in
ungeordne t en Potenzialen
Von der Fakultät für Mathematik und Physik
der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
zur Erlangung des Grades
Doktor der Naturwissenshaften
Dr. rer. nat.
genehmigte Dissertation
von
Dipl.-Phys. Thomas Shulte
geboren am 05.04.1976 in Hannover.
2006
Korreferent: Prof. Dr. Luis Santos
Tagder Promotion: 11. Juli2006
Unordnung ist ein integraler Bestandteil einer Vielzahl physikalisher Systeme. Sie existiert
insbesondere in Festkörpe rn in mannigfaltiger Form und hat zum Teil dramatishe Auswir-
kungen auf deren Eigenshaften. Die Möglihkeiten zur experimentellen Kontrolle der Un-
ordnung sind zumeist nur sehr begrenzt, da diese in derRegel auf natürlihe Weise vorliegt.
Ultra-kalte Quantengase hingegen stellen äuÿerst reine Ensembles dar, für die Methoden
zur kontrollierten Erzeugung von Unordnung verfügbar sind. Sie bieten daher einen äuÿerst
vielversprehendenAnsatzzurUntersuhungderfundamentalenEigenshaftenungeordneter
Systeme.
Zentrales Thema dieser Arbeit war die Erforshung des Einusses kontrollierbarer Unord-
nungspotenziale auf die Eigenshaften von quantenentarteten Bose-Gasen. Dazu wurde ein
räumlih ungeordnetes Dipolpotenzial realisiert und in die bestehende Apparatur zur Erzeu-
gungvon Bose-Einstein-Kondensaten aus
87
Rb-Atomen integriert.
GroÿeBedeutungkommtderUntersuhungungeordneterGittergasezu,dadiesedieexperi-
mentelleRealisierungderModelleermöglihen,diezurBeshreibungungeordneterEnsembles
verwendet werden. ZurBereitstellung eines solhen Systemswurdeim Rahmen dieserArbeit
ein eindimensionales optishes Gitter aufgebaut und harakterisiert. Durh die Kombination
des Gitterpotenzials mit dem ungeordneten Dipolpotenzial konnte erstmals ein ungeordne-
tes quantenentartetes Gittergas erzeugt werden [1,2℄. DasDihteprol des frei expandierten
Kondensates weist unregelmäÿige Modulationenauf, dievon derLokalisierungder Atome in
denFluktuationendesungeordnetenPotenzialsherrühren.EinezentraleFragestellunghierbei
lautete, obin diesem System eine Anderson-artige Lokalisierung der Kondensatwellenfunkti-
onauftritt.InÜbereinstimmungmit numerishenUntersuhunge nwurdenindenMessungen
keine Anzeihen einer derartigen Lokalisierung festgestellt. Jedoh konnte ein experimen-
tell zugänglihes Regimeidentiziert werden, in dem eine Anderson-artige Lokalisierung der
Kondensatwellenfunktion zuerwarten ist [13℄.
In metallishen Festkörpe rn reduzieren Störungen der periodishen Gitterstrukt ur die Ko-
härenzzeit der Elektronenbewegung und verhindern bislang die Beobahtung des elemen-
taren Phänomens der Bloh-Oszillationen. Basierend auf der Anregung von Prof. Dr. Luis
Santos wurdenmittels numerisher Simulationen dieBloh-OszillationenvonBose-Einstein-
Kondensaten in ungeordneten Gitterpotenzialen untersuht. Die Berehnungen zeigen, dass
hierbei eine dekohärenzbedingte Dämpfung der Oszillationsamplitude auftritt. Diese kann
mit dem in dieser Arbeit realisierten System zeitaufgelöst gemessen werden. Die Ergebnis-
sederSimulationensindunmittelbarerLeitfadenfürdiederzeitigenArbeitenamExperiment.
Die durhgeführten Messungen gehören zu den ersten experimentellen Untersuhungen von
ungeordneten quantenentarteten Gasen. Die erzielten Resultate haben wesentlihe Beiträge
zur Etablierung derErforshung ungeordneter Systeme mittels ultra-kalterQuantengase ge-
leistet.
Disorderisanintegralonstituentofnumerousphysial systems.Espeially solidbodieson-
tainamanifoldofdisorderedstrutures whihan havedramatiimpats ontheirproperties.
Thepossibilitiesforexperimental ontrolarehoweververyrestrited.On theontrary,ultra-
oldquantumgases formextremlypureensemblesforwhihpowerfulmethodsofontrolare
available. Therefore, they provide a promising newapproah forexamining the properties of
disordered systems.
The inuene of ontrollable disorder on the features of quantum degenerate Bose gases
is the entral topi of this thesis. A spatially disordered dipolepotential was realized experi-
mentallyand integrated intothe existingapperatus for produing Bose-Einsteinondensates
of
87
Rb-atoms.
Disorderedlattiegasesallowfortheexperimentalrealizationoftheoretialmodelsdediated
to the desription of disordered ensembles. To implement suh a system, a one-dimensional
optial lattie was set up and haraterized. By ombining the lattie potential with the
disordered dipole potential, a disordered quantum degenerate lattie gas was generated for
the rst time [1,2℄. The density prole of the freely expanded ondensate shows irregular
modulations whih originate from atomi loalization in the utuations of the disordered
potential. A entral question in this ontext was whether an Anderson-like loalization was
present in this system. In good agreement with numerial results no signs of suh a loali-
zation were found in the measurements. However, an experimentally aessible regime was
identied where an Anderson-like loalization isexpeted[13℄.
Perturbations of the periodi lattie struture in metalli solid bodies redue the oherene
time ofthe eletroni movement and havehampered the diretobservation ofBlohosilla-
tions in these systems so far. Basedon the idea of Prof. Dr. Luis Santos, Bloh osillations
of Bose-Einstein ondensates in disordered lattie potentials were investigated by means of
numerialsimulations.Thealulationsshowthatadampingoftheosillation amplitudedue
to deoherene oures. Time-resolved measurements of this phenomenon are possible with
the system implementedin the ontext of this thesis. The simulations are a diret guideline
forthe present experimental work.
The measurements presented in this thesis belong to the rst experimental investigations
of disordered quantum degenerate gases. The results have signiantly ontributed to esta-
blishing researh of disordered systems in the eld of ultraold quantumgases.
Keywords:Disordered Systems, Bose-Einstein Condensates, Optial Latties
1. Einleitung 1
2. Bose-Einstein-Kondensation 7
2.1. Einführung . . . 7
2.2. Theoretishe Grundlagen . . . 9
2.2.1. Das ideale Bose-Gasin einer harmonishen Falle . . . 9
2.2.2. Shwah wehselw ir kendes Bose-Gas . . . 10
2.2.3. Grundzustand des Kondensates und Thomas-Fermi-Regime . . . 13
2.3. Experimentelle Erzeugung . . . 14
3. Bose-Einstein-Kondensate in optishen Gitterpotenzialen 17 3.1. Einführung . . . 17
3.2. Theoretishe Grundlagen . . . 19
3.2.1. Das optishe Dipolpotenzial . . . 19
3.2.2. Einzelnes Teilhen im 1D-Gitter . . . 25
3.2.3. Shwah wehselw ir kendes Bose-Gasin optishen Gittern . . . 36
3.3. Aufbau eines eindimensionalen optishen Gitters . . . 45
3.3.1. Das Lasersystem . . . 45
3.3.2. Aufbau des Gitterstrahlengangs . . . 48
3.3.3. Justage des Gitterstrahls . . . 51
3.4. Experimente zur Charakterisierung des optishen Gitters . . . 52
3.4.1. Bestimmung der Potenzialtiefe . . . 53
3.4.2. Besetzungdes Kondensatgrundzustandes im Gitterpotenzial . . . 58
4. Bose-Einstein-Kondensate in ungeordneten Dipolpotenzialen 65 4.1. Einführung . . . 65
4.2. Theoretishe Grundlagen . . . 66
4.2.1. Einzelnes Teilhen in einem ungeordneten Potenzial . . . 67
4.3. Experimentelle Realisierung eines ungeordnetenDipolpotenzials . . . 69
4.3.1. Aufbau und Justage des Strahlengangs . . . 69
4.3.2. Charakterisierung des Unordnungspotenzials . . . 72
4.4. Untersuhungen mit ungeordneten Bose-Einstein-Kondensaten . . . 78
4.4.1. Experimentelle Untersuhungen . . . 80
4.4.2. Theoretishe Untersuhung des Systems . . . 83
5. Ungeordnetes ultra-kaltes Gittergas: Der Grundzustand 95
5.1. Einführung . . . 95
5.2. Theoretishe Grundlagen . . . 96
5.2.1. DasAnderson-Modell . . . 96
5.2.2. DasBose-Hubbard-Modell . . . 97
5.2.3. Die diskrete nihtlineareShrödinger-Gleihung . . . 99
5.3. Experimentelle und theoretishe Untersuhung eines ungeordnetenGittergases 99 5.3.1. Erzeugung des ungeordneten Gittergases . . . 100
5.3.2. Experimentelle Untersuhungen . . . 101
5.3.3. Theoretishe Untersuhung des ungeordneten Gittergases . . . 104
5.4. Anderson-artige Lokalisierungvon Bose-Einstein-Kondensaten . . . 106
5.4.1. Wege zu einerexperimentellen Realisierung . . . 112
6. Ungeordnetes quantenentartetes Gittergas: Dynamik 115 6.1. Einführung . . . 115
6.2. Bloh-Oszillationen:Theoretishe Grundlagen . . . 116
6.3. Bloh-Oszillationenvon Bose-Einstein-Kondensaten. . . 120
6.4. Unordnungsinduzierte Dämpfung der Bloh-Oszillationen . . . 130
7. Ausblik 141
A. Numerishe Tehnik 145
B. Das axiale Detektionssystem 149
Das Forshungsgebiet der ultra-kaltenGase hat in den letzten Jahren eine rasanteEntwik-
lung durhlaufen. Seit der ersten Erzeugung von Bose-Einstein-Kondensaten atomarer Gase
imJahr1995[46℄hatdasInteresseanquantenentartetenSystemenstarkzugenommen.Ins-
besondere die hohe Interdisziplinarität sowie die äuÿerstenge Zusammenarbeit von Theorie
undExperimenthabenzur rashenEntwiklungdieses Feldes beigetragen.Quantenentartete
GasestellenphysikalisheObjektevonfundamentalerBedeutungdar,dasiedieexperimentel-
leÜberprüfungelementarerKonzeptederQuantenstatistik,Vielteilhent heorie,Quantenoptik
undTheoriederkondensiertenMaterieerlauben.Die Möglihkeit,solhegrundlegendenSys-
teme im Labor zu erzeugen und zu untersuhen, hat das Interesse vieler Gruppen an der
Erforshung ultra-kalter Quantengase ausgelöst. Die enormen experimentellen Fortshritte,
die mit dieser Entwiklung einhergegangen sind,haben dazu geführt, dass heutzutage niht
nur atomare bosonishe Gase vielerlei Spezies im Labor präpariert werden, sondern haben
auh die Erzeugung quantenentarteter Gaseaus Fermionen [79℄ undhomonuklearen Mole-
külen [1012℄ermögliht.Injüngster ZeitfokussierensihnungröÿteAnstrengungenaufdie
Realisierung quantenentarteter heteronuklearerGase.
