geraden je mit einem weißen bzw. schwarzen Schachsymbol gekennzeichnet. Die Geraden muss man sich an gleichen Symbolen, jeweils schwarz mit weiß, verklebt denken. W¨urde man in dieser Graphik die Enden der Geraden verbinden, so erhielte man weitere Schnittpunkte.

Diese Problematik wird klarer bei der Betrachtung der beiden nachfolgenden Photos, die ein Modell der reellen projektiven Ebene, aus zwei Perspektiven aufgenommen, zeigen.

Aufgabe 1.2.1:

Zeige, dass parallele Geraden inR2 einen gemeinsamen Fernpunkt haben.

Aufgabe 1.2.2:

Zeige, dass sich zwei verschiedene Geraden inP2 genau in einem Punkt schneiden.

Aufgabe 1.2.3:

Eine 2×2-Matrix a bc d

mit Determinantead−bc6= 0 definiert eine sogenannteProjektivit¨at P= a bc d

:P17→P1, die auf den homogenen Koordinaten durch Multiplikation wirkt:

Da a bc d X0

X1

= aXbX0+cX1

0+dX1

, gilt P(X0:X1) = (aX0+cX1 : bX0+dX1).

Finde die Projektivit¨aten, die die rationalen Funktionen a) x 7→ x+ c, b)x7→c·x, c)x7→ −x1, d)x7→1 +x1 und e)x7→ x−1x fortsetzen.

Aufgabe 1.2.4:

Ein Fixpunkt einer Projektivit¨at P:P17→P1 ist ein PunktpmitP(p) =p.

a) Bestimme die Fixpunkte vonP = 1 22−1 .

b) Zeige, dass eine nicht triviale Projektivit¨at, also P 6= 1 00 1

, h¨ochstens zwei Fixpunkte haben kann.

c) Finde eine Projektivit¨at des P1 mit Fixpunkt (1 : −1), welche die Punkte (0 :−1) und (2 : 0) vertauscht.

(6)

Aufgabe 1.2.5:

F¨ur Punkte A= (a0:a1:a2), B= (b0:b1:b2) undC= (c0:c1:c2)∈P2 sind ¨aquivalent:

i) A, B undC sind kollinear.

ii) Die Geraden GA : a0xx +a1x1 +a2x2 = 0, GB : b0xx +b1x1 +b2x2 = 0 und GC: c0xx+c1x1+c2x2= 0 schneiden sich in einem Punkt.

iii) deta0a1a2

b0 b1 b2

c0 c1 c2

= 0 Aufgabe 1.2.6:

Zwei Punktea, b∈ Rn (hier k¨onnen wir einfach n= 1 oder 2 annehmen, es geht aber auch allgemeiner) definieren eine GeradeG:=abinR2. Ein Punktxauf dieser Geraden l¨asst sich folgendermaßen schreiben

x=a+t(b−a) = (1−t)a+tb mit einem eindeutig bestimmtent∈R. DasTeilverh¨altnis vonxbez¨uglichaundbist definiert durch

T V(x;a, b) := t t−1.

Fallst= 1 oder ¨aquivalentx=b, so definiert manT V(b;a, b) =∞.

a) Bezeichne mit ∞G den ∞-fernen Punkt der Geraden G. Zeige, dass sich T V zu einer BijektionT V :G∪ {∞G} →P1 fortsetzen l¨asst.

b) Zeige, dass

T V(b;a, x) = 1−T V(x;a, b), T V(x;b, a) = 1 T V(x;a, b), T V(a;b, x) = 1− 1

T V(x;a, b), T V(a;x, b) = T V(x;a, b) T V(x;a, b)−1. c) Zeige, dass f¨ur drei paarweise verschiedene Punktex, a, b∈Rgilt

T V(x;a, b)·T V(a;b, x)·T V(b;x, a) =−1. d) Zeige, dass f¨ur vier paarweise verschiedene Punktex, a, b, c∈Rgilt

T V(x;a, b)·T V(x;b, c)·T V(x;c, a) = 1.

1.3 Kegelschnitte

Die allgemeine quadratische Funktion lautet:

f(x) =ax2+bx+c

mit reellen Zahlena6= 0, bundc. Aus der Schule ist bekannt, dass der Graph vonf eine Parabel inR2 ist, die diex-Achse keinmal, einmal oder zweimal schneidet. In der algebraischen Geometrie betrachtet man statt der Funktion f(x) =ax2+bx+cdie algebraische Gleichung in den zwei Variablenxundy

y=ax2+bx+c. (5)

Statt des Graphen von f betrachtet man des Weiteren die so genannte affine algebraische Kurve von (5) inR2:

(x, y)∈R2

y=ax2+bx+c . (6)

(7)

Nun wird mittels der EinbettungR2,→P2mit:

R23(x, y) = xx1

0,xx2

0

7→(1 :x:y) = 1 : xx1

0 : xx2

0

= (x0:x1:x2)∈P2

die algebraische Kurve (6) als Kurve im projektiven Raum P2 angesehen und m¨oglicherweise mit ∞- fernen Punkten vervollst¨andigt. Man sagt dazu, die Kurve wird in P2eingebettet bzw. man betrachtet ihren projektiven Abschluss. Dazuhomogenisieren wir die Gleichung (5); wir setzenx=xx1

0 undy= xx2

0

und multiplizieren mitx20, um die Nenner zu entfernen:

x0x2=ax21+bx0x1+cx20 (7) Diese Gleichung ist nunhomogen, dass heißt, jedes Monom (also jeder Summand) hat denselben Grad.

