A 340 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 7|
18. Februar 2011KULTURKALENDER
Von Göttern und Menschen
Alle vier Wochen stellt das Deutsche Ärzteblatt eine Auswahl von herausragenden Ausstellungen vor, die Sie nicht verpassen sollten.
BERLIN Bis 14. August:
Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf
Als der Kölner Bankierssohn Max von Oppenheim (1860–1946) in Syrien Ende 1899 die Überreste eines Fürstenpalastes entdeckte, ahnte er nicht, dass er seinen Diplomatenjob zehn Jahre später aufgeben und Ausgräber werden würde. Von 1911 bis 1913 sowie 1929 legte er am Tell Halaf spek- takuläre Paläste, Gräber und Grüfte frei, die sogar die Grabungen von Babylon und Assur in den Schatten stellten. Nach der Fundteilung 1927 verfügte er über eine einzigartige Sammlung, die bis zu ihrer kriegsbedingten Zerstörung 1943 in Oppenheims Tell-Halaf-Museum in Berlin ausgestellt war. Die spektakuläre Restau-
rierung der in den Kellern des Pergamon- museums zwischengelagerten Tell-Halaf- Trümmer – mehr als 27 000 Fragmente – erfolgte zwischen 2001 und 2010 und ließ mehr als 30 Monumentalskulpturen wieder auferstehen. Grandiose Tierbasen, Säulen in Göttergestalt, Fabelwesen sowie Reliefplatten mit Darstellungen aus der My- thologie und dem realem Leben erheben sich nun auf goldenen Podesten im Schlü- tersaal des Pergamonmuseums. Das Foto zeigt eine riesige Grabfigur, die am 12. März 1912 gefunden wurde und zu den „größten Entdeckerfreuden“ Max von Oppenheims gehörte.
Pergamonmuseum, Am Kupfergraben 5, tgl. 10–18, Do.10–22 Uhr
DÜSSELDORF 26. Februar bis 19. Juni:
Thomas Struth. Fotografien 1978–2010
Weit mehr als 100 Motive, die er auf Reisen durch Europa, Amerika, Ostasien oder Australien findet, laden dazu ein, die Welt des Fotokünstlers Thomas Struth zu entdecken. Nach zahlreichen Einzelaus- stellungen ist nun erstmals ein repräsen- tativer Ausschnitt seines Gesamtwerks zu sehen. Darunter sind auch bisher öffentlich nie gezeigte frühe Werke sowie neueste, kaum bekannte Arbeiten. Struth thematisiert in seinen typischen Bild - folgen immer wieder das Verhältnis von Betrachter und Betrachtetem.
Kunstsammlung NRW, Grabbeplatz 5, Di.–Fr. 10–18, Sa./So. 11–18 Uhr
HAMBURG
Bis 22. Mai bzw. 15 Mai:
Gerhard Richter
Das Phänomen der Unschärfe zieht sich wie ein roter Faden durch das Gesamt- werk Gerhard Richters, der im kommen- den Jahr 80 wird. Er avancierte damit zum Vorbild für eine ganze Generation jüngerer Künstler, die die Effekte des Verwischens, Verschleierns ebenfalls nutzen. Ihre Herangehensweisen stellt die Übersichtsschau „Unscharf“ in der Kunsthalle mit etwa 90 Arbeiten vor. Den Kontrapunkt bilden 20 berühmte Gemälde und Fotografien von Richter. Im Bucerius- Kunst-Forum widmet sich die Schau „Bilder einer Epoche“ einer frühen Werk- gruppe des Ausnahmekünstlers: den Gemälden nach Fotos, die in den 1960er und 1970er Jahren entstanden und oft wie zufällige Schnappschüsse wirken.
Darin setzte sich Richter, der Anfang 1961 aus der DDR floh, mit der für ihn neuen Welt des Westens auseinander.
Als Zeitzeuge präsentiert er uns Hoch- stapler, Giftmörder und Schiffsunglücke, Insignien der Wirtschaftswunderwelt und banale Alltags gegenstände.
Kunsthalle, Glockengießerwall, Di.–So. 10–18, Do. 10–21 Uhr; Bucerius-Kunst-Forum, Rathausmarkt 2, tgl. 11–19, Do. 11–21 Uhr
RÜSSELSHEIM Bis 15. Mai:
Ghost. Elizabeth Peyton
Bekannt wurde die amerikanische Künst- lerin (*1965) durch ihre kleinformatige Porträtmalerei. Aber der Fokus der Aus- stellung richtet sich auf ihr grafisches Werk. Denn Elizabeth Peyton arbeitet auch mit druckgrafischen Techniken wie Monotypie, Lithografie, Holzschnitt und Radierung. In ihren großformatigen Drucken porträtiert sie Stars und histo - rische Figuren von Kurt Cobain über Frida Kahlo bis hin zu Richard Wagner oder Oscar Wilde. Gezeigt werden circa 60 Grafiken, darunter auch einige Stillleben.
Opelvillen, Ludwig-Dörfler-Allee 9, Mi./Do. 10–21, Fr.–So. 10–18 Uhr
Sabine Schuchart
Begegnung mit dem Tod
Groß ist die Angst, die aus der Konfrontation mit der eigenen begrenzten Lebenszeit erwächst. Deshalb wird der Tod heute meistens tabuisiert. Der Fotograf Walter Schels und die Journalistin Beate Lakotta möchten das Sterben wieder in unseren Alltag holen. Sie haben 25 Menschen auf ihrer letz- ten Lebensreise begleitet: Auf den großformatigen Schwarz- Weiß-Aufnahmen ist jeweils das Gesicht eines Menschen kurz vor und unmittelbar nach seinem Tod zu sehen. Die meisten Fotos wurden – natürlich mit Einwilligung der Por- trätierten – in Hospizen aufgenommen, wo die Schwerst- kranken ihre letzte Zeit verbrachten. Die prämierte Wander- ausstellung macht seit diesem Monat in Rostock Station.
„Noch mal leben. Eine Ausstellung über das Sterben“:
Kunsthalle Rostock, Hamburger Str. 40, 18069 Rostock, Di.–So. 10–18 Uhr (bis 20. März 2011).
DER BESONDERE TIPP
Foto: Walter Schels Foto: Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung, Köln