Von wihtigerBedeutung für das enormeInteresse an quantenentarteten Gasenist, dassbei
ihrer Erzeugung und Untersuhung ein hohes Maÿ an experimenteller Kontrolle erzielt wer-
denkann. Sowerden sieinmagnetishen oderoptishen Fallen präpariertund sinddurhein
Ultrahohvakuum von störenden Umgebungseinüssen isoliert. Des Weiteren ist ein breites
SpektrumanManipulationstehnikenverfügbar,mitdenensowohldieinnerenalsauhdieäu-
ÿeren Freiheitsgrade dieser Ensembles beeinusst werden können. Dieses reiht vomEinsatz
kohärenter Zwei-Photonen-Prozesse zur Spektroskopie [1317℄ oder Interferometrie [1821℄
überdenEinsatzoptisherDipolpotenzialezurErzeugungeindimensionalerWellenleiterstruk -
turen [2224℄bishin zur ManipulationderinteratomarenWehselwirkung mittels Feshbah-
Resonanzen [25℄.
Herausragende Bedeutung unter diesen Tehniken hat der Einsatz optisher Gitterpoten-
ziale erlangt [26℄. Diese werden durh optishe Stehwellen realisiert, welhe mittels interfe-
rierender Laserstrahlen erzeugt werden. Sie spielen für eine Vielzahl von theoretishen und
experimentellen Untersuhungen eine zentrale Rolle. So erlauben die periodishen Struktu-
ren optisher Gitter die Beobahtung fundamentaler quantenmehanisher Phänomene wie
das Auftretenvon Blohoszillationen[2729℄oderLandau-Zener-Tunneln[2830℄.Der hohe
Einshluss,deraufdeneinzelnenGitterplätzenvorliegt,bietetdieMöglihkeitzurVielfahrea-
lisierung niederdimensionaler Quantengase. So konntebeispielsweise in jüngster Zeit mittels
eines eindimensionalenGittersdervielbeahteteKosterlitz-Thouless-Überganginzweidimen-
sionalen Bose-Gasen beobahtet werden [31℄.
DasgroÿePotenzial optisherGitter beruht insbesondereaufderMöglihkeit, dierelevan-
ten Systemgröÿen wie Tunnel- oder Wehselwirkungsparameter über einen weiten Bereih
experimentell manipulierenzukönnen[32℄.Hierdurh erönensiebeispielswe ise denZugang
zurErzeugung vonSystemen,diedurhstarkeKorrelationengeprägtsindunddaherniht im
Rahmen von Mean-Field-Theorien beshriebe n werden können [33,34℄. So konnte in tiefen
dreidimensionalen optishen Gittern der Quanten-Phasenübergang zum bosonishen Mott-
Isolator-Zustanderreihtwerden [35℄.Hierbeihandeltes sihumeinenZustand,beidemdie
AtomeinEigenszuständendesAnzahloperatorsaufdenjeweiligenGitterplätzenvorliegenund
derdurheineharakteristis he LükeimAnregungsspektrumgekennzeihnet ist[33,36,37℄.
Die hiermit verbundene Unterdrükung von Teilhenzahluktuationen begründet das groÿe
Anwendungspotenz ial des Mott-Isolators(MI)insbesonderefür dieQuanteninformationsver-
arbeitung [3840℄.
Ineindimensionalen bosonishen Gasen, die mittels zweidimensionaler optisher Gitter er-
zeugt wurden, konnte ein anderes stark korreliertes System realisiert werden 1
[41,43℄. Die-
ses ist durh einVershw inden des Transmissionskoezienten der binären Streuprozesse ge-
kennzeihne t [44℄. Ein solhes eindimensionales System undurhdringliher Bosonen ist als
Tonks-Girardeau-Gas (TG) bekannt [45,46℄. Sein Spektrum und seine thermodynamishen
Eigenshaften können durh eine Abbildung des Problems auf ein Gas niht wehselw irken-
derspinloser Fermionen erhalten werden [46,47℄.Der erste experimentelle Nahweis des TG
konnte durhdie Messung seines harakteristis hen Impulsspektrums geführt werden [41℄.
Ungeordnete Systeme
Eine bemerkenswerte Eigenshaft optisher Gitter ist das Fehlen jegliher Störungen ihres
periodishen Potenzials. Dieses stellt einen wihtigen Untershied zu einer Vielzahl von na-
türlihenGittersystemendar.Soexisitierenz.B.inderperiodishenStrukturvonFestkörpe rn
vershiedens teArten vonUnregelmäÿigkeiten.Angefangenvonvereinzelten Defekteninkris-
tallinenFestkörpernüberdas AuftretenvonPhononenbishin zudenamorphenGläsernoder
Legierungen liegt Unordnung inhärent und auf vielfältige Weise vor [48,49℄.Dabei verstehe
ih im Folgenden unter dem BegriUnordnungeine unregelmäÿige strukturelle Störung des
Hamiltonians, die keinerleiSymmetrien aufweist und die zeitlihstationär ist.
AllgemeinkanndieGegenwartvonUnordnungmassiveKonsequenzenfürdieEigenshaften
eines Systems haben. Ein zentrales Phänomen ist in diesem Zusammenhang das möglihe
Auftreten einer exponentiellen Lokalisierung der Einteilhenzustände. Experimentell mani-
festiert sih dieser Eekt durh eine dramatishe Veränderung der Transporteigenshaften.
Das kanonishe Beispiel für dieses Szenario ist der sogenannte Metall-Isolatorübergang in
einem stark ungeordneten Festkörper [50,51℄. Die theoretishen Grundlagen der Lokalisati-
on datieren auf die wegweisende Arbeit von P. W. Anderson zurük, der eine Analyse des
Diusionsverhaltens eines Teilhens auf einem ungeordneten Gitter durhführte [52℄. Diese
Untersuhung initiierteeineSerievonArbeiten, diedasheutigeVerständnisderunordnungs-
induzierten Unterdrükung des Transports als die Lokalisierung der Einteilhenzustände in
dem ungeordneten Potenzial begründen [5355℄. Daher wird eine solhe Lokalisierung auh
als Anderson-Lokalisierung bezeihnet.
1
In[41℄istfürdieErzeugungdessogenanntenTonks-Girardeau-Gases(TG)derEinsatzeinesdrittenGitters
wesentlih.DasTGauf demGitterhatdabei andereKorrelationseigenshaftenalsaufdemKontinuum.
