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Frauen in der Sprache

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Frauen in der Sprache

Analyse von ausgewählten polnischen und deutschen juristischen Dokumenten

Zofia Bochenek

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Zofia Bochenek

Frauen in der Sprache

Analyse von ausgewählten polnischen und deutschen juristischen Dokumenten

ISBN: 978-3-8366-3561-5

Herstellung: Diplomica® Verlag GmbH, Hamburg, 2010

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© Diplomica Verlag GmbH

http://www.diplomica-verlag.de, Hamburg 2010

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung ... 5

1. Thesen der feministischen Linguistik im Überblick ... 7

1.1. Entstehung und Entwicklung der feministischen Linguistik in Deutschland ... 7

1.2. Ansätze der feministischen Sprachkritik in Polen ... 13

2. Darstellung der Bereiche sprachlicher Diskriminierung von Frauen ... 16

2.1. Darstellung der Bereiche sprachlicher Diskriminierung von Frauen im Deutschen ... 16

2.1.1. Das generische Maskulinum... 16

2.1.2. Personenbezeichnungen ... 18

2.1.3. Anredeformen, Namen und Titel ... 19

2.1.4. Personenbezogene Pronomina ... 20

2.1.5. Das Bild der Frauen in Metaphern und Redewendungen ... 22

2.2. Darstellung der Bereiche sprachlicher Diskriminierung von Frauen im Polnischen ... 22

2.2.1. Darstellung der Frauen in Abhängigkeit von Männern ... 22

2.2.2. Bildung der femininen Personenbezeichnungen mithilfe von Motionssuffixen ... 24

2.2.3. Lexikalische Lücken ... 26

2.2.4. Das Genussystem... 28

2.2.5. Das generische Maskulinum... 29

2.2.6. Flexion ... 31

2.2.7. Lexik und Phraseologie ... 31

2.2.8. Das Bild von Frauen in Sprichwörtern ... 33

2.3. Sprachliche Diskriminierung in kontrastiver Sicht Deutsch-Polnisch ... 34

2.4. Exkurs: Therapievorschläge ... 38

2.4.1. Die Beidbenennung (Splitting , „partielle Feminisierung“) ... 38

2.4.2. Die Neutralisation ... 40

2.4.3. Das generische Femininum ... 42

2.4.4. Totale Feminisierung ... 43

2.4.5. Frauengerechte Phraseologie ... 45

2.4.6. Postulierte Veränderungen im Polnischen ... 46

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3. Möglichkeiten des deutschen und polnischen Sprachsystems im Bereich

der Frauenbezeichnung ... 50

4. Kritisches zur feministischen Linguistik ... 53

4.1. Linguistische Standpunkte ... 53

4.2. Auswertung ... 60

5. Feministische Sprachkritik und die Rechtssprache: Analyse der Personenbezeichnungen in staatlich anerkannten Listen von (Ausbildungs)berufen und in ausgewählten deutschen und polnischen Arbeitsverträgen ... 64

5.1. Bemerkungen zum Korpus ... 64

5.2. Berufsbezeichnungen in der Liste von staatlich anerkannten Ausbildungsberufen ... 67

5.3. Berufsbezeichnungen in der Klassifikation von Berufen und Fachgebieten ... 68

5.4. Personenbezeichnungen in ausgewählten deutschen und polnischen Arbeitsverträgen ... 71

Zusammenfassung ... 75

Zusammenfassung im Polnischen - Streszczenie ... 79

Bibliographie ... 83

Anhang 1 ... 87

Anhang 2 ... 95

Anhang 3 ... 103

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Einleitung

In den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts entsteht ein neuer Forschungsbereich innerhalb der Sprachwissenschaft, in dem feministisch motiviert der Zusammenhang zwischen Sprache und Geschlecht neu erarbeitet wird: die feministische Sprachwissenschaft beziehungsweise feministische Linguistik.

