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Archiv "Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft – „Aus der UAW-Datenbank“: Reversibles Kaposi-Sarkom unter Fumaderm®-assoziierter Lymphozytopenie" (20.11.2009)

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Academic year: 2022

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A 2380 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 47

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20. November 2009 vorliegenden Fall werden bei etwa 3 % der Behandelten berichtet (1). In der Datenbank des deutschen Spontanmeldesystems (ge- meinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand August 2009) sind 344 Berichte über unerwünschte Arzneimittelreaktio- nen erfasst. Die am häufigsten gemeldeten Reaktionen sind Lym- phozytopenie und Eosinophilie sowie Erhöhungen der Leberwer- te und des Kreatinins im Serum. Weitere Berichte über Kaposi- Sarkome unter der Therapie findet man nicht.

Das Kaposi-Sarkom ist eine angioproliferative Erkrankung, die in Verbindung mit einer Infektion mit dem humanen Herpes- virus Typ 8 (HHV-8) und einem Immundefekt auftritt (6).

HHV-8 gehört zur selben Untergruppe von Herpesviren wie das Ebstein-Barr-Virus (EBV), jedoch tritt es im Gegensatz zu ande- ren humanen Herpesviren nicht ubiquitär auf. Die Infektionsra- ten bei Blutspendern variieren zwischen 0,2 % in Japan, bis zu 10 % in den USA und über 50 % in einigen afrikanischen Län- dern. In Europa werden in den Mittelmeerländern die höchsten Infektionsraten beobachtet. In Deutschland ist das Kaposi-Sar- kom vor allem in Verbindung mit einer HIV-Infektion oder einer medikamentös induzierten Immunsuppression, z. B. nach Organ- transplantation, von Bedeutung. Im vorliegenden Fall kann da- von ausgegangen werden, dass die durch Fumaderm® induzierte Immunsuppression mit Lymphozytopenie zu der Erkrankung ge- führt hat. Hierfür spricht besonders die spontane Rückbildung der Läsionen nach Absetzen des Medikaments.

Aufgrund der möglichen unerwünschten Wirkungen von Fu- maderm® auf das Blutbild sowie auf die Leber- und Nierenfunk- tion sind vor und während einer Behandlung Untersuchungen der entsprechenden Laborparameter notwendig. Entsprechend der Fachinformation sind vor der Therapie das Blutbild (einschließ- lich Differenzialblutbild), GOT, GPT, γGT, Serumkreatinin, Pro- tein im Urin sowie Harnsediment zu kontrollieren. In den ersten drei Monaten der Behandlung soll das Blutbild alle zwei Wo- chen, danach alle vier Wochen bestimmt werden. Die genannten Leber- und Nierenwerte sollen in den ersten vier Wochen 14-tä- gig, danach einmal pro Monat kontrolliert werden. Bei starker Abnahme der Leukozytenzahl bzw. Werten unter 3 000/µl und bei jedem Kreatininanstieg ist die Therapie abzubrechen (1).

Hinweise zu den erforderlichen Kontrollen bei Behandlung mit Fumaderm® findet man auch in den S3-Leitlinien zur Behand- lung der Psoriasis (7).

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beobachteten Nebenwirkungen (auch Verdachtsfälle) mit. Sie können dafür den Berichtsbogen verwenden, der regelmäßig im Deutschen Ärzteblatt abgedruckt wird oder über die Homepage der AkdÄ abrufbar ist. Es besteht auch die Möglichkeit, über www.akdae.de direkt online einen UAW-Verdachtsfall zu melden.

Sie können sich unter www.akdae.de/20 für einen Newsletter der AkdÄ anmelden, der auf neue Risikoinformationen zu Arzneimitteln hinweist.

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Herbert- Lewin-Platz 1, 10623 Berlin, Postfach 12 08 64, 10598 Berlin, Telefon: 0 30/40 04 56-5 00, Fax: 0 30/40 04 56-5 55, E-Mail:

info@akdae.de, Internet: www.akdae.de 

@

Literatur im Internet:

www.aerzteblatt.de/lit4709 Fumaderm® ist zugelassen zur systemischen Behandlung von

mittelschweren und schweren Formen der Psoriasis vulgaris (Ausdehnung der Psoriasisherde über mehr als 5–10 % der Hautoberfläche), sofern eine alleinige äußerliche Therapie nicht ausreichend ist (1). Es enthält als wirksame Bestandteile Dime- thylfumarat und drei Salze der Ethylhydrogenfumarsäure. Fuma- derm® entfaltet seine Wirksamkeit in der Behandlung der Psoria- sis über immunmodulatorische und antientzündliche Effekte.

Der Wirkmechanismus ist nicht endgültig geklärt. Unter ande- rem konnte gezeigt werden, dass die Bindung des nukleären Transkriptionsfaktors kappa B (NF-ĸB) im Zellkern gehemmt, die Apoptose aktivierter T-Zellen induziert und die Konzentrati- on proentzündlicher Zytokine verringert wird (2–4). In Deutsch- land ist Fumaderm® mit 3,4 Mio. DDD das am häufigsten einge- setzte orale Psoriasismittel, während es in einigen anderen Län- dern, wie z. B. den USA und Großbritannien, derzeit nicht zuge- lassen ist (5).

Der AkdÄ wurde der Fall eines 62-jährigen Patienten gemel- det, der wegen einer seit über 35 Jahren bestehenden Psoriasis mit Gelenkbeschwerden ab März 2006 mit Fumaderm® behan- delt wurde (AkdÄ-Fall Nr. 148377). Vorausgegangen waren ne- ben lokalen Therapien systemische Behandlungen mit Methotre- xat und Etretinat (Tigason®, außer Handel), die jeweils aufgrund unerwünschter Arzneimittelwirkungen beendet wurden. Unter der Therapie mit Fumaderm® heilte die Psoriasis komplett ab, sodass die Gabe auf eine Erhaltungsdosis von einer Tablette pro Tag (empfohlene Tageshöchstdosis: sechs Tabletten) reduziert werden konnte. Bei dem Patienten entwickelte sich im Laufe der Behandlung eine Lymphozytopenie mit einer minimalen Lymphozytenzahl von etwa 500/µl (Referenzbereich 1 400 bis 3 700/µl). Die Leukozytenzahl war durchgängig im unteren Normbereich. Im April 2008 fielen im Bereich des Ohrläpp- chens mehrere livide Papeln auf, die zur diagnostischen Klärung biopsiert wurden. Immunhistologisch konnte ein Kaposi-Sar- kom mit Nachweis von humanem Herpesvirus Typ 8 gesichert werden. Eine HIV-Infektion wurde ausgeschlossen. In der bild- gebenden und endoskopischen Diagnostik ergaben sich keine Hinweise auf eine Metastasierung. Fumaderm® wurde abgesetzt, und die Kaposi-Sarkome bildeten sich ohne weitere Therapie- maßnahmen zurück.

Zu den sehr häufigen unerwünschten Arzneimittelwirkungen (bei mehr als 1 von 10 Behandelten) von Fumaderm® zählen Ge- sichtsrötung und Hitzegefühl (Flush), Durchfall sowie leichte Formen der Leukozytopenie und Lymphozytopenie. Schwere Formen der Lymphozytopenie (Lymphozyten < 500/µl) wie im

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Reversibles Kaposi-Sarkom unter Fumaderm ® -assoziierter

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