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(1)

i

des

G 1 1 e r e n

/ russischen Erbrechtes.

Vrilass( von

F e d o ' W i t t e ,

i'nudidaien der RerMa.

(2)
(3)

E i 1 1 B l i c k auf die

geschichtliche Entwickelriiig

des

ä l t e r e n

russischen Erbrechtes,

b i s z u g

Gesetebiiche des Zaren Alexei Michailowitsch.

( I 6 4 8.)

Eine,

zur Erlaaguug der Würde eines Magisters der Rechtswissenschaft,

Einer Hochverordneten Juristenfacultät d e r K a i s e r l i c h e n U n i v e r s i t ä t z u D o r p a t voigelegte, von derselben genehmigte und öffentlich zu veitheidigende

A b h a n d l u n g ,

verfasst voii

F e d o r

Candidaten U1.r Rechte.

D o r p a t .

Gedruckt bei J. C. Schuumaiiu's Wittwe.

1848.

(4)

Der Druck ist unter der Bedingung gestattet, dass nach Beendigung desselben die gesetzliche Anzahl von Exemplaren an das Darpatsche Censur

-

Comit6 eingesandt werde.

Dorpat, den 18. Mai 1848.

D. Eduard O s e n b r ü g g e n ,

I d. Z. Decan der Jur-Fnc.

(5)

D a s Recht wächst mit dem Volke fort, bildet sich aus mit diesem, und stirbt endlich ab, so wie das Volk seine Eigenthiimliohkeit verliert.

Savigny. Vom Beruf unserer Zeit für Gesetagebnng und Rechts- U-issenschaft. Heidelb. 1814;

Seite 11.

(6)

Seiner E x c e l l e n z

d e m H e r r n

Mitgliede d e s Reichs

-

Ratbes

,

Staats

-

Secretair, Geheimen- Rathe und hoher Ordeii Ritter,

w i d m e t d i e s e S c h r i f t

i n t i e f s t e r V e r e l : r u n g

.

.

der Verfasser.

(7)

Thesen.

1. Die Blüthe des römischen Privatrechts wäh- rend der Kaiserzeit hat ihren Grund in dem damals allgemeinen Verfalle des öffentlichen Lebens und in dem Zustande vollkommener Entsittlichung.

2. Das gemeinsame characteristische Merkmal der r e s m a n c i p i ist in ihrer innigen Beziehung zum Ackerbau zu suchen.

3. Das Entstehen der Proculianer und Sabinianer ist aus der politischen Meinungsverschiedenheit der Häupter dieser Juristenschulen zu erklären.

4. Die Carpzowsche und die Leibnitzsche Be- rechnungsweise des i n t e r

U

s

U

r i u m sind gänzlich zu verwerfen.

5. Der Beklagte hat bei der a c t i o n e g a t o r i a seine Servitutberechtigung zu beiyeisen.

6. Für die Acquisitivverjährung ist nach Curlän- dischem Recht bona f i d e s c o n t i n u a nicht erfor- derlich.

7. Alle u n i v e r s i t a t e s j u r i s verjähren tiachpil- tenschem Recht erst in 30 Jahren, Jahr und Tag.

8. Die relativen Strafrechtstheorien beweisen nicht das, n7as sie eigentlich wollen und sollen - die

Rech tmässigkeit der Strafe.

9, Nothstand hebt nicht nothwendigerweise die

Zurechenbarkeit des Verletzers, jedenfalls aber die

Strafbarkeit desselben auf.

(8)

10. Die Trennung dks untersuchenden und erken- iienden Ricliters

jm

Criiilinafprocesse ist iinzweek- massig,

11, Unrichtig ist Feuerbnchs Annahme, dass je- der Theilnebmer an einem Complott für den andere11 Theilnehmer intellectueller Urheber sei.

12. Ein vollständiges Gesetabuch muss kurz sein, 13. Nothwehr ist auch bei Angriffen auf die Ehre

NU

gestatten.

\

14, Ein mit untailglichen Mitteln verübter verbre- cherischer Versiicfi ist strafbar.

15. Wer einem Anderen, der sieh im Faile 'er- laubter Nothwehr bdndet , beisteht, dem kommen dabei alle Rechte 4er Nothwehr, gleich dem Aude- ren selbst zu statten.

16, Der Geburtshelfer hat kein Recht zur P e r -

f or a t i o n des Kindes im Mutterleibe.

17. Die Geberdenprotoeolle haben keinen Werth.

18. Die ' ~ e r ~ f l i c h t u n ~ der Verwandten ziir Blut-

rache hat nicht die mindeste Beziehung rum älteren

russischen Erbrechte.

(9)

1)a das Erbrecht eines Volkes, einerseits in)

Fa-

ihri]ienrechte wurzelnd, andrerseits auf dein Sachenrechte ruhend, übet die Ciestaltung des ganzen H-echtsverhält- nisses eines Rechtsnritgliedes für den Fall seines Todes entscheidet, und daher durch die herrschenden Crund- sätze üher alle Theile des Rechts bestimmt wird: so muss es das ganze Hechtssystern dieses Volkes auf seinen verschiedenen Entwickelungsstufen vollständi- ger, als j e d e r a n d e r e b e s o n d e r e Rechtstheil dar- stellen. Dieses allein hätte schon genügt, mich für die Wahl eines erbrechtlicben Themas zu bestimmen, Dazu kommt aber noch,

dass

das Erbrecht bei den russischen Slaven eine ganz eigenthümliche Färbung,

- eine Natürlichkeit, welche uns an die Naivität der beginnenden Geschichte erinnert, selbst bis zur Mitte des XVII. Jahrhunderts an sich trigt, und niemals s e i n ~ n nationalen Typus vermissen lässt. Habe ich soiiiit die Lichtseiten nieinesThemas, die rnich zu diesein Versiiche ermuthigten , vorangeschickt: so darf ich wo1 auch auf die Schwierigkeiten, welche damit verbunden wa- ren, aufmerksam rriachen. Das Ilunkel, von welchem die Vorzeit Russlands iiberhaupt, und besonders in juridischer ßezieliung umhüllt ist, die geringen lite- rairischen Hilfstnittel und die Schwierigkeiten, welche

1

(10)

i n der Sprache der altesten Hechtsquellen mir entgegen- traten, sind wol genügende Entschuldiguugsgründe für die Mängel vorliegenden Versuchs. Gelingt e s mir nur stets den Grundcharacter des älteren russischen Erbrechts,

-

Hervortreten des Princips der Gemein- schaft aiif Kosten d e s der Individualitat

-,

in dem Be- griffe der r u s s i s e h ~ n Familie, und dessen volksthümliche organische Entwiclreliing nachzuweisen: s o bin ich für meine Mühen reichlich belohnt. Dass der Ursprung des russischen Erbrechts lediglich in der nationa- len Rechtsüberzeugung zu suchen s e i , scheint noch nicht vollkommen anerkanntes P r i m i p z u sein, denn i n der ~ i n z i g c n , die Geschichte des russischen Erb- rechts behandelnden Monographie, ') wird als Quelle desselben d e r Ilpo'xtrp~s Y D ~ D S des griechischen Kai- s e r s ßasilius Macedo, der in der slavonischen Ue- bersetzung unter dem Titel ,,rpnuc rtiH s a r o u s r p e n e c x e x z . q a p e g " ( b i i r g e r l i c h e s R e c h t ) in dem 48. Capitel d e s Corpus juris canonici der RUS- Sen ( Kopmuari irniira) abgedruckt i s t , angenommen.

F e r n e r beruft sieh auch der Verfasser auf Karain- sins Ansicht über den Ursprung des russischen Erb- rechts und pflichtet dieser vollkommen bei a). D e r lIistoriograph behauptet nämlich mit der grössten Be- stimmtheit, dass die Wariiger unter anderen bürger-

1) H~i~onaB Po~~ecreewcriB. kIc~opurrecuoe usnox<e~ie Pyc-

C E a r O 3aKOfiOAaTeAbCTBa 0 HaGA'BACTii*. C a ~ ~ ~ n e ~ e p 6 y p r % 1839.

Seite 3-5.

2) Ebentiaselbt Seite 2.

