Karlsruher Institut f¨ur Technologie Institut f¨ur Theoretische Festk¨orperphysik
Ubungen zur Theoretischen Physik F¨ SS 10
Prof. Dr. G. Sch¨on L¨osungsvorschlag zu Blatt 8
Dr. J. Cole 18.06.2010
1. Harmonische Kette:
(a) Bewegungsgleichungen: Die Lagrange-Funktion lautet L(un, sn,u˙n,s˙n) =T −U, wobei U = K
2 X
n
(un−sn)2 +G 2
X
n
(un+1−sn)2,
d dt
∂L
∂u˙n
= ∂L
∂un
, d dt
∂L
∂s˙n
= ∂L
∂sn
, T = 1 2mX
n
[ ( ˙un)2+ ( ˙sn)2]
⇒ mu¨n = −K(un−sn)−G(un−sn−1) m¨sn = −K(sn−un)−G(sn−un+1) Ansatz:
un(t) = u ei(kx−ωt)
sn(t) = s ei(kx−ωt) , x=n a Periodische Randbedingungen:
un+N =un ⇒ eikN a = 1 ⇒ k= 2π a
m
N , m= 0,±1,±2, . . .
Eindeutigkeit der L¨osung: Der Phasenfaktoreiknaist f¨ur zweik, die sich umG= 2πal unterscheiden, gleich:
eikna=ei(k+G)na , G= 2π
a l , l= 0,±1,±2, . . . Daher muß k eingeschr¨ankt werden auf
k = 2π a
m
N , m= 0,1,2, . . . ,(N −1) oder alternativ:
m= (−N/2 + 1),(−N/2 + 2), . . . ,−1,0,1, . . . ,(N/2) ⇔ −π
a < k ≤ π a
Ansatz in Bewegungsgleichungen einsetzen:
[mω2−(K+G) ]u+ [K+G e−ika]s = 0 [K+G eika]u+ [mω2−(K+G) ]s = 0
g=1
g=0.5
ka/π
(+)
(−)
(−) (+)
0 0.5 1 1.5 2
−0.5 0
0.5 1 1.5 2
−0.5 0.5
−1 0 0.5 1
1 0
−1
Abbildung 1: Die Dispersion von optischer (+) und akustischer (−) Mode f¨ur unterschiedliche Federn G = 0.5K (unten) und identische Federn G = K (oben). F¨ur K = G verschwindet die optische Mode bzw. geht in die zur¨uckgefaltete akustische ¨uber.
(b) Nichttriviale L¨osung f¨ur
[mω2−(K+G) ]2−(K+Ge−ika)(K+Geika) = 0
⇒ mω2 = (K+G)±p
K2+G2 + 2KGcos(ka)
Die zugeh¨origen Moden werden bestimmt durch die L¨osung des Gleichungssystems:
⇒ s
u = −[K+Geika]
mω2−(K +G) =∓ [K +Geika]
pK2+G2+ 2KGcos(ka) Interessant ist jetzt der Grenzfallk →0 :
k ≪π/a : cos(ka)≃1−1 2(ka)2
⇒ mω2 = (K+G)±p
(K+G)2−KG(ka)2
= (K+G)
1±
1− KG
2(K+G)2(ka)2
⇒ ω+= r2
m(K+G) , ω− = s
KG
2(K+G)ka≡c k
und s
u ≃ ∓ (K+G)
(K +G)(1−2(K+G)KG 2(ka)2) ≃ ∓1
F¨ur kleine k unterscheiden sich also deutlich die Moden:
ka≪π :
(+) : ω+ = const. s
u = −1 gegenphasig (optisch)
(−) : ω− = c k s
u = +1 gleichphasig (akustisch) Die Dispersion ist in Abb. 1 gezeigt, und zwar in der Form
ω± = K m
h
(1 +g)±p
1 +g2+ 2gcos(ka)i1/2
, g = G
K , K m ≡1
Anzahl der Moden: Die Anzahl der erlaubten k-Werte ist gerade N, also gibt es N optische und N akustische Moden. Die Gesamtzahl 2N der Moden entspricht der Anzahl der Massen in der Kette, denn jede Masse kann in einer Richtung (x- Richtung) um die Gleichgewichtslage schwingen, tr¨agt also einen Freiheitsgrad bei.
2. Phononen:
Die Moden der Kette seien mit λ bezeichnet, also λ ≡ (k,±), (±) steht f¨ur op- tisch/akustisch, mit den entsprechenden Eigenfrequenzen ωλ. Jeder Mode λ wird nun ein harmonischer Oszillator zugeordnet.
(a) F¨ur jede Mode:
λ : Hλ =~ωλ(a†λaλ + 1/2) , Hλ|nλi=~ωλ(nλ+ 1/2)|nλi , nλ = 0,1,2,3, . . . Dann lautet die kanonische Zustandssumme derunterscheidbaren Oszillatoren:
Z =X
α
e−βEα =Y
λ
X∞
nλ=0
e−β~ωλ(nλ+1/2)
!
=Y
λ
e−β~ωλ12 1−e−β~ωλ
!
