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Surimi und daraus hergestellte Erzeugnisse - Technologische Aspekte

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Surimi und daraus hergestellte Erzeugnisse - Technologische Aspekte

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Authors Schubring, Reinhard Download date 19/12/2021 11:08:28

Link to Item http://hdl.handle.net/1834/21875

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Inf. Fischwirtseh. 42(4), 1995 213

Surimi und daraus hergestellte Erzeugnisse - Technologische Aspekte

Surimi and surimi based products - technological aspects

(Vortrag vor der Arbeitsgruppe "Fisch und Fischerzeugnisse" der Lebensmittelchemischen Gesellschaft - Fach- gruppe in der GdCh am 4. Oktober 1994 in Freiburg)

R. Schub ring, Institut für Biochemie und Technologie

The techno1ogy of processing surimi and surimi-based products is described in detail from the German point of view. The most important definitions of both, intermediate and final prodocts, are given. The qual- ity aspects of surimi and final products derived from surimi are mentioned. Possibly further developments on the field of engineered seafoods are discussed shortly.

Einleitung

Die an der allgemeinen Verkehrsauffassung sowie den Verbrauchererwartungen orientierte Lebensmit- telproduktion ist in Deutschland von konservativen Maßstäben geprägt. Neuartige Rohstoffe, Halbfabrikate und Enderzeugnisse haben es deshalb schwer, Eingang in die Lebensmittelher- stellung und -vermarktung zu finden. Kompliziert wird dieser Sachverhalt zusätzlich dann, wenn die neuartigen Lebensmittel bekannte, traditionelle Erzeugnisse imitieren. Analoga oder Imitate rufen beim Kunden mehrheitlich auch dann Abneigung hervor, wenn sie sowohl von der ernährung- sphysiologisehen als auch von der organolep- tischen Beschaffenheit als hochwertig einzustufen sind. Bestärkt wird der Verbraucher in seiner ablehnenden Haltung vielfach durch wissen- schaftlich wenig fundierte Beiträge in den Print- und audiovisuellen Medien. Aber auch bei den Untersuchungsbehörden und den Vorbereitem gesetzgeberischer Entscheidungen bestehen oft- mals Unklarheiten, die zur weiteren Verunsi- cherung der Verbraucher beitragen können. Als eine wesentliche Ursache dafür ist häufig eine unzureichende Kenntnis der technologischen Grundlagen des HersteUungsverfahrens anzuse- hen.

Aktuelle Polemik (Steinert, 1994) die sich mit dem Paradebeispiel der Fischverarbeitung für neuartige Lebensmittel - Surimi und den daraus hergestellten Erzeugnissen - befaßte, war Anlaß für diesen Beitrag, der sich das Ziel stellt, die Technologie zur Herstellung des Zwischenpro- duktes Surimi und dessen Weiterverarbeitung zu Finalerzeugnissen zu erläutern.

Was ist Surimi?

- Historisches und Definitionen

y

HeaeJlng emd Gutllng Meat Separation

I

Washing StralOlng I Dewate"l\g

I

Gnl'\d,ng woth Sall and IngrOl'dlents Heat Process,ng I

Surimi ist ursprünglich die ja- panische Bezeichnung für eine Fischfleischpaste als Zwischen- stufe im Herstellungsverfahren der traditionellen japanischen Kamaboko-Erzeugnisse (Okada, 1992). Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahre 1155. Das Herstellungsver- fahren der Kamaboko- Erzeugnisse wird erstmalig 1528 beschrieben (Okada, 1990).

Eine ausführliche Darstellung desselben gibt Lee, 1984.

Zwischenzeitlich haben sich im Ergebnis wissenschaftlich- technischer und industrieller Evolution sowohl der Herstel- lungsprozeß als auch die Fi- nalerzeugnisse und die Be- griffsdefinitionen entscheidend verändert. Dabei ist es von we- sentlicher Bedeutung zwischen Fischfarce (minced meat), Abb. I: Definition von Suriffii und aus Surimi hergestell- ten Erzeugnissen (nach Okada, 1992)

Fig. I: Definition of surirni and surimi-based products (from Okada, 1992)

Surimi und den aus Surimi hergestellten Erzeugnissen zu differenzieren. Abbildung I zeigt die zu den einzelnen technologischen Zwischcn-

(3)

214

stufen führenden Verfahrensschritte auf. Danach wird deutlich, daß

• Fischfarce (minced meat), durch mechanische Abtrennung des Fischfleisches von Haut, Gräten und Flossen unter gleichzeitiger Zerkleinerung hergestellt, das eigentliche Ausgangsmaterial der Surirniproduktion darstellt. Sie bildet gleichzeitig den Rohstoff für eine eigenständige Erzeugnis- gruppe, die der geformten oder restrukturierten Fischportionen (z. B. Fischbällchen, -sticks).

• Surimi in frischem Zustand (raw surimi) durch wäßrige Extraktion von löslichen Komponenten und Fett aus dem zerkleinerten Fischfleisch erhalten wird. Diese technologische Zwischenstufe ist ge- wissermaßen ein feuchtes Konzentrat der Myofibril- larproteine des Fischmuskels mit gegenüber der Fischfarce erheblich verbesserten funktionellen Eigenschaften, z. B. Gelbildungs-, Wasserbin- dungs- und Emulgiervermögen.

• Surimi in tiefgefrorenem Zustand (frozen surimi) aus frischem Surirni durch Vermischen mit kryoprotektiven Zusatzstoffen, wie Zucker oder Zuckeralkoholen, Polyphosphaten und Kochsalz und anschließendem Gefrieren in Blockform unter Aufrechterhaltung der hohen funktionellen Eigen- schaften als langzeitlagerfähiges Zwischenprodukt gewonnen wird. Dieses stellt heute die eigentliche

Inf.