(11)

liehen und tieinlichen Gesetzen auch erbrechtliche nncli dem, vop ihnen gegründeten Russland gebracht haben,

\vie e r s i e denn a u c h i n den Verträgen d e r riissischen Grossfürsten riiit den Griechen wiederzuerkennen wähnt.

Diese Behauptung sriitzt sich auf folgenden Heweis.

Es s e i nicht anzunehmen, s a g t K a r a m s i n , dass d i c W a r ä g e r ein s o theiirera Gut, w i e das Hecbt ist, der mündlichen Ueherlieferung sollten P r e i s p g e h e n haben, ziitnal bei ihnen schon iin

1X.

und

X.

.Jahrhunderte nach Christi Gehurt die Kenntniss d e r Runenschrift allgeniein verbreitet war. D a r a u s wird zunächst d i e Aufzeichnung j e n e r Gesetze, sodann die Promulgation derselben f ü r d i e Slaven 11. s. W. gefolgert

V).

Sorriit besteht d a s Wlteste russische E r b r e c h t nach Roschdest- w e n s k y s Ansicht a u s n c a n d i n a v i s c h - b y a a n t i n i - s C h e rn Recht. H ä t t e d e r geistreiche und tiefe Eduard G a n s um diesen U r s p r u n g des altesten russischen E r b - rechts gewusst: s o w i r e e s natürlicherweise auch in d e n K r e i s seiner gelehrten Erörterungen gefallen, und würde e i n Ijenkinal dessen sein, wras ein grosser Geist auch a u f einem kaurn u r b a r gemachten Boden z u schaffen vermag. E r a b e r g i n g von dem Gedanken a u s , d a s s d a s Recht eines V o l k e s nicht von Aussen h e r a n die- s e s herantrete, s o n d r r n ein Ausdruck seines innersten W e s e n s sei. D a h e r hiitte e r auch wo1 schwerlich den Urquell d e s russischen Erbrechtes in den1 b y z a n t i n i

-

3) HuI~oA~Z~ Eiapa~aii~s, Hc~opiri rocyaapc~ea Pocciiic~aro.

f i ~ ~ a a i e ~ ~ o p o e

,

mnpasnenrioe. Cam~ne~ep6yprs 181 8. Band I.

Seite 237 11. 238.

I"

(12)

h e n und s c a n d i n a v i S C h e n gesucht,

-

und leider raffte ihn der T o d fort, e h e e r in seinen ~vissenschaftlichari 'L;ntersuchungen dern slavischen Erbrechte sich zuge- w a n d t hatte 4). Roschdestwensky lRsst die rttssischen s l a v e n v o r d e r Ankunft d e r MTaräger nach i h r e r RechtsSitte leben, und niriitiit demohngeachtet an, d a s s s i e sofort diese g e g e n d a s scandiitavische E r b r e c h t vertauschten. W i e i s t iiieses rnit dern Umstande, d a s s d i e slavische Giitterlehre durch die Ankunft d e r W a - r ä g e r r) i C h t die ni i n d e s t e Umgestaltung erleidet, z u v e r e i n b a r e n ? Sollten die Slaven einerseits s o s t a r r gegen den fremden Einfluss, andrerseits a b e r wieder- u m s o nachgiebig i n dern W a h r e n nationaler Inter- essen gegenüber den W a r ä g e r n gewesen s e i n ? - w a s g e w i s s n i c h t anzunehriien ist, wenn riian erwägt, w i e t h e u e r einem V o l k e die durch J a h r h u n d e r t e geheiligte Rechtssitte, w i e so i n n i g d a s Band zwischen Rrcht und Religion, besonders bei V ö l k e r n , die noch ztiif

d e r S t u f e patriarchalischer Zustände v e r h a r r e n , ist.

Sollten sich d e n n f e r n e r g a r k e i n e Spuren von jenem scandinavischen E r b r e c h t e erhalten haben, und sollten s i e von g a r keinem Einflusse a u f d i e Rechtsbildung bei den darnach lebenden russischen Slaven gewesen s e i n ? W e d e r handeln darüber Nestors Annalen, noch zeugen f ü r d a s Restandenhaben erbrechtlicher Gesetze z u r Zeit der Gründung Russlands die ersten, in der vollständigeren P r a w d a von 1113 enthaltenen erbrecht-

4) Dr. Edaard Gans. Das Erbrecht in weltgeschichtticher E ~ i t - wickslung. 4 Bände. Bei.iin, Stultgart und Tübingen 1824-35.

(13)

]ichen Bestin~niungen, die durch ihre Einfachheit i h r e

~ n t w i c k e l u n g s s t u f e darthun. Ehen s o räthselhaft bleibt e s , wie das in dein np&ripas Y ~ ~ O C O S enthaltene, und dem rärnischen Erbrechte fast gänzlich Rhnliche und ~ o l l k o i n r n e n abgeschlossene Erbrechtssysteni s o k a r g e Früchte, - das Erbrecht der Prawda von 1113,

-

hat tragen können. Auch i s t der testamentarischen Erbfolge, die iin 1 7 p l ~ c c ~ o s v o ' p s auf eincr hohen Ent- wickelungsstufe steht, noch gar nicht in jener Prawda

' gedacht.

-

Allein noch eines anderen Gegners des volksthüin- Iichen Ursprungs des russischen Rechtes überhaupt habe ich z u erwähnen, e h e ich z u r eigentlichen Erörterung nteines T h e m a s iihergehe. Prof. Pogodin nämlich h a t i n seinem neuesten geschichtlichen W e r k e auch dem ältesten russischen Rechte seine Aufmerksamkeit zu- gewandt, aber n U r wie e s scheint, um e s als rein scan- dinavisches hinznstellen. Als eins der Hauptargumente für den scandinavischen Ursprung des russischen Rechts sieht d e r Verfasser den Ausdruck a n , mit den1 zu- nnchst d a s russische Recht in den Vertragen der Gross- fürsten Olegs und Igors mit deri Griechen e ) , sodann

5) M. I i o r o ~ u a n $iac&do~asiri, a a m q a ~ i n n nersia o Pyc- ctioü EICTOPIN, N ~ J ~ I I R ~ I I I F i ~ u e p a ~ o p c r a m M o c x o ~ c ~ u ~ a Obure-

CTBOM5 ~ ~ C T O P ~ H I1 Apesnoc~eH ~ o c c i ü c ~ n x ~ 111. T o ~ a . M o c I < ~ ~ 1846.

6 ) Tobien. Sarnmlulig kritisch bearbeiteter Quellen der Geschichte des russischen Rechts Band I. Synopsis der Fiiedensverhage der Russen mit den Griechen vom Jahre 911 U. 945 nacir Christi Geburt.

(14)

die erste Rechtsquelle für Itusslnnd

,

die Hlteste P r a w d a bezeichnet wird 8 ) . D i e P r a w d a heisst

s i s ch s ~ g t Pogodin

,

weit sie dern russischen Volksstalnine angehört,

-

den Rusaeii

-,

weictie sich a u c h sofort in der ersten Zeile d e s Gesetzes von den Eingeborenen durch die W o r t e „ecan 6 y ~ e ~ % Pycn~i.a, C n o s e ~ n ~ q , " etc. iintqrscheiden,

-

den Russen, welche i n den Friedensverträgen C l e g s und Tgors r i i i ~ den Griechen von sich sngten ,,inai O T p o A a ~ P y c c -

~ a r o " ,

-

den Hussen f e r n e r , d i c in diesen V e i - trägen Bedingungen festsetzen, welche rnit den Be- stimnlungen der russischen P r a w d a vollkoriimen üher- einstimmen, und welche von ihnen als den* russi- schen Rechte geniffss ,,no saKony P y c c r r o m y ~ ah- g e f a s s t , bezeichnet w e r d e n ,

-

endlich denselben R u s s e n , z u denen die Slaven üI>ers Meer zogen, um s i e a l s Herrscher z u berufen O). Als Entgegnung auf diesen Beweis, will ich den Verfasser nur a n die Stelle der von ihn1 ntit Hecht so hoch geschatzten Nes- torschen Chronik erinnern, in welcher e s heisst, d a s s

.c.on den 3 Fürsten a u s derri Stairitne der W R ~ ~ ~ C P - H U R -

Olegs Tractat. Art. IV. P. 1. uiid Igors Traatat. Art. XIII. P. 1. „no saxoriy P y c b c ~ ~ o n y " Seite 29.