Erf¨ullt ein Punkt (x0, x1, x2)∈R3 die Gleichung (7), so auch jedes Vielfache (α x0, α x1, α x2). Damit macht es Sinn zu sagen, dass der Punkt (x0 : x1 : x2) ∈P2 die Gleichung erf¨ullt. Also beschreibt (7) eineprojektive algebraische Kurve in P2:

(x0:x1:x2)∈P2

x0x2=ax21+bx0x1+cx20

Da die Gleichung (7) vom Grad zwei ist, wird die Gleichung, aber auch die projektive Kurve selber, Quadrik genannt. Im Fall der Normalparabel f(x) = x2 erh¨alt man auf diese Weise die homogene Gleichung

x0x2=x21 (8)

und die zugeh¨origen Kurven inR2 undP2sehen ungef¨ahr so aus:

(0, 0) x y

affine Parabel inR2

8- ferne Gerade

( x : x : 0 )0 1 ( 0 : x : x )

1

( x : 0 : x )02 2

(1:0:0) (0:0:1)

(0:1:0)

projektive Kurve inP2

Da, wie oben erw¨ahnt, das Modell desP2fehlerhaft ist, erscheint hier der projektive Abschluss der Nor- malparabel verzerrt. Deshalb gibt uns dieses Bild nicht Aufschluss ¨uber die Form der projektiven Kurve sondern nur ¨uber die Schnittpunkte mit der ∞-fernen Gerade. Diese berechnet man durch Einsetzen der Gleichung{x0= 0} in die Gleichungx0x2=x21. So erh¨alt man die Gleichung

0 =x21.

Das bedeutet, dass die ∞-ferne Gerade die projektive Kurve x0x2 = x21 genau im Punkt (0 : 0 : 1) schneidet. Da aber die Gleichung 0 =x21quadratisch ist, ist die Gerade{x0= 0}Tangente an die Kurve in (0 : 0 : 1) und der Schnitt hat die Vielfachheit 2.

Die affine Parabel wurde hier also durch Hinzuf¨ugen des∞-fernen Punktes (0 : 0 : 1) projektiv abge- schlossen. Besonders f¨allt auf, dass die projektive Kurve x0x2=x21 geschlossen, also kompakt ist. Das gilt f¨ur alle projektiven Kurven.

Ein weiterer Vorteil der algebraisch-geometrischen Vorgehensweise ist, dass man auch Kurven betrachten kann, die zu keinen Funktionen geh¨oren, also nicht in der Formy=f(x) mit einer Funktionfgeschrieben werden k¨onnen. Um bei den Kegelschnitten zu bleiben, betrachten wir dazu nun das Beispiel der Ellipse.

Die affine bzw. die homogene Gleichung lautet:

affine Gleichung: x2 a2 +y2

b2 = 1, homogene Gleichung: x21 a2 +x22

b2 =x20

(8)

Die zur homogenen Gleichung geh¨orige projektive Kurve schneidet die∞-ferne Gerade{x0 = 0} nicht (siehe Aufgabe 1.3.7). Der Grund daf¨ur ist nat¨urlich, dass die Ellipse schon in R2 geschlossen und vollst¨andig sichtbar ist:

x y

(0, 0)

affine Ellipse inR2

8- ferne Gerade

( x : x : 0 )0 1 ( 0 : x : x )

1

( x : 0 : x )02 2

(1:0:0) (0:0:1)

(0:1:0)

projektive Kurve inP2

Um die Liste der nicht ausgearteten Kegelschnitte vollst¨andig zu machen, wenden wir uns nun den Hyperbeln zu. In der Schule lernen wir die Hyperbeln als Graphen der gebrochen rationalen Funktion f(x) =x1 kennen. Die entsprechende affine bzw. homogene Gleichung lautet:

affine Gleichung: y= 1

x, homogene Gleichung: x2

x0 =x0

x1 ⇔ x1x2=x20

An der ¨aquivalenten zweiten Darstellung der homogenen Gleichung erkennen wir, dass es sich hier, wie bei der Parabel und Ellipse, wieder um eine quadratische Gleichung (Quadrik) handelt. Die affine Kurve ist bekannt, das Bild der projektiven Kurve k¨onnte in unserem Modell der projektiven Ebene ungef¨ahr so aussehen:

(0, 0) x y

affine Hyperbel inR2

8- ferne Gerade

( x : x : 0 )0 1 ( 0 : x : x )

1

( x : 0 : x )02 2

(1:0:0) (0:0:1)

(0:1:0)

projektive Kurve inP2

Rechnerisch (siehe Aufgabe 1.3.7), aber auch in der Graphik, erkennt man, dass die projektive Hyperbel die∞-ferne Gerade{x0= 0} in den beiden Punkten (0 : 0 : 1) und (0 : 1 : 0) schneidet.

Warum erscheint sie nun nicht geschlossen wie die projektiven Kurven zuvor? Das liegt wieder an der Fehlerhaftigkeit des Modells der projektiven Ebene. Wie am Ende von Abschnitt 1.2 erkl¨art, sind die Koordinatenachsen als Geraden in P2 geschlossene Kurven. Ebenso muss man sich die Hyperbel¨aste miteinander verklebt denken, jeweils sind schwarze und weiße Symbole zu verbinden.