Fischwirtseh.

42(4), 1995

Handelsware dar, für die die Codex Alimentarius Commis.sion 1990 folgende Definition annahm.

Frozen Surimi is the common or usual name

0/

the fish protein produkt for further processing, which has heen processed by heading, gutting, cleaning fresh fish, and mechanically separating the edible musc/e from the skin and bone. The minced fish muscle is (hen washed, refined, dewatered, mixed with cryoprotective Jood ingredients, and then /ro- zen.

Die Übersetzung dieses Textes fand Eingang in die aktuellen "Leitsätze für Fische, Krebs- und Weichtiere und Erzeugnisse daraus" des Deuto;;chen Lebensmittelbuches (Bundesministerium für Ge- sundheit, 1994).

• aus Surimi hergestellte Erzeugnisse (surimi- based products) dadurch erzeugt werden, daß tiefgefrorenes oder frisches Surimi mit geeigneten Zusatzstoffen zerkleinert und anschließend unter Anwendung verschiedener Texturierungsvert'ahren in das gewünschte Finalerzeugnis überführt werden, wobei zur Fixierung der Textur und gleichzeitigen Haltbarmachung generell eine Wärmebehandlung erfolgt. Kamaboko ist schließlich die japanische Bezeichnung für die große und vielfältige Gruppe der traditionellen, aus Surimi hergestellten, Erzeugnisse (Tab. 1).

Tab. 1: Kurzcharakteristik japanischer Kamaboko-Erzeugnisse Tab. 1: Short characteristic of kamaboko-type producl'i Begriff Charakteristik

Nerisehin Nahrungsmittel (allgemein) aus Surimi hergestellt.

Kamaboko Elastische Erzeugnisse, hergestellt durch Erhitzen von mit Salz vermengtem Surimi nach Hinzufügen weiterer Zusatzstoffe, wie Zucker, Mirin (süßer ja- panischer Reislikör), Eiweiß, Stärke. In verschiedenen Varianten hergestellt;

klassifiziert nach Erhitzungsverfahren, Form und verwendeten Zusatzstoffen;

auch als Einzelerzeugnisbezeichnung gebräuchlich.

Chikuwa Kamaboko-Erzeugnis in zylindrischer Form, hergestellt durch Umwickeln eines Stabes mit Kamaboko und Backen in einem sehr heißen Ofen.

Hanpcn Fischklößchen mit schwammähnlicher Textur als Suppeneinlage, hergestellt durch Kochen einer Mischung aus Kamaboko und Jamswurzel in Wasser.

Kanibo aus Surimi hergestellte Krabbenbein-Imitationen.

Kanikame aus Surimi hergestellte Krabbenfleisch-Imitationen.

Naruto Kamaboko in zylindrischer Form, gedämpft, durch Einrollen unterschiedlich gefärbter Schichten (rot und weiß) im Querschnitt ein spiralförmiges Muster erkennbar.

Satsuma-age Kamaboko, ffitiert, gewöhnlich unter Zusatz von Stärke und Gemüse.

Shio-surimi viskose, gesalzene Fischpaste (z. B. aufgetautes Surimi unter Zusatz von Salz, Wasser und anderen Stoffen zerkleinert).

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42(4), 1995

Die in den o. g. Leitsätzen im Abschnitt "M.

Erzeugnisse aus Surimi" gewählte Verkehrsbezeichnung: Surimi, ... -Imitat (z. B.

Krebsjleisch-, Crabmeat-, Garnelen-, Shrimps-, Tintenfisch-) aus Fischmuskeleiweiß geformt, er- scheint unter Beachtung des vorgenannten Hin- weises auf die. unklare Verwendung der Begriffe als revisionsbedürftig, da hier die Bezeichnung Surimi fälschlich erweise auf em Fertigerzeugnis angewendet wird.

Die Entwicklung der Surimi-Produktion und des- sen Weiterverarbeitung zu Erzeugnissen blieb bis vor ca. 20 Jahren nahezu ausschließlich auf Japan beschränkt und war durch folgende Etappen gekennzeichnet:

• um 1900 - Beginn der industriellen Produktion;

1940 wurden bereits I R5 000 t Kamahoko-Produkte hergestellt;

• 1954 - Aufnahme der Fischwurstproduktion zur Erweiterung der Erzeugnispalette;

• 1959 - Entwicklung der Kryostabilisierung durch die Arbeitsgruppen um Nishiya und Ikeuchi als Basis für die Herstellung von tiefgefrorenem Surimi und Ausweitung der Produktion auf 1 187 000 t (Surimi und Kamaboko) im Jahre 1973 einschließlich der Verlagerung der Surimi-HersteIlung an Bord von Fabriksehiffen, auf denen etwa die Hälfte der Ge- samtproduktion realisiert wird;

• 1974-1980 - Rückgang der Produktion von Surimi und traditionellen Kamaboko-Erzeugnisscn;

• 1975 - Entwicklung einer neuen Erzeugnisrichtung (Analoga von Crabmeat, Scallop und Shrimps) und damit Schaffung der Grundlagen für eine Interna- tionalisierung der Surimi- und Kamaboko- Herstellung;

• seit Anfang 1980 - Aufnahme der industriellen Pro- duktion von Surimi und Erzeugnissen auf Surimi- Basis in den USA, Kanada, einigen ostasiatischen und vereinzelt europäischen Staaten, Durchführung inten- siver Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in diesen I,ändern.

