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Tools zur arbeitswirtschaftliche Ist- und Soll- Analyse in Milchviehbetrie-ben

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17. Jahrestagung, 18.– 20. Oktober 2016, LLA Triesdorf

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Tools zur arbeitswirtschaftliche Ist- und Soll- Analyse in Milchviehbetrie- ben

Juliana Mačuhová & Bernhard Haidn

Institut für Landtechnik und Tierhaltung, Prof.-Düerrwaechter-Platz 2, 85886 Poing

Die Milchviehhaltung gehört zu den arbeitsintensivsten Betriebszweigen in der Landwirt- schaft, wobei die Personalkosten einen der höchsten Kostenposten darstellen. Wie die Be- triebszweigabrechnungen der bayerischen Milchviehbetriebe der letzten Jahre zeigen, wurde ein wesentlicher Anteil der Produktionskosten mit bis zu 27 % durch die Arbeitserledigungs- kosten für Personal bestimmt. Sie können zusammen mit den Kosten für Technik sogar bis zu 40 % betragen (DORFNER &HOFFMAN, 2009-2014).

Arbeitswirtschaftliche Ist-Analyse

Es gibt mehrere Methoden zur Arbeitszeitermittlung in Betrieben, die sich stark in der Genau- igkeit und dem Zeitaufwand für die Erfassung unterscheiden.

Vorwiegend wird die Ermittlung des Arbeitszeitaufwands in den landwirtschaftlichen Betrie- ben über eine Schätzung (eine der sogenannten finalen Methoden) durchgeführt. Die Aussa- gekraft der Daten, die mit dieser Methode ermittelt werden, ist jedoch stärker als bei anderen Methoden begrenzt (AUERNHAMMER, 1986). Deshalb wird die Qualität der Schätzung häufig in Frage gestellt. Zusätzlich tun sich Landwirte häufig schwer ihren Arbeitsaufwand korrekt zu schätzen und dies nicht nur für einzelne Arbeitsvorgänge der Innenwirtschaft sondern be- reits für die Innenwirtschaft insgesamt (HAIDN & MAČUHOVÁ, 2009; MAČUHOVÁ ET AL., 2011).

Zu den genaueren finalen Methoden zur Ermittlung des Arbeitszeitaufwands auf den Betrie- ben gehört die Erfassung der Arbeitszeiten über Arbeitstagebücher. Diese können die Land- wirte noch ohne allzu hohen Aufwand auch für einzelne Arbeitsvorgänge sowie -teilvorgänge durchführen. Wenn dabei aber wirklich aussagekräftige Daten erfasst werden sollen, müssen sie über einen längeren Zeitraum und häufig über mehrere Perioden geführt werden. Hierfür fehlt dann doch oftmals die notwendige Motivation bei den Landwirten.

Darum wird die Notwendigkeit gesehen, den Landwirten bei den arbeitswirtschaftlichen Ana- lysen eine Unterstützung anzubieten. Dafür wurden Hilfsmittel entwickelt, die sie bei der Durchführung der arbeitswirtschaftlichen Analyse unterstützen und dabei belastbare arbeits- wirtschaftliche Daten liefern.

Neben den Arbeitszeiten sollten jedoch immer auch die Rahmenbedingungen auf den Betrie- ben ermittelt werden. Diese sind nicht nur zur Durchführung horizontaler Vergleiche (mit anderen Betrieben oder Erfahrungswerten) erforderlich, sondern dienen auch zur Überprüfung der ermittelten Daten.

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17. Jahrestagung, 18.– 20. Oktober 2016, LLA Triesdorf

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Arbeitszeitermittlung über Schätzung

Um für die Landwirte ein tatsächlich praxisanwendbares Hilfsmittel (eine Anwendung) zur arbeitswirtschaftlichen Ist-Analyse ihres Betriebes zu entwickeln, wurden in unseren Untersu- chungen verschiedene Ansätze der Datenermittlung bei der Schätzung überprüft. Es hat sich herausgestellt, dass nur eine Kombination mehrerer Arbeitszeitschätzwerte, ermitteltet über unterschiedliche Ansätze zu belastbaren Daten führt.