Auf einen Artikel über feministische Linguistik bin ich zufällig gestoßen. Schon damals habe ich gedacht, dass es ein interessanter Themenbereich für eine linguistische Studie sein kann. Es ist aber auch von großer Bedeutung nicht nur für Sprachwissenschaftler sondern auch für einfache Sprachbenutzer, die vermutlich von feministischen Linguistinnen und ihren Thesen keine Ahnung haben. Diese Bedeutsamkeit besteht darin, dass es einen sehr wichtigen Bereich des menschlichen Lebens betrifft, nämlich die Sprache – ein Element der interpersonalen Kommunikation.

Für mich ist die Sprache ein autonomes Wesen, die sich zwanglos entwickelt und flexibel an die vorhandene Situation anpassen kann. Die Gruppe der feministischen Linguistinnen repräsentiert dagegen eine andere Stellungnahme – sie wollen die Sprache „regieren“. In diesem Hinblick kann das Beispiel der feministischen Sprachkritik dafür gelten, inwieweit die Sprache von einer kleinen Gruppe der Linguistinnen bewusst gesteuert werden kann und inwieweit es begründet ist, dass die

„Therapievorschläge“ Anerkennung in der Gesellschaft, darin auch unter Männern finden können.

In der vorliegenden Arbeit wird viel Platz der Thesen der deutschen und polnischen feministischen Linguistinnen gewidmet. In Deutschland sind die linguistischen Untersuchungen in diesem Bereich schon fortgeschritten, in Polen dagegen gibt es erst Ansätze. Es entstehen aber immer neue Arbeiten, die sich mit diesem Problem auseinander setzen.

Die Arbeit besteht aus 5 Kapiteln: die ersten vier bilden den theoretischen Teil, im fünften Kapitel wird die Analyse der Personenbezeichnungen in ausgewählten rechtlichen Texten durchgeführt.

Im ersten Kapitel wird die Entstehung und Entwicklung der feministischen Linguistik in Deutschland besprochen. Es werden also die Geschichte der Frauenbewegung seit der 70er Jahren bis in die Gegenwart und die Untersuchungsgebiete: sprachliche Ungleichbehandlung und Sprachverhalten von Frauen und Männern dargestellt. Außerdem werden hier die Ansätze der feministischen

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Sprachkritik in Polen berücksichtigt, die im gewissen Grade in der Nachahmung der deutschen Linguistinnen bestehen.

Die Darstellung der Bereiche sprachlicher Diskriminierung von Frauen im Deutschen und Polnischen bildet das Kapitel 2. Diese Bereiche werden nach Thesen der feministischen Linguistinnen besprochen und sie betreffen Grammatik, Wortbildung und Lexik. Es werden solche Fragen aus der Perspektive der feministischen Linguistik behandelt: Welche Bezeichnungen gibt es für Frauen? Werden Frauen auch genannt, wenn von ihnen die Rede ist oder wenn man über sie spricht? Haben Frauen dieselben Chancen wie Männer, „gemeint“ zu sein? Gibt es dafür Indizien im System einer Sprache, dass Frauen gemeint oder nicht gemeint sind? Zusammenfassend werden die Bereiche aus kontrastiver Sicht Deutsch-Polnisch analysiert, und zwar mit dem Ziel, Unterschiede und Ähnlichkeiten zu markieren. Zu diesem Kapitel gehört auch ein umfangreicher Exkurs über „Therapievorschläge“ der deutschen feministischen Linguistinnen und über postulierte Veränderungen im Polnischen.

Gegenstand des Kapitels 3 ist die Darstellung der Möglichkeiten des deutschen und polnischen Sprachsystems im Bereich der Frauenbezeichnungen. Es wird hier auf Wortbildungsmittel der beiden Sprachen eingegangen, die zur Ableitung von femininen Personenbezeichnungen dienen.

Im Kapitel 4 werden Stimmen von deutschen und polnischen Linguisten zu Thesen der feministischen Linguistik präsentiert. Es werden hier vor allem Argumente von Gegnern der feministischen Linguistinnen und auch die Art und Weise, auf die sie an dieses Problem herangehen, dargestellt. Den zweiten Teil dieses Kapitels bilden meine Überlegungen zur feministischen Sprachkritik. An dieser Stelle markiere ich meine Position zu Thesen und „Therapievorschlägen“ der feministischen Linguistinnen.

