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(1)llolUmann, iiher die zweite Arl der achämenid

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(1)

llolUmann, iiher die zweite Arl der achämenid. Keilschrifl. 329

V. 1134. 113d sind gewiss nur eingeflickt.

V. 1138. ys*^^j ^^*Li_C^

^x^\S jl jj,«, ^«.j ^1 0/ Kji

Hr. M. scheint ,lXj als hedo, ihm, verstanden zu haben, wenn er

übersetzt: „sa bonne renomm^e lui est demeur^e entiere, o mon

fils, car il a tir6 profit du malbeur." Aber rectitude kann

doch nicht entiere seyn, noch auch est demeuree. Ich lese bud n,

war und, und übersetze: Nur Name und Rechtscbaffenheit war

alles , was er gewann aus dem Verlust (des Lebens) = was ibm

im Tode geblieben ist.

V. 1139 a. Ol^ij „Minoutchebr se mit sur la tSte Ia couronne

des Keianides." Ich denke umgekehrt: er legte die Krone ab, um

die Todtenfeier Feridun's zu begeben. ^oL^i heisst an und für

sich: niederlegen, ni-dhä, nihita, nidhäna ^ g > u. s. w.; nur

durch einen Zusatz ^ und dergleichen, kann es aufsetzen und

dergl. bedeuten. Erst VII, 2 nach der Trauer einer Woche, nm

achten Tage setzt Feridun die Krone wieder auf:

KS"^ O^^^*^ /-^

(Fortsetzung folgt.)

Ueber

tlie zweite Art der achäinenidischen Keilschrift.

Von Prof. A. Holtzmann.

Fortsetzung (s. Bd. VI. S. .S5 ff.) IV.

Wenn ich jetzt, nachdem der medische Text von Bagistan

endlicb erschienen ist, meine Untersuchungen wieder aufnehme,

wird es mir gestattet sein, mit einem Rückblick auf die früheren

Artikel in dieser Zeitschrift V, 145 ff. und VI, 35 ff. zu beginnen.

Es war ein sehr gewagtes Unternehmen, Vermuthungen, zu deren

Begründung fast alle Mittel fehlten, laut werden zu lassen, und

zwar gerade in der Zeit, als man das Buch des Herrn Norris

erwartete, welches möglicher Weise meine ganze Arbeit vernichten

und meine Kühnheit aufs empfindlichste bestrafen konnte. Ich muss

daran erinnern, dass ich die Unsicherheit meiner Versuche nicht ver¬

hehlte, und mir das Recht bewahrte, irren zu dürfen. Jetzt aber

zeigt es sich zu meiner Genugthuung, dass ich von diesem Recht

doch nur einen mässigen Gebrauch gemacht habe ; nur wenige meiner

(2)

330 HoUzmann, über die zweite Art der achämenid. Keilschrift.

frühem Vermuthungeo mUsBen jetzt zurückgenummeo werdeo, weit¬

aus die meisten hahen Bestätigung gefunden, z. B. meine Bestim¬

mung der Negation C^^.^l, die mit dem damaligen Material

gewiss nicht leicht zu erkennen war (V, 169), hat sich vollkom¬

men hewährt. Es ist aher unnöthig, im Einzelnen anzuführen,

wo ich glücklich war, und wo ich fehlte; es wird sich im Ver¬

lauf unserer neuen Forschung Gelegenheit finden, die nöthigen

Berichtigungen anzuhringen.

Aber auch nocb für diesen neuen Gang muss ich um dieselbe

Nachsicht bitten, die icb für die frühern Arbeiten in Anspruch

nehmen durfte. Unser Material ist zwar beträchtlich grösser ge¬

worden, aber immer noch nicht gross genug, um uns mit sicherm

Schritt von Wahrheit zu Wahrhei't vordringen zu lassen. Wir

können nocb nicht eine systematische Erkenntniss des Ganzen

geben, sondern müssen bie und da das Einzelne aufzuhellen su¬

chen; wir lesen noch verstreute Aebren, wir können nocb nicht

volle Garben binden. Wir müssen noch oft im Finstern tastend

unsern Weg suchen, und dürfen frob sein, wenn an einigen Stellen

eiu Schein des Morgens den nahenden Tag verkündet. Aucb jetzt

noch muss icb, wie früher, daran erinnern, dass hier ohne Muth

und ohne Glück nicbt viel auszurichten ist; und dass daher ein

Missgriff, ein Fehltritt nicht zur Schande gereichen kann.

Dieser Eingang wird wohl Manchem wunderlich klingen. Es

liegt ja jetzt, wird man sagen, nicht nur ein ziemlich grosser

Text vor, sondern aucb eine fast vollständige Entzifferung der

Schrift, eine üebersetzung, ein Wörterbuch und eine Grammatik!

Jetzt also muss, die Zeit des unsichern Uerumtastens, die Zeit

der Versuche vorüber sein ! Jetzt mnss es möglicb sein , vor

allem die Sprache dieser Denkmäler in einen der bekannten

Sprachstämme einzureihen, und ein genügendes Bild derselhen

zu entwevfen. Aher das ist eben das Wunderliche: die Entziffe¬

rung ist ziemlich weit gediehen, der Sinn der Worte und der

Sätze kann meistens nicht zweifelhaft sein, sogar eine Grammatik

der unbekannten Sprache könnte ausgeführt werden — und den¬

nocb ist die Spruche nocb eine unbekannte, dennoch wird es

möglich sein, dass über die Familie, der sie angehört, ganz ver¬

schiedene Ansichten begründet werden. Zwar Herr Norris ist in

dieser Beziehung von einer beneidenswerthen Glaubensfestigkeit

und seine glückliche .Seele kennt die Qualen des Zweifels nicht.

Er beginnt mit der Behauptung, die Sprache der Inschriften sei

die Scythiscbe, oder eine scythische, d. h. sie gehöre dem tatarisch¬

finnischen Sprachstamme an; und er schliesst mit der zuversicht¬

lichen Erwartung, dass nur Renner des Tatarischen sein Buch

heurtheilen, und also mit diesen Inschriften sich beschäftigen

w«rden. Dennoch zweifte ich, ob seine Grammatik nnd sein Wör¬

terbuch seine Ueberzeugung verbreiten werden, und eigentlicb

gesteht er ja seihst schon auf der zweiten Seite, dass dieser

(3)

HuUzmann, über die zweite Art der achämenid. Keilschrift. 33 t

sein unerschütterlicher Glauhe erst durch die künftigen Forschun¬

gen gelehrterer Kenner des Scythischen begründet werden solle.

Schon so, wie das Buch vorliegt, wird es schwerlich geeignet

sein, die Ansicht des Herrn Norris zu beweisen Cs kommt aber

noch dazu, dass scbon bei der Lautbestimmung, wie bei der

Trennung der Worte, die Rücksicbt auf zu gewinnende mordwi¬

nische und syrjänische, ungrische und mongolische Analogieen

vorwaltend war. Wir wollen an einigen Beispielen zeigen, wie

höchst vorsichtig diese allerdings zuweilen sehr auffallenden Ana¬

logieen aufgenommen werden müssen. Wir lesen 1 , 6 in Herrn

Norris' Umschreibung sassata karala turi, d. i. alt, Zeit, von,

also: von alter Zeit; damit wird im Wörterbuch aus der Bibel der

Mordwinen verglichen pokci-lyrys , von Kindheit an; und leslen-

lyrys, seit der Schöpfung. Was ist nun deutlicher, als dass turi

der Inschriften dasselbe Wort ist wie mordwinisch lyrys? Aber

ist denn .-"ef .^-flf^ wirklich turt zu lesen? Als Beweis werden

die beiden Namen sindus und katpaduka angeführt, in welchen,

wie Herr Norris behauptet, das Zeichen «-"Ef deutlicb stehe an

der Stelle der Sylbe du. Allein diess ist entschieden unwahr;

vielmehr versichert Westergaard ausdrücklich, dass in beiden

Wörtern der Buchstabe verletzt sei, und dass er ihn nur gesetzt

habe, weil er aus einem andern Wort vermuthet habe, dass er

hieher passe. Ich habe schon V, 175 vorgeschlagen, nicht .^^f,

sondern ergänzen und wirklich wird durch die grosse In¬

schrift meine Conjectur bestätigt ■). Es ist also nicht der min¬

deste Grund vorhanden , jenes Wort turi zu lesen , und somit fällt

diese scböne mordwinische Analogie.

