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Archiv "Größenentwicklung und Pubertät bei deutschen Kindern – Gibt es noch einen positiven säkularen Trend? Schlusswort" (02.10.2009)

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656 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 106

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Heft 40

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2. Oktober 2009

M E D I Z I N

DISKUSSION

Milchkonsum – Wesentlicher Faktor der Größenentwicklung

Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat man eine Zunahme von Körpergröße und Tempo der körperlichen Entwick- lung beobachtet. Als Ursache für diesen „säkularen Trend“ diskutieren die Autoren den sozioökonomischen Status, die genetischen Faktoren der somatotropen Achse, Wachstumshormon (WH) und insulinartigen Wachstums- faktor-1 (IGF-1) sowie Ernährung und epigenetische Ein- flüsse. Sie kommen zu dem Schluss, dass insbesondere Faktoren der frühkindlichen Ernährung sowie epigeneti- sche Regulationen spezifischer Zielgene den säkularen Trend erklären. Die Übersichtsarbeit berücksichtigt leider nicht, dass der Kuhmilchkonsum einen wesentlichen Bei- trag zum linearen Wachstum liefert. Zahlreiche Studien zeigen, dass das lineare Größenwachstum signifikant mit dem Milchkonsum korreliert (1). Milchkonsum wirkt insu- linotrop und erhöht bei Kindern im Gegensatz zu Fleisch die Serumspiegel von Insulin und IGF-1 und steigert die Insulinresistenz. Vermehrter Kuhmilchkonsum während der Schwangerschaft ist mit einer Erhöhung des Geburts- gewichts und der Größe assoziiert und kommt daher als Ri- sikofaktor der fetalen Makrosomie in Betracht. Mit Kuh- milchprotein gefütterte Säuglinge weisen im Vergleich zu Gestillten erhöhte postprandiale Insulinspiegel und IGF- 1-Serumspiegel auf. Kuhmilchkonsum verschiebt die som- tatotrope Achse in unphysiologisch überhöhte Bereiche (2). Da Insulin und IGF-1 maßgeblich die Promotorfunkti- on zahlreicher Gene modifizieren, sind hierdurch die ver- muteten epigenetischen Veränderungen zu erklären, die das lineare Wachstum beschleunigen. Die Verschiebung der WH-IGF-1-Achse und deren mögliche frühkindliche Fehl- programmierung durch gesteigerten peri- und postpartalen Kuhmilchkonsum stehen in Verdacht, die Disposition zu Erkrankungen mit gesteigerter Insulinresistenz und erhöh- ten IGF-1-Spiegeln wie Akne, Adipositas, Diabetes melli- tus, metabolisches Syndrom, kardiovaskuläre Erkrankun- gen und Krebs zu erhöhen (3). Aus präventionsmedizini- scher Sicht ist dem säkularen Trend größte Bedeutung bei- zumessen. Die Milch-induzierte Verschiebung der somato- tropen Achse mit Induktion partieller Insulinresistenz und der daraus resultierenden gesundheitlichen Langzeitfolgen bedarf einer grundlegenden Überprüfung (2, 3).

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0656a LITERATUR

1. Hoppe C, Molgaard C, Michaelsen KF: Cow´s milk and linear growth in in- dustrialized and developing countries. Ann Rev Nutr 2006; 26: 131–73.

2. Melnik BC: Milk—the promoter of chronic Western diseases. Med Hypo- theses 2009; 72: 631–9.

3. Melnik BC: Permanent impairment of insulin resistance from pregnancy to adulthood: the primary basic risk factor of chronic Western diseases.

Medical Hypotheses 2009; [pic]doi:10.1016/j.mehy.2009.04.047 4. Gohlke B, Wölfle J: Growth and puberty in German children: Is there still a

positive secular trend? [Größenentwicklung und Pubertät bei deutschen Kindern – Gibt es noch einen positiven säkularen Trend?] Dtsch Arztebl Int 2009; 106(23): 377–82.

Prof. Dr. med. Bodo Melnik

Universität Osnabrück, Sedanstraße 115, 49090 Osnabrück E-Mail: melnik@t-online.de

Schlusswort

Der Leserbrief geht auf einen möglichen Einfluss früh- kindlichen Kuhmilchgenusses auf das longitudinale Län- genwachstum ein. Wie im Abschnitt „Ernährung“ auf - geführt, wurde eine Assoziation zwischen Protein- und Kalziumzufuhr und dem säkularen Trend (ST) des Län- genwachstums diskutiert (1). Allerdings wurde ein Zu- sammenhang zwischen Ernährung und ST der Körpergrö- ße nicht nur für Kuhmilchernährung, sondern auch für andere Nahrungsbestandteile wie essenzielle Fettsäuren und Ami nosäuren, Vitamine, etc. vermutet (2). Die vorge- schlagenen Mechanismen, wie Kuhmilchgenuss poten- ziell frühkindliches Längenwachstum modulieren könne, sind durchaus interessant, bleiben jedoch weitgehend Spe- kulation. Zwar gibt es tierexperimentelle Hinweise darauf, dass Quantität und Qualität frühkindlicher Ernährung langfristig Einfluss auf die Expression von Mitgliedern der WH-IGF-I-Achse ausüben könnten. Diese Modulati- on der Achse lässt sich auch durch eine isolierte Beeinflus- sung der Nahrungsmenge gestillter Tiere erzeugen (3), so- dass eine monokausale Erklärung des Phänomens „ST der Körpergröße“ durch spezifische nutritive Komponenten wie dem Ausmaß der Kuhmilchzufuhr vermutlich zu re- duktionistisch ist. Zusammenfassend gibt es zahlreiche neue und alte Hinweise auf Faktoren, die bei der säkularen Veränderung der Körpergröße eine Rolle spielen könnten.

Es bleibt aber für die meisten vorgeschlagenen Kandida- ten offen, ob und auf welche Weise diese kausal mit dem ST der Körperlängenentwicklung in Verbindung stehen.

DOI: 10.3238/arztebl.2009.0656b LITERATUR

1. Gohlke B, Wölfle J: Growth and puberty in German children: Is there still a positive secular trend? [Größenentwicklung und Pubertät bei deutschen Kindern – Gibt es noch einen positiven säkularen Trend?] Dtsch Arztebl Int 2009; 106(23): 377–82.

2. Allen & Uauy: Guidelines for the study of mechanisms involved in the prevention or reversal of linear growth retardation in developing coun- tries. European Journal of Clinical Nutrition 1994: 48, Suppl. 1, 212–6.

3. Kappeler L, De Magalhaes Filho C et al.: Early postnatal nutrition determines somatotropic function in mice. Endocrinology 2009; 150(1): 314–23

PD Dr. med. Joachim Wölfle

Pädiatrische Endokrinologie und Diabetologie, Universitätskinderklinik Bonn

Adenauerallee 119, 53113 Bonn

Interessenkonflikt

Die Autoren beider Beiträge erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

zu dem Beitrag

Größenentwicklung und Pubertät bei deutschen Kindern – Gibt es noch einen positiven säkularen Trend?

von PD Dr. med. Bettina Gohlke, PD Dr. med. Joachim F. Woelfle in Heft 23/2009

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