Das Ziel des analytischen Kapitels ist es, die Thematisierung der Frauen in ausgewählten juristischen Dokumenten zu untersuchen. Es wird gefragt, welche Bezeichnungen für Frauen benutzt werden, und wie auf Frauen Bezug genommen wird.

Der Analyse werden juristische Dokumente unterzogen, weil feministische Linguistinnen gegenüber der Verwendung der Personenbezeichnungen in der Rechtssprache besondere Bedenken äußern. Den Gegenstand der Analyse bilden deutsche und polnische Listen der staatlich anerkannten (Ausbildungs)berufe und ausgewählte Arbeitsverträge, also Dokumente, in denen ziemlich viele Personenbezeichnungen zum Einsatz gelangen.

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1. Thesen der feministischen Linguistik im Überblick

1.1. Entstehung und Entwicklung der feministischen Linguistik in Deutschland Die einschlägige Literatur macht darauf aufmerksam, dass jahrhundertlang alle Gesellschaften Männergesellschaften waren. Männer übten Einfluss auf die Politik, den Handel, die Wissenschaft, die Kunst und somit auch auf die Entwicklung der Sprache aus. In vielen Gesellschaften durften Frauen am öffentlichen Leben nicht teilnehmen und waren dadurch auch in der Sprache nicht präsent. Unter diesen Gesichtspunkten verwundert es nicht, dass die sich entwickelnde Sprache, vor allem der Inhalt, eine stark auf Männer bezogene Sprache ist. Seit Ende des 19. Jahrhunderts begann sich die Situation der Frauen allmählich zu ändern. Es entstand damals die Frauenbewegung Feminismus, die, von den Bedürfnissen der Frau ausgehend, eine grundlegende Veränderung der gesellschaftlichen Normen (vor allem der traditionellen Rollenverteilung) und der patriarchalischen Kultur anstrebte.

Die Anfänge der feministischen Linguistik liegen in den USA der siebziger Jahre. Dort begannen Forschungen zum Thema Sprache und Geschlecht. In der BRD hielt im Wintersemester 1974/75 Ingrid Guentherodt erstmals ein Hauptseminar zu Rollenverhalten der Frau und der Sprache. Die ersten sprachwissenschaftlichen Aufsätze zu diesem Thema sind in den Jahren 1979 und 1980 in den Zeitschriften Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie (OBST) und Linguistische Berichte (LB) erschienen. Vorreiterinnen in der BRD waren die Feministinnen Senta Trömel-Plötz und Luise F. Putsch, beide Professorinnen für Sprachwissenschaft an der Universität Konstanz. Letztere war es auch, die Ende der siebziger Jahre den Begriff Feministische Linguistik prägte. Für Senta Trömel-Plötz (1982: 33) war die Geburtstunde der feministischen Sprachwissenschaft der Moment, „als bestimmte Feministinnen einen Blick auf ihr eigenes Fachgebiet warfen oder eher als bestimmte Linguistinnen feministische Ideen auf ihre eigene Wissenschaft anwendeten. Zwei Interessen stießen zusammen“.

Samel (2000:15ff.) stellt fest, dass die entscheidende Triebkraft für die Beschäftigung mit weiblicher Sprache die neue Frauenbewegung war. Diese entstand aus der 68er Studentenbewegung, denn dort wurde nicht nur über Politik sondern auch über das Verhältnis der Geschlechter zueinander diskutiert und analysiert. Die Frauen wollten es nicht länger hinnehmen, dass sie zwar Flugblätter tippen, während der

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Diskussionsrunden Kaffee kochen und die Kinder betreuen, beim politischen Diskurs und bei Visionen zu einer Umgestaltung der Gesellschaft aber weitestgehend ausgeschlossen werden. In dieser Zeit gründeten sich politische Frauengruppen und es entstanden viele Frauenzentren. Die Frauen stellten fest, dass die sprachlichen Ausdrucksmittel von männlichem Denken und Empfinden geprägt waren. Um das zu ändern und der Weiblichkeit auch in der Sprache Ausdruck zu verleihen, wurde eine Veränderung in der Sprache und im Sprechen angestrebt.