Ein Kennzeichen der finnisch-tatarischen Sprachen ist das

Relativ, das am Ende des Relativsatzes steht. Dieselbe Eigen¬

thümliehkeit findet Norris in den Inschriften, indem ersieh S. 76

ausdrückt wie folgt: „the true Tartar relative particle is pi,

wbicb I believe to bave been sufficient, as in Mongol and Turkish,

and in the Dekkan languages, to distinguish a relative sentence

without the addition of any other pronoun, though it israrily so

found in the inscription; it is always terminal, and tbe following examples shew its use: Hu-ni-na innt tirivan pi, „which is not called

mine," etc. Liest man diese Worte, so scheint die Sache ent¬

schieden , das Relativ ist dasselbe und wird auf dieselbe Weise

gebraucbt, wie in den tatarischen Sprachen, es kann also nicbts

deutlicher sein, als dass die Sprache der Inschriften zum tatari-

sehen Sprachstamm gehört. Die Sache verhält sich aber ganz

anders, wenn man näher zusieht. Einmal ist das Relativ der

1) Ich hahe ferner V, 177 dem Zeichen — den Werth wa gegeben,

uad. aucb hierin .scheint micb . wie wir sehen werden , dos neue Malciial zn rechtfertigen.

(4)

332 Hollzmann, über die zweite Art der achämenid. Keilschrifl.

tatarischen Sprachen nicht pi , sondern ki ; sodann ist das pi der

Inschriften ohne Zweifel keine Relativpartikel. Jeder Relativsatz

heginnt ohne Ausnahrae mit dem Relativpronomen ^^.^ ,

oder ^Cit.T^; letzte findet sich auch zu Anfang des von

Norris angefiihrten Satzes, vor einem andern Wort, ganz genau

wie im persischen Text: entweder dieses Relativ bezieht sicb auch

noch auf diesen Satz, oder es ist kein Relativsatz im medischen

ebenso wie im persiscben Text. Das pi oder bi aber am Ende

gehört zum Verbum ebenso wie in lamampi I, 39. In dem Satz,

welcben Norris schreibt „appo pafatifapi , welche sich empörten,"

soll das Relativ zweimal ausgedrückt sein, zu Anfang und zu

Ende. Das persische „bamitrijä abava, sie empörten sich ," wird

übersetzt mit 1^:^11. -T^: . Ts^TTT z. B. II, 11, oder mit

►<.Mn.-T:r.T=m.T=, ".'9. -< y=m.H=.

fS:tTT'^t— III, 61. Es sind diess nicht drei verschiedene Wort¬

formen , sondern dasselbe Wort in drei verschiedenen Weisen ge¬

schrieben. Am Schluss steht entweder )|^ ba, oder bi,

wie auch sonst am Schluss der Wörter ka und ki , na und ni

wechseln , oder keines vou beiden , weil schon im vorhergehenden

Zeichen der Labial hinreichend angedeutet ist. So wenig bo eine

Relativpartikel ist, ebenso wenig ist es bi, uud es ist nur zu¬

fällig, dass das Wort gerade in Relativsätzen mit 6» schliesst.

Eine ähnliche Bewandtniss wird es mit dem Wort haben , welches

Norris „yupofapi" schreibt, und welcbes ebenfalls am Ende eines

Relativsatzes stebt. Auch in N. R. 34 scheint ein Relativsatz mit

pi oder bi zu scbliessen: dagegeu III, 78 ist die Sylbe pi von

Norris schwerlich richtig ergänzt. Es ist also nur ein Zufall,

dass einige Relativsätze mit bi scbliessen; und bi ist keine Re¬

lativpartikel; dje Analogie in diesem wichtigen Punct mit dem

Rau der tatarischen Sprachen ist also nicht vorhanden.

Diese Beispiele zeigen , dass Herr Norris durch seinen festen

Glauben, dass die Sprache scythisch sei, sich verleiten liess, die

Dinge anders zu sehen, aufzufassen und darzustellen, als sie

wirklich sind. Wenn aber noch keineswegs erwiesen ist, dass

die Sprache der sogenannten medischen Inschriften dem finnisch-

tatarischen Sprachstamm angehört , so ist doch diese Ansicbt auch

nocb nicht widerlegt. Es ist allerdings richtig, dass sich in

einzelnen Wörtern , und auch in einigen syntactischen Erschei¬

nungen eine auffallende Aehnlichkeit mit tatarischen Sprachen

nachweisen lässt; z. B. Mein Vater und des Mannes Vater scheint

auf folgende Weise ausgedrückt zu werden : Ich Vater mein ;

Mann, Vater sein; wie ganz ähnlich im Türkischen ■). Eine

1) Auch im Laut bat medisch altari (sein Vater) grosse Aehnlichkeit mit türkisch atasi , tscheremissisch aljase, l.-ippisch aizjas.

(5)

HoUzmann, über die zweüe Arl der achämenid. Keilschrifl. 33 J

merkwürdige Uebereinstimmung mit dem MongoliscLen, die Norris

nicbt bemerkt bat, will icb bier bervorbeben. Eben sowobl in

den tatariscben, als in den indogermaniscben und semitiscben

Sprüchen kann man stott eines blossen Personennamens den Be¬

griff der Person mit dem Namen- im Genitiv setzen, also statt

Cajus sagen: die Person, die Seele, der Körper, die Kraft u.s.w.

des Cajus. Auf diese Weise brauchen die Mongolen das Wort

über, welches eigentlicb Busen bedeutet, die Türken dos Wort

uz, welches vielleicht mit dem Uebergang vor r in z aus über

verkürzt ist. Ganz ebenso, und auf dieselbe Weise construirt,

findet sich in den Inschriften ein Wort, welcbes Norris yufri liest,

welches aber richtiger ufari oder ubari zu lesen ist, und also

auch im I^^aut mit dem mongolischen Wort fast identisch ist. .Aber

man darf solche einzelne Uebereinstimmungen und Analogieen

nicht überschätzen; theils können Entlehnungen Statt gefunden

hoben, theils spielt oft der Zufall wunderlich; theils ist viel¬

leicht in den drei Spracbstämmen , die hier in Betracht kommen,

wirklich ein Vorratb gemeinsamer urverwandter Wörter, und end¬

lich hringen die gleichen Ursochen au verschiedenen Orten die

gleichen Erscheinungen hervor; und es wird daher kaum zwei

Sprachen geben, in welchen nicbt einzelne Wörter und Formen

verglichen werden könnten. Wir müssen daher ohne alle vorge-

fasste Meinung an die Betrachtung der Sprache geben, um nicht

in sie hineinzulegen, was wir zu finden wünschen und erwarten;

und von einzelnen Analogien dürfen wir nicht zu rasch Schlüsse

ziehen. Es ist vor allen Dingen nothwendig die Urkunden aus

ihnen selbst zu erklären, und richtig zu lesen; nach Analogien

in anderen Sprachen dürfen wir uns fortwährend umsehen ; aher

erst wenn sie nicht mehr vereinzelt stehen, berechtigen sie uns

der Sprache unserer Denkmäler ihre Stelle anzuweisen.

ich befolge also uuch jetzt noch dieselbe Methode, wie in

den frühern Artikeln. Ich betruchte und erwäge ohne bestimmte

Ordnung einzelne heruusgegriffene Puncte, buld suche ich einen

Luutwerth'zu bestimmen, buld untersuche ich ein Wort oder eine

Wortform. Wenn so das Einzelne möglichst sorgfältig erforscht

ist, wird es endlich gelingen, allgemeinere Ergebnisse zu gewinnen.