Technologie der Herstellnng von Surimi und Erzeugnisse daraus

Surimi

Das in Abb.2 dargestellte Fließschema (Codex Committee on Fish and Fishery products, 1994) verdeutlicht die technologischen Stufen des Herstel- lungsverfahrens von tiefgefrorenem Surimi in seiner gegenwärtig bei der Verwendung von weißfleischigen Fischarten weltweit praktizierten

215

Form. In der Literatur finden sich zahlreiche umfas- sende Darstellungen mit ausführlichen Erläuterun- gen der einzelnen Verfahrenschritte sowie der Er- gebnisse von Forschungsarbeiten, die sich mit ihrer wissenschaftlichen Durchdringung befassen (u. a.

Lee, 1984, 1986; Lanier, 1986; Flick et al., 1990;

Martin and Collette, 1990; Lanier and Lee, 1992;

Chef tel and Leinot, 1993; Oshima et al., 1993).

1

Raw Material Fish

1

Washing and Scaling

1

Fish Tank (Fish in whole)

1

Heading and Gutting (Dress) Or Alternatively

1

Washing

1

Fish Tank 4a Heading, Gutting and

1

Washing Removing Backbone (Fillet)

1

Meat Picking (Off-cuts) •

1-

Water-soaking Ist time

1-

Water-draining 1st time

1-

Water-soaking 2nd time

1-

Water-draining 2nd time

1-

Water-soaking 3rd time

1

Water-draining 3rd time (Water-soaked Meat)

1

Refining (Refined Meat)

1

Dehydration

1

Mixing Food Additives

1

Packaging, Stuffing and Weighing

1

Metal Detcction - - - .

1-

Contact Freezing Or Alter1natively

1-

Dismantling Freezing Pan I

1

Metal Detection _ - - -

J 1

Packing in Carton

1

Frcezing and Storing

Carrying-out and Transporting

Abb. 2: Fließsehema des Herstellungsverfahrens von tiefgefrorenem Surimi (Codex Committee on Fish and Fishery Products, 1994)

Fig. 2: Chart of production process of frozen surimi (Codex Committee on Fish and Fishcry Products, 1994)

Nachfolgend erfolgt eine knappe Erläuterung des in Abbildung 2 dargestellten Verfahrens:

Der Fisch ist nach dem Fang mit äußerster Sorgfalt zu behandeln und möglichst schnell zu verarbeiten, da die Frische des Fisches die Qualität des Surimi entscheidend beeinflußt. Zu diesem Zweck wird auch die Temperatur der Fische durch Lagerung in

(5)

216

Eis oder gekühltem Seewasser dicht an der kryosk- opischen Temperatur gehalten. Es wird empfohlen, den Fisch spätestens nach 130 h der Weiterverarbei- tung zu Surimi zuzuführen. Bei der Rohstoffauf- bereitung werden Kopf, Eingeweide und der Hauptteil der Mittelgräte maschinell entfernt und anschließend wird filetiert. Dabei ist größte Sorgfalt geboten, da verbleibende Eingeweidereste infolge ihrer hohen proteolytischen Aktivität die Surimiqualität negativ beeinflussen.

Mit einem Grätenseparator (Abb. 3) erfolgt dann die Abtrennung des Fischfleisches bei gleichzeitiger Zerkleinerung desselben.

Belt Roll

Ten.ion Belt

HeodleS5, Gutted Fish

I Perforoled Drum

Abb. 3: Grälenseparator (nach Flick et al., 1990) Fig. 3: Mechanical flesh separalor (from Flick et al.,

1990)

Alternativ kann die Rohstoffaufbereitung auch nur ein Köpfen und Entweiden beinhalten. Dieses hat den Vorteil erhöhter Ausbeute, birgt jedoch die Gefahr verstärkter enzymatischer Kontamination der Fischfarce in sich. Diese wird nachfolgend diskontinuierlich oder kontinuierlich, je nach vorhandener Ausrüstung, intensiv mit Wasser (im Überschuß) gewaschen. Die Anzahl der Waschzyklen, deren Dauer und das Fisch- fleisch:Wasser-Verhältnis ist abhängig von Fis- chart, Frische und chemischer Zusammensetzung des Fisches. Dieser Vorgang ist von entscheidender Bedeutung für das Herstellungsverfahren, da dabei wasserlösliche Proteine, Enzyme, wie Proteasen, Lipasen und Phospholipasen, anorganische Salze und weitere wasserlösliche Verbindungen, wie Trimethylaminoxid, Formaldehyd und Blut- farbstoff, aber auch Fischfett entfernt werden. Bei Chargenbetrieb verwendet rnan ein Fisch:Wasser- Verhältnis von 1:3 und wiederholt den 9-12 rninüti-

rnf. Fischwirtseh. 42(4), 1995 gen Vorgang drei- bis viermal. Härte und pH-Wert des Waschwassers, wie auch seine Temperatur, die

\0 °C nicht übersteigen sollte, stellen qualitätsbein- flussende Faktoren dar. Zwischen den einzelnen Waschvorgängen findet eine partielle Entwässerung statt, um eine übermäßige Hydratation des zerklein- erten Fischfleisches, die das abschließende Entwässern erschwert, zu vermeiden. Nach Ab- schluß des Wasehens wird das partiell entwässerte Fischtleisch zur Entfernung noch vorhandener Reste von Bindegewebe, Haut, Schuppen und an- derer unerwünschter fester Bestandteile einem Rei- nigungsprozeß in einem sog. Refiner (hochtourige Schnecke in einem Siebmantel mit Löchern von 1-3 mm Durchmesser) unterworfen, wobei wiederum ein merklicher Temperaturanstieg vennieden wer- den muß. An den Reinigungsvorgang schließt sich die Reduzierung des Wassergehaltes des Fisch- fleisches von ca. 90 % im Ergebnis des Waschens auf annähernd den Ausgangsgehalt von ca. 80 % unter Verwendung einer Schraubenpresse an. Ein zu hohes, die Entwässerung erschwerendes, Wasserbindungsvermögen kann durch Salzzusatz zum letzten Waschwasser vennieden werden. Vor dem abschließenden Tiefgefrieren erfolgt der Zusatz von kryoprotektiven Stoffen (allgemein 4 % Zucker in Kombination mit 4-5 % Sorbit und 0,2- 0,3 % Polyphosphat). Eine homogene Verteilung der Zusatzstoffe wird durch Verwendung von leis- tungsfähigen Schneidmischern gewährleistet. Vor dem Tiefgefrieren in Plattengefrierapparaten auf eine Kemtemperatur von mindestens -25

oe,

die gleichzeitig auch der Lagertemperatur entspricht, wird Surimi vorzugsweise zu \0 kg B löcken ge- formt und in PE-Folie verpackt.