DasgroÿeInteresse an ungeordnetenQuantensystemen wirddurh dieTatsahe bestärkt,
dasssih diese niht als eineeinfahe Modikationihrer geordneten Pendants verstehen las-
sen.DieProblemesindimAllgemeinenniht-pertubativunderforderneigenständigeBeshrei-
bungen.Sokannbeispielswe isefürungeordneteSystemegezeigtwerden,dassineinerDimen-
sion alle Einteilhenzustände lokalisiert sind, und zwar unabhängig von der Stärke des Un-
ordnungspotenzials[56℄.Einüberzeugender experimenteller Belegfürdenniht-pertubativen
Charakter ungeordneter Systeme stellt die Messung der Leitfähigkeit in Metallen bei tiefen
Temperaturen dar. Für deren Temperaturabhängigkeit liefern Rehnungen, die auf der An-
nahmeeiner einfahenStreuungderBlohwellenan denUnordnungszentren basierenundso
zueinerBoltzmann-Transport-Gleihungführen,auhimGrenzfallkleinerUnordnungfalshe
Vorhersagen 2
[50℄.DieUntersuhungungeordneterSystemeverlangtweiterführendeAnsätze,
welhe die Konsequenzen einer möglihen Lokalisierung der Einteilhenfunktionen adäquat
berüksihtige nmüssen.HierhabensogenannteSaling-TheorienwihtigeVerständnisbe it rä-
gegeleistet [50,55,57℄.Dieseberüksihtige ninsbesondereden Einuss derDimensionalität
des Systems aufdas möglihe Auftreten von lokalisierten Zuständen [50℄.
Eine Herausforderung für die experimentelle Erforshung ungeordneter Systeme stellt die
gezielte Erzeugung sowie die Manipulation der Unordnung dar. So ist es beispielswe ise für
viele Experimente wünshenswert, ein breites Spektrum von Unordnungsgraden - von völlig
geordnet bis stark ungeordnet -präparieren zukönnen.
Ultra-kalte Quantengase bilden aufgrund ihrer ausgezeihneten experimentellen Kontrol-
lierbarkeitund dervielfältigenManipulationstehnikenhervorragendeModellsystemezur Un-
tersuhungderfundamentalenEigenshaftenungeordneterEnsembles. Siezeihnensihzum
einen durh ihre inhärente Reinheit aus, zum anderen sind vershiedene Methoden zur ge-
zielten Erzeugung von Unordnung in diesen Systemen vorgeshlagen worden. Diese beruhen
auf dem Einsatz optisher Dipolpotenziale [5864℄, der Einbringung von Fremdatomen in
dieEnsembles [65℄oderderlokalen ModikationderWehselwirkungseige nshaften desSys-
tems[66℄.DieseMethodenerlaubensowohleineguteKontrolleüberdieFormderUnordnung
alsauhüberderenStärke.Hervorzuhebenist,dassanhandultra-kalterbosonisherGasemit
der Untersuhung des Zusammenspielsvon Unordnung und Wehselwirkung eineder meist-
beahteten Fragestellungen für ungeordnete Systeme addressiertwerden kann.
Die Erforshung ungeordneter Quantengase kann dabei auf bereits durhgeführte Arbeiten
mitsuperüssigemHeliumundSupraleiternaufbauen.DerenspezielleTransporteigenshaften
sind mit langreihweitigen Korrelationen verknüpft, die direkte Konsequenzen der spontan
gebrohenen Symmetrien sind, dieauh in quantenentarteten Gasen auftreten [67℄.
Für Supraleiter werden shon seit längerem die Auswirkungen einer räumlihen Unord-
nung auf die Transporteigenshaften und die Bardeen-Cooper-Shriefer-Theorie [34℄ disku-
tiert [68,69℄ und experimentell untersuht [7072℄. Grundsätzlih basiert Supraleitfähigkeit
auf der Existenz kohärenter Elektronen-Paar-Zustände,während Unordnungzu exponentiell
lokalisierten und daher ungekoppelten Zuständen führt. Aus diesem Grundführt Unordnung
2
IndiesemmetallishenshwahungeordnetenRegimeübersteigtzwardieLokalisationslängedieSystem-
gröÿe,dennohwerdendieTransporteigenshaftendurhkohärenteElektronen-Rükstreuungbeeinusst.
allgemeinzueinerReduktiondersupraleitendenTransporteigenshaften,wobeiderenAusmaÿ
von derStärke der Unordnungabhängt.
DieUntersuhungenmitungeordnetemHeliumwurdenmittelsporöserSubstrateausVyor
durhgeführt, auf die das Helium aufgebraht wurde [7375℄. Durh den Einuss der unge-
ordnetenSubstratstrukt uren konntenneuartigeEekte beobahtet werden [76℄.Vongroÿem
Interesse ist hierbei insbesondere die für kleine Heliumdihten beobahtete Abwesenheit der
superüssige n Eigenshaften unterhalbder
λ
-Temperatur 3. DiesesPhänomenwird durhdie
Lokalisierung der Heliumatome auf der ungeordneten Substratstrukt ur verursaht [77,78℄.
Interessanterweise konnten die Proben durh Erhöhung der Heliumdihte wieder in die su-
perüssige Phase gebraht werden. Dieser Prozess, für den die repulsive Wehselwirkung
zwishen denBosonen eine zentraleRolle spielt [77,78℄,hat auh für die vorliegende Arbeit
groÿe Relevanz.
Die Experimente mit Supraleitern und superüssigem Helium habeneine Reihe von theo-
retishen Abhandlungen stimuliert. Insbesondere die für Bose-Systeme durhgeführten Be-
rehnungen des Unordnungseinusses auf die Kondensationstemperatur [79,80℄, Shallge-
shwindigkeit [81℄ und denAnteil dersuperüssigen undder kondensierten Teilhen [8183℄
sind dabei von unmittelbaremInteresse für Untersuhungen an ungeordnetenBose-Einstein-
Kondensaten.
Die erste Realisierungeines ungeordnetenquantenentarteten Gaseswurdemit einem atoma-
ren Bose-Einstein-Kondensat erreiht. Dazu wurde mit Hilfe eines diusiven Substrats ein
räumlih ungeordnetes Dipolpotenzial erzeugt [84℄. Mit dieser Methode wurde die Auswir-
kung eines Unordnungspotenzials auf den Grundzustanddes Kondensates und die kollektive
Anregungen gemessen [84℄. Sie diente ferner zur Untersuhung der Expansion eines Kon-
densates in einer ungeordneten Wellenleiterstruk tur [85,86℄. Hierbei zeigte sih unter dem
Einuss der Unordnung einedeutlihe Reduktion des eindimensionalen Transports.
DieseArbeitenaddressierendieEigenshaftenungeordneterBose-Einstein-Kondensateauf
dem Kontinuum. Groÿes Potenzial verspriht jedoh inbesondere die Realisierung und Un-
tersuhung quantenentarteter Gasein ungeordnetenGitterstrukt uren. Letzterekönnendurh
die Kombination optisher Gitterpotenziale mit den vorgeshlagenen Methoden zur Erzeu-
gung von Unordnung realisiert werden. Das Interesse an ungeordneten Gittergasen basiert
zum einen auf ihrer unmittelbaren Relevanz für eine Vielzahl von natürlih vorkommenden
ungeordneten Systemen. Zum anderen bieten sie die Möglihkeit zur experimentellen Rea-
lisierung von vielbeahteten theoretishen Modellen, die zur Analyse ungeordneter Systeme
verwendetwerden.InsbesondereseihieraufdasAnderson-Modell[52℄unddasBose-Hubbard-
Modell [36℄ verwiesen. Shlieÿlih können Experimente von der guten Manipulierbarkeit der
Tunnel-undWehselwirkungsparameter sowieder Unordnungsstärke protieren. DieseMög-
lihkeiterönetejüngstdenWegzurRealisierungdersogenanntenBose-Glas-Phaseineinem
ungeordneten dreidimensionalen Gitter [87℄. Das Bose-Glas (BG) ist wie der MI ein Isolator
und durhstarke Korrelationen geprägt[36℄. Aufgrundder Unordnung weist er jedoh keine
Lüke im Anregungsspek trum auf [36℄. Durh die erfolgreihe Realisierung des BG wird die
Leistungsfähigkeit ungeordneterGitterstrukturen zur Erforshung ungeordneter Systeme un-
3
Die
λ
-TemperaturbezeihnetdieTemperatur,unterhalbder sihdashomogeneSysteminder superüs-terstrihen.
Diese Arbeit untersuht die Eigenshaften von Bose-Einstein-Kondensaten in ungeordneten
Potenzialen. Einen Shwerpunkt der experimentellen Arbeiten bildete die Realisierung und
die Charakterisierung eines ungeordnetenquantenentarteten Gittergases [1℄.
Mit der Untersuhung einer möglihen exponentiellen Lokalisierung des Kondensatgrund-
zustandes greift dieArbeit einefundamentaleFragestellungfür ungeordnete bosonisheSys-
temeauf.HierbeiwirdinsbesonderederwihtigeEinussderUnordnungsstrukturgröÿesowie
der interatomaren Wehselwirkung diskutiert.
DieGrundzustandsbetrahtungenwerdendurhdienumerisheUntersuhungvonBlohos-
zillationen aufdieDiskussionderdynamishenEigenshaften des Gittergases unterdemEin-
uss eines ungeordneten Potenzials erweitert.
Gliederung der Arbeit
•
DasKapitel 2 isteine Einführungindie GrundlagenderBose-Einstein-Kondensation.Insbesonderewird dieBeshreibung des Kondensates im Rahmen derGross-Pitaevskii-
Gleihung behandelt. Des Weiteren wird die experimentelle Apparatur zur Erzeugung
von Bose-Einstein-Kondensaten aus
87
Rb-Atomen erläutert.