(9)

Eine andere M¨oglichkeit ist, die Ansicht soweit zu verschieben und zu verzerren, dass der linke Hyperbelast nicht mehr links, sondern auf der anderen Seite sichtbar wird. Wie das aussehen k¨onnte, wird in der nebenstehenden Graphik gezeigt.

Zusammenfassend sehen wir nun, dass der so genannteprojek- tive Abschluss der nicht-ausgearteten Kegelschnitte Parabel, Ellipse und Hyperbel jeweils eine kompakte Quadrik inP2 ist, die die ∞-ferne Gerade in einem, keinem oder zwei Punkten schneidet.

Ellipse, Parabel und Hyperbel sind in P2projektiv ¨aquivalent (vgl. Aufgabe 1.3.8).

8- ferne Gerade

( x : x : 0 )0 1 ( 0 : x : x )

1

( x : 0 : x )02 2

(1:0:0) (0:1:0)

(0:0:1)

Aufgabe 1.3.7:

Berechne die Schnittpunkte und ihre Vielfachheiten von a) der Ellipse xa212 + xb222 = x20 und b) der Hyperbelx1x2=x20 mit der Geraden{x0= 0}.

Aufgabe 1.3.8:

SeiP =a11 a12a13 a21 a22a23 a31 a32a33

eine 3×3 - Matrix mit Determinante detP 6= 0. Diese definiert eine Projektivit¨atP :P2→P2, die auf den homogenen Koordinaten durch Multiplikation mit der MatrixP wirkt: Da

a11a12a13

a21a22a23

a31a32a33

x0

x1

x2

=a11x0+a12x1+a13x2

a21x0+a22x1+a23x2

a31x0+a32x1+a33x2

, gilt

P(x0:x1:x2) = (a11x0+a12x1+a13x2 : a21x0+a22x1+a23x2 : a31x0+a32x1+a33x2).

Zwei QuadrikenQ1= 0 undQ2= 0 inP2heißenprojektiv ¨aquivalent, wenn es eine Projekti- vit¨at P mit

Q1 P(x0:x1:x2)

=Q2(x0:x1:x2)

gibt. Zeige, dass die Quadriken QParabel(x0 : x1 : x2) = x0x2−x21 = 0, QEllipse(x0 : x1 : x2) =xa212+xb222−x20= 0 undQHyperbel(x0:x1:x2) =x1x2−x20= 0 projektiv ¨aquivalent sind.

Aufgabe 1.3.9:

Untersuche, ob die QuadrikenQ1(x0 : x1 :x2) =x20−x21−x22 = 0 und Q2(x0 : x1 :x2) = x21−x22= 0 projektiv ¨aquivalent sind.

2. Elliptische Kurven und der komplexe projektive Raum

In der Schule werden auch Funktionen h¨oheren Grades untersucht. Betrachten wir als Beispiel die Funktion dritten Gradesf(x) =x3−x. Nun ersetzen wir die Funktion wieder durch die affine Gleichung und betrachten die affine Kurve

(x, y)∈R2|mit y=x3−x .

(10)

Ver¨andern wir nun die Gleichung y =x3−x, indem wir y durch sein Quadrat ersetzen, so treten wir aus der Schulmathematik heraus. Die so erhaltene Kurve ist eine affineelliptische Kurve

(x, y)∈R2|mit y2=x3−x .

Wie wir im Folgenden sehen werden, verbirgt sich hinter den elliptischen Kurven eine F¨ulle von inter- essanter Geometrie. Anhand dieser elliptischen Kurven sollen nun verschiedenste Methoden der alge- braischen Geometrie erkl¨art werden.

2.1 Der komplexe projektive Raum

Um ein vollst¨andiges Bild eines geometrischen Objektes, wie zum Beispiel einer affinen Kurve, zu erhal- ten, haben wir im vorangegangenen Abschnitt die Kurve gemeinsam mit dem sie umgebenden Raum R2 projektiv abgeschlossen. Wir haben also die ganze Situation im projektiven Raum P2 betrachtet.

Diese Maßnahme reicht aber in vielen F¨allen nicht aus, um alle Eigenschaften einer Kurve zu entdecken.

Ein weiterer Schritt zur Vervollst¨andigung des Bildes ist der algebraische Abschluss. Das heißt hier, man ersetzt die reellen Zahlen R durch ihren so genannten algebraischen Abschluss, den K¨orper der komplexen Zahlen C. Der Grund f¨ur diese Maßnahme liegt an der folgenden Tatsache:

Hauptsatz der Algebra

Ein Polynom vom Grad n¨uber einem algebraisch abgeschlossenen K¨orper hat genaun Nullstellen.

Diese Nullstellen sind nat¨urlich mit Vielfachheiten zu berechnen. (So hat zum Beispiel das Polynom (x+ 1)(x−1)2= 0 insgesamt drei Nullstellen, bei x = −1 eine Nullstelle der Vielfachheit 1 und bei x= +1 eine Nullstelle der Vielfachheit 2.) ¨Uber den komplexen Zahlen schneidet deshalb jede Parabel die x-Achse in 2 Punkten und jede Kubik hat genau 3 Nullstellen. Aus dem Satz folgt aber auch, dass jede andere Gerade eine Parabel bzw. eine Kubik in genau 2 bzw. 3 Punkten schneidet.