Tab. 2: Ausbeuten (%) in verschiedenen technolo- gischen Stufen der Surimi-Herstcllung bei Ver- wendung von geköpftem und ausgenommenem Hoki (H&G) oder Filet (nach Macdonald and Lanier, 1988)

Tab. 2: Yield (%) at different stages of the surimi process when headcd and gutted (H&G) or tillcted hoki is used (after Macdonald and Lanier, 1988) Process stage H&G Fillel

Wholc tish 100 100

Fillet (skin-on) 38

Headed and gutted 60

Deboned Mince 45 34

LcachedlDewatcred mince 31 24

Surimi 33 26

Die bei diesem Verfahren erzielbaren Ausbeuten (Tab. 2), also der ökonomisch relevante Faktor, variieren in Abhängigkeit von Fischart, -größe,

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Inf. Fischwirtseh. 42(4), 1995

Fangsaison, Aufbereitungsform und von der ver- wendeten maschinellen Ausrüstung.

Das Ziel der Surimi-Herstellung, die Produktion eines standardisierten, hellfleisehigen Blocks aus zerkleinertem Fischtleisch ohne fischtypischen Geruch und Geschmack jedoch mit außergewöhnli- chen, während längerer TK-Lagerung stabilen funktionellen Eigenschaften (GeIbildungsver- mögen) wird mit dem skizzierten Verfahren bei Verwendung weißfleisehiger. fettarmer Fischarten realisiert.

Da es jedoch aus ökonomischer Sicht und dem Aspekt der umfassenden Nutzung vorhandener Ressourcen erforderlich erscheint, in verstärktem Maße auch fettreiche und dunkeltleischige Fische zur Surimi-Herstcl1ung einzusetzen, sind Veränderungen des technologischen Ablaufes not- wendig. um eine akzeptable Qualität zu erzielen.

Die Variationen beinhalten die Verwendung einer verdünnten alkalischen Salzlösung (pH-Wert: 6,8- 7,3) zum Auswaschen der wasserlöslichen Proteine oder die Nutzung von unter hohem Druck ste- henden Wasserstrahlen zur Trennung von heller und dunkler Muskulatur und/oder subkutanem Fett oder die Anwendung von Vakuumhomogenisatoren zur Feinstzerkleinerung ("micronization") des in Wasser suspendierten Fischfleisches bis in eine Größenordnung von 1-2 flm mit anschließendem Auswaschen der wasserlöslichen Substanzen mit- tels Pyrophosphat-lBicarbonatlösung unter Vakuum (Shimizu et al., 1992). Auf diese Weise soll es möglich sein, Surimi vergleichbarer Qualität aus pelagischen Fischarten. wie Makrele. Stöcker oder Sardine herzustellen. Für letztere Fischart wurde kürzlich eine Verfahrensvariante beschrieben (Nishioka. 1993), bei der tiefgefrorene Sardine als Rohstoff dient. Dieses steht im Gegensatz zu den üblichen Technologien, die die Nutzung von Frischfisch aus qualitativen Gründen zwingend vorschreiben (Macdonald et al., 1992).

Qualitätsforderungen

Surimi wird als hochfunktionelles Proteingemisch charakterisiert. Daraus gewonnene Gele sind vier- mal fester und doppelt so adhäsiv wie die meisten Fleischarten. Es ist in der Lage, das Fünfzehnfache seines Eigengewichts an Wasser zu binden und weitgehend geruch- und geschmacklos (Martin,

1992).

In seiner chemischen Zusammensetzung ist Surimi bezüglich Wasser- und Proteingehalt mit dem Aus-

217 gangsmaterial vergleichbar. Der Fettgehalt ist dagegen geringer. Er beträgt bei Verwendung von Fettfisch als Rohstoff maximal 1-2 %. ansonsten weniger als I %. Vom Rohstoff unterscheidet sich tiefgefrorenes Surimi weiterhin durch einen signifi- kant erhöhten Kohlenhydrat- und höheren Poly- phosphatgehalt. Reduziert sind dagegen Mine- ralstoff- und Vitamingehalte infolge des Auswascheffektes (Tab. 3). Mit den Sarkoplas- maproteinen werden dabei auch pseudoallergische Reaktionen auslösende Parvalbumine entfernt (Han-Ching and Leinot, 1993).

Tab. 3: Mincralstoftc und Vitamingehalt (mgll 00 g) von Surimi und Fischmuskulatur (nach Han-Ching and Leinot, 1993)

Tab. 3: Mineral and vitamin content (mg/lUO g) of surimi and fish museie (from Han-Ching and Leinot,

1993)

Calcium Potassiurn Iron Sodium Niacin Riboflavin Thiamin

Mince of Alaska pollack

3.00 310.00 0.25 130.00 1,40 0.02 0.30

Raw surimi of Alaska pollock

9,00 80,00 0,27 135.00 0,20 0,01 0.10

Zur Qualitätsbewertung von Surimi wurden in Ja- pan parallel zur Produktion eine Vielzahl empiri- scher Methoden entwickelt, die jedoch von Her- steller zu Hersteller und Untersucher zu Unter- sucher variierten. 1980 erfolgte deshalb eine Stan- dardisierung der Methoden und die Festlegung eines Bewertungssystems (Tab. 4).