•
Als ein wihtiges Ergebnis dieser Arbeit wird in Kapitel 3 die Realisierung eines ein- dimensionalen optishen Gitters als robustes Werkzeug zur Manipulation der Atomebeshriebe n.Dazuerfolgt zunähsteineDarstellungdertheoretishen Grundlagenvon
Bose-Einstein-KondensatenineindimensionalenGitterpotenzialen.Eswerdeninsbeson-
dere dieKonsequenzen derWehselwirkung sowieeines harmonishenFallenpotenzials
berüksihtigt. Im Anshluss erfolgt die Beshreibung des Aufbaus des optishen Git-
ters und seiner experimentellen Charakterisierung. Letztere umfasst die Bestimmung
der Potenzialtiefe und dieUntersuhung des Kondensatgrundzustands.
•
InKapitel4wirddieErzeugungeinesungeordnetenBose-Einstein-Kondensatesdarge- stellt. Dazuwirdzunähst derAufbau unddie Charakterisierung eines kontrollierbarenoptishen Unordnungspotenzials vorgestellt. Den Shwerpunkt des Kapitels bildet die
Beshreibung unserer experimentellen Untersuhungen des Kondensatgrundzustands
inder Magnetfallemit überlagertemUnordnungspotenzial. Die Darstellungder experi-
mentellen Ergebnisse ist durh umfangreihenumerishe Untersuhungen ergänzt.
•
Als zentrales Resultat dieser Arbeit wird in Kapitel 5 die erstmalige Realisierung ei- nes ungeordnetenquantenentarteten Gittergases beshrieben. Dieseskonntedurh dieKombination des ungeordneten Dipolpotenzials mit dem eindimensionalen optishen
Gitter erzeugt werden. Im Mittelpunkt steht die Darstellung unserer Untersuhungen
zumKondensatgrundzustandimungeordnetenGitterpotenzial.EinewihtigeFragestel-
lung hierbei war, ob eine Anderson-artige Lokalisierung der Kondensatwellenfunktion
in einem solhen System möglih ist. Hierbei wird insbesondere der kritishe Einuss
theoretishen Analyse zeigen einen experimentell zugänglihen Parameterbereih auf,
in demeine Anderson-artige Lokalisierung zuerwarten ist.
•
Das Kapitel 6 beinhaltet eine numerishe Untersuhung der Blohoszillationen von Bose-Einstein-Kondensaten unter der Einwirkung eines ungeordneten Potenzials. DieErgebnisse der Analyse zeigen, dass die Kohärenzzeit der Oszillationen aufgrund der
Gegenwart der Unordnung deutlih reduziert ist und eine Dämpfung der Oszillations-
amplitude eintritt. Dieser Prozess ist mit dem im Rahmen dieser Arbeit realisierten
System kontrolliert messbar. Erste Shritte zuseiner experimentellen Umsetzung wur-
den bereits geleistet.
•
Das Kapitel 7 gibt einen Ausblik auf möglihe Fortsetzungen der bisherigen Unter- suhungen.Bose-Einstein-Kondensate sind von zentraler Bedeutung für diese Arbeit, da sie den Aus-
gangspunkt für sämtlihe Untersuhungen bilden. Dieses Kapitel gibt eine Beshreibung
der theoretishen Grundlagen und der experimentellen Erzeugung dieser Vielteilhensyste-
me. Nah einem einleitenden Abriss über die historishe Entwiklung des Forshungsfeldes
erfolgt eineDarstellung dertheoretishen Beshreibung. Dieseist kompaktgehalten, so dass
an dieser Stelle auf die exzellenten Abhandlungen [34,8891℄ zu diesem Thema verwiesen
sei. ImAnshluss wird die Erzeugung von Bose-Einstein-Kondensaten mit der experimentel-
len Apparatur skizziert. Eine grundlegende Beshreibung der Methoden zur Erzeugung und
Manipulation von Bose-Einstein-Kondensaten wird in [9294℄ gegeben, während die Details
der vorliegenden Apparaturin [95,96℄ dargestelltsind.
2.1. Einführung
Die konzeptionelle Grundlage der Bose-Einstein-Kondensation wurde 1925 von A. Einstein
gelegt, der die von S. N. Bose entwikelten Ideen zur Photonenstatistik [97℄ auf ein niht
wehselwir kendes Gas von Atomen übertrug [98℄. Die Kondensation ist durh eine makro-
skopisheBesetztungeines Einteilhenzustande sgekennzeihnet,dieindreiDimensionenfür
ein homogenes spinloses Gas mit periodishen Randbedingungen unter der Bedingung
n λ 3 ≥ ζ
3 2
= O (1)
(2.1)einsetzt[99℄.Hierbeibezeihnet
n
dieTeilhendihte,ζ
dieRiemannsheZeta-Funktion[100℄und
λ
die thermishe de Broglie-Wellenlängeλ =
v u u t 2π¯ h 2
mk B T .
(2.2)DasfüreinigeJahrealsakademishesProblemgeltendeKonzeptderBose-Einstein-Kondensa-
tionerlangtedurhdieBeobahtungdersuperüssige nEigenshaften[101℄von
4
He[102,103℄
groÿeAufmerksamke it .AlsMeilenstein isthierbeidieArbeitvonF.Londonzusehen, diedas
AuftretenderSuperuidität alsdirekte KonsequenzderBose-Einstein-Kondensationinterpre-
tierte [104℄. Dies bildete einerseits den Ausgangspunkt für eine Vielzahl von grundlegenden
theoretishen und experimentellen Studien, welhe die Untersuhung des Zusammenhangs
zwishen Bose-Einstein-Kondensation und Superuidität zum Gegenstand hatten. Insbeson-
dere wurdeaberhierdurh dasKonzept derBose-Einstein-Kondensation fürwehselw ir kende
Vielteilhensys tem eetabliert.Das heutigeVerständnisdieser Systeme basiertdabei maÿgeb-
lih auf einigen theoretishen Arbeiten von fundamentaler Bedeutung, die hier besonders
hervorgehoben werden sollen:
•
DieUntersuhungdesAnregungsspek trum sdes shwahwehselw ir kendenBose-Gases durh N. N. Bogoliubov[105℄.•
Die Etablierung eines robusten Kriteriums für Bose-Einstein-Kondensation, das unab- hängig von der Stärke der Wehselwirkung des Bose-Systems ist, durh O. Penroseund L. Onsager[106℄.
•
Diefeldtheoretishe FormulierungderdiagrammatishenStörungstheorieinGegenwart einesBose-Einstein-KondensatesdurhS.T.Baliaev[107℄undderenAnwendungdurhN. M. Hugenholtzund D. Pines[108℄.
Diese Arbeiten legten den Grundstein für eine groÿe Zahl von vielbeahteten theoretishen
Arbeiten aus den fünfziger und sehziger Jahren, welhe meist die Untersuhung der Eigen-
shaften des superüssige n Heliums zum Gegenstand hatten. Als Beispiel sei hier auf den
wegweisenden Artikel von P. C. Hohenberg und P. C. Martin verwiesen [109℄. Obwohl die
entwikelten Theorienvongroÿerkonzeptioneller Bedeutungwaren,stelltesihrashheraus,
dass ein quantitativer Vergleih mit den experimentellen Beobahtungen durh die groÿe
Stärke derWehselwirkung in superüssigem Helium deutlih ershwert ist.
Daher entwikelte sih ab den siebziger Jahren ein zunehmendes experimentelles Interes-
se, Bose-Einstein-Kondensation in einem shwah wehselw ir kend en Gas zuerreihen. Dazu
musste ein System identiziert werden, bei dem die hohen Phasenraumdihten
n λ 3
, diezum Erreihen derBose-Einstein-Kondensation erforderlih sind,niht zueinem instantanen
Übergang des Gases in dieüssige oder feste Phase führen.
Unter diesen Randbedingungen galt Spin-polarisierterWassersto als äuÿerst vielverspre-
hend, da dieser eine sehr kleine Masse besitzt und aufgrund der Polarisierung der Spins
auh bei
T = 0
gasförmig bleibt. Jedoh erwiesen sih die bei hohen Dihten auftretenden Dreikörperstöÿe als äuÿerst ershwerend. Sie induzieren Spin-Flips und eine Rekombinationdes atomaren Wasserstos zur molekularenForm. Diese Shwierigkeiten führten dazu, dass
dieerstmalige Erzeugung eines gasförmigen Bose-Einstein-Kondensatsniht mit Wassersto
gelang.
Seit den ahtziger Jahren wurden eziente Kühlmethoden für neutrale Atome entwikelt,
die auf dem Einsatz von Lasern beruhen. Insbesondere Alkali-Atome besitzen Termshema-
ta, die sie für den Einsatz von Laserkühlmethoden als besonders geeignet auszeihnen. Des
Weiterenstehen für sieLaserquellen zur Verfügung, deren Wellenlängen fürAnregungen der
atomaren Übergänge geeignet sind. Durh die Kombination der Laserkühlung mit der für
Spin-polarisierten Wassersto entwikelten evaporativen Kühlung gelang 1995 erstmals die
Erzeugung von Bose-Einstein-Kondensaten in shwah wehselw ir kenden Gasen aus Alkali-
Atomen in denGruppenvon E. Cornell,W. Ketterle und R. G.Hulet [46℄.
