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MMMMeeeerrrrkkkkssssäääättttzzzzeeee Gallensäuren

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C H R I ST I N E V E TT E R

Das therapeutische Potenzial von Gal- lensäuren scheint in der modernen Me- dizin bis heute nur unzureichend ge- nutzt zu werden. Denn die Bedeutung, die diesen in der Leber aus Cholesterin gebildeten Substanzen zukommt, wird erst nach und nach offenbar: «Die Gal- lensäuren spielen keineswegs nur eine Rolle bei der Fettresorption, wie lange angenommen wurde», meinte Professor Dr. Michael Trauner aus Graz bei einem Pressegespräch anlässlich der XIII. Falk- Leber-Woche in Freiburg. «Es handelt sich vielmehr um wichtige Signalmole- küle, die zahlreiche physioiogische Vor- gänge steuern und auch an pathologi- schen Prozessen beteiligt sind.»

Hormonähnliche Wirkungen

Ähnlich wie Hormone greifen die Gal- lensäuren laut Trauner direkt in Stoff- wechselprozesse ein. Sie sind an der Re- gulation der Gallesekretion beteiligt und

über einen Rückkopplungsmechanismus direkt auch an der Gallensäuresynthese.

Darüber hinaus nehmen Gallensäuren Einfluss auf den Glukose-, den Lipid- und den Energiestoffwechsel, und sie spielen eine Rolle bei der Immunabwehr.

Zu differenzieren ist dabei zwischen nichttoxischen und toxischen Gallensäu- ren. Erstere entfalten günstige Wirkun- gen wie beispielsweise das Ankurbeln der Cholerese oder die Förderung der Leberregeneration. Ein Paradebeispiel hierfür ist nach Trauner die Ursodeoxy- cholsäure (UDC), welche als wichtiges Therapieprinzip bei verschiedenen cho- lestasebedingten Krankheitsbildern ge- nutzt wird. Bei der Akkumulation to- xischer Gallensäuren drohen dagegen pathologische Prozesse: «Gallensäuren können den Zelltod fördern und an der Entwicklung einer Leberfibrose beteiligt sein», sagte Trauner in Freiburg. Toxische Gallensäuren sind ausserdem für den bei vielen Lebererkrankungen zu beobach- tenden Juckreiz massgeblich verant- wortlich.

Überlebensvorteile bei cholesta- tischen Lebererkrankungen

Die Chancen, mit nicht toxischen Gal- lensäuren wie der UDC (z.B. Ursofalk®, Ursochol®) Krankheitsbilder günstig zu beeinflussen, wird bis anhin möglicher- weise nur in Ansätzen genutzt. Fest eta- bliert ist die Behandlung mit UDC bei den cholestatischen Lebererkrankungen wie der primär biliären Zirrhose (Abbil- dung). Bei dieser Erkrankung wurde ge- zeigt, dass UDC nicht nur die Leberwerte und die Histologie bessert, sondern auch das transplantatfreie Überleben verlän- gert. «Die Patienten haben unter der Be- handlung mit Ursodeoxycholsäure klare Überlebensvorteile», erläuterte Trauner.

Günstige Therapieeffekte der hydrophi- len, nichttoxischen Gallensäure werden bei vielen Störungen gesehen. Dazu ge- hören weitere cholestatische Lebererkran- kungen wie die primär sklerosierende Cholangitis, aber auch Overlap-Syndrome sowie die Schwangerschaftscholestase,

Gallensäuren

Noch ungeahnte Chancen bei Therapie und Prävention?

ARS MEDICI 13 2007

659

B E R I C H T

Die Bedeutung der endogenen Gallensäuren wird derzeit intensiv erforscht. Sie ist wohl weit grösser als lange gedacht, wie jüngste Befunde andeuten. So scheinen Gallensäuren viele physiologische Prozesse zu steuern und auch an pathologischen Vorgängen beteiligt zu sein. Einzelne Vertreter wie die Urso- deoxycholsäure können therapeutisch genutzt werden, und das möglicherweise umfassender als bis anhin üblich.

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■ Gallensäuren fungieren laut neuesten Erkenntnissen als hormonähnliche Signalstoffe.

Sie sind an der Steuerung viel- fältiger Stoffwechselprozesse in der Leber beteiligt.

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■ Neue Befunde weisen auf einen krebsvorbeugenden Effekt von Ursodeoxycholsäure im Darm- trakt und in den Gallenwegen hin.

M M M

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die chronische Graft-versus-Host-Disease, eine medikamenteninduzierte Cholestase und die zystische Fibrose.

