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Tiotropiumzusatzverbessert Outcome bei COPD

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ARS MEDICI 11 2012

STUDIE REFERIERT

Mit der Zugabe von Tiotropium zu lang wirksamen Betaagonisten und inhalativen Kortikosteroiden kann bei COPD-Patienten eine Senkung der Gesamtsterblichkeit sowie eine Reduzierung der Krankenhausein- weisungen und der Notfallanwen- dungen von Kortikosteroiden er- reicht werden.

CHEST

In aktuellen Richtlinien zur COPD (Chronic Obstructive Pulmonary Disease) wird ein schrittweises phar- makologisches Management empfoh- len. Zu Beginn kommen lang wirksame Bronchodilatatoren wie lang wirksame Betaagonisten (LABA) oder lang wirk- same Antimuskarinika (LAMA) zum Einsatz. Inhalative Kortikosteroide (ICS) bleiben Patienten mit häufigen Exazerbationen vorbehalten. Die Rolle der ICS wird kontrovers diskutiert, die Evidenz zeigt jedoch, dass mit ICS plus LABA eine Reduzierung von Exazerba- tionen und Krankenhauseinweisungen erreicht wird und die Kombination

zudem mit einer Verbesserung der Le- bensqualität und einem Trend zur Ver- besserung des Überlebens verbunden ist.

Für Patienten mit schwerer COPD im Stadium 3 und 4 nach GOLD (Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease) wird in COPD-Richtlinien eine Dreifachtherapie mit ICS und Bronchodilatatoren (ICS + LABA + LAMA) empfohlen (Tabelle). Das Anti- muskarinikum Tiotropium (Spiriva®) reduziert Exazerbationen sowie die Mortalitätsrate im Vergleich zu Pla- zebo und verbessert die Lebensqualität und die Lungenfunktion. Obwohl der Nutzen von Tiotropium, LABA und ICS als Einzelsubstanzen ausführlich untersucht wurde, ist bis anhin nicht geklärt, ob ein zusätzlicher Benefit er- reicht wird, wenn Tiotropium zusam- men mit ICS + LABA angewendet wird.

Methodik

Um diese Fragestellung zu untersuchen, führten schottische Wissenschaftler eine retrospektive Kohortenstudie mit COPD-Patienten durch, die im Zeit- raum von 2001 bis 2010 in der Daten- bank TARDIS (Tayside Respiratory Disease Information System) des Na- tional Health Service registriert worden waren. Diese Datenbank ist mit ande- ren Datenbanken zu Krankenhaus - einweisungen, Rezeptausstellungen und Sterberegistern verbunden. Für die Pa - tientenregistrierung in TARDIS war eine COPD-Diagnose entsprechend den GOLD- Richtlinien erforderlich.

Patien ten mit Malignomen in der Anamnese wurden nicht in die Studie eingeschlossen.

In ihrer Untersuchung evaluierten die Wissenschaftler die Auswirkungen der Zugabe von Tiotropium (Tio) zu ICS + LABA auf die Gesamtsterblichkeit, die Anzahl der Krankenhauseinweisungen

aufgrund pulmonaler Erkrankungen sowie die Anzahl der Notfallanwen- dungen oraler Kortikosteroide. Dazu berechneten sie die Hazard Ratios (HR) mithilfe der Cox-Regression unter Berücksichtigung kardiovaskulä- rer und respiratorischer Erkrankungen sowie Diabetes, Raucherstatus, Alter, Geschlecht und des Deprivations - index (sozioökonomischer Status) als Kovariaten.

Ergebnisse

Insgesamt erhielten 1857 Patienten ICS + LABA + Tio, und 996 wurden mit ICS + LABA behandelt. Der durchschnitt - liche Untersuchungszeitraum betrug 4,65 Jahre. Die adjustierte HR für die Gesamtsterblichkeit betrug bei der Drei- fachkombination 0,65 (95%-Konfidenz- intervall [KI] 0,57–0,75; p < 0,001). Es wurde somit eine Reduzierung der Mortalität um 35 Prozent im Vergleich zu ICS + LABA erreicht. In Subgrup- penanalysen zur Mortalität ermittelten die Forscher für die Dreifachtherapie eine HR von 0,70 (95%-KI 0,57–0,84) bezüglich der Mortalität aufgrund einer respiratorischen Erkrankung sowie eine HR von 0,49 (95%-KI 0,33–0,73) bezüglich der Mortalität aufgrund einer kardiovaskulären Er- krankung im Vergleich zu ICS + LABA.