Den Mittelpunkt der Untersuchungen innerhalb feministischer Linguistik bildet die Aufdeckung und Bewertung der sprachlichen Benachteiligung von Frauen. Die Linguistinnen machen darauf aufmerksam, dass die Sprache von Wertvorstellungen, Klischees und Vorurteilen geprägt ist, welche die Ungleichheit von Frauen und Männern und die Dominanz von Männern über Frauen deutlich machen. Dazu gehört auch, dass die Frauen nicht ausdrücklich mitgenannt, sondern in den meisten Fällen lediglich mitgemeint oder sogar ignoriert werden. Die Wissenschaftlerinnen fordern, dass in der Sprache die Existenz beider Geschlechter gleich gezeigt wird. Diese Forderung wird damit begründet, dass eine Sichtbarmachung der weiblichen Form auch die Frauen sichtbar mache (Frączek 2000, 581f.).

Mit diesen Problemen, also mit der Diskriminierung von Frauen in der Sprache, vor allem mit dem so genannten sexistischen/androzentrischen Sprachgebrauch befasst sich ein Forschungsbereich der feministischen Linguistik. Hier sind neben semantischen und strukturellen vor allem patriarchale Merkmale im Sprachgebrauch Gegenstand der Untersuchung. Es wird also untersucht wie über Frauen und Männer gesprochen beziehungsweise sprachlich auf sie Bezug genommen wird (Stötzel/Wengeler 1995:

519). Den feministischen Linguistinnen geht es aber nicht nur um das Beschreiben von Sprache, sondern um Sprachkritik. Dadurch wollen sie zur Veränderung oder Beseitigung des sexistischen Sprachgebrauchs beitragen.

Guentherodt, Hellinger, Pusch und Trömel-Plötz (1980:16ff.) definieren den sexistischen Sprachgebrauch folgendermaßen:

- „Sprache, die Frauen ignoriert und ausschließt, weil der Mann als Standart und Norm für den Menschen schlechthin gilt. Frauen sind dann nur mitgemeint oder ihre Gegenwart, ihre Beiträge, ihre Leistung wird nicht beachtet, vernachlässigt und vergessen“;

- „Sprache, die Frauen immer in Abhängigkeit vom Mann darstellt, d.h. Frauen über ihre Männer definiert und Frauen als zweitrangig und unterordnet beschreibt“;

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- „Sprache, die Frauen nur in traditionellen Rollen zeigt mit den so genannten weiblichen Eigenschaften und Verhaltensweisen, d.h. Frauen werden zunächst als Hausfrauen, Ehefrauen und Mütter etikettiert“;

- „Abwertende Sprache, durch die Frauen herablassend behandelt oder degradiert werden. Hier handelt es sich um Äußerungen, in denen Frauen in jedem Kontext, nicht nur im Schönheitswettbewerb, nach ihrem Aussehen beurteilt werden, in denen ihnen mangelnde Intelligenz, mangelnde Reife, mangelnde Kraft, mangelndes Durchhaltevermögen zugeschrieben wird, dabei ein Übermaß an List und Tücke, Emotionalität, Unbeherrschtheit und Geschwätzigkeit“.

Die feministische Sprachwissenschaft gibt auch die Definition von patriarchalischen Sprachen an. Patriarchalische Sprachen sind allgemein dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Ungleichbehandlung von Frauen und Männern produzieren. Hellinger (1985: 3f.) hat allgemeine Regularien festgestellt, denen patriarchalische Sprachen folgen (dies kann man auch als eine Definition patriarchalischen Sprachen verstehen):

- Frauen haben nicht dieselben Chancen des Gemeintseins wie Männer, denn es wird auf Frauen und Männer unterschiedlich Bezug genommen. Die Verwendung von generischen Maskulina machen Frauen und ihre Leistungen in den betreffenden Sprachen unsichtbar;

- Maskuline und feminine Ausdrücke sind semantisch asymmetrisch. Das Femininum hat einen niedrigsten Rang als das Maskulinum;

- Die Bezeichnung einer Frau mit einem Maskulinum wird als Aufwertung interpretiert. Die Bezeichnung eines Mannes mit einem Femininum oder schon der Vergleich mit dem weiblichen Geschlecht wird als Degradierung empfunden.

