Gleitkommazahlen
Reelle Gleitkommazahlen
Kleine Zahl Große Zahl Beispiel
Wissenschaftliche Darstellung
(eine Ziffer links des Kommas) Normalisierte Darstellung
(keine führende Null)
Binäre Gleitkommazahlen
Was ist der Dezimalwert der binären Gleitkommazahl 101,1001?
Was bedeutet 11,011 * 22?
Also: mit 2i multiplizieren verschiebt das Komma um i Stellen nach rechts.
Analog: mit 2‐i multiplizieren verschiebt das Komma um i Stellen nach links.
Binäre Gleitkommazahlen
Was ist die wissenschaftliche, normalisierte Darstellung der binären Gleitkommazahl zur dezimalen Gleitkommazahl 0,625?
Betrachte die recht harmlose Dezimalzahl 0,8.
Für die folgende unendliche Reihe rechnet man leicht nach:
(2‐1 + 2‐2) + (2‐5 + 2‐6) + (2‐9 + 2‐10) + (2‐13 + 2‐14) + ... = 4/5 = 0.8 Folglich ist die Binärdarstellung von 0.8 unendlich lang, nämlich:
0 , 1100 1100 1100 1100 1100 1100 1100 ...
Annahme wir speichern nur die ersten 32 Bits. Rechnet man in den Dezimalwert x zurück, dann ergibt sich:
x = (2‐1 + 2‐2) + (2‐5 + 2‐6) + (2‐9 + 2‐10) + ... + (2‐29 + 2‐30)
= 858.993.459 / 1.073.741.824 = 0,79999999981373548508 ≠ 0,8 Oha, 0,8 ist scheinbar doch nicht so harmlos. Es gibt folglich Zahlen mit endlicher dezimaler Gleitkommadarstellung, die binär nicht mit endlicher Anzahl Bits darstellbar sind.
Nebenbemerkung
N‐Bit Darstellung von Gleitkommazahlen
Normalisierte, wissenschaftliche Darstellung zur Basis 2. Beispiel:
Allgemein:
Sign‐and‐Magnitude‐Darstellung für beispielsweise 32 Bits:
Tradeoff:
Viele Fraction‐Bits: hohe Genauigkeit der Fraction
Viele Exponent‐Bits: großer darstellbarer Zahlenbereich
s exponent fraction
1 Bit 8 Bits 23 Bits
(s=0 für „+“ und s=1 für „‐“)
Beispiel
Was ist der Dezimalwert x des folgenden Bit‐Strings?
10000010110110000000000000000000
s exponent fraction
1 Bit 8 Bits 23 Bits
Wertebereiche, Overflow und Underflow
s exponent fraction
1 Bit 8 Bits 23 Bits
Kleinste darstellbare nicht‐negative Zahl annähernd 2,0 * 10‐38 Größte darstellbare Zahl annähernd 2,0 * 1038
Was, wenn die darzustellende Zahl außerhalb dieses Bereichs ist?
Overflow: Zahl zu groß
(Exponent ist zu groß um im Exponent‐Feld darstellbar zu sein) Underflow: Zahl zu klein
(Negativer Exponent ist zu groß um im Exponent‐Feld darstellbar zu sein)
Beispiel:
Double‐Precision hat höhere Genauigkeit der Fraction und mit größerem Exponent auch einen größeren darstellbaren
Zahlenbereich.
Double‐Precision in diesem Beispiel:
Kleinste darstellbare nicht‐negative Zahl annähernd 2,0 * 10‐308 Größte darstellbare Zahl annähernd 2,0 * 10308
Double‐ und Single‐Precision
s exponent fraction
1 Bit 8 Bits 23 Bits
s exponent fraction
1 Bit 11 Bits 52 Bits
Insgesamt 32 Bits
Insgesamt 64 Bits Single‐
Precision
Double‐
Precision
Der Zahlenformatstandard IEEE 754
s exponent fraction
1 Bit 8 Bits 23 Bits
Insgesamt 32 Bits Single‐
Precision
s exponent fraction
1 Bit 11 Bits 52 Bits
Insgesamt 64 Bits Double‐
Precision
Bit‐Aufteilungen in dieser Form sind in IEEE 754 spezifiziert.
Betrachte die wissenschaftliche, normalisierte Darstellung:
[+ oder ‐] 1,xxxxxxxx * 2yyyy
Beobachtung: die „1“ vor dem Komma ist redundant.
Somit: Bei IEEE 754 wird die „1“ implizit angenommen und in
„fraction“ nicht codiert. „fraction“ speichert nur Nachkommastellen.
Beispiel
Es sei die „1“ vor dem Komma implizit angenommen. „Fraction“
speichere damit nur die Nachkommastellen. Was ist der Dezimalwert x des folgenden Bit‐Strings?
1000001010110000000000000000000
s exponent fraction
1 Bit 8 Bits 23 Bits
Weitere Eigenschaften von IEEE 754
Unterscheidung von „Fraction“ und „1+Fraction“ in der Darstellung (‐1)S * (1 + Fraction) * 2Exponent
1+Fraction wird als Significant (deutsch: Mantisse) bezeichnet.
Motivation für eine geeignete Exponent‐Darstellung
Annahme: Exponent wäre mit Zweierkomplement dargestellt. Wie macht man einen Größer‐Kleiner‐Vergleich der folgenden beiden Zahlen?