Ich beginne mit dem Wörtchen j'^.»-'c>-. Aus den wenigen

Stellen, in welchen es schon früber in H. und N. R. vorkam, habe

ich VI, 41 richtig erkannt, dass es nichts ist als eine Interpun¬

ction. Diese Ansicht wird durch die grosse Inschrift, in welcher

es sehr bäufig vorkommt, vollkommen bestätigt. Zwar meint

Herr Norris, das Wörtchen müsse überall übersetzt werden, allein

wer mit einiger Aufmerksamkeit betrachtet, wie es gebraucht

wird, der wird schwerlich den mindesten Zweifel bewahren, dass

es nicht ausgesprochen und also übersetzt werden soll, sondern

nur die Bestimmung hat das Ende der Sätze bemerklieb zu ma-

2 ^

(6)

334 Bolliinann, über die zweile Arl der acluimenid. Keilschrift.

ebeu, dass es also durebaus nicbts ist, uls eine Interpunction.

Ueispiele unxufiihren, ist überflüssig; denn nicbt einzelne Stellen

sind bier beweisend , sondern die durchgeführte Anwendung.

Jedoch nicht blos das Ende des Satzes hebt es hervor, sondern

wo es nöthig ist, auch das Ende der Wörter. In dem Verzeich¬

niss der Länder und Völker I, 10 steht es nacb jedem Namen,

nur nicbt nach dem letzten. Zwar zeigte schon der Keil , der

jedem Namen vorhergeht, den Anfang eines neuen Namens nn,

und die Interpunction ist desbulb auch in dem Verzeichniss in

N. R. unterlussen; da aber, wie ich schon V, 162 an f.^yyy

neben f^TIf gezeigt habe, wozu jetzt noch f .i-« neben y-<,

und fneben kommt, der seükrecbte Keil als Merk,

zeichen nicbt vor Missverständniss sicherte , so wur es zu grösse¬

rer Deutlichkeit zweckmässig, zwischen die Namen die Interpun¬

ction zu setzen. Ohne dieses Auskunftsmittel hätte man bei einer

Reihenfolge von nicht sehr bekunnten Eigennamen oft nicht wis¬

sen können, wo der eine aufhöre , und der andere anfange. Ganz

auf dieseihe Weise wird, wie mir scheint, in den assyrischen In¬

schriften die Interpunction zur Trennung der Sätze und der auf¬

einanderfolgenden Eigennamen angewandt; und es ist mit eine

Ursache des geringen Erfolgs der bisherigen Entzifferungsver¬

sucbe, dass man diese Interpunctionswörtchen nicbt als das, was

sie sind, erkannte, sondern sie als Theile der Sätze behandelte

und sie übersetzen wollte.

Von hier gehe ich zu einem Wörtchen über, das mir eine

ganz ähnliche Rolle zu spielen scheint; das Wörtchen |£|..-]cfy^

vara oder mora. Herr Norris will es mit sum übersetzen; und

bei oberflächlicher Betrachtung scbeint es wirklich an den mei¬

sten Stellen so Ubersetzt werden zu können. .Allein es muss doch

auff'allen, dass meistens der Satz vollständig gegeben wäre, wenn

auch das Wörteben fehlte. So in allen den zahlreichen Fällen,

in welchen ego rex sum durcb die Worte, welche Norris Hu

kovas yutta vara schreibt, übersetzt wird. Der .Sinn ist hier

vollständig durch Äu kovas yulla , oder kovas hu yulla ausgedrückt

ohue vara, und so steht wirklich I, 7; 8, 10 u. s. w. Unmöglich

kann aber gesagt worden sein : ego rex sum sum , eine solche

Wiederholung wäre eine gunz unerhörte Eigenheit der medischen

Sprache. Nun giebt es aher freilich nicht wenig Fälle, in wel¬

chen sum gar nicht ausgedrückt ist, wenn nicbt durcb vara.

Aber muss denn überall sum ausgedrückt sein? Wenn gesagt

wird: Ego Jmanes rex Susae (II, 6), ist cs dann unum¬

gänglich nothwendig, dass noch sum folgt? Ist der Satz nicht

vielmehr vollkommen verständlich auch ohne sum? Ganz gewiss

hielten diejenigen, welche die Sprache unserer Inschriften redeten, dieses sum für überflussig: denn I, 6.'> steht Ego Nebucadnezar,

(7)

UoUzmann, Uber die zweüe Art der achämenid. h'eüschrift. 335

ohne (lass yutta, oder vara oder sonst eiu Wort, das sum be¬

deuten könute, folgt. Ebenso fehlt sum in III, 2.: Ego Bardes,

filius Cyri; ebenso III, 9, 20; ebenso ego Nebucadnezar, filius

Nabonidi III, 37 u.s. w. Es ist also deutlich, dass vara, wenn

es sum hedeutet, theils entbehrlich ist, theils unbegreifliche Wie¬

derholung. Ks wird also wohl nicht sum bedeuten. Dazu kommt

nun eine Stelle III, 23, in welcher es unmöglich sum bedeuten

kann; die Stelle lautet: Veisdates illis dixit: ite, Vibanum occi-

dite, et populos qui Dario regi obediunt vara; hier lässt Norris

das Wort unübersetzt. Wenn nun gewiss ist, dass es uicht sum

heissen kunn, was kann es sonst bedeuten? Es findet sich immer

am Ende einer angeführten Stelle; es ist also nichts als das An¬

führungszeichen, ganz wie sanskrit. t<t. Es giebt den Punct an,

wo die Worte eines andern aufhören, und die gewöhnliche Er¬

zäblung wieder aufgenommen wird. Es versteht sich wohl von

seihst, dass ehenso wie die Interpunction nicht üherall gesetzt

werden musste, wo sie hätte gesetzt werden können, so uuch

dieses Anführungszeichen zuweilen wegbleiben konnte, wo die an¬

geführten Worte sicb schon von selbst deutlich abhoben. Es musste

in dem Gebraucb dieser Wörtchen freie Abwechslung gestattet sein.