Im Ergebnis einer kritischen Prüfung der ja- panischen Standards entwickelte eine vom National Fisheries Institute, Washington autorisierte Ar- beitsgruppe alternative Standardmethoden zur Bewertung von Zusammensetzung (compositional properties) und funktionellen Eigenschaften (functional properties) (Lanier et al., 1991; Lanier;

1992). Erstere beinhalten die Bestimmung von Protein-, Wasser- und Fettgehalt, sichtbaren Verun- reinigungen sowie pH-Wert.

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Tab. 4: Qualitätsstandards für salz freies Surimi (nach Lanier et al., 1991) Tab. 4: Salt-free surimi quality standards (from Lanier et al.. 1991)

Grade Raw Material test Kamaboko test (starch addcd) Karnaboko test (no stareh)

Moisture pH Impurities Jelly Folding Dcgree Whitencss JeHy Folding Degree

Strength of Ashi Strength of Ashi

Factory Ship % Score g.cm Score Score Dcgree g.cm Score Score

Surimi (3% stareh)

I 7S.0±0,S >7,0 10.0 >900 10,0 10.0 >60.0 >680 10,0 10,0

2 7S.0±0.S 7,0 >9,0 >900 10,0 9.0 >59,0 >680 10.0 9,0

3 75,0±0,5 7,0 >8,0 >8S0 >8,S >8,0 >58,0 >640 8,S >8,0

4 7S,0±1,0 7.0 >6,0 >700 >7.5 >6,0 >S5,0 >520 7,S >6,0

S 75,0±1,0 7.0 >5.0 >600 >7,0 >5,0 >S4,0 >440 7,0 >5,0

6 76,0±1.0 7,0 >4,0 >450 >6,5 >4,0 >SO,O >310 6.5 >4,0

Shore Plant force strength force strength

Surimi only (g) only (g)

special 77 350 10

I 78 (3% added) 10

330

2 79 300 (S% added)

10

out of grade 80 (10% added) 10

300

Die funktionellen Eigenschaften werden an einem unter Standardbedingungen hergestellten Erzeugnismuster, bestehend aus Surimi, Eiswasser und Kochsalz mit nachfolgender thermischer Be- handlung nach definierten Temperaturprogrammen untersucht. Dabei wird die Torsionsfestigkeit (shear stress, true shear strain) ermittelt, aus der sich Kor- relationen zu den sensorischen Merkmalen Härte und Elastizität ableiten lassen. Es erfolgt weiterhin ein objektive Farbmessung (CIELab-System).

Geruch und Geschmack werden als nicht objek- tivierbare Methoden in das Standarduntersuchungs- programm nicht einbezogen. Auf ein Punktbewer- tungssystem wird, davon ausgehend, daß zwischen Käufer und Verkäufer Toleranzbereiche für die chemische Zusammensetzung und funktionellen Eigenschaften ausgehandelt werden, bewußt ver- zichtet. Die Ergebnisse der standardisierten Unter- suchungen stellen gleichzeitig die Basis zur Er- mittlung der kostengünstigsten Rezeptur (least cost formulation) für das aus einer Vielzahl von Bestandteilen zusammengesetzte Enderzeugnis (z.B. Crabmeat-Imitat) dar.

Surimi ist ein guter Nährboden für das Wachstum von Mikroorganismen, die bei Vermeidung von Sekundärinfektionen ausschlielllich vom Rohfisch stammen. Als Voraussetzung für eine gute Produk- tionshygiene wurde ein HACCP-Konzept erarbeitet (Lee, 1992). Danach stellt das Waschen des Filets

vor dem Separieren einen kritischen Punkt zur we- sentlichen Verringerung mikrobieller Kontamina- tion dar.

Erzeugnisse aus Surimi

Tab. I vermittelt einen Eindruck der Vielfalt tradi- tioneller und neuer Erzeugnisse auf Surimi-Basis.

Dieser wird jedoch bei weitem übertroffen durch

~~.I- -~l

I

C:30 a~~2g~s 11. O!her sealooc ~roOuC:s !

- L~;s I I .?~e:les hJrrT-S

i -

rlakes Tuna Fillets saJsagel

' - (,aM Shnm~ B~rgels Ha5~

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Clams Gakes Scaiioes Salaos ,I_O~S'"I ~,1C'Jss"'

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!.0Qred,ents - Flozen dinners - Sa:ads - SaLsage

- Hot do;;,

- [lJ~y iO:ld - SaJces & con~ :-;,cnls --To~p~~gs - Prot~lr. cxtcrdcr - Hors C'oeuvres - Pe' looos - Cere31s - 3ev~ril.,es

- Soups, :::ho' .... ce,s - Crackers & snac'~_s~

Abb. 4: Applikationen von Surimi in Nahrungsmitteln ( nach MitchelI, 1986)

Fig. 4: Blended food applications (from MitchelI, 1986)

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Inf. Fischwirtseh. 42(4), 1995

mögliche Produktapplikationen (Mitchell, 1986), die in den USA nach Einführung der ersten "surimi- based products" erarbeitet wurden (Abb. 4).

Inzwischen ist eine Überführung einzelner Ap- plikationen in den kommerziellen Bereich zu verzeichnen.