Nach Meinung der feministischen Linguistinnen gehört auch das Deutsche zu solchen Sprachen. Das System der deutschen Personenbezeichnungen ist von sexistischen Sprachmustern voll geprägt. Es bestehen keine symmetrischen Beziehungen zwischen den Bezeichnungen für Frauen und denen für Männer. Das maskuline Genus überwiegt das feminine, das allgemein die niedrigere Kategorie zu sein scheint. Sprachliche Gerechtigkeit und Gleichstellung der Geschlechter sind dem deutschen Sprachsystem fremd (Błaszkowska 1995: 11f.). Feministische Linguistinnen nennen Bereiche der sprachlichen Diskriminierung von Frauen, beweisen Richtigkeit ihrer Thesen auf verschiedenen Beispielen und schlagen manchmal kontroverse

„Therapien“ vor. Genauer darüber handelt das zweite Kapitel dieser Arbeit.

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Ein anderer Forschungsbereich der feministischen Linguistik beschäftigt sich mit dem geschlechtsspezifischen Gesprächsverhalten von Frauen und Männern1. Es wird also untersucht wie Frauen und Männer sprechen. Hier tauchen zwei Begriffe auf:

Frauensprache und Männersprache. Wissenschaftler beweisen, dass die Sprechweise der Männer sich von deren der Frauen unterscheidet2.

Samel (2000: 31ff.) charakterisiert das Sprachverhalten von Frauen und Männern. Die Sprache der Frauen ist eine sehr persönliche Sprache, die die Bindung, die menschliche Nähe und die Akzeptanz des Gesprächspartners bzw. der Gesprächspartnerin sucht. Frauen lassen im Verlauf des Gesprächs oft persönliche Erlebnisse oder Erfahrungen einfließen, um so die Fremdheit und die Distanz zum Gesprächspartner bzw. zur Gesprächspartnerin zu überwinden. Männern geht es dagegen im Gespräch primär um Informationen. Sie lassen kaum Emotionen einfließen und kommunizieren meist auf der Sachebene. Männer erachten es nicht als wichtig, und auch nicht als notwendig, eine emotionale Basis mit ihren Gesprächspartnern bzw.

Gesprächspartnerinnen aufzubauen. Von ihnen wird schon von Kindheit an erwartet, dass ihre Sprache direkt, kurz und knapp ist, und mit starken Ausdrücken artikuliert wird. Die Sprache der Männer ist sehr statusorientiert. Sie versuchen sich sehr oft in Gesprächen zu profilieren und ihre Machtposition zu festigen bzw. auszubauen. Männer denken vorwiegend in Gewinner-Verlierer-Kategorien, also ist es eine logische Folge, dass in denselben Kategorien auch gesprochen wird.

In derselben Arbeit werden Hypothesen zum weiblichen Sprachverhalten dargestellt. Untersuchungen zu diesem Thema wurden schon in zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts durchgeführt. Ergebnisse dieser Untersuchungen haben zur Entwicklung der Hypothesen zur Frauensprache beigetragen:

1. Defizithypothese – Der Gedanke, dass es eine spezifisch weibliche Sprache geben könnte, geht nicht auf die Frauenbewegung zurück, sondern wurde nur von ihr aufgegriffen. Seine Ursprünge liegen in den Reiseberichten aus den letzten Jahrhunderten und in der anthropologisch-ethnologischen Forschung. Zwei Vertreter der älteren Beschreibung von Frauensprache waren Mauthner und Jespersen.

Während Mauthner sich mit dem Gesprächsverhalten von Frauen auseinander setzt (1921), beschäftigte sich Jespersen mit Wortschatz und Syntax (1922). Mauthner

1 Dieser Aspekt wird in dieser Arbeit nicht näher untersucht, aber als ein Forschungsbereich der feministischen Linguistik ist er sehr wichtig, deswegen wurde an dieser Stelle erwähnt.

