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Archiv "Dokumentarfilm „Hidden Heart“: Die wahre Geschichte der ersten Herztransplantation" (17.10.2008)

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A2228 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 42⏐⏐17. Oktober 2008

M E D I E N

A

m 3. Dezember 1967 schrieb der südafrikanische Herzchirurg Christiaan Barnard in Kapstadt Medizingeschichte:

Er transplantierte dem 55-jähri- gen Louis Washkansky erstmals ein Spenderherz. Jahrzehntelang, bis zu seinem Tod 2001, wurde der ambitionierte Chirurg und Le- bemann für seine revolutionäre Operation in aller Welt gefeiert.

Die Herztransplantation ist in- zwischen zur Routine geworden;

in die Beurteilung der histori- schen Ereignisse ist mehr Nüch- ternheit und Realitätsbezug ein- gekehrt. So werden heute Bar- nards US-amerikanische Kolle- gen, allen voran Norman Shum- way, oft in einem Atemzug ge- nannt, da sie die wichtigsten Vorar- beiten geleistet hatten und im Rennen um die erste Herztransplantation qua- si von rechts überholt worden waren.

Doch 2003 wurden erstmals Fak- ten bekannt, in deren Licht die Ge- schichte der ersten Herztransplanta- tion ganz neu geschrieben werden muss: Der schwarze Südafrikaner Hamilton Naki, als Gärtner und Mit- arbeiter im Tierlabor des Groote- Schuur-Hospitals in Kapstadt be- schäftigt, war nicht nur an der ersten Herztransplantation maßgeblich be- teiligt, sondern hatte jahrzehntelang Chirurgen ausgebildet, die aus aller Welt zur Ausbildung nach Kapstadt gepilgert waren. Wie konnte dies so lange verborgen bleiben?

Der spannende Dokumentarfilm

„Hidden Heart“ (www.hidden- heart. com), der ab 23. Oktober 2008 auch in deutschen Kinos zu sehen ist, gibt eine eindeutige Antwort: Die verbrecherische Rassentrennung, die Apartheid, hat dem einen zu Weltruhm verholfen und dem ande- ren den verdienten Ruhm vorenthal- ten. Der Film gibt ausführlich Aus-

kunft über die beiden Männer, die gemeinsam, aber mit so unter- schiedlicher Rollenverteilung, Kap- stadt zu medizinischem Weltruhm geführt haben. Zwischen histori- schen Bildern und nachgestellten Einblendungen kommen Verwand- te und Freunde, Zeitzeugen von Barnard und Naki zu Wort.

So wird der Lebensweg des jun- gen Barnards nachgezeichnet, der sich aus ärmlichen, religiös gepräg- ten Verhältnissen zum vielverspre- chenden Chirurgen emporarbeiten kann. Dem begabten Landjungen Naki dagegen bleibt eine Ausbildung verwehrt. Er geht nach Kapstadt, wo er zunächst als Klinikgärtner Geld für seine Familie verdienen kann. Schnell werden seine Ge- schicklichkeit und sein rasches Lernvermögen erkannt, und er über- nimmt die Leitung der Tierversuche für die chirurgische Klinik. In den Operationssaal des Krankenhauses und in die Nähe der weißen Patien- ten darf er freilich nicht.

Hat er dennoch an der ersten Herztransplantation teilgenommen, wird er in einem Fernsehinterview gefragt? Ja, er habe teilgenommen,

sagte er, denn er habe alle Ärzte trai- niert, die schließlich das Herz des Spenders entnommen hätten. Seine tragende Rolle im Herztransplanta- tionsprogramm, später als ausfüh- render Arm seines Chefs Barnard, der wegen seines Rheumas nicht mehr operieren konnte, wird von al- len bestätigt, seiner Familie und sei- nem engsten Freund, einer Herzchir- urgin und schließlich von Barnard selbst, der sich kurz vor seinem Tod freimütig dazu geäußert hat. Naki wird kurz vor seinem Tod 2005 vom südafrikanischen Staat offiziell aus- gezeichnet und erhält die Ehrendok- torwürde der Universität Kapstadt.

Noch eine späte Genugtuung: Seine Tochter arbeitet als Radiologin am Groote-Schuur-Hospital. 2005 stirbt er im Alter von 79 Jahren.

Die Einstellung Barnards gegen- über der Apartheid ist ambivalent.

„Wir sind Chirurgen und sehen das Innere des Menschen; das ist bei al- len gleich“, sagt er in den Siebziger- jahren öffentlich, und doch ist nicht er es, der nach der Abschaffung der Apartheid Hamilton Naki zur ver- dienten Anerkennung verhilft. Zu sehr ist er dem System verpflichtet, das ihn als unbelasteten Botschafter für seine Reisen in alle Welt bezahlt, zu sehr ist er mit dem Verblassen sei- nes eigenen Ruhms und den Nieder- lagen im Privatleben beschäftigt.

Barnard stirbt 2001 vereinsamt. Der Film ist ein erschütterndes Zeitzeug- nis über zwei sehr unterschiedliche Menschen in einem erbarmungslo- sen politischen System. I Annette Tuffs

DOKUMENTARFILM „HIDDEN HEART“

Die wahre Geschichte der ersten Herztransplantation

Späte Anerkennung von Hamilton Naki neben Christiaan Barnard

Verknüpfung von Medizin- und Apartheidge- schichte mit den Lebensgeschichten von Barnard und Naki

Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten die Medien die am 3. Dezember 1967 erstmals durchge- führte Herztrans- plantation durch Dr. Christiaan Barnard (1922–2001) in Kap- stadt.

Fotos:Real Fiction Filmverleih

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