Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 15|
13. April 2012 A 771L
ange Zeit konnte man davon ausgehen, dass man auf Auk- tionen Kunstwerke günstiger erwer- ben konnte als im Galerienhandel auf Kunstmessen. Doch diese fest- stehende Maxime ist in letzter Zeit ins Wanken geraten. Bereits vor ei- nem Jahr konnten aufmerksame Be- obachter feststellen, dass Arbeiten renommierter Künstler, die auf der Art Karlsruhe nicht verkauft wor- den waren, wenig später zu einem deutlich höheren Preis auf Auktio- nen neue Besitzer fanden. Was ist die Ursache für die zunehmend hö- heren Erlöse im Auktionshandel?Zum einen hat sich hier die Käufer- struktur grundlegend geändert.
Während früher vorwiegend die Händler im Auktionssaal unter sich waren, bestimmen heutzutage ein- deutig Privatsammler das Auktions- geschehen. Letztere sind risikobe- reiter, da sie nicht wie jene bereits einen möglichen Weiterverkauf mit entsprechendem Aufschlag einkal- kulieren müssen. Zum anderen sind die von den Auktionshäusern auf
den Zuschlagpreis erhobenen Ge- bühren deutlich gestiegen und lie- gen mittlerweile meist bei 30 Pro- zent. Möglicherweise haben sich diese Tatsachen auch auf der dies- jährigen 9. Art Karlsruhe herumge- sprochen und haben zum Erfolg der Messe beigetragen, jedenfalls wa- ren nach Auskunft der Messeleitung 80 Prozent der Aussteller mit ihrem Geschäft zufrieden.
Dies betraf nicht nur Galerien wie Hentze & Ketterer, Wichtrach/
Bern, die mit ihrem Angebot an klassischer Moderne bestens punk-
ten konnten, sondern auch Galerien mit etablierter zeitgenössischer Kunst. Die Galerie Schlichtenmai- er, Stuttgart, freute sich über das große Interesse an Werken von Emil Schumacher, Horst Antes, K.
O. Götz, Georg Karl Pfahler, Erich Hauser und Jürgen Brodwolf. Auch die aus dem Ausland angereisten Galerien machten gute Umsätze, so veräußerte die Galerie Vertes Mo- dern, Zürich, Arbeiten von Polia- koff, Tapies und Warhol für insge- samt eine dreiviertel Million Euro.
Im Bereich der jungen Kunstszene gab es ebenfalls Erfreuliches zu be- richten, so konnte Karlheinz Meyer, Karlsruhe, eine größere Jonathan- Meese-Arbeit für 35 000 Euro ver- kaufen, ebenso Arbeiten von Tal R und Thomas Zipp. Der Galerist Rothamel, Erfurt, hatte erneut Er- folg mit Bildern von Eckart Hahn, wobei auch bei diesem Künstler zu- traf, dass gleichwertige Arbeiten in seiner Galerie circa 30 Prozent preiswerter zu haben waren als eine erst kürzlich für 7 500 Dollar im Auktionshaus Simon de Pury, New York, zugeschlagene Arbeit.
Die spannenden Sonderschauen sind schon länger ein wichtiger Teil der Art Karlsruhe. In diesem Jahr zeigte Marli Hoppe-Ritter unter dem Titel „Hommage an das Quadrat“ ei- nen Querschnitt durch das von ihr gegründete Museum Ritter in Wal- denbuch bei Stuttgart unter anderem mit Werken von Josef Albers, Max Bill, Rupprecht Geiger. Nicht weni- ger faszinierend war der Einblick in die Sammlung des 2011 verstorbe- nen Kunstsammlers und Filmema- chers Gunter Sachs mit Werken der Pop-Art-Künstler Lichtenstein, Wes- selmann, Allen Jones und Warhol.
Mehr als 48 000 Besucher be- scherten der 9. Art Karlsruhe einen neuen Besucherrekord, und damit ist die Erfolgsgeschichte dieser Kunst- messe sicherlich noch nicht zu Ende geschrieben. Die 10. Art Karlsruhe, die vom 7. bis 10. März 2013 stattfin- den wird, verspricht dank der güns- tigen Lage im Dreiländereck, der schönen, lichtdurchfluteten Hallen und der zunehmenden Beteiligung bedeutender Galerien einen neuen Höhepunkt im Jubiläumsjahr.
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Dr. med. Helmut Jaeschke
ART KARLSRUHE
Neuer Besucherrekord
Die Messe präsentiert Kunst bedeutender Galerien in lichtdurchfluteten Hallen.
Eindrücke von der diesjährigen Art Karlsruhe, an der sich Galerien mit klassischer Moderne und zeitgenössischer Kunst beteiligen.
Fotos: Jürgen Rösner/KMK