Ganz gleicbbedeutend mit vara scbeint mir das Wörtchen

E:.E:Tj welches von Norris nicbt ins Wörterbuch aufgenommen

ist, weil es in der Grammatik S. 86 als eine Endung des Impe¬

rativs aufgeführt ist. Es ist aber bestimmt keine Verbalendung,

denn es steht nach der 2. Person des Imperativs Sing, und Plur.,

die heide öfter ohne diesen Beisatz vorkommen, und in einem

merkwürdigen Fall, von dem wir bald sprechen werden, II, 82

nach der dritten Person Sing, des Imperativs. Das Wörtchen

steht ganz ehenso wie vara immer nur am Ende einer angeführ¬

ten Rede, und einmal stebt vara fast hinter dem nämlichen Satz,

der gewöhnlich mit ^.^f schliesst III, 23. Doch scheinen die

beiden Wörtchen nicht von ganz gleichem Gebraucb zu sein. Wo

Durius die Worte eines Andern anführt, setzt er immer vara; wenn

er aher seine eigenen Worte anführt, sind diese durch ^.E:f

hervorgehoben. Wenn Darius einen seiner Feldherrn abschickt,

so schliesst der Befehl immer mit Cr.^f ; wenn aber ein falscher

Smerdis ganz mit denselben Worten einen Feldherrn aussendet,

so schliesst der Befehl mit vara

Da Norris das Wort vara mit sum übersetzen wollte, so

wollen wir hier gleich .noch einiges über das verbum substanti¬

vum bemerken. Nicbts ist geeigneter, die Stelle einer Sprache

erkennen zu lassen, als das Verbum esse; aber nirgends muss

man aueh vorsichtiger sein , als bei Betrachtung des Verbums,

da es in allen Sprachen auf sehr verschiedene Weise ausgedrückt

wird. Die Wurzel us ist allen indogermanischen Sprachen ge¬

meinschaftlich, aber die Conjugution derselben ist in allen ver-

(8)

336 Uollzinaitn, Uber die zweile An der achämenid. KeiUchriß.

schieden, und in verschiedener Weise mangelhaft, und ander«

Wurzeln treten iu die entstandenen Lücken ein. Wenn wir also

in der Sprache der Inschriften in der Art, wie esse ausgedrückt

wird, Eigenheiten finden, die auf den ersten Anblick ganz fremd-

artig sind, so müssen wir uns hüten, dass wir nicht vorschnell

daraus den Schluss zieben, dass diese Sprache dem indofrermani-

schen Stamm nicht angehören könne.

Eine solche wunderliche Eigenthümliehkeit der medischen

Sprache scheint es zu sein, dass das Verbum, welches facere

hedeutet, zugleich das Verbum substantivum ist. ^ff^ . "t—ff

liest Norris nicht ganz ricbtig yutta; es ist malla oder ulla; es

heisst feci, und soll auch sum bedeuten, und in beiden Bedeutun¬

gen kommt es sehr häufig vor, so dass Stellen anzuführen un¬

nöthig iat. Ebenso in der dritten Person — TT^.^f.^y^y

heisst fecit und erat. Zwar meint Norris S. 87, in Bagistan

heisse dies nur erat, nicht fecit, und er übersetzt deshalb 111,21

dux erat; aber der persische Text zeigt deutlich, dass die Stelle

zu übersetzen ist: ducem fecit; zudem ist in den anderen Inschrif.

ten die Bedeutung gesicbert. VVie ist es nun möglich , dass das.

selbe Wort feci und sum, und fecit und erat hiessj Norris ver-

sucht S. 81 hier eine Ungrische und Ostjäkische Analogie auf-

zufinden. Allein die Sache ist viel einfacher; das Verbum heisst

immer nur facere, und niemals esse. Aber statt zu sagen, ich

bin König, oder ich war, ich wurde König, sagte man medisch,

ich machte Königschaft; statt: er war Satrap, hiess es medisch:

er machte Satrapenschaft. Es kommt daher dieses vermeintliche

gum und erat nie vor als in Begleitung eines solchen abstracten

Substantivs. Es ist hier wieder unmöglich eine Stelle anzuführen,

da man, um sicb zu überzeugen, alle ohne Ausnahme betrachten

muss. Damit fällt nun zugleicb eine andere tatarische Analogie,

auf die Norris grosses Gewicht legt, und die er, auch im Laut

übereinstimmend,, das Vergnügen hat, im Tscberemissiscben, Syr¬

jänischen und Mordwinischen nachzuweisen; nämlich S. 65 der

casus praedicativus und factivus. Ein solcher Casus ist im Medi-

sehen nicht zu finden; und alle die Fälle, in welchen Norris ibn

findet, sind solcbe abstracte Substantive beim Verbum macben.

Der sogenannte factive Casus von rex ist nichts als das Sub¬

stantivum regnum, das auch in andern Verbindungen nicbt selten

vorkommt. Die Sache ist ganz deutlich, ünd nicht im mindesten

zweifelhaft, und es ist nur Schade um die verschwendete schöne

tscheremissische Gelehrsamkeit des Herrn Norris.

Hier also, so wenig als in jeuem vara, ist das medische

verbum substantivum nicht zu finden ; und es ist für unsere Unter¬

suchung zu bedauern, dass die Meder (wie wir sie vorläufig noch

nennen ) in gewöhnlichen Sätzen das persische ämij , sum , gar

nicht auszudrücken beliebten. Aber es wird doch auch Fälle

(9)

Hollzmann, tiber die zweite Art der achämenid. Keilschrift. 337

geben, in denen sie das Verb, subst. nicbt umgehen Ifonnten. Ein

solcher ist III, 79 (gleich pers. IV, 63). Darius sugt: Auramazda

half mir, weil ich nicht gottlos war. Hier ist ganz deutlich eram

ausgedrückt durch J|E:.E:ffr: d. i. am, mit dem vorhergeben¬

den Adjeetiv .-Tyy<. -TTIH • -T • {(=: . =:TT=: «rikka am,

ich war gottlos. Derselbe Satz findet sich in der dritten Person, er

war gottlos I, 25 gleicb pers. I, 33: {[rr.-ffy^.^ff^. -jf.tfH

arikkas. Man siebt, dass im letzten Fall Adjeetiv und Verbum

in ein Wort verbunden sind; das Verbum allein müsste ||c;.SL5fV

as lauten. So haben wir also eram und erat in der Form am

und as. Diess ist aber ganz deutlich indogermanisch, zunächst

entsprechend dem griechischen rjv und r)g (dorisch). Im Sanskrit

heisst eram äsam , und erat äsit, welcbes aber eigentlich äs lauten

sollte. Nun behauptet zwar Norris, jenes am sei nur das persi¬

sche aham als Fremdwort aufgenommen. Aber was für eine wun¬

derliche Sprache müsste das gewesen sein, welche nicht nur ein¬

zelne Wörter, sondern sogar halbe Sätze aus einer grundver¬

schiedenen Sprache unverändert aufnahm! Jenes medische am ist

allerdings dasselhe Wort, wie persisch äham, aber es ist nicht

entlehnt, sondern die Sprachen sind verwandt. Cm aber die

Suche ganz deutlich zu machen , betrachten wir noch eine andere

Form des Verb, subst. In Pers. IV, 39 ist ein Sätzchen, das

zwar in allen Worten deutlicb ist, dessen wabren Sinn aber, wie

mir scheint, auch die neuern Erklärer nicht aufgefasst haben.

Awathä, so, bezieht sich nicht auf das vorhergehende, sondern

auf das folgende, und der im folgenden Sätzchen redende ist

nicht Darias, sondern der angeredete Nachfolger; sei gerecht,

ruft ibm Darius zu, strafe streng, wenn du willst, dass dein

Land unversehrt bleibe; wenn du denkst „möchte mein Land un¬

versehrt sein", leb habe diess ausführlich erörtert, Heidelberg.

Jahrbücher 1849 S. 809 ff. Hier nun wird durupd dhalij in medisch

III, 65 übersetzt: . . . ^<y . d. i. larvaslu, oder besser

tarva astu ; tarva heisst vollständig, integer, plenus. So steht es

in H, 16, wie ich ricbtig Bd. VI, 45 vermutbete, und dazu gehören

y-«. H, 17, und f^<.-ey.ilf. I, 18 u. s. w.,

welches tarvak oder tarvaka lautet, und vollkommen, vollständig,

bedeutet Es bleibt also für ähatij nicbts übrig als f^.^iST.

welches ganz sicher zu lesen ist aslu. Diess ist nun wieder

eine ganz deutlich arische Form der Wurzel as , genau sanskr.

astu. Man könnte auch griechisch l'adm vergleichen, obgleicb

diess nicbt identisch ist mit sanskr. astu. Wenn wir nun drei so

deutliche arische Formen der Wurzel as haben, wie dm (eram),

äs (erat), astu (esto), die sich gegenseitig bestätigen, so kann

es kaum noch zweifelhaft scheinen, dass wir hier eine Sprache

Hd. Vlll. 22

(10)

338 Hollzmann, über die zweile Arl der achämenid. Keilschrifl.

vor uns baben, deren Grund und Wesen, wie ich schon im ersten

Artikel vermuthete, arisch ist.

