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Artenvielfalt durch Mahdgutübertragung

Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz

Für weitere Informationen:

Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Referat Ö1

Seeburger Chaussee 2, 14476 Potsdam, OT Groß Glienicke Tel.: 033201 442-518

Mail: peter.jansen@lugv.brandenburg.de Im Internet:

Spenderflächenkataster Sachsen-Anhalt:

http://www.spenderflaechenkataster.de/

Erfahrungen zur Übertragung von samenreichem Mahdgut liegen für die Initialisierung von Frischwiesen, Feuchtwiesen, Heiden, Magerrasen, Moorgesellschaften und Pionierwäldern vor. Grund- sätzlich gilt: Vor der Mahd einer Fläche muss die Vegetation er- fasst werden. Damit lassen sich einerseits unerwünschte Arten und Neophyten sowie frühere Ansaaten registrieren und die Eig- nung als Spenderfläche besser einschätzen. Andererseits wird geprüft, ob die potenzielle Spenderfläche zum Standort der Emp- fängerfläche passt.

Die Technik für das Entnehmen des Mahdguts hängt von der Grö- ße von Spender- und Empfängerfläche ab. Auf kleineren, auch unebenen bzw. steilen und durch Baumbewuchs gekennzeichne- ten Spenderflächen empfiehlt sich die Handmahd mit Freischnei- der und Balkenmäher. Das Zusammenrechen und das Verladen des Mahdguts erfolgt in diesem Fall mit Harken und Gabeln. Ste- hen große Spenderflächen zur Verfügung, ist die Nutzung von Mulchern, Saugmulchgeräten, Mähwerken und Häckslern sinn- voll. Diese verfügen zumeist über Fangkörbe oder Bunker sowie Auswurfmechanismen. Entnommen wird Mahdgut am besten zu einem Zeitpunkt, an dem der überwiegende Teil der Arten fruch- tet. Es sollte rasch, möglichst innerhalb eines Tages, übertragen werden. Eine Lagerung auf Haufen ist wegen der Gefahr von Überhitzung zu vermeiden.

Das Auftragen des Mahdgutes kann kleinflächig von Hand mit Gabeln und Rechen oder großflächig mit Großflächenstreuern er- folgen. Die Auftragsstärke sollte etwa 5 – 10 cm betragen und ist abhängig von der Struktur des Materials. Umgerechnet ergibt das eine Frischmasse von etwa 10 – 20 t/ha. Je feiner die Struktur des Mahdgutes ist, desto geringer sollte die Auftragshöhe gewählt werden. Dabei ist ungehäckseltes Mahdgut besser geeignet als gehäckseltes. Letzteres lagert sehr dicht und verzahnt sich schlechter, so dass man zum Auftragen mehr Biomasse benötigt.

Beim Trocknen passt sich frisches Mahdgut dem Untergrund an und kann nicht verwehen. Eine Kalkulation von Maschinenkos-

Praxis und technische Möglichkeiten bei der Mahd und beim Auftragen

ten und Arbeitszeit hilft bei der Entscheidung für die effektivste Variante. Die notwendige Größe der Spenderfläche ist von ihrem Aufwuchs abhängig. Stark wüchsige Bestände ermöglichen ein Verhältnis der Spender- zur Empfängerfläche von 2 : 1 bis 1 : 2.

Bei spärlichem Aufwuchs kann eine Spenderfläche von der fünf- bis zehnfachen Größe der Empfängerfläche nötig werden. Mahd- gutübertragungen sind im Vergleich zu anderen Begrünungen recht kostenintensiv.

Praktische Erfahrungen

In Brandenburg erzeugt die Nagola Re GmbH aus Jänschwalde Begrünungsmaterial projektbezogen selbst. Nutzer, Eigentümer sowie ortsansässige Unternehmen werden in die technischen Arbeiten einbezogen. Die Übertragung von Mahd- oder Rechgut, aber auch von belebtem Oberboden erfolgt in Abhängigkeit von der Beschaffenheit, Verfügbarkeit und Menge des vorhandenen gebietsheimischen Materials.

Mahdgut sInnvoll nutzen

Naturschutz

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Mahdgut sInnvoll nutzen Mahdgut sInnvoll nutzen Mahdgut sInnvoll nutzen

Wie funktioniert die

Mahdgutübertragung? Methode mit Mehrfacheffekt

Bei Begrünungen in der freien Landschaft verwenden Firmen heute nach wie vor meist sogenannte Regelsaatgutmischungen.