Salt

Shellfish flavor (extract) Surimi + Water + Flavor enhancer

Shellfish meat

Starch and/or egg white

~-- Silen! tut',er

t

Mea! pump

+

reeoer Nozzle (exlrUSlon)

t

Conveyor belt

t

:1 ) t t

T (partial he at-setting) emperlng

G"

Coollng

t

Slrip cu Her

t

Paste

t

StrL'lgs

,----L---+c~

t

~

Straight maie

Mixer

~

Rope former

Forl":ler Wrapper

t

f J

t

1

ODllque cu: Straight cut

+ t

COMPOSlle

maid Icnunki Flake, chunk Stock

Molded Fibrous

SteGm cooklng Pi.lCKG::Vng

t

Abb. 5: Verfahren zur Herstellung von faserigen, stückigen oder kombiniert-geformten Erzeugnissen (nach Lee, 1984)

Fig. 5: Process for making fibrous, flake, chunc and composite- molded products (from Lee, 1984)

219 Da in Nordamerika und Europa die Weichtier- Imitate den Hauptanteil der aus Surimi hergestellten Erzeugnisse repräsentieren, wird nachfolgend deren Herstellungsprozeß (Abb. 5) in knapper Form er- läutert (Wu, 1992):

Der tiefgefrorene Surimiblock wird auf _8°

e

bis -4°

e

temperiert und entpackl. Alternativ kann eine Grobzerkleinerung auch im tiefgefrorenen Zustand erfolgen. Unter Hinzufügen der ZusatzstotTe ent- sprechend dem vorgesehenen Erzeugnis, Tabelle 5 stellt einige Musterrezepturen dar, wird das Surimi nachfolgend homogenisiert. In dieser technolo- gischen Stufe werden die Voraussetzungen für die spätere thennische Gelbildung durch die not- wendige Aktivierung der myofibrillären Proteine geschaffen. Die Dauer des Homogenisierens beträgt ca. 20-25 min unter Verwendung von aus der Fleischverarbeitung bekannten Schneidmischern, wobei die Temperatur 10

oe

nicht übersteigen soll.

Bei zusätzlicher Anwendung von Vakuum kann der Vorgang auf 10-15 Minuten verkürzt werden. Das auf diese Weise erzeugte hochvisko.se Brät kann nun zu faserigen, kombinierten (Fasern oder Stücken in homogener Matrix) oder geformten (homogenen) Erzeugnissen weiterverarbeitet wer- den

Tab. 5: Typische Rezepturen (Angaben in %) für KrcbsOeisch-, Muschel- und Shrimp-Analoga und

Wurst auf Surirni-Basls (modifiziert nach Maftin, 1992)

Tab. 5: Typical formulas (%) for crabmeat-, scallop- ,shrimp- analogs, sausage on surimi basis (adaptcd from Martin, 1992)

Ingredients Crabmeat Surimi 60,0

Crahmeat 5,0

Lean beef Beef trimmings Park trimmings

Egg while 4,0

Cornstarch 3,0

Sall 2,5

Patata starch 1,0 Wheat starch 1,0

MSG 0,5

Water 23,0

Starch Sorbitol Swect sake Scasoning Natural coloring

Scallop Oavour Vegetable oil

Scallop 60,0

5,0 1,0

25,0 4,3 0,5 2,7 1,5

Shrimp 68,00

4,00 1,00

11,32 11,00 0,20 0,40 0,08 2,50

Sausage 8,0 25,0 34,0 17,0

10,0

6,0

Das technologisch anspruchsvollste Verfahren ist- die Herstellung von Erzeugnissen mit Faserstruktur (Abb 6).

(9)

220

~ ~

/~

CoIo<ed p"><e ,... _ _ . ,

rnf. Fischwirtseh. 42(4), 1995 oder modifizierter Atmos-phäre. Da die Erzeugnisse als "ready to eat"

angeboten werden, kommt der anschließen-den Pasteurisation we- sentliche Bedeutung zu. Eine Kern- temperatur von 85°C über 20 min und schnelles Abkühlen auf 3 °C werden empfohlen. Das abschließen- de Tiefgefrieren macht die Erzeug- nisse für längere Zeit lager- und han- delsfähig. Die Verfahren zur Herstel- lung der kombinierten und gefomnten Erzeugnisse gestalten sich in der Regel einfacher, ermöglichen jedoch eine große Erzeugnisvielfalt in unter- schiedlichsten Zusammensetzungen und Preisgruppen.

Qualität

Abb. 6: Produktionsanlage Stäbchen (nach Lee, 1984)

für die Herstellung von Krcbsflcisch-

Die aus Surimi hergestellten Weichtier-Imitate sind sowohl in der sensorischen Qualität als auch ernährungsphysiologisch als wertvoll einzuschätzen. Obwohl ihr Prote-

ingehalt geringer ist als der der imitierten Originale, erweisen sie Fig. 6: Crab-Ieg processing line (from Lee, 1984)

Das Brät wird dabei in dünner Schicht, in Ab- hängigkeit vom vorgesehenen Erzeugnis mit Ab- messungen von ca. 25 cm Breite und 1,2-1,5 mm Dicke, auf ein Edelstahlband extrudiert. Durch kombinierte Wärmebehandlung in verschiedenen Ausführungen (LB. Gas, Wasserdampf, Gas) wird innerhalb von etwa 5 min die thermische Gel- bildung vollzogen und so die dünne Brätschicht in ein elastisches Band überführt. Dieses wird dann in Längsrichtung durch parallel angeordnete Rund- messer in Streifen (ca. 1,5 mm breit) eingeschnitten.