Zahl 1: 000000111101000100000000000000000 Zahl 2: 011010111010010000010000000000000
1. Vergleiche erst mal die Vorzeichenbits. Bei unterschiedlichen Vorzeichenbits ist der Vergleich beendet.
2. Vergleiche die Exponenten. Ist einer größer als der andere, ist der Vergleich beendet. (Signed‐Vergleich)
3. Vergleiche die Fractions. (Unsigned‐Vergleich) Kann man Schritt 2 und 3 in einem durchführen?
Kleinster Exponent müsste 00000000 und größter Exponent müsste 11111111 sein, dann könnte man Exponent und Fraction für einen Vergleich einfach
konkatenieren.
Darstellung des Exponenten in Biased‐Notation
Erinnerung: Biased‐Notation (hier mit 8‐Bit und Bias 127):
0000 0000 = -127 (0-Bias = -127) 0000 0001 = -126 (1-Bias = -126)
...
0111 1110 = -1 (126-Bias = -1) 0111 1111 = 0 (127-Bias = 0) 1000 0000 = 1 (128-Bias = 1)
...
1111 1110 = 127 (254-Bias = 127) 1111 1111 = 128 (255-Bias = 128)
Zusammengefasst: Der Wert x einer Zahl in IEEE 754 Darstellung ist
IEEE 754 Encoding
Wie stellt man im IEEE 754 Format eigentlich die „0“ dar!?
(‐1)
S* (1 + Fraction) * 2
(Exponent—Bias)Single‐Precision (Bias=127)
Double‐Precision
(Bias=1023) Dargestelltes Objekt
Exponent Fraction Exponent Fraction
0 0 0 0 0
0 Nicht‐Null 0 Nicht‐Null (+/‐ Denormalised Number) 1 bis 254 Beliebig 1 bis 2046 Beliebig +/‐ Gleitkommazahl
255 0 2047 0 +/‐ Unendlich
255 Nicht‐Null 2047 Nicht‐Null NaN (Not a Number)
Quiz
Betrachte IEEE 754 Single‐Precision, also Bias = 127. Was ist der Dezimalwert der folgenden Binärzahl?
010000000110000000000000000000000
(‐1)
S* (1 + Fraction) * 2
(Exponent—Bias)Quiiiiz
Bestimme S, Fraction und Exponent der IEEE 754 Single‐Precision Repräsentation (also Bias = 127) der Dezimalzahl ‐0.75.
(‐1)
S* (1 + Fraction) * 2
(Exponent—Bias)Gleitkommaarithmetik
Gleitkommaarithmetik
Addition von binären n‐Bit Gleitkommazahlen
Vorüberlegung
Addition mit gleichem Exponent (Nachkomma mit 4 Bits kodiert):
Addition mit unterschiedlichen Exponenten (Nachkomma 4 Bits):
Vorüberlegung
Ergebnis muss unter Umständen wieder normalisiert werden:
Bei Einschränkung auf n Bit (z.B. Nachkomma auf 4 Bit einge‐
schränkt) kann dies anschließendes Auf‐ bzw. Abrunden erfordern.
Beispiel: Runden nach der „Schulmethode“
Vorüberlegung
Das Runden kann ggf. neues Normalisieren erforderlich machen:
Normalisierungen können Overflows und Underflows hervorrufen.
Beispiel: IEEE 754 Single‐Precision erlaubt Exponenten von ‐126 bis 127. Somit ist zum Beispiel:
Additionsalgorithmus
2 Beispiele: 4 Bit für die Mantisse
und 8 Bit für den Exponenten. Start
(1) Vergleiche Exponenten der beiden Zahlen. Shifte die
kleinere Zahl nach rechts, so dass der Exponent mit dem Exponent der größeren Zahl übereinstimmt. (Mantissen‐
Alignment)
(2) Addiere die Mantissen.
Beispiel 1 Beispiel 2 1,000 * 2‐1
‐ 1,110 * 2‐2
1,001 * 210 + 1,101 * 211 (1)
(2)
Additionsalgorithmus
2 Beispiele: 4 Bit für die Mantisse
und 8 Bit für den Exponenten. (3) Normalisiere die Summe, entweder durch Rechts‐Shift
und hoch setzen oder durch Links‐Shift und runter setzen
des Exponenten.
„Exception“
Overflow oder
Underflow? ja nein
Im Beispiel 8‐Bit für den Exponenten.
Beispiel 1 Beispiel 2
(2) 0,001 * 2‐1 10,001 * 211 (3)
Additionsalgorithmus
2 Beispiele: 4 Bit für die Mantisse und 8 Bit für den Exponenten.
Fertig
Immer noch normalisiert?
(4) Runde die Mantisse auf die verfügbare Anzahl Bits.
ja
nein zurück nach (3)
Beispiel 1 Beispiel 2
(3) 1,000 * 2‐4 1,0001 * 212 (4)
Noch eine Bemerkung
Betrachte die folgenden binären Floats mit 8‐Bit Mantisse:
x = −1,100 000 * 2100, y = 1,100 000 * 2100 , z = 1,000 0000 Was ist x + (y + z)?
Was ist (x + y) + z?
Somit ist x + (y + z) ≠ (x + y) + z, d.h. die Gleitkommaaddition ist nicht assoziativ!
Quiz: Was ist die Konsequenz, wenn man x1 + x2 + ... + xn parallel berechnen möchte?