Ich übergehe hier einige andere Formen des Verb. «übst,

und wende mich sogleich xu einer Erscheinung, die mit der eben

ausgesprochenen Vermuthung über die Natur dieser .Sprache im

schroffsten Widerspruch zu stehen scheint, und so auffallend ist,

dass sie beim ersten Blick bemerkt werden muss. Nämlicb das

Pronomen der zweiten Person lautet hier ni f.^— . Dieses Zei¬

chen findet sich überall nn der Stelle des persiscben tuwam ; und

da es ohne Zweifel ni auszusprechen ist, so scheint es ganz

sicher, dass tu medisch ni heisst. Aber ni als Pronomen der

zweiten Person ist in allen indogermanischen Sprachen unerhört

und geradezu unmöglich; und man kann kühn behaupten, eine

Sprache, in welcher tu ni heisst, ist keine indogermanische; und

so wären wir schnell zu einer Ansicht getrieben , die derjenigen,

die uns so eben erwiesen schien , gerade entgegengesetzt ist.

Oder sollte vielleicht in die arische Sprache ein fremdes Prono¬

men ni aufgenommen worden sein? und wober? Nach unserer

frühern Vermuthung, dass die mediscbe Sprache arisch sei mit

semitischer Beimischung, müssten wir in den semitischen Spra¬

chen nachsuchen; aher ich glaube nicht, dass es möglich ist, ein

semitisches Pronomen ni für tu nachzuweisen, oder auch nur für

denkbar zu haltenl Also ist es doch wohl sicher, dass die Sprache

nicht dem arischen und nicht dem semitischen, sondern, wie Raw¬

linson uod Norris so zuversichtlich bebaupten, dem scythischen,

finnisch-tatarischen Spraclislumiii angehört? Aber auch in diesen

Spruchen , obgleich man von l.nppland bis nach Peking suchen

kann, ist ein Pronomen ni für tu nicbt zu finden; wenigstens weiss

Herr Norris kein solches beizubringen; denn von dem Possessiv¬

suffix, von dem wir nocb sprecben werden, ist hier nicht die Rede.

Wie also nun? Wollen wir in Afrika oder .Amerika unserem ni

nachjagen? Vielleicht ist das Räthsel einfacher zu lösen. Zu

ullen Zeiten und bei den verschiedensten Völkern richtete sich

die Anrede nach dem Rang des Angeredeten. .Schon im Sanskrit

wird bei höflicher Anrede das einfache Du gemieden ; und nirgends

wird die gebührende Rücksicht auf den Rang ängstlicher in der

Anrede beobachtet als bei uns Deutschen. Nur die Studenten

von Jena und die östreichischen Offiziere haben untereinander die

römische Einfachheit zur Geltung gebracht; sonst überall wird

ein Er oder ein Du für ein Sie eine bedenkliche Sache sein.

Könnte nnn nicht etwas ähnliches schon bei den Persern in

Uebung gewesen sein? Zwar in den Inscbriften der ersten Art

ist davon nichts zu merken; dort gilt überall das einfache Pro¬

nomen Du. Aber in der zweiten Art wird wirklich in der Anrede

ein Unterschied gemacht. Den Armenier Dadarsis in li, 2S, und

den Perser Vomises II, 39, die er beide nur seine Unterthanen

nennt, redet Darins einiiich in der zweiten Person Sing, an,

(11)

Hollzmann, über die zweite Arl der achämenid. Keilschrift. 339

wobei »ber leider das Pronomen , weil er im Imperativ spricht,

nicht vorkommt. Zwar den Perser Uydarnes II, 14-, und den

Meder Taclimaspates II, 62, die beide ebenfalls nur einfache Un¬

terthanen wareu, redet er in der zweiten Pluralis an, aber hier

gilt die .Anrede nicht nur den Feldherren, sondern auch dem Heere.

Ebenso braucht der Rebell Weisdates die zweite Pluralis, III, Ti,

wenn er sein Heer und ihren Anführer anredet. Dagegen wenn

Darius nicht zu einem gewöhnlichen General spricht, sondern zu

dem Perser Dadarses, welcher Satrap von Baktrien war, 11,81,

da braucht er zwar im persiscben Text ebeofalls nur die zweite

Person Singularis, aber im medischen Text drückt er sich höf¬

licher aus uud braucht die dritte Person Sing. Er hat nämlich

, ^yp- . j<ff . .-fl • "> 8'2 diejenige Endung der dritten Per¬

son Sing. Imp., vou welcher ich schon Bd. VI, 36 gehandelt habe.

Herl- Norris bat in vielen Fällen diese Eudung verkannt, wieder¬

um, um eine türkische Analogie zu gewinnen; er macht das

zu einem pronominalen .Suffix der zweiteu Person , weil ein sol¬

ches ni im türkischen vorkommt. In allen Imperativen ist ganz

gewiss dieses kein Pronomen, sondern gehört zur Eudung;

denn die Imperative, welche Norris S. 69 anführt, können un¬

möglich aoders betrachtet werdeo , als die ganz ähnliclicn, die ich

Bd. VI, 36 anführe. Wenn in den Worten, welclie Norris schreibt

l/un nisgasni , er schütze micb, ni unmöglich dich oder dir be¬

deuten kann, so kann diess auch nicht in den Worten der Fall

sein, welche Norris afpisni, alsasni und rifapisni liest, welche

alle ebenso Imperative der dritten Person sind und einen Accu¬

sativ, den sie regieren, bei sich haben. Norris behandelt hier

wieder die Sprache aufs gewaltsamste, um ihr eine türkische

Analogie aufzuzwingen. Ob aber in dem Worte, welches Norris

m'ransnt liest, und deine Familie übersetzt, das ni dein bedeuten

könne, ist wenigstens höchst zweifelhaft; zwar heisst iillerdiuga

schon nivans allein Familie, und nivansmi meiue Familie; aber es

kann sebr wobl zwei Wörter gegebeu haben nivans, Familie,

gens, und nivansni, Familie, progenies; und es wäre sehr wun¬

derlich, wenn Darius statt: du sollst Nachkommenschaft haben,

gesagt bätte: du sollst deipe Nachkommenschaft haben Docb

wie dem auch sei, jedenfalls ist unser afpisni in II, 82 ein Im¬

perativ der dritten Person, Mit dem Satrapen spricht also Darius

nicbt wie mit einem gewöhnlichea General; zu diesem sugt er:

schlage meinen Feind; zu jenem aber: schlage Er meinen Feiud,

Derselbe Unterschied zeigt sich auch in dem Verbum gehen; dart

sagt Darins: gehe, vita, hier aber: gehe Er, vitkini. Doch ist

die Form vitkini nicht deutlich , und es könnte in kini noch ein

weiteres Wort enthalten sein. Wenn nun schon einen Satrapen

Durius so rücksichtsvoll anredet , so wird er noch weniger einem

König aus seinem Geschlecht gegenüber ohne Umstände das Pro-

22*

(12)