ObwohldieseSystememetastabilsind,besitzensieausreihendhoheLebensdauern, uman
ihnen ein breitesSpektrum experimenteller Untersuhungen durhführen zukönnen. Da zu-
demdieinteratomareWehselwirkungmitdentheoretishenMethodenquantitativbehandelt
werden kann,bildendieseEnsemblesidealeWerkzeuge,umdiefundamentalenKonsequenzen
derBose-Einstein-Kondensationtheoretishundexperimentellzuuntersuhen.DieseAspekte
haben die Untersuhung von Bose-Einstein-Kondensaten zu einem Forshungsshwerpunkt
2.2. Theoretishe Grundlagen
In diesem Abshnitt werden die relevanten Grundlagen der Theorie der Kondensation in
shwah wehselw ir ken denGasendargestellt.Diese untersheidet sihvonderKondensation
in superüssige m Helium in vielerlei Hinsiht. So führt das in den Experimenten verwen-
dete Fallenpotenzial dazu, dass die Kondensate inhomogene Dihteverteilungen aufweisen.
Die Kondensation tritt daher niht nur im Impulsraum auf, sondern ist auh im Ortsraum
erkennbar. Während in superüssigem Helium nur ein kleiner Teil des atomaren Ensembles
kondensiertist,könnenshwahwehselwir kendeGasesopräpariertwerden,dasssihnahezu
alle Teilhen im Kondensat benden. Eine theoretishe Beshreibung der Kondensate ist in
diesem Fallin gutem Einklang mit den experimentellen Ergebnissen möglih.
Einleitenderfolgt eineZusammenfassung der wesentlihen Eigenshaften des in einerhar-
monishen Falle gefangenenidealen Bose-Gases.Diesesist durhdasFehlenjegliherWeh-
selwirkungzwishen denTeilhen gekennzeihnet. Anshlieÿendwird derEekteinershwa-
hen Interpartikelwehselwir ku ng diskutiertund die Beshreibung des Kondensats für diesen
Fall gegeben.
2.2.1. Das ideale Bose-Gas in einer harmonishen Falle
EinTeilhen derMasse
m
hat im harmonishenFallenpotenzialV (
r) = 1 2 m
X 3
i=1
ω 2 i x 2 i ,
(2.3)die Energie
E =
X 3
i=1
( 1
2 + n i ) ¯ hω i , n i = 0, 1, 2, ... .
(2.4)Der Grundzustand eines Teilhens in dieser Falle besitztein gauÿshes Prol
φ 0 (
r) =
mω
¯ hπ
3 4
exp
"
− m 2¯ h
X 3
i=1
ω i x 2 i
#
.
(2.5)Dabeiist
ω :=
Y 3
i=1
ω i
! 1 3
(2.6)
dasgeometrisheMittelderFallenfrequenzen. EinSystemvon
N
nihtwehselw ir kendenBo- sonenkondensiertindenGrundzustand, derdurhdasProduktderEinteilhengrundzust ändegegebenist. Die Dihteverteilung des Kondensates ist
n(
r) = N | φ 0 (
r) | 2 .
(2.7)Seine Ausdehnung ist durh die harmonishe Oszillatorlänge bestimmt:
a = ¯ h mω
! 1 2
.
(2.8)Beiendlihen Temperaturenbesetzt nureinTeilderBosonendenGrundzustand. Imgroÿka-
nonishen Ensemble ist die Anzahlder Teilhen durh
N = X
n 1 ,n 2 ,n 3
1
exp [β (E(n 1 , n 2 , n 3 ) − µ)] − 1
(2.9)gegeben [99℄,wobei
β = (k B T ) −1
ist undµ
das hemishe Potenzial undE (n 1 , n 2 , n 3 )
dieEinteilhenenergie n (2.4) bezeihnen. Die Gesamtenergie ergibt sih zu
E ges = X
n 1 ,n 2 ,n 3
E(n 1 , n 2 , n 3 )
exp [β(E(n 1 , n 2 , n 3 ) − µ)] − 1 .
(2.10)Aus der Summe (2.9) wird übliherweise der zum Grundzustand gehörige Term
N 0 = N [E (n i = 0, ∀ i)]
herausgezogen [99℄.Dieser Term wirdmakroskopish, d.h.dieKondensa- tion erfolgt in den Grundzustand, wenn das hemishe Potenzial in der Gröÿenordnung derGrundzustandsenergie liegt [110℄:
µ ≈ 3
2 hω . ¯
(2.11)Dabeiist
ω := 1 3
X 3
i=1
ω i .
(2.12)Mitder Annahme, dassfür groÿeTeilhenzahlen die Zuständequasi-diht liegen, ergibt sih
mit (2.11) [110℄:
N − N 0 = X
(n 1 ,n 2 ,n 3 )6=0
1 exp h β¯ h P 3 i=1 ω i n i
i − 1
=
Z ∞
0
dn 1 dn 2 dn 3 exp h β¯ h P 3 i=1 ω i n i
i − 1
= ζ(3) k B T
¯ hω
! 3
.
(2.13)Unter der Annahme, dass bei der Übergangstemperatur
T c N 0 → 0
gilt, folgtk B T c = ¯ hω N
ζ(3)
! 1
3
.
(2.14)Der Anteil der kondensierten Teilhen beträgtdaher
N 0
N = 1 −
T T c
3
.
(2.15)2.2.2. Shwah wehselwirkendes Bose-Gas
ZurUntersuhungdesEekteseinerbinärenWehselwirkungwirdvonfolgendemVielteilhen-
Hamiltonianin zweiter Quantisierung ausgegangen:
H ˆ =
Z
d 3 r Ψ ˆ † (
r)
"
− h ¯ 2 ∇ 2
2m + V M F (
r)
#
Ψ( ˆ
r) + 1
2
Z
d 3 r d 3 r ′ Ψ ˆ † (
r) ˆ Ψ † (
r′ ) V int (
r−
r′ ) ˆ Ψ(
r′ ) ˆ Ψ(
r).
(2.16)Dabeiist
V M F (
r)
dasFallenpotenzialundV int (
r−
r′ )
dasWehselwirkungspotenzialderTeil- hen.DieOperatorenΨ ˆ
undΨ ˆ †
sindbosonisheFeldoperatorenunderfüllendieKommutator- Relationen:h Ψ( ˆ
r), Ψ ˆ † (
r′ ) i = δ(
r−
r′ ), h Ψ( ˆ
r), Ψ( ˆ
r′ ) i = h Ψ ˆ † (
r), Ψ ˆ † (
r′ ) i = 0 .
(2.17)Für ein ultra-kaltes Gas geringer Dihte kann das Wehselwirkungspotenzial durh ein
kurzreihweit ige s Pseudopotenzial
V pseudo (
r) = gδ(
r)
(2.18)ersetzt werden [99℄. Damit shreibt sihder Vielteilhen-Hamiltonian als:
H ˆ =
Z
d 3 r
"
Ψ ˆ † − ¯ h 2 ∇ 2
2m + V M F (
r)
!
Ψ + ˆ 1
2 g Ψ ˆ † Ψ ˆ † Ψ ˆ ˆ Ψ
#
.
(2.19)Die Kopplungskonstante
g
ist überg = 4π¯ h 2 a
m
(2.20)mitders-Wellenstreulänge
a
verknüpft[99℄.PositiveWertefürgentspreheneinereektivenrepulsiven Wehselwirkung zwishen den Teilhen, negative Werte für g beshreibe n eine
eektiv attraktive Wehselwirkung. Der zeitabhängige Heisenberg-Operator
Ψ( ˆ
r, t) = e ¯ h i H t ˆ Ψ( ˆ
r) e − ¯ h i H t ˆ
(2.21)erfüllt dieBewegungsgleihung
i¯ h ∂ Ψ( ˆ
r, t)
∂t = h Ψ( ˆ
r, t), H ˆ i .
(2.22)Dies führt aufdie Operatorgleihung
i¯ h ∂ Ψ( ˆ
r, t)
∂t = − ¯ h 2 ∇ 2
2m + V M F (
r)
!
Ψ( ˆ
r, t) + g Ψ ˆ † (
r, t) ˆ Ψ(
r, t) ˆ Ψ(
r, t).
(2.23)In der Bogoliubov-Approximation [105,111℄ wird eine Einteilhenmode als makroskopish
besetzt angenommen und der Feldoperator in zwei Anteileaufgespalten:
Ψ( ˆ
r, t) = Ψ(
r, t) + ˆ φ(
r, t).
(2.24)Die komplexwertige Funktion
Ψ(
r, t)
heiÿt Wellenfunktion des Kondensates und beshreibt diemakroskopish besetzteMode.Der Operatorφ( ˆ
r, t)
repräsentiert dienihtkondensierten Teilhen. Die Dihte des Kondensates ist in dieser Konvention durhn(
r, t) = | Ψ(
r, t) | 2
(2.25)gegeben,wobei
N =
Z
d 3 r | Ψ(
r, t) | 2
(2.26)die Zahl der kondensierten Teilhen ist. In niedrigster Ordnung ergibt sih aus (2.23) die
Bewegungsgleihung für die Wellenfunktion des Kondensates:
i¯ h ∂Ψ(
r, t)
∂t = − ¯ h 2 ∇ 2
2m + V M F (
r) + g | Ψ(
r, t) | 2
!