7) Cobieii. Saiiiinluug etc. Syiio)sis der I1rawda iii iltwil ver- scliieileniin Geslaltungen Seite 37. IIpaqqa Pocbci:arr, Prawda Roskaja, Russisclies Recht.

8) M. IIoro+qsiii~~. Racna~oeanin etc, Baut! W . Seite 3 5 9 , 360 U. 363.

9) Ebendaselbst, Seite 359 ri. 360.

(15)

W, die Benennung ,,Yyccrcaa semnrr (riissisches Land,

~ ~ ~herrühre ~ ~' O ) . ]I n dem Vertrage Igors niit den ~ ~ d ) kornnrt aherntals Pycbcrraa semrli vor *I).

W e n n das Slavenland, nach welchen1 die Wariiger- Russen sich übergesiedelt hatten, nach diesen Y y C -

c ~ a a s e m r r r , russische^ L a n d , R u s s l a n d , benannt werden konnte, SO mochte 'denn wo1 auch d a s bei d e n filaven bisher üblich gewesene Recht nlit den1 N a m e n , r i i s s i s c h e s R e c h t , s a ~ c o a . a P y c c r c i i i , I l p a e ~ a P o c b n a n oder P y c c n a r r be- legt werden, ohne dass e s dadurch aufhörte s 1 a V i

-

s C h e s zu sein. Auch scheint e s fast, als wider- spräche sich Pogodin i n seiner Argunientation

,

d e n n einmal '") lWsst e r den Ausdruck P y c n i r s ( R u s s e ) in der ältesten Prawda den scandinavischen Einwanderer, im Gegensatze des Eingeborenen, d e s C a o ~ e a n m . a (Slave), also wo1 aller Slaven bezeichnen; a n einer Rn- deren S t e l l e x 3 ) aber heisst nur speciell der Nowgoroder C a o ~ e a n a s . P Y c n ~ s i s t wo1 die generelle Benen- nung für alle Unterthanen des Grossfiirsten

,

C n o a e

-

10) IIo.aaoe cdpariie Pyccxevb ~zironeceiir, ~ a ~ a i n t o e no &I-

corra6me~y noßenaeiio A p x e o r p a ~ u ~ e c ~ o ~ , Kom~uccieta T. I. A a ~ p e r r

~ i e e c r a r Aa~onuca. Seite 9 : ,,()T% T%XB 11p03~acn P y c c ~ a x 3 e ~ n n < <

etc. etc.

11) Tobien. Satnmlung etc Band I. Synopsis der Briedensver- träge mit den Griechen. Igors Tiactat Einleitung. Saite 20 „OT%

ocaxa Knnaeii P ~ C & C I < U X ~ n oTa Bcax5 xroniu 3 e ~ a u Pycbcrin. ' 12) Siehe die Note 9.

13) M. ~ o r o ~ ~ ~ i i - b . ~ kfacrr;aoßa~ir etc. Band 111. Seite 366.

(16)

H H H n die specielle f ü r d i e N o w g o r o d e r , u m g l e i c h s a m z u bezeichnen, dass a u c h l e t z t e r e d e m G e s e t z e unter-

\vorfen g e w e s e n seien. W e n n d e r V e r f a s s e r o b e n , a l s B e l e g f ü r d e n s c a n d i n a v i s c h e n U r s p r u n g d e s russi.

sehen R e c h t s d e n U m s t a n d a n f ü h r t e , d a s s J g o r s u n d OIPgs Gesandten beiin Abschliessen d e r erwä1.rnten F r i e d e n s v e r t r ä g e m i t d e n G r i e c h e n v o n s i c h s a g t e n , w i r vom G e s c h l e c h t e d e r R u s s e n („mbi O T p o ~ a ~ Pyc- cnaro") u n d d a r a u f n u r d i e i i n z w e i f e l h a f t s c a n d i n a v i - s c h e n N a m e n aufziihlt ( K a r l

,

F a r l a f , I n g i a l d , H u l a f , Ruald, F a s t , T r i i b i ö r n , I w o r u n d d e r g l e i c h e n ) : so hHtte e r wo1 d e r V o l l s t ä n d i g k e i t w e g e n d i e N e n n u n g d e r iibrigen n i c h t m i t , , d e r g l e i c h e n " u m g e h e n d ü r f e n , z u n i a l diiriinter N a m e n a c h t s l a v i s c h e n U r s p r u n g s w i e Be.4bmyapvb 14) s i c h befinden '&). 1)ass noch irn X I V . J a h r h u n d e r t e d e n i S t a t t h a l t e r u n d T a u s e n d r n a n n (nocafi-

H E K S Ei T H C R ~ K ~ ~ ) v o n N o w g o r o d d i e J n s t r u c t i o n er- theilt m i r d , n a c h r u s s i s c h e r S i t t e (no Y y c c ~ o m y 06b1- s a m ) zii richten, d i e n t den1 V e r f a s s e r a u c h z u r B e s t ä - t i g u n g s e i n e r o h e n a n g e f ü h r t e n A n s i c h t 16); obgleich g a r n i c h t b e w i e s e n w i r d , w i e e s überh;rupt miiglich w a r , d a s s n a c h w e n i g s t e n s 450 J a h r e n s e i t d e r E i n - w a n d e r u n g d e r W a r ä g e r d a s R e w u s s t s e i n d e s G e g e n -

1 4 ) Znsan~inengoset~t aus „ s e a i & ' < gross und

,,

~y ~p br&"

weise.

15) Tubien, Sainrnlung etc. Baud I. Sqiiopsis der ~risdeus- ertrage der Russen init deu Criecheii. Olegs Tractat. Einleitung. Seite

17 uiid lgors Yertrag. Einleitung. Seite 18.

16) M. noronifeb. I13cxc,qona~in etc. Band 111 Seite 360.

(17)

Satzes zwischen der einheimischen und fremden Hechts- im Volke noch so rege sein konnte, dass dieses eine Grenzscheide zwischen beiden zu ziehen ver- Inocht hgtte. Bei einer \orurtheilsfreien Heprüfung der bisher erwähnten, von Pogodin für seine Ansicht angeführten Gründe stellt sich folgendes ltesultat her- aus. D a s Land der Slaven erhielt nach der Einlvan- derung der W a r ä g e r den Narrten Riissland ( P ~ c c t c a a

~ ~ M J J I ) , das daselbst übliche Recht hiess natürlicher-

1

weise eutweder P y c c n i ü o b a x n a i i , oder P y e c ~ i i i

I I s a K o I i . a , oder endlich P y c c r a n u p a s d a ; die Un-

terthanen dieses Landes nannten sich PYCNHT,; Frern- den gegenüber ( r w ~ u , MM) OT% p o d a P y c c ~ a r o , und wollte riian Einwohner eines besonderen Landesdis- trictes bezeichnen : so mochte man ihnen specielle 8 e - nennungen geben,

-

etwa C a o s e ~ e den N ~ w g o r o d e r n , lionriite den Kijewern

,

C - k ~ e p n ~ e den Bewohnern Tschernigowsl'), Nachdem nun Pogodin das iilteste.

russische Recht als rein scandinavisches hingestellt hat,

-

sich noch den ferneren Beweis dafür a u s den Hestinimungen der Wltesten Rechtsquellen selbst vor- behaltend, den jedoch, wie den bisher geführten, lei- der der Vorwurf einer vorgefassten Meinung fiir das Scandittaventhum trifft, welche den Verfasser nicht die Möglichkeit einsehen liess, dass bei stwei verschie- denen Völkern, die auf einer wesentlich gleichen Ent- wickelungstufe stehen, sich manche liechtssitte (wie

17) BI. ~ O ~ O A U H S . Micdilj~oßanin elc. Band 111. Seite 366 und 367.

(18)

BIutrache, Volksgericht,

-

Zwiilfniannergericht) ohne Zuthun des anderen auf eine der Hauptsache nach gleiche W e i s e bilden können,

-

tritt e r gegen Ka- ramsins Ausspruch auf, dass e s unwahrscheinlich sei, dass Jaroslaw gar keine Erhrechtsgesetze, die s o wich- tig und seltjst nuthwendig für die bürgerliche Gesell- schaft sind, gegeben h ~ h e n sollte; da doch schon z u OIegs Zeit erhrechtliche Bestimmungen vorhanden waren In).