Die komplexen Zahlen Clernt man manchmal in der Schule, sp¨atestens aber im Studium kennen (f¨ur eine Einf¨uhrung in die komplexen Zahlen siehe auch [M1] und [M2]).

Als Vektorraum ist Cisomorph zur reellen EbeneR2. Diex-Achse vonR2 entspricht dabei der reellen Achse Re und die y-Achse der imagin¨aren Achse Im. Eine komplexe Zahl x+iy ∈ C stellt man sich als Punkt (x, y) oder Vektor xy

∈ R2 vor. Man sagt zu C deshalb auch komplexe Zahlenebene. Der projektive Abschluss der komplexen Zahlenebene, der eindimensionale komplexe projektive RaumP1(C), ist dieRiemannsche Zahlenkugel:

1 x i

1 i iy

Re x+iy Im

8

Komplexe Zahlenebene Riemannsche Zahlenkugel C  π // C∪ {∞}=P1(C) =P1

Analog wie im Reellen gibt es hier genau einen ∞-fernen Punkt und eine EinbettungC,→P1(C) der komplexen Zahlen in den projektiven Raum.

Man kann den Zusammenhang zwischen Riemannscher Zahlenkugel und der komplexen Zahlenebene auch mittels der stereographischen Projektion verstehen. Dabei ist die komplexe Zahlenebene genau das Bild der stereographischen Projektion der Riemannschen Zahlenkugel mit dem Punkt∞als Projekti- onszentrum (zur stereographischen Projektion siehe [M3]).

(11)

Die Riemannsche Zahlenkugel P1(C) ist auch ein Beispiel einer algebraischen Kurve. Darauf werden wir sp¨ater weiter eingehen.

Nat¨urlich gibt es wie im Reellen auch komplexe projektive R¨aume h¨oherer Dimension:

Pn(C)

Leider kann man sich aber schon P2(C) nicht mehr bildlich vorstellen, da dieser Raum die reelle Di- mension 4 hat. Rechnerisch ¨andert sich aber nicht viel. F¨ur die komplexen projektiven R¨aume gelten dieselben Regeln der homogenen Koordinaten

(Z0:Z1)∈P1(C) und (z0:z1:z2)∈P2(C),

mit Z0, Z1, z0, z1, z2∈Cwobei wieder (Z0, Z1)6= (0,0) und (z0, z1, z2)6= (0,0,0). Um auf die Verwen- dung der komplexen Zahlen hinzuweisen, wurde hier und wird im Folgenden die Variable x bzw. xi durch z bzw.zi ersetzt. Wie zuvor wird mittels Groß- und Kleinschreibung zwischen den homogenen Koordinaten vonP1(C) und P2(C) unterschieden. Da von nun an nur noch ¨uber den komplexen Zahlen gearbeitet wird, schreiben wir

Pn(C) =Pn. Aufgabe 2.1.10:

Eine Funktion f(z) := αz+βγz+δ mit komplexen Zahlen α, β, γ und δ mit αδ−βγ 6= 0 heißt M¨obius-Transformation (siehe auch [M4]). Der Definitionsbereich von f istDf =C\{−γδ} und der Wertebereich istWf =C\{αγ}(fallsγ6= 0), andernfallsDf=CundWf =C.f kann zu einer bijektiven Abbildungf :P1→P1 fortgesetzt werden, indem manf (γ:−δ)

:= (0 : 1) undf (0 : 1)

:= (γ:α) setzt. Zeige, dass dieM¨obius-Transformationf eine Projektivit¨at ist.

Aufgabe 2.1.11:

Sindx, y, a, bkomplexe Zahlen, so ist ihrDoppelverh¨altnisdefiniert durch DV(x, y, a, b) := (x−a)

(x−b) : (y−a)

(y−b) = (x−a)(y−b) (x−b)(y−a). a) Zeige, dassDV(x, y, a, b) = T VT V(x;a,b)(y;a,b).

b) Das Doppelverh¨altnis l¨asst sich zu einer AbbildungDV :P1→P1 fortsetzen.

c) Zeige, dass das Doppelverh¨altnis unterM¨obius-Transformationen invariant ist.

Aufgabe 2.1.12:

Beweise: Zu je drei verschiedenen komplexen Zahlenz1, z2, z3undv1, v2, v3gibt es genau eine M¨obius-Transformationf mitf(zi) =vi f¨uri= 1,2,3.

Aufgabe 2.1.13:

Beweise: Zwei Quadrupelx, y, a, bundx0, y0, a0, b0komplexer Zahlen sind genau dann projektiv

¨aquivalent, wenn ihre Doppelverh¨altnisse gleich sind.

Aufgabe 2.1.14:

Finde die M¨obius-Transformation f, die die Punkte 1, i,−1 auf 0, 1,∞ in der gegebenen Reihenfolge abbildet.

Aufgabe 2.1.15:

Seienx, y, a, bpaarweise verschiedene komplexe Zahlen. Man sagt, das Punktepaarx, ytrennt die Punkte a, b harmonisch, wenn DV(x, y, a, b) = −1. Zeige, das x, y das Paar a, b genau dann harmonisch trennt, wenn es eineM¨obius-Transformation gibt, diea, b fixiert undx, y vertauscht.

(12)

2.2 Elliptische Kurven in P

2

Eine elliptische Kurve ist nach Definition eine singularit¨atenfreie (zwVnn) ebene Kurve vom Grad 3.