Die Anwendung wurde vorerst als Excel-Version erstellt. Bei der Ermittlung des Arbeitszeit- aufwands für einen Betrieb wird zum einen auf die Schätzung des Jahresarbeitszeitaufwands je Arbeitskraft insgesamt und einzelne landwirtschaftliche Bereiche (Abb. 1) aufgebaut. Zum andern kann bei der Ermittlung des Arbeitszeitaufwands für einzelne Arbeitsvorgänge auch der Tagesarbeitszeitaufwand in Summe aller Arbeitskräfte geschätzt werden oder auf dem Niveau einzelner Arbeitsteilvorgänge (über deren Häufigkeiten, deren Arbeitszeitaufwand und der Anzahl der beteiligten Personen) erfolgen. Bei unseren Untersuchungen haben alle Landwirte die letztgenannte Möglichkeit der Ermittlung des Arbeitszeitaufwands für einzelne Arbeitsvorgänge (d. h. beim Melken z. B. über Arbeitszeitermittlung für Kühe holen, Vorar- beiten, Melken, Nacharbeiten, Melkstandreinigen, usw. (Abb. 2)) als sehr hilfreich gefunden.

Abb. 1: Schätzung des Arbeitszeitaufwands für den Betrieb insgesamt sowie einzelne landwirtschaftliche Bereiche (Auszug aus dem Schätztool).

Abb. 2: Schätzung des Arbeitszeitaufwands für einzelne Arbeitsvorgänge auf dem Ni- veau einzelner Arbeitsteilvorgänge (Auszug aus dem Schätztool).

Arbeitszeitermittlung über Arbeitstagebücher

Zusätzlich zur Schätzung des Arbeitszeitaufwands wurde eine Excel-Anwendung entwickelt, die eine Ermittlung der Arbeitszeiten mittels Arbeitstagebüchern ermöglicht. Das Arbeitsta- gebüchertool ist mit der Schätzung kombinierbar um damit aussagekräftigere Daten zu erhal- ten, auch wenn die Aufzeichnungen nur während einer kürzeren Periode erfolgt sein sollten.

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17. Jahrestagung, 18.– 20. Oktober 2016, LLA Triesdorf

3 | S e i t e Arbeitswirtschaftliche Soll-Analyse

Für einen Vergleich unterschiedlicher Verfahren sowie zur Abschätzung des Arbeitszeitbe- darfs bei Neu- bzw. Umbau in Milchviehbetrieben bzw. Anschaffung einer neuen Technik können arbeitswirtschaftliche Soll-Analysen mit Hilfe von Kalkulationsmodellen, bei denen gleiche Rahmenbedingungen unterstellt werden können, weiter helfen.

Raumprogramm

Ein wichtiger Teil der Kalkulationsmodelle ist das Raumprogramm. Damit wird nach Angabe bestimmter Einflussgrößen (wie z. B. Herdengröße, Dauer der Trockensteherzeit, Remontie- rungsrate, minimalle Anzahl der Tiere zur Gruppenbildung wie Transit und Frühlaktierende Kühe, Anzahl Tiere in einzelnen Stallbereichen (z. B. bei Kühen in Abkalbebucht, Trocken- steherbereich, Bereich für laktierende Kühe) und folgend deren Abmessungen, die wiederum als Hilfsvariablen zur Berechnung der Einflussgrößen (wie z. B. Strecken, Mengen, Häufig- keiten) für die Funktionen notwendig sind.

Abb. 3: Beispielrechnung zur Ermittlung der Anzahl der Kühe in einzelnen Bereichen (Auszug aus dem Raumprogramm).

Ermittlung des Arbeitszeitbedarfs über Kalkulationsmodelle

Zu den arbeitswirtschaftlichen Methoden (sogenannte kausale Methoden), die die Ermittlung des Arbeitszeitbedarfs ermöglichen, gehört die Arbeitszeitmessung (mittels Stoppuhr bzw.

speziellen Zeitmessungsgeräten), die auf dem Niveau einzelner Arbeitselemente verbunden mit der Erfassung der Einflussgrößen durchgeführt wird. Dadurch können Planzeiten ermittelt werden, die eine Datengrundlage für Kalkulationsmodelle bilden. In Kalkulationsmodellen werden dann Formeln zur Berechnungen des Arbeitszeitbedarfs für einzelne Elemente (über Planzeiten und deren Einflussgrößen) und folgend für einzelne Arbeitsteilverfahren bis Ar- beitsverfahren insgesamt erstellt. In Kalkulationsmodellen werden zahlreiche Einflussgrößen

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17. Jahrestagung, 18.– 20. Oktober 2016, LLA Triesdorf

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berücksichtigt und damit kann die Ermittlung des Arbeitszeitbedarfs für betriebs- und/oder verfahrensspezifische Bedingungen durchgeführt werden.