Dabei gibt es Bemühungen, die Behand- lungsmöglichkeiten zu optimieren, sei es durch eine Erhöhung der UDC-Dosie- rung, wie es bei der primär sklerosieren- den Cholangitis sinnvoll zu sein scheint, oder durch die Kombination mit Stero- iden, einer Strategie, die bei den Overlap- Syndromen verfolgt wird. Hierbei geht das Bestreben dahin, Substanzen wie das Budesonid als Kombinationspartner einzusetzen, da es infolge seines starken First-Pass-Effektes im Vergleich zu ande- ren Glukokortikoiden weniger steroid- bedingte Nebenwirkungen verursacht.

Prävention von malignen Tumoren

Aktuelle Befunde belegen darüber hin- aus eine tumorpräventive Wirkung von UDC. «Die Gallensäure scheint direkt der Entstehung von Dickdarmkrebs ent- gegenzuwirken», so Trauner. Ähnliche Effekte scheint es beim Cholangiokarzi- nom zu geben. Auch bei diesen Tumoren gibt es neue Erkenntnisse, die auf eine Schutzwirkung von UDC hinweisen.

Dass sich damit das therapeutische Po- tenzial wohl noch nicht erschöpft, zei- gen erste Untersuchungen, die eine Rolle der hormonähnlichen Substanzen auch beim Lipid- und Glukosestoffwechsel wahrscheinlich machen. Das aber könnte ein ganz neues Forschungsfeld werden, und es ist nach Trauner möglich, dass sich den Gallensäuren damit künftig völ- lig neue Indikationen eröffnen werden.

«Einsatzbereiche im Rahmen des meta- bolischen Syndroms sind durchaus denk- bar», so der Referent.

Juckreiz – vor allem bei Schwangeren darauf achten

Für den Allgemeinarzt ist in diesem Zu- sammenhang das Symptom Juckreiz von Bedeutung und das vor allem, wenn Schwangere im zweiten oder dritten Tri- menon über ein solches Problem klagen.

Denn der Juckreiz ist das Leitsymptom

einer Schwangerschaftscholestase, die nach Frau Dr. Jurate Kondrackiene aus Kaunas (Litauen) oft erst mit Verzöge- rung diagnostiziert wird. Eine frühzei- tige Behandlung mit UDC ist aber wich- tig, nicht allein, um den Juckreiz der werdenden Mutter zu behandeln, son- dern primär, um Schwangerschaftskom- plikationen abzuwenden und die Pro- gnose des Kindes zu bessern. Was dies konkret bedeutet, machte die Medizinerin unmissverständlich deutlich: «Ohne Be- handlung kommt es in 19 bis 60 Prozent der Fälle zu einer Frühgeburt und bei 1 bis 2 Prozent sogar zur Totgeburt des Kindes.»

Dass UDC das Mittel der Wahl ist, zeigt eine Vergleichsstudie mit Cholestyramin bei 84 Frauen mit Schwangerschaftscho- lestase. Gegenüber der Vergleichsmedi- kation erfolgte die Entbindung bei mit UDC-behandelten Frauen näher am er- rechneten Geburtstermin, die Kinder hatten ein höheres Geburtsgewicht und einen besseren Apgar-Score. Laut Kon- drackiene profitierten auch die Schwan- geren: «Der Juckreiz wird stärker gemil- dert, und die Leberwerte werden ausge-

prägter gebessert.»

Christine Vetter Journalistin für Medizin und Naturwissenschaften Merkenicher Strasse 224 D-50735 Köln

Interessenkonflikte: Die Kongressteilnahme erfolgte auf Einladung der Falk Foundation.

Diese Arbeit erschien zuerst in

«Der Allgemeinarzt» 19/2006.

Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autorin

B E R I C H T B E R I C H T

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ARS MEDICI 13 2007

Abbildung: Ursodeoxycholsäure stimuliert nicht nur die Gallesekretion, sondern hat auch protektive Wirkungen auf das Gallengangepithel und verhindert den programmierten Zelltod (mod. nach Paumgartner, 2002).

Primär biliäre Zirrhose (PBC)

Leber

Immunologische Zerstörung der interlobulären Gallengänge

Ductus choledochus

Duodenum

Indikationen für Ursodeoxycholsäure

Primär biliäre Zirrhose

Primär sklerosierende Cholangitis

Overlap-Syndrome

Schwangerschafts-Cholestase

Chronische Graft-versus-Host-Disease

Medikamentös induzierte Cholestase

Gallengangatresie

Zystische Fibrose

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