340 HoUzmann, über die zweile Arl der achämenid. Keilschrifl.

nomen Du gebraucht hahen. Eine solche ehrfurchtsvolle Anrede

ist also jenes ni , das keineswegs tu ist. Was es aher eigentlich

ist, kann schwerlich mit Sicherheit ermittelt werden. Es lautet

im Nominativ ni, im Accusativ nin. Gerade so unterscheiden sich

appt hi , und appin hos. Es scheint also der Declination der Pro¬

nomina zu folgen, und ein Plural zu sein. Da nun ein Demon¬

strativum na, aua, wozu lateinisch nam, num, nunc, in den indo¬

germanischen Sprachen vorhanden ist, und gerade in den persi¬

schen Sprachen besonders hervortritt, so vermuthe ich in unserem

ni einen Nominativ Plural eines Demonstrativs, der zur ehrfurchts¬

vollen Anrede gebraucht wird, gerade wie unser Sie. Also zn

einem König sagt Darius Sie, zu einem Satrapen Er, zu einem

General Du. Das könnte ein Scherz scheinen, aher es ist ganz

ernsthaft gemeint. Sehen wir nun, wie in der Anrede an den

König das Verhum gesetzt wird. In III, 64 baben wir in dem

Worte, das ich vorläufig mit Norris nisgas schreibe, deutlich

einen Imperativ in der zweiten Person Sing. Nisgas verhält sich

zu nisgasni, wie afpis zu afpisni, wobei ich bemerke, dass ich

hier der Kürze wegen die Schreibung vou Norris beibehalte, ohne

ihm damit in allen Puncten beizutreten. Es folgt also hier sicher

eine zweite Person Sing, auf jenes Pronomen der dritten Person

Plur. Aber man beachte folgendes, der Satz heisst: hüte dich

völlig. Das Wort völlig ist in f-<..-^f.^|. ausgedrückt, das

Wort beschütze, hüte in nisgas. Was soll nun das dazwischen

liegende CSf.^^C:. kann diess kaum etwas anderes sein,

als das zur zweiten Person Sing, gehörige Pronomen. Es lautet

(uin oder tun; und hier hätten wir also das gesuchte Pronomen,

und zwar hat es vollkommen die erwartete Gestalt, ganz ähnlich

dem tuvam, tvam u. s. w. Wahrscheinlich ist es aber nicht der

Nominativ, sondern der Accusativ: der Satz ist nämlich persisch

IV, 37: hacä daraugä darsam patipayuwä: hüte dicb völlig vor

Lüge. Das Reflestivum ist im Persischen durch die Medialform

ausgedrückt; hier aber im Mediscben muss es besonders gesetzt

werden '). In diesem Fall mag ausnahmsweise die natürlicbe

Weise der Anrede gebraucht worden sein, nachdem durch ein

vorhergehendes Sie der Höflichkeit Genüge geleistet war, weil

hier die Durchführung der dritten Person Pluralis umständlich

nnd wohl auch unverständlich gewesen wäre. Dugegen in andern

Fällen ist wirklich die dritte Person Pluralis durchgeführt, und

Darius sagt zu seinem Nachfolger gerade wie wir: Sie geben,

statt: Du giebst. Durch diese Einsicht erhalten wir nun plötzlich

Licht über einen Punct, der bisher alle Erklärungsversuche ver¬

eiteln musste ; nämlich die Endung der zweiten Person. Diese

1) Bedenklich ist bei dieser Erklürung nur das Eine , da.ss das Pronomen den auszeichnenden .senkrechten Keil nicht vor sich hat.

(13)

Hollzmann, über die zweüe Arl der achämenid. Keilschrifl. 34 1

ist nil, •»•<». «"'»'• Eioe arische Sprache IconiKe es nicht sein,

die eine solche Endung der zweiten Person Sing. Präsentis zeigte,

aber ebenso wenig eine scythiscbe. Das Conjugationssystem der

mediscben Sprache erschien als ein ganz seltsames, das in keiner

bekannten Sprache Analogien hatte. Jetzt ist, wie ich glaube,

das Räthsel gelöst. Alle jene vermeintlichen zweiten Personen

ünden sich nur in den Worten, die Darius an seinen Nachfolger

richtet, es sind nicbt zweite Personen, sondern die dritte Plu¬

ralis; und diese erscheint uns in der wohlbekannten Gestalt, wie

sie allen indogermanischen Sprachen gemein ist. Niemand wird

läugnen, dass folgende Wörter, die bisher ganz unbegreiflich

waren, jetzt ein ganz natürliches Ansehen gewinnen.

chiyainli III, 84; 85, sie mögen sehen, dritte Plur. Präs.

Conj. dazu dritte Sing. Imperf. Indie. chiyas , er sah. Wurzel chi

gleicb neupersisch di.

Jl!ufc<a»n<a, sie mögen erhalten, IM, 86, und hnkarti III, 88

statt kukanti mit einem öfters vorkommenden Cebergang des n

in r; Wurzel guh sanskr.; die erste Form, wie es scheint, mit

dem verstärkenden t, das auch im griechischen Präsens, tvjixw

u. 8. w. noch nicht genügend erklärt ist.

malarti III, 87, sie macben, für matanti, von mat, und mä;

Norris yntirti.

kilinli , sie mögen bekommen , III, 89; Wurzel nicbt sicher.

lamainli, sie mögen erkennen; neben «oma«. er kannte; ich

möchte an die Wurzel jnä denken, das n des Classencharacters

ist erhalten, das der Wurzel in r übergegangen.

Alle diese dritten Personen Pluralis finden sich in der An¬

rede. Darius sagt also wörtlich zu seinem Nachfolger: Wenn

Sie diese Tafeln sehen und diese Figuren, und sie nicht zer¬

stören sondern erhalten , so soll Ormuzd dieselben beschützen

und Sie sollen Nachkommenschaft erhalten u. s. w. Wenn Sie

aber diese Bilder zerstören, und nicht erbalten, so soll Ormuzd

Dieselben vernichten u. s. w. Man sieht nun, dass auch die

kleine Inschrift am Ende der Grabschrift, welche beginnt: O

Mensch! nicht im allgemeinen an die Menschen gerichtet ist,

sondern dass Darius nur an seinen Nachfolger denkt; denn auch

hier findet sicb die dritte Pluralis für die zweite Singularis. Doch

lässt sich die Sache auch anders auffassen. Yosirra, wie ich vor¬

läufig mit Norris scbreibe, kann der Nominativ Pluralis sein; da das

Pronomen der zweiten Person , das im persischen Text steht, hier

fehlt, so ist hier vielleicht keine Anrede, sondern die Stelle kann

vielleicbt übersetzt werden: die Menschen nach dem Gesetz des

Ormuzd sollen nicbt ■—; wäbrend im persischen Text steht:

Mensch, du sollst nicht —. Jedoch gestehe icb, dass sich das

Zwischensätzeben' „quae Ormazdis lex haec" mit dieser Auslassung

weniger zu vertragen scheint, als mit der ersten. Sonst wäre

nns die Stelle wichtig als Beweis, das« wirklich diejenigen For-

(14)

342 UoUzmam. über die zteeileArl der achämenid. Keilschrifl.

men, die zur Anrede gebraucht werden, uls dritte Personen Plu¬

ralis vorkommen. Diess zu erweisen, fehlt es uns an Mitteln,

da in allen unsern Texten keine dritte Pluralis des Präsens

vorkommt.

Gegeu diese Ansicht, dass Darias die dritte Person Pluralis

in der Anrede an einen König gebraucht hübe, wird vielleicbt

eingewendet werden , dass diese Sitte im Orient in ältern Zeiten

nicbt nachgewiesen werden könne. Es ist wenigstens richtig,

dass die Sitte jetzt in Persien üblich ist. Man sagt JUjU^ ^s:t

si jubent statt si jubes. Ich muss aber andern überlassen zu un¬

tersuchen , ob diese Form der Anrede bei den Persern neu ein¬

geführt ist, oder oh sie vielleicht von hohem Alter, vielleicht

von den Zeiten des Darias herab geerbt ist.