Geht man von Karamsins und Pogodins Voraussetzung, dmss das russische Recht scandinavischen Ursprungs sei, aus : s o erscheint Karamsins Zweifel gang begrün- det; und man begreift wahrlich nicht, wie Yogodin zugleich E w e r s ErklWrung ' 9 ) gegen Karamsin hei- pflichten, und an einer anderen Stelle Strinnholm citi- ren konnte l o ) . Letzterer s a g t nRmlich, dass noch z u r Zeit des scandinavisohen Heidenthums ein gewisser W i g h e r S p a die, durch Ueberlieferung überkonimenen scandinavischen Rechtssätzc. gesammelt habe, und dass diese Compiiation nach ihrem Urheber: W i g h e r s F l o k a r benannt worden sei. Eine Rhnliche Sammlung soll ein Heide Lunibar, Statthalter von Westgothland, entweder im 'lten, oder 91en, oder sogar erst im loten

48) M. n[omdw~a. Macn~dorianirr etc. Band 111. Seite 37 f . 19) Ebendaselbst Seite 371 und 372, und Ewers. Das älteste Ilecht der Russen in seiiier geschichtlichen Entwickelung. Dorpat und Ilaniburg 1826. Seite 260.

20) M. Iioroduri~. H B C A B ~ O B ~ H ~ U etc. Rand 111. Seite 361.

A. M. Striiinholm. Wikingssiige, Staatm~erfassung nnd Sitten der alten Scandinavier. Mainbnrg 3 839

-

4 1 . 2 Bände.

(19)

Jahrliiinderte veranstaltet haben. Aus ersterer ging.

d a s UFlandzlagh, a u s letzterer d a s Wäst-Ciötha-Lagh hervor. Ist demnach wo1 anzunehmen, dass d a s Erb- recht in jenen Gesetzen nicht vertreten gewesen sei;

d a d a s innerste W e s e n der Scaridinavier von jeher das Gepriige der Individualität,

-

Grundbedingung und Hebel aller Selbstständigkeit und Unabhängigkeit, j a selbst jeder T r e n n u n g von einer urspriinglichen Fa- miliengerneinschaft, wie s i e uns die slavischen Stäinrne in der ersten Zeit i h r e r staatlichen Vereinigung dar- bieten, und daher auch Veranlassung zum Erbrecht

.-,

an sich getragen hat.? Auch sehen wir das scandi- navische Erbrecht auf einer hohen Entwickelungsstufe z u einer Z e i t , W O d a s russische s o eben e r s t sich z u bilden begann, und nur diirftige Hestinan~ungen aufzu- weisen vermochte "), was gewiss RUCII fiir das holte Atter des scandinavischen Erbrechts spricht. Und doch kannte das, i n den beiden ersten Prawdas nie- dergeschriebene russische Recht, das ja nach Pogodin

21) Dieses n8ürde besonders deutlich bei einer i'ergleichung der russischen Erbrechtsgesetze nach der vollständig~len Prawda von 11 13 mit den erbrechtlichen Bestimmungen der scandinavisaheti Gesetzbilcher, die zum TIieil viel älter, zoni Tlieil jünger a l s jenes erste russische Erbrechtsgesetz sind, hervortreteii. Unter den scandhavisehen Gesetz- büchern meine ich etwa : die isländisclie Gragis

,

das norwegische liagen- Adelsteens- Gesetz, das Jonsbok nnd das Gulalliings

-

Gesetz,

das dänische Jüdske LoWuog und das schwedische Z~plaiidnlagli und M7ast-Güthalagh. Tetgleiclle Dr. Eduard Gans : Das Erbrecht in arelt- geschichtlieher Eiitwickelung. Stuttgart U. Tiibingeii 1835, Baud Scandinavisßhes Recht. Seite $58 -694.

(20)

rein scandinavisches w a r , k e i n E r b r e c h t ! W e n n icli auch eigentlich Pogodin f ü r d i e Schonung, d i e e r derri altesren russischen E r b r e c h t e d u r c h d i e Quasieiitanci- pation desselben von d ~ r n allüberströmenden Einflusse des Scandinaventhums h a t angedeihen lassen, z u D a n k verpflichtet sein m ü s s t e , und d a h e r mich n e u t r a l z u s e i n e n Angriffen g e g e n d e n slavischen Urspriing d e s gesamniten ü b r i g e n russischen R e c h t s h ä t t e verhalten sollen: s o trieben mich a n d r e r s e i t s sowol d i e U e b e r - Zeugung, d a s s d a s B a n d , w e l c h e s d i e verschiedenen Aeusserungen d e r R e c h t s i d e e bei eineni V o l k e vcr- knüpft, e i n s o i n n i g e s ist, d a s s d i e V e r l e t z u n g e i n e r derselben a u c h auf d i e a n d e r e n ziirückwirken rnüsse, a l s a u c h d e r W u n s c h , mich g e g e n d e n V o r w u r f d e r Einseitigkeit u n d Parteilichkeit z u schützen, w i e e n d - lich d i e A c h t u n g s e l h s t v o r d e r Autorität d e s Vcrfas- s e r s , z u r Beriicksichtigung d e r v o n i h m aufgestellten H y p o t h e s e n an.

D u r c h d i e s e vorläufige Repriifung j e n e r Ansichten, will ich d u r c h a u s n i c h t dieselben s c h o n widerlegt h a b e n ; s o n d e r n n u r d e r M e i n u n g , als o b d a s r u s s i s c h e Erb- r e c h t a u s f r e m d e n Rechten entsprossen sei, d i e a n d e r e B e h a u p t u n g , d a s s e s i n nationaletri Hoden w u r z e l e , z u v ö r d e r s t n u r n e 11 t r a l i s i r e n d entgegengestellt haben. D i e Aufgabe dieses V e r s u c h e s wird e s d a h e r s e i n , d e n n i c h t volksthümlichen Ursprting d e s r u s s i - s c h e n E r b r e c h t e s a l s u n h a l t b a r darzulegen.

I n dern Entwickelungsg-ange d e s R e c h t s in Russ- land sind 2 Hauptperioden n i c h t z u v e r k e n n e n , d i e scharf von e i n a n d e r g e s c h i e d e n , z w e i eigenthiirnliche

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Richtungen zeigen. n i e erste tragt das reitle Gcyrige iingestiirier R'ationalitiit an sich ; in der anderen er- scheint das ursl,riingliche Colorit in den Aeusseriingen des ~ ~ I k s t h ü n i l i c h e n Fiechtslebens weniger lebhaft.

Noch rnehr als in ~ n d e r e n Rechtstheilen tritt dieser Uiiierschied irn E r b r e C h t e hervor. Die Grenze dieser Verschiedenheit wird durch die Promulgation des Ce- sctzhuchrs des Zaren -4lexei hlicliailowitsch (yaonce~ie) bestirnrnt; da in diesen1 das alte Prinzip, auf welchem das russische Recht überhaupt, uird besonders (las E r b

-

r e c h t bis dahin her~ihte

,

wesentliche Veriinderungen erlitt, den niichtigen Umschwung verkündigend, der sich bald in der

Umgestaltung

der ganzen bürgerlichen Gesellschaft durch den grossen Reforniator arn Anfange des

XVIII.

Jahrhunderts zeigte, und sclion unter dem Vater desselben, der11 Urheber jenes Gesetzbuches, we- nigstens auf deln R e C h t s

g

e b i e t e begann. llas ältere Recht hört somit hier auf, um dein neiieren,. dessen fernere Entwickelung ich rnir für eine aridere Gelegen- heit vorbehalte, das Feld zu räunlen. Auch weisst schon das Reichsgesetzbuch von 1832, dessen Quellen bis auf das J a h r 1649 hiniiufsteigen, dieser Ahhand- Iiing, deren Zweck die Beleuchtung der alteren russi- schen Erbrechtsgrundsätze i s t , die Grenze an. Sie ist das J a h r 1649.

