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s kommt in der Tat selten vor, daß eine Staatsbank Hinweise gibt, wie man klug Steuern vermeidet. Und das alles ist auch noch vom Bundesfinanzminister abge- segnet, was der Sache einen pikanten Reiz verleiht. Die Kreditanstalt für Wiederauf- bau schreibt in einem Dos- sier, das mir soeben auf den Tisch flattert: „Diese Gele- genheit, Steuern zu sparen, kommt so schnell nicht wie- der.“ Ist da was dran, und worum geht es also?Es geht um den Beteili- gungsfonds-Ost, den Sie sofort zeichnen können (Infotele- fon 0 30/20 26 45 40, Telefax 20 26 41 88). Zunächst einmal will ich kurz erzählen, was es damit auf sich hat. Aus den
Geldern des Fonds soll die Ei- genkapitalausstattung mittel- ständischer Unternehmen in den neuen Bundesländern verbessert werden. Gleich- wohl ist die Bezeichnung „Be- teiligungsfonds-Ost“ furcht- bar unglücklich gewählt, weil es sich so abschreckend nach einer riskanten Sache anhört.
Das ist aber – erfreulicherwei- se – gerade eben nicht der Fall.
Sie leihen vielmehr als
„Fördergebietsdarlehen“ für eine Laufzeit von 10 Jahren der Kreditanstalt für Wieder- aufbau (KfW) Geld. Wieviel?
Das können Sie selber be- stimmen, müssen sich aber in Tranchen mindestens 10 000 Mark stufenweise nach oben bewegen. Die Gesamtsumme sollte sich aber sinnvollerwei-
se danach richten, wieviel Steuern Sie in diesem Jahr voraussichtlich zahlen müß- ten. Im Zeichnungsjahr er- mäßigt sich nämlich die Ein- kommensteuer privater Anle- ger um 12 Prozent des Darle- hensbetrages. So weit – so gut.
Nun könnte natürlich so- fort jemand auf die Idee kom- men, eine so hohe Darlehens- summe zu zeichnen, daß null Steuern zu zahlen wären. Das wäre schön, geht aber nicht.
Die (ursprüngliche) Steuer- schuld kann höchstens hal- biert werden. Beispiel über den Daumen: ursprüngliche Steuerschuld 100 000 Mark.
Ein Darlehen über 400 000 Mark würde zu einer Minde- rung der Einkommensteuer um 48 000 Mark führen. Kein
schlechtes Geschäft. Und die Zinsen? Die sind mit voraus- sichtlich 5 Prozent nicht ge- rade üppig. Dennoch riechen Steuerfüchse hier einen gu- ten Braten. Gerade durch die niedrigen Nominalzinsen kann der Anleger die steuer- lichen Freigrenzen für Kapi- talerträge besser einhalten, und darüber hinaus hat die Reduzierung der Steuer- schuld den Effekt eines steu- erfreien Kursgewinnes! Und als Zuckerstückchen für ganz genaue Rechner: Wenn sich die Einkommensteuer redu- ziert, verringert sich auch die Berechnungsgrundlage für den Solidaritätszuschlag und die Kirchensteuer. Und weil das so ist, wird die Nachfrage vermutlich recht hoch sein.
Aber: Da der Zuschlag für die Fördergebietsdarlehen nach dem sogenannten Wind- hundprinzip erfolgt, gilt es al- so, rechtzeitig in die Start- löcher zu gehen. Börsebius
[44] Deutsches Ärzteblatt 93,Heft 14, 5. April 1996
S C H L U S S P U N K T
Börsebius über Beteiligungsfonds-Ost
Leckerbissen für Steuerfüchse
Post Scriptum
CARTOONS: REINHOLD LÖFFLER