Wenn unsere Erklärung dieser Flexionen, die bisber völlig

uabegreitlich waren, ricbtig ist, so wird man kaum noch zweifeln

können , dass unsere frühere Vermuthung über die Sprache der

Inschriflen sich hewährt hat. Die Sprache der Inschriften ist

eine arische.

Wir haben aber früher ferner vermuthet, dass diese arische

Sprache semitiscbe Bestandtheile aufgenommen habe. Es fragt

sicb, ob wir jetzt, du unsere Hülfsmittel grösser sind, in unsern

Inschriften semitische Wörter deutlicb nachweisen können.

Wir finden in den neu eröffneten Quellen ein neues Wort

für Sohn cf^. Der Laut dieses Zeichens kann nicht zweifel¬

haft sein, da es in mehreren Eigennamen vorkommt; er ist un¬

gefähr dar. lar, zar. Wo giebt es uun ein solches Wort für

filius? Norris zieht mordwinisch Isür herbei; und allerdings,

weun einmal zugegeben wird , dass die arische Sprache den In¬

schriften fremde Wörter beigemischt hat, su mag man auch

mardwinische Wärter herbeiziehen, wenn nur nicht behauptet

werden soll, die Sprache selbst sei eine scythische. Allein liegt

uicht näher semitisch leb meine, der Uebergang des t in

einen D-laut sollte kein Üinderniss sein; ob das Verschwinden des

y die Vergleichung unmöglich macht, mögen Andere entscheiden.

Das Merkwürdige an diesem Wort ist aher, dass es ehenso in

den Inschriften der dritten Art und in den viel ältern babyloni¬

schen und assyrischen Inschriften vorkommt. Zwar hat das Zei¬

chen häufig eine etwas abweichende Gestalt, z. B. CiJ^, ver¬

gleicht man aber, wie es an verschiedenen Stellen aussieot, so

kann mau nicht zweifeln, dass das altassyriscbe Wort für Sohn

mit demselben Zeichen gescbrieben wurde, wie dus medische.

Z. B. in Persepolis D, 8, ferner N, R 6, K 13 und in der klei¬

nen Insebrift von Bagistan N. 1. but es die Gestalt und

diesa ist docb unverkennbar dasselbe wie mediscb ]cfc^. Damit

ist nun eine sehr wichtige Erkenntniss gewonnen, duss nämlich

(15)

UoUxmmn, über die iweite Art der achämenid. heilsehrift. 343

du» fremde Klement, dus wir in der urisclien Npruclie der In¬

schriften der zweiten Art finden , das nssyrische ist. Ks leuchtet

von selbst ein, wie sehr unter diesen Umständen die Wichtigkeil

dieser Inscbriften in unsern Augen wachsen muss. Dass sie uns

ein Hülfsmittel an die Hund geben würden, die babylonischen

und assyrischen Denkmäler zu entziffern, hatte ich früber uus

der Schrift geschlossen, die in beiden im Wesentlichen gleich

ist. Jetzt aber zeigt sich, dass sie noch assyrische Wörter ent¬

balten, und also auch unmittelbar zum Verständniss der assyri¬

schen Sprache beitragen können. Man sieht nun , mit wie gutem

Gründe ich darauf drang, dass vor allen weitern Versuched, die

auch ziemlich fruchtlos geblieben sind, zuerst die medischen In¬

schriften bearbeitet werden sollten.

Gleich das Wort, das wir betrachten, gieht uns richtige

Aufschlüsse. Man hatte bis jetzt dem assyrischen Wort für Sohn

den Laut bar gegehen , weil diess dem chald. Ia filius entsprach

und weil ea in zwei Namen vorkommt, die man ,~ bar und pal für

identisch haltend , Nabopalassar und Sardanapal lesen wollte.

Sicher ist nun, dass das assyrische Wort für filius oicht bar,

sondern dar oder äbnlich lautete. Es wird daher wieder höchst

zweifelhaft, ob jene Namen Sardanapal und Nabopalassar richtig

gelesen sind , und sogar die schon als ganz gesichert geltende

Ansicht, dass der König, der auf allen Backsteinen von Babyion

genannt ist, der historisch bekannte Nebukadnezar, der Sohn

Nabopalassiir's sei, wird sehr erschüttert.

Ich muss bier, durch äussere Umstände genöthigt, früher uls

ich wollte, die Feder niederlegen, und mnss manches, was ich

jetzt noch auszuführen gedachte, für einen spätern fünften Artikel

aufspuren, wenn nicht, wie icb wünsche und hoffe, ein fünfter

Artikel dadurch unnöthig wird, dass jetzt einer unserer grossen

Kenner der persischen oder arischen und semitischen Sprachen

die Arbeit aufnimmt und zu Ende führt. Nur noch die allge¬

meine Ansicht, die ich von der Sprache unserer Inschriften ge¬

wonnen habe, erlaube icb mir zum Scbluss auszusprechen. Ich

halte diese Sprache nicbt für die mediscbe, sondern für diejenige,

welche om Hofe der persiscben Könige in Susa die wirkliche

Umgangssprache war; also für die persische der Achämeniden.

Dafür spricht, dass die Griechen die persischen Namen so aus¬

sprechen hörten, wie sie in dieser zweiten Art lauten. Z. B.

der Name des Tissuphernes würde in der Sprache der erste»

Art lauten citraparna , aber in der zweiten wirklich tiasaparna ;

ryyy.^ff .y.-y. .-Elf . Es ist cltra bunt, nnd parna der

gefiederte Theil des Pfeils; citraparna derjenige, welcher an sei¬

nen Pfeilen bunte Federn hat. Zwar giebt Wilson dem Sanskrit¬

wort parna diese Bedeutung nicht: aber im Zend erezifyoparena.

uls Beiwort zu isavas (V. S. 452) muss es einen ähnliclieuSinn haben

(16)

344 Holtzmann. über die iweite Art der achämenid. Keilschrift.

wie z. B. kankapatrin, das im Mabäbhürata ein gewöhnlicbes Bei.

wort vou Pfeil ist ■). Nun ist patra das Blatt soviel wie parua;

es wird also aucb parna für die Pfeilscbwinge gebraucbt werdeu

können , wie patra. Mit dem nämlicben Wort ist der Name Inia-

phemes gebildet, wie er bei Berodot lautet. In der ersten Art

lautet er Vidafrana, in der zweiten Vintaparna, aUo wieder der

griecbiscben Gestalt näber. Ebenso steht Kambuciya der zweiten

Art dem griechischen näher als Kabujia der ersten. Ebenso finden

wir den Nasal in den geographischen Namen Gandara, Saranga,

Indus wie im Griechischen , wo er in der ersten Art verschwindet.

Dagegen stehen allerdings andere Namen der griechischen Porm

ebenso fern wie in der ersten Art, wie der Name des Smerdis,

der in beiden Arten Bardiya lautet. Die zweite Art entfernt sich

sogar weiter vom Griechischen als die erste in dem Namen des

Landes Baktrien, welches Baksis heisst, aber einmal auch Baktar-

ris. Merkwürdig ist die Gestalt des Wortes Satrap. Sie ist in der

ersten Art ksbatrapävä, in der zweiten '/•^T'T^T.'^tiy.

was. nicbt wohl anders als saksabavana gelesen werden kann

hier ergiebt nicht nur die Etymologie, dass die Form der ersten

Art die bessere ist, sondern diese liegt aucb den Umschreibungen

der Hebräer und Griechen zu Grunde. Es ist aber möglich, dass

die Griechen als gewöhnliche Umgangssprache der vornehmen

Perser die zweite Art kennen lernten, nichtsdestoweniger aber

einzelne Wärter in der ersten Art aussprechen hörten; und es ist

möglich, dass in der persischen Umgangssprache einzelne Wörter,

z. B. für höhere Aemter, aus der ersten Art genommen, und ob¬

gleich diess eine nah verwandte Sprache war, doch nicht ohne

Entstellung entlehnt wurden.