Innere Energie:
U = −1 Z
∂Z
∂β =− ∂
∂β ln(Z) =− ∂
∂β X
λ
−β~ωλ
2 −ln 1−e−β~ωλ
= X
λ
~ωλ
1
2 +g(~ωλ)
(b) Hochtemperaturlimes kBT ≫~ωλ ⇒ eβ~ωλ ≈1 +β~ωλ:
U =X
λ
~ωλ
1
2+ kBT
~ωλ
=X
λ
kBT 1 + 1
2
~ωλ
kBT
= 2N kBT
1 +O ~ωλ
kBT
| {z }
≪1
In f¨uhrender Ordnung ist dies genau der Gleichverteilungssatz, der besagt, dass jeder Freiheitsgrad, der quadratisch in der Lagrange-Funktion auftritt mit 1/2N kBT zur inneren Energie beitr¨agt (2N Atome oder Moden, die jeweils in der kinetischen und potentiellen Energie quadratisch auftreten).
Die spezifische W¨arme erh¨alt man durch Ableiten nach T und wir finden CV = 2N kB. Im allgemeinen lautet das Dulong-Petit’sche Gesetz
CV =dN rkB
mit der Raumdimension d, der Anzahl der Einheitszellen N und der Anzahl der Atome pro Einheitszeller.
(c) Diese N¨aherung wird auch als Einstein-Modell bezeichnet und liefert f¨ur optische Phononen brauchbare Resultate. Man erh¨alt mit den Annahmen vom ¨Ubungsblatt die innere Energie
U =U0+ 2N ~ω0
eβ~ω0 −1 und daraus sofort die spezifische W¨arme
CV = ∂U
∂T = 2N kB
(~ω0)2 (kBT)2
eβ~ω0
eβ~ω0 −12 = 2N kB
ΘE T
2
eΘE/T eΘE/T −12
mit der charakteristischen Einstein-Temperatur kBΘE =~ω0 .
Hochtemperaturlimes T ≫Θe ( exp (ΘE/T)≈1 + ΘE/T ):
⇒ U −U0 = 2N kBT und CV = 2N kB . Tieftemperaturlimes T ≪Θe ( exp (ΘE/T)≫1 ):
U−U0 ≈2N ~ω0
eβ~ω0 = 2N~ω0e−ΘE/T CV ≈2N kB
ΘE
T 2
eΘE/T
eΘE/T2 = 2N kB
ΘE
T 2
e−ΘE/T
Sowohl U als auch CV verschwinden, sind also exponentiell unterdr¨uckt im Limes T →0.
(d) Annahme: ωλ =ωakustisch=ck.
Die Grundzustandsenergie ist U0 =P
λ
~ωλ
2 . Es gilt dann also
U −U0 = X
k
~ck eβ~ck−1
= V
2π Z π
a
−πa
dk ~ck eβ~ck−1
= 2N a
2π
(kBT)2
~c
Z π~c
akB T
0
dx x ex−1
kBT≪~cπa
→ 2N a 2π
(kBT)2
~c
Z ∞ 0
dx x ex−1
= N aπ
6
(kBT)2
~c Die spezifische W¨arme ergibt sich dann zu
CV = ∂U
∂T = N aπkB2 3~c T .
Man kann leicht zeigen (in einer analogen Rechnung), dass im allgemeinen gilt CV ∝Td ,
was dann f¨urd= 3 das bekannte T3–Gesetz ergibt.
Die vorgenommen N¨aherung entspricht im Wesentlichen dem Debye-Modell. Im all- gemeinen wird allerdings die Integralgrenze nicht nach∞geschoben, so dass Korrek- turen zur Temperaturabh¨angigkeit auftreten und die Resultate auch f¨ur “mittlere”
Temperaturbereiche g¨ultig werden.
3. Chemisches Potential f¨ur zweidimensionales Elektronengas:
np = 1 ekB Tǫ−µ + 1
N¯ = (2s+ 1)A h2
Z
d2p np = (2s+ 1)A h2 2π
Z ∞ 0
ρ dρ exp
p2 2m−µ
kBT
+ 1
z =
p2 2m −µ
kBT , dz = ρ dρ
mkBT, N¯ = (2s+ 1)A
h2 2πmkBT Z ∞
− µ
kB T
dz ez+ 1
ez =t −→
Z b a
dz ez+ 1 =
Z tb
ta
dt t(t+ 1) =
Z tb
ta
dt 1
t − 1 t+ 1
= ln t t+ 1
tb
ta
= ln ez
ez + 1
tb
ta
N¯ = (2s+ 1)A
h2 2πmkBT ln ez
ez+ 1
∞
− µ
kB T
= (2s+ 1)A
h2 2πmkBT ln e−kB Tµ + 1 e−kB Tµ
!
µ(T) ergibt sich aus Bedingung ¯N(T) = ¯N(T = 0) = (2s+1)Ah2 2πmǫF, wobeiǫF =µ(T = 0). Gleichsetzen:
ǫF =kBT ln
1 +ekB Tµ
, ekB TǫF = 1 +ekB Tµ , µ(T) = kBT ln
ekB TǫF −1 µ= 0 bei ǫF =kBT ln 2, Tµ=0 = ǫF
kBln 2 kBT ≪ǫF : ln
ekB TǫF −1
= ǫF
kBT + ln
1−e−kB TǫF
≈ ǫF
kBT −e−kB TǫF µ(T)≈ǫF −kBT e−kB TǫF =ǫF − O
e−kB TǫF
kBT ≫ǫF : ln
ekB TǫF −1
≈ln
"
ǫF
kBT + 1 2!
ǫF
kBT 2
+. . .
#
µ(T)≈ −kBT lnkBT ǫF