Die allgemeine Gleichung einer affinen elliptischen Kurve ist (vgl. [Si] p.46) y2=az3+bz2+cz+d.

Durch eine Koordinatentransformationen kann diese Gleichung auf dieWeierstraßsche Normalform

y2= 4z3−g2z−g3 (9)

gebracht werden (vgl. Aufgabe 2.2.16).

Bemerkung 2. Die Bezeichnung der Koeffizienten g2 und g3 beruht auf dem Zugang zu elliptischen Kurven via der Weierstraßschen℘-Funktion. Hierbei sind die Koeffizienten die Eisensteinreihen g2= 60G4 undg3 = 140G6 und h¨angen ausschließlich vom Periodengitter der ℘-Funktion ab. Hierauf soll im Folgenden nicht weiter eingegangen werden. N¨aheres dazu findet man in [FB].

Durch Homogenisieren von (9) erhalten wir den projektiven Abschluss der affinen elliptischen Kurve, also die Kubik:

E: z0z22= 4z31−g2z02z1−g3z03

Nach dem Hauptsatz der Algebra schneidet eine Kubik jede Gerade genau dreimal. Insbesondere schnei- det die elliptische Kurve Edie∞-ferne Gerade dreimal. Rechnerisch erhalten wir Folgendes:

E∩ ∞-ferne Gerade =

z0z22= 4z13−g2z02z1−g3z03 ∩ z0= 0

=

(0 :z1:z2)

0 = 4z31 ={(0 : 0 : 1)}

Das bedeutet, die elliptische Kurve E schneidet die∞-ferne Gerade in dem Punkt (0 : 0 : 1). Da sich aber dieser Punkt als L¨osung der Gleichung 0 = 4z31 ergibt, hat dieser Schnittpunkt die Vielfachheit drei.

In der algebraischen Geometrie sagt und schreibt man (zwVnn), dass D:=E·

z0= 0 = 3 (0 : 0 : 1) ein Divisor vom Grad drei auf E ist. Die Schreibweise E·

z0 = 0 bedeutet etwa ”Durchschnitt mit Vielfachheit”. Divisoren und Linearsysteme werden in Abschnitt 3.2 diskutiert.

Aufgabe 2.2.16:

Finde die Koordinatentransformation, die die allgemeine Gleichungy2 =az3+bz2+cz+d einer elliptischen Kurve auf dieWeierstrasssche Normalform bringt.

Aufgabe 2.2.17:

Zeige, dass der projektive Abschluss der affinen Kubik K : y = x3−x geometrisch zur Neilschen Parabel mit der affinen Gleichung y2 = x3 ¨aquivalent ist (siehe auch Aufgabe 2.5.20) .

2.3 Die ¨ Uberlagerung E −→ P

1

Wie zuvor erw¨ahnt ist nebenE auchP1eine algebraische Kurve. Anhand dieser Kurven kann man das Ph¨anomen der ¨Uberlagerung erkl¨aren. Genauer, die elliptische KurveEist eine doppelte ¨Uberlagerung von P1. Das sieht man am einfachsten so: Die elliptische Kurve E ist mengentheoretisch die Menge der L¨osungen (z, y) der affinen Gleichung (9) zusammen mit dem ∞-fernen Punkt (0 : 0 : 1). Nun definiert man die Abbildung Vergiss y: (z, y) 7→ (1 : z) und bildet gleichzeitig den ∞-fernen Punkt (0 : 0 : 1)∈P2 auf den∞-fernen Punkt (0 : 1)∈P1 ab. Da in der Gleichung (9) die Variable y nur als

(13)

Quadrat vorkommt, gibt es zu jedem Punkt (z, y)∈E auch noch den Punkt (z,−y)∈E und unter der Abbildung Vergißy werden diese beiden Punkte auf denselben Punkt (1 :z)∈P1 abgebildet:

Vergiss y:









y2= 4z3−g2z−g3 ∪ {∞} = E

2:1

(z,±y) _

(0 : 0 : 1) _

z= (1 :z) (0 : 1) P1

Die AbbildungE−→P1 ist damit vom Grad 2, dass heißt, (fast) jeder Bildpunkt hat zwei Urbilder in E. Die 3 Nullstellenp1, p2 undp3von 4z3−g2z−g3 definieren PunkteP1= (1 :p1), P2= (1 :p2) und P3 = (1 :p3)∈P1, die wie auch der Punkt ∞= (0 : 1) jeweils nur ein Urbild haben. Man sagt: E ist eine doppelte ¨Uberlagerung von P1, verzweigt in den vier Punkten P1P2, P3 und (0 : 1). In Abschnitt 3.4 werden wir diese ¨Uberlagerung topologisch betrachten und so ein anschauliches Bild erhalten.

2.4 Das Additionstheorem

Unter den algebraischen Kurven nehmen die elliptischen Kurven eine Sonderstellung ein, denn sie haben die Struktur einerabelschen Gruppe. Aus geometrischer Sicht beruht dieses auf dem

A

B

C

A + B = - C

Additionstheorem:

Drei Punkte A, B und C auf einer ellip- tischen Kurve haben genau dann die Sum- me Null, wenn sie auf einer Geraden liegen:

A+B+C= 0.