-

(22)

E I N L E I T U N G .

w u r d e das Erbrecht, als Haupthestandtheil des Privatsachenrechtcs, sowohl anf drr Idee der Familie, als auch auf der (IPY Verrnogens beruhend bezeichnet:

so wurde zugleich hierntit die Nothwendigkeit gesetzt, zur v d l s t ä n t ~ i ~ e r e n Darstellung der Entwickelung des riissischen Erbrechts, auf das Wesen der iirsprünglichen slaviscften Fainilie und der diesem entsprechenden Be- griffe der Slaven über Verrniigen niiher einzugehen.

Der Begriff der slavischen Familie hat ein ganz eigen- thümliches GeprAge, das wir weder im Orient, noch auf dern classischen Boden Griechenlands lind Roms finden.

Im

Orient gewinnt die Fainilie erst in der Religion ihren Lebenshauch, in Griechenland und Rom rankt sie an dein Staate enipor; in der slavischen Welt aber findet sie in s i C

h

s e l b e r ihre Nahrung, sie trägt und hilt sich gleichsam selbst, und entwickelt allrnählich erst aus sich die bürgerliche Gesellschaft, den Staat und die.aiitocratische

Gewalt.

Ausserdern hat in keinern der slavischen Stäirirne so lange der Be- griff der Familie in seiner Ursprünglichkeit sich erhal- ten, als gerade hei den russischen Slaven; denn in den iihrigen slavischen Ländern, namentlich in Bohmen

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sind f'ohlen s e h e n w i r d i e G r u n d z ü g e d i e s e r inriigeir F a m i l i e n e i n h e i t d u r c h Nachaliriiung d e r Deiitschcn u n d E i n b ü r g e r u n g allgenieiner GrundsCtze

,

h e s o n d e r s i n d e r F o r m r ö n i i s c h r r L e h r e n , n u r z u bald sich ver- wischen. D a d u r c h e r s c h e i n t a b e r n o c h g a r n i c h t K-eutz's A n s i c h t a a ) , a l s ob es g e w a g t s e i , v o n historisch g e - w i s s e n S i t t e n lind G e w o h n h e i t e n stamrriverwandter S l a v e n a u f ä h n l i c h e b e i den r u s s i s c h e n z u s c h l i e s s e n , i n ihren1 g a n z e n Urrcfange b e g r ü n d e t z u sein. E s h i e s s e g e r a d e z u d e n E n t w i c k e l u n g s g a n g stainnlverwaiidter Viilker i n i h r e r gegenseitigen B e z i e h u n g v e r k e n n e n , falls niau ohigen S a t z a u c h a u f d i e e r s t e P h a s e d e r E n t w i c k e l u n g i h r e r gesellschaftlichen ZustÄnrle bezie- hen würde, wo f r e m d e r Einfluss \ool s c h w e r l i c h a n z u - n e h m e n ist. D a h e r w e r d e ich a u c h da, w o d i e speciell e i n h e i m i s c h e n Quellen v e r s i e g e n , w e n i g s t e n s i n d e r e r s t c n Z e i t d e r E n t f a l t u n g d e s russisch

-

slavischen Itechtslebens, niich a u f d i e allgemein s l a ~ i s c h e n z u berufen n i c h t A n s t a n d nehmen.

I s t e s w a h r , d a s s i n d e r S p r a c h e e i n e s V o l k e s s i c h d e s s e n l ä n g e r e u n d a l l g e m e i n e r e E r f a h r u n g u n d d i e ~ o l k s t h ü m l i c h e U e b e r z e u g u n g abspiegelt: s o ist hier- m i t i n d e r riissischen V o l k s s p r a c h e e i n s c h l a g e n d e r B e w e i s fiir d a s ursprüngliche B e s t a n d e n h a h e n e i n e r i n n i g e r e n u n d ' Iiinger d a u e r n d e r e n Farnilieneinheit in R u s s l a n d , a l s i n d e n nieisten L ä n d e r n gegeben. S o

22) Alexencier V, Reutz. Versuch über die geschichtliclio Ausbil- dung der russischen Staats - und Rechts -Verfassniig. Mitau 1829.

Einleitung, Seite 7.

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t)erichtet u n t e r Andcrenr K<awelin i n s e i n e r interessiinten S c h r i f t 23), d a s s d e r r u s s i s c h e Hauer n o c h bis a u f d e n h e u t i g e n T a g s e i n e B e z i e h u n g e n z u s e i n e s Gleichen,

Y O w i e zii s e i n e n ~ o r ~ e s h t z t e n d u r c h V e r a n d t - s C h a f t s h e g r i f f e bezeichnet. W e n n d i e s e S i t t e aiicll niit j e d e m J a h r e iinrner m e h r u n d n i e h r s c h w i n d e t u n d b e w u s s t l o s irn V o l k e fortlebt, fiihrt d e r V e r f a s s e r f o r t : s o i s t s i e jedenfalls e i n B e w e i s , w i e tief d e r Hegriff' d e r F a n i i l i e n e i n h e i t b e i d e n S l e v e n g e w u r z e l t h a t . F i i r J e d e r r i i a n n n , d r r ein O h r f ü r iihnliche Kliinge h a t , is; s i e e i n bedeiituiigsvoller N a c h h a l l e i n c r l ä n g s t v e r k l u n g e n e n patriarchalisch i n n i g e n F a m i l i e n g e m e i n - Schaft,

-

e i n w e r t h v o l l e s V e r m ä c h t n i s s a u s d e r V o r z e i t Riisslands. W a r e ü b e r h a u p t n u r d e r S c h l e i e r , m i t dem s o m a n c h e e h r w ü r d i g e S i t t e d e s r u s s i s c h e n TJand- v o l k s v e r h ü l l t i s t , l e i c h t e r z u l ü f t e n : s o fanden w i r g e w i s s n o c h n i c h t g a n z v e r w i s c h t e S p u r e n j e n e r u r - s p r ü n g l i c h e n N a i v i t ä t , d i e w i r n u r d u r c h A b s t r a c t i o n v o n d e r G e g e n w a r t u n d d e r V e r s e t z u n g i n d i e s t a a t - l i c h e J i i g e n d z e i t R i i s s l a n d s z u entziffern vernrögen

,

und d i e u n s m e h r ü b e r z e u g e n w ü r d e , a l s d a s ver- blichene P e r g a m e n t d e r C h r o n i k e n . A u c h w e i s s t d i e V o r z e i t v e r w a n d t e r s ~ a v i s c h e c Stärilme a u f e i n e Alinliche I n n i g k e i t d e r Farnilienbande hin. S o schil-

23) l3xnna.a Ha ropu~iisecrciCi LIT TU apeßrieii Poccirr, abge- druckt in der Zeitschrift : Coep,emeunnr;a, No. I. Janiiarlicft 1847.

Ein sehr aerthvoller A u f s a t z , in welchem zuerst und nach allen Sei- teil hin der Eiufluss des GruudsatEes der Einheit der Familienglieder bei tleu russischen Slaven ausgeführt a i i d .

(25)

dert iins der Verfasser des Volksliedes übei die Gerichtssitzung der böhmischen Libussn,

-

einer Quelle des böhmischen Gewohnheitsrechts

-,

den Erb- streit unter 2 Brüderri, worüber er in dichterischer Begeisterung die Moldau aufbrausen und die Schwalbe auf deni Wyssograd trauern lässta4). Wie heilig und unantastbar erscheinen in diesem Volksliede die Falni- lienhandedadurch, dass die N a t u r sich gegcn die ge- waltsanie Trennung derselben ernpört! Beweist nicht endlieh die strenge Pflicht der Verwandten zur Blut- rache und das Schweigen der Rltesten Rechtsquellen über Erbschaft und Erbtheilung bis ins XII. Jahrhan- dert hinein, dass die Slaven die Familicnbande mit einergrösseren Innigkeit auffassten, als andere Völker auf einer gleichen Culturstufe? Trotz mehrfacher Ein- wHnde Macieiowskisaa) muss ich doch auf des kriti- schen Ewers ' J 6 ) Beweis für jene innige Familieneinheit unter den Slaven und Croaten hinweisen, welche bis jetzt zu ein treues Bild patriarchalischer Zustiinde,

1 4 ) Kbnighofer Handschrift. Kralodworsky rulopis. PrPg 1829.

Seite 136, herausgegeben von Prof. Swoboda, und Geschichtliche Dar- stellung der Erbfolg*recbte ciri Slaven von Joseph Hube, ins Deut-

7 I

sche ubersetst von Joh. Const. Zupanski Posen 1836. Seite 17.