Wenn aber die zweite Art die eigentliche persische Umgangs¬

sprache am Hofe zu Susa war, was soll dann die erste Art ge¬

wesen sein * Diese scheint mir nicbt die Sprache des wirklichen

Lebens, nicht die wirkliche Volkssprache gewesen zu sein, son¬

dern eine auf gelehrtem Weg erlernte beilige Sprache , die Sprache

der Religion , der Magier. Diess scbeint mir daraus hervorzu¬

gehen, dass die Inschrift des Artaxerxcs III. in dieser Sprache

so sehr fehlerhaft ist. Man hat behauptet, es zeige sich in dieser

Insebrift die natürliche Verändrung, welche die Sprache durch

Fortentwicklung und Abschleifung erleide. Allein diess ist hier

durchaus nicbt der Fall. Wir sehen hier durchaus nicht eine

Sprache, die sich auf natürlichem Wege aus der Sprache der

ältern Denkmäler entwickelt hat, so wie etwa die lateinischen

Denkmäler sind, in welchen sich schon der Beginn der romani¬

schen Sprachen bemerklieb macbt, sondern diess ist eine Inschrift

») Z. B. Salyap. 775.

2) Obgleicb ksassabavana oder sissubavapu erwartet wird.

(17)

IlolUmann, über die zweile Art der achämenid. Keilschrifl. 345

in einer Spraclie, die der Schreiber nicht versteht, und in der

er aus Mangel an Kenntniss die gröbsten Fehler macht. Es

konnte daher diese Sprache unmöglich eine lebende sein; eine

lebende Sprache kann von dem, der sie spricht, unorthographisch

geschrieben werden, aber nie mit so groben grammatischen Fehlern.

Wenn in einer lebenden Sprache ega ich heisst, und me mich, so

könnte nur ein Fremder, nie ein Einheimischer me für ego setzen,

wie es hier geschehen ist. Es ist also diese Sprache eine erlernte;

und das Denkmal des Artaxerxcs beweist, nicht dass die persi¬

sche Volkssprache seit der Zeit des Darias die unbegreiflichsten

Entstellungen erlitten habe, sondern dass die Magier schon zur

Zeit des Artaxerxcs die Kenntniss ihrer heiligen Sprache fast

verloren hatten, und nicht mehr im Stand waren, in derselhen

einige Zeilen ohne die gröbsten Fehler zu schreiben. In solchen

Fällen wird gewöhnlich zu merken sein , welche Sprache der

Schreiber spricht. Die Fehler, die er in der gelehrten Sprache

macht, werden au die Grammatik der gesprochenen Sprache er¬

innern, ünd so erinnern bier die Fehler der Inschrift an die

Sprache der zweiten Art, welche also aucb auf diesem Weg als die

eigentlicbe ümgangssprache erwiesen wird. Wie in der zweiten

Art wird hier in der ersten der Genitiv dem Nominativ gleich¬

gesetzt, und der Accusativ des Pronomens dem Nominativ.

Wenn aber die erste Art, die man gewöhnlich die altpersi¬

sche Sprache nennt, nicbt eine lebende, sondern eine gelehrte

und heilige Sprache war, die Sprache der Magier, wie verhält

sie sich denn zu der Zendsprache? An dieser haben wir ja schon

eine beilige Sprache derselben Religion, die in den Inscbriften

bekannt wird; und dieseihe Religion kann doch nicht wohl zwei

Sprachen haben. Hier bin ich an einem Punct angelangt, wu

ich die Antwort schuldig bleiben muss. Die Verwandtschaft der

beiden Sprachen ist sehr gross; der Unterschied ist zum Theil

durcb die Verschiedenheit der Scbrift herbeigeführt. Off'enbar

besitzen wir die Zendbücher in einer Schrift, die nicht von sebr

hohem Alter ist; sollte nicht zur Zeit, als sie in diese Schrift

umgeschrieben wurden, auch die Sprache verändert worden sein?

Freilich müssten dann die Abweichungen eine jüngere Zeit ver¬

rathen ; und diess thun sie auch zum Theil ganz entschieden.

Daneben aber hat das Zend Formen, die alterthümlieber sind als

die der achämenidischen Inschriften der ersten Art. Aber aucb

diess liesse sicb erklären. Die heilige Sprache mochte in deu

ältesten Religionsurkunden Archaismen zeigen, die zur Zeit der

Abfassung der Inschriften nicbt mebr angewandt wurden. Docb

ich wollte ja die Autwort schuldig bleiben; und gewiss ist es

gerathen , in diesen Dingen immer noch Berichtigung vorzube¬

halten.

(18)

348

Michael Meschäka's

Cultur-Sfatis(ik von Damaskus.

Aas dem Arabisehen übersetzt ron PrOf. Fleischer ■)■

Die Stadt Damaslius hatte in frühem Zeiten viele Gelehrten-

scbulen (m adä ria) für verschiedene Wissenschaften , und betrach¬

ten wir das, was die moslemischen Gelehrten über die grosse

Anzahl derselben sagen, so kommt es uns fast unglaublich vor.

So behaupten sie, bloss in der Sälihijja, einem Stadtviertel (m a-

1.1alla) von Damaskus -), habe es — ohne die in den übrigen

Stadtvierteln liegenden Gelehrtenschulen — 360 solcher Anstalten

gegeben woraus vergleichungsweise folgen würde, dass ganz Da¬

maskus mehr als 2000 Gelebrtenschulen enthalten hätte. Wenn

wir nnn aber den Anbau der Kurden ('amäir al-Akräd),

welcher in dem östlichen Theile der (jiälihijja auf eioem früher

augenscheinlich nicht angebauten Boden später entstanden ist,

von der Sälihijja abziehen und nur den ursprünglichen Bestand

dieser letztern so wie die auf ihrem Boden noch sichtbaren Bau¬

überreste in's Ange fassen, so ergiebt sich dass sie allein die

angeblich in ihr enthaltenen Gelehrtenschnlen kaum gefasst ha¬

ben kann, — Wo sollte also das Volk gewohnt haben?

Vor nun acht Jahren ersuchte mich ein Freund , die mosle¬

mischen Moscheen und Gelehrtenschulen von Damaskus für ihn zn-

sammenznstellen. Durcb angestrengte Nachforschungen gelangte

icb zu folgendem Ergebniss: Gesammtzahl der Moscheen und Ge¬

lehrtenschnlen 248; darnnter Hauptmoseheen (^awAmi'), in wel¬

chen das Kirchengebet (b"t'>'') gVprocben wird nnd die mitMinarets

versehen sind, 71; Kapellen und .Schulen bloss zur Verrichtung

der kanonischen Gebete (zawäjä wa-madäris li-kijäm as-

salät fakat) 177. Muthmasslich waren 100 der letztern ur¬

sprUnglich wirkliche Gelehrtenschulen. Gegen 100 von diesen

Gelehrtenschnlen sind eingegangen« andere zu gewöhnlichen Wohn-

bäasem geworden. — Nenerdings nnn habe ich hei einem unserer

gelehrten Freunde ein Buch gefunden, ans dem man sich über

den vorliegenden Gegenstand vollständig belehren kann. Ich habe

daher besonders zu diesem Zweck eine [weiter unten folgende]

1) S. ZUchr. III, 123, d. letzte Briefauszug.

2) Nach den .Marasid, II, 144, ist as-§ulihijja ein grosser Flecken mit Marktplätzen und einer Hanptmoscbee am FusSe des bei Damasku.s liegenden

|iei|!e8 IjiAsiiin.

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