Das Additionstheorem l¨asst sich auch rein analytisch mit Hilfe der Weierstraßschen ℘-Funktion beweisen (siehe dazu [FB]). In der vorliegenden Arbeit soll diese Gruppeneigenschaft geometrisch be- gr¨undet werden. Dazu m¨ussen wir uns eingehender mit den vielf¨altigen Eigenschaften elliptischer Kurven besch¨aftigen. Zun¨achst betrachten wir dazu Thetafunktionen.

2.5 Thetafunktionen

Die klassischeRiemannsche Thetafunktion ist die Funktion:

ϑ(v) =ϑ(v, z) =X

k∈Z

ekπi(kz+2v) (10)

mit komplexen Zahlen v und z, wobei z einen positiven Imagin¨arteil hat: Imz > 0. ϑ ist komplex differenzierbar in v und z (zwVnn). Bei der Summendarstellung der Funktion handelt es sich um eine Fourierreihe (zwVnn). Ausschlaggebend f¨ur die Eigenschaften der Thetafunktion ist die Periodizit¨at der Exponentialfunktion e:C→C:

e2πi·k= 1, f¨ur alle k∈Z. (11)

Damit lassen sich die folgenden Funktionaleigenschaften der Thetafunktion nachweisen (f¨ur Beweise siehe Aufgabe 2.5.18 oder [BL2] Abschnitte 3.2 und 8.5):

1.ϑist periodisch bez¨uglichZ⊂C:

ϑ(v+n) =ϑ(v) f¨ur allev∈Cundn∈Z und (12) 2.ϑist semiperiodisch bez¨uglich der ganzzahligen Vielfachen der komplexen Zahlz:

ϑ(v+nz) =e−πi(n2z+2nv)ϑ(v) f¨ur allev∈Cundn∈Z. (13)

(14)

Aus derRiemannschen Thetafunktion leiten sich die so genannten Thetafunktionen mit Charakteristik m

n

ab. Wir ben¨otigen nur die drei Thetafunktionen mit den Charakteristiken 0

0

,h1

3

0

i

und h2

3

0

i . Dazu ersetzt man in Definition (10)kdurch (k+c3) mitc= 0,1 oder 2 und erh¨alt:

ϑc

3

0

(v) :=X

k∈Z

e(k+c3)πi (k+c3)z+2v

f¨ur c= 0,1,2.

Nach Definition ist die Thetafunktion ϑ0

0

identisch zur Riemannschen Thetafunktionϑ. Diese drei neuen Thetafunktionen haben ebenfalls die Funktionalgleichungen (12) und (13) (vgl. Aufgabe 2.5.19):

ϑc3

0

(v+n1z+n23) =e−πi(n21z+2n1v)ϑc3

0

(v) f¨ur alle n1, n2∈Zundv∈C. (14) Bei der Definition der Riemannschen Thetafunkti-

on wurde vorausgesetzt, dass die komplexe Zahl z einen positiven Imagin¨arteil hat. Das heißt, z liegt in der so genannten oberen Halbebene der komple- xen Zahlenebene. Deshalb spannen die ganzzahligen Vielfachen vonz und 3, also alle komplexen Zahlen der Formn1z+n23 mitn1, n2∈Z, ein Gitter

Zz+Z3⊂C

in der komplexen Zahlenebene auf (siehe nebenste-

hende Graphik). Re

Im

3 z 0 Wir betrachten nun die Abbildung:

φ:C3v7→

ϑ0

0

(v) :ϑh1

3

0

i

(v) :ϑh2

3

0

i (v)

∈P2 (15)

Da die drei Thetafunktionen derselben Funktionaleigenschaft (14) gen¨ugen und da bei homogenen Ko- ordinaten gleiche Faktoren gek¨urzt werden k¨onnen, ist diese Abbildung periodisch bez¨uglich des Gitters Zz+Z3. Das heißt:

φ(v+w) =φ(v) f¨ur alle v∈C und alle w∈Zz+Z3.

Die Abbildungφinduziert eine projektive Einbettung des QuotientenraumesC/(Zz+Z3):

C φ

,,Y

YY YY YY YY YY YY YY Y

π P2

C/(Zz+Z3)

% fffϕffffffff22

Der Quotient C/(Zz+Z3) wird im n¨achsten Abschnitt genauer besprochen. Mehr zu der Einbettung ϕfindet man in Abschnitt 3.3.

Aufgabe 2.5.18:

Beweise die Funktionaleigenschaften (12) und (13) derRiemannschen Thetafunktionϑ. Hin- weis: Benutze die Reihendarstellung vonϑ.

Aufgabe 2.5.19:

Beweise die Funktionaleigenschaft (14) der Thetafunktionenϑc3

0

. Aufgabe 2.5.20:

Bestimme die affine und homogene Gleichung der Bildkurve der Abbildungϕ1:P1→P2 mit (Z0:Z1)7→(Z03:Z0Z12:Z13). Um welche Kurve handelt es sich und was sind die∞-fernen Punkte? Zeichne die affine Kurve, was f¨allt auf?

Aufgabe 2.5.21:

Bestimme die affine und homogene Gleichung der Bildkurve der Abbildungϕ2:P1→P2 mit (Z0:Z1)7→(Z03:Z0Z12−Z03 :Z13−Z02Z1). Um welche Kurve handelt es sich und was sind die∞-fernen Punkte? Zeichne die affine Kurve, was f¨allt auf?