Die adjustierte HR für Krankenhaus- einweisungen lag bei 0,85 (95%-KI 0,73–0,99; p = 0,04), und die adjus- tierte HR für die Notfallanwendung von Kortikosteroiden betrug 0,71 (95%-KI 0,63–0,80; p < 0,001).

Diskussion

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Zugabe von Tiotropium zu ICS und LABA mit einem zusätzlichen Nutzen im Hinblick auf die Gesamtsterblich- keit sowie auf Krankenhauseinweisun- gen und die Notfallanwendung von Kortikosteroiden verbunden ist. Die Ergebnisse unterstützen somit die häu- fige Anwendung dieser Dreifachkom- bination im klinischen Alltag.

Die Autoren betrachten das retrospek- tive Beobachtungsdesign als Limitie- rung ihrer Studie und raten dazu, die Resultate vorsichtig zu interpretieren.

Sie erachten ihre Ergebnisse dennoch als diskussionswürdig, weil sie die Out- comes im realen Alltag über einen lan- gen Beobachtungszeitraum widerspie- geln, und halten sie für ebenso valide

Tiotropiumzusatz

verbessert Outcome bei COPD

Retrospektive Kohortenstudie aus Grossbritannien

Merksätze

❖Mit der Zugabe von Tiotropium zu inhalativen Kortikosteroiden plus lang wirksamen Beta agonisten kann bei COPD-Patienten die Gesamtmortalität reduziert werden.

❖Mit der Dreifachtherapie können zudem die Anzahl der respiratorisch bedingten Kranken- hauseinweisungen und die Anzahl der not - fallbedingten Kortikosteroidanwendungen gesenkt werden.

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wie die Ergebnisse randomisierter Stu- dien, in denen die Patientencompliance künstlich forciert wird und zudem rigide Ein- und Ausschlusskriterien über die Studienteilnahme entscheiden.

Nach Ansicht der Forscher gibt es meh- rere potenzielle Gründe für die posi - tiven Auswirkungen der Zugabe von Tiotropium. Zum einen könnte von Nutzen sein, dass Tiotropium über einen anderen Wirkmechanismus als LABA zu einer weiteren Bronchodila-

tation beiträgt. Ausserdem könnte die Zugabe von Tiotropium teilweise eine Herunterregulierung des Beta-2- Adrenorezeptors in Verbindung mit der Langzeitanwendung der LABA verhindern.

Als Stärke ihrer Untersuchung werten die Autoren, dass die Diagnose aller COPD-Patienten in der TARDIS- Datenbank von Ärzten aus der Primär- und Sekundärversorgung entsprechend den GOLD-Richtlinien vorgenommen

wurde und die Studie die klinischen Ergebnisse in der realen Bevölkerung

widerspiegelt. ❖

Petra Stölting

Short Philip M, Williamson Peter A et al.: The impact of tiotropium on mortality and exacerbations when added to inhaled corticosteroids and long acting beta-agonist therapy in COPD, CHEST 2012; 141(1): 81–86.

Interessenlage: Die Studie wurde von der Universität Dundee unterstützt. Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.

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ARS MEDICI 11 2012

STUDIE REFERIERT

Tabelle:

Medikamentöse Therapie bei stabiler COPD

(nach den GOLD-Empfehlungen Januar 2011)

Patientencharakteristika Erste Wahl Zweite Wahl Alternative

tiefes Risiko, weniger Symptome, kurz wirksames lang wirksames Theophyllin Spirometrieklassifikation GOLD 1–2, Antimuskarinikum (SAMA) Antimuskarinikum (LAMA)

≤1 Exazerbation/Jahr oder oder

kurz wirksamer lang wirksamer Betaagonist (SABA) Betaagonist (LABA)

tiefes Risiko, mehr Symptome, LAMA LAMA plus LABA SABA und/oder SAMA

Spirometrieklassifikation GOLD 1–2, oder Anticholinergikum plus

≤1 Exazerbation/Jahr LABA lang wirksamer

Betaagonist (LABA)

hohes Risiko, weniger Symptome, inhalatives Kortikosteroid LAMA und LABA Phosphodiesterase-4- Spirometrieklassifikation GOLD 3–4, (ICS) + LABA oder LAMA (PDE-4-)Hemmer

≥2 Exazerbationen/Jahr SABA und/oder SAMA

Theophyllin hohes Risiko, mehr Symptome, ICS + LABA oder LAMA ICS + LAMA Carbocystein

Spirometrieklassifikation GOLD 3–4, oder SABA und/oder SAMA

≥2 Exazerbationen/Jahr ICS + LABA und LAMA Theophyllin

oder

ICS + LABA und PDE-4-Hemmer oder

LAMA und LABA oder

LAMA + PDE4-Hemmer

Referenzen

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