2 www.frauensprache.com

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sieht die Unterschiede im Sprechen zwischen Mann und Frau in sozialen Belangen wie Bildung und Stand begründet. Für ihn sind Frauen nicht in der Lage Männersprache zu erlernen. Jespersen geht in seinen Hypothesen davon aus, dass Frauen z.B. unvollständige Sätze bilden, weil sie auch ihre Gedanken unvollständig ausführen. Männer sprechen danach häufiger in einem Satzgefüge von Haupt- und Nebensatz (Unterordnung), Frauen jedoch in Satzverbindungen (Beiordnung/

Nebenordnung von Sätzen).Weiterhin stellt er fest, das Frauen redegewandter als Männer sind, weil ihr Wortschatz geringer ist. Sowohl Mauther als auch Jespersen gehen davon aus, dass Frauensprache keine eigenständige Sprache ist, sondern eine minderwertige Abwandlung der Männersprache. Damit sind beide eindeutige Vertreter der Defizithypothese.

2. Differenzhypothese – Die Differenzhypothese geht von der Andersartigkeit der weiblichen Sprache aus, ohne dieses „anders sein“ negativ zu bewerten. Außerdem wird festgestellt, dass die Frauensprache angemessen sei und als Variante der Männersprache nicht weiterentwickelt werden muss. Frauen sollten im Gegensatz dazu ihre eigene Sprache entwickeln. Es wird strikt abgelehnt einen Vorteil darin zu sehen Männersprache zu imitieren. Als Ursache der verschiedenen Sprachen wird der kulturelle Unterschied zwischen der Männerwelt und der Frauenwelt gesehen.

3. Code-switching-Hypothese – Hier wird weder von einem Mangel noch von der einfachen Andersartigkeit der weiblichen Sprechweise ausgegangen. Laut dieser Hypothese wechseln Frauen je nach Situation von einer in die andere Sprache, das heißt von der Frauensprache in die Männersprache oder umgekehrt, immer entsprechend den sozialen Erwartungen, die an ihr Sprechverhalten gestellt werden.

Die beiden Sprachen werden völlig wertungsfrei beurteilt. Frauensprache wird nur dann negativ bewertet, wenn sie nicht situationsangemessen verwendet wurde.

Senta Trömel-Plötz (1982a: 89) führt in ihrer Arbeit Ergebnisse anderer amerikanischen Untersuchungen an, die die Unterdrückung von Frauen in Gesprächen beweisen. Es werden gemischtgeschlechtliche Gruppen und Paare untersucht.

Ergebnisse lauten folgend:

- Männer ergreifen oft das Wort und reden länger als Frauen;

- Männer unterbrechen Frauen, Frauen unterbrechen Männer kaum;

- Frauen müssen um ihr Rederecht kämpfen, und sie müssen kämpfen, um es zu behalten;

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- Männer bestimmen die Gesprächsthemen und kontrollieren den Gesprächsablauf, Frauen leisten die Gesprächsarbeit.

Die Linguistin fügt noch hinzu, dass diese amerikanischen Ergebnisse für die deutsche Gesprächssituationen überprüft werden und bis jetzt keine dieser Hypothesen widerlegt wurde. Das beweist, dass Männer auch die Gespräche dominieren.

Seit dem Herausgeben der ersten Arbeiten über sprachliche Diskriminierung der Frauen sind schon 25 Jahre verlaufen. In dieser Zeit wurde die feministische Linguistik zu einem der Gebiete der Sprachwissenschaft. Feministische Linguistinnen haben mit ihrer Kritik eine Entwicklung in Gang gesetzt, die in den letzten Jahren zu vielen sprachlichen Innovationen zugunsten der Frauen geführt hat: eine Entwicklung, die noch nicht abgeschlossen und auf jeden Fall mehr als nur Modeerscheinung ist. Die feministische Linguistik entwickelt sich ständig, bei manchen findet sie Beiklang, bei anderen erregt Anstoß. Sie gewinnt sowohl Befürworter, besonders unter Frauen, als auch Gegner, besonders unter Männern. Manche Thesen und „Therapievorschlägen“ der feministischen Linguistinnen sind kontrovers und radikal, deswegen ziehen sie sich die Ungunst verschiedenen Gruppen zu. Sie fordern einen Sprachwandel, der zum geschlechtsgeregelten Sprachgebrauch führen würde. .