(15)

2.6 Thetarelationen

Das Bild projektiver Einbettungen (wie oben definiert) wird durch Thetarelationen beschrieben. Die klassischenRiemannschen Thetarelationen (zwVnn) lauten:

2g·ϑ[a](v1, Z)·ϑ[a+b1](v2)·ϑ[a+b2](v3, Z)·ϑ[a−b1−b2](v4, Z) = X

c∈12Z2g/Z2g

e4πi(at1c2−at2c1)·ϑ[c](v1+v2+v3+v4, Z)·ϑ[c+b1](v1+v2−v3−v4, Z)

·ϑ[c+b2](v1−v2+v3−v4, Z)·ϑ[c−b1−b2](v1−v2−v3+v4, Z) mit Z∈Hg, derSiegelschen oberen Halbebene der Dimensiong,v1, . . . , v4∈Cg, unda, b1, b212Z2g (siehe [K]). Hier ben¨otigen wir die kubischen Thetarelationen (zwVnn) (vgl. [BL1]):

Θ(y1,y2),ρ(0)· X

z∈Z6

ρ(z)·ϑLy0

1+y20+y3+2z·ϑLy0

1−y20+y3+2z·ϑL−2y0 1+y3+2z

= Θ(y0

1,y20),ρ(0)· X

z∈Z6

ρ(z)·ϑLy

1+y2+y3+2z·ϑLy

1−y2+y3+2z·ϑL−2y

1+y3+2z

Hiervon ben¨otigen wir nur den Spezialfall der Dimensiong= 1 und mit dem Geradenb¨undelL=O(3) zuvor. In diesem Fall reduzieren sich die kubischen Thetarelationen zu der folgenden Gleichung (vgl.

[BL2] Exercise 7.(8)) (zwVnn):

ϑ0

0

3 +ϑh1

3

0

i3

+ϑh2

3

0

i3

= 3ΘΘ(0,0),1(0)

(0,6),1(0)ϑ0

0

ϑh1

3

0

i ϑh2

3

0

i

(16) Der Term 3ΘΘ(0,0),1(0)

(0,6),1(0) ist eine komplexe Konstante6= 0, die sich mit gewissen Thetafunktionen berechnen l¨asst, f¨ur uns hier aber nicht von Bedeutung ist. (16) ist eine Relation zwischen den Komponenten der Abbildung (15). Ersetzt man hierϑ0

0

, ϑh1

3

0

i

undϑh2

3

0

i

durch die homogenen Koordinatenfunktionen z0, z1undz2 vonP2, so erhalten wir die Gleichung

z30+z13+z23= 3ΘΘ(0,0),1(0)

(0,6),1(0)z0z1z2. (17)

Dies ist die Gleichung der Bildkurve vonφbzw.ϕ. Da dieses eine Gleichung vom Grad 3 ist, istφ(C) eine elliptische Kurve, die wieder mit E bezeichnet werden soll. Daϕ:C/(Zz+Z3),→P2 eine Einbettung ist, ergeben sich die folgenden Identifikationen:

E'C/(Zz+Z3)'

(z0:z1:z2)

z03+z31+z23= 3ΘΘ(0,0),1(0)

(0,6),1(0)z0z1z2 ⊂P2 Aufgabe 2.6.22:

Berechne die Schnittpunkte der elliptischen KurveE : z30+z13+z32 = 3ΘΘ(0,0),1(0)

(0,6),1(0)z0z1z2 mit der∞-fernen Geradez0= 0.

2.7 Die elliptische Kurve E als komplexer Torus

Betrachten wir zun¨achst den QuotientenC/(Zz+Z3). Wie in Abschnitt 2.5 gezeigt wurde, istZz+Z3 ein Gitter inC. Der QuotientC/(Zz+Z3) ist nach Definition die Menge aller Nebenklassenv:=v+Zz+Z3 mitv∈C(vgl. Aufgabe 2.7.23). Anschaulich kann man sich den Quotienten folgendermaßen vorstellen:

Man betrachtet im GitterZz+Z3 das von den vier Eckpunkten 0,3, z undz+ 3 gebildete Fundamen- talparallelogramm und identifiziert gegen¨uberliegende Seiten. So entsteht ein komplexer Torus:

b=d

a=c c

d b

a z

0 3

¼

(16)

Hierbei ist πdie Projektion:

π:C−→C/(Zz+Z3) =E mit v7→v:=v+Zz+Z3

Die komplexen Zahlen C sind als K¨orper insbesondere auch eine abelsche Gruppe. Diese Gruppen- struktur induziert eine Gruppenstruktur auf dem komplexen Torus E=C/(Zz+Z3) und wir erhalten die geometrische Erkl¨arung des Additionstheorems.

Fassen wir zusammen: Die elliptische Kurve E wird durch die algebraische Gleichung z03+z13+z23= 3ΘΘ(0,0),1(0)

(0,6),1(0)z0z1z2

beschrieben, ist also eine projektive algebraische Kurve. Damit ist aber auch der komplexe Torus E = C/(Zz +Z3) algebraisch. Als algebraischer komplexer Torus der Dimension 1 ist E schließlich eine projektive algebraische Kurve vom Geschlecht 1 (siehe auch Abschnitt 3.1).

Aufgabe 2.7.23:

Seienuundv∈Cundn∈Zz+Z3. Zeige, dass inE=C/(Zz+Z3) gilt:

a) u=v genau dann, wennu−v∈Zz+Z3.

b) n= 0.

c) u+v=u+v.