Ψ(
r, t).
(2.27)DieseistunterdemNamenGross-Pitaevskii-Gleihungbekannt[112,113℄.Siekannäquivalent
aus einem Variationsprinzip hergeleitet werden. Dabei ergibt die Wirkung
E[Ψ] =
Z
d 3 r
"
¯ h 2
2m |∇ Ψ | 2 + V M F (
r) | Ψ | 2 + g 2 | Ψ | 4
#
(2.28)
mit der Bewegungsgleihung
i¯ h ∂
∂t Ψ = δE
δΨ ∗
(2.29)die Gross-Pitaevskii-Gleihung [110℄.
Wirddie Wellenfunktion des Kondensates als
Ψ(
r, t) = | Ψ(
r, t) | e iS(
r,t)
(2.30)geshrieben, so ergibt sih für die Stromdihtej
= 2mi ¯ h [ Ψ ∗ ∇ Ψ − ( ∇ Ψ ∗ )Ψ ]
:j
(
r, t) = n(
r, t)
v(
r, t),
(2.31)wobeidas rotationsfreie Geshwindigkeitsfeld v
(
r, t)
mittelsv
(
r, t) = ∇ Φ(
r, t)
(2.32)und
Φ(
r, t) = h ¯
m S(
r, t)
(2.33)mit der Phase des Kondensates zusammenhängt. Dieses Feld kann als das superuide Ge-
shwindigkeitsfeld des Kondensates identiziert werden [34,101,107℄. Das Einsetzen der
Gleihung (2.30) in die Gross-Pitaevskii-Gleihung (2.27) ergibt für Imaginär- und Realteil
jeweilseine Gleihung. Aus dem Imaginärteil folgt eine Kontinuitätsgleihung:
∂n
∂t + ∇ · (n
v) = 0.
(2.34)Die Gleihung für denRealteil ist ein Analogon zur Bernoulli-Gleihung:
1
2 mv 2 + V M F − 1
√ n
¯ h 2 ∇ 2
2m
√ n + gn + m ∂Φ
∂t = 0.
(2.35)Der Untershied zur klassishen Hydrodynamik beruht auf der Gegenwart des Terms
(2m √
n) − 1 ¯ h 2 ∇ 2 √
n
. Wenn dieser vernahlässigbar wird, verhält sih das Quantengas wie2.2.3. Grundzustand des Kondensates und
Thomas-Fermi-Regime
Wirddas System im groÿkanonishenEnsemble betrahtet, lautet derHamiltonian [89℄
K ˆ = ˆ H − µ N , ˆ
(2.36)wobei
N ˆ =
Z
d 3 r Ψ ˆ † (
r) ˆ Ψ(
r)
(2.37)der Teilhenzahloperator ist. Inniedrigster Ordnunggilt:
K =
Z
d 3 r
"
Ψ ∗ − ¯ h 2
2m ∇ 2 + V M F (
r) − µ
!
Ψ + 1
2 g Ψ ∗ Ψ ∗ Ψ Ψ
#
.
(2.38)Das System bendet sih im stationären Grundzustand, wenn das Ensemble-Mittel
< K > ˆ
des Hamiltonians minimal wird. Bei niedrigen Temperaturen sind nahezu alle Teilhen kon-
densiert und es kann in guter Näherung
< K > ˆ ≈ K
gesetzt werden. DasFunktional (2.38)ist stationär unter Variationen
Ψ ∗ → Ψ ∗ + δΨ ∗
, wenn die Wellenfunktion des Kondensates die Euler-Lagrange-Gleihung"
− ¯ h 2
2m ∇ 2 + V M F (
r) − µ + g | Ψ(
r) | 2
#
Ψ(
r) = 0
(2.39)erfüllt. Diese Gleihung wird als stationäre Gross-Pitaevskii-Gleihung bezeihnet und be-
stimmt den Grundzustand des Kondensates. Aus (2.27) ist erkennbar, dass für die Zeitab-
hängigkeit stationärer Lösungen
Ψ (
r, t) = Ψ (
r) e −i µ ¯ h t
(2.40)gilt.
Im Falle repulsiver Wehselwirkung (
a > 0
) ist das RegimeN a a >> 1
besonders interessant, da es zum einen experimentell häug realisiert ist und zum anderen eine einfahe analyti-she Beshreibung der Kondensatwellenfunktion erlaubt[34,89℄.Die hohe Kondensatdihte
in diesem Regimeführt dazu, dassder Wehselwirkungsterm
g | Ψ | 2
stark ansteigt. Die Wel-lenfunktion des Kondensates ist dadurh abgeaht und der kinetishe Term hat nur noh
in derNähe derKondensatgrenzen einensignikanten Beitrag.Wirdsiein (2.39)vollständig
vernahlässigt, so ist die Dihte des Kondensates durh den einfahen Ausdruk
n(
r) =
( 1
g (µ T F − V M F (
r)) f ¨ ur µ T F ≥ V M F (
r)
0 sonst
2.3. Experimentelle Erzeugung
ZurRealisierungderBose-Einstein-Kondensationistgemäÿ(2.1)einehohePhasenraumdih-
te notwendig. In diesem Abshnitt werden die experimentelle Apparatur sowie die vershie-
denen Kühl- und Fangverfahren vorgestellt, die zur Erzeugung der Kondensate eingesetzt
werden. Eine shematishe Darstellung der Apparatur ist in Abbildung 2.1 gezeigt. Sie ist
ausführlih in den Doktorarbeiten [95℄und [96℄ beshrieben .
Abbildung2.1.: Shematishe Darstellung der experimentellen Apparatur. Die Kondensate
werden in der Magnetfalle erzeugt und mit der CCD-Kamera detektiert .
Das im Experiment verwendete Element ist
87
Rb und wird in atomarer Form zur Kon-
densation gebraht. Das grundlegendeKonzept der Apparatur besteht in demBeladen einer
magneto-optishen Falle (MOT) [114℄ aus einem lasergekühlten Atomstrahl und dem an-
shlieÿenden Transfer dergefangenenAtomein einekonservativeMagnetfalle.Indieser Falle
werden die Atomedurh induzierte Verdampfungskühlung zur Kondensation gebraht.
Bereitstellung eines kalten Atomstrahls
Als Teilhenquelle dienteinAtomofen,dertypisherweise aufeineTemperatur vonetwa
420
Kelvin geheizt wird. Dadurh bildet sih ein Rubidium-Gasdruk von
≈ 3 · 10 −3 mbar
. DieAtome treten an einer kleinen Önung im Ofen strahlförmig in den Hauptteil der Appa-
bei welher der Atomstrahl durh einen gegenläugen, rotverstimmten Laserstrahl abge-
bremst wird. Umzu verhindern, dass der Laser während des Abbremsvorgangs aufgrunddes
Doppler-Eektes gegenüber der Resonanz vershoben wird, werden der Laserfrequenz mit-
telseineselektro-optishen Modulators(EOM)Seitenbänderaufgeprägt. DieFrequenzdieser
Seitenbänder wird übereine lineare Rampe zur Kompensation des Doppler-Eektes variiert.
Da dieser Vorgang während der Ladephase der MOT mit hoher Frequenz wiederholt wird,
kommteszueinemquasi-kontinuierlihenFlussausgekühltenAtomen.Dieserwirdmiteinem
Umlenklaser in den Fangbereih der MOT gerihtet. Durh die Umlenkgeometrie wird ver-
hindert, dass ständig Atome aus dem thermishen Atomstrahl in die Region der MOT oder
Magnetfalle vordringen und dort ungewollte Teilhenverluste in den gekühlten Ensembles
verursahen.
Laserkühlung in der MOT und der optishen Melasse
Die Atome des umgelenkten Atomstrahls werden in der MOT [114℄ gefangen und gekühlt.
Letztere wird durh drei zirkular polarisierte, orthogonale Strahlenpaarein Kombinationmit
eineminhomogenenMagnetfeldgebildet.DaskühlendeLaserlihtistgegenüberderatomaren
Resonanz rotverstimmt. Durh das inhomogene Magnetfeld ergibt sih eine ortsabhängige
Zeeman-Vershiebung. Daher weist auh die auf die Atome wirkende Spontankraft [114℄
eine Ortsabhängigkeit auf. In der MOT werden bei einer Ladedauer von
20 − 25 ms
biszu
10 9
AtomebeieinerPhasenraumdihte von10 −7
bis10 −6
gefangen.Anshlieÿend erfolgt durheineErhöhungdesMagnetfeldgradienteneineKompressionderMOT.Diesebegünstigtsowohl die folgende Phase der Polarisationsgradientenkühlung in einer optishen Melasse
[114℄ als auh die modenangepasste Umladeprozedur in die konservative Magnetfalle [95℄.