25) Weuzel Alexander DIacieiour~ki Slavische Rerhtsgesctiichte, übersetzt von Buss und Nawroelri. Ilter Theil. Stuttgart und 1,eipzig 1836. Seite 240-242.

2 6 ) Ewers. Das älteste Recht der Riissen. Seite 262 uii~t 463, und J. von Csapluvics : Slavonien und zuni Theil Croatien, Theil 1.

Pesth 1819. Seite 105-107.

2

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auf tletwii die iirsl)riingli&e s l a v i s c h ~ Faitiilic I)eriiIil~, aus dem Drange der Zeit gerettet haben. Ilas Ge- nagte wird hinreichen, uin die Schilderung der slavi- gchen F ~ n ~ i t i e n e i n h e i t nicht für eine Chirnaire oder fiir einen Traum gelten zu lassen! Auch war dies jn bei allen VDlkern die erste Stufe der E n t ~ \ i c k e l ~ n g ihrer gesellschaftlichen Zi~stAnde, welche allmihlig die Grundlage staatlicher Vereine wurden; nur dass die slavische Nationalität der Familie ein noch intensiveres Colorit g ~ h , eine tiefere Auffassung derselben erfor- derte, und iiber die eigentliche stantliclie Kindheit hinaus die durch die Natur erzeugten Fainilienzi~ständ~

walten liess. n a h e r ist es auch erklärlich, dass die meisten slavischen Vüiker noch in vollkomniener IJr- s~wünglichkeit der Sitte und des Rechts verharren, und in einer Art vorbereitender Geschichte zu einer Zeit befangen sein konnten, wo die romanischen und die gerinanisclien irn weiteren Sinne des Worts schon aus- gehildete Staats- lind Rechtsverhältnisse besitzen. Uni dem Einwande, wie gerade vorzüglicl~ bei den r U ssi- s C h e n S 1 a v e n

,

die ja bekanntlich sich in häufiger Re- riihrung niit f r e in d e n Volksstäniinen befunden haben, sich jener volksthümliche Characterziig so lange unver- wischt hat erhalten kiinnen, itriiss hernerkt werden, dass unter den vielen Völkern, die iii tliissland erobernd aufgetreten sind, eigentlich keines daselbst festes Fuss gefasst hatte. Selbst die Mongolen, deren Herr- schaft wir, nach dem Vorgange riiancher Historiker, einen nicht unbedeutenden Einfitiss auf das russische Volk zuzuschreiben gewohnt sind, hausten fern von

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Hnssland, begnügten sich mit Erhebung desl Tribiits ttnd mischten sich, etmJa n u r von russischen Fürsten dazu aufgefordert, i n deren Streitigkeiten als Schieds- richter, ohne jedoch die Religion, Sprache, Sitte und d a s Recht anzutasten. In einem anderen Verhältnisse mussten die Wariiger schon durch i h r e Berufung nach Russland z u den russischen Slaven stehen. Aber auch j e n e mochten a n d e r iirsprünglichen Fan~ilieneinheit

d e r Slaven e i n e Klippe finden, a n der wo1 s o mancher V e r s u c h , diesen i h r e Nationnlitiit aufzu~)rGgen, eer- schellte. \%'ie wäre e s denn auch sonst erklärlich, dass selhst bei einer genaucren Prüfung d e r iiltesten russi- schen Rechtsdenkmaler, kein Element sich als e n t - s c h i e d e n s c a n d i n a v i s c h e n U r s p r u n g s heraue- stellt. Daher konnten ~ u c h nur die, welche niit einer aU- zugrossen Vorliebe für die Wariiger das älteste russische Recht interpretirten, Meinungen, wie ich sie oben an- geführt habe, aufstellen. W e n n somit auch der directe Einfluss des scandinavischen 'Volkselements auf die SIaveri in Abrede gestellt \verden muss: s o ist damit noch nicht die Unmiiglichkeit eines allmiihligen indi- rccten Einjlusses d e r scandinavischen Nationalität atif die Rechtssitte der Slaven ausgesprochen. n a s SCW-

dinavische Element scheint viefrnehr, nachdem d e r Gegensatz zwischen hriden Nntion:ilitiiten seine Schroff- heit abgestreift hatte, in derii slavischen aufgegangen z u s e i n , und mit ihm sich verriiischt z u h a b e n , o h n e d a s s die Keime d e r scandinavischen Nittionalitit un- tergingen. D a s vorwaltende Prinzip d e s scandinavi- schen 'Volkes war die Iiidividu;~litiit, die- sich s o niäch-

2's

(28)

tig in desaeii Freiheitsdrang, Thatetilust, \Vnndcrungs- trieb,

-

übei.linupt in dem Streben iiach Selbststiin- cligkeit und C?'nabhHngigkeit

-,

aussprach. n i e RI- r e s h Geschidite Scandinaviens fiillen daher wilde Kampfe und Haiihziige a u s , welche von den begei- sterten Skalden in den Heldenliedern besitrigen wer- d e n , und welche nicht wenig beitragen inochten, das Selbstgefühl in dem Individuum zu erwecken und in ihm das individuelle Prinzip vor dem der Ge- nieinschaft hervorzuheben. Selbst in ihren Vereinen

alt kriegerischen Unternehrtlungen tritt imtner da5 Prinzip der Individualität hervor, denn sie beruhten auf freier Uebereinkunft der Individuen, auf eineiti Vertrage zwischen Heerführer nnd nienstgefolge. Knro überall tragen die scandinavischen Verhiiltnisse das a e p r ä g e der Individiialität an sich.

-

W i e s o g a n z anders erscheinen die russischen Slaven! I n Ruhe und Frieden lebten s i e in iinge- triihter Faiiiiliengetneinschaft auf deiii heimathlichen R o d e n a T ) , der ergiebig genug w a r , um sie reich- lich z u erniikren l s ) , und daher ihnen nicht wie den Scandinaviern Veranlassung zu Uehersiedelung, Streif

-

und Raubzügen gah. Kei ihnen vermissen

27) Iioa~oe Coopa~ie Pycc~ux'~. A%~onuceii etc. Seite 4

,,XUBBXY KOXAO C'ö CBOAM'I. POAOldS N AB CBONX'I. M$CTT>X%, aia-

AS10Iqe KOXAO POAOMS CBOUM%."

28) Ebendaselbst. Seite 8. Die Stelle der Neatorschen Cbronik, welche die Berufui~g der \tTaräger-Russen enthflt: ,,Wr 3emr Hama

BeaIrxca 11 o~I~,EHu.<'

- .. .

(29)

wir d a h e r a u c h jenen den Scandinaviern eigentIiürii- lichen Grundzug

-

die Individiinlitat, \velche durch K r i e g , häufiges Zusaniiiientreffen riiit f i e m d c n VöI- kern, vereinzelntes Bestehen unter ihnen etc., gefiirderc.

wird. So musste denn iii den riissisch-slavischen Volks- stärnriicn d a s G e n i e i n ~ c h a f t s ~ r i n z i ~ ~ v o r d e r n d e r I n d i V i d 11 a l i t l t überwiegend hervortreten. In dieser, d e n Slaven eigenthürnlichen Faniiliengemeinschnft,

-

d e r W i e g e d e s russisch

-

slavischen Rechtslebens

- ,

iiiusste d a s Individuum i n einen Schlaf versinken, a u s derri cs nur alimählig wieder zurn Selbstbewrisstsein

~ r w a c l i e n konnte. Z w a r s e t z t d i e w a b r e I d e e d e r Familie v o r a u s , d a s s w e d e r d a s Individualitätsmement irn Fnmilienbegriffe unberücksichtigt bleibe, noch d a s s dieses d a s Cenaeinsame zerstöre. I n Russland a b e r s e h e n wir d a s Individuelle unberechtigt, und in d e r Abstraction und Einseitigkeit d e s Gemeinschnftsprinzi- pes d e r Familie aufgehen. S o waltet denn überall iin Rechtsleben d e r Slaven d i e Familiengemeinschaft v o r dem Individuum, und e r s t durch j e n e erhält dieses s e i n e Bedeutung a l s s o l c h e s , und erscheint n u r in s o fern berechtigt, als e s Glied j e n e r ist. H i e r a u s er- k l ä r t sich d e n n auch d e r bis ailf den heutigen T a g hervorstechende Characterzug d e r Hussen,

-

unbe-

g r e n z t e A c h t u n g und L i e b e d e r Faitiilienglieder untei einander. E r findet seine Regründung i n d e r Vorzeit.