3. Einige S¨atze ¨ uber algebraische Kurven

In diesem letzten Teil sollen einige klassische Aussagen und S¨atze der algebraischen Geometrie, insbeson- dere der Kurventheorie, vorgestellt werden. Unter Kurve verstehen wir hier immer eine glatte, das heißt singularit¨atenfreie Kurve (zwVnn). Beispiele f¨ur Kurven mit Singularit¨aten findet man in Aufgaben 2.5.20 und 2.5.21.

3.1 Das Geschlecht einer algebraischen Kurve

Eine projektive algebraische Kurve C vom Geschlecht g kann man sich topologisch als eine kompakte Fl¨ache mitg L¨ochern vorstellen:

+2

¸g +1

¸g

¸2

¸1

g

¸2

¸g

Neben dieser anschaulichen Erkl¨arung kann das Geschlechtg einer KurveCz. B. auch ¨uber die Dimen- sionen bzw. Ordnungen der folgenden Kohomologie bzw. Homologiegruppen definiert werden:

H0(C,O(K))'Cg, H1(C,Z)'Z2g.

Die KohomologieH0(C,O(K)) wird im n¨achsten Abschnitt erkl¨art. Die Elemente der Homologiegruppe H1(C,Z) sind ¨Aquivalenzklassen von geschlossenen Zykeln, also reell eindimensionalen geschlossenen Kurven auf C. Zwei solche Zykel sind ¨aquivalent, wenn sie stetig ineinander deformierbar sind. So sind beispielsweise die in der obigen Graphik eingezeichneten Zykel λ1 und λ2 nicht ¨aquivalent, da sie sich um verschiedene L¨ocher winden. Die Zykel λ1, . . . , λ2g sind Repr¨asentanten eines Erzeugendensystems f¨urH1(C,Z)'Z2g. An dieser Definition bzw. der Graphik erkennt man sofort, dass die KurvenP1 das Geschlecht 0 (da kein Loch) undE das Geschlecht 1 (da ein Loch) haben.

(17)

3.2 Divisoren

EinDivisor D auf einer KurveCist eine formale endliche Summe von Punkten aufC:

D=n1P1+· · ·+nkPk, mit ni∈Z und Pi∈C.

Der Grad des Divisors ist

degD:=n1+· · ·+nk.

Beispiel 1. Am Ende von Abschnitt 2.2 haben wir schon einmal einen Divisor kennengelernt, den Divisor

D:=E·

z0= 0 = 3 (0 : 0 : 1) auf der elliptischen KurveE=

z0z22= 4z13−g2z02z1−g3z03 .

Jede rationale Funktion f auf C definiert einen Divisor. Dazu berechnet man die Nullstellen N vonf und ihre OrdnungenνN (wie man es aus der Schule kennt). Ebenfalls berechnet man alle PoleP vonf und ihre OrdnungenνP. Die Pole sind hierbei gerade die Nullstellen des Nenners. (So hat beispielsweise die Funktionz7→ 1−zz2 beiz= 1 eine Nullstelle der Ordnung 1 und beiz= 0 einen Pol der Ordnung 2.) Der Divisor der Funktion f ist nun

(f) = X

N Nullstelle vonf

νNN− X

PPol vonf

νPP.

Die Divisoren (f) heißenHauptdivisoren. Rationale Funktionen auf einer algebraischen Kurve bed¨urfen eigentlich einer genaueren Definition, wir wollen es hier bei einer Erkl¨arung mittels eines Beispiels belassen:

Beispiel 2. Rationale Funktionen auf C = P1 sind Quotienten p(Zq(Z0,Z1)

0,Z1) mit homogenen Polynomen p und q in Z0 und Z1 und degp = degq. Betrachten wir beispielsweise f(Z0, Z1) := ZZ1

0. f hat in (1 : 0) eine einfache Nullstelle und in ∞= (0 : 1) einen einfachen Pol. Der Hauptdivisor von f ist also

f1

= (1 : 0)−(0 : 1) und deg f

= 1−1 = 0.

Wie in diesem Beispiel gilt allgemein f¨ur den Grad von Hauptdivisoren: deg f

= 0.

Beispiel 3. Ein weiteres Beispiel f¨ur einen Divisor ist der Verzweigungsdivisor der doppelten ¨Uber- lagerungVergiss y : E7→P1 aus Abschnitt 2.3. Die vier Verzweigungspunkte bilden den so genannten Verzweigungsdivisor R=P1+P2+P3+ (0 : 1) aufP1.

Sind

D1= X

P∈C

nPP undD2=X

P

mPP

Divisoren auf einer KurveC (nach Definition sind in dieser Darstellung nur endlich viele Koeffizienten nP 6= 0 bzw.mp6= 0), so definiert man die Addition

D1+D2=X

P

(nP +mP)P und die Ordnungsrelation

D1≥D2, falls nP ≥mP f¨ur alle P ∈C.

Die rationalen Funktionenf aufC, deren Hauptdivisor f

in diesem Sinne≥ −D ist, bilden bez¨uglich der Addition von Funktionen und der Skalarmultiplikation, also der einfachen Multiplikation mit einer komplexen Zahl, einen komplexen Vektorraum. Dieser Vektorraum stimmt mit der 0-ten Kohomologie H0(C,O(D)) des DivisorsD ¨uberein. Es gilt also:

H0(C,O(D)) :=

f

f ist eine rationale Funktion aufCmit f

≥ −D .

Referenzen

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