Nah der Melassenphase liegt ein Ensemble mit Phasenraumdihte
10 − 5
bis10 − 4
bei einerTemperatur von etwa
40 µK
vor.Speiherung und evaporative Kühlung in der Magnetfalle
Die Speiherung derAtomein derMagnetfalle basiert aufderWehselwirkung des magneti-
shen Moments derAtome mit einem äuÿeren Magnetfeld.Für kleine Magnetfeldstärken ist
die Kraft aufdie Atome durh das konservative Potenzial
V M F (
r) = g F m F µ B | B(
r) |
(2.41)bestimmt. Dabei bezeihnet
B (
r)
die Feldstärke,F
den Hyperfeinzustand,m F
die ma-gnetishe Quantenzahl und
g F
den Landé-Faktor. Letzterer beträgt für die beiden87
Rb-
Hyperfeingrundzustände
g F =1 = − g F =2 = − 1/2
. Daeine Erzeugung statisher Magnetfeld- maximaimfreienRaumunmöglihist[116℄,könnennurZuständemitg F m F > 0
magnetishgefangen werden. Um einen möglihst ezienten Transfer des lasergekühlten Ensembles in
die Magnetfalle zu gewährleisten, werden die Atome nah der Melassenphase zunähst op-
tish in den
| F = 2, m F = 2 >
-Zustand gepumpt [95,114℄. Dies wird durh das Anlegeneines magnetishen Führungsfeldes in Rihtung des Osetfeldes der Magnetfalle sowie der
Bestrahlung derAtome mit zirkularpolarisiertem Laserliht erreiht.
Nahdemoptishen Pumpenwerden dieAtomezunähst ineinnahezusphärish-symme-
trishes Magnetfallenpotenzial mit harmonish genäherter Fallenfrequenz
ω r ≈ 2π × 14 Hz
Abbildung2.2.: Shematishe Darstellung des evaporativen Kühlens in einer harmonishen
Falle.
transferiert. DasUmladen in diese Magnetfallenkongurationerlaubt eine hoheTransfere-
zienz.Anshlieÿend erfolgteineradiale Kompression derMagnetfalle durheinadiabatishes
Absenken des Osetfeldes, da sih die Atome mit dem shwahen Einshluss des kugelsym-
metrishenPotenzialsnihtgegendieShwerkrafthaltenlassen.Zudemverläuftdiefolgende
evaporative Kühlung bei einem hohen radialen Einshluss deutlih ezienter [95℄.Nah der
radialen Kompression liegt ein zylindersymmetrishes Magnetfeld mit einer radialen Fallen-
frequenz von
ω ρ = 2π × 360...390 Hz
vor. Die axiale Magnetfallenfrequenz wird durh die radiale Kompression niht modiziert und bleibt beiω z ≈ 2π × 14 Hz
.In dieser Fallengeometrie wird durh Einstrahlen einer Radiowelle mit der Frequenz
ω RF
eine erzwungene evaporative Kühlung eingeleitet, bei der Übergänge der Atome in andere
m F
-Zustände induziert werden. Dieses tritt an den Positionen in der Magnetfalle auf, an denen das Magnetfeld| g F µ B B (
r) | = ¯ hω RF
(2.42)vorliegt. Die Atome werden dabei in Zustände überführt, die magnetish niht gefangen
sind, und verlassen somit die Fallenregion. Das Prinzip der evaporativen Kühlung ist in der
Abbildung 2.2 verdeutliht. Die Radiofrequenz wird dabei so eingestellt, dass immer die
Atome des Auÿenbereihs des gefangenen Ensembles entfernt werden. Hierbei handelt es
sihumdie energiereihsten Atome,da nur hohenergetishe Teilhen indenBereih groÿer
potentieller Energiegelangenkönnen.Durh elastisheStöÿerethermalisiere n dieinderFalle
verbleibenden Atome, so dasseektiv eineVerringerung derTemperatur eintritt.Durh eine
kontinuierlihe Absenkung der Radiofrequenz kann die Evaporation immer im Auÿenbereih
des Ensembles gehalten und somit die Temperatur immer weiter abgesenkt werden. Die
Temperaturreduktion überkompensiert dabeidie Teilhenzahlverluste, so dass insgesamt ein
Gewinn an Phasenraumdihte entsteht. Dieser Prozess führt shlieÿlih zum Erreihen der
optis hen Gitterpotenzialen
Indiesem Kapitelwird dasim Rahmen dieser Arbeitrealisierte ultra-kaltebosonishe Gitter-
gas unter theoretishen und experimentellen Aspekten diskutiert. Nah einem einführenden
Überblik zum Standderexperimentellen Forshung mitquantenentartetenGittergasen wird
auf deren theoretishe Beshreibung eingegangen. Als Grundlage erfolgt dafür zunähst die
Diskussion der Eigenshaften des optishen Gitterpotenzials. Anshlieÿend wird als generi-
shes Problem ein einzelnes Teilhen in einem periodishen Potenzial betrahtet. Um eine
korrekte Beshreibungdes imExperimentvorliegendenVielteilhensystemszugeben,werden
shlieÿlih die Eekte derinteratomaren Wehselwirkung berüksihtigt.
NahdiesentheoretishenBetrahtungenwirddieImplementierungeineseindimensionalen
optishen Gitters in das bestehende Experiment zur Bose-Einstein-Kondensation dargestellt.
Dieses umfasst die Beshreibung des Aufbaus der Strahlengänge, die Untersuhung eines
geeigneten Justageshemas und eine umfassende Charakterisierung der Eigenshaften des
realisierten Gitterpotenzials.
3.1. Einführung
Ultra-kalteQuantengase habensih zu einem Forshungssh werpunkt dermodernen Physik
entwikelt. Von entsheide nder Bedeutung ist hierbei,dass diese Systemegezielt kontrolliert
und manipuliert werden können. Dabei haben Methoden, die auf dem Einsatz elektroma-
gnetisher Strahlung basieren, groÿeBedeutung erlangt. Angefangen von derunmittelbaren
ErzeugungquantenentarteterGaseinoptishenDipolpotenzialen[117122℄,überdenEinsatz
kohärenter Zwei-Photonen-Prozesse zur Spektroskopie [1317℄ oder Interferometrie [1821℄
bis hin zur optishen Erzeugung von eindimensionalen Wellenleiterstrukturen [2224℄ steht
heute ein breites Spektrum experimenteller Tehniken zur Verfügung. Eine herausragende
Stellung unter diesen Methoden nimmt jedoh der Einsatz optish erzeugter periodisher
Potenzialezur Manipulationquantenentarter Gaseein.Sokönnenmit Hilfediesersogenann-
tenoptishen Gitter grundlegendeEigenshaften vonVielteilhensys tem en wiebeispielswe ise
ihre Dimensionalität, eektive Wehselwirkung oder Transportverhalten extern beeinusst
werden. Diese reihhaltigen Manipulationsmöglihkeiten erönen den experimentellen Zu-
gang zu Modellsystemen von groÿemtheoretishen Interesse. Hierbei handelt es sih natur-
gemäÿ oftmalsum Modelle, diestarke Anleihen an dieFestkörpe rphysik nehmen oderdieser
entstammen.
Den Groÿteil der experimentellen Untersuhungen an quantenentarteten Gittergasen bilden
Experimente mitatomarenbosonishenGasen.Typisherweise wirddabeizunähsteinBose-
Einstein-Kondensat erzeugt und anshlieÿend in das periodishe Potenzial transferiert. Auf
diese Weise wurde 1998 erstmals ein quantenentartetes Gittergas erzeugt und damit ko-
härente Tunnelprozesse von Atomen aus untershiedli hen Gitterplätzen in das Kontinuum
untersuht[123℄. Inbeshleunigten optishen Gitternkonnten Bloh-Oszillationen[124℄und
Landau-Zener-Tunneln [29,30,124℄ beobahtet werden. Es wurde sowohl die freie Expan-
sion eines Bose-Einstein-Kondensates aus dem Grundzustand eines optishen Gitters unter-
suht [125℄ als auh die Expansion eines Kondensates innerhalb des periodishen Potenzi-
als [126,127℄. Eintiefes eindimensionales optishes Gitter wurdeals Vielfahrealisierung von
Josephson-Kontakten interpretiert und dessen Dynamik untersuht [128℄. Des Weiteren hat
dieGegenwartdes Gitterpotenzialssignikante Auswirkungen aufdasSpektrum derkollekti-
venAnregungen[128130℄oderkannzum AuftretenvonInstabilitäten desKondensatesfüh-
ren [131133℄. Methoden zur kohärenten Manipulationeines Bose-Einstein-Kondensates in-
nerhalbderBandstrukturundTehnikenzurBandspektroskopiewurden[134℄entwikelt.Die
NutzungderBandstruktureinesoptishenGitterszurManipulationderDispersionwurdeun-
tersuht[135,136℄ underfolgreih zur HerstellungvonhellenSolitoneneingesetzt[137,138℄.
Die hohen Fallenfrequenzen, diedurh optishe Gitter bereitgestellt werden können, wurden
genutzt, um ein zweidimensionales Bose-Gas in einem eindimensionalen Gitter zu erzeugen
und dessen thermodynamishe Eigenshaften zu erforshen [139℄. Ebenso wurden in zweidi-
mensionalenoptishen GitterneindimensionaleBose-Gaseerzeugt undderen Kohärenzeigen-
shaften [140℄ sowiedas Anregungsspektrum [141℄untersuht.