Samel (2000: 88) führt die Aussage von Schräpel folgendermaßen an:

„Sprachwandel liegt nach Schräpel dann vor, wenn nicht die Sprache selbst verändert werden soll, sondern die Sprache an außersprachliche Realitäten angeglichen werden soll. Sie wird meist staatlich vorgenommen. Sprachpolitik ist ‚die bewusste und gezielte Einflussnahme einer bestimmten Gruppe auf Teilbereiche der Sprache’. Sie muss nicht von staatlichen Stellen ausgehen. Ihr Ziel ist es, den sprachlichen Status quo zu verändern und einen Sprachwandel auslösen. Die Gründe liegen jedoch in der Organisation gesellschaftlichen Zusammenlebens“.

Sprachveränderungen allein mögen zwar noch keine gesellschaftlichen Veränderungen bewirken. Aber sie haben dazu beigetragen, die Privilegiertheit der Männer und den sich daraus ergebenden Sexismus im Sprachgebrauch aufzudecken.

Eine relativ breite Sensibilisierung für diese Problematik haben die feministischen Linguistinnen in jedem Fall bereits erreicht.

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1.2. Ansätze der feministischen Sprachkritik in Polen

Die feministische Linguistik hat es sich zum Ziel gesetzt, die „Patriarchalismen“

in den Systemen verschiedener Sprachen aufzuspüren. Es betrifft die Sprachen, die Genussystem aufweisen. Zu solchen Sprachen gehört auch Polnisch. Im Polnischen wird aber das Problem der sprachlichen Diskriminierung von Frauen nicht so viel diskutiert wie im Deutschen.

Karwatowska und Szpyra-Kozłowska (2005: 250ff.) teilen die polnischen Linguisten in fünf Gruppen im Bezug auf deren Einstellung zum Problem der Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in der Sprache. Sie unterstreichen auch, dass diese Gruppen unterschiedliche Termini zur Bezeichnung desselben Problems benutzen. Die meistens benutzten Begriffe sind asymetria, niesymetrycznoĞü oder asymetrycznoĞü. Solche Begriffe wie jĊzykowa nierównoĞü, nierównouprawnienie, nierównorzĊdnoĞü, androcentryzm und seksizm benutzen vor allem Linguisten, die die sprachliche Ungleichbehandlung als eine Frauen benachteiligende Erscheinung betrachten. In Arbeiten von Vertretern der feministischen Linguistik werden sehr oft solche Kraftausdrücke wie maskulinizacja, podporządkowanie, dyskryminacja, usamczenie jĊzyka, jĊzykowa nieegzystencja i waporyzacja kobiet oder seksistowska tendencyjnoĞü. Diese Begriffe sind auch in den Spalten der Zeitschrift Zadra zu treffen, wo eine Gruppe von feministischen Linguistinnen für die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen plädiert.3

Die erste Gruppe von Linguisten berücksichtigt das Problem der sprachlichen Ungleichbehandlung von Frauen überhaupt nicht. Karwatowska und Szpyra-Kozłowska (2005: 251) bezeichnen es als Übersehen des Problems (niedostrzeganie problemu), vor allem in Werken, die die Gesamtheit von Erscheinungen in der polnischen Sprache besprechen und die Form von Wörterbuch oder Enzyklopädie haben. In Enzyklopädien Encyklopedia jĊzyka polskiego (1999) und Encyklopedia jĊzykoznawstwa ogólnego (1999) gibt es Stichwörter wie z.B. Ungleichbehandlung von Frauen und Männern in der Sprache, sprachlicher Sexismus/Androzentrismus oder feministische Linguistik nicht. Auch in Słownik Ojczyzny Polszczyzny (2002) von Miodek findet man unter 25 000 Stichwörter diese Termini nicht.

Die zweite Gruppe (ebd.) führt eine objektive Analyse der Sprache durch. Die meisten Linguisten sehen von Urteilen ab, sie konzentrieren sich auf die Besprechung

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