Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1114. März 2008 A585
D
em rastlosen Pablo Picasso, dessen Gemälde die zuneh- mende Geschwindigkeit und Offen- heit des Malprozesses verraten, stand immer ein reflektierender Pi- casso gegenüber, der in seinen Zeichnungen und Grafiken mit zeichnerischer Präzision und großer Detailgenauigkeit erzählt. Diese of- fensichtliche Trennung zwischen ei- nem Stil des Malers und einem des Zeichners versteht Werner Spies, in- timer Kenner und persönlicher Freund Picassos, als Zeichen einer panischen Angst vor der verrinnen- den Zeit, als Aufstand gegen die Zeitlichkeit und gegen das Ver- schwinden. Denn in alle Arbeiten, sei es an der Staffelei oder auf dem Zei- chenblatt, investiert der Künstler ein bestimmtes Quantum an Zeit. Über sein Verständnis des Schöpferischen und den Zusammenhang mit der Zeit erklärte Picasso: „Warum datiere ich alles, was ich mache? Weil es nicht genügt, die Arbeiten eines Künstlers zu kennen, man muss auch wissen, wann, warum, wie und unter wel- chen Bedingungen er sie schuf.“Er war einer der vielfältigsten und produktivsten Künstler der bisherigen Kunstgeschichte, erfüllt von Vitalität, Sinnlichkeit und Liebe
zu den Menschen. Wenn Spies vom
„Kontinent Picasso“ spricht und ihn als „die Wirbelsäule der modernen Kunst“ bezeichnet, meint er die enorme Kreativität des Künstlers, der über 90 Jahre alt wurde, und dessen immenses Werk von mehr als 10 000 Gemälden, 50 000 Zeich- nungen und 3 000 druckgrafischen Werken, aber auch den weitreichen- den Einfluss auf viele Künstlergene- rationen. Picasso ist die Quintessenz
des modernen Künstlergenius, der – durchaus kontrovers – das Kunst- verständnis und das Kunstschaffen nachhaltig geprägt hat.
Eine Ausstellung, die zurzeit im Gemeentemuseum in Den Haag zu sehen ist, beleuchtet Picassos Kar- riere und seine Experimentierfreu- de. Zu sehen sind dort nicht nur Öl- gemälde, sondern auch Skulpturen, Zeichnungen, Drucke und Keramik.
Zusätzlich ermöglichen Roberto Oteros Fotografien einen vertrauli- chen Blick auf das intensive Schaf- fen und das turbulente Leben dieses vielseitigen Genies. Die Ausstel- lung wurde in Zusammenarbeit mit dem Museum Ludwig in Köln reali-
siert. I
Dagmar Gold
PABLO PICASSO
Malen gegen die Zeit
Eine Ausstellung, die zurzeit in Den Haag zu sehen ist, beleuchtet die Karriere und die Experimentierfreudigkeit des Künstlers.
Die Ausstellung „Picasso in Den Haag“ ist bis 30. März im Gemeentemuseum in Den Haag zu sehen. Informationen online unter www.gemeentemuseum.nl. Angebote für Le- ser des Deutschen Ärzteblatts: Pablo Picasso, „bouquet de fleurs“ und „Colombe avec fleurs“. Hochwertige Kunst- drucke, unter Schrägschnitt-Passepartout, gerahmt in Sil- berleiste, Format: circa 60 × 80 cm, jeweils 220 Euro. Mit blauer Holzleiste jeweils 195 Euro; zuzüglich zehn Euro Versand. Bestellung über: Deutscher Ärzte-Verlag Edition, Ottostraße 12, 50859 Köln, Telefon: 0 22 34/70 11-3 24, Fax: 0 22 34/70 11-4 76, E-Mail: vsbh@aerzteverlag.de.
Pablo Picasso, Colombe avec fleurs (rechts) und bouquet de fleurs (unten)
Fotos:VG Bild-Kunst,Bonn 2008