Diese Operation erfordert ein hochelastisches Gel mit ausgeprägter Kohäsivität. Anschließend werden diese Streifen seilartig verdrillt und in einer Anlage gefärbt, verpackt und auf die gewünschte Länge geschnitten. Dazu wird gefärbtes Surimibrät in dünner Schicht auf die Verpackungsfolie aufge- bracht, damit das "Seil" umhüllt und nachfolgend die Folie heiß versiegelt. Das vorgesehene Enderzeugnis bestimmt die Schnittlänge und - richtung. Es bestehen zahlreiche Variationen hin- sichtlich des Färbe- und Schneidvorgangs. Als Ver- packungsmaterial dienen verschiedene Folien (PE, PP u.a.) teilweise in Kombination mit Vakuum

sich hinsichtlich der qualitativen Proteinzusammensetzung, des Fett- und Cholesteringehaltes sogar als überlegen. Letz- terer beträgt nur etwa 50 % des Krebstleisches (Martin, 1992).

Aufgrund der guten Qualität der Erzeugnisse besteht natürlich auch die Gefahr - leider besteht sie nicht nur, sondern ist Realität geworden, - daß durch unredlichen Handelsbrauch versucht wird, dem Verbraucher das Imitat als das Original zu verkaufen. Auf die rechtlichen Vorschriften, die derartige Manipulationen untersagen, wurde ein- gangs bereits verwiesen. Zur Kontrolle, ob es sich um das Original oder Imitat handelt, genügt dem Fachmann in der Regel eine vergleichende Textur- bewertung. Sollten auch hier noch Zweifel beste- hen, ist eine eindeutige Abklärung des Sachverhalts mittels Eiweiß-Elektrophorese (An et al., 1989, Rehbein, 1989, 1992) oder Antikörper-Reaktionen (Verrez-Bagnis and Escriche-Roberto, 1993) möglich. Infolge des intensiven Wasehens bei der Surimi-Herstellung sind die Sarkoplasmaproteine weitestgehend extrahiert, so daß die Isoelektrische Fokussierung (IEF) des Wasserextraktes aus den Imitaten keine eindeutige Identifizierung der zur Surimi-Herstellung verwendeten Fischart garantiert.

(10)

Inf. Fischwirtseh. 42(4), 1995

Bei Verwendung von SOS-PAGE kann dagegen auch thennisch denaturiertes Protein in ausreich- ender Menge in Lösung gebracht werden und somit anhand des spezifischen Bandenmusters eine klare Unterscheidung zwischen Fisch und Weichtier und die Bestimmung der jeweiligen Fischart vor- genommen werden. Eine exakte Nachweis- möglichkeit des Vorhandensein von crab meat selbst in sterilisierten Erzeugnissen ist dadurch möglich, daß das cytoplasmatische Enzym Argi- ninkinase nur in Wirbellosen nicht aber in Wir- beltieren vorkommt. Mittels ELISA und einem Immunodot-Verfahren konnten selbst Zusätze von 10-25 g Krebsfleisch/kg Imitat nachgewiesen wer- den.

Derzeitige Produktion und zukünftige Entwicklung

Aus einer Übersicht von de Franssu (1992) wird deutlich, daß sich die Produktion von Surimi und von Erzeugnissen aus Surimi diversifiziert hat.

Japan ist nicht mehr alleiniger Produzent und kaum noch dominant (Tab. 6). Ob sich die Wachs- tumsraten in den einzelnen Ländern mit gleicher Intensität weiterentwickeln, darf angezweifelt wer- den. Unzweifelhaft ist jedoch, daß sich die Surimi- Erzeugnisse in vielen europäischen Ländern auf- grund ihrer guten Qualität und vergleichsweise

Tab. 6: Weltproduktion an Surimi (in 1000 t) (nach

oe

Franssu, 1992)

Tab. 6: World surimi produktion (in 1000 lllt) (from de Franssu, 1992)

Counlry 1988 1990 1992

Japan 287 235 200

USA 57 160 180

Korea, Rep. 50 60 60

Thailand 20 25 2S

Ncw Zealand 28 20 2S

USSR IS 15 30

Othcrs 10 15 30

TOTAL 467 530 540

niedrigen Preise zunehmender Beliebtheit erfreuen (z. B. Frankreich, Großbritannien, Spanien, Italien).

Der deutsche Markt wird eher als verhalten eingeschätzt und für 1990 Importe in einer Größenordnung von 500 t ausgewiesen, wobei jedoch infolge der Art der statistischen Erfassung nicht gesichert ist, daß es sich hierbei ausschließlich um Surimi-Erzeugnisse handelte. Diese Größenordnung hat sich offenbar noch nicht verändert, da für die ersten vier Monate 1994 ein

221 Import von 142 t an Surimi-Erzeugnissen an- genommen wird (Keller, 1994).

Neben der Nachfrage durch die Verbraucher und der weltweit installierten Produktionskapazität wird die Entwicklung der Surimi-Produktion und damit auch der daraus hergestellten Erzeugnisse wesent- lich davon abhängen, ob es gelingt, auller dem Alaska-Seelachs (TheraRra chalcogramma), der zeitweilig mehr als 90 % der erschöpften oder sich erschöpfenden Rohstoffbasis darstellte, weitere Massenfischarten für die Surimi-Produktion zu erschließen. Als potentielle Reserven werden u.a.

Hoki (Macruronus novaezelandiae), Terpug (PleuroRrammus aZOflus), Blauer Wittling (Micromesistiu.\· spp.), Seehecht (Merluccius spp.), Amerikanischer Pfeilzahn-Heilbutt (Atherestes stomias), Menhaden (Brevoorfia tyrunnus). und vor allem kleine pelagische Fischarten, wie Sardine Makrele, Hering angesehen (de Franssu, 1992).