Die Zeitmessungen und die Erstellung der Kalkulationsmodelle sind jedoch sehr zeitaufwen- dig. An unserem Institut liegen Kalkulationsmodelle für ausgewählte Verfahren in den Berei- chen Melken, Einstreuen/Entmisten und Füttern vor. In Abb. 4 sind Beispielsrechnungen zur Ermittlung des Arbeitszeitbedarfs im steilen Fischgrätenmelkstand in Abhängigkeit von Milchleistung, durchschnittlichem Milchfluss der Herde und Anzahl der Melkzeuge darge- stellt.

Abb. 4: Beispielrechnung mittels erstellten Kalkulationsmodellen zur Ermittlung des Arbeitszeitbedarfs für Melken in steilem Fischgrätenmelkstand in Abhängig- keit von Milchleistung, durchschnittlichem Milchfluss der Herde und Anzahl der Melkzeuge.

Mit dem Schätztool, dem Arbeitstagebüchertool und den erstellten Kalkulationsmodellen wurden praxisrelevante Tools erstellt, die die Landwirte bei den arbeitswirtschaftlichen Ent- scheidungen zur Optimierung der betrieblichen Verfahren unterstützen können.

Literatur

Auernhammer, H. (1986). Landwirtschaftliche Arbeitslehre. Manuskriptdruck der Vorlesung, Weihenstephan, 266 S.

Dorfner, G. und Hofmann, G. (2009-2014). Milchreporte Bayern. Ergebnisse der Betriebszweigabrechnung Milchproduktion. LfL-Informationen, LfL (Hrsg.), http://www.lfl.bayern.de/iba/tier/020223/ (online verfügbar 20.11. 2014).

Haidn, B. und Mačuhová, J. (2009). Arbeitsorganisation in bayerischen Milchviehbetrieben – Analyse und Ent- wicklung. In: Wendl, G. (Hrsg.), Strategien für zukunftsorientierte Milchviehbetriebe in Bayern, Land- technisch-bauliche Jahrestagung, 25.11.2009 Triesdorf, Schriftreihe 14, 40-53.

Mačuhová, J., Heinrich, A. und Haidn, B. (2011). Arbeitsanalysen durch Betriebsbefragungen und Arbeitstage- bücher in bayerischen Milchviehbetrieben. In: Bernhardt, H. und Höldrich, A. (Hrsg.), 17. Arbeitswis- senschaftliches Kolloquium, 14.-15. 03. 2011, Freising-Weihenstephan, 111-120.

Milchleistung pro Kuh und Jahr (kg)

6000 6500 7000 7500 8000 8500 9000 9500 10000

Arbeitszeitbedarf pro Kuh und Jahr (AKh)

17 18 19 20 21 22 23 24 25 26

Durchschnittlicher Milchfluss der Herde (kg/min):

Anzahl Melkzeuge:

1,75 2 2,25

2x5 2x6 2x7 2x8 FGM-steil

Abbildung

Abb. 2:  Schätzung des Arbeitszeitaufwands für einzelne Arbeitsvorgänge auf dem Ni- Ni-veau einzelner Arbeitsteilvorgänge (Auszug aus dem Schätztool)
Abb. 3:  Beispielrechnung zur Ermittlung der Anzahl der Kühe in einzelnen Bereichen  (Auszug aus dem Raumprogramm)
Abb. 4:  Beispielrechnung mittels erstellten Kalkulationsmodellen zur Ermittlung des  Arbeitszeitbedarfs für Melken in steilem Fischgrätenmelkstand in  Abhängig-keit von Milchleistung, durchschnittlichem Milchfluss der Herde und Anzahl  der Melkzeuge

Referenzen

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