Martin Bolz
ABC-Buch
für Erwachsene
Martin Bolz ABC-Buch für Erwachsene
Martin Bolz
ABC-Buch für Erwachsene
Mit freundlicher Unterstützung des Evangelischen Krankenhauses Wien
ISBN 978-3-86813-042-3
© Edition Noack & Block in der Frank & Timme GmbH Berlin 2016. Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk einschließlich aller Teile ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts- gesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar.
Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Herstellung durch Edition Noack & Block in der Frank & Timme GmbH, Wittelsbacherstraße 27a, 10707 Berlin.
Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier.
www.noack-block.de
Umschlagabbildung: © Martin Bolz
© Copyright für alle Fotografien im Buch: Martin Bolz
Inhalt
Auf ein Wort zuvor 7
Abschnitt 1 17
Abschnitt 2 31
Abschnitt 3 45
Abschnitt 4 59
Abschnitt 5 73
Abschnitt 6 89
Abschnitt 7 97
Ein nicht notwendiges Nachwort, das aber dennoch manches erklärt 115
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Auf ein Wort zuvor
Dieses Zeichen steht für die lichtvollen Ausführungen des Buchautors
Das ist die Buchstaben-Maus, denn in ei- nem ABC-Buch muss man ja eine Schrift lernen
Dann gibt es die Abschnittsvögel (eben gerade nicht Kapitel!) Den Pfau für den Abschnitt eins, Buchstaben i bis r,
der Adler für Abschnitt zwei, Buchstaben n bis au, den Storch für Abschnitt drei, Buchstaben von s bis ä, Die Möwe für Abschnitt vier, Buchstaben von ü bis z,
den Fischreiher Joe für Abschnitt fünf, Großbuchstaben St/Sp bis F Ein Zwischenspiel, das zur Nachahmung einlädt,
die Krähen für Abschnitt sechs, Großbuchstaben von I/J bis K, die Gans, für Abschnitt sieben, die Zahlen von 1 bis 17 Ein Zusatzwort, das manches noch erklärt
ABC-Bücher sind für Schülerinnen und Schüler manchmal eine gro- ße Hürde, nicht selten werden sie von Lehrerinnen und Lehrern durch Arbeitsblätter zum Ankreuzen und Ausmalen ersetzt Für Eltern und Erwachsene sind es nicht selten wehmütige Erinnerungen, etwa nach der Art: Schau her, das war ein wichtiger Teil meiner Kindheit! Man- ches Mal kommen märchenhafte Erinnerungen „wieder hoch“, vom ersten „Selber-Lesen“ und „Selber-Schreiben“! Jedoch sind Schul hefte
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in vielen Fällen nicht mehr vor- handen und deswegen sind die Erinnerungen oft auch lücken- haft Deswegen ist es hoch an der Zeit, ein ABC-Buch für Erwachsene, denn Erwachsene sind geborene Nostalgiker, den Interessierten an die Hand zu geben; ein ABC-Buch ganz an- derer Art jedoch
Der Gockel-Hahn hat schon immer die ersten ABC-Bücher geziert Warum das so war, muss man der Phantasie überlassen, je- denfalls kommt er bei „Doktor Allwissend“ in Grimms Märchen vor Der Doktor Allwissend besitzt dieses Buch und gibt sich dadurch den Anstrich der Gelehrsamkeit, obwohl er weder schreiben noch le- sen kann, aber er weiß zumindest, wie herum er das Buch halten muß, der Gockel Hahn zeigt es ihm Mit Hilfe des Buches vermag er bauernschlau die kleinen und großen Gauner zu überlisten, was ihm mit der Zeit ein nicht unbeträchtliches Ansehen und damit Vermö- gen verschafft
Der Besitz eines Buches schaffte demnach Achtung und Achtung
„Also lautet der Beschluss,
dass der Mensch was lernen muss“, reimte dereinst Wilhelm Busch Und das Rohrstaberl
Schwebte unsichtbar
Über den Köpfen der Kinder;
Und die karge Entlohnung für ihre Arbeit Über den Köpfen der Lehrerinnen und Lehrer
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Wenn die Sprache versagt
Was ist aus den Steinen von Jericho geworden? Nur so als Frage, zum Beispiel Daher gilt: was der Lehrer sagt, ist gültig
Die Schüler müssen es glauben
Ein Rabbi erzählt einem Kind eine wunderschöne alte Legende Das Kind
fragt: „Aber ist das wirklich passiert? Ist es wahr?“ Der Rabbi ant- wortete: „Es ist nicht wirklich geschehen, aber es ist wahr “
Aber ach und weh, was ist geschehen:
man kann das Wissen ja nicht sehen, es hat sich verkrochen in ein stilles Eck Dafür interessiert sich niemand einen Dreck Es wird täglich millionenfach geschrieben,
elektronisch freilich, ganz schnell und nie bei einer Sache geblieben,
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man muss zudem das Elektronische ganz laut lesen, Rechtschreibung ist zu vergessen,
Hauptsache aber man ist die Sache los Und legt sie anderen in den Schoß Die Regierung spricht an allen Orten Viel in unverständlichen Worten und bei der Arbeit gar bleibt keine Plage
das Wissen wird ganz schnell alt, gar keine Frage Deshalb bieten wir für alle Lerner
Ein ganz anderes ABC-Buch, das läuft nicht unter „ferner“
liefen:
Zuerst: 33 Kapitel, fatrastisch verfremdet, eingeteilt nach den Vorgaben der „Fibel“ von M. F. Eisenlohr.