-

Auf e i n e , dieser festen und innigen F ~ i n i l i e n g e m e i n - \ schaft entsprechende W e i s e musste s i c h d e n n auch bei

\

den russischen Slaven d e r Begriff d e s E i g e n t h u m s gestalten. Kein Unterschied rwisc,hen , , m e i n < ' und

(30)

'/,,d e i nC4, kein S o n d e r g u t. Alles w a r genieinschaft- liehes Familiengutae). Auch i s t e s natürlicli, d a s s nicht sowol d i e Einzelnen, a l s vielriiehr tlie Faniilien gemeinschaftlich erwerben, besitzen und geniessen,

-

mit eine111 W o r t e zii eigen hahen. I l i c s bringt schon die Geirieinschaftlirlik<.it des I,<,hens xwisclieri I*:liegat- ten, Kindern und den niiohsten Seit<bnverwandtc.n tiiit sich. l l i e Faiiiilie erscheint sortiit aIs C;esammtltei'- sönliclikeit, a l s gerneinsanies S i ~ b j e c t von Rechten aat' dem Gebiete d e s Sachenreclits, w o a l s voruvaltende Erscheinung,

-

Gesanimtbesitz und Cesarnniteigen- thuin

-,

hervortreten. Hieran wird dorcli den T o d d e s einen o d e r anderen F:itniliengliedes nicht d a H M i n d e s t e geändert. Dieselbe Cesamnitpersöalich- k e i t hleibt Inhaberin d e s Vermögens: e s h a t n u r e i n e Consolidirung d e s Hesitzes auf die jetzt verniinderte Gliederzahl d e r Fartiiliengetneinschaft stattgefunden.

E b e n s o wenig iibt die Gehurt eines Familiengliedes Finfluss auf die Gehtnltung tteö Gesanimtbesitzes.

-

~%hald nun a b e r das Individiiuin seiner Persönlichkeit bewrisst zii werden beginnt, und sich von den, diirch d i e Katur t r z ~ i i g t ~ t i

,

und nicht durch die Vernunft vermittelten Handen jener absoluten Familiengeriiein- achaft zii befreien bestrebt, tritt das Sonderrecht d e s Einzelnen an d e r Sacheiiwelt i n dern Maasse h e r v o r ,

29) Chronicon Pnleavae p. 73. Citiuniton Anonymi p. 43. A.

Dobneri monuinenta historica Hnhemiav. Pragae 1764. T. I. uucl Geschichtliche Darst~l1uilg der Erhfolgeieclite der SIaven VOR Joseph Hube. Seite 19.

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81s d i e G e n ~ e i n s c h a f r l i c h k e i t d e s L e h e n s i n eiaeii en", g e r e n K r e i s g e b a n n t w i r d , und d i e r l h s o n d e r u n g d e r Fnmilienglieder v o n d e r bisher b e s t a n d e n e n Familien- genieinschaft zuniriirtit. D a h e r k o n n t e a u c h niir i n d e r e r s t e n P h a s e d e r E n t w i c k e l u n g d e s FamiNenlebens b e i d e n russischen S f a v e n j e n e G ü t e r g e m e i n s c h a f t b e m - h e n ; weil d a s Individuiirn n a c h k e i n e G r e n z s c h e i d e z w i s c h c n s i c h u n d A n d e r e n g e z o g e n h a t t e , weil e i n - f a c h e genleinsarne Z w e c k e niit e i n f a c h e n M i t t e l n v e r - folgt w e r d e n k o n n t e n ,

-

weil endlich e i n e gleichför- m i g e L ~ h e n s w e i s e wesentlich gleichfiirmige Aushif- d o n g d e r individitellen K r i f t e h e r v o r r n f e n iniisste.

U n t e r s o h e w a n d t e n U m s t a n d e n war denn a u c h e i n E r b r e c h t n i c h t d e n k b a r . D i e s e s k o n n t e s i c h n u r rillriinhlig b i l d e n , als d i e iirsittlichen Bande d e r ros- sisch-slavischen F a m i l i e l o c k e r e r wurden, u n d d a s i n - dividuelle P r i n z i p irn 1:aniilienbegriffe m e h r z u sei- netn R e c h t e kam. Deii~gerniiss finden w i r a u c h in d e n ä l t e s t e n , o f l e n h a r f ü r d a s g a n z e r u s s i s c h e V o l k hestinimten R e c h t s d e n k n i a l e r n k e i n e Syitr von E r h - r e c h t s g e s e t z e n , w a s g e w i s s e i n G r u n d melir fiir dir A e c h t h e i t lind d a s h o h e Alter j e n e r Quellen ist. Z \ w r k ö n n t e h i e r d e r E i n w u r f geriiacht w e r d e n , d a s s iii

e i n e r noch i l t e r e n Quelle,

-

deiii T r a c t a t e d r s G r o s s - ffirsten O l e g init d e n Griechen'-, s c h o n e r b r ~ c h t l i c l i e Hestitnmiingen v o r k o i i ~ m e n

,

d i e iinverkennhicr s o g a r a u f d i e S c h e i d u n g z w i s c h e n trst;itiientarischeni iind I n t e s t a t

-

E r b r e c h t hinweisen* 1)ieserii E i n w u r f e i s t n i c h t s c h w e r - z u b e g e g n e n , \ + e n n iuan nrir d a s W e - s e n d e r l e t z t g e n a n n t e n Rechtsqiirlle niihcr inr A u g e

(32)

fasst. Ein Friedensvertrag hat unter anderen Zwecken zunächst d e n , die Stelliing der Bürger i n der F r e r i i d ~ z u s i c h e r n , namentlich sie gegen jegliche Beeirr- trachtigung durch den fremden Staat z u schützen, und ist g e w ö h n l i c t ~ Anrudruck der souverainert Ge- w a l t , die über Krieg und Friedem gebietei

,

wird daher auch nie das Geprlge d ~ r Volkaihürnlictikei~ in dem M a a s s e a n sich haben, wie e s bei eineni, a u s der nationalen Rechtssitte e n t s p r m s e n e n und n u r durch den LandesRerrn sanctionirten u n d aufgezeich- neten Gesetze, wie d i e Prawdn in. ihren verschiede- nen Gestaltungen, d e r Fall sein muss. Ausserden, stand Oleg i n seinern Tractate irrit den Griechen ei- nem

,

in juridischer Reziehung s e h r vorgeschrittenes S t a a t e , auf den sich d e r reiche Schatz classischei Jurisprudenz vererbt hatte, gegeniiber, umd war gleich- sam gewaltsam a u s d e n patriarchalischen Zuständen aeinei Heiniath herausgedrängt, um n u r einigeritiassen seinem Mitcontrahenten die Spitze bieten und s i e b gegen mögliche Ueberiistung und Uebervortheilung sehutzen z u können. In Hyzanz bestand damals in seiner ganzen Ausdehnung d a s Recht des Fiscus auf die Caduca. O l e g , den die Zeitgenossen nicht ohne Grund den W e i s e n (B*a!iii) nannten, hat sich

R I I . C ~ bei d e r Abscbliessung j e n e s Vertrages init dem Griechen als solcher bewahrt: denn das Reeht d e s byzantinischen Fiscus und die Sitte der Griechen kennend, die jeden Freiriden zum ~ A ~ ~ o c p o s stempelnd, diesem die testamentifactio ~ c t i v n und entzog, s a h e r sioh veranlasst, i n ~ ~ i n e m Vertrage das E r b e

(33)

d e r in B y z a n z verstorbenen Russen durch specielle erb- rechtliche Bestirriiiiiingen aii wahren. In diesen finden w i r schon eine Scheidung zwischen Testnrnents- und l n t e s t a t - E r b r e c h t und z w a r z u e i n e r Z e i t , w o nach dein Bisherigen in Russland selbst d a s ßediirfniss nach ~ . r b r e c h t t i c h e n Bestirninungen g a r nicht vorkoitr . rnen k o n n t e , und diese daher auch factisch sich g i i ~

nicht vorfanden. I n der Heirnath, wo der rirssisclit.