DiebisheraufgeführtenUntersuhungenwurdenimRegimeshwaherWehselwirkungdurh-
geführt. In diesem lässt sih das Kondensat bei hinreihend geringen Temperaturen mittels
der Gross-Pitaevskii-Gleihung beshreiben. Optishe Gitter stellen aber auh ideale Werk-
zeugedar,um inParameterbereihe vorzudringen,indenen die physikalishenEigenshaften
des Systems durh die Wehselwirkung dominiert werden und interatomare Korrelationen
groÿeBedeutung erlangen.Dieseliegenkonsequenterweise auÿerhalbdes Gültigkeitsbereihs
der Mean-Field-Beshreibung. Die ersten experimentellen Shritte in diese Rihtung haben
das Auftreten von Teilhenzahl-Squeezing in tiefen eindimensionalen optishen Gittern de-
monstriert [142℄. Einen Meilenstein stellt die Realisierung des Mott-Isolator-Zustandes in
dreidimensionalen optishen Gittern dar [35℄. Die Phasenkohärenzeigenshaften des Mott-
Isolatorzustandes wurden untersuht [143℄ und das Eintreten des Teilhenzahl-Squeezings
während des Phasenübergangs wurde gemessen [144℄. Der Mott-Isolatorzustandstellt einen
vielversprehende nAusgangszustandfürdieQuanteninformationsverarbeitungdar.ErsteMe-
thodenzurQubit-Bearbeitungkonntenerfolgreihdemonstriertwerden[3840℄.Indentiefen
dreidimensionalen Gittern, die zum Erreihen des Mott-Isolatorzustandes erforderlih sind,
konnten darüber hinaus der Kollaps und das Revival der Kondensatwellenfunktion gemessen
werden [145℄.
Einen weiteren Forshungsshwerpu nkt bildet die Untersuhung stark korrelierter eindi-
mensionaler Bose-Gase. So wurden deren Anregungsspektrum [146℄ und die Korrelationsei-
genshaften [147℄ gemessen. Einen herausragenden Erfolg stellt die Realisierung des Tonks-
Girardeau-Gases in einem dreidimensionalen optishen Gitter dar[41℄.
Dieses äuÿerst dynamishe Forshungsgebiet hat mit der Erzeugung von quantenentarte-
erfahren. So wurde das Transportverhalten von Fermi-Gasen in eindimensionalen optishen
Gittern untersuht [148,149℄. Auh in dreidimensionale Gitterstrukturen konnten atomare
Fermi-Gase shon transferiert werden und so Abbildungen der Fermi-Flähen und der Über-
gangzueinemBandisolatorbeobahtetwerden[150℄.FernerkonntenmitdiesemSystemver-
shiedeneBloh-Bändermittels Feshbah-Resonanzengekoppelt[151℄undeineMethodezur
Temperaturbestimmungdes fermionishen Gittergases implementiertwerden [152℄. Injüngs-
ter Zeit ist darüber hinaus auh dieerstmalige Erzeugung eines molekularenGittergases aus
fermionishenAtomenineinem dreidimensionalenGitter mitHilfevonFeshbah-Resonanzen
gelungen [153℄.
WiebeshriebenwurdederweitausgröÿteTeilderUntersuhungquantenentarteterGitter-
gase mit ultra-kaltenatomarenBose-Gasen durhgeführt. Die hierbei erzielten herausragen-
den Erfolge lassen für die anstehenden Untersuhunge n mit fermionishen und molekularen
Gasen ebenfallsaufregende Ergebnisse erwarten.
3.2. Theoretishe Grundlagen
QuantenentarteteBose-Gase in optishen Gitterpotenzialen bieten dieMöglihkeit zur expe-
rimentellenRealisierung vongrundlegenden theoretishenModellsystemen mit äuÿerstinter-
essanten physikalishen Eigenshaften [37,154℄. Diese Eigenshaften stehen in engem Zu-
sammenhang mit der periodishen Struktur des Gitterpotenzials. Bereits die Betrahtung
eines einzelnen Teilhens in einem solhen periodishen Potenzial erönet das Verständnis
für vielePhänomene,dieauh fürdas Vielteilhensys tem relevantsind,wie z.B.das Auftre-
ten von Bandstrukturen [49℄. Da sih das Einteilhenproblem darüber hinaus hervorragend
zur Einführung vieler grundlegender Begrie eignet, soll auf seine Diskussion niht verzih-
tet werden. Andererseit s ist die Berüksihtigung derinteratomarenWehselwirkung für das
vollständigeVerständniseines Gittergasesunerlässlih[26℄.Sieführtniht nurzueinerquan-
titativen Modikationder Einteilhenresult ate, sondern ist darüber hinaus auh Ursahe für
eine groÿe Zahl von Eekten, die im Einteilhenproblem niht auftreten. So verlangt ein
Verständnis der Mott-Isolator-Phase oder von Instabilitäten des Kondensates die adäquate
Berüksihtigung von Vielteilheneekten. Die Diskussion beshränkt sih hierbei auf den
für diese Arbeit relevanten Fall shwaher Wehselwirkung. Vorangestellt ist zunähst ein
Abshnitt zur Beshreibung des optishen Gitterpotenzials.
3.2.1. Das optishe Dipolpotenzial
Die experimentelle Erzeugung des Gitterpotenzials basiert auf der Wehselwirkung der Ato-
memitderelektromagnetishenStrahlungeines Lasers.DieseLiht-Materie-Wehselwirkung
ist Gegenstand einshlägiger Abhandlungen [155℄. Grundsätzlih sind hierbei zwei Situatio-
nen zuuntersheiden. Istdie Laserfrequenz gegenüber einem atomarenÜbergang niht weit
verstimmt, absorbieren die Atome Photonen aus dem Strahlungsfeld und emitieren diese
anshlieÿend wieder spontan. Diese Wehselwirkung hat aufgrund des auftetenden Impuls-
übertrages einen dissipativen Charakter und bildet die Grundlage für die Verfahren der La-
Der andere Fall liegt vor, wenn die Atome mit Laserstrahlung wehselw ir ken, die weit
gegenüberdenatomarenÜbergängenverstimmtist.DaindieserSituationdieRatespontaner
Photonen-Streuprozess ezuvernahlässigenist,könnenaufdieseWeisekonservativeoptishe
Potenzialebereitgestelltwerden.DiesesogenanntenoptishenDipolpotenzialeenstehendabei
durhdie Wehselwirkung des induziertenatomaren Dipolmoments mit demStrahlungsfeld.
ImFolgenden werden zunähst die grundsätzlihen Eigenshaften des Dipolpotenzials be-
trahtet. Dieses geshieht zunähst anhand eines atomaren Zwei-Niveau-Systems. Anshlie-
ÿend erfolgt die Betrahtung des Dipolpotenzials für Mehr-Niveau-Atome. Die Ortsabhän-
gigkeit des Potenzials ist dabei durh die Intensitätsverteilung des eingesetzten Laserstrahls
bestimmt. Zunähst wird das Dipolpotenzial eines einzelnen gauÿshen Laserstrahls disku-
tiert. Nahfolgend wirddie Bildung des eindimensionalen optishen Gitters durh die Retro-
reektion eines gauÿshen Laserstrahls vorgestellt.
Dipolpotenzial des Zwei-Niveau-Atoms
EinAtombendesihimelektrishenFeldE
(
r, t) =
E(
r)e − iωt + c.c.
eines Laserstrahls. Das oszillierende Feld induziert ein atomares Dipolmomentmit dem Betrag|
p(
r, t) | = α (ω) |
E(
r, t) | .
(3.1)Dabei bezeihnet p das elektris he Dipolmoment und
α
die frequenzabhängige komplexe Polarisierbarkeit des Atoms. DasWehselwirkungspotenzialzwishendem induziertenDipol-moment unddem treibenden Feldist durh
V dip (
r) = − 1
2 h
p(
r, t) ·
E(
r, t) i t
(3.2)gegeben [156℄. Die ekigen Klammern bezeihnen dabei den zeitlihen Mittelwert und der
Faktor
1/2
berüksihtigt den induzierten Charakter des Dipolmoments. Bei der Mittel- wertbildung vershwinden die mit der Frequenz2ω
oszillierenden Terme. Unter der Berük- sihtigung des Zusammenhangs zwishen der Feldstärke und der Intensität des LihtfeldesI = 2ǫ 0 c | E 2 |
folgt aus (3.2) das konservative DipolpotenzialV dip (
r) = − ℜ (α)
2ǫ 0 c I (
r) .
(3.3)Dieses ist somit durh den Realteil der komplexen Polarisierbarkeit bestimmt. Die von dem
Atom aus demStrahlungsfeld absorbierte Leistung ist durh
P abs = h
p˙ ·
Ei t = ω
ǫ 0 c ℑ (α) I (
r)
(3.4)gegeben.Division durhdie Photonenenergie liefert die Rate
Γ str
der gestreuten Photonen:Γ str (
r) = ℑ (α)
¯
hǫ 0 c I (
r) .
(3.5)Sie ist durh den Imaginärteil der atomaren Polarisierbarkeit bestimmt. Um die allgemeinen
Zusammenhänge (3.3) und (3.5) zu konkretisieren , muss die atomare Polarisierbarkeit