1 Es wird also die „alte“ Schrift vermittelt, (die modernen Schriften hat jeder Computer intus – ob das die Schreiber so haben, beantwortet das jeweilige Rechtschreibprogramm )Die Sütterlinschrift war in Österreich die Schulschrift bis 1928
1 M -F Eisenlohr: Fibel, Deutsches Kinderbüchlein, Ludwig Auer Donau- wörth, 1992
Die Fibel erschien erstmals im Jahr 1920
Fatrastische Sprache führt sich auf Fatrasien, französische Nonsens und Sa- tire Dichtungen des 13 Jahrhunderts zurück So sehr sie „Nonsens“ sind, umso mehr nehmen sie Motive der Apokalypse auf, in der Bibel findet man das in der „Offenbarung des Johannes“ Es sind Endzeit-Phantasien als Deu- tungen einer vergehenden Zeit und den ihr eigenen Bildern und Vorstellun- gen von einer beginnenden Endzeit; insofern also zeitlos modern, anders als die Apokalypsen jedoch voller Humor
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Das so weit, das unsichtbare Rohrstaberl schwebt aber immer noch!
Und nun weiter
Fatrastische Satire ist immer Nonsens und übertreibt Kein Ausweg bei Problemen bleibt
Spitzfindiges und Unglaubliches will aufrütteln Erkenntnis soll am Ende die Leute schütteln Nonsens hat einen tiefen Sinn,
fatrastisch wie bei einem Puzzle in viel Einzelteile zerlegt, dass man sich nach jedem Kapitel fragen darf:
Wie setzen wir nun das Puzzle wie neu zusammen?
Außerdem ist Nonsens immer Satire:
Es ist ja wahr, so geht das nicht, so kann man da nicht sagen;
aber es ist kein Blödsinn
im Gegenteil steckt ein Körnchen Wahrheit drin Man sollte nur entspannt bleiben
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Und das Lachen auch in Zukunft treiben
Man ordnet Wörter und Begriffe einfach anders zu Buchstabiert die Welt fatrastisch neu:
Man braucht ein ABC-Buch für Erwachsene
Die Regeln:
Es ist halt immer so, wenn Regeln, Gebote, Gesetze und Vorschriften nicht mehr das halten, was man sich von ihnen verspro- chen hat, dann müssen neue Regeln, Gebo- te, Gesetze und Vorschriften her, so lange, bis sich niemand mehr auskennt
Also müssen Verhaltensvereinbarungen her! Wenn also in der Schule eine Leistung nicht ausreicht, dann schreibt man nicht einfach eine
„5“ drunter, sondern in einem Gespräch werden die Fehler geklärt und damit hat sich die Sache Man vertraut darauf, dass die Betroffenen wissen, was sie das nächste Mal besser machen sollen
Am Ende des Jahres kommt dann eine schriftliche Beurteilung, die in sich selber nach den strengen Regeln von Grammatik und Logik eine reine Satire ist Auch das macht eine Satire aus: Alle kennen sich aus, aber niemand merkt sich das Geschriebene, weil es an den realen Gesetzen des Lebens vorübergeht
Ein kleiner Perspektivenwechsel macht das wohl deutlich
Liebe (und verbale Beurteilungen gehören wohl unter diese Über- schrift) ohne Konsequenz ist machtlos, Konsequenz ohne Liebe ist blind Ob sich das nun herleitet aus einem silanisierten Christen- tum oder einem esoterisch abgehobenen Buddhismus ist gleichgül- tig; wenn eines oder gar beide als Schmierstoff einer apokalyptischen Welt ausfallen, dann erntet eben ein radikalisierter Islam die Früchte mitten in seiner eigenen Selbstzerstörung
Man kann es auch anders beleuchten: Realität als Flucht vor dem Realen – dieses philosophische Trümmerfeld lässt in der Beliebigkeit einer neuen Architektur in allen Bereichen Träume wachsen