Von wesentlicher Bedeutung sind in diesem Zusammenhang eine Vertiefung der Erkenntnisse über den komplexen Mechanismus der Gelbildung, an der offenbar eine Vielzahl der möglichen Bindungstypen (u.a. Wasserstoff- und Disulfid- bindungen sowie hydrophobe Wechsel wirkungen) beteiligt sind, und die Aufklärung der Ursachen von Anormalien, wie z.B. Elastizitätsabnahme in be~

stimmten Temperaturbereichen ("modori"- Phänomen bei ca. 60 "C) möglicherweise unter dem Einfluß alkalischer Proteasen (Niwa, 1992). Aber auch andere Gesichtspunkte könnten ein Über- denken zukünftiger Entwicklung erfordern. Die hohen Proteinverluste 7..B., die 1990 für die ja- panische Surimi-Produktion in Höhe von 200000 t mit 5000 t Sarkoplasmaprotcinen (bezogen auf die Trockenmasse) beziffert werden (Oshima et al., 1993) und die damit verbundene relativ niedrige Ausbeute, sowie der notwendige Einsatz fangfri- scher Rohstoffe können Gründe für die Suche nach anderen Technologien sein, um bisher industriell wenig genutzte Massenfische der menschlichen Ernährung LUzuführen.

Dabei stehen Texturierungsverfahren, die ohne auf das Gelbildungsvermögen von Surimi zu reflek- tieren, erfolgreich appliziert werden können, im Vordergrund. Arbeiten von Regenstein et al.

(1990), bezüglich der Restrukturierung durch For- mung, von Cheftel et al. (1992) über die An- wendung der Extrusion und von Schubring et al.

(1990) zur Gefriertexturierung zeigen in dieser Hinsicht interessante Alternativen auf. Martin (1992) sieht dagegen die zukünftige Entwicklung unter dem Aspekt der Herstellung von Kombina- tionsprodukten aus Fischen und Warmblütern,

(11)

222

wenn er hervorhebt: "the protein of the future will not be beef or pork or fowl or fish, but be a fifth protein that will be ablend of all those products".

Bei der Verarbeitung von Mischungen aus Surimi und Warmblütertleisch ergeben sich jedoch offen- bar Texturprobleme, da in diesen Mischungen keine optimaien Bedingungen (z. B. hinsichtlich pH-Wert und Temperaturbereich, der das "modori"- Phänomen begünstigt) für eine gute Gelbildung bestehen. Als mögliche Alternative wird deshalb die Herstellung von gefüllten Gelen vorgeschlagen, die aus bei niedrigen Temperaturen gebildeten Surimigelen bestehen, in die hohe Anteile von Fett und Wasser inkorporiert sind und deren Einarbei- tung in disperser Form in eine Warmblüterfleisch- matrix mit nachfolgender Gelierung bei hohen Temperaturen erfolgt (Lanier, 1994). Die Applika- tion der Surimi-Technologie für die Verarbeitung von Warmhlütermuskulatur ist hereits seit einiger Zeit Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchun- gen ( Knight, 1992).

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Institut für Biochemie und Technologie vor 75 Jahren als

"Fach technische Beratungsstelle für die Fischverarbeitung"

in Lübeck gegründet

Jörg Ochlenschläger, Institut für Biochemie und Technologie

Anläßlich eines Vortrages in den Räumen der Firma Baader, Nordischer Maschinenbau, Lübeck, in dem auch eine tabellarische Übersicht über die Firmengeschichte gezeigt wurde, wurde mehr heiläufig erwähnt, daß der damalige Firmeninhaber Rudolf Baader am 1. Oktober 1920 eine

"Fachtechnische Beratungsstelle für Fragen und Probleme auf dem Gebiet der Fischverarbeitung", 1921 umbenannt in: "Forschungsinstitut für die Fischindustrie" gegründet hat, die im Haus der Firma, Wakenitzmauer 33, 2. Stock, Lübeck, ihren Sitz hatte.

Diese Gründung von Rudolf Baader war gleichzeitig die Geburtsstunde des heutigen Institutes für Biochemie und Technologie der Bundesforschungsanstalt für Fischerei. Das heißt: das Institut konnte 1995 auf ein 75jähriges Bestehen zurückblicken. Im Verlauf dieser Jahre hatte das Institut eine sehr wechselvolle Geschichte, wurde einige Male umhenannt und mehrfach verlegt.

Ein 75jähriger Geburtstag ist eigentlich ein Grund für eine Rückschau und eine Feierstunde. Beides muß aber auf das nächste Jahr verschoben werden, da im Jahre 1995 wegen diverser nicht vorher- sehbarer Ereignisse (vorzeitiges Ausscheiden des Institutsleiters zum 1. August, überraschendes Rah- menkonzept des BML) keine Zeit blieb, die notwendigen organisatorischen Maßnahmen in Angriff zu nehmen. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben: Deshalb wird es im nächsten Jahr eine ange- messene Nachfeier des 75jährigen Geburtstages geben und es wird im Rahmen der "Arheiten aus dem Institut für Biochemie und Technologie" eine Festschrift herausgegeben werden, die neben aktuellen wissenschaftlichen Beiträgen der heute im Institut tätigen Wissenschaftler auch eine Geschichte des Institutes seit 1962 unter den Leitern Drs. Ludorff, Bramstedt, Meyer und Schreiber enthalten wird.

Die Geschichte des Institutes von der Gründung in Lübeck bis zum Umzug in die Dienstgebäude in der Palmaille 9 im Jahre 1962 wurde ausführlich von W. Ludorff beschrieben.

Nach dem Ausscheiden von Itd. Dir, u. Prof. Dr, W, Schreiber zum 1. August 1995, wurde Herr Dr. H, Rehbein mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Institutsleiters kommissarisch betraut,

Literatur:

W. Ludorff (1962): Institut für Fischverarbeitung in: Festschrift zur Einweihung der Bundesforschungsanstalt für Fischerei. Arch. Fischereiwiss. 13 (Beiheft 1) 128-153

Referenzen

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