Dies aber ist problematisch. Denn oft werden diese Saatmi- schungen in anderen Klimazonen gewonnen und hergestellt, und teilweise enthalten sie Zuchtsorten. Die Pflanzen sind also nicht an die lokalen Bedingungen angepasst. Das führt zu hohen Aus- fallraten oder erfordert aufwändige Standortvorbereitungen. Nicht zuletzt können durch Florenverfälschung biologische Vielfalt und Artenschutzbemühungen gefährdet werden.

Über viele Generationen hinweg haben sich die Populationen von Pflanzenarten genetisch an das Klima und ihren Standort angepasst. Bereits innerhalb von Brandenburg weisen so Vor- kommen einer Art erhebliche Unterschiede auf. Diese innerart- liche Vielfalt gilt es zu erhalten, dies legt auch das Bundesna- turschutzgesetz fest. Die 2012 in Kraft getretene „Verordnung über das Inverkehrbringen von Saatgut von Erhaltungsmi- schungen“ (ErMiV) schreibt dementsprechend vor, dass nach einer Übergangsfrist bis 2020 bei Ansaaten außerhalb von Siedlungen ausschließlich zertifiziertes, aus der Ursprungsre- gion stammendes Saatgut verwendet werden darf. Doch das ist schwierig, denn gebietsheimische Saatgutmischungen gibt es kaum und so wird die gesetzliche Regelung bisher nur klein- flächig umgesetzt.

Ein Ansatz dem Problem zu begegnen, ist die Mahdgutüber- tragung. Effektiv und sogar Geld sparend, können mit dieser Methode gebietsheimische Arten verbreitet werden. Dazu aber müssen Betriebe, die Mahdgut abgeben können, mit Firmen in Kontakt kommen, die mit gebietsheimischen Arten begrünen.

Die Daten zu Spenderflächen müssen erfasst und vorgehalten und auch das Wissen und Erfahrungen zur Mahdgutübertragung verbreitet werden. Das Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz möchte diesen Diskurs befördern und einen Anstoß zur Vernetzung von Spender- und Empfängerflächen und der beteiligten Akteure geben.

Die Methode der Übertragung von samenreichem Mahdgut nutzt frisches Mahdgut einer Spenderfläche (Parentalfläche) aus der Umgebung. Das Mahdgut wird auf der Spenderfläche gewonnen und im frischen Zustand auf die Empfängerfläche (Filialfläche) übertragen. Dadurch gelangen die Samen in ihrer regionaltypi- schen Artenkombination auf die zu begrünende Fläche. Die neue Mulchdecke schützt die Empfängerfläche vor Wind- und Wasser- erosion, Verdunstung und starken Temperaturschwankungen.

Bei der Zersetzung der Mahdgutauflage werden zudem Nährstof- fe frei und anfliegende Samen können sich in ihr verfangen. Die Arten können sich wesentlich leichter etablieren.

Mit den sogenannten „Naturnahen Begrünungsmethoden“ kann man Flächen trotz des derzeitigen Mangels an gebietsheimischen Saatmischungen schon heute rechtskonform begrünen und damit artenreiche und naturschutzfachlich wertvolle Lebensräume eta- blieren. Auch für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen eignen sie sich hervorragend. Die Saatgutübertragung geht auf bekannte Deckbauweisen zum Erosionsschutz aus der ingenieurbiologi- schen Praxis zurück, die im Deich- und Straßenbau, bei Flächen- entsiegelungen, bei Begrünungen in der Bergbaufolgelandschaft, aber auch bei Umwandlungen von Äckern in Grünland und Re- naturierungen aller Art eingesetzt werden. Sie ist für Rohböden besonders erfolgversprechend, funktioniert jedoch auch in beste- henden Beständen sehr gut. Mahdgutübertragungen an Böschun- gen sichern zudem den sofortigen Erosionsschutz.

Gleichzeitig trägt diese Methode als landschaftspflegerisches Mittel zum Erhalt der Mutterflächen bei. Denn eine rentable land- wirtschaftliche Nutzung der meist sehr kleinen Spenderflächen, die sich oft in Schutzgebieten befinden, ist unter den heutigen wirtschaftlichen Bedingungen kaum noch möglich. Durch die Ent- nahme des Mahdgutes werden diese Flächen gepflegt. Mahdgut zu übertragen ist also eine wertvolle Alternative zur gängigen na- turschutzfachlichen Pflegepraxis und verbindet den Erhalt der Kul- turlandschaft mit der Schaffung neuer wertvoller Lebensräume.

Mahdgut sinnvoll nutzen

Manuelles Verladen von Mahdgut Mahdgutauftrag per Hand auf einem Amphibien- und Reptilienhabitat

Referenzen

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