81ave in d e r Familie s e i n e W e l t erblickte, und iri ilir und lediglich fiir s i e lebte, k o n n t e , z u j e n e r Z e i t we- n i g s t e n ~ , die l d e e d e s Erbrechts sich k e i n e Geltung verschaffen. Anders jedoch musste e s bei denen sein, welche nach dem iinwirthlichen Byzanz Gliick suchend zogen. I h r L e b e n s z w e c k w ä r e ja vereitelt g e w e s e n , wenn der L o h n i h r e r Mühen bei ihrem T o d e in Ry- z a n z nicht i h r e r Fainilie, sondern dem fremden Fiscmj anheirn gefallen wire. n a h e r Olegs Hestinirnung, d a s s d a s Verniögen eines Russen in Hyzanz, d e r iiber d a s - selbe nicht testamentarisch verfugt h a t i r

,

den l i e b ~ n Niichsten in Russland; irn Fall e i n e r testanientarischen Disposition a b e r , den irn T e s t a m e n t e bezeichneten E r b e n zufallen soll. = O ) . Viele sehen hierin g e r a d e ein Zeugniss f ü r das Bestandenhaben eines Erbrechts i n Russland zu j e n e r Z e i t s c h o n , und z w a r in e i n e r ausgebildeten Forni

,

die bereits gesetzliches uad will- kührliches E r b r e c h t von einander scheidet. Bei ge-

30) Tobieii. Wmnilung etc. Synopsis der Friedensverträge der

Rossen mit den Griechen. Olegs Traotat Seite 37 und 38. Artikel VIII. (X.) P. Z U. 2.

(34)

n a a e r e r P r ü f u n g d e r VeranIassungsgrüncIe z u d i e s e r (auelle und i h r e r F a s s u n g s e l b s t a b e r , e r s c h e i n e n d i e e r w ä h n t e n erhrechtlichen Bestimmungen d e s T r a c t a t e s n u r a l s e i n e s i n g u l a i r e

,

d u r c h d i e d r i n g e n d e n U m - s t ä n d e , g e g e n ü b e r deiii H e c h t e d e s g r i e c h i s c h e n Fiscus, v e r a n l a s s t e M a ~ s s r e g e l , d i e n o c h n i c h t a l s N o r m Z U

g e l t e n vermag. D i e G r i e c h e n l o n d s f a h r e r nätnlirlh s i c h a u f e i n e l s n g e r c Z e i t v o n d e r Heimat11 t r e n n e n d , \baren gleichsam a u s j e n e r ursprünglichen Familiengeniein- s c h a f t g e t r e t e n , h a t t e n d i e Individualitiit a l s i h r P r i n - zip ü b e r d a s d e r F a m i l i e hingestellt; wcshalh d e n n a u c h bei i h n c n s i c h n i c h t n u r d i e M 6 g l i c h k e i t 7 s o n - d e r n s o g a r d i e N o t h w e n d i g k e i t d e s E r b r e c h t s h e r a u s - stellte. A u c h e r s c h e i n t d i e G l i e d e r u n g i n gesetzliches u n d willkührliches E r b r e c h t h i e r n a t ü r l i c h ; d a d i e H u s s e n i n B y z a n z , g e t r e t i n t v o n i h r e n Familienver- binduogen, a l 1 e i n o h n e B e i h i 1 f e d e r G l i e d e r d e r - selben, s i c h i h r G u t e r w a r b e n ; d a h e r a l s o a u c h w i l l - k ii h r l i C h ü b e r ihr G u t z u verfügen berechtigt waren.

A n d e r s w a r es in i h r e r Heirnath, w o d i e F a m i l i e n e i n - h e i t d i e I d e e d e s S o n d e r gii t s n i c h t aiifkornmen fiess.

I)n E r b r e c h t d e n r u s s i s c h e n S l a v e n nicht h e k a n n t w a r ; d u r c h d i e o b w a l t e n d e n V e r h k l t n i s s e a h e r f ü r d i e i n Griechenland s i c h a u f h a l t e n d e n R u s s e n nothweiidig w u r d e : s o m u s s t e cs von Aussen h e r g e n o m m e n w e r - d e n ,

-

e s wiirde ~ i n c n i fremden R e c h t e e n t l e h n t

-,

vielleicht dem g r i e c h i s c h e n , g e g e n d e s s e n u n g e r e c h t e Gsca1iscl)e Anspriiche m a n s o sich a m B e s t e n z u arhiitzen w a h n t e , vielleicht d e m s c a n d i n a v i s c h e n , dao j a O i e g h e k a n n t s e i n musste. W e r d i e E n t r r i c k e l u n g

(35)

e i n e s Keclitu, ~ I Y einen durch d a s innerste W e s e n

h,

e i n e s Volkes bedingten, organischen P r o e r ~ s s a~iffasst, wird d i e erwiahnten Bestiiiirnungen des O l t ~ g s c h c n T r a c t a t e s nur ttls ein Singularrecht a n s e l w n , und ge- wiss nicht st:aiineiid fragen, w i e PS denn nröglicli wHre, d a s s Russland e r s t nach zwei und ein halb J a h r b u n d c r t e n seines poiitischen Restchens die ersten erl>rrchtlichen He- siiiiirriiingen arifzuweisen verinochte. m I I d e e der F a ~ i i i - riengerneinschaft w a r iiiiiner noch die Narrii und h ö r t r dadurch nicht a u f , s i e z u s e i n , d a s s in Iliicksirlit a a f g a n z specielle Verhältnisse, welche die Familienge- nieinschaft für einzelne 1:idividiien f ü r e i n e Zeit l a n g g l e i c h s a n ~ srtspendirt erscheinen f i e s s e n , gewisse Aus- nahmen stattfanden. Ans deriiselben G ~ s i c h t s ~ u n k i e

.

muss auch die Stelle d e s Chronisten, welche den Gross- fürsten Swätoslaw anch für d i e Gefallenen T r i b u t e r - heben lasst, daniit i h r Antheil a n i h r Geschlecht #alle"), beurtheilt werden. W e n n auch hier, w i e in derii Oleg- schen Tractate, vielleicht durch die directe T h e i l n a h m e d e r Fürsten scandinavischen Stairirnes a n dein Entste- hen j e n e r Bestiinmungen, die den Slaven bisher gänz- lich u n b e k a n n t e Herechtigiing d e s Individuunis s c h o n hervortritt: s o weisst a n d r e r s e i t s die R ü c k s i c h t s n a h m ~ im ersten Falle auf die B l ~ i t s v e r w a n d t e n (mwaaie 6rw;h.- BMKN), und in1 zweiten auf d a s Geschlecht (poan), wie- deruin auf d a s eigentlich national slavische Elelnent,

-

d i e I n n i g k e i t d e r Familienbande

-,

zuriick, nnd 31) iio.i~oe C06pa~ie P y c c r a x ~ Ji.8~onucefi ete. Seite 41 ,,PIMallleTb X<& SI 3a ~ 6 b e ~ h l ~ 9 rlarOlII : R K O P O A b er0 B03~e~b."

(36)

28

*

zeigt nur cu deutlich, aaf welcher Grundlage die biir- gerliche Gesellscliaft

iin

ältesten Russland beruhte. -

Sehen wir daher auch auf der ersten Entwickelungs- stufe des russiselien Reehtsiebens nur die e i n e S e i t e doil RegriRs derFarnilie,d~sGeineinschaftsprinziy berechtigt, die andere, das i n d i

V

i du e l l e Nl

Q I ~ I

e n t dagegen, der Regel nach, gänzlich unberücksichtigt : so konnte doch diese, gleichsanl nur durch die Natur

~rschaffene Faniilie , bei dem Fortschreiten der gesell- schaftlichen Zustande nicht mehr lange in ihrer ur*

sittlichen Starrheit verharren, Das Individuelle iiiusute gegen das Gemeinsaine

iin

Familienbegriffe reagiren.

Iliese Reaction zeigt sich in der ~lltirähligen Gestal- tung des Erbrechts, bei dessen 1)arstellung die eiii- zelnen Abschnitte sicb von selbst aus den Entwicke- luagsstufen der Individualität in

derii

Rechtsleben der.